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Die Bedeutung der intrinsischen Arbeitsmotivation ... - Org-Portal.org

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<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong><br />

<strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine erfolgsversprechende<br />

Personalerhaltung<br />

bei High Potentials<br />

Proseminararbeit eingereicht <strong>der</strong><br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

<strong>der</strong> Universität Bern<br />

Betreuende Assistentin: Joanna Harasymowicz-Birnbach, Magister-Ing.<br />

Institut für <strong>Org</strong>anisation und Personal<br />

Engehaldenstrasse 4<br />

CH-3012 Bern<br />

Direktor: Prof. Dr. Norbert Thom<br />

von:<br />

Sarah Müller<br />

aus Obersiggenthal (AG)<br />

Matr.-Nr: 02-129-591<br />

Kunoweg 3<br />

3047 Bremgarten bei Bern<br />

Bern, 29. April 2004


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis .....................................................................................................1<br />

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................2<br />

Tabellenverzeichnis ..................................................................................................2<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................3<br />

1. Einleitung............................................................................................................4<br />

1.1. Problemstellung und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes ..4<br />

1.2. Stand <strong>der</strong> Forschung ..................................................................................5<br />

1.3. Zielsetzung und Methode <strong>der</strong> Arbeit .........................................................7<br />

1.4. Aufbau <strong>der</strong> Arbeit........................................................................................7<br />

2. Begriffe................................................................................................................8<br />

2.1. Personalerhaltung.......................................................................................8<br />

2.2. Motivation/Motiv..........................................................................................9<br />

2.2.1. Extrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> .............................................................10<br />

2.2.2. Intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> ..............................................................11<br />

2.2.3. Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg ..................................................12<br />

2.3. High Potentials..........................................................................................13<br />

3. <strong>Bedeutung</strong> und För<strong>der</strong>ungsmassnahmen von intrinsischer<br />

<strong>Arbeitsmotivation</strong> bei High Potentials – Analyse einer Fallstudie...............14<br />

3.1. Kosten-Nutzen-Überlegungen..................................................................14<br />

3.2. Forschungsprojekt „Personalerhaltung – Ein Element des<br />

nachhaltigen Personalmanagements“ ....................................................15<br />

3.2.1. <strong>Die</strong> Fallstudie .......................................................................................15<br />

3.2.2. Anreizmanagement für High Potentials................................................15<br />

Sarah Müller Seite 1


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

3.3. Job Sculpting: Eine För<strong>der</strong>ungsmassnahme für die<br />

<strong>Arbeitsmotivation</strong> von High Potentials ...................................................19<br />

3.4. Schwierigkeit bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung: Der Verdrängungseffekt ..................20<br />

4. Schlussfolgerungen.........................................................................................22<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................24<br />

Selbständigkeitserklärung......................................................................................27<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Funktionen des Personalmanagements im Überblick.............................8<br />

Abbildung 2: Elemente eines umfassenden Anreizsystems ......................................10<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Charakteristika <strong>der</strong> Aufgabe für High Potentials .......................................17<br />

Tabelle 2: Wichtigkeit <strong>der</strong> Faktoren bei <strong>der</strong> Wahl einer Arbeitsstelle.........................18<br />

Sarah Müller Seite 2


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

AG .............................. Aargau<br />

bspw. .......................... beispielsweise<br />

BWL ........................... Betriebswirtschaftslehre<br />

bzw. ............................ beziehungsweise<br />

CH .............................. Confoe<strong>der</strong>atio Helvetica<br />

d. h. ............................ das heisst<br />

Dr. .............................. Doktor<br />

et al. ........................... et alii<br />

etc. ............................. et cetera<br />

f. ................................. folgende<br />

Hrsg. ........................... Herausgeber<br />

hrsg. v. ....................... herausgegeben von<br />

i. d. R. ......................... in <strong>der</strong> Regel<br />

IOP ............................. Institut für <strong>Org</strong>anisation und Personal<br />

Jg. .............................. Jahrgang<br />

Magister-Ing. .............. Magister-Ingenieurin<br />

Matr.-Nr. ..................... Matrikelnummer<br />

MW ............................. Mittelwert<br />

Nr. .............................. Nummer<br />

o. J. ............................ ohne Jahr<br />

o. S. ............................ ohne Seite<br />

Prof. ............................ Professor<br />

S. ................................ Seite<br />

Unt. ............................. Unternehmen<br />

usw. ............................ und so weiter<br />

u. U. ............................ unter Umständen<br />

v. a. ............................ vor allem<br />

vgl. .............................. vergleiche<br />

z. B. ............................ zum Beispiel<br />

zit. ............................... zitiert<br />

Sarah Müller Seite 3


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

1. Einleitung<br />

1.1. Problemstellung und Abgrenzung des<br />

Untersuchungsgegenstandes<br />

Lange Zeit galt <strong>der</strong> homo oeconomicus, <strong>der</strong> egoistische Nutzenmaximierer, dessen<br />

einzige <strong>Arbeitsmotivation</strong> das Geld ist, als das Axiom <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />

(Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Ansatz des Scientific Managements nach Taylor von 1911).<br />

<strong>Die</strong> Richtigkeit dieses Grundsatzes wurde v. a. von den Verhaltenswissenschaften<br />

kritisiert und hinterfragt (vgl. Eckardstein/Schnellinger 1973: 64). Heute gilt es in <strong>der</strong><br />

Fachliteratur als unbestritten, dass neben einer extrinsischen <strong>Arbeitsmotivation</strong>, welche<br />

materielle, immaterielle und soziale Komponente beinhaltet, eine intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong><br />

existiert, die zur Befriedigung von Motiven dient, welche die Freude<br />

an <strong>der</strong> Tätigkeit selbst tangieren (vgl. Hentze 1995: 32).<br />

Motivation, ob intrinsische o<strong>der</strong> extrinsische, ruft die Bereitschaft zur Leistung hervor<br />

und ist so eine <strong>der</strong> bedeutendsten Variablen im Leistungserstellungsprozess. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />

haben heute erkannt, dass dem Mitarbeiter mit seiner individuellen Motivation<br />

eine wichtige Rolle zukommt. Ein Unternehmen kann nicht erfolgreich und effizient<br />

Leistungen erbringen, wenn Arbeitskräfte nicht engagiert sind und keine Loyalität<br />

gegenüber dem Betrieb besitzen, d. h. bei <strong>der</strong> erstbesten Gelegenheit ihre Stelle<br />

kündigen. <strong>Die</strong> grundsätzliche Lebenseinstellung eines Mitarbeiters zu än<strong>der</strong>n ist jedoch<br />

sehr schwierig und darf auch nicht das Ziel eines Unternehmens sein. Heute ist<br />

aber bekannt, dass die Freude an <strong>der</strong> Arbeit mittels Anreizen von Seiten des Arbeitgebers<br />

geför<strong>der</strong>t werden kann. Je<strong>der</strong> Mensch setzt den Schwerpunkt zwischen Arbeit<br />

und Freizeit o<strong>der</strong> Interesse an <strong>der</strong> Aufgabe und Geld an<strong>der</strong>s. Das Ziel eines umfassenden<br />

