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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
kamen hinzu, die man aufsetzen und anziehen konnte,<br />
um Sehraum und Hörraum zu verbessern. Inzwischen gibt es<br />
– im Zeitalter der Mikroelektronik – eine Fülle von Angeboten,<br />
Sinnesorgane durch Implantate zu schärfen, zu korrigieren<br />
und zu verfeinern. Technische Adapter, die etwa in die Iris,<br />
die Gehörgänge oder die Haut eingebaut werden, erlauben<br />
potenziertes Wahrnehmen und damit ein empfindlicheres,<br />
aktiveres Leben, allzu oft allerdings ohne Rücksicht auf<br />
die persönlichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen<br />
dieser Manipulation. Das Ideal des makellosen Körpers<br />
wird mit dem potenzierter Organe verbunden.<br />
Auch die Entwicklung von menschengestaltigen Robotern<br />
führt Werkzeugtechnik als erweiterte Dimension des Leibes<br />
vor, allerdings als karikaturales Zitat. Es gibt inzwischen<br />
ein unendliches Handlungsfeld jenseits der natürlichen<br />
Leistungsfähigkeit, das besonders von den Medien und der<br />
Hersteller-Industrie als Wunschgelände beschworen wird.<br />
Seine Beherrschung, Ordnung und Erzeugung wird durch<br />
die Forderung nach der technischen Weiterentwicklung<br />
der Organe motiviert. So herrscht der erweiterte Leib nicht<br />
nur durch die Vermehrung und Verbesserung der materiellen<br />
Prothesen, sondern auch durch raffinierte Techniken der<br />
Einfühlung in die Wirkung elektronischer Geräte.<br />
Postmoderne Rituale der Körpertransformation,<br />
beginnend mit asiatischen Diät-Techniken, Tattoos, künstlichen<br />
Gravuren der Haut, Piercing und Branding, haben, ein wenig<br />
abgehoben vom Alltag, zu schmerzlichen und masochistischen<br />
Gestaltungen des Körpers geführt, dessen Künstlichkeit<br />
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