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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
möglichen Gesten dar. So ist er keineswegs ein Gefäß, vielmehr<br />
eine Art Bewegungsfeld mit Möglichkeitseigenschaften.<br />
Das, was in meinem Leben früher geschehen ist, und auch<br />
das, was in meinem Leben später geschehen könnte,<br />
ist in seiner Gegenwart enthalten, beides präsentiert sich<br />
mit aufmunterndem Stachel in seinem aktuellen Angebot.<br />
Meine Wohnung, mein Haus: das ist die dichteste persönliche<br />
Herausforderung, die Architektur überhaupt leisten kann.<br />
Genau genommen ist es gar nicht Architektur, was mich<br />
dabei so sehr erregt und befriedigt, sondern das Konglomerat<br />
meiner eigenen Spuren darin. Ich finde, dass genau die Anteile<br />
der Dinge auf mich einwirken, die mich an frühere Sequenzen<br />
meines Lebens erinnern, aber auch die Anteile von ihnen,<br />
an die ich Absichten geknüpft habe. Der Raum zeigt sich als<br />
ein diskontinuierliches Netz von Orten, die mich in der Zeit<br />
rückwärts und vorwärts orientieren und mich anregen,<br />
mir frühere und zukünftige Handlungen vorzustellen.<br />
Mein Wohnraum ist also ganz und gar ein Vorstellungsraum<br />
und als solcher für andere Menschen nicht sichtbar.<br />
Nur die Vertrauten, Verwandte und Freunde, können darin<br />
einiges interpretieren, d.h. mit anderen Formen meines Lebens<br />
in Verbindung bringen.<br />
Wenn innerhalb der Wohnung auch differenzierte Zonen,<br />
zum Beispiel solche der Intimität, des Schutzes oder der<br />
persönlichen Erinnerung zu unterscheiden sind, das Ganze<br />
ist ein geschlossener Gefühlsgegenstand, in dem ich mich<br />
abhebe vom Rest der Welt und der mich schwebend „bei mir”<br />
sein lässt. Träumerisch bewege ich mich zwischen Inseln<br />
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