Anreizsystems muss es deshalb heute sein, sowohl die extrinsische, als<br />

auch die intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> gezielt zu för<strong>der</strong>n und miteinan<strong>der</strong> in Einklang<br />

zu bringen, sowie auf die strategischen Unternehmungsziele ausgerichtet zu sein<br />

(vgl. z. B. Drumm 1995, Rosenstiel 2003 o<strong>der</strong> Hentze 1995).<br />

Sarah Müller Seite 4


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

<strong>Die</strong> Mitarbeitermotivation zu erhöhen kann Unternehmen vor erhebliche Schwierigkeiten<br />

stellen, da intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> schwierig steuer- und erfassbar ist.<br />

Umso bedeuten<strong>der</strong> sind deshalb (präventive) Massnahmen und Anstrengungen des<br />

Arbeitgebers, welche motivierende Arbeitsinhalte und -bedingungen für den einzelnen<br />

Mitarbeiter bestmöglich garantieren. Innere Kündigung, <strong>Die</strong>nst nach Vorschrift,<br />

Resignation, sinkende Leistungsbereitschaft, hohe Fehlzeiten und Fluktuation, sowie<br />

mangelndes Engagement sind Beispiele für die gravierenden Folgen fehlen<strong>der</strong> intrinsischer<br />

<strong>Arbeitsmotivation</strong> (vgl. Faller 1991: 91).<br />

Bei <strong>der</strong> Mitarbeitergruppe <strong>der</strong> High Potentials, in welche das Unternehmen hohe Erwartungen<br />

setzt, ist die intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> beson<strong>der</strong>s wichtig: „<strong>Die</strong> gut<br />

ausgebildeten Mitarbeitenden suchen ihre Erfüllung in erster Linie in <strong>der</strong> Aufgabe<br />

bzw. in <strong>der</strong> Tätigkeit selbst. <strong>Die</strong>selbe soll insbeson<strong>der</strong>e eine gewisse Souveränität<br />

und Freiräume ermöglichen“ (Thom/Friedli 2002: 3). Personalmotivation ist bei diesen<br />

höchst arbeitsmarktfähigen Schlüsselmitarbeitenden essentieller Teil <strong>der</strong> Personalerhaltung<br />

und soll hohe und kostspielige Fluktuationsraten möglichst minimieren<br />

(vgl. Thom/Friedli 2003: 2). Mitarbeiter können aber nur schwer an ein Unternehmen<br />

gebunden werden (bspw. mittels juristischer Bindungsverträge). Sie sollten deshalb<br />

sagen können: „I’m happy to stay, but I’m able to go“ (vgl. Thom 2002: 35 zit. Nach<br />

Thom/Friedli 2002: 8).<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Proseminararbeit bildet die intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong>. Der Fokus<br />

<strong>der</strong> Arbeit richtet sich auf die <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> bei High<br />

Potentials. Anhand <strong>der</strong> Literatur soll analysiert werden, welche Rolle sie in <strong>der</strong> Personalerhaltung<br />

von High Potentials spielt, wie sie geför<strong>der</strong>t werden kann und welche<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung auftreten können.<br />

1.2. Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

<strong>Die</strong> intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> ist ein Thema, welches zuerst in <strong>der</strong> psychologischen<br />

Literatur diskutiert wurde. <strong>Die</strong> Verhaltenswissenschaften beschäftigten sich mit<br />

<strong>der</strong> Frage, weshalb ein Mensch arbeitet und bestimmte Leistungen erbringt (vgl. E-<br />

ckardstein/Schnellinger 1973: 64). Nach den Erkenntnissen des Human-Relations-<br />

Sarah Müller Seite 5


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Ansatzes (Hawthorne-Experimente von Röthlisberger/Mayo zwischen 1924 und<br />

1932) wurde die intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> auch in <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichen Literatur<br />

immer mehr beachtet, da die damaligen Erkenntnisse eine Abkehr von <strong>der</strong><br />

klassischen Sichtweise vorbereiteten (vgl. Schreyögg 1999: 43).<br />

Betriebswirtschaftliche Lehrbücher, welche das Personalmanagement behandeln,<br />

setzen sich mit Menschen und <strong>der</strong>en individuellen Arbeitssituation, sowie mit verhaltensorientierten<br />

Ansätzen auseinan<strong>der</strong> (vgl. Thom 2003: 6). <strong>Die</strong> Unterscheidung <strong>der</strong><br />

<strong>intrinsischen</strong> und extrinsischen <strong>Arbeitsmotivation</strong> sowie die verschiedenen Motivationstheorien<br />

zu erörtern, liegt deshalb nahe und geschieht meist im Rahmen <strong>der</strong> personalwirtschaftlichen<br />

Prozessfunktion <strong>der</strong> Personalerhaltung (vgl. Drumm 1995;<br />

Hentze 1995; Pullig 1980). Zudem existieren zu dieser Thematik viele Sachbücher<br />

(Ratgeber), die sich an Praktiker richten.<br />

Manche Erkenntnisse <strong>der</strong> Personalwirtschaftslehre fussen auf Nachbardisziplinen<br />

wie <strong>der</strong> Soziologie, <strong>der</strong> Psychologie, o<strong>der</strong> den Rechtswissenschaften und so wird<br />

auch die <strong>Arbeitsmotivation</strong> nicht nur in <strong>der</strong> BWL erforscht (vgl. Thom 2003: 16). Zur<br />

ganzheitlichen Betrachtung dieses Themas gilt es, sowohl betriebswirtschaftliche, als<br />

auch psychologische Aspekte zu beachten. <strong>Die</strong> Arbeit des Menschen wird von immer<br />

neuen Rahmenbedingungen beeinflusst (Technologie, Wertewandel etc.) und um<br />

diese wahrnehmen und in konkrete personalwirtschaftliche Massnahmen umsetzen<br />

zu können ist ein intensiver Dialog zwischen den Disziplinen unumgänglich (vgl.<br />

Thom 2003: 15). <strong>Die</strong> vorliegende Proseminararbeit behandelt jedoch nur Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> betriebswirtschaftlichen Literatur.<br />

Zum Thema <strong>der</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> wurden schon zahlreiche Werke verfasst. Da sich<br />

die Bedürfnisse und Werte <strong>der</strong> Gesellschaft aber langfristig immer wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n,<br />

entstehen durch kontinuierliche Forschung neue Erkenntnisse, welche in die Theorie<br />

einfliessen. Ein Beispiel dafür ist die zunehmende <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> Work-Life-Balance<br />

(Gleichgewicht zwischen Entfaltung bei <strong>der</strong> Arbeit und in <strong>der</strong> Freizeit), welche starken<br />

Einfluss auf die intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> durch die Suche nach Selbstentfaltungsmöglichkeiten,<br />

Entscheidungsfreiheiten, Abwechslung etc. ausübt (vgl. Blum/<br />

Thom/Zaugg 2001: 3).<br />

Sarah Müller Seite 6


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

1.3. Zielsetzung und Methode <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Proseminararbeit verfolgt folgende Zielsetzung:<br />

• Analyse <strong>der</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für das Anreizsystem<br />

und die Personalerhaltung von High Potentials<br />

• Vorstellen eines Hilfsmittels zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> bei<br />

