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Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...

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§ PRESSESPIEGEL<br />

Je gläubiger, desto gewaltbereiter<br />

STUDIE: Provokantes Ergebnis einer Studie: Jugendliche aus muslimischen Zuwandererfamilien schlagen<br />

häufiger zu.<br />

VON MARINA KORMBAKI<br />

Hannover. Es sind besorgniserregende<br />

Befunde, die der<br />

Kriminologe Christian Pfeiffer<br />

am Wochenende vorgestellt<br />

hat. Die Ergebnisse einer neuen<br />

Studie des Kriminologischen<br />

Forschungsinstitutes<br />

Niedersachsen (KFN) bergen<br />

Sprengstoff für die Integrationsdebatte<br />

und scheinen Wasser<br />

auf die Mühlen all jener<br />

sein, die schon immer gewusst<br />

haben wollen, dass aus dem<br />

Islam nichts Gutes erwachsen<br />

könne: Jugendliche aus muslimischen<br />

Zuwandererfamilien<br />

sind demnach deutlich gewaltbereiter<br />

als junge Migranten<br />

anderer Konfessionen - je häufiger<br />

junge Türken und Araber<br />

in die Moschee gingen, desto<br />

häufiger schlugen sie auch zu.<br />

Die KFN-Forscher haben<br />

in den Jahren 2007 und 2008<br />

bundesweit rund 45000 Schüler<br />

im Alter von 14 bis 16 Jahren<br />

befragt - darunter etwa<br />

10000 Migranten. Die Frage<br />

nach dem Integrationsgrad<br />

junger, religiöser Migranten<br />

war da ein Aspekt von vielen.<br />

Die Auswertung der Fragebögen<br />

förderte besonders bei<br />

türkisch- stämmigen Jugendlichen<br />

erschütternde Ergebnisse<br />

zutage: Nach eigenen Auskünften<br />

und nach solchen von<br />

Opfern begingen 23,5 Prozent<br />

der „sehr religiösen“ türkischen<br />

Migranten Gewalttaten<br />

wie Körperverletzung und<br />

Raub. Bei jungen Christen ist<br />

es umgekehrt: Mit steigender<br />

Religiosität sinkt die Neigung<br />

zu solchen Taten. Was den<br />

Wissenschaftlern außerdem<br />

Sorge bereitet: Junge, sehr<br />

religiöse Jugendliche mit türkischen<br />

Wurzeln haben nur zu<br />

21,7 Prozent deutsche Freunde<br />

und fühlen sich nur zu 14,5<br />

Prozent als Deutsche - obwohl<br />

doch 88,5 Prozent von ihnen<br />

in Deutschland geboren wurden.<br />

KFN-Chef Pfeiffer weiß<br />

um die Brisanz dieser Zahlen.<br />

Er warnt vor vorschneller,<br />

pauschaler Islamkritik: „Nicht<br />

der Islam ist an der Gewaltbereitschaft<br />

türkischer Migranten<br />

schuld, sondern das archaische<br />

Männlichkeitsbild, das die<br />

Imame in den Moscheen vermitteln“,<br />

sagte er dieser Zeitung.<br />

Die Mehrheit der Imame<br />

komme ohne Deutschkenntnisse<br />

nach Deutschland, bleibe<br />

Jugendliche und Religion<br />

Von je 100 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren bezeichnen sich als<br />

