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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />

Dagegen sind Arbeitsräume, Industriearchitektur,<br />

Straßenbau etc. funktionell stärker festgelegt. Ihre Formen<br />

sollen restlos aufgehen in ihren Zwecken.<br />

Nicht so die Wohnarchitektur und poetische Bauten, ihre<br />

Mitteilungen sind wie Gedichte, andeutend und vielschichtig.<br />

Ihr Redefluß ist unterbrochen von Ahnungen und Leerstellen.<br />

Beim Erlebnis architektonischer Räume gibt es zwei<br />

einander entgegengesetzte Bewegungstendenzen des Leibes.<br />

Einerseits sorgt die geometrische Ordnung der gebauten Dinge,<br />

ihre Achsialität und Symmetrie, die ständige Wiederholung<br />

vertikaler Kanten und rechter Winkel für das ruhige Stehen,<br />

die aufrechte Haltung des Körpers und seine Stabilität<br />

als physikalischer Ort. Andererseits stellen die ständigen<br />

Querbewegungen des Kopfes, des Körpers und seiner Glieder<br />

die statischen Strukturen infrage. Das Auf und Ab und die<br />

Schrägen verlangen jeden Augenblick nach Bewegungen und<br />

Gegenbewegungen, d. h. nach Wechsel. Es ist der Leib mit<br />

seinem Aktionismus, der bei der Aneignung des Raumes<br />

das Stutzen erzeugt.<br />

Bei der fortschreitenden Logifizierung der Architekturwahrnehmung<br />

– beginnend mit dem eher sinnlichen Vorspiel<br />

der Augen, der Haut, der Ohren usw. und endend mit der<br />

Symbolerkenntnis und der Formulierung passender Begriffe –<br />

scheint es immer wieder um ein Fremdes zu gehen,<br />

das entdeckt, befragt und erobert wird. Den Schemata der<br />

Eroberung kommt die Sprache der Architektur entgegen –<br />

nicht zuletzt durch die Unfaßbarkeit ihrer geometrischen<br />

Struktur. So nahe dem Körper auch das Organische liegt,<br />

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