Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...
Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...
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Medienrummel hinter Gittern<br />
Medienrummel hinter Gittern<br />
Filmfest 2010 ab S. 15<br />
Die Happy In Da House<br />
Rockkonzert in der JVA ab S. 18<br />
Sport intern<br />
3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA<br />
Marathon ab S. 13<br />
DER<br />
PREIS<br />
DER<br />
SICHERHEIT<br />
Sicherungsverwahrung - Woher kommt sie, wohin geht sie?
EDITORIAL<br />
§<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen“.<br />
Diese weisen Worte stehen auf dem buddhistischen Jahreskalender 2011 und<br />
stammen von niemand anders als von Buddha selbst. Für eine JVA haben<br />
diese Worte, gerade in der Weihnachtszeit, noch eine ganz andere Bedeutung.<br />
Viele unserer Inhaftierten werden auch dieses Weihnachtfest wieder in<br />
der JVA verbringen müssen. Sie erhalten keinen Ausgang und keinen Hafturlaub.<br />
Weihnachten lässt für viele Menschen in der Haft die wahre Dimension<br />
von Freiheitsentzug spürbar werden. Und doch gibt es Hoffnung. Für<br />
die meisten Inhaftierten ist die Freiheitsstrafe zeitlich begrenzt. Die Worte<br />
Buddhas können helfen, den Blick nach innen zu richten, kritisch auf das<br />
eigene Leben, auf die Straftaten und auf die Folgen des eigenen Tuns zu<br />
schauen. Die Selbstreflektion ist der Baustein für zukünftiges straffreies Leben.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JVA <strong>Oldenburg</strong> wollen helfen, die<br />
Zeit der Inhaftierung so nutzbar wie möglich zu gestalten. Es bringt nämlich<br />
nichts, die Freiheitsstrafe nur abzusitzen. Herausforderungen sind gefragt,<br />
um morgen wieder der Nachbar sein zu können. Es geht um Veränderungen,<br />
Mut und Entschlossenheit, dem Leben eine Wende zu geben. Durch die Teilnahme<br />
am strukturierten Leben in der JVA <strong>Oldenburg</strong> erlernt man Selbstdisziplin.<br />
Jeden Tag arbeiten zu gehen, an Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen<br />
oder Sport zu betreiben, gibt Struktur im Leben.<br />
Ich freue mich darüber, dass so viele Inhaftierte unsere Angebote annehmen<br />
und aktiv an der Vollzugsgestaltung teilnehmen. Natürlich können und wollen<br />
wir nicht alle Wünsche erfüllen. Uns ist aber wichtig, dass die Zeit der<br />
Inhaftierung so optimal wie möglich genutzt wird. Untersuchungsgefangenen<br />
wollen wir eine menschenwürdige Unterbringung und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
während der Haft garantieren. Strafgefangene, die noch lange bei<br />
uns bleiben müssen, sollen an sich arbeiten und neue Ziele entwickeln können.<br />
Die Inhaftierten in der Abteilung Gerichtsstraße sollen viele Möglichkeiten<br />
haben, sich auf den offenen Vollzug und auf ihre Entlassung vorzubereiten.<br />
Die Damen und Herren des offenen Vollzuges können die Zeit nutzen,<br />
um zu beweisen, dass sie zu recht in der freizügigsten Vollzugsform<br />
untergebracht sind.<br />
Ich wünsche allen Inhaftierten im Namen der Anstaltsleitung und der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der JVA <strong>Oldenburg</strong> viel Energie und Kraft, mit<br />
dem Vollzugsalltag fertig zu werden und den Mut, neue Wege zu gehen. Ein<br />
straffreies Leben sollte stets Ihr Ziel sein. Ihnen und Ihren Angehörigen ein<br />
besinnliches Weihnachtsfest und ein hoffnungsvolles neues Jahr 2011.<br />
Gerd Koop<br />
Anstaltsleiter<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010<br />
1
§ INHALT<br />
JVA INTERN<br />
IdG Informiert ..............................................................................................................................................................................5<br />
Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenständen................................................................................................8<br />
C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“ ..........................................................................................................................9<br />
Sport– und Sommerfest 2010.....................................................................................................................................................10<br />
Beamte vs. Gefangene................................................................................................................................................................11<br />
<strong>Oldenburg</strong>er Fußballleistungsgruppe geht auf Torejagd ............................................................................................................11<br />
Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA <strong>Oldenburg</strong> .................................................................................................12<br />
Soweit die Füße tragen. 3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA Marathon ............................................................................................................13<br />
Filmfest 2010 .............................................................................................................................................................................15<br />
Die Happy in da house ...............................................................................................................................................................18<br />
Das Malatelier in der JVA <strong>Oldenburg</strong> nach der Methode von Arno Stern.................................................................................20<br />
Kunst im Knast...........................................................................................................................................................................22<br />
RECHT & SOZIALES<br />
Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit.................................................................................................................................28<br />
Die Datensammler und die Selbstauskunft.................................................................................................................................30<br />
Predigt und Auslegung nach der Lesung....................................................................................................................................32<br />
Woran erkennt man einen Psychopathen?..................................................................................................................................34<br />
Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen?...............................................................................................................42<br />
Vorzeitige Entlassung … aus Anlas des Weihnachtsfestes........................................................................................................<strong>43</strong><br />
Fehler bei der Erstellung von Prognosegutachten ......................................................................................................................44<br />
Die Gefahr wird extrem überschätzt...........................................................................................................................................46<br />
Arbeitsentgelte 2010 für Straf– und Untersuchungsgefangene ..................................................................................................47<br />
Sicherungsverwahrung „Der Knast nach dem Knast“ .........................................................................................................48<br />
Einführung des neuen elektronischen Personalausweises ..........................................................................................................53<br />
Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung...................................................................................................55<br />
Fortschreibung des Vollzugsplans muss… ...............................................................................................................................56<br />
Lockerrungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer...... .......................................................................................................57<br />
KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
Lachen ist die beste Medizin......................................................................................................................................................59<br />
Neues in der Bücherei ................................................................................................................................................................66<br />
Sudoku .......................................................................................................................................................................................70<br />
Rätsel..........................................................................................................................................................................................71<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial........................................................................................................................................................................................1<br />
Inhalt ............................................................................................................................................................................................2<br />
Gruppenangebote .........................................................................................................................................................................4<br />
WM Tippspiel 2010 ...................................................................................................................................................................26<br />
Kalender 2011...........................................................................................................................................................................35<br />
Kontaktanzeigen.........................................................................................................................................................................59<br />
Pressespiegel ..............................................................................................................................................................................62<br />
Wissen ist Macht... .....................................................................................................................................................................64<br />
Rezept.........................................................................................................................................................................................61<br />
Impressum .................................................................................................................................................................................72<br />
