Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...
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RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
Immerhin ist es der Bundesjustizministerin<br />
Frau Leutheuser-<br />
Schnarrenberger gelungen, dass die<br />
nachträgliche Sicherungsverwahrung, die<br />
bisher verhängt werden konnte, wenn<br />
sich während der Haft ein Täter als weiterhin<br />
gefährlich erweist, abgeschafft<br />
wird. Das steht mit dem wenige Wochen<br />
zuvor ergangenem Urteil des BGH im<br />
Einklang und ein noch anhängiges Verfahren<br />
beim EGMR in dieser Angelegenheit,<br />
bei dem eine weitere Blamage zu<br />
erwarten wäre, ist damit vom Tisch.<br />
In der Politsendung Kontraste ließ die<br />
frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht<br />
und derzeitige Richterin am<br />
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />
Renate Jaeger verlauten, dass man<br />
die deutsche Justiz sehr genau beobachten<br />
wird, wie sie mit dem Straßburger<br />
Urteil umgehen werde.<br />
Mit einer weiteren Reform im Maßregelbereich,<br />
sollte die Führungsaufsicht<br />
als strafrechtliches Instrument zur Gefahrenabwehr<br />
ausgebaut werden. Dabei<br />
sind als Schwerpunkte die Ausweitung<br />
des Weisungskatalogs des § 68b StGB,<br />
die Erweiterung von Möglichkeiten zur<br />
Anordnung einer unbefristeten Führungsaufsicht<br />
§ 68c StGB und eine rechtliche<br />
Verankerung forensischer Ambulanzen<br />
und ihrer Kompetenzen § 68a VII<br />
StGB zu nennen. Eine ausführliche Beschreibung<br />
der geschaffenen Interventionsmöglichkeiten<br />
seitens der Gerichte –<br />
Strafvollstreckungskammern- würde hier<br />
zu weit führen, allerdings muss erwähnt<br />
werden, dass den Gerichten mit dieser<br />
Reform eine enorm effiziente Möglichkeit<br />
zur kontrollierten Freiheit der Täter<br />
eingeräumt wurde. Trotz der nun durch<br />
die Reform geschaffenen konfortabelen<br />
Kontrollmöglichkeiten machen die Gerichte<br />
kaum Gebrauch davon. Das Sachverständige<br />
dazu neigen eher eine negative<br />
Prognose zu stellen, mag daran liegen,<br />
dass aus Angst vor einer Fehleinschätzung<br />
– was zum Ausbleiben von<br />
Aufträgen führt – eher auf Nummer Sicher<br />
gegangen wird. Bei den Richtern<br />
sollte man meinen, die haben doch einen<br />
sicheren Arbeitsplatz, aber auch sie werden<br />
durch die Ministerin eingestellt und<br />
befördert.<br />
Wie bereits eingangs erwähnt handelt<br />
es sich bei den Staatsdienern –<br />
Staatsanwälte und Beamte - in der Justiz<br />
um funktionierende Weisungsträger. Die<br />
Macht der deutschen Justizministerien<br />
geht zu weit, denn die Dritte Gewalt<br />
muss eine unabhängige Gewalt sein,<br />
damit sie ihrer Kompetenzen nicht beraubt<br />
werden kann.<br />
Der Deutsche Richterbund (DRB)<br />
und die Neue Richtervereinigung (NRV)<br />
forderten Ende September auf den Juristentag<br />
in Berlin das Ende der Abhängigkeit<br />
von Richtern und Staatsanwälten<br />
gegen den Einfluss der Politik.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass man die<br />
Verantwortlichen in allen Bereichen der<br />
Justiz unabhängig und in Ruhe arbeiten<br />
lässt und irgendwann, beim ausbleiben<br />
eines Behandlungserfolgs, die Schuld<br />
nicht ausschließlich beim Täter oder<br />
