Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Dokument 1.pdf (703 KB)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
die gestischen wirkungen der architektur<br />
die gesten hier! und dort!<br />
das setzen der orte.<br />
Mein Zimmer, das ist ein architektonischer, nicht ein<br />
geometrischer Ort. Ich hänge an diesem Raum, mein Selbst<br />
ist mit seiner Form und seinen Anordnungen verknüpft.<br />
Wenn ich ihn wahrnehme, ist eine Überlagerung von<br />
allerfeinsten Reizen im Spiel, die ich mit ebenso subtilen<br />
Erinnerungen und Projektionen verbinden kann.<br />
Der Ablauf der Wahrnehmung architektonischer Orte<br />
ganz allgemein ist mit Vorstellungen von Vergangenem<br />
und Zukünftigem aufgeladen, er führt uns nicht nur<br />
gebaute Dinge, sondern theaterhafte Szenerien vor Augen,<br />
Phänomene mit Raum-Zeit-Struktur.<br />
Der geometrische Ort wird dagegen nicht erlebt, sondern<br />
gedacht. Er ist ohne Inhalte im Sinne von Wahrnehmung,<br />
Erinnerung und Einfärbung des Gefühls. Er bezeichnet<br />
nichts als eine Position in einem gedachten Raum, dessen<br />
Struktur auf wenige räumliche Merkmale beschränkt ist.<br />
Der cartesische Raum zum Beispiel ist bestimmt durch<br />
parallele Geraden, rechte Winkel und einen gedachten<br />
O-Punkt mit drei Koordinaten. Mit einem solchen<br />
Denkwerkzeug können Flächen und Körper von Dingen<br />
in ihrer Lage zueinander präzise festgelegt werden.<br />
Bei der technischen Arbeit, auch beim Bauen, ist er<br />
als Denkinstrument unentbehrlich. Übrigens ist dieser<br />
Sachverhalt der gleiche, wenn das Ding, das räumlich<br />
fixiert und vermessen wird, der menschliche Körper ist.<br />
33