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die gestischen wirkungen der architektur<br />
Wahrnehmungshaltungen und Körpervorgänge auslöst.<br />
Der Raumeindruck reagiert auf das vitale Körperschema<br />
und das Körperschema auf den Raumeindruck.<br />
Gewiss, Enge und Weite gebauter Räume gehen auf<br />
verschiedenartige Entwurfsinteressen zurück, pragmatische<br />
und funktionale, ideenhafte, ästhetische und viele mehr,<br />
immer ist der Raumeindruck aber auch von Prägungen<br />
und Erfahrungen des Leibes abhängig.<br />
Die japanische Sprache enthält, wie Shutaro-Mukai berichtet,<br />
einen wertvollen Hinweis in ihrem Ausdruck für Geste,<br />
der „mifuri” heißt, das aus den Wortelementen „mi”<br />
(Körper) und „furi” (Schwingen, Schwenken, Schütteln”)<br />
zusammengesetzt ist. Körpergesten, das sagt diese<br />
sprachliche Form, sind im Grunde Schaukelbewegungen,<br />
sie tragen den Ausgleich der Gefühle von Pressung<br />
und Dehnung in sich. Besonders sind es natürlich<br />
die Rhythmusbewegungen, die zum Beispiel bei den<br />
Kinderspielen den Wechsel von Binden und Lösen,<br />
Anspannung und Befreiung zeigen. Alle Organfunktionen<br />
sind bekanntlich an Handlungsschübe gebunden, die<br />
rhythmisch aufeinander folgen; das Atmen, der Bluttransport,<br />
Schlafen und Wachen usw. Peristaltische Engungen und<br />
Dehnungen scheinen das motorische Strukturprinzip des<br />
Organismus zu sein. Besonders bei den Körperöffnungen<br />
After, Scheide, Penis, Mund, Nase, Ohren und Augen wird<br />
die Anstrengung der Organe als eine Folge von Pressung<br />
und Weitung erlebt. Beim Anblick der Dehnungen und<br />
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