High Potentials<br />

• Ausführung einer möglichen Schwierigkeit bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

Persönliche Motivation:<br />

<strong>Die</strong> Verfasserin interessiert sich für <strong>org</strong>anisationspsychologische Themen und hat als<br />

Abteilungsleiterin <strong>der</strong> Pfadi INKA Bremgarten auch einen praktischen Bezug zur<br />

„Personalführung und -motivation“. Den Schwerpunkt hat die Verfasserin auf die<br />

Personengruppe <strong>der</strong> High Potentials gelegt, da es sie als zukünftige Hochschulabsolventin<br />

interessiert, welche Meinung die Theorie zu diesem Thema vertritt.<br />

Methode <strong>der</strong> Arbeit:<br />

<strong>Die</strong> Methode <strong>der</strong> Proseminararbeit basiert auf einer Literaturanalyse. <strong>Die</strong>se erfolgt<br />

anhand von Fachliteratur und Zeitungsartikeln, universitären Forschungsberichten<br />

und Internetrecherchen.<br />

1.4. Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Proseminararbeit ist in vier Kapitel geglie<strong>der</strong>t. Im ersten Kapitel <strong>der</strong><br />

Proseminararbeit wird die Problemstellung und die Abgrenzung des Gegenstandes<br />

erläutert. Weiter wird das methodische V<strong>org</strong>ehen und die Zielsetzung erklärt, sowie<br />

<strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Forschung und <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Arbeit aufgezeigt. Im zweiten Kapitel<br />

<strong>der</strong> Proseminararbeit werden wichtige Begriffe definiert und eine Auswahl an wichtigen<br />

theoretischen Erkenntnissen zur <strong>Arbeitsmotivation</strong> präsentiert. Das dritte Kapitel<br />

analysiert das Anreizmanagement sowie För<strong>der</strong>ungsmassnahmen von intrinsischer<br />

<strong>Arbeitsmotivation</strong> bei High Potentials. Zudem wird eine Schwierigkeit bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

aufgezeigt. Im vierten Kapitel werden Schlussfolgerungen ausgeführt.<br />

Sarah Müller Seite 7


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

2. Begriffe<br />

2.1. Personalerhaltung<br />

Um die Personalerhaltung in das Personalmanagement einzubetten sind verschiedene<br />

Ansätze möglich. In <strong>der</strong> vorliegenden Proseminararbeit wird von <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung<br />

nach Thom (vgl. Abbildung 1) ausgegangen: „Er unterteilt die Funktionen des Personalmanagements<br />

in Prozess- und Querschnittsfunktionen, welche durch ein strategisches<br />

Personalmanagement (Metafunktion) gesteuert und koordiniert werden“<br />

(Thom/Friedli 2002: 4).<br />

Abbildung 1: Funktionen des Personalmanagements im Überblick (leicht modifizierte Darstellung<br />

in Anlehnung an Thom 2001: 118)<br />

Bei <strong>der</strong> Personalerhaltung als Prozessfunktion geht es um die Massnahmen, die zu<br />

ergreifen sind, um die fähigen Mitarbeiter im Unternehmen zu behalten (Teilnahmemotivation)<br />

und die Leistungsbereitschaft aller Mitarbeiter zu erhalten und zu för<strong>der</strong>n<br />

(Leistungsstimulation) (vgl. Hentze 1995: 23). Es wird unterschieden zwischen einem<br />

Sach- und einem Formalziel: „Das Sachziel <strong>der</strong> Personalerhaltung und Leistungsstimulation<br />

wird also einerseits durch die Teilnahmemotivation und an<strong>der</strong>erseits durch<br />

die Leistungsmotivation bestimmt. <strong>Die</strong>se Funktion dient damit <strong>der</strong> Sicherstellung des<br />

Sarah Müller Seite 8


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

personellen Leistungspotentials“ (Hentze 1995: 23). Hierbei geht es um die Effektivität<br />

<strong>der</strong> Personalerhaltung, während es sich beim Formalziel um eine Effizienzerhöhung<br />

handelt: „<strong>Die</strong> Leistungen werden dabei im Zusammenwirken mit den an<strong>der</strong>en<br />

personalwirtschaftlichen und den betrieblichen Funktionen erbracht“ (Hentze 1995:<br />

23). Da die Personalmotivation ein wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Personalerhaltung ist,<br />

sollte sie sich auch mit <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Attraktivität als Arbeitgeber, mit <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

und Befriedigung <strong>der</strong> Mitarbeiterbedürfnisse, <strong>der</strong> Entwicklung eines ausgewogenen<br />

Anreiz- und Arbeitszeitsystems, mit <strong>der</strong> Errichtung eines persönlichen<br />

Arbeitsumfeldes (Life Balancing, Coaching, Entwicklungsmöglichkeiten), sowie mit<br />

<strong>der</strong> Verankerung eines angemessenen Betriebsklimas beschäftigen (vgl. Thom/Friedli<br />

2002: 7 f.).<br />

2.2. Motivation/Motiv<br />

Der Begriff <strong>der</strong> Motivation wird definiert als „Summe aktivieren<strong>der</strong> und orientieren<strong>der</strong><br />

Beweggründe (Motive) für Handeln, Verhalten und Verhaltenstendenzen“ (Arentzen/<br />

Winter 1997: 2681). Sie lässt Menschen aktiv werden im Hinblick auf ein Ziel und bestimmt<br />

auch „[...] die Richtung, die Intensität und die Dauer unseres Handelns“ (Comelli/Rosenstiel<br />

2003: 1). <strong>Die</strong> Motivation wirkt von innen heraus als Antrieb, Bedürfnis<br />

o<strong>der</strong> Streben, aber kann auch von <strong>der</strong> Umwelt durch Anregung o<strong>der</strong> Anreiz ausgelöst<br />

werden. Sie erfolgt bewusst o<strong>der</strong> unbewusst. Da sie das Leistungsverhalten<br />

des Menschen und seine Handlungen stark beeinflusst, spielt sie eine zentrale Rolle<br />

in seinem Leben (vgl. Comelli/Rosenstiel 2003: 6). Motive sind mit <strong>der</strong> Motivation eng<br />

verbunden: „Als Motiv bezeichnet man eine isolierte Verhaltensbereitschaft, die latent<br />

vorhanden und zunächst noch nicht aktualisiert ist“ (Hentze 1995: 28 f.). <strong>Die</strong> verdeckten<br />

Motive werden von Anreizen in bestimmten Situationen (abhängig von den aktuellen<br />

Bedürfnissen) aktiviert und dominieren eine Zeit lang das menschliche Verhalten<br />

und seine Zielsetzung. Im gegenseitigen und wechselhaften Zusammenspiel wird<br />

die Motivation durch aktivierte Motive gebildet (vgl. Hentze 1995: 29). <strong>Die</strong> Motivation<br />

und die Motive sind entwe<strong>der</strong> von Natur aus vorhanden o<strong>der</strong> werden im Sozialisationsprozess<br />

durch die Umgebung vermittelt. Sie sind deshalb nicht bei allen Menschen<br />

gleich (vgl. Pullig 1980: 42).<br />

Sarah Müller Seite 9


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Da die Motivation des Mitarbeiters im Hinblick auf seinen Beitrag zur Erreichung <strong>der</strong><br />