2 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
INHALT<br />
§<br />
WIR DANKEN<br />
Frau Sandra Nietfeld<br />
ab Seite 18<br />
Die Happy in da<br />
House.<br />
die kaum Mühe gescheut hat uns bei<br />
der redaktionellen Arbeit auf Schritt<br />
und Tritt zu begleiten und ständig<br />
beratend zur Seite zu stehen.<br />
EINEN GANZ BESONDEREN<br />
DANK WIDMEN WIR<br />
Herrn Hans Ulrich Bier<br />
und<br />
Herrn Hans Joachim Schlüter<br />
ab Seite 15<br />
Filmfest 2010.<br />
die trotz widriger Umstände nie den<br />
Mut und Hoffnung verloren haben<br />
und stets mit an unserer Seite durchs<br />
Dickicht des vollzugsredaktionellen<br />
Dschungels gegangen sind.<br />
ab Seite 48<br />
Sicherungsverwahrung<br />
„Der Knast nach dem Knast“<br />
HELFEN SIE UNS BEI UNSE-<br />
RER ARBEIT MIT EINER<br />
SPENDE!<br />
JVA OLDENBURG<br />
WG. TROTZDEM<br />
ab Seite 13<br />
3.<strong>Oldenburg</strong>er<br />
JVA Marathon.<br />
KONTO NUMMER<br />
106 024 813<br />
NORDLB HANNOVER<br />
BLZ 250 500 00<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 3
§ GRUPPENANGEBOT<br />
4 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
INTERESSENVERTRETUNG DER GEFANGENEN (IDG)<br />
IdG INFORMIERT: Ein neues Team der Vertreter für Gefangeneninteressen informiert über die Arbeit der IdG<br />
§<br />
V<br />
eränderungen bewirken oftmals<br />
etwas Positives, hin und wieder<br />
reicht es manchmal schon wenn<br />
eine Namensänderung zu vermelden ist.<br />
Die GIV hat sich über viele Jahren<br />
für die Belange der Inhaftierten eingesetzt.<br />
Nun versuchen wir, das „Neue<br />
Team“ unter der neuen Bezeichnung,<br />
wie dies oben angeführt, die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit mit Leben zu erfüllen. Dabei<br />
haben sich weder die Satzungen noch<br />
die Richtlinien, sowie das Wahlrecht für<br />
die ausgewählten Vertreter für diese ehrenamtliche<br />
Tätigkeit geändert.<br />
Wir möchten in diesem Zusammenhang<br />
darauf hinweisen, dass erst auf<br />
Grundlage politischer Entscheidungen<br />
und damit verbundener Gesetzgebung<br />
aus dem Jahre 1977, wie unsere Recherchen<br />
ergeben haben, es den Inhaftierten<br />
möglich gemacht wurde ‚ intensiver über<br />
ihre Gewählten Vertreter, Wünsche und<br />
Anliegen der Anstaltsleitung vorzutragen<br />
um Veränderungen im Vollzug zu erreichen.<br />
Im beiderseitigem Interesse, hierbei<br />
ist aber im besonderen die Vollzugsbehörde<br />
bemüht und auch bereit konstruktive<br />
Veränderungen im Vollzug auf<br />
Grundlage der entsprechenden Sicherheitsbestimmungen<br />
zuzulassen, damit<br />
die Haftzeit soweit wie möglich für den<br />
Inhaftierten auch unter dem Aspekt der<br />
Resozialisierung erleichtert wird.<br />
Veränderungen im Vollzug sind<br />
zweifellos sehr schwer durchzusetzen in<br />
einem System, das auf Grundlage gesetzlicher<br />
Bestimmungen und dem Verwaltungsrecht,<br />
wenig Spielraum besitzt,<br />
Wünsche und Anliegen von Inhaftierten<br />
zu genehmigen.<br />
Besonders für Menschen mit Migrations-Hintergrund,<br />
sowie ausgegrenzte der<br />
Gesellschaft mit krimineller Neigung, ist<br />
es besonders schwierig, Erleichterungen<br />
im Vollzug gegenüber die sich makellos<br />
fühlende christliche Gesellschaft, außerhalb<br />
dieser Mauern zu vertreten.<br />
Nach dem Grundsatz: „DIE WURDE<br />
DES MENSCHEN IST UNANTAST-<br />
BAR“, scheint dieser Grundsatz manchmal<br />
mehr als einen symbolischen Charakter<br />
zu haben, trotzdem werden wir<br />
von der, „Interessenvertretung der Gefangenen“,<br />
täglich aufs neue sich den<br />
Problemen der Inhaftierten im Vollzug<br />
stellen.<br />
Da kaum eine Woche vergeht, in der<br />
nicht ein neues Problem an die Interessenvertretung<br />
herangetragen wird, ist die<br />
Arbeit der IdG nicht langweilig, allerdings<br />
fühlen wir uns auch manchmal<br />
zwischen Baum und Borke.<br />
Alle Vorschläge werden aufgenommen<br />
und geprüft inwieweit die Möglichkeit<br />
besteht diese bei den Entscheidungsträgern<br />
der Vollzugsanstalt durchzusetzen.<br />
Bei der Durchsetzung von Vorschlägen<br />
ist aufgrund der Verwaltungsvorschriften<br />
sehr viel Geduld erforderlich<br />
und manchmal ist es ein Anlaufen gegen<br />
Windmühlen.<br />
Aber dennoch lassen wir uns zunächst<br />
nicht entmutigen und stellen uns<br />
der Aufgabe und hoffen, mit überzeugenden<br />
Argumenten, die Entscheidungsträger<br />
der Vollzuganstalt zu bewegen,<br />
Erleichterungen im Vollzug zu genehmigen.<br />
Also durchaus eine sinnvolle Tätigkeit<br />
die Spaß macht und jeder Inhaftierte<br />
sollte sich beteiligen.<br />
Ärgerlich wird es nur dann wenn<br />
einige Inhaftierte glauben es besser zu<br />
wissen und durch Zuwiderhandlungen<br />
das Erreichte dann durch die Anstaltsleitung<br />
wieder in Frage gestellt und in den<br />
meisten fällen als Kollektivstrafe ausgesprochen<br />
wird.<br />
Die neue IdG ist auf alle Fälle jungfräulich<br />
unterwegs nach dem Motto so<br />
wie es im Volksmund heißt, „Neue Besen<br />
kehren gut“<br />
Es grüßt euch das neue Team der Interessenvertretung<br />
der Gefangenen.<br />
INTERESSENVERTRETUNG DER<br />
GEFANGENEN - JVA OLDENBURG<br />
CLOPPENBURGER STR. 400<br />
26133 OLDENBURG<br />
HERR SÄNGER.<br />
HERR KOLKWITZ<br />
HERR KRACKE<br />
IdG - Sprechstunden<br />
Interessenvertretung der Gefangenen in der JVA <strong>Oldenburg</strong> Stand: 02.11.2010<br />
Haus A Haus B Haus C Haus D<br />
Station 1 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde<br />
Station 2 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde<br />
Station 3 Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke<br />
Station 4 Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz<br />
Persönliche Gespräche mit dem jeweiligen Vertreter der Interessenvertretung der Gefangenen (IdG) können nach wie vor per Antrag<br />
(VG 51) beantragt werden; diese sind nicht Stationsabhängig. Turnusmäßige Besuche finden zeitgemäß statt.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 5
§ JVA INTERN<br />
Der Sichteinkauf in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
IdG INFORMIERT: Mit der Einführung des Tüteneinkaufes ist unter den Inhaftierten viel Unmut und Frust<br />
gesät worden. Zwar ist diese Form des Einkaufens bequemer und geht schneller von statten, doch die Lebensmittelqualität<br />
und Kundenbetreuung hat deutlich abgenommen.<br />
kaum Zeit die Lebensmittel von der Fa.<br />
Knefelkamp zu sichten, preislich sowie<br />
qualitätsmäßig. Hauptsache der Angestellte<br />
der Fa. Knefelkamp bekommt die<br />
Einkaufsliste schnell unterschrieben, er<br />
muss weiter gehen, auf die nächste Station,<br />
denn die Zeit drängt.<br />
Man muss kein Hellseher sein, um<br />
sich vorzustellen, wie sich der Inhaftierte<br />
fühlt, wenn er seine teuer bezahlten Lebensmittel<br />
beim Öffnen des Kartons vorfindet.<br />
Schnell muss er sein, wenn er noch<br />
die Chance nutzen will gegebenenfalls<br />
nicht erhaltenes und beschädigtes zu<br />
reklamieren. Hat der Inhaftierte erst seine<br />
Bananenkiste auf dem Haftraum, ist<br />
Ein altertümlicher „Tante Emma Laden“ aus den 50-er Jahren.<br />
Es ist sehr schwer seine Reklamation<br />
klarzumachen<br />
W<br />
as waren das noch für Zeiten,<br />
wer von den Inhaftierten erinnert<br />
sich gerne daran zurück.<br />
Wie stieg die Spannung in den jeweiligen<br />
Wochen, in denen der Sichteinkauf<br />
stattfand. Hat nicht jeder den Freitag<br />
herbeigesehnt, um für sich seine Genussmittel<br />
zu erwerben. Dieses Highlight<br />
wollte sich niemand der Inhaftierten,<br />
auch hin und wieder einige Bediensteten,<br />
ich erwähne hier nur die schönen Nussecken,<br />
entgehen lassen.<br />
Das Schlendern durch die Regale,<br />
wenn es auch manchmal etwas eng in<br />
Dem Inhaftierten bleibt in der<br />
Eile kaum noch Zeit die<br />
Lebensmittel zu sichten<br />
dem kleinen Raum war, leiß sich niemand<br />
entgehen. Konnten sich doch die<br />
Augen nicht satt genug sehen, an den<br />
vielen schmackhaften Lebensmitteln, die<br />
von der Fa. Knefelkamp in den vorhandenen<br />
Regalen zum Kauf angeboten<br />
wurden. Vor allem das leckere Frischgemüse,<br />
saisonbedingte Früchte, das Kühlregal<br />
mit diversen Wurst-, Schinken-,<br />
Milchgetränken und Fischsorten, verlockte<br />
zum Kaufen. Schon der Gedanke,<br />
im nachhinein an diese Möglichkeit des<br />
Einkaufs, weckt doch nach der verstrichenen<br />
Zeit immer noch Erinnerungen.<br />
Weiterhin befand sich in dem kleinen<br />
Laden die prall gefüllte TK- Kost Truhe<br />
mit allem was dem Gaumen gut tat. Das<br />
darüber liegende Brot und Kuchenregal,<br />
die dann folgenden Süßigkeiten, Getränke,<br />
Zeitungen und Rauchwaren.<br />
Angebote, waren zum Greifen nahe.<br />
Die Liste der Artikel könnte man<br />
durchaus weiterführen, wie zum Beispiel<br />
Briefmarken und Schreibutensilien.<br />
Die Fa. Knefelkamp war um das<br />
Wohl der Inhaftierten bemüht und ohne<br />
zu übertreiben sehr engagiert. Jeder<br />
Wunsch und war er noch so klein, wurde<br />
als zusätzliche Bestellung aufgenommen<br />
und beim nächst möglichen Termin, des<br />
Einkaufs bereitgestellt.<br />
U<br />
nd Heute: Werden die wertvollen<br />
Lebensmittel und Getränke<br />
in Bananenkisten transportiert,<br />
wo der Qualitätsverlust, allein durch das<br />
hin und her Schaukeln in den Bananenkisten<br />
vorprogrammiert ist.<br />
In hastiger Eile werden diese Kartons<br />
auf die jeweiligen Stationen befördert,<br />
fast schon lieblos verteilt, man könnte<br />
auch sagen sehr anonym.<br />
Dem Inhaftierten bleibt in der Eile<br />
es sehr schwer, dem Angestellten der Fa,<br />
Knefelkamp, seine Reklamation klarzumachen.<br />
Spätere Erkenntnisse werden<br />
oftmals lautstark auf den Stationen ausgetragen,<br />
auch mit Beteiligung des Bediensteten,<br />
die nun beileibe nichts dafür<br />
können.<br />
Dieser zusätzliche Stress, auf den<br />
jeweiligen Stationen, über die Fa. Knefelkamp,<br />
ist lästig, sehr unangenehm und<br />
könnte bei effizientem Umgang mit dem<br />
Inhaftierten vermieden werden.<br />
Da bleibt mir eine Erkenntnis und<br />
Frage: „Wann gibt es mal wieder den<br />
Sichteinkauf?<br />
Text: GK<br />
6 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
„Vision oder Wirklichkeit?“<br />
IdG INFORMIERT: Die Interessenvertretung der Gefangene setzt sich für einen Kühlschrank in den einzelnen<br />
Hafträumen ein.<br />
Ü<br />
ber die Jahre hat sich nicht nur<br />
der Vollzug verändert, sondern<br />
auch das Umweltbewusstsein. Die<br />
Unterbringung in den einzelnen Haftanstalten<br />
hat in den vergangenen Jahren<br />
eine Renaissance erlebt, wofür auch die<br />
Inhaftierten gekämpft haben. Sowohl in<br />
der Einzelhaftraumbelegung, Ausstattung<br />
mit besseren Mobiliar sowie in der<br />
technischen Ausrüstung mit medialen<br />
Geräten wurden für den Inhaftierten unter<br />
den entsprechenden Sicherheitsbestimmungen<br />
