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Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...

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§ RECHT & SOZIALES<br />

Woran erkennt man einen Psychopathen?<br />

In Deutschland leben rund einen Million Psychopathen, haben neue Studien ergeben. Manche von ihnen arbeiten<br />

unerkannt in hohen Führungspositionen. Und sie sind gefährlich. Wie kann man sich vor ihnen schützen?<br />

P<br />

ort Coquitlam ist ein verträumtes<br />

Städtchen an der Westküste Kanadas.<br />

Die Autofahrt von der Olympia-Stadt<br />

Vancouver dorthin dauert keine<br />

45 Minuten. Einige Gäste führt der Weg<br />

direkt in die Dominion Avenue 953.<br />

Dort liegt auf dem Gelände einer<br />

Schweinefarm „Piggy‘s Palace“ - eine<br />

der wildesten Feten-Locations in ganz<br />

British Columbia. Der Besitzer Robert<br />

Pickton gilt als umsichtiger Gastgeber.<br />

Psychopathen haben kein Gewissen.<br />

Sie empfinden keine Reue<br />

und kein Mitgefühl.<br />

Musik, Frauen, Drogen - bei ihm gibt es<br />

alles, was man für eine tüchtige Orgie<br />

benötigt. Legendär sind auch die Berge<br />

von Fleisch, die Robert auf seinem Party-Grill<br />

zu brutzeln pflegt.<br />

Dass es sich dabei wohl nicht nur um<br />

Schweinefleisch handelt, entdeckt die<br />

Polizei nur durch einen Zufall. Im Erdreich<br />

des Grundstücks finden die Ermittler<br />

die Überreste von mehr als 30 Frauen.<br />

Sie alle sind in Vancouver als vermisst<br />

gemeldet. Robert Pickton, so steht<br />

es In den Polizeiakten, hat die Frauen<br />

offenbar auf seine Farm gelockt, getötet,<br />

zerstückelt und an seine Schweine verfüttert.<br />

Und vermutlich auch an seine<br />

Gäste. Die Presse bezeichnet Pickton als<br />

den „schlimmsten Serienmörder“ in der<br />

Geschichte Kanadas. Das Gericht hat ihn<br />

inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />

Derweil veröffentlicht die Polizei<br />

immer neue Namen von Frauen, deren<br />

DNA-Spuren aus den Schlachtabfällen<br />

auf Picktons Horror-Grundstück identifiziert<br />

werden konnten. Die aktuellsten<br />

Funde stammen vom Oktober 2009. Bis<br />

heute rätselt die kanadische Öffentlichkeit:<br />

Was ist das für ein Mensch, der zu<br />

solchen Taten fähig ist?<br />

Der amerikanische Bauer Robert Pickton hat<br />

mehr als 30 Frauen an seine Schweine verfüttert<br />

- und an seine Partygäste.<br />

Keine andere Persönlichkeitsstörung<br />

richtet einen ähnlich verheerenden<br />

Schaden an wie die<br />

Psychopathie.<br />

Es erscheint wie eine makabere Laune<br />

des Schicksals, dass der kundigste<br />

Experte für derlei Fragen in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft der Vancouver-Morde<br />

lebt. Robert D. Hare ist ein zierlicher<br />

Mann mit wachen Augen. Seine Worte<br />

formt er ruhig und gelassen, ein sorgsam<br />

gestutzter grauer Bart rahmt sein schmales<br />

Gesicht. Er könnte Pastor sein oder<br />

der gütige Leiter eines humanistischen<br />

Gymnasiums. Tatsächlich ist der emeritierte<br />

Professor der University of British<br />

Columbia jedoch der renommierteste<br />

Psychopathen-Jäger der Welt. Was Robert<br />

Hare antreibt, ist mehr als Neugier.<br />

Es ist ein Verantwortungsgefühl gegenüber<br />

der Menschheit. Denn keine andere<br />

Persönlichkeitsstörung richtet einen ähnlich<br />

verheerenden Schaden an wie die<br />

Psychopathie. „Psychopathen bringen<br />

Unglück und Zerstörung über die Menschen<br />

in ihrem Umfeld“, erklärt Hare.<br />

„Deshalb ist es so wichtig, sie erkennen<br />

und ihnen begegnen zu können.“<br />

34 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de

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