Unternehmensziele für ein Unternehmen bedeutend ist (vgl. Kapitel 1.1.), spricht<br />

man in <strong>der</strong> Arbeitswelt differenzierend vom Begriff <strong>der</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong>. In <strong>der</strong> Fachliteratur<br />

wird unterschieden zwischen intrinsischer und extrinsischer <strong>Arbeitsmotivation</strong>.<br />

2.2.1. Extrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong><br />

„Zum einen sichert Arbeit dem Menschen extrinsische Belohnungen (z. B. Geld), die<br />

ihm eine Befriedigung seiner Bedürfnisse ausserhalb <strong>der</strong> Arbeit ermöglichen [...]“<br />

(Hentze 1995: 32). Extrinsische Bedürfnisse werden durch materielle und immaterielle<br />

Anreize befriedigt. Materielle Anreize sind bspw. Geld und Fringe Benefits. Immaterielle<br />

Anreize können sozialer und institutioneller Natur sein: Beispiele dafür sind<br />

Teamgeist, Betriebsklima, Führungsstil, interpersonelle Beziehungen zu KollegInnen<br />

und V<strong>org</strong>esetzten, Unternehmenspolitik und Verwaltung, physische Arbeitsbedingungen,<br />

Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitszeitregelungen (vgl. Hentze 1995: 35 f.).<br />

<strong>Die</strong> Abbildung 2 zeigt die Unterscheidung <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> und extrinsischen <strong>Arbeitsmotivation</strong>.<br />

Abbildung 2: Elemente eines umfassenden Anreizsystems (Thom/Ritz 2000: 306)<br />

Sarah Müller Seite 10


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

2.2.2. Intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong><br />

Bei <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> wirken nicht die äusseren Rahmenbedingungen<br />

und Begleitumstände als Anreize, son<strong>der</strong>n es „[...] wirkt die Arbeit in sich selbst<br />

belohnend, sie macht Spass und ist daher befriedigend [...]“ (Hentze 1995: 32). Intrinsische<br />

Arbeitsmotive sind <strong>der</strong> Arbeitsinhalt, Leistungserfolge und Anerkennung,<br />

Verantwortung, Arbeitsvielfalt, sowie Karriere- und Entfaltungsmöglichkeiten. <strong>Die</strong> Unterscheidung<br />

<strong>der</strong> beiden Motivgruppen geht zurück auf Herzbergs Zwei-Faktoren-<br />

Theorie und die Hierarchie <strong>der</strong> Bedürfnisse nach Maslow (vgl. Hentze 1995: 32 f.).<br />

Frey/Osterloh (vgl. 1999: 7 f.) beschreiben drei Gründe, weshalb Unternehmen auf<br />

intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> angewiesen sind:<br />

1) Das Gemeingut des Unternehmens<br />

2) Übertragung impliziten Wissens<br />

3) Innovation<br />

1) Eine Unternehmung wird aus volkswirtschaftlicher Sicht u. a. deshalb gegründet,<br />

weil <strong>der</strong> Markt die entsprechende Tätigkeit nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend erfüllt.<br />

Dazu gehören auch alle Tätigkeiten, die Auswirkungen auf an<strong>der</strong>e Mitarbeitende<br />

haben, sogenannte Gemeingüter in Form von akkumuliertem Wissen, Beziehungen<br />

und auch materiellen Gütern. Im Konsum dieser gemeinsamer Güter besteht<br />

Rivalität und wegen des ungehin<strong>der</strong>ten Zugangs könnten diese Ressourcen aufgebraucht<br />

werden. Mitarbeiter, welche nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind<br />

und nur des materiellen Anreizes wegen arbeiten, würden diese Ressourcen<br />

schnell verzehren und damit das Unternehmen zerstören. <strong>Die</strong> intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong><br />

bewirkt, dass die Mitarbeitenden das Gemeingut und die Identität<br />

des Unternehmens erhalten wollen und auch weiter aufbauen helfen.<br />

2) Wissen, welches für die Unternehmung von hoher <strong>Bedeutung</strong> ist, lässt sich oft<br />

nicht nie<strong>der</strong>schreiben. Deshalb muss dieses Wissen an an<strong>der</strong>e Mitarbeiter mündlich<br />

weitergegeben werden, damit es nicht verloren geht. Je mehr Mitarbeiter an<br />

Sarah Müller Seite 11


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

dieser Übertragung beteiligt sind, desto weniger lässt sich <strong>der</strong> Beitrag genau einer<br />

Person zuordnen, was dazu führt, dass die Übertragung nicht zustande<br />

kommt. <strong>Die</strong> intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong>, welche mit den strategischen Unternehmenszielen<br />

in Einklang steht, för<strong>der</strong>t die Weitergabe dieses Wissens.<br />

3) Kreativität und Lernprozesse, welche die Grundlage von Innovationen bilden, beruhen<br />

i. d. R. auf intrinsischer <strong>Arbeitsmotivation</strong>. Extrinsisch motivierte Mitarbeiter<br />

sind nicht an <strong>der</strong> Sache selbst interessiert und gehen die Aufgabe deshalb auf eine<br />

eher oberflächliche und nur auf die unmittelbare äussere Wirkung ausgerichtete<br />

Weise an.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> wird im 3. Kapitel im Bezug auf die<br />

Personalerhaltung bei High Potentials erläutert.<br />

2.2.3. Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg<br />

Der Zusammenhang von intrinsischer und extrinsischer <strong>Arbeitsmotivation</strong> lässt sich<br />

an <strong>der</strong> Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg veranschaulichen: 1959 haben Herzberg<br />

und seine Mitarbeiter die Pittsburgh-Studie veröffentlicht, die anhand einer Befragung<br />

von 200 Technikern <strong>der</strong> Frage nachging, welche Faktoren die Unzufriedenheit<br />

vermin<strong>der</strong>n und welche die Zufriedenheit erhöhen. Insgesamt deckte die Studie<br />

16 Einflussgrössen bezüglich <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit auf. Auslöser für Zufriedenheit<br />

nannte Herzberg Motivatoren und solche, welche zu Unzufriedenheit führen, wurden<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Hygiene-Faktoren zugeordnet (vgl. Hentze 1995: 35). Sie stehen folgen<strong>der</strong>massen<br />

im Kontext zur <strong>Arbeitsmotivation</strong>: „Wenn sich die Hygiene-Faktoren<br />

verschlechtern, steigt die Unzufriedenheit <strong>der</strong> Mitarbeiter; wenn bei ihnen eine Verbesserung<br />

eintritt, wird keine Unzufriedenheit empfunden, aber auch keine Zufriedenheit,<br />

da Verbesserungen als selbstverständlich angesehen werden“ (Hentze<br />

1995: 35). Zu den Hygiene-Faktoren gehören solche, welche vor allem extrinsische<br />

Bedürfnisse befriedigen. <strong>Die</strong> Gruppe <strong>der</strong> Motivatoren, welche insbeson<strong>der</strong>e intrinsische<br />