Stand 2007/ 08<br />

junge Christen<br />

30<br />

47<br />

20<br />

3<br />

nicht religiös<br />

etwas religiös<br />

religiös<br />

sehr religiös<br />

junge Muslime<br />

5<br />

24<br />

46<br />

25<br />

Quelle: KFN<br />

nur für kurze Zeit und baue<br />

keine positive Beziehung zur<br />

hiesigen Kultur auf. Ihre gewaltlegitimierenden<br />

Männlichkeitsnormen<br />

verfingen besonders<br />

bei sozial ausgegrenzten<br />

Jugendlichen „die gepredigte<br />

Macho-Kultur kompensiert die<br />

tatsächliche Schwäche der<br />

jungen Männer“, sagt Pfeiffer.<br />

Die KFN-Untersuchung hat<br />

auch im niedersächsischen<br />

Sozialministerium Widerhall<br />

gefunden. ,,Die Studie zeigt,<br />

dass unser Kurs der Imamweiterbildung<br />

in Niedersachsen<br />

richtig und notwendig ist“,<br />

sagte Ministerin Aygül Ozkan<br />

gestern. „Wir brauchen eine<br />

zielgerichtete Weiterbildung<br />

der Imame vor Ort in Deutschland,<br />

damit diese einen stärkeren<br />

Beitrag zur Integration<br />

leisten.“<br />

An der Universität Osnabrück<br />

werden ab dem Herbst<br />

Weiterbildungsseminare für<br />

Imame angeboten. Zum Wintersemester<br />

2012/13 sollen<br />

dort erstmals in Deutschland<br />

muslimische Theologen ausgebildet<br />

werden.<br />

Quelle: HAZ 08.06.2010<br />

Niedersachsen verweigert Entlassungen<br />

SICHERUNGSVERWAHRUNG: Hannovers Justizminister Busemann will nicht, dass Straftäter von Amts<br />

wegen freikommen können. Staatsanwälte zu Beschwerden aufgerufen. Hamburg zieht nicht mit.<br />

Niedersachsen handhabt<br />

die Entlassung von Straftätern<br />

aus der Sicherungsverwahrung<br />

streng. Justizminister Bernd<br />

Busemann (CDU) forderte die<br />

Staatsanwaltschaften per Erlass<br />

auf, bei bestimmten Entscheidungen<br />

Beschwerde einzulegen.<br />

Einen entsprechenden<br />

Bericht des Spiegel bestätigte<br />

am Samstag ein Ministeriumssprecher.<br />

Andere Bundesländer<br />

bestritten, dass es bei ihnen<br />

ähnliche Bestrebungen<br />

gebe. Der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte<br />

(EGMR) hatte Anfang Mai die<br />

rückwirkende Verlängerung<br />

der Sicherungsverwahrung als<br />

Verstoß gegen die Menschenrechte<br />

eingestuft. Das Gericht<br />

verwarf damit ein deutsches<br />

Gesetz von 1998. Nach Spiegel-Angaben<br />

spielen jetzt die<br />

Justizministerien mehrerer<br />

Bundesländer auf Zeit, um als<br />

gefährlich eingestufte Straftäter<br />

vorläufig noch nicht in<br />

Freiheit entlassen zu müssen.<br />

Busemann vertritt die<br />

Auffassung, dass die Entlassung<br />

noch gefährlicher Sexual-<br />

und Gewaltverbrecher auf<br />

keinen Fall von Amts wegen<br />

erfolgen soll. Das Bundesverfassungsgericht<br />

habe bereits in<br />

zwei Fällen erklärt, das Sicherheitsinteresse<br />

der Bevölkerung<br />

überwiege das Freiheitsinteresse<br />

eines verurteilten<br />

Straftäters. Solange Karlsruhe<br />

bei dieser Auffassung<br />

bleibe, sei das EGMR-Urteil<br />

nicht verbindlich.<br />

In Niedersachsen sind zehn<br />

als gefährlich eingestufte Täter<br />

betroffen. Vor wenigen Tagen<br />

erst scheiterte ein 59-jähriger<br />

Straftäter erneut mit dem Versuch,<br />

unter Berufung auf das<br />

EGMR-Urteil aus der Sicherungsverwahrung<br />

entlassen zu<br />

werden. Das Oberlandesgericht<br />

Celle urteilte, die Entscheidung<br />

zwinge nicht zur<br />

Entlassung des Mannes. Die<br />

Auslegung der Straßburger<br />

Richter widerspreche dem<br />

Willen des deutschen Gesetzgebers,<br />

sagte eine Sprecherin<br />

in Celle.<br />

Hamburg will den niedersächsischen<br />

Weg offenbar<br />

nicht mitgehen. Es gebe „eine<br />

solche Absprache bisher<br />

nicht“ sagte Pia Kohorst, Sprecherin<br />

der Justizbehörde.<br />

Quelle: TAZ 31.05.2010<br />

62 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de

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