die Unterbringung in der<br />
Haft verbessert. Die JVA <strong>Oldenburg</strong> legt<br />
zudem sehr viel Wert auf Sauberkeit der<br />
gesamten Anlage und ist in der technischen<br />
Ausrüstung, im Verwaltungsbereich,<br />
immer bemüht auf den neuesten<br />
Stand zu sein. Dem ganzen könnte man<br />
noch die Krone aufsetzen, indem die<br />
Hafträume, nicht nur mit einer Gardine<br />
verschönert, sondern mit einem geringen<br />
Kostenaufwand die Unterbringungsqualität<br />
auf den neuesten Stand erweitert.<br />
Sicherlich stehen diesem Vorhaben<br />
einige Bedenken entgegen; Dabei stehen<br />
an erster Stelle die Investitionen im Vordergrund<br />
und der Sicherheitsaspekt. Und<br />
dennoch wäre ein Kühlschrank im Haftraum<br />
der richtige Schritt in die richtige<br />
Richtung. Legen wir mal alle Bedenken<br />
beiseite und sehen bei tieferer Betrachtung<br />
diese Investition als umweltbewusstes<br />
Handeln an.<br />
Wasser ein Naturprodukt, was bekanntlich<br />
in den Ressourcen immer<br />
knapper wird, wenn man den Wissenschaftler<br />
glauben schenken darf.<br />
Hoffen wir, dass uns das erspart<br />
bleibt, Netze aufzuspannen um Nebel für<br />
trinkbares Wasser aufzufangen, wie das<br />
in manchen Regionen der Welt schon<br />
heute praktiziert wird.<br />
Noch drehen wir den Wasserhahn<br />
einfach auf und vergeuden das wertvolle<br />
Nass, was zusätzlich über die Kläranlage<br />
mühsam gereinigt wird.<br />
Lohnt es sich nicht, unter diesen Gesichtspunkten<br />
mal einige Minuten in sich<br />
zu gehen?<br />
Um zu einer positiven Entscheidung<br />
zu kommen möchten wir einige<br />
Punkte zum Nachdenken anführen<br />
warum wir der Meinung sind<br />
das diese Investition Zukunftsorientiert<br />
ist.<br />
Inhaftierte müssen ihre Getränke<br />
im Sommer im Waschbecken<br />
kühlen.<br />
Bereits erreicht haben wir<br />
mit Herrn Moorhusen, dass die<br />
morgendliche und abendliche<br />
Teeausgabe in flüssiger Form<br />
entfällt, dafür werden alternativ<br />
Teebeutel wöchentlich auf die<br />
Station geliefert.<br />
Ersparnis: Wasser, Spülmittel,<br />
Arbeitskraft und Zeit.<br />
Ausgabe des Frühstücks bereits mit<br />
dem Abendbrot.<br />
Weniger Aufwand in dem Arbeitsablauf<br />
der Küche, der Bediensteten auf den<br />
Stationen, Entlastung der Hausarbeiter,<br />
auch hier wieder Einsparung vorgenannter<br />
Punkte.<br />
Der morgendliche Stress mit den<br />
Essenwagen würde entfallen. Auch hier<br />
Energieeinsparung beim Fahrstuhl,<br />
zwecks Transports auf die jeweiligen<br />
Stationen und wieder Einsparung von<br />
Wasser Spülmitteln und Zeit.<br />
Weniger Diebstahl. aus den Kühl und<br />
Gefrierfächern, auf den Stationen.<br />
Erleichterter Überblick der gelagerten<br />
Speisen und Getränken, bei der Haftraumdurchsuchung.<br />
Entfernung der nicht praktischen<br />
Kühl und Gefriertruhen auf den Stationen.<br />
Energieaufwendige und nicht effiziente<br />
Nutzung der einzelnen Fächer.<br />
Die Handhabung der Hygiene fällt<br />
dadurch vielen Inhaftierten leichter. Dem<br />
Inhaftierten würde dadurch dir Möglichkeit<br />
gegeben, auch während der Nachteinschlusszeiten,<br />
sich mit gekühlten<br />
Speisen und Getränken zu versorgen.<br />
Ist dies nicht auch ein Beitrag zur<br />
Resozialisierung?<br />
So ein kleiner Kühlschrank verbraucht<br />
nicht mehr Energie als ein TV<br />
Gerät pro Jahr. Diese Kosten würde der<br />
Inhaftierte, bei einer positiven Entscheidung<br />
sicherlich gerne übernehmen.<br />
Die Kosten belaufen sich für so ein<br />
Kühlgerät, aufgrund von Recherchen,<br />
auf ca. 90 EURO.<br />
Sie sehen bei genauer Betrachtung<br />
unserer Überlegungen kann man dieser<br />
Idee durchaus Positiv gegenüberstehen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Interessenvertretung der Gefangenen.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 7
§ JVA INTERN<br />
Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenstände<br />
Nach langem hin und her genehmigt die Sicherheitsleitung der JVA <strong>Oldenburg</strong> den Besitz von Musikboxen.<br />
Ein Beitrag von Manfred Viebahn<br />
E<br />
ndlich nach langem Warten hat<br />
die JVA <strong>Oldenburg</strong> auf die häufige<br />
Kritik reagiert und eine Anpassung<br />
der zulassungsfähigen Gegenstände<br />
vorgenommen. Hier nun ein kleiner<br />
Überblick über die neuen beziehbaren<br />
Gegenstände:<br />
Bei den Elektrogeräten können jetzt<br />
folgende Gegenstände bezogen werden:<br />
Stereoanlage/ Radiorecorder<br />
Kompaktanlage oder Bausteine<br />
(wobei jeder Baustein als Einzelgerät<br />
gezählt wird)<br />
Lautsprecherboxen 2 Stück, mit einem<br />
maximalen Volumen von 15<br />
Litern und Kabellänge von nicht<br />
mehr als 3 Metern.<br />
ein tragbarer Walkman oder CD<br />
Spieler (nur mit internem Akku)<br />
Tischventilator (maximal 30 cm<br />
Durchmesser)<br />
Lichterkette mit maximal 15 Lichtern<br />
(nur zur Weihnachtszeit)<br />
Bei den Hygieneartikel kommt noch<br />
zusätzlich die Möglichkeit des Bezuges<br />
von:<br />
Pinzette mit einer Maximallänge von<br />
nicht mehr als 10 cm.<br />
Nassrasierer (Nur Gillette Mach 3<br />
oder Quattro, Halter ohne Batterie<br />
und maximal 2 Packungen a 12 Klingen)<br />
Für weitere Sachen die Ihr eventuell<br />
sonst noch benötigt, schreibt bitte einen<br />
! Hinweis<br />
Hinsichtlich der zulassungsfähigen<br />
Elektrogeräte sind maximal sechs Geräte<br />
pro Haftraum zugelassen. Darüber<br />
hinaus kann jedem Gefangenen 1 Rasierer<br />
und 1 Haarschneidemaschine oder<br />
Bartschneidemaschine gestattet werden.<br />
Bei Einzelbausteinen zählt jedes Gerät<br />
einzeln. Die Bereiche Aufnahmestation,<br />
Transportstation sind davon ausgenommen<br />
und unterliegen gesonderter Regelungen.<br />
Ein detailliertes Verzeichnis<br />
über alle zugelassenen Gegenstände<br />
hängt i.d.R. auf den Stationen aus. Bei<br />
Nichtvorhanden wenden euch an den<br />
Stationsdienst mit der Bitte um Auskunft.<br />
Antrag an die GIV, die wird dann versuchen<br />
diese Wünsche bei der Leitung der<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> durchzusetzen.<br />
Eine Übersicht über die zulassungsfähige Elektrogeräte in der JVA <strong>Oldenburg</strong> (stand Sep.2010)<br />
Anzahl Geräteart Hineise/ Erläuterungen B K V<br />
1 TV-Gerät (Rohre) 42 cm Bildschirmdiagonale davon sichtbar 37 cm B<br />
1 TV-Gerät (Flachbildschirm) maximal 2000 cm² Frontfläche B<br />
Kompaktanlage oder Bausteine wobei jeder Baustein als<br />
1 Stereoanlage/Radiorecorder<br />
Einzelgerät gezählt wird<br />
B<br />
1 Walkman oder tragbarer CD-Player nur mit internen Akku genehmigungsfähig B<br />
max. Gesamtvolumen 15 L. und maximaler Kabellange<br />
2 Lautsprecherboxen kein Eigenbau<br />
von 3 Metern<br />
B<br />
1 Kopfhörer nur kabelgebunden B<br />
ohne Diskettenlaufwerk ohne oder nur mit temporärem<br />
1 Schreibmaschine<br />
Speicher<br />
B<br />
1 Kaffeemaschine nur mit Glaskanne B<br />
1 Wasserkocher nur mit Abschaltautomatik B<br />
1 Fön Lockenstab nur in Frauenvollzug erlaubt B<br />
1 Wecker oder Radiowecker nur netzstrombetrieben B<br />
1 Elektrorasierer B<br />
1 elektrischer Haarschneider oder Bartschneider B<br />
1 elektrischer Zahnbürste oder Munddusche keine kombinierten Gerate oder Stationen zulässig V<br />
1 Telespiel mit Zubehör nur netzstrombetrieben (Playstation 1 und Gamecube) B<br />
1 Schachcomputer nur netzstrombetrieben B<br />
20 Kassetten und/oder CD‘s sowie DVD‘s sämtliche Ton- und Datenträger zusammen V<br />
nur für TV, Musikanlage und DVD-Player keine sonstigen<br />
Geräte<br />
3 Fernbedienung<br />
V<br />
1 Reinigungsset für Kassettentape kein Spray und ohne Alkohol V<br />
nur Aufbewahrungsbox aus Stoff mit Reißverschluss<br />
1 Kassetten- oder CD/DVD Box<br />
zulässig<br />
V<br />
1 Tischventilator maximaler Korbdurchmesser 30 cm V<br />
1 Taschenrechner oder Sprachcomputer nur Solarbetrieben V<br />
max. 15 Lichter und Gesamtlänge von 1,50 m nur zur<br />
1 Lichterkette<br />
Weihnachtszeit zulässig<br />
V<br />
1 Armbanduhr ohne Speicherfunktion B<br />
B: durch Besuch beziehbar<br />
K: nur vom Kaufmann zu beziehen<br />
V: nur über Versandhandel zu beziehen<br />
8 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“<br />
Am Ende des Lehrgangs war eine<br />
schriftliche Klausur und eine praktische<br />
Lehrprobe mit Ausarbeitung zu einem<br />
Fußballthema zu absolvieren. So mancher<br />
musste dabei feststellen, dass es<br />
nicht so einfach ist, vor einer Gruppe zu<br />
stehen und die vielen Faktoren einer<br />
spannenden und effektiven Trainingsein-<br />
SPORT: Erfolgreicher Abschluss des erstmalig veranstalten Fußballtrainerlehrgangs.<br />
I<br />
m Rahmen des Kooperationsprojekts konditionelle Fähigkeiten, technische heit im Blick zu behalten.<br />
„Sport integriert Niedersachsen“ des Fertigkeiten, sondern auch taktisches Nun sind alle Teilnehmer in der Lage,<br />
nach ihrer Inhaftierung Verantwor-<br />
Landessportbundes Niedersachsen Grundverständnis gefragt waren. Alle<br />
und des Niedersächsischen Ministeriums<br />
für Inneres, Sport und Integration in Kooperation<br />
mit der Deutschen Sportjugend<br />
(dsj) und dem Institut für Sportwissenschaft<br />
Lerninhalte wurden theoretisch aufgearbeitet.<br />
Vorträge, Gruppenarbeit<br />
und Präsentationen<br />
rundeten den Lehrgang ab.<br />
tung für sich und eine Mannschaft zu<br />
der Leibniz Universität Hannover Sieben verschiedene<br />
fand erstmals in einer JVA ein C-<br />
Trainer-Breitenfußball-Lehrgang statt.<br />
Referenten trugen ihr Expertenwissen<br />
zu Themenbereichen<br />
Unter dem Motto „Sport integriert<br />
„Sport und<br />
Niedersachsen“ begannen in der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong> im März 14 Inhaftierte mit<br />
Recht“, „Fußball und Schule“,<br />
„der Schiedsrichter im<br />
Migrationshintergrund die 120 Lerneinheiten<br />
Fußball“ oder auch<br />
lange Ausbildung, die sich über „Torwarttraining“<br />
vor.<br />
Insgesamt haben 21 Teilnehmer<br />
die Prüfung erfolgreich bestanden.<br />
sechs Wochenenden erstreckte. 12<br />
schafften am Ende die praktische und<br />
schriftliche Prüfung. Zusammen mit 3<br />
Inhaftierten ohne Migrationshintergrund,<br />
3 Bediensteten und 3 Gasttrainern aus<br />
dem Raum <strong>Oldenburg</strong> haben insgesamt<br />
21 Teilnehmer die Prüfung erfolgreich<br />
abgeschlossen.<br />
Schon im Vorfeld des Lehrgangs<br />
wurden die Inhaftierten strengen Zulassungskriterien<br />
unterworfen. Delikt, Haftdauer,<br />
soziale Kompetenzen, fußballerische<br />
Fähigkeiten, aber auch das Verhalten<br />
während des Lehrgangs wurden thematisiert.<br />
Es wurden viele Themen und Aufgabenbereiche<br />
bearbeitet, so dass nicht nur<br />
übernehmen, als Vorbild zu<br />
fungieren und ein sinnvolles<br />
und effektives Training<br />
zu gestalten.<br />
Die Meinung der Lehrgangsteilnehmer<br />
fiel somit<br />
auch sehr positiv aus. Alle<br />
waren der Auffassung, dass<br />
dieser Lehrgang ein wichtiger<br />