Arbeitsmotive befriedigen, erhöhen die Zufriedenheit und können langfristig Einfluss<br />

auf die Leistung <strong>der</strong> Mitarbeitenden ausüben. Da die Faktoren jedoch nicht losgelöst<br />

voneinan<strong>der</strong> betrachtet werden dürfen, können auch Hygiene-Faktoren moti-<br />

Sarah Müller Seite 12


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

vierend wirken. <strong>Die</strong>s zeigt sich am Beispiel des Geldes: Der berufliche Aufstieg o<strong>der</strong><br />

die vermehrte Verantwortungsübernahme haben oft auch eine Gehaltserhöhung zur<br />

Folge. Aus diesem Grund kommt dem Hygiene-Faktor Geld bei vielen personalpolitischen<br />

Massnahmen eine grosse <strong>Bedeutung</strong> zu und er wird als motivierend empfunden<br />

(vgl. Hentze 1995: 36).<br />

2.3. High Potentials<br />

„In <strong>der</strong> Literatur finden sich keine einheitliche Definition eines High Potentials und<br />

auch keine allgemeingültigen Kriterien. Das liegt zum einen daran, dass sich <strong>der</strong><br />

Begriff „High-Potential“ soziologisch noch nicht eingebürgert hat und sich auch keine<br />

Umschreibungen in Wörterbüchern finden lassen“ (Thom/Friedli 2002: 5). Zusammenfassend<br />

lässt sich <strong>der</strong> Begriff folgen<strong>der</strong>massen umschreiben: High Potentials<br />

zeichnen sich durch ein mit überdurchschnittlichen Leistungen abgeschlossenes<br />

Studium, einige Jahre qualifizierende Berufspraxis sowie durch fliessendes Sprechen<br />

von mindestens zwei Fremdsprachen aus, treten durch beson<strong>der</strong>es Engagement und<br />

soziale Kompetenz in <strong>der</strong> Unternehmung aus <strong>der</strong> Masse hervor und weisen weiteres<br />

Entwicklungspotential auf (vgl. Thom/Friedli 2003: 25). Eine Altersbeschränkung gibt<br />

es für diese Mitarbeiterkategorie nicht, obwohl die meisten High Potentials jüngere<br />

Personen sind.<br />

Sarah Müller Seite 13


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

3. <strong>Bedeutung</strong> und För<strong>der</strong>ungsmassnahmen<br />

von intrinsischer <strong>Arbeitsmotivation</strong> bei<br />

High Potentials – Analyse einer Fallstudie<br />

3.1. Kosten-Nutzen-Überlegungen<br />

<strong>Die</strong> direkten und indirekten Kosten, welche eine Kündigung insbeson<strong>der</strong>e eines High<br />

Potentials auslöst, sind sehr hoch. <strong>Die</strong> direkten Kosten beinhalten die Aufwendungen<br />

<strong>der</strong> Aufhebung des Arbeitsverhältnisses, <strong>der</strong> Rekrutierung des Nachfolgers, sowie<br />

die seiner Einarbeitung. <strong>Die</strong> indirekten Kosten, welche oft verdeckt bleiben, umfassen<br />

die Opportunitätskosten <strong>der</strong> Verunsicherung und Demotivation <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Mitarbeiter,<br />

sowie die einer reduzierten Produktivität bis zur Neubesetzung <strong>der</strong> Stelle.<br />

Gesamthaft werden die Kosten mindestens auf das 1,5 bis 3-Fache des Jahresgehalts<br />

eines abgehenden High Potentials geschätzt (vgl. Thom/Friedli 2002a: 2).<br />

Der Nutzen von Personalerhaltungsmassnahmen ist schwieriger abzuschätzen, da er<br />

sich schlecht quantitativ messen lässt. Es sollte bedacht werden, dass High Potentials<br />

zur Gruppe <strong>der</strong> Schlüsselmitarbeitenden des Unternehmens gehören und oftmals<br />

schon früh Führungspositionen übernehmen (vgl. Thom/Friedli 2002a: 2 f.). Da ein<br />

Unternehmen heute, um konkurrenzfähig zu bleiben, flexibel auf Umweltverän<strong>der</strong>ungen<br />

eingehen können muss, ist es auf die Lernfähigkeit und die Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft<br />

seiner Mitarbeitenden angewiesen. Anlagen, die sich bei High Potentials stark<br />

ausgeprägt zeigen (vgl. Thom/Friedli 2002: 6). Auch aus diesem Grund erscheint es<br />

wichtig, insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Arbeitsmotivation</strong> <strong>der</strong> High Potentials aufrecht zu erhalten<br />

und in diese Mitarbeitergruppe vorzugsweise zu investieren.<br />

<strong>Die</strong> Personalerhaltungsmassnahmen eines Unternehmens sollten sich jedoch nicht<br />

nur an High Potentials richten, son<strong>der</strong>n alle Mitarbeitergruppen gezielt einbeziehen<br />

(vgl. Thom/Friedli 2002: 4).<br />

Sarah Müller Seite 14


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

3.2. Forschungsprojekt „Personalerhaltung – Ein<br />

Element des nachhaltigen Personalmanagements“<br />

3.2.1. <strong>Die</strong> Fallstudie<br />

2002 untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für <strong>Org</strong>anisation und Personal<br />

<strong>der</strong> Universität Bern innerhalb des vier Forschungsstufen umfassenden Projekts<br />

„Personalerhaltung“ die Frage nach <strong>der</strong> Motivation von High Potentials. Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> quantitativen Studie waren die Faktoren, aufgrund welcher High Potentials im<br />

Unternehmen verbleiben, bzw. welche Faktoren High Potentials motivieren. Befragt<br />

wurden über 500 High Potentials zweier Unternehmen, wovon eines in <strong>der</strong> Chemiebranche<br />

tätig (N=214) und das an<strong>der</strong>e eines <strong>der</strong> grössten Finanzinstitute <strong>der</strong><br />

Schweiz ist (N=321) (vgl. Thom/Friedli 2003: 63). <strong>Die</strong> Befragung erfolgte schriftlich<br />

mittels eines standardisierten Fragebogens (vgl. Thom/Friedli 2002a: 5).<br />

3.2.2. Anreizmanagement für High Potentials<br />

High Potentials sind auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt und deshalb besteht auch<br />

eine erhöhte Gefahr eines Verlusts dieser Mitarbeiter (vgl. Thom/Friedli 2003: 2). Im<br />

Folgenden sollen zuerst theoretische Erkenntnisse zur Personalerhaltung von High<br />

Potentials dargelegt und anschliessend auf einige ausgewählte Resultate <strong>der</strong> empirischen<br />

Untersuchung eingegangen werden.<br />

„Wesentliche Gründe, weshalb High Potentials das Unternehmen verlassen sind: die<br />

Abwerbung durch an<strong>der</strong>e Unternehmen, fehlende Entwicklungs- bzw. Karrieremöglichkeiten<br />

beim aktuellen Arbeitgeber, lange Entscheidungswege, geringe Internationalität,<br />

negatives Unternehmensimage, schlechtes Betriebsklima, ungünstige wirtschaftliche<br />

Lage“ (Thom et al. 2003: 238). Folgende Ausführungen zeigen auf, welche<br />

Anreize bei <strong>der</strong> Personalerhaltung von High Potentials bedeutend sind.<br />

