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die gestischen wirkungen der architektur<br />
Unter den vielen Aspekten architektonischer Bedeutung<br />
gibt es einen, der allen anderen zugrunde liegt oder<br />
vorausgeht: die Wirkung architektonischer Gesten auf<br />
den Leib des Betrachters und Benutzers und umgekehrt die<br />
Prägung architektonischer Gesten durch Gefühle des Leibes.<br />
Dieser Zusammenhang soll das Thema dieses Buches sein.<br />
Er ist die Grundlage des architektonischen Ausdrucks.<br />
Alle anderen Bedeutungsqualitäten, soziale, psychologische,<br />
kulturelle und politische, sind ihm nachgeordnet, denn<br />
sie können im konkreten Fall in Architekturphänomene<br />
einbezogen sein oder auch nicht. Architekturraum-<br />
Leibraum-Zusammenhänge aber sind unausweichlich,<br />
sie sind bei jeder Begegnung mit gebauten Dingen gegeben.<br />
Zwischen den Empfindungen des Leibes und den Daten<br />
des Bauwerks gibt es ursprüngliche Übereinstimmungen<br />
in dem Sinne, dass bei jeder Begegnung erwartet wird –<br />
und zwar unabhängig von Herkommen, Bildung und<br />
Informiertheit des Betrachters – das Gebaute sei „lesbar”<br />
durch den Leib und umgekehrt, die Architekturform<br />
nehme Rücksicht auf die Eindrucksfähigkeit des Leibes.<br />
Eher noch als das Verständnis der Brauchbarkeit oder<br />
der Schönheit ist es der Eindruck bestimmter Gesten,<br />
die der Leib bei seinen Raumerlebnissen erfährt.<br />
Es sind die Ausdrucksgesten, die er an der gebauten Form<br />
abliest und zugleich als seine eigene Empfindung identifiziert.<br />
Es ist der spontane Kontakt von Architekturgeste und<br />
Leibgefühl, der uns berührt. Die gestalteten Objekte dort<br />
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