Meilenstein auf dem<br />
Weg der Reintegration in<br />
die Gesellschaft war.<br />
Text: Wilfried Dannebaum<br />
ZITAT<br />
Sport hat die Macht die<br />
Welt zu verändern.<br />
Nelson Mandela<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 9
§ JVA INTERN<br />
Insgesamt sechs Fußballmannschaften gingen beim diesjährigen Sport– und Sommerfest an den Start.<br />
Sport- und Sommerfest 2010<br />
SPORT: Das diesjährige Sport– und Sommerfest zeichnete sich durch viele sportliche Aktivitäten und zahlreiche<br />
Teilnehmer aus.<br />
A<br />
m 14.08.2010 war es mal wieder soweit. Die JVA lud<br />
zum jährlichen Sport- und Sommerfest. Pünktlich zu<br />
Beginn zeigte sich, nach starkem Regen in der Nacht,<br />
die Sonne über dem Sportbereich. Es wurde wieder einmal<br />
ein tolles Programm, von der Sportbeamten Dannebaum<br />
und Mayer, auf die Beine gestellt. Es fand ei Fußballturnier<br />
statt, das mit sechs Mannschaften sehr gut<br />
angenommen wurde. Sehr schönen Fußballspielen konnte<br />
man an diesem Tag ansehen.<br />
Besonders zu erwähnen ist hier die Ü-40 Mannschaft,<br />
die den „Jungen Spielern“ ein ums andere Mal zeigte,<br />
dass sie noch lange<br />
nicht zum alten<br />
Eisen gehören. Des<br />
Weiteren konnten<br />
sich alle Besucher<br />
an eine Schuss-<br />
Geschwindigkeit<br />
Wettbewerb versuchen,<br />
bei dem die<br />
drei besten mit<br />
einem Preis geehrt<br />
wurden. Frau Barkemeyer<br />
und Frau<br />
Nietfeld hatten die<br />
Aufgabe übernommen<br />
den Basketballwurf<br />
Wettbewerb zu leiten. Man hatte insgesamt sechs Versuche<br />
den Ball in den Korb zu bekommen. Auch hier wurden<br />
die drei besten 1,2,3 mit einem Preis geehrt. Zum Mittagessen<br />
hatte die Küche Salate und Obst bereitgestellt, und es wurde mit<br />
Hilfe der Bau- und Hofkolonne Fleisch und Wurst gegrillt. Es<br />
gab für alle ein tolles Essen. Herr Armbrecht hat den Eisverkauf<br />
übernommen und wir konnten zwischen vier Sorten Eis wählen.<br />
Am Nachmittag<br />
spielte dann die<br />
Band der JVA, und<br />
ich muss sagen,<br />
dass ich angenehm<br />
überrascht war. Die<br />
Jungs haben das<br />
Fest echt gerockt.<br />
Danach trat eine<br />
Hip-Hop Gruppe<br />
aus <strong>Oldenburg</strong> auf,<br />
die nicht an den<br />
Erfolg der JVA<br />
Band anknüpfen<br />
konnte. Ich möchte<br />
hier noch erwähnen, dass sehr viele Ehrenamtliche Lehrer<br />
und Beamte als Besucher dort waren, die alle samt<br />
meinen positiven Eindruck vom Sport- und Sommerfest<br />
teilten. Besonders gefreut hat es mich, dass auch Schiko,<br />
unser alter jetzt im Ruhestand befindlicher Sportbeamter<br />
zu Besuch da war. In seiner lockeren Art hat er, wie immer,<br />
für gute Stimmung gesorgt und ich hoffe sehr, dass<br />
er uns auch weiterhin mit gelegentlichen Besuchen erfreuen<br />
wird. Mein besonderer Dank geht hier an alle die<br />
an der Planung und Ausführung des Sport- und Sommerfestes<br />
beteiligt waren und hinter den Kulissen für einen schönen Tag<br />
gesorgt haben.<br />
Text: Manfred Viebahn<br />
10 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
SPORT:Freundschaftsspiel der Beamten gegen die Gefangenen.<br />
D<br />
er 26. August 2010 kennzeichnete<br />
eine Begegnung der beson-<br />
einen kurzen Zeitraum, die Führung in<br />
versenken, was ihnen, wenn auch nur für<br />
deren Art. Das alljährliche dieser ersten Habzeit einbrachte. Allerdings<br />
haben sich die Gefangenen zum<br />
Freundschaftsspiel der Gefangen gegen<br />
die Beamtenmannschaft stand auf dem Ende der ersten Halbzeit etwas zu viel<br />
Programm. Beide Teams versammelten ausgeruht. Die Beamten nutzten diese<br />
sich an diesem regnerischen Tag auf dem Unachtsamkeit zu ihrem Vorteil um den<br />
Fußballplatz der JVA <strong>Oldenburg</strong> um sich Spielstand zu einem 2:2 auszugleichen.<br />
in einem respektvollen, sportlichen Wettkampf<br />
gegenüberzutreten.<br />
sem Fehler schnell gelernt. Während der<br />
Doch die Inhaftierten haben aus die-<br />
Für die Gefangenen ist dise jährliche gesamten zweiten Halbzeit ließen sie ihre<br />
Veranstaltung ein besonderes Highlight. Gegner nicht zur Ruhe kommen und<br />
Einmal im Jahr haben sie die Möglichkeit<br />
mit den Beamten auf gleicher Au-<br />
Können<br />
forderten den Beamten ihr gesamtes<br />
ab.<br />
genhöhe zu stehen und ihnen zu zeigen<br />
was in ihnen steckt.<br />
Bereits im Vorfeld gab es bei der<br />
Gefangenenmannschaft Zweifel ob sie<br />
einen Sieg davontragen werden. „In der<br />
ersten Halbzeit werden wir sicherlich<br />
vorne liegen, doch was passiert in der<br />
Zweiten, dass bleibt abzuwarten“, war<br />
das Credo der Inhaftierten. Größte Sorge<br />
bereitete den Gefangenen ihre mangelnde<br />
Kondition. „Wir sind technisch zwar<br />
besser, doch was die Ausdauer angeht<br />
sind wir den Beamten unterlegen“, sagte<br />
einer der Inhaftierten vor dem Spiel.<br />
Doch wie sich im Verlauf des Nachmittags<br />
zeigen sollte, war selbst die mangelnde<br />
Ausdauer für die Gefangenenmannschaft<br />
nicht wirklich ein Problem.<br />
Bereits nach dem Anstoß griffen die<br />
Inhaftierten in einer geschlossenen Front<br />
ihre Gegner an und konnten schon nach<br />
kurzer Spielzeit ein Tor für sich entscheiden.<br />
Doch die Beamten ließen sich in<br />
dieser Phase des Spiels nicht so leicht<br />
überrumpeln und glichen nach einem<br />
aggressiven Vorrücken zum 1:1 aus.<br />
Wieder in Ballbesitz konnten die Inhaftierten<br />
mit trickreicher Finesse die<br />
Defensive des Gegners umgehen und<br />
einen weiteren Ball im gegnerischen Tor<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Beamte vs. Gefangene<br />
Oben: Die Gefangenen- und die Beamtenmannschaft<br />
kurz vor Spielbeginn. Unten: Der<br />
Sportübungsleiter Herr Dannebaum erteilt<br />
den Inhaftierten letzte Anweisungen vor dem<br />
Spiel<br />
In geschlossener Formation und mit<br />
souveränen Passspiel gaben sie ihren<br />
Gegnern keine Chance die Spielführung<br />
an sich zu reisen. Als ein aufeinander<br />
abgestimmtes Team griffen sie die Gegner<br />
pausenlos an und erzielten ein Tor<br />
nach dem andere. Obwohl die Beamten<br />
immer wieder zum Angriff ansetzten,<br />
und dem gegnerischen Tor auch des Öfteren<br />
ziemlich nahe kamen, konnten sie<br />
währen der zweiten Halbzeit nur zwei<br />
weitere Tore erzielen und mussten sich<br />
mit einem Spielergebnis von 4:7 geschlagen<br />
geben.<br />
Text: AS<br />
<strong>Oldenburg</strong>er JVA<br />
Fußballleistungsgruppe<br />
geht auf<br />
Torejagd<br />
D<br />
urch das unermüdliche Engagement<br />
des Leiters des Sportpädagogischen<br />
Dienstes der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong> Herrn Dannebaum ist es mittlerweile<br />
zu einer Tradition geworden,<br />
dass die Fußballspieler der JVA Leistungsgruppe,<br />
mehrmals im Jahr, eine<br />
Gastmannschaft für ein gemeinsames<br />
Freundschaftsspiel hinter Gittern begrüßen<br />
dürfen. So war es auch an diesem<br />
Samstag den 30.10.2010. Als Gegner der<br />
Fußballleistungsgruppe der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
hatte sich eine Mannschaft aus Haarentor<br />
mit der eindrucksvollen Namen<br />
„Roter Stern“ angekündigt. Das hervorstechende<br />
Merkmal dieser beiden Mannschaften<br />
war die generationsübergreifenden<br />
Zusammenstellung der Spieler.<br />
Nahezu alle Altergruppen waren vertreten.<br />
Wobei bei der Gefangenenmannschaft<br />
erschwerend hinzukam, dass sie<br />
sich aus mindestens fünf Verschiedenen<br />
Nationalitäten zusammensetzte. Doch<br />
trotz zahlreicher Differenzen war es erstaunlich<br />
wie geschlossen und kameradschaftlich<br />
die Spieler an diesem Nachmittag<br />
agierten. Nach kurzer Aufwärmphase<br />
gefolgt von einem Briefing standen<br />
sich beide Mannschaften auf dem<br />
Spielfeld gegenüber. Bereits nach der<br />
Eröffnung des Spiels landete ein Ball in<br />
den Toren der Gastmannschaft. Ein weiterer<br />
Angriff folgte unmittelbar darauf<br />
und veränderte den Spielstand zu einem<br />
2:0. Insgesamt gelang es der Gefangenenmannschaft<br />
in der ersten Halbzeit<br />
drei, zum Teil spektakuläre, Tore zu<br />
erzielen. Die Gastmannschaft hatte von<br />
Anfang an ihre Schwierigkeiten die Defensive<br />
der <strong>Oldenburg</strong>er zu bezwingen<br />
und schaffte es einfach nicht, das Runde<br />
in das Eckige zu bringen. Stand es am<br />
Ende der ersten Halbzeit noch 3:0 so<br />
änderte sich dass in der zweiten Halbzeit<br />
schlagartig. Scheinbar mühelos gelang es<br />
den <strong>Oldenburg</strong>ern die gegnerischen Defensive<br />
zu umgehen und ein Tor nach<br />
dem anderer zu erzielen. Die Spieler aus<br />
Haarentor hatten sich zwar kräftig ins<br />
Zeug gelegt, doch konnten sie zu keinem<br />
Zeitpunkt den <strong>Oldenburg</strong>ern wirklich<br />
gefährlich werden. Und so mussten sie<br />
sich mit einem Endstand von 6:0 geschlagen<br />
vom Spielfeld zurückziehen.<br />
Text: AS<br />
Tr§tzdem 11/2010 11
§ JVA INTERN<br />
Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
SPORT: Sieben JVA Fußballmannschaften aus ganz Niedersachsen trafen sich in der JVA <strong>Oldenburg</strong> um sich<br />
in einem sportlichen Wettkamp zu messen und den diesjährigen Landesmeister zu bestimmen.<br />
Oben links: JVA Meppen 3. Platz<br />
JVA Wolfenbüttel die ein Unentschieden und zwei Niederlagen<br />
zu Stande brachte. Der dritte Platz wurde durch ein Elfmeterschießen<br />
zwischen der JVA Meppen und der JVA Lingen (Groß<br />
Hesepe) ermittelt. In einem an Spannung kaum zu schlagenden<br />
Krimi ging die JVA Meppen als Sieger hervor. Das Endspiel<br />
zwischen unseren Jungs und den Jungs der JVA Sehnde versprach<br />
ein sehr spannendes Spiel zu werden. Beide hatten die<br />
Vorrunde in ihrer Gruppe dominiert und so kam es zu einem<br />
sehr hochklassigen Spiel, das sehr ausgeglichen war. Durch<br />
einen wunderschönen vorgetragenem Spielzug ging die JVA<br />
Sehnde mit 1:0 in Führung. Unsere Jungs hatten sich einige sehr<br />
schöne Chancen herausgespielt, konnten diese aber leider nicht<br />
nutzen und so blieb für unsere Jungs nach 45 Minuten leider nur<br />
der zweite Platz. Der Sieger die JVA Sehnde feierte ihren Sieg<br />
und alle Zuschauer wie Spieler hatten einen schönen<br />
Tag hinter sich. Abschließend<br />
möchte ich mich bei allen Beamten,<br />
den Jungs der Küche,<br />
die wieder einmal toll<br />
für uns gesorgt haben<br />
und der<br />
Jungs der Bau-<br />
Oben rechts:<br />
JVA Lingen Groß-Hesepe 4. Platz<br />
und<br />
Unten links: JVA Celle 7.Platz<br />
Unten rechts: JVA Uelzen 5.Platz<br />
Unten Mitte: JVA <strong>Oldenburg</strong> 2.Platz<br />
A<br />
m Samstag dem 04.09.2010 war es wieder einmal soweit.<br />
Auf der Sportanlage der JVA <strong>Oldenburg</strong> fand die<br />
Fußballmeisterschaft der JVA’en in Niedersachsen<br />
statt. Bei sehr schönem Wetter hatten die Sportbeamten Herr<br />
Dannebaum und Herr Meyer ein super organisiertes Fest auf die<br />
