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die gestischen wirkungen der architektur<br />
Da in die sinnlichen Reize nicht nur Eigenschaften der<br />
gebauten Dinge, sondern auch die Charakteristika meiner<br />
eigenen Befindlichkeit eingehen, muss die Erlebnis-Szene<br />
atmosphärisch genannt werden. Ein architektonischer Ort<br />
wird atmosphärisch erlebt. Seine Charakteristik erscheint<br />
uns, indem unser Leib von den gebauten Dingen betroffen<br />
ist, und das heißt auch, dass unsere Betroffenheit in diesen<br />
Dingen erscheint. Gleichzeitig erscheinen das Selbst und<br />
die Dinge. Bei der Charakteristik der architektonischen<br />
Atmosphären ist es allerdings notwendig zu unterscheiden<br />
zwischen Atmosphäre als subjektivem Erlebnis und<br />
Atmosphäre als künstlerischem Produkt.<br />
Zunächst zum Atmosphärischen der subjektiven Erlebnisse.<br />
Alle Raumerlebnisse sind atmosphärisch, d. h. sie sind<br />
eingebettet in komplexe äußere und innere Umstände<br />
der Wahrnehmung. „Wahrnehmen ist im Grunde die Weise,<br />
in der man leiblich bei etwas ist, bei jemandem ist oder<br />
in Umgebungen sich befindet. Der primäre Gegenstand<br />
der Wahrnehmung sind die Atmosphären.”<br />
(Gernot Böhme, Atmosphären, S. 47)<br />
Selbst wenn wir unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />
einschränken, wenn wir eine Straßenflucht zum Beispiel<br />
ausdrücklich perspektivisch betrachten wollen, so ist das<br />
primäre Erlebnis ein atmosphärisches, das vielerlei Reize,<br />
Empfindungen und Ideen enthält. Erst mit einer besonderen<br />
Anstrengung ideirender Art wird die projektive Raumstruktur<br />
von anderen getrennt. Am Anfang des Erlebnisvorganges<br />
stand ein atmosphärischer Eindruck, d. h. ein Komplex<br />
von Empfindungen.<br />
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