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die gestischen wirkungen der architektur<br />
Der Innenraum als Hülle ist also keinesfalls eine<br />
physikalische Hülle, ein Sack, der Dinge zusammenhält<br />
und mit Kubikmetern gemessen werden könnte.<br />
Er ist vielmehr die potentielle Sphäre um mein Ich,<br />
die Bühne, die die Architektur dem Leib bereitet,<br />
nicht ein materielles, sondern ein szenisches Angebot,<br />
das begrenzt ist. Es gibt ein vitales Interesse des Leibes<br />
an der Hülle, an der Haut, am Schutz seiner Sphäre.<br />
Es gibt aber auch das ebenso starke Interesse des Leibes,<br />
sich auszuweiten: sich in das Fremde hinein zu dehnen,<br />
die Hülle zu durchstoßen. Er versucht, die Orte seines<br />
Interesses um das Ich herum zu verteilen und zu verknüpfen.<br />
Der Leib ist der Bewohner und Beherrscher seines<br />
Innenraumes, aber er verlässt seinen Standort und projiziert<br />
seine Wünsche in ein Nebeneinander, er bricht aus seiner<br />
Hülle und seinen Grenzen aus, nimmt listig allerlei Chancen<br />
wahr, die Sphäre seiner Organe zu öffnen. Wie etwa<br />
der erotisierte Leib mit Abwendung und Hinwendung,<br />
mit Sich-Öffnen und Sich-Schließen spielt, so geht auch<br />
die Architektur mit ihren Möglichkeiten um, Häute<br />
um ein Innen herum zu bilden und wieder zu öffnen.<br />
Keine der gebauten Hüllen ist ohne Aufbrüche und<br />
Öffnungen, Fenster und Türen, Anlässe und Durchblicke<br />
in die Weite. Das Repertoire der Übergänge und der<br />
Öffnungen ist ebenso alt wie das der zuverlässigen Grenzen.<br />
Es ist sogar differenzierter im Detail. Das Sphärische,<br />
der Innenraum als Kapsel, wird zunächst durch Boden,<br />
Außenwand und Decke gesetzt. Dabei wird Enge und<br />
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