Beine gestellt. Es waren insgesamt sieben Mannschaften nach<br />
<strong>Oldenburg</strong> gekommen um ihr fußballerisches Können unter<br />
Beweis zu stellen. In der Gruppe A spielten die JVA Lingen<br />
(Groß Hesepe), die JVA Sehnde und die JVA Celle I und II.<br />
Aus dieser Gruppe ging als klarer erster mit zwei Siegen die<br />
JJVA Sehnde hervor, die spielerisch eine erstklassige Leistung<br />
zeigte. Zweiter wurde die JVA Lingen (Groß Hesepe), die mit<br />
einem Sieg 5:1 gegen die JVA Celle und einer Niederlage 0:2<br />
gegen die JVA Sehnde ihr Können unter Beweis stellte. In der<br />
Gruppe B spielten unsere Jungs, die JVA Wolfenbüttel,<br />
die JVA Uelzen und die<br />
JVA Meppen. In dieser Gruppe<br />
setzten sich unsere Jungs<br />
mit einem spielerisch<br />
starken Auftritt mit<br />
drei Siegen und<br />
11:0 Toren<br />
was für die<br />
erstklassige<br />
Ab-<br />
Oben Mitte: JVA Sehnde 1. Platz<br />
wehr<br />
spricht<br />
gegen die<br />
anderen<br />
Teams als<br />
Gruppen erster<br />
durch. Die JVA Meppen<br />
die mit einem Sieg<br />
einem Unentschieden und<br />
einer Niederlage den zweiten Platz<br />
in dieser Gruppe belegte konnte in diesem<br />
Jahr nicht an die Erfolge der vergangenen Jahre heran reichen<br />
obwohl sie spielerisch eine sehr gute Leistung zeigten.<br />
Dritter in dieser Gruppe wurde die JVA Uelzen die einen Sieg<br />
und zwei Niederlagen hinnehmen musste. Vierter wurde die<br />
Hof<br />
Kolonnen,<br />
die wie<br />
immer<br />
alles<br />
super<br />
vorbereitet<br />
gehabt<br />
haben, im<br />
Namen aller<br />
bedanken. Eins<br />
bleibt mir noch zu<br />
sagen: wir hatten wieder<br />
viel Spaß und Schiko<br />
unser alter Sportbeamter hat<br />
durch seinen Besuch gezeigt, dass die<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> im sportlichen Bereich gute<br />
Arbeit leistet. Leider konnten wir weder Herrn Koop noch<br />
Herrn Zech bei diesem Fest als Besucher begrüßen, was ich<br />
persönlich sehr schade empfand.<br />
Ein Bericht von Manfred Viebahn<br />
12 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
Soweit die Füße tragen -<br />
3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA Marathon<br />
SPORT: Zum dritten Mal in Folge fand in der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong> ein Marathonlauf statt. Insgesamt<br />
gingen 39 Teilnehmer aus <strong>Oldenburg</strong> und Umgebung an<br />
den Start.<br />
B<br />
ei einer Außentemperatur von 15<br />
Grad Celsius starteten insgesamt<br />
39 hoch motivierte Läufer aus<br />
<strong>Oldenburg</strong> und Umgebung, an diesem<br />
sonnigen Samstagmorgen des 9. Oktobers,<br />
zum diesjährigen Marathonlauf. Es<br />
war das dritte Mal in Folge, dass der<br />
Sportpädagogische Dienst der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />
unter der Leitung von Herrn<br />
Wilfried Dannebaum und Herrn Rex<br />
Meyer, diese Veranstaltung organisiert<br />
hatte.<br />
Bei der Vorbereitung bin ich über<br />
2000 km gelaufen.<br />
Aus drei verschiedenen Strafanstalten<br />
waren die Läufer zusammengekommen,<br />
um bei sonnigem Wetter, an der kühlen,<br />
frischen Luft, ihre Runden zu drehen.<br />
Alleine 23 Läufern kamen aus den Reihen<br />
der JVA <strong>Oldenburg</strong>. Die JVA Meppen<br />
war mit zwei Läufern vertreten. Und<br />
mit jeweils einem Läufer waren die<br />
JVA‘en Lingen Groß-Hesepe und die<br />
Abteilung Wilhelmshaven mit am Start.<br />
Zu den Gefangenen gesellten sich zusätzlich<br />
drei Bedienstete und zehn Gastläufer<br />
aus dem <strong>Oldenburg</strong>er Land. Viele<br />
von den Teilnehmern liefen das erste<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Mal in ihrem Leben die Marathonstrecke<br />
von 42, 195 Kilometer. Die beiden<br />
Sportübungsleiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong>, Wilfried Dannebaum<br />
und Rex Meyer, hatten in einem sechsmonatigen<br />
Trainingsprogramm Läufer<br />
aus insgesamt 12 verschiedenen Ländern<br />
auf diese Herausforderung vorbereitet. In<br />
unzähligen Trainingsstunden und bei<br />
nahezu jedem Wetter, haben die Läufer<br />
auf dem Sportplatz der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
ihre Runden gedreht. „Im Rahmen der<br />
Vorbereitung auf den Marathon, bin ich<br />
insgesamt eine Sterecke von über 2000<br />
Kilometer gelaufen. Das ist die Distanz<br />
von hier bis nach Moskau“, sagte einer<br />
der Inhaftierten in einem Interview.<br />
Von den insgesamt 39 Teilnehmern<br />
sind 35 den Halbmarathon gelaufen, wobei<br />
der schnellste Läufer nach einer Zeit<br />
von 1:32:37 h die Zielmarke erreichte.<br />
Die komplette Marathonstrecke schaffen<br />
indes nur vier Inhaftierte, von denen der<br />
schnellste bereits nach 3:28:19 h am Ziel<br />
ankam.<br />
Der schnellste Läufer schaffte die<br />
Marathonstrecke in 3:28:19 h.<br />
Genau wie im letzten Jahr wurden die<br />
Zeiten der Läufer elektronisch erfasst<br />
und ausgewertet. Die hierfür erforderliche<br />
Technik wurde mit freundlicher Unterstützung<br />
von der Fa. Laufmanager.de<br />
bereitgestellt. Das Sponsoring des Laufevents<br />
übernahm in diesem Jahr die Niedersächsische<br />
Justizvollzugsarbeitsverwaltung<br />
(JVAV). Aber auch die Inhaftierten<br />
haben ihren Beitrag für das Gelingen<br />
dieser Veranstaltung geleistet. Die<br />
Männer von der Bau– und Hofkolonne<br />
hatten bereits im Vorfeld die Laufstrecke<br />
vorbereitet und während des gesamten<br />
Laufes für die Verpflegung der Läufer<br />
gesorgt.<br />
Text: AS<br />
Tr§tzdem 11/2010 13
§ JVA INTERN<br />
Schutz vor<br />
Kontopfändung<br />
funktioniert nicht<br />
Das neue „Pfändungsschutzkonto“<br />
scheint an einem Konstruktionsfehler<br />
zu leiden. Zehntausende Sozialhilfe-<br />
Empfänger kommen nicht an ihr<br />
Geld, weil es entgegen den Plänen<br />
des Bundestags von Gläubigern gepfändet<br />
werden konnte. Wie der Internetdienst<br />
„Bild.de“ berichtete, beruht<br />
dies darauf, dass Sozialleistungen<br />
oft schon am Ende des Vormonats<br />
gezahlt werden. Das Problem<br />
trifft offenbar vor allem Hartz-IV-<br />
Bezieher. Der Zentrale Kreditausschuss<br />
bestätigte die Panne. Die Situation<br />
sei für die Nutzer der Konten<br />
ein unhaltbarer Zustand. Die öffentliche<br />
Hand sei dringend gefragt, diesen<br />
Fehler im Gesetz zu korrigieren. Aus<br />
dem Bundesjustizministerium hieß es<br />
am Donnerstag, man arbeite an einer<br />
„unbürokratischen Lösung“. Auf dem<br />
„P-Konto“ ist ein Mindestbetrag für<br />
den laufenden Lebensunterhalt nicht<br />
pfändbar; für Einzelpersonen ohne<br />
Unterhaltspflichten beträgt dieser<br />
monatlich 985,15 Euro. Gläubiger,<br />
denen Verbraucher Geld schulden,<br />
können nur<br />
auf darüber<br />
hinausgehende<br />
Beträge<br />
zugreifen.<br />
Quelle: FAZ<br />
6.08.2010<br />
Drogendealer<br />
öffentlich gehängt<br />
Teheran. Ein verurteilter Drogendealer<br />
ist im Sommer dieses Jahres, in<br />
der Stadt Ahvaz, im Südwesten des<br />
Irans öffentlich hingerichtet worden.<br />
Der Oberste Gerichtshof hatte das<br />
Todesurteil gegen ihn bestätigt. Im<br />
Iran, weltweit das Land mit den meisten<br />
Todesurteilen nach China, wird<br />
die Strafe normalerweise hinter Gefängnismauern<br />
unter Ausschluss der<br />
Öffentlichkeit vollstreckt. Zur Abschreckung<br />
werden Hinrichtungen<br />
aber auch in der Öffentlichkeit durchgeführt.<br />
Text:AS<br />
Ergebnisliste Halbmarathon<br />
Platz Name Verein Zeit<br />
1 Alfred, P. Gast 1:32:37<br />
2 Hans, L. Gast 1:37:53<br />
3 Hermann, B. Gast 1:42:25<br />
4 Fabian, F. Gast 1:44:05<br />
5 Manfred, N. Gast 1:45:03<br />
6 Thomas, Sch. Kollege JVA OL 1:45:14<br />
7 Oliver, A. Gast 1:45:21<br />
8 Niklas, B. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:46:02<br />
9 Alfred, M. Gast 1:49:07<br />
10 Heiko, V. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:49:23<br />
11 Fadi, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:50:50<br />
12 Alexander, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:51:44<br />
13 Mahmoud, H. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:52:08<br />
14 Hassan, D. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:55:48<br />
15 Friedhelm, K. Gast 1:56:22<br />
16 Timo, Sch. Kollege WHV 1:59:22<br />
17 Nico, Sch. JVA Meppen 2:01:<strong>43</strong><br />
18 Stefan, Sch. JVA Meppen 2:01:<strong>43</strong><br />
19 Janfried, W. Kollege JVA OL 2:02:07<br />
20 Andriejus, L. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:04:04<br />
21 Frank, W. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:04:54<br />
22 Andreas, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:05:37<br />
23 Ermal, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:06:12<br />
24 Alexander, H. JVA WHV 2:08:38<br />
25 Sergej, G. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:29<br />
26 Hassan, G. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:59<br />
27 Berkan, K. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:59<br />
28 Ajet, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:12:17<br />
29 Sivan, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:12:39<br />
30 Okan, O. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:20:20<br />
31 Uwe, P. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:24:46<br />
32 Paul, K. Gast 2:28:32<br />
33 Pawel, M. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:<strong>43</strong>:27<br />
34 Jörg, B. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:52:17<br />
35 Geert, M. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:52:17<br />
Ergebnisliste Marathon<br />
Platz Name Verein Zeit<br />
1 Michael, I. JVA Lingen 3:28:19<br />
2 Alexander Sch. JVA <strong>Oldenburg</strong> 3:53:21<br />
3 Braim, C. JVA <strong>Oldenburg</strong> 4:01:13<br />
4 Behcet, D. JVA <strong>Oldenburg</strong> 4:08:24<br />
Immer mit vollem Einsatz dabei. Der Sportleiter<br />
Herr Dannebaum begleitet einen<br />
Läufer auf seinen letzten Kilometern vor<br />
dem Ziel.<br />
Die Jungs von der Bau- und Hofkolonne<br />
sorgten dafür, dass die Läufer nicht austrockneten.<br />
Am Ziel gab es für alle Teilnehmer eine<br />
Urkunde und ein T-Shirt.<br />
Nach dem Laufen trafen sich die Sportler<br />
um bei einem Stück Kuchen ihre Erlebnisse<br />
auszutauschen.<br />
Genau die richtige Mahlzeit um nach einem<br />
stundenlangen Lauf wieder Energie zu<br />
tanken.<br />
14 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
Filmfest zum 5. Mal in der<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> - wieder<br />
ein toller Erfolg<br />
Die JVA <strong>Oldenburg</strong> wurde in diesem Jahr erneut zur Spielstätte.<br />
Damit ist <strong>Oldenburg</strong> das wohl einzige Festival überhaupt,<br />
das sein reguläres Programm in einem Gefängnis zeigt. Dahinter<br />
steht der Gedanke, nicht nur den Gefängnisinsassen im<br />
Zuge ihrer Resozialisierung ein kulturelles Angebot zu machen,<br />
sondern auch den normalen Besuchern des Festivals<br />