Bei High Potentials stellen finanzielle Mittel nicht (mehr) den alleinigen Anreiz für ein<br />

Verbleiben im Unternehmen dar, son<strong>der</strong>n immaterielle Anreize, wie z. B. <strong>der</strong> Füh-<br />

Sarah Müller Seite 15


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

rungsstil, die Unternehmensstruktur o<strong>der</strong> die angebotenen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

sind entscheidend. <strong>Die</strong> intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> ist ebenfalls bedeutend:<br />

„Für die High Potentials beson<strong>der</strong>s wichtig, ist die Arbeit an sich: Arbeitsinhalt, Verantwortung<br />

und Kompetenz abgestimmt mit <strong>der</strong> Aufgabe, Selbst<strong>org</strong>anisation bei <strong>der</strong><br />

Aufgabenerfüllung etc.“ (Thom/Friedli 2003: 27). Ebenfalls bedeutungsvoll ist die Anerkennung<br />

und Wertschätzung <strong>der</strong> Arbeit, sowie dass sie als sinnvoll und identifikationsstiftend<br />

angesehen werden kann (vgl. Thom/Friedli 2002a: 40). Ein umfassendes<br />

und wirksames Anreizsystem für High Potentials sollte sowohl materielle, als auch<br />

immaterielle und soziale Anreize beinhalten (vgl. Thom/Friedli 2003: 86).<br />

Beachten sollte man auch die Work-Life-Balance von High Potentials. Da sie eher zu<br />

den jüngeren Mitarbeitern gehören, richtet sich ihr Wertesystem zunehmend auf eine<br />

gleichmässige Verteilung <strong>der</strong> persönlichen Entfaltung im Beruf sowie in <strong>der</strong> Freizeit<br />

aus, womit aber nicht unbedingt eine Abnahme <strong>der</strong> Leistungsmotivation einhergehen<br />

muss (vgl. Blum/Thom/Zaugg 2001: 3). Hier werden verschiedene Instrumente und<br />

Modelle des Arbeitszeitmanagements wichtig, welche wie<strong>der</strong>um als immaterielle Anreize<br />

wirksam sind.<br />

Ein weiterer immaterieller Anreiz kann es auch sein, dass <strong>der</strong> High Potential merkt,<br />

dass er aus Sicht <strong>der</strong> Unternehmensleitung zu dieser Gruppe gezählt wird. Der Status<br />

eines High Potentials bringt selber verschiedene Anreize mit sich: „Beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit und För<strong>der</strong>ung durch die V<strong>org</strong>esetzten, zusätzliche Netzwerke im<br />

Unternehmen (z. B. Ka<strong>der</strong>training), attraktivere interne Arbeitsmöglichkeiten“ (Thom/<br />

Friedli 2003: 88). <strong>Die</strong> intensive Pflege <strong>der</strong> High Potentials, wozu eine klare Kommunikation<br />

ihrer <strong>Bedeutung</strong> für das Unternehmen, ihrer Zukunftschancen und<br />

-positionen gehört, ist aufwendig, hat aber eine sehr motivierende Wirkung und ist<br />

unter Umständen wegweisend für die Zukunft <strong>der</strong> Unternehmung (vgl. Thom/Friedli<br />

2003: 87 f.).<br />

Entscheidend für die Erhaltung dieser wichtigen Personalressource ist deshalb auch<br />

die Transparenz <strong>der</strong> Karrieremöglichkeiten. Wenn ein High Potential die Befürchtung<br />

hat, in <strong>der</strong> Unternehmung keine Zukunftschancen zu besitzen, liegt eine Kündigung<br />

nahe. Je besser aber die Chancen auf dem internen Arbeitsmarkt eingeschätzt wer-<br />

Sarah Müller Seite 16


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

den, desto weniger wird ein Stellenwechsel in Betracht gezogen. <strong>Die</strong>ser Gefahr <strong>der</strong><br />

erhöhten Fluktuation kann mit einem durchlässigen Karrieresystem und individuell<br />

abgestimmten Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten entgegen gewirkt werden<br />

(bspw. learning on-the-job und off-the-job, verschiedene Karrieremodelle) (vgl. Thom/<br />

Friedli 2003: 87). Ein ähnlicher Aspekt, den es zu Bedenken gilt, ist das För<strong>der</strong>n des<br />

Vertrauens <strong>der</strong> High Potentials. Wird ihnen, als Hoffnungsträger <strong>der</strong> Zukunft, die Vision<br />

und die Strategie des Unternehmens explizit näher gebracht, werden Unternehmensprobleme<br />

und <strong>der</strong>en Lösungen mit ihnen partizipativ diskutiert, för<strong>der</strong>t dies<br />

die Identifikation und die Loyalität mit dem Unternehmen (vgl. Thom/Friedli 2003: 87).<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Resultate <strong>der</strong> Fallstudie präsentiert:<br />

1. Charakteristika <strong>der</strong> Aufgabe für High Potentials<br />

<strong>Die</strong> folgende Tabelle zeigt die beson<strong>der</strong>s motivierenden Faktoren <strong>der</strong> Tätigkeiten für<br />

High Potentials. Es wird ersichtlich, dass vor allem intrinsische Arbeitsmotive im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen. Der Wert 1 entspricht dem Maximum „Sehr wichtig“, <strong>der</strong> Wert 5 bedeutet<br />

„gar nicht wichtig“ (vgl. Thom/Friedli 2003: 63 f.).<br />

Tabelle 1: Charakteristika <strong>der</strong> Aufgabe für High Potentials (leicht modifizierte Darstellung in<br />

Anlehnung an Thom/Friedli 2003: 63)<br />

2. <strong>Die</strong> Wahl <strong>der</strong> Arbeitsstelle<br />

Den High Potentials <strong>der</strong> beiden Unternehmen wurde die Frage gestellt, welche Faktoren<br />

bei <strong>der</strong> Stellenwahl entscheidend sind. Der Tabelle 2 kann entnommen werden,<br />

dass <strong>der</strong> Arbeitsinhalt und die Aufgabe an sich die wichtigsten Faktoren für High Potentials<br />

ist. Der Wert 1 entspricht dem Maximum „Sehr wichtig“, <strong>der</strong> Wert 5 bedeutet<br />

„gar nicht wichtig“ (vgl. Thom/Friedli 2003: 63 f.).<br />

Sarah Müller Seite 17


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Tabelle 2: Wichtigkeit <strong>der</strong> Faktoren bei <strong>der</strong> Wahl einer Arbeitsstelle (Unternehmen A und B)<br />

(leicht modifizierte Darstellung in Anlehnung an Thom/Friedli 2003: 64)<br />

3. Kündigungsgründe<br />

Dasselbe Bild präsentiert sich bei <strong>der</strong> Frage nach möglichen Kündigungsgründen: An<br />

erster Stelle wurde in beiden Unternehmungen ein unbefriedigen<strong>der</strong> Arbeitsinhalt<br />

genannt (71% bzw. 70,1%), gefolgt von Problemen mit den V<strong>org</strong>esetzten (65.4%<br />

bzw. 48,1%) und fehlenden Perspektiven (60% bzw. 65%) sowie Mobbing (57,9%<br />

bzw. 56,1%) (vgl. Thom/Friedli 2002: 15 f.).<br />

4. Beför<strong>der</strong>ungskriterien<br />

Ein wichtiger Bestandteil für die Personalerhaltung <strong>der</strong> High Potentials sind die Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