Patienten gesucht wird.<br />
Text: GEO<br />
Einführung des neuen elektronischen Personalausweises<br />
AUSWEIS: Mit der Einführung des neuen digitalen Personalausweises verspricht sich die Regierung eine Eindämmung<br />
der Internetkriminalität und Erleichterung in Wirtschafts-– und Verwaltungsangelegenheiten<br />
D<br />
ie<br />
Politik wirbt für die<br />
neue Karte. Bundesinnenminister<br />
Thomas de<br />
Maizire (CDU) hofft, mit Hilfe<br />
des neuen Personalausweises<br />
den Betrug im Internet eindämmen<br />
zu können. „Dieser neue<br />
Personalausweis ist die sicherste<br />
elektronische Identitätskarte, die<br />
es auf dem Markt gibt‘, sagte er<br />
in einem Interview der Tageszeitung<br />
(taz). Mit dem neuen<br />
Ausweis sei es möglich, sich<br />
zum Beispiel bei Geldgeschäften<br />
im Internet sicher zu identifizieren.<br />
Der neue Ausweis ist nur noch so groß<br />
wie eine EC-Karte. Anders als EC- oder<br />
Kreditkarten haben die Ausweise keinen<br />
Magnetstreifen, die Daten werden auf<br />
einem RFID-Chip gespeichert — so können<br />
sie per Funk ausgelesen werden.<br />
Damit jedoch nur diejenigen die Daten<br />
auslesen, die daran ein berechtigtes Interesse<br />
haben, sind die Informationen auf<br />
der Karte verschlüsselt, so dass es Angreifern<br />
nichts nützt, den Datenverkehr<br />
zu belauschen. Anders als beim Reisepass<br />
verlangt der Personalausweis von<br />
den Bürgern übrigens nicht die Abgabe<br />
von Fingerabdrücken — sie bleibt freiwillig.<br />
Die Fingerabdrücke können auch<br />
nur von staatlichen Stellen, beispielsweise<br />
bei Grenzübertritten, ausgelesen werden<br />
und ihre Abgabe ist auch nicht mit<br />
weiteren Vorteilen verbunden. Aus dem<br />
Ausweis Foto werden jedoch biometrische<br />
Daten ausgelesen und auf dem Chip<br />
gespeichert. Damit sollen Behörden in<br />
Mit 28,80 Euro ist der neue Personalausweis<br />
dreimal so teuer wie<br />
bisher.<br />
Zweifelsfällen feststellen können, ob<br />
jemand auch tatsächlich seinen eigenen<br />
Ausweis vorgelegt hat.<br />
Zugriff auf die Daten gibt der Ausweisinhaber<br />
über eine sechsstellige<br />
PIN frei. „Im Vergleich zur EC-<br />
Karte sind das zwei Stellen mehr<br />
— damit ist die PIN schwerer zu<br />
erraten und zu knacken“. sagt<br />
Claudia Eckert, Direktorin des<br />
Fraunhofer-Instituts Sichere Informationstechnologie<br />
(SIT). Geht<br />
der Ausweis verloren, ist er ohne<br />
die PIN für den Finder wertlos.<br />
Wird die PIN zum dritten Mal<br />
falsch eingegeben, wird der Ausweis<br />
gesperrt. Mit einer weiteren<br />
Nummer der PUK, kann der Nutzer<br />
sein Ausweis wieder freischalten —<br />
genauso wie beim Handy. Staatliche<br />
Behörden können die PIN ebenfalls jederzeit<br />
ändern oder löschen.<br />
Der neue Personalausweis wurde<br />
zum 1. November dieses Jahres eingeführt<br />
und mit 28,80 Euro kostet er dreimal<br />
so viel wie bisher. Wer unter 24<br />
Jahre alt ist, bekommt das Dokument<br />
zum ermäßigten Preis von 19,80 Euro.<br />
Der erste Personalausweis für Jugendliche<br />
zwischen 16 und 18 Jahren wird<br />
kostenfrei sein. Bisher kostete der Ausweis<br />
8 Euro.<br />
Mit dem neuen Personalausweis können<br />
sich Bürger von Herbst an auch in<br />
der Digitalenwelt identifizieren.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 53