Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...
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JVA INTERN<br />
§<br />
Durch das kritiklose Produzieren<br />
eines Bildes wird die Selbstachtung<br />
gefördert.<br />
zentration auf das Malen<br />
zeigte. So ist der Mal-Ort<br />
geeignet eine Vertiefung in<br />
das spontane Tun zu erzeugen<br />
und es offenbarte sich,<br />
dass durch das kritiklose<br />
Produzieren eines Bildes die<br />
Selbstachtung gefördert wird.<br />
Die Atmosphäre des respektvollen<br />
Umgangs untereinander,<br />
sowie der respektvolle<br />
Umgang mit den Materialien<br />
des Ateliers erzeugt eine<br />
sozial besänftigende Wirkung.<br />
„Ein Mensch, der in<br />
den Mal-Ort geht, bedarf<br />
keiner Therapie“, behauptet<br />
Stern.<br />
Die Berliner Künstlerin Gabriele<br />
Oelschläger, die Leiterin des dortigen<br />
Mal-Orts „Kokon“ ist, bestätigt Sterns<br />
Befund: „Die Versenkung ins spontane<br />
Tun, die Verbindung mit dem Selbst an<br />
diesem geschützten Ort, inmitten von<br />
anderen, hilft Menschen jeden Alters,<br />
Sicherheit zu gewinnen und zu ihrer Kreativität<br />
zurückzufinden.“<br />
Im Laufe der Jahrzehnte berichteten<br />
die Medien in aller Welt von der originellen<br />
Einrichtung Arno Sterns in Publikationen,<br />
Artikeln, Reportagen und Interviews.<br />
Seine Arbeit, seine Beobachtungen<br />
und seine Entdeckungen, die er in<br />
Abhandlungen dokumentierte und publizierte,<br />
waren dabei von großem Interesse.<br />
Als Experte der UNESCO nahm er<br />
am ersten internationalen Kongress für<br />
Kunsterziehung teil und gastierte als<br />
Referent in vielen Universitäten, Museen,<br />
Bildungs- und Ausbildungsstätten.<br />
In den verschiedensten Ländern der<br />
Erde finden Ausbildungskurse statt und<br />
so wurden nach der Methode von Arno<br />
Stern in den vergangenen 30 Jahren<br />
Hunderte von Malbetreuern ausgebildet.<br />
Eine davon ist Frau Sommerhäuser, die<br />
das JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> zwei Mal<br />
wöchentlich leitet.<br />
Am Ende der wöchentlichen Treffen<br />
im JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> gibt es immer<br />
eine kurze Rückschau. Hier nun<br />
einige Aussagen der Teilnehmer:<br />
„Am meisten genieße ich die Freiheit<br />
hier im Atelier. Ich kann hier<br />
richtig abschalten, so dass ich gar<br />
Jede Kommentierung oder Bewertung der Bilder ist zu vermeiden<br />
nicht merke, dass ich in der JVA<br />
bin.“<br />
„Ich bin heute zum ersten Mal im<br />
Atelier. Es hat mir großen Spaß gemacht;<br />
hier komme ich zur Ruhe.“<br />
„Mein Bild hat sich weiterentwickelt<br />
und es macht mir Laune. Ich sehe<br />
die Früchte meiner Arbeit.“<br />
„Ich war heute aggressiv, als ich ins<br />
Malatelier kam, aber nach dem Malen<br />
ging es mir deutlich besser. Ich<br />
konnte meinen Frust überwinden<br />
und mich ablenken.“<br />
„Für mich ist das Atelier ein Ort, an<br />
dem ich mich entfalten kann. Hier<br />
kann ich meine Gedanken auf Papier<br />
bringen. Ich habe die ganze Woche<br />
über Ideen, was ich malen möchte.<br />
Es freut mich, meine Phantasien zu<br />
entdecken.“<br />
„Ich möchte mich weiterentwickeln.<br />
Die Erfahrung mit Farbe und Pinsel<br />
finde ich interessant. Ich staune<br />
manchmal, was ich mit Farbe alles<br />
ausdrücken kann.“<br />
„Das Malen ist im Haftalltag ein<br />
fester Termin geworden. Es ist eine<br />
selbst bestimmte Struktur in meinem<br />
Ablauf hier entstanden. Ich bin gedanklich<br />
oft mit dem Malen beschäftigt.“<br />
„Ich habe richtig Spaß am Malen<br />
bekommen. Ich lerne hier am Malprozess<br />
dranzubleiben. Auch wenn<br />
mir mein Bild am Anfang nicht gefällt,<br />
versuche ich meinen Frust zu<br />
überwinden und weiter zu machen.“<br />
Die Ruhe und Gelassenheit, die ich hier<br />
erlebe, wirkt oft nach in meinem Haftalltag.<br />
Und zu guter Letzt ein Rückblick von<br />
der Leiterin des Ateliers, Frau Petra<br />
Sommerhäuser.<br />
Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />
nimmt somit aktiv an der eigenen<br />
Entwicklung teil.<br />
„Seit Januar 2010 leite ich<br />
das Malatelier in der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong>. Inzwischen sind<br />
8 Monate vergangen, in denen<br />
weit über 200 Arbeiten<br />
entstanden sind.<br />
Ich bin mit ganzem Herzen<br />
dabei und freue mich, dass an<br />
diesem Ort etwas wächst, -<br />
vergleichbar mit einem Samen,<br />
der zur vollen Blüte<br />
strebt.<br />
In vielen Stunden durfte ich<br />
erleben, dass die Teilnehmer<br />
mit vollem Einsatz und ganzer<br />
Hingabe schöpferisch<br />
tätig waren.<br />
Die Vielfalt der bildnerischen<br />
Aussagen zeigen, welch reicher<br />
Farb- und Formenschatz im Menschen<br />
angelegt ist.<br />
Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />
nimmt somit aktiv an der eigenen Entwicklung<br />
teil. Malend schafft sich jeder<br />
sein Bild, eine Möglichkeit sich selbst zu<br />
erkennen.<br />
Diese Erkenntnis, also das Erleben<br />
der eigenen Person, dieses sich selber<br />
Näher kommen, bildet eine wesentliche<br />
Grundlage, um Sozialkompetenzen überhaupt<br />
erst entwickeln zu können.“<br />
Meine Erfahrungen im Atelier zeigen,<br />
dass mit der malpädagogischen Methode<br />
von Arno Stern auch im sozialen<br />
Miteinander Lernprozesse stattfinden.<br />
Rückblickend kann ich sagen, dass in<br />
den meisten Fällen Konflikte konstruktiv<br />
bearbeitet wurden, das heißt, die Teilnehmer<br />
setzen sich mit einem Problem<br />
auseinander ohne auszuweichen und<br />
konnten etwas klären.<br />
Auf der Grundlage der freien bildnerischen<br />
Äußerung einerseits und der<br />
strengen Handhabung andererseits können<br />
zentrale Erfahrungen gemacht werden,<br />
die weitere Reifeschritte ermöglichen.<br />
„Mit Menschen etwas herzlich tun“<br />
macht aufmerksam, dass alle Prozesse<br />
innerhalb eines Beziehungsrahmens verlaufen.<br />
In diesem Beziehungsrahmen soll<br />
neues Vertrauen in die eigene Person<br />
und in die Gemeinschaft genährt werden.<br />
Ich blicke mit Freude und Dankbarkeit<br />
zurück und hoffe weiterhin auf ein<br />
gut besuchtes Atelier in der JVA.<br />
Text. GEO<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 21