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Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...

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RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

gierung 1985 in doch recht naivem Vertrauen<br />

auf diese zahlreich dubiosen Daten<br />

aus zahlreich dubiosen Forschungen<br />

von einer Hell-/Dunkelfeld-Relation von<br />

1:8 bis 1:15 aus. Hier muss schon die<br />

Schwankungsbreite überraschen. 1987<br />

lag die Hell-/Dunkelfeld-Relation dann<br />

schon bei 1:20; damit war man dann bei<br />

einer Opferzahl von 210 000 angelangt.<br />

Seit 1988 wird die Szene dann von der<br />

magischen Zahl 300 000 beherrscht!<br />

Eine gar wundersame Vermehrung!<br />

Z. B. wurde am 10. März 2005 in<br />

Panorama dann wieder die Zahl von 15<br />

000 polizeistatistisch erfassten Verstößen<br />

genannt; diese sollte die höchste seit<br />

Bestehen der Bundesrepublik sein.<br />

Stimmt nicht; vergleiche die Zahl aus<br />

1973! Außerdem ist die Republik mittlerweile<br />

um fast 16 Millionen Bürger<br />

angewachsen und außerdem werden heute<br />

alle kindlichen Opfer bis zum achtzehnten<br />

und nicht bis zum vierzehnten<br />

Lebensjahr gezählt!<br />

Zumindest früher arbeitete<br />

„Wildwasser“ so! In Sonderschulen,<br />

Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen<br />

ließ man Kinder mit Puppen spielen<br />

und entdeckte damit Missbrauchsfälle en<br />

Auch die Sexualmorde, sind seit<br />

dreißig Jahren rückläufig, sogar<br />

um fast 70 Prozent.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Masse. Anfang der 90er Jahre wurde die<br />