Einblicke in die Gefängniswelt zu gewähren. Das Festival<br />
möchte eine Brücke zwischen dieser Innen- und der Außenwelt<br />
schlagen und damit darauf aufmerksam machen, dass<br />
straffällig gewordene Menschen nach Verbüßung ihrer Strafe<br />
wieder ein Teil der Gesellschaft sind.<br />
I<br />
m Rahmen des 17. <strong>Oldenburg</strong>er Filmfestes fand auch am<br />
Freitag. den 17.9.201() in der JVA <strong>Oldenburg</strong> eine Filmvorführung<br />
statt. Auch diesmal waren illustre Gäste der Einladung<br />
gefolgt und genossen die besondere Atmosphäre der Filmvorführung<br />
im Knast. Herr Koop als Leiter der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
begrüßte hier besonders:<br />
Regisseur Thomas Stiller, der seinen Film; „Sie hat es verdient“,<br />
der anschließend persönlich präsentierte. Auch der Bremer<br />
Tatortkommissar Oliver Mommsen, war in diesem Film in<br />
einer anderen Rolle präsent. Er spielte den Vater einer Schülerin,<br />
die die Haupttäterin, in diesem sehr unter die Haut gehender<br />
Film. Entsprechend auch sein Kommentar zu seiner und die<br />
anderen Vaterrolle, die nicht seiner Vorstellung entsprach und<br />
auch wesentlich für das Versagen in der Erziehung verantwortlich<br />
war: „Am Schluss kommt so was raus, was einem den ganzen<br />
Nachmittag versaut:<br />
Auch der Regisseur würdigte seinen Film noch einmal und<br />
sah in ihm das Medium, das aktuelle Probleme in Bezug auf<br />
Jugendgewalt aufgreift und thematisiert.<br />
Oliver Mommsen hatte vorher die Gelegenheit, die JVA von<br />
innen kennen zu lernen und auch einmal kurzfristig in einer<br />
Zelle .‚einzusitzen. Diese Erfahrung dürfte recht eindrucksvoll<br />
für ihn gewesen sein, als hinter ihm die Tür zufiel und der<br />
Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die Bedeutung dieses Projekts:<br />
Filmfest in der JVA <strong>Oldenburg</strong> wurde auch von der<br />
Vertreterin des niedersächsischen Justizministers. Frau Dr.<br />
Neumann unterstrichen. Neben Gästen aus der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
konnten Herrn Koop auch zum ersten Mal Gäste aus dem Frauengefängnis<br />
in Vechta begrüßt werden.<br />
Für alle ein besonderes Ereignis war sicher anschließend der<br />
gemeinsame Empfang von <strong>Oldenburg</strong>ern, beteiligten Künstlern<br />
und den Insassen der beiden JVAs. Bei einem sehr schmackhaften<br />
und reichhaltigen Buffet wurden so manche Gespräche geführt<br />
und sicher gingen manch ein <strong>Oldenburg</strong>er mit neuen und<br />
anderen Eindrücken von der JVA und ihren Bewohnern nach<br />
Hause.<br />
Text: HJS<br />
Oben links: Herr Koop zusammen mit dem Schauspieler Oliver Mommsen. Unten<br />
links: Nach der Filmvorführung trafen sich Inhaftierte und Gäste zu einem kleinen<br />
Snack und Meinungsaustausch. Rechts: Der Regisseur des Filmes „Sie hat es verdient“<br />
Thomas Stiller (Mitte) beantwortete nach der Filmpremiere bereitwillig die<br />
Fragen der Zuschauer, l. Oliver Mommsen, r. Gerd Koop<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 15
§ JVA INTERN<br />
Zusammen hinter Gittern. Der Anstaltsleiter<br />
der JVA <strong>Oldenburg</strong> Gerd Kopp und<br />
der Sauspieler Oliver Mommsen.<br />
Veronica Ferres und Martin Feifel in „Sie<br />
hat es verdient“<br />
Wotan Wilke Möhring in Blond bringt nix<br />
GEZEIGTE<br />
SPIELFILME<br />
Europapremiere<br />
Sie hat es verdient<br />
D 10 R: Thomas Stiller mit Veronica<br />
Ferres, Liv Lisa. Jule Ronstedt<br />
Zwei Schüler verschleppen eine<br />
Mitschülerin und malträtieren sie<br />
zu Tode. Auf die verzweifelte<br />
Frage nach dem »Warum« gibt es<br />
diese schmerzhafte und unausweichliche<br />
titelgebende Antwort.<br />
Die große Kunst des Regisseurs<br />
ist die Dosierung der filmischen<br />
Mittel: Thomas Stillers Kunstgriff,<br />
die Geschichte chronologisch<br />
verschachtelt zu erzählen,<br />
zwingt den Zuschauer zur Reflexion<br />
der Zusammenhänge und<br />
zieht ihn gleichzeitig emotional<br />
immer tiefer in diese Geschichte<br />
um Schuld und Erlösung hinein.<br />
Dabei ist es eine zutiefst schmerzhafte<br />
Erfahrung, dieser Chronik<br />
des sinnlosen Sterbens zuschauen<br />
zu müssen, wenn Stiller mit dem<br />
Tod des Mädchens schon seine<br />
Eröffnungssequenz beschließt.<br />
Wie er dennoch den Zuschauer<br />
auf eine wahre Tour de Force in<br />
das Herz dieser scheinbar heilen<br />
Mittelstandswelt mitreißt, ist filmisch<br />
und schauspielerisch ein<br />
kleiner Geniestreich.<br />
Fr. 17.09.10 15.00 Uhr<br />
Weltpremiere<br />
Blond bringt nix<br />
D 10 R: Isabel Kleefeld, mit Katrin<br />
Sass, Wotan Wilke Möhring<br />
Alleinlebende Frauen prägen das<br />
Bild der Wohnsiedlung, in der<br />
Lotti (Katrin Sass), Elma, Natti<br />
und Marion ihr Dasein fristen.<br />
Während Lotti zwischen Schnaps<br />
und Zigaretten ihr Geld als Tagesmutter<br />
für die Kinder von Natti<br />
und Elma verdient, strecken diese<br />
ihre Fühler Richtung Männerwelt<br />
aus – die eine auf der Suche nach<br />
der großen Liebe, die andere auf<br />
der Jagd nach einer heißen Nacht.<br />
Völlig aus dem Häuschen geraten<br />
beide, als der ebenfalls alleinerziehendem<br />
Jakob (Wotan Wilke<br />
Möhring) in die Siedlung zieht.<br />
Die bunt gemischte Siedlungsgemeinschaft<br />
wird sehr charmant,<br />
aber auch mit einer großen Prise<br />
schwarzem Humor dargestellt.<br />
Gerade die Vielschichtigkeit der<br />
Einzelschicksale schafft zahlreiche<br />
Identifikationspunkte für den<br />
Zuschauer. Nach dem Roman<br />
»Blondinenträume« von Milena<br />
Moser (»Die Putzfraueninsel«).<br />
So. 19.09.10 14.30 Uhr<br />
Weltpremiere<br />
Die Unmöglichkeit, sich den<br />
Tod vorzustellen<br />
D 10 R: Christine Harrtmann, mit<br />
Dominic Raake, Boris Aljinovic<br />
Kurz vor der Eröffnung seiner<br />
Ausstellung wird der Künstler<br />
Hanns Helge wie die fleischgewordene<br />
Symbiose zwischen<br />
Kunst und Künstler tot in seiner<br />
Installation aufgefunden. Was wie<br />
der perfekte Schlussakt einer<br />
Kunstperformance aussieht, ist für<br />
Kommissar Ritter nichts weiter<br />
als Mord. Und Mord ist keine<br />
Kunst. Ein anderer Todesfall wirft<br />
Ritter dann umso stärker aus der<br />
Bahn. Sein Onkel ist offensichtlich<br />
freiwillig aus dem Leben<br />
getreten. Für Ritter ein ganz und<br />
gar unvorstellbares Szenario, er<br />
leitet Ermittlungen ein. Am spannendsten<br />
wird es immer dann,<br />
wenn es für den Bullen mehr<br />
herauszufinden gibt als die Identität<br />
des Mörders. Christine Hartmann<br />
weiß das und lässt ihren<br />
Antihelden mit Polizeimarke in<br />
einen tiefen Abgrund der Selbsterkenntnis<br />
blicken.<br />
Sa. 18.09.10 17.00 Uhr<br />
Rollercoaster<br />
USA 1977 R: James Goldstone, mit<br />
Timothy Bottoms, Henry Fonda<br />
Neun Jahre nach dem »Summer<br />
of Love« ist Amerika zur Tagesordnung<br />
zurückgekehrt. Die großen<br />
Hoffnungen wurden enttäuscht,<br />
und die Träume haben<br />
sich zerschlagen. An Protest<br />
denkt niemand mehr. In seiner<br />
Freizeit geht man dann in Vergnügungsparks<br />
und holt sich seinen<br />
Kick in der Achterbahn. Aber<br />
die Ruhe ist trügerisch. Unter der<br />
Oberfläche brodelt es, besonders<br />
zwischen den Generationen. Ein<br />
von Timothy Bottoms gespielter<br />
junger Mann verübt Anschläge<br />
auf Vergnügungsparks und erpresst<br />
ihre Besitzer. Bei dem Versuch,<br />
ihn zu stoppen, gerät Harry<br />
Calder (George Segal), ein Inspektor<br />
der Bauaufsicht, allerdings<br />
immer wieder mit seinem<br />
Boss (Henry Fonda) und einem<br />
arroganten FBI-Agenten (Richard<br />
Widmark) aneinander. So hat der<br />
junge Mann leichtes Spiel. James<br />
Goldstones Thriller hat mit all<br />
seinen Effekten und Thrills selbst<br />
etwas von einer wilden Achterbahnfahrt,<br />
aber einer, die direkt<br />
durch das dunkle Herz der 70er<br />
Jahre geht.<br />
Sa. 18.09.10 14.30 Uhr<br />
16 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
„Sehnsucht nach straffreiem Leben wecken“<br />
JVA INTERN<br />
Ein Interview mit dem Leiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong> Gerd Koop zum Filmfest 2010.<br />
Der Leiter der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
Gerd Koop.<br />
Frage: Wie kommt das<br />
Projekt in der JVA und bei<br />
den Insassen an?<br />
Koop: 2010 nehmen wir<br />
zum vierten Mal am Filmfest<br />
teil. Die Idee entwickelten<br />
Torsten Neumann und ich am<br />
Rande einer Benefizveranstaltung<br />
für den <strong>Oldenburg</strong>er<br />
Präventionsrat 2005, dessen<br />
Vorsitzender ich bin. Mir<br />
gefiel die hierdurch entstehende<br />
Möglichkeit, der Öffentlichkeit<br />
das Thema Strafvollzug<br />
näher zu bringen und<br />
eine Verbindung herzustellen<br />
zu einem gesellschaftlichen<br />
Reizthema. Zudem hatte ich<br />
die Vision, unser Leitbild<br />
„und Morgen sind sie wieder<br />
unsere Nachbarn« hierdurch<br />
wirkungsvoll in die Öffentlichkeit<br />
zu tragen. Die Insassen<br />
selbst waren von der Idee<br />
überrascht und natürlich beeindruckt<br />
von den vielen<br />
Stars, die in die JVA kommen<br />
wollten. Torsten Neumann<br />
ist es mit dem ersten<br />
Film „Mein Freund der Mörder«<br />
gelungen, eine unglaublich<br />
spannende Diskussion<br />
zwischen Kinobesuchern von<br />
Draußen und Insassen der<br />
JVA auszulösen. Sowohl<br />
Insassen wie auch das Personal<br />
sind inzwischen begeistert<br />
vom Filmfest. Seit einem<br />
Jahr kommen sogar weibliche<br />
Inhaftierte aus der JVA für<br />
Frauen in Vechta zum Filmfest.<br />
Frage: Gibt es einen<br />
Gast, an den Sie sich besonders<br />
gerne erinnern?<br />
Koop: Ja natürlich. Marius<br />
Müller-Westernhagen. Das<br />
Treffen mit ihm und seiner<br />
zauberhaften Ehefrau war ein<br />
ganz besonderes Highlight.<br />
Er suchte das direkte Gespräch<br />
mit den Insassen und<br />
war tief beeindruckt und berührt.<br />
Seine soziale Kompetenz<br />
und seine differenzierte<br />
Haltung zum Strafvollzug<br />
haben mich bewegt. Aber<br />
eigentlich sind alle Gäste<br />
wirklich intensiv am Strafvollzug<br />
interessiert und stellen<br />
sich der Diskussion. Das<br />
ist wunderbar.<br />
Frage: Inwiefern trägt die<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Filmfest dazu bei, den Insassen<br />
den Weg zurück in die<br />
Gesellschaft zu erleichtern?<br />
Koop: Unser Leitbild von<br />
den Nachbarn von morgen<br />
wird durch das Filmfest mit<br />
Leben gefüllt. Die Insassen<br />
spüren, dass man nicht nur<br />
einseitig auf sie herabschaut,<br />
sondern dass die Gesellschaft<br />
die Erwartung an sie hat, dass<br />
Der Justizvollzug von Morgen<br />
BUCH: Ein Einblick in den praxisorientierten Justizvollzug von Morgen.<br />
H<br />
at der Strafvollzug in seiner<br />
bestehenden Form eine Zukunft<br />
oder müssen neue Strategien<br />
her, um ihn der Zeit anzupassen? Welche<br />
