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die gestischen wirkungen der architektur<br />
Im Erlebnis ist der architektonische Raum von ganz<br />
anderer Art. Die Akropolis von Athen, das Pantheon<br />
in Rom, die Alhambra in Granada, aber auch mein Haus,<br />
der Esstisch und die Straße vor der Tür sind als<br />
architektonische Orte keineswegs mathematische Punkte<br />
in gedachten Positionen, sondern – im Gegenteil –<br />
atmosphärische Inseln, Zonen der Erlebniswelt, die auf<br />
besondere Weise materiell gestaltet wurden und mir zur<br />
Verfügung stehen. Das heißt, sie sind leibbezogen, sie sind<br />
räumliche Schauplätze vergangener und zukünftiger<br />
Handlungen. Architektonische Orte sind grundsätzlich<br />
Szenen, nicht gedachte Punkte, sondern Felder mit Spuren<br />
der möglichen Ereignisse. Und sie sind hergestellt zu<br />
diesem Zweck. Jeder architektonische Ort wird als Angebot<br />
an den Leib konzipiert. Seine Reize korrespondieren<br />
mit den Möglichkeiten des Leibes.<br />
Schon die elementare Anordnung architektonischer<br />
Gestalten, das Auf-dem-Boden-Stehen, die Rechts-links-<br />
Verteilung, die Suggestion der Durchgänge und Körpermitten,<br />
ist für die Begegnung mit dem Körper angelegt.<br />
Bei der Bewegung im Raum verhilft das motorische<br />
Körperschema unserer Vorstellung von den eigenen<br />
Bewegungsmöglichkeiten, zu einer ersten Orientierung.<br />
Das Gegenüberstehen, Drinsein, Draufstehen, Hinübergehen,<br />
Eintreten usw., eben die eigene Bewegung als<br />
Orientierungshandlung, bringt uns in die Lage des ersten<br />
„Verstehens”. Das wird durch besondere Interessen vertieft,<br />
die das Angebot der Architektur bewerten.<br />
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