Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
Schritt und ausgestreckter Arm doch ähnlich und<br />
der ganzen Menschheit bekannt sind.<br />
Die Art der Abweichung bestimmt die Empfindung.<br />
Die zu hohe Stufe wirkt herausfordernd, die zu niedrige Tür<br />
demütigend usw., wie es eben in die kulturelle Erwartung<br />
passt. Die Distanzforschung von E. T. Hall (Proxemics)<br />
hat in den 50er Jahren versucht, zulässige Abstände,<br />
d. h. Enge- und Weitegefühle in architektonischen Räumen<br />
als Kriterien sozialer und kultureller Besonderheit<br />
zu beschreiben. Gestalterische Fehler und Konsequenzen<br />
sind dabei deutlich geworden. Ein Designer muss<br />
zum Beispiel darauf eingehen, wenn arabische Männer<br />
untereinander größere Körpernähe pflegen als Amerikaner,<br />
wenn Europäer geschlossene Arbeitsräume wünschen,<br />
aber nicht offene, wenn Japaner sich gerne traditionell<br />
auf dem Boden im Raum niederlassen, Europäer sich<br />
dagegen auf Stühlen vor Wänden wohlfühlen usw. usw.<br />
Verständige Architektur kann „richtige” Dosierung<br />
von Enge und Weite , Behaglichkeit, Intimität, aber auch<br />
Ehrfurcht und Schauder verbreiten. In extremen Fällen<br />
gehört das Gefühl von unzumutbarer Pressung oder<br />
Weitung zu den Krankheitsursachen gestörter Menschen,<br />
Phobien sind möglicherweise Architekturkrankheiten<br />
wie die Praxis der Psychopathologen zeigt, zum Beispiel<br />
Klaustrophobie, die Angst vor der Enge, oder Agoraphobie,<br />
die Angst vor der Weite.<br />
48