Probleme entstehen mit zunehmender<br />
Globalisierung und steigender Gefahr<br />
des Terrorismus? Brauchen wir ein separates<br />
Anti-Terror Gesetz, der den Terroristen<br />
nicht mehr als Staatsbürger betrachtet,<br />
sondern als Staatsfeind und diesen<br />
dementsprechend nicht gemäß des<br />
Strafrechts, sondern des kriegerischen<br />
Feindrechts behandelt? Und welche<br />
Konsequenzen würden daraus für die<br />
normalen Delinquenten wie Sexualverbrecher<br />
oder organisierte Kriminelle<br />
folgen? Würden sie dann je nach aktueller<br />
Hysterie und Gefahrenlage ebenfalls<br />
von der Person zur Unperson, zum Feind<br />
degradiert - zum Kriegsgegner eines<br />
asymmetrischen Krieges im Inland? Diese<br />
und viele andere Fragen werden im<br />
16. Band der Schriftreihe der Kriminalpädagogischen<br />
Praxis die die Vorträge<br />
zu der bundesweiten Fachtagung „Wohin<br />
fährt der Justizvollzug? Strategien für<br />
der Justizvollzug von morgen“, die vom<br />
16.-18. November 2008 in Cloppenburg<br />
stattfand, veröffentlicht. Das durchgehende<br />
Credo lautet wohl, dass Resozialisierung<br />
auch in Zukunft ein „Soll-<br />
Regelung“ bleiben wird. Das zeigt sich<br />
besonders dadurch, dass die Haftform<br />
des offenen Vollzuges weiterhin auf dem<br />
Rückzug ist. Obwohl die Behandlungsforschung<br />
eindeutige Hinweise liefert,<br />
dass aus dem offenen Vollzug Entlassen<br />
eine bessere Legalprognose haben, und<br />
diese Vollzugsform an sich eine billigere<br />
Unterbringung der Gefangene bietet,<br />
lässt sich die Politik<br />
von solchen Argumenten<br />
nicht beidrucken.<br />
Die Politik ist<br />
der Weichenstellen<br />
Wohin fährt der Justizvoll-Zug?<br />
Herausgegeben von<br />
G. Koop & B. Koppenberg<br />
Verlag Lingen<br />
16,00 €<br />
§<br />
sich in ihrem Leben deutlich<br />
etwas ändert. Unsere Insassen<br />
haben Straftaten begangen,<br />
daran gibt es nichts zu<br />
deuteln. Es nützt aber nichts,<br />
Menschen nur wegzusperren,<br />
sondern wir müssen die<br />
Sehnsucht nach einem straffreien<br />
Leben wecken. Das<br />
geht nicht mit Isolation, sondern<br />
nur mit Kommunikation.<br />
Üben, üben, üben, lautet<br />
daher unsere Devise. Die<br />
Öffentlichkeit lernt durch<br />
ihre Besuche in der JVA,<br />
dass das Leben hinter Gittern<br />
völlig anders abläuft, als sie<br />
erwarten.<br />
Frage: Aufweichen JVA-<br />
Film freuen Sie sich am<br />
meisten?<br />
Koop: Spontan würde ich<br />
sagen „Blond bringt nix“. Ein<br />
wunderbarer sozialkritischer<br />
Film aus dem Leben mit tollen<br />
Darstellern und einer in<br />
jeder Hinsicht realistischen<br />
Geschichte. Der Film geht<br />
trotz des witzigen Titels unter<br />
Haut.<br />
für den zukünftigen Weg des „Voll-<br />
Zuges“, doch dieser Weichensteller lässt<br />
sich nicht von wissensbasierter Kriminalpolitik<br />
leiten, sondern viel mehr von<br />
emotionsgeladenen Stimmungen. Denn<br />
in vielen Köpfen ist noch weiterhin der<br />
Gedanke verankert, dass Strafvollzug mit<br />
Leiden verbunden sein muss. Aber auch<br />
durch die Einführung der Landesgesetze<br />
hat sich in den Ländern Bayern, Hamburg<br />
und Niedersachsen eine nachweisbare<br />
Verschlechterung der Liberalität<br />
und Aufgeschlossenheit hinsichtlich des<br />
Resozialisierungs- und Behandlungsgedanken<br />
im Vergleich zum Stand des<br />
StVollzG von 1977 ergeben. Auch wenn<br />
der anfangs befürchtete „Wettbewerb der<br />
Schäbigkeit“ bis dato noch nicht zu verzeichnen<br />
ist. Grundsätzlich sind viele<br />
gute Ansätze in der Debatte um die Zukunft<br />
des Vollzuges zu verzeichnen,<br />
es braucht nur noch mutige Menschen<br />
die die Theorie in die Praxis<br />
umsetzen und dabei bereit sind ein<br />
gewisses Risiko zu tragen. Text:AS<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 17
§ JVA INTERN<br />
Die Happy in da House<br />
KULTUR: Die Rockband „Die Happy“ besucht die <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong> und bringt mit ihrem<br />
„Unpludgged“ Konzert das ganze Haus im Wallung. Erste Feuerprobe für die Gefangenenband.<br />
Links: Die Rockband „Die Happy“ begeisterte mit ihrer Performance. Rechts: Die Gefangenenband eröffnete den musikalischen Nachmittag.<br />
E<br />
in regnerischer<br />
Tag zeichnete<br />
sich an diesem<br />
frühen Morgen des 8.<br />
Mai ab, als die Gefangenen<br />
der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
erwachten und aus den<br />
Fenstern ihrer Hafträume<br />
blickten. Ein wolkenverhangener,<br />
regnerischer<br />
Himmel lag über<br />
der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
<strong>Oldenburg</strong>. Eine mürrische<br />
Stimmung, die<br />
jedem die Laune zu vermiesen<br />
vermag, lag in<br />
der Luft. Der routinierte<br />
Tagesablauf nahm seinen Lauf als wäre<br />
es ein Samstag, wie jeder andere auch.<br />
Doch etwas war an diesem Tag anders<br />
und mit jeder Minute die verstrich, wurde<br />
die Vorfreude auf den kommenden<br />
Nachmittag immer größer.<br />
Es geschieht nicht oft, dass der deprimierende<br />
Gefängnisalltag durch gesellschaftliche<br />
Ereignisse bereichert wird.<br />
Und schon gar nicht oft kommt es vor,<br />
dass sich eine erfolgreiche, deutsche<br />
Rockband hinter die Mauern eine Vollzugsanstalt<br />
verirrt. Doch genau das stand<br />
an diesen Samstag auf dem Gefängnisprogramm.<br />
Die international erfolgreiche<br />
und bekannte deutsche Rockband „Die<br />
Happy“ hatte sich für einen „Unplugged“<br />
Konzert in der JVA <strong>Oldenburg</strong> angekündigt.<br />
Bereits im Vorfeld wurde die Werbetrommel<br />
innerhalb der Anstalt kräftig<br />
gerührt. Durch zahlreiche Aushänge und<br />
Mara Jandová ist in ihrem Element.<br />
Werbespots im hausinternen<br />
Fernsehkanal,<br />
wurde auf das Highlight<br />
des diesjährigen<br />
Gefängnisprogramms<br />
aufmerksam gemacht.<br />
Eine Reihe von Voranmeldungen<br />
kam daraufhin<br />
beim Leiter des<br />
Pädagogischen Dienstes<br />
Herrn Armbrecht<br />
an, der nicht nur für die<br />
Austragung des Konzerts<br />
verantwortlich<br />
war, sondern der dieses<br />
Konzert gänzlich auf<br />
die Beine gestellt hat.<br />
Herr Armbrecht hatte sich Anfang des<br />
Jahres mit der Band „Die Happy“ in Verbindung<br />
gesetzt und sie gefragt, ob sie es<br />
sich vorstellen könnten in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
aufzutreten. Ohne langes Grübeln,<br />
und ungeachtet ihres vollen Terminkalenders,<br />
sagte die Band zu, am<br />
Samstag den 8 Mai, in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
vorbeizuschauen um den Inhaftierten<br />
mit ihrer Vorstellung eine Freude zu<br />
machen. Und so kam es, dass die Gefangenen<br />
der JVA <strong>Oldenburg</strong> „Die Happy“<br />
in ihren Reihen begrüßen durften.<br />
Doch bevor die Gastband sich ihren<br />
Weg auf die Bühne bahnte wurden die<br />
anwesenden Zuschauer von der hauseigenen<br />
Gefangenenband auf Stimmung<br />
gebracht. Mit einer sehr guten Performance<br />
schaffte es die Gefangenenband,<br />
die gesamte Zuschauermenge in ihren<br />
Bahn zu ziehen. Mit Liedern wie<br />
18 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
„Knocking on Heavens Door“ von den<br />
Guns’n Roses, „Ain’t No Sunsine“ von<br />
Bill Withers, „Grüss mir die Genossen“<br />
von Marius Müller Westernhagen trafen<br />
sie auch den musikalischen Geschmack<br />
des anwesenden Publikums. Der reibungslose<br />
Ablauf ihrer Darbietung hat<br />
nicht nur die Zuschauer, sonder vor allem<br />
die Bandmitglieder selbst überrascht,<br />
denn sie haben sie erst vor wenigen<br />
Wochen zusammengefunden und<br />
kamen bei den Proben nur schleppend<br />
voran. In Anbetracht der Tatsache, dass<br />
drei von insgesamt sechs Bandmitgliedern<br />
knapp zwei Wochen vor dem Konzert<br />
das erste Mal in ihrem Leben ein<br />
Musikinstrument gespielt haben, war der<br />
Auftritt ein unheimlicher Erfolg.<br />
Nach einer kurzen Überleitung und<br />
Ankündigung der Gastband, ergriff auch<br />
Mehr als 900 Live Auftritten und<br />
elf Alben hat „Die Happy“ auf<br />
ihrem Konto zu verzeichnen.<br />
schon Marta Jandová; die Frontfrau der<br />
Band „Die Happy“, das Mikrophon und<br />
stelle die Mitglieder der Band vor. Die<br />
Happy das sind Marta Jandová (Gesang),<br />
Thorsten Mewes (Gitarre), Ralph Rieker<br />
(Bass) und Jürgen Stiehle (Schlagzeug).<br />
Die Band wurde im Jahre 1993 gegründet<br />
und blickt bereits auf eine lange und<br />
bewegte Karriere zurück. Mehr als 900<br />
Live Auftritte und elf Alben hat „Die<br />
Happy“ auf ihrem Konto zu verzeichnen.<br />
In routinierter Manier näherte sich<br />
die Band dem Publikum, sodass sich<br />
eine lockere und fast schon vertraute<br />
Atmosphäre einstellte. Nach kurzem<br />
Einstimmen der Instrumente eröffnete<br />
die Band ihre musikalische<br />
Darbietung mit<br />
dem Lied „Big Boy“<br />
aus ihrem Album „The<br />
Weight Of The Circumstances“<br />
(2003).<br />
Unmittelbar stellte<br />
sich eine elektrisierende<br />
Atmosphäre ein die<br />
jeden in ihren Bahn<br />
zog. Mit ihren Balladen<br />
löste die Gruppe<br />
Wehmut in den Herzen<br />
der Zuschauer aus<br />
und mit ihren rockigen<br />
Einlagen brachten sie<br />
die Menge zum Toben.<br />
„Lasst uns die<br />
Bude zum Einsturz<br />
bringen“, hallte es aus<br />
der Zuschauermenge.<br />
! Quick-Info<br />
Die Happy ist eine deutsche Band aus<br />
Ulm. Der Name (wortwörtlich: „Stirb<br />
glücklich“) ist eine englische Slang-<br />
Variante von Hals- und Beinbruch. Ein<br />
Kritiker bezeichnete ihren Musikstil als<br />
"Popcore", eine Mischung aus Rock und<br />
Pop. Gegründet wurde die Band 1993<br />
von der tschechischen Sängerin Marta<br />
Jandová und Thorsten Mewes (Gitarre).<br />
Die Happy war 1998 eine der ersten<br />
Bands, die beim Bandpool (ein Projekt<br />
der Popakademie Baden-Württemberg)<br />
von der Vorgängereinrichtung der heutigen<br />
Popakademie unterstützt wurden. Im<br />
gleichen Jahr gewann Die Happy den<br />
Nachwuchswettbewerb Baden Württemberg<br />
rockt.<br />
Einen großen Karriereschub erfuhr die<br />
Band mit ihrer Single „Supersonic<br />
Speed“ aus dem Jahr 2001, die es in die<br />
Top 50 der deutschen Singlecharts<br />
schaffte.<br />
Mit ihrem Album "Four & More<br />
Unplugged", welches am 11. November<br />
2005 erschienen ist, hat sich Die Happy<br />
den Traum erfüllt, viele der rockigen<br />
Songs als unplugged Version heraus zu<br />
bringen.<br />
Die Sängerin der Band Marta Jandová<br />
ist zurzeit als Jurimitglied der Castingshow<br />
„Popstars“ neben Detlef D! Soost<br />
und Thamas M. Stein auf Pro 7 zu sehen.<br />
Die Mitglieder der Gefangenenband der JVA <strong>Oldenburg</strong> zusammen mit Die Happy<br />
Beim Anblick des Publikums, dessen<br />
Augen strahlten und die Köper im Einklang<br />
mit der Musik fast autonom zu<br />
zucken begannen, vermochte jeden der<br />
schon mal den Film „Blues Brothers<br />
2000“ gesehen hat sich klar vorzustellen<br />
