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phänomenologische skizzen: leib und architektur<br />
durch die Informatik geschaffenen Disponibilität des postmodernen<br />
Körpers, der vollständig den weichen Technologien<br />
der sensoriellen Expansion und der molekularen Steuerung<br />
unterliegt.” (Jean Baudrillard, Vom Zeremoniellen zum<br />
geklonten Körper). Die Mediengesellschaft sorgt dafür,<br />
dass die Stimme für das Handy, die Figur für eine Fotodokumentation<br />
und die Gestik filmgeeignet sind.<br />
Der Anspruch der Moderatoren schlägt auf Millionen<br />
Zuschauer durch. Architektonische Räume versuchen, die<br />
gewünschten Effekte zu präsentieren, und der kontrollierte<br />
Leib wird – wie es inzwischen jeder Mensch erdulden muss –<br />
von einer mächtigen Kulturindustrie sowohl in seinen<br />
Erholungs- wie in seinen Arbeitsphasen auf bestimmte<br />
Vorlieben eingerichtet. Der Körper und sein Umraum werden<br />
in diese Sehnsucht hineingezogen und zu Anschaffungen<br />
getrieben, die der oekonomische Motor der kulturellen<br />
Entwicklung sind. Der Körper soll wie die architektonischen<br />
Objekte für bestimmte gesellschaftliche Gruppen akzeptabel<br />
bzw. gut verkäuflich sein. In dem Sinne ist er ein gestaltetes<br />
Objekt wie alle anderen Design-Objekte. Und er ist mit seiner<br />
Lust und Qual der Öffentlichkeit verfügbar, wie man das 2002<br />
entsetzlich verfolgen konnte beim Verglühen des Gesichts<br />
der Hildegard Knef nach soviel Lebensjahren und Operationen.<br />
Wie es ein Angebot männlicher und weiblicher Körpertypen<br />
als Wunschprodukte gibt, so propagieren Industrie<br />
und Werbemedien gleichermaßen Raum- und Möbeltypen<br />
als Wunschprodukte. Wie die Körper als rationale Konstrukte<br />
veröden können, so auch die dazu passende Architektur.<br />
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