<strong>Die</strong> Befragten sollten sich bei einer Frage dazu äussern,<br />

welche Aspekte ihrer Meinung nach in ihrem Unternehmen entscheidend seien für<br />

einen Aufstieg in <strong>der</strong> Hierarchie. <strong>Die</strong> Befragungen bei den zwei Unternehmungen lieferten<br />

hohe Werte bei folgenden Antworten: „Beziehungsnetzwerke pflegen“ (80,7%<br />

bzw. 90,7%), „Initiative zeigen“ (84,5% bzw. 87,6%) und „qualitativ hochstehende Arbeit<br />

leisten“ (74,2% bzw. 84,4%). Unterschiede zeigten sich jedoch bei den Aspekten<br />

<strong>der</strong> „Seniorität“ (24,4% bzw. 60%) und „viel arbeiten“ (48,3% bzw. 70,8%) (vgl. Thom/<br />

Friedli 2003: 65 f.). Aus Sicht <strong>der</strong> Verfasserin sollte beachtet werden, dass <strong>der</strong> Aspekt<br />

<strong>der</strong> „Seniorität“ im Bezug auf die Motivation von High Potentials problematisch<br />

sein kann, da die Perspektiven auf eine Karriere in diesem Unternehmen u. U. stark<br />

einschränkt werden.<br />

Sarah Müller Seite 18


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

3.3. Job Sculpting: Eine För<strong>der</strong>ungsmassnahme für<br />

die <strong>Arbeitsmotivation</strong> von High Potentials<br />

„We<strong>der</strong> Geld noch Status entscheiden, son<strong>der</strong>n eine Aufgabe, die Freude macht –<br />

weil sie dem wirklichen Interesse am Beruf entspricht“ (Butler/Waldroop 2002: 70).<br />

Nach über 12-jähriger Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Arbeitszufriedenheit kamen<br />

Butler und Waldroop zur Erkenntnis, dass die meisten Menschen eines von den folgenden<br />

acht tieferen Interessen am Beruf besitzen: „Interesse an Technik, Umgang<br />

mit Zahlen, Theorieentwicklung und konzeptionelles Denken, Interesse an kreativem<br />

Gestalten, Beratung und Hilfeleistung, Menschenführung und Beziehungsmanagement,<br />

Interesse an Macht und Kontrolle, Einfluss per Kommunikation und Ideen“<br />

(Butler/Waldroop 2000: 74 f.). Wenn dieses individuelle Interesse, welches als eigentliche<br />

Leidenschaft Teil <strong>der</strong> Persönlichkeit ist, nicht mit <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit<br />

übereinstimmt, fühlen sich die Mitarbeiter nach einiger Zeit unzufrieden mit ihrer Arbeit.<br />

Da <strong>der</strong> Inhalt <strong>der</strong> Tätigkeit beson<strong>der</strong>s bei High Potentials entscheidend ist für<br />

einen Verbleib im Unternehmen, sollte bei ihnen das tieferliegende Interesse am Beruf<br />

ermittelt und auf die Aufgabe abgestimmt werden. <strong>Die</strong>s muss nicht geschehen,<br />

weil die Leistung bei einer an<strong>der</strong>en Tätigkeit schlecht wäre, son<strong>der</strong>n weil sie keine<br />

Zufriedenheit verschafft (vgl. Butler/Waldroop 2000: 70).<br />

Unter „Job Sculpting“ wird die Herausfor<strong>der</strong>ung verstanden, Mitarbeitern diejenige<br />

Aufgabe zuzuweisen, welche ihrem vitalen Interesse im Beruf entspricht (dazu gehört<br />

auch die Möglichkeit, individuelle Karrierewege beschreiten zu können). Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

deshalb, weil das Herausfinden <strong>der</strong> tieferliegenden Interessen <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

„[...] sowohl detektivischen als auch psychologischen Spürsinn [...]“ (Butler/Waldroop<br />

2000: 71 f.) erfor<strong>der</strong>t und die meisten Menschen um ihre wirklichen Interessen gar<br />

nicht wissen (vgl. Butler/Waldroop 2000: 71 f.).<br />

Manchmal fallen die Interessen sofort auf, je nachdem, ob sich ein Mitarbeiter bei einer<br />

bestimmten Tätigkeit begeistert o<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>geschlagen zeigt. Oft muss aber weiter<br />

nachgefragt und beobachtet, wenn nicht sogar intuitiv gespürt werden, welche<br />

Aufgabe zum Einzelnen passt. Aus diesem Grund ist es bedeutend, dass sich <strong>der</strong><br />

V<strong>org</strong>esetzte für die Motive seiner High Potentials interessiert und bereit ist, sie mit<br />

Sarah Müller Seite 19


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

persönlichem Engagement zu unterstützen und zu för<strong>der</strong>n, damit sie dem Betrieb erhalten<br />

bleiben: „Karriereplanung und Job Sculpting im beson<strong>der</strong>en erfor<strong>der</strong>n einen<br />

fortwährenden Dialog zwischen einem Mitarbeiter und seinem Chef“ (Butler/<br />

Waldroop 2000: 74). Ein wichtiger Bestandteil dieses Dialogs ist ein regelmässiges<br />

Mitarbeitergespräch, bei dem es nicht nur um vergangene Leistungen geht, son<strong>der</strong>n<br />

auch um die Wünsche und Ziele, Entwicklungsbedürfnisse, sowie Umsetzungsvorschläge<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter für die Zukunft. Ein solches Gespräch erfor<strong>der</strong>t die Bereitschaft<br />

und Fähigkeit, genau zuzuhören und eine anschliessende Evaluierung <strong>der</strong><br />

Beurteilungen bei<strong>der</strong> Seiten, was ein weiterer Schritt zur Verän<strong>der</strong>ung des Aufgabenbildes<br />

darstellt. Erwägt werden muss aber, was mit den ungeliebten Tätigkeit geschieht,<br />

die einzelne Mitarbeiter nicht mehr ausüben wollen. Manchmal wird es auch<br />

nicht möglich sein, dem Mitarbeiter genau diese Arbeit zu verschaffen, die er sich<br />

wünscht (vgl. Butler/Waldroop 2000: 75 f.).<br />

3.4. Schwierigkeit bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung: Der Verdrängungseffekt<br />

<strong>Die</strong> gezielte Abstimmung des umfassenden Anreizsystems auf die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

High Potentials ist erfolgsbestimmend (vgl. Thom 2003: 245). „In <strong>der</strong> Personalerhaltung<br />

gelten als wirklich nachhaltig differenzierend die immateriellen und sozialen Anreize<br />

