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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
Er ist als ein Innen formuliert, selbst wenn er draußen liegt<br />
in einem Garten oder Park. Die Abgrenzung nach außen<br />
ist spürbar formuliert, gilt das Idyll doch als intim, als der Ort<br />
für die Begegnung der Seele mit sich selbst oder ihresgleichen.<br />
Als Hörraum ist er ein Ort der Stille, damit das Innere der<br />
Vorstellungswelt sich gegen die Wahrnehmung durchsetzen<br />
kann, magische Tiefe sich öffnet. Das Licht ist häufig dämmrig,<br />
die Konturen verschwimmen, das Nebeneinander und<br />
Hintereinander der Dinge verliert an Prägnanz, es soll<br />
seine bekannte, rationale Ordnung aufgeben, damit auch<br />
die Noch-nicht-Dinge, nämlich träumerische Vorstellungen<br />
sich entwickeln. In ein Idyll versenkt man sich poetisierend<br />
und meditativ. Die Szene ist physisch eher still und unbewegt,<br />
doch sie wird mit liebevoller Neugier als ein Feld von<br />
Anregungen verstanden, jeder Zug scheint geheimnisvoll<br />
belebt durch die Affekte des zärtlichen Körpers.<br />
Das Nach-innen-verweisen wird durch Kunstgriffe erreicht,<br />
die in den architektonischen Raum Naturphänomene<br />
und auch die Mittel benachbarter Künste einbeziehen.<br />
In den Speiseräumen und Musikzimmern des alten Rom<br />
zum Beispiel wurden die geträumte Ferne, das Exotische und<br />
Gedachte oft durch Mosaiken und Malereien verwirklicht<br />
und temporär durch Musik und Düfte verstärkt.<br />
Das Haus Neros in Rom muss zauberhafte Atmosphären<br />
entwickelt haben. In der italienischen Renaissance inszenierte<br />
man dieses Umkippen von Außenwelt in Innenwelt gerne<br />
durch die Gestaltung von Höhlen und Grotten, also durch<br />
die Erfindung künstlicher Natur. Die Enge des Raumgefühls<br />
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