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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
nennt man das wahllose, flüchtige Schalten zwischen den<br />
TV-Kanälen, in schnellen wechselnden Kontakten verlockt sich<br />
der Betrachter dabei selbst, die Berührung mit den Sachen<br />
bleibt unverfänglich, das Interesse schnappt nicht zu, die<br />
Risiken werden vielmehr durch das Tempo des Leibes dosiert.<br />
Langsame Begegnungen sind gefährlicher als schnelle,<br />
Bleiben ist, wie man weiß, schön, aber schmerzlich.<br />
Die räumlichen Strukturen der wechselnden Angebote<br />
und die Körpertechnik des Flaneurs sind präzise aufeinander<br />
bezogen. Sein Ohr wird ständig beansprucht, es ist offen<br />
für unterschwellige Überredung, deshalb wird es ständig<br />
dreist mit einer Grundstimmung versorgt, teils durch<br />
Zufallsgeräusche gegeben, teils elektronisch eingespielt.<br />
Punktuelle Höreffekte, die sich von den Grundgeräuschen<br />
abheben, sorgen für die spontanen Hinwendungen und<br />
Abwendungen der Besucher. Bilderlebnisse erfüllen<br />
oder enttäuschen dann deren Erwartung. Seltsam genug:<br />
sogar das Ausbleiben einer erwarteten Szene kann Aufmerksamkeit<br />
erzeugen und zu Erfolgen führen, nämlich zu Neugier<br />
und Körperbewegungen. Alle Sinne des Flaneurs werden<br />
affiziert, aber, visuell durch Zapping geschult, stellt er sie<br />
nur für kleine Kostproben zur Verfügung. Ein wenig Riechen,<br />
ein wenig Tasten, ein wenig Sehen muss ausreichen, um<br />
das Ambiente zu genießen. Handlungsbeteiligung, echtes<br />
Interesse am Tun, wird sorgfältig vermieden. Es würde<br />
seine genießerische Kraft vergeuden.<br />
Weil die Aufmerksamkeit nur sehr kurz festgehalten<br />
werden kann, ist das szenische Angebot in dieser Art von<br />
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