Republik mit hunderten von Verfahren<br />

überrollt, die über die mehr als fragwürdige<br />

Puppenmethode „ans Tageslicht<br />

befördert“ wurden. „Hoppe, Hoppe Reiter<br />

Spiele“ sind eben verdächtig. Leider<br />

nur endeten fast alle Verfahren mit einem<br />

Freispruch oder einer Einstellung!<br />

Dumm gelaufen für die angeblichen Täter,<br />

denn der Schaden bei ihnen war häufig<br />

immens und oft nicht wieder gut zu<br />

machen. Und einige von ihnen haben<br />

sogar bis zu 10 Jahre als Unschuldige in<br />

Strafhaft gesessen, und als Tatleugner<br />

einen sehr schweren Stand in den Haftanstalten<br />

gehabt. Dennoch war das Ziel<br />

erreicht: Der Boden für blinden Aktionismus,<br />

simple Antworten und einfache<br />

Lösungen war bereitet. Es entwickelte<br />

sich eine Lawine, die bis heute anhält.<br />

Das und obwohl und glücklicher<br />

Weise auch die Sexualmorde, sowohl an<br />

Frauen als auch an Kindern, seit dreißig<br />

Jahren rückläufig sind, sogar um fast 70<br />

Prozent. Das berichten die Medien und<br />

Politiker in aller Regel aber nicht. Es<br />

sollte verwundern, wenn die geschilderte<br />

Entwicklung nicht auch auf den Strafvollzug<br />

und die Staatsanwaltschaften<br />

erheblich durchgeschlagen hätte, zumal<br />

Politiker – Justiz- und Innenminister –<br />

Weisungen für den funktionierenden<br />

Ablauf erteilen, denn Beamte, Staatsdiener<br />

sind funktionierende Weisungsträger!<br />

Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />

Kampagne gegen die ständig besoffene<br />

und allzeit zur Gewalt bereite deutsche<br />

Jugend. Auch hier wird seitens der Medien<br />

und Politik wieder leichtfertig mit<br />

Horrorzahlen argumentiert und hantiert<br />

und so verwundert es nicht, dass demnächst<br />

Kinder für immer weggesperrt<br />

werden sollen. So wird mit politischer<br />

Einflussnahme direkt oder indirekt über<br />

die Medien ein Bild von der deutschen<br />

Jugend gezeichnet, das einer Bankrotterklärung<br />

gleichkommt: Sie sind die<br />

versoffene, gewaltbereite, dumme und<br />

nutzlose Party- und Taugenichtsgeneration,<br />

mit der man nichts anzufangen weiß,<br />

außer sie wegzusperren. So soll die Öffentlichkeit<br />

davon überzeugt werden,<br />

dass ein sprunghafter Anstieg von Gewalttaten<br />

gegen Polizisten in den vergangenen<br />

Jahren mit der Jugend, insbesondere<br />

der linken Jugend und neuerdings<br />

der muslimischen Jugend, zu tun hat.<br />

Den Berichten zufolge haben sie jeglichen<br />

Respekt vor der staatlichen Ordnung<br />

und den ausführenden Organen<br />

verloren. Damit ein eventueller Anstieg<br />

belegt werden, kann hat die Politik bereits<br />

im Vorfeld, Ende der neunziger<br />

Jahre, den Weg geebnet, indem sie die<br />

versuchte einfache Körperverletzung als<br />

Straftat verrechtlichte. Seitdem ist der<br />

Versuch einer Ohrfeige eine Straftat und<br />

die versuchte einfache Körperverletzung<br />

steigt in Polizeiberichten stetig an. Dabei<br />

ergab die Tagung der Innenministerkonferenz<br />

im Mai, dass erst künftig statistische<br />

Daten, Lagebilder und Studien erstellt<br />

werden sollen.<br />

In erschreckender<br />

Weise<br />

manifestiert<br />

sich die Vorstellung<br />

von<br />

einem simulierten<br />

Rechtsstaat<br />

auch im Mordfall<br />

Dominik<br />

Brunner. Er<br />

wurde, nachdem<br />

er sich<br />

schützend in der<br />

S-Bahn vor vier<br />

Jugendliche<br />

stellte, die von<br />

zwei brutalen, jugendlichen Schlägern<br />

bedroht wurden, wegen seiner Zivilcourage<br />

-heutige populäre Form des Mutes -,<br />

die er mit dem Leben bezahlte, zum Helden<br />

erklärt. Dank der panischen Berichterstattung<br />

der Boulevardmedien – Bildzeitung<br />

und Co – und den Medien überhaupt,<br />

wurde dem Opfer ad hoc das Bundesverdienstkreuz<br />

durch den Bundespräsidenten<br />

und der Bayerische Verdienstorden<br />

verliehen. Die Medien hatten sich<br />

ausschließlich - das wirkliche Geschehen<br />

von Solln ausblendend -, auf die jugendlichen<br />

Monster und die Heldengeschichte<br />

konzentriert. Diese Bestandsaufnahme<br />

Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />

Kampagne gegen die ständig besoffene<br />

und allzeit zur Gewalt bereite<br />

deutsche Jugend.<br />

erlangt, wer sich mit dem Prozess auseinandersetzt.<br />

Nach und nach offenbart<br />

sich wie die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsergebnis<br />

zurechtgestutzt hat.<br />

Erst im Verlauf des Prozesses erfuhr die<br />

Öffentlichkeit, dass keine der schweren<br />

Verletzungen tödlich gewesen wäre,<br />

sondern das 50-jährige Opfer an seinem<br />

krankhaft vergrößerten Herz verstarb,<br />

weil dieses versagte. Die folgenden Verhandlungstage<br />

befördern eine Reihe weiterer<br />

Ungereimtheiten ans Tageslicht. So<br />

klingt die Aussage des 16-jährigen Zeugen<br />

Marcel L., einer der vier Jugendlichen,<br />

denen Herr Brunner zur Hilfe kam,<br />

vor der Jugendkammer völlig anders, als<br />

die, die der Kriminalbeamte Klaus S. in<br />

einer Pressekonferenz am Abend des<br />

Tattages und nach den ersten Vernehmungen<br />

mitgeteilt hatte.<br />

Vor Gericht beschreibt der Zeuge die<br />

Situation und sagt aus: Als wir Vier und<br />

Herr Brunner auf dem Bahnhof von<br />

Solln standen, habe sich der Herr Brun-<br />

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Tr§tzdem 11/2010 49

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