Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
die gestischen wirkungen der architektur<br />
Wir ziehen einen besonderen Sitzplatz vor, wir scheuen<br />
einen Tür-Durchgang, werden von einem Garten verzaubert<br />
usw., die angebotene Szene erweist sich als brauchbar,<br />
willkommen oder bedrohlich. Aktionen des Leibes lösen<br />
Affekte und Bewegungen aus. Die gestaltete Atmosphäre –<br />
also die Eigenart des Ortes ist immer de facto durch<br />
vielschichtige Angebote von Reizen, Echos, Gerüchen,<br />
Tiefenwirkungen, praktischen Angeboten usw. bestimmt.<br />
Die Reaktion unseres Leibes stellt sich traumwandlerisch<br />
von einem Augenblick zum anderen neu ein.<br />
Dieses „intelligente” Verhalten des Leibes beim Gehen,<br />
Laufen, Sich-Wenden usw. ist umso erstaunlicher,<br />
als es nicht nur in vertrauten Räumen funktioniert,<br />
sondern auch in neuen, unbekannten. Offenbar ist uns<br />
dabei ein trainiertes sinnliches System behilflich, das<br />
die Fülle der Reize synästhetisch aufnimmt und sogleich<br />
eine Ordnung konstruiert, die dem Leib sympathisch ist.<br />
Die Augen können Auskunft geben über Schwere und<br />
Gleichgewicht, die Ohren über die Entfernung von Wänden,<br />
die Füße über die horizontale Erstreckung des Bodens,<br />
die Haut über Erschütterungen usw.. Erfahrungen<br />
verschiedener Sinne werden miteinander verknüpft<br />
und stehen zur Verfügung, während das Raumerlebnis<br />
entsteht. Beim Hin- und Hergehen, Abdrehen und Kopfwenden<br />
werden spielerisch Testsituationen eingerichtet, die unsere<br />
Aufmerksamkeit ablenken oder festhalten.<br />
36