[...]“ (Thom/Friedli 2002a: 41). Das Gehalt <strong>der</strong> High Potentials sollte auf einem<br />

branchen- und standortsüblichen Niveau liegen, alles was aber massiv darüber hinausgeht,<br />

kann negative Auswirkungen nach sich ziehen; ein sogenannter Verdrängungseffekt<br />

kann sich einstellen. <strong>Die</strong>ser besagt, dass ein Zuviel an materiellen Anreizen<br />

die Freude am Arbeitsinhalt verringern kann, da jede Anstrengung zur Leistung<br />

nur noch als Mittel zum Zweck, <strong>der</strong> Belohnung wegen geschieht (vgl. Thom/<br />

Friedli 2002a: 40). <strong>Die</strong> intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong> wird verdrängt und mit ihr auch<br />

<strong>der</strong> Wissensbestand <strong>der</strong> Unternehmung in Frage gestellt, da „[...] die Wissensübertragung<br />

behin<strong>der</strong>t und die Kreativität gesenkt“ (Frey/Osterloh 1999: 3) wird. Der Verdrängungseffekt<br />

verbindet die extrinsische mit <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong>, indem<br />

<strong>der</strong> extrinsische Eingriff (Geld) die intrinsische Motivation an <strong>der</strong> Tätigkeit verdrängt<br />

(vgl. Frey/Osterloh 1999: 6). Eine solche Gefahr birgt die leistungsabhängige<br />

Entlöhnung in sich. Wurde das Leistungsziel erreicht und ist das Gehalt ausbezahlt,<br />

Sarah Müller Seite 20


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

so „[...] sinkt die Motivation und es braucht stets neue Anreize. <strong>Die</strong> materielle Dimension<br />

wirkt somit recht kurzfristig und dient <strong>der</strong> langfristigen, nachhaltigen Personalerhaltung<br />

kaum“ (Thom/Friedli 2002a: 41).<br />

Der Verdrängungseffekt hängt von zwei Bedingungen ab: Erstens muss überhaupt<br />

ein bedeutendes Ausmass an intrinsischer <strong>Arbeitsmotivation</strong> bestanden haben, das<br />

verdrängt werden kann (so tritt bspw. bei Akkordarbeit in <strong>der</strong> Fabrik kein Verdrängungseffekt<br />

ein). Zweitens wird die intrinsische Motivation durch extrinsische Eingriffe<br />

nur dann unterhöhlt, wenn dadurch die Selbstbestimmung o<strong>der</strong> die Selbstachtung<br />

vermin<strong>der</strong>t und <strong>der</strong> Eingriff als kontrollierend empfunden wird (vgl. Frey/Osterloh<br />

1999: 6 f.). Ziel des Anreizsystems von High Potentials sollte es folglich sei, ein optimales<br />

Gleichgewicht zwischen materiellen und immateriellen Anreizen zu finden.<br />

<strong>Die</strong> Verfasserin ist <strong>der</strong> Meinung, dass diese Betrachtung Ähnlichkeiten mit dem Modell<br />

<strong>der</strong> Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg zeigt, da ersichtlich wird, dass das Gehalt<br />

bei High Potentials zu den Hygiene-Faktoren gehört, welches es „[...] auf einem<br />

angemessenen Niveau zu halten“ gilt, „[...] damit keine Unzufriedenheit entsteht“<br />

(Thom/Friedli 2002a: 41). <strong>Die</strong> immateriellen und sozialen Anreize hingegen können<br />

zu den Motivatoren gezählt werden.<br />

Sarah Müller Seite 21


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

Huft, Herausgeber des „Incentive Journals“ meinte einmal: „Mitarbeiter sind wie wertvolle<br />

Uhren. Man muss sie schonend behandeln und immer wie<strong>der</strong> aufziehen“ (o. J.:<br />

o. S.). <strong>Die</strong>se Aussage bezieht sich auf die <strong>Arbeitsmotivation</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiter. Es<br />

scheint unbestritten, dass die Mitarbeiter und insbeson<strong>der</strong>e die High Potentials für<br />

eine Unternehmung erfolgsbestimmend sind und <strong>der</strong>en intrinsische Motivation immer<br />

einen grossen Stellenwert zur Sicherung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit einnehmen wird.<br />

<strong>Die</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Fallstudie hat gezeigt, dass High Potentials beson<strong>der</strong>s positiv<br />

auf immaterielle Anreize reagieren und den Antritt einer Stelle vom Inhalt <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Aufgaben abhängig machen. <strong>Die</strong> <strong>intrinsischen</strong> Arbeitsmotive können aber<br />

durch den Verdrängungseffekt zum Mittel zum Zweck degradiert werden. Bei <strong>der</strong><br />

Personalerhaltung von High Potentials sollte darauf geachtet werden, dass materielle<br />

Anreize den Leistungen und Erwartungen unbedingt angemessen, aber nicht zu dominant<br />

eingesetzt werden (angemessen deshalb, da das Gehalt als Hygiene-Faktor<br />

angesehen werden sollte und unterbezahlte Stellen schwieriger durch High Potentials<br />

zu besetzen sind). Immaterielle Anreize hingegen dürfen vermehrt zur Anwendung<br />

kommen, da sie eine nachhaltigere Wirkung auf die Personalmotivation <strong>der</strong><br />

High Potentials haben. <strong>Die</strong> Personalerhaltung <strong>der</strong> High Potentials sollte also vermehrt<br />

auf <strong>der</strong> Befriedigung von <strong>intrinsischen</strong> Motiven wie z. B. <strong>der</strong> Selbstverantwortung<br />

aufbauen.<br />

Je nach psychischer Verfassung einer Person o<strong>der</strong> dem Arbeitsinhalt besteht lediglich<br />

eine kleine Chance auf intrinsische <strong>Arbeitsmotivation</strong>. <strong>Die</strong>s kann bspw. bei<br />

Fliessbandarbeit <strong>der</strong> Fall sein, wenn <strong>der</strong> einzige Anreiz im Lohn liegt. Hier bringt i. d.<br />

R. auch <strong>der</strong> Versuch einer För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> keine Verbesserung,<br />

son<strong>der</strong>n es sollten materielle (z. B. mit Leistungslöhnen) und immaterielle<br />

(z. B. Einführung eines betrieblichen Vorschlagswesens, Teambildungen mit Selbst<strong>org</strong>anisation)<br />

Anreizen geschaffen werden.<br />

Sarah Müller Seite 22


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Es könnte interessant sein, noch einmal eine Arbeit zu diesem Thema, aber über eine<br />

an<strong>der</strong>e Mitarbeitergruppe, bspw. ältere Mitarbeiter mit ihrem grossen Erfahrungswissen<br />

und den aufgebauten Beziehungsnetzen zu verfassen.<br />

Sarah Müller Seite 23


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

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Sarah Müller Seite 26


<strong>Die</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>der</strong> <strong>intrinsischen</strong> <strong>Arbeitsmotivation</strong> für eine<br />

erfolgsversprechende Personalerhaltung bei High Potentials<br />

Selbständigkeitserklärung<br />

Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine an<strong>der</strong>en als<br />

die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäss<br />

aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist bekannt,<br />

dass an<strong>der</strong>nfalls die Proseminararbeit abgelehnt werden kann und das gesamte<br />

Proseminar als „nicht bestanden“ mit <strong>der</strong> Note 1 bewertet wird.<br />

Bremgarten bei Bern, 29. April 2004<br />

Sarah Müller<br />

Sarah Müller Seite 27

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