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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
das verdorbene. der ekel.<br />
Der Körper vergeht, wie man weiß. Aber bevor er kränkelt<br />
und stirbt, wenn er täglich seine Gesundheit herstellt,<br />
scheidet er Überflüssiges aus: Kot, Schleim, Urin, Schweiß,<br />
Spucke, Blut, Flüssigkeiten, die als eklig gelten und die<br />
im gesellschaftlichen Umgang tabuisiert sind.<br />
Man darf sie bei anderen weder riechen noch sehen, deshalb<br />
werden sie kunstvoll versteckt und entfernt. Spucknäpfe,<br />
Mülleimer, Toilettentöpfe, Waschschüsseln, Badewannen,<br />
Duschtassen, Pissoirs, Papierkörbe, Jauchegruben und<br />
Saunahäuser wurden erfunden, um verbrauchte Säfte<br />
zu sammeln und zu entfernen. Während die Städte des<br />
Mittelalters noch voller Spuren dieser Ausscheidungen waren,<br />
stinkend, eklig und infektiös, müssen zivilisierte Räume heute<br />
absolut frei davon sein. Spuren von Schwäche, Krankheit und<br />
Tod sind in der Öffentlichkeit peinlich. Man ist gegenüber<br />
dem Körper als natürlichem Wachstum empfindlich und<br />
skeptisch geworden. Er muss zuverlässig sein wie ein gutes<br />
Gerät. Der Tod – ein Teil des Lebens – wird abgeschafft,<br />
eigentlich eine Unmöglichkeits-Situation.<br />
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