was Dan Aykroyd meinte als er sagte.<br />
„Kein pharmazeutisches Produkt verschlaft<br />
dir den gleichen Kick wie die<br />
Musik, wenn die Band so richtig abgeht“.<br />
Die Frontfrau der Band Marta Jandová<br />
begeisterte indes nicht nur mit ihrem<br />
Gesang, sondern auch mit satirischen<br />
Einlagen. Offen erzählte sie lustige A-<br />
nekdoten aus ihrem bewegten, musikalischen<br />
Leben.<br />
Den Abschluss des Nachmittags leitete<br />
ein gemeinsamer Auftritt der Bands<br />
ein. Die Happy und die Gefangenenband<br />
„Kein pharmazeutisches Produkt<br />
verschlaft dir den gleichen<br />
Kick wie die Musik, wenn die<br />
Band so richtig abgeht“.<br />
der JVA stimmten ihre Instrumente und<br />
Stimmen aufeinander ein und boten den<br />
Zuschauern in gemeinsamer Performance<br />
das Lied von Marius Müller Westernhagen<br />
„Grüss mir die Genossen“.<br />
In Zuge des Konzerts entstand beim<br />
Leiter des Pädagogischen Dienstes der<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> Herrn Armbrecht die<br />
spontane Idee, „Die Happy“ zu einem<br />
erneuten Auftritt, beim diesjährigen<br />
Sport- und Sommerfest, einzuladen.<br />
„Wir würden gerne kommen“, sagten die<br />
Mitglieder der Band, „vorausgesetzt wir<br />
haben keine anderen Termine“.<br />
„Oh, nein!“ erklang es in den vorderen<br />
Zuschauerreihen,<br />
„jetzt muss ich mich ja<br />
die ganze Zeit bis zum<br />
Sommerfest brav verhalten,<br />
damit ich auch<br />
hin darf“, sagte einer<br />
der anwesenden Inhaftierten,<br />
mit einem Lächeln<br />
auf den Gesicht.<br />
Doch leider war es der<br />
Band, aus organisatorischen<br />
Gründen, nicht<br />
möglich beim diesjährigen<br />
Sport– und Sommerfest<br />
dabei zu sein.<br />
Die Band lies jedoch<br />
verlauten, dass sie auf<br />
jeden Fall gerne wiederkommen<br />
würden.<br />
Text: AS<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 19
§ JVA INTERN<br />
Das Malatelier in<br />
der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />
ein „Mal-Ort“ nach<br />
der Methode von<br />
Arno Stern<br />
N<br />
achdem Arno Stern, französischer<br />
Staatsbürger, 13 Jahre<br />
seines noch jungen Lebens auf<br />
der Flucht vor den Nazis verbracht hatte,<br />
erhielt er nach Kriegsende mit 22 Jahren<br />
das Angebot, in einem Heim bei Paris,<br />
150 Waisenkinder, zwischen den Schulstunden,<br />
zu beschäftigen. Es gab nur<br />
bescheidene Möglichkeiten, aber es gab<br />
Papier und Bleistifte und auch Farben<br />
wurden schnell wieder produziert. Er gab<br />
den ihm anvertrauten Kindern Farbe und<br />
Papier und stellte fest: „Das genügt.“ Die<br />
Kinder wollten malen und nichts anderes,<br />
„den ganzen<br />
Tag lang“. Und<br />
sie konnten malen,<br />
malen was<br />
sie wollten.<br />
Das Projekt<br />
brauchte mehr<br />
Raum und so zog<br />
er mit den Kindern<br />
in einen<br />
anliegenden Stall.<br />
Zur Gewinnung von Malraum verhängte<br />
er die Fenster mit Brettern, platzierte in<br />
der Mitte des Raumes eine Palette mit in<br />
Reihe folgenden Farben und passend zu<br />
jeder Farbe eine Ablage für die jeweiligen<br />
Pinsel. Diese einfache Konzeption<br />
besteht bis heute. Der „Mal-Ort“ war<br />
geschaffen. Ein abgeschlossener, fensterloser<br />
Raum, in dem es bei friedlichem<br />
Nebeneinander nur ums Malen geht.<br />
Einrichtung, Stimmung und Licht im<br />
Raum bleiben immer gleich. Jede Kommentierung<br />
durch Bewertung oder Deutung<br />
der Bilder ist zu vermeiden. Seit<br />
über 60 Jahren treffen sich Malgruppen<br />
einmal wöchentlich für 90 Minuten in<br />
einen Malraum. Wie Arno Stern an seinen<br />
verschiedenen Mal-Orten den Teilnehmer<br />
technische Hilfen gibt: er heftet<br />
die 50 mal 70 Zentimeter großen weißen<br />
Die Atmosphäre des respektvollen<br />
Umgangs untereinander, sowie der<br />
respektvolle Umgang mit den Materialien<br />
des Ateliers erzeugt eine<br />
sozial besänftigende Wirkung.<br />
Bögen an die Wand, mischt Farben, holt<br />
Schemeln und Leitern, beseitigt Tropfen<br />
und versetzt die Reisnägel, damit der<br />
Malfluss der Malenden nicht unterbrochen<br />
wird, so wird diese Praxis durch die<br />
vielen anderen Gruppenleiter auf aller<br />
Welt fortgeführt.<br />
Im Laufe der Jahre entwickelte Stern<br />
die Theorie der zeichnerischen Ursprache<br />
des Menschen anhand seiner Beobachtungen<br />
und aufgrund des Materials<br />
der Bilder, die er im Laufe der Jahre auf<br />
der ganzen Welt gesammelt hatte. Auf<br />
welchem Kontinent und egal bei welcher<br />
Ethnie er einen<br />
Mal-Ort installierte,<br />
bestätigte sich<br />
diese Theorie. Studien<br />
der Höhlenmalerei,<br />
also in die<br />
Zeit der schriftlosen<br />
Gesellschaften<br />
überhaupt, erbrachten<br />
frappierende<br />
Übereinstimmungen<br />
von Bildsymbolen der Urzeit bis hin<br />
zu entstandenen Bildern der Kinder und<br />
Erwachsenen aus aller Welt. An Mal-<br />
Orten, wo immer diese sich auch befanden,<br />
beobachtete er, dass selbst bei Kindern,<br />
die weder eine Schule besuchten,<br />
noch jemals auf Papier gezeichnet hatten,<br />
in der Anfangsphase immer die gleichen<br />
„Erstfiguren“ entstehen: „Strahlen-,<br />
Gräten-, Tropfenfiguren, der Schwarm,<br />
Dreiecke und runde Figuren“. So präsentierte<br />
sich im Laufe der Jahre sozusagen<br />
das bildnerische Alphabet der Menschheit<br />
vor seinen Augen.<br />
Weitere Beobachtung ließen ihn feststellen,<br />
dass schon bei den ersten Malkindern,<br />
die wie er aus schwierigen Umständen<br />
kamen und weitgehend keine<br />
Schulerfahrung hatten, sich eine stützende<br />
Wirkung durch die wiederholte Kon-<br />
„Bildsymbole der Urzeit“ gelten als das<br />
bildnerische Alphabet der Menschheit.<br />
20 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
Durch das kritiklose Produzieren<br />
eines Bildes wird die Selbstachtung<br />
gefördert.<br />
zentration auf das Malen<br />
zeigte. So ist der Mal-Ort<br />
geeignet eine Vertiefung in<br />
das spontane Tun zu erzeugen<br />
und es offenbarte sich,<br />
dass durch das kritiklose<br />
Produzieren eines Bildes die<br />
Selbstachtung gefördert wird.<br />
Die Atmosphäre des respektvollen<br />
Umgangs untereinander,<br />
sowie der respektvolle<br />
Umgang mit den Materialien<br />
des Ateliers erzeugt eine<br />
sozial besänftigende Wirkung.<br />
„Ein Mensch, der in<br />
den Mal-Ort geht, bedarf<br />
keiner Therapie“, behauptet<br />
Stern.<br />
Die Berliner Künstlerin Gabriele<br />
Oelschläger, die Leiterin des dortigen<br />
Mal-Orts „Kokon“ ist, bestätigt Sterns<br />
Befund: „Die Versenkung ins spontane<br />
Tun, die Verbindung mit dem Selbst an<br />
diesem geschützten Ort, inmitten von<br />
anderen, hilft Menschen jeden Alters,<br />
Sicherheit zu gewinnen und zu ihrer Kreativität<br />
zurückzufinden.“<br />
Im Laufe der Jahrzehnte berichteten<br />
die Medien in aller Welt von der originellen<br />
Einrichtung Arno Sterns in Publikationen,<br />
Artikeln, Reportagen und Interviews.<br />
Seine Arbeit, seine Beobachtungen<br />
und seine Entdeckungen, die er in<br />
Abhandlungen dokumentierte und publizierte,<br />
waren dabei von großem Interesse.<br />
Als Experte der UNESCO nahm er<br />
am ersten internationalen Kongress für<br />
Kunsterziehung teil und gastierte als<br />
Referent in vielen Universitäten, Museen,<br />
Bildungs- und Ausbildungsstätten.<br />
In den verschiedensten Ländern der<br />
Erde finden Ausbildungskurse statt und<br />
so wurden nach der Methode von Arno<br />
Stern in den vergangenen 30 Jahren<br />
Hunderte von Malbetreuern ausgebildet.<br />
Eine davon ist Frau Sommerhäuser, die<br />
das JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> zwei Mal<br />
wöchentlich leitet.<br />
Am Ende der wöchentlichen Treffen<br />
im JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> gibt es immer<br />
eine kurze Rückschau. Hier nun<br />
einige Aussagen der Teilnehmer:<br />
„Am meisten genieße ich die Freiheit<br />
hier im Atelier. Ich kann hier<br />
richtig abschalten, so dass ich gar<br />
Jede Kommentierung oder Bewertung der Bilder ist zu vermeiden<br />
nicht merke, dass ich in der JVA<br />
bin.“<br />
„Ich bin heute zum ersten Mal im<br />
Atelier. Es hat mir großen Spaß gemacht;<br />
hier komme ich zur Ruhe.“<br />
„Mein Bild hat sich weiterentwickelt<br />
und es macht mir Laune. Ich sehe<br />
die Früchte meiner Arbeit.“<br />
„Ich war heute aggressiv, als ich ins<br />
Malatelier kam, aber nach dem Malen<br />
ging es mir deutlich besser. Ich<br />
konnte meinen Frust überwinden<br />
und mich ablenken.“<br />
„Für mich ist das Atelier ein Ort, an<br />
dem ich mich entfalten kann. Hier<br />
kann ich meine Gedanken auf Papier<br />
bringen. Ich habe die ganze Woche<br />
über Ideen, was ich malen möchte.<br />
Es freut mich, meine Phantasien zu<br />
entdecken.“<br />
„Ich möchte mich weiterentwickeln.<br />
Die Erfahrung mit Farbe und Pinsel<br />
finde ich interessant. Ich staune<br />
manchmal, was ich mit Farbe alles<br />
ausdrücken kann.“<br />
„Das Malen ist im Haftalltag ein<br />
fester Termin geworden. Es ist eine<br />
selbst bestimmte Struktur in meinem<br />
Ablauf hier entstanden. Ich bin gedanklich<br />
oft mit dem Malen beschäftigt.“<br />
„Ich habe richtig Spaß am Malen<br />
bekommen. Ich lerne hier am Malprozess<br />
dranzubleiben. Auch wenn<br />
mir mein Bild am Anfang nicht gefällt,<br />
versuche ich meinen Frust zu<br />
überwinden und weiter zu machen.“<br />
Die Ruhe und Gelassenheit, die ich hier<br />
erlebe, wirkt oft nach in meinem Haftalltag.<br />
Und zu guter Letzt ein Rückblick von<br />
der Leiterin des Ateliers, Frau Petra<br />
Sommerhäuser.<br />
Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />
nimmt somit aktiv an der eigenen<br />
Entwicklung teil.<br />
„Seit Januar 2010 leite ich<br />
das Malatelier in der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong>. Inzwischen sind<br />
8 Monate vergangen, in denen<br />
weit über 200 Arbeiten<br />
entstanden sind.<br />
Ich bin mit ganzem Herzen<br />
dabei und freue mich, dass an<br />
diesem Ort etwas wächst, -<br />
vergleichbar mit einem Samen,<br />
der zur vollen Blüte<br />
strebt.<br />
In vielen Stunden durfte ich<br />
erleben, dass die Teilnehmer<br />
mit vollem Einsatz und ganzer<br />
Hingabe schöpferisch<br />
tätig waren.<br />
Die Vielfalt der bildnerischen<br />
Aussagen zeigen, welch reicher<br />
Farb- und Formenschatz im Menschen<br />
angelegt ist.<br />
Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />
nimmt somit aktiv an der eigenen Entwicklung<br />
teil. Malend schafft sich jeder<br />
sein Bild, eine Möglichkeit sich selbst zu<br />
erkennen.<br />
Diese Erkenntnis, also das Erleben<br />
der eigenen Person, dieses sich selber<br />
Näher kommen, bildet eine wesentliche<br />
Grundlage, um Sozialkompetenzen überhaupt<br />
erst entwickeln zu können.“<br />
Meine Erfahrungen im Atelier zeigen,<br />
dass mit der malpädagogischen Methode<br />
von Arno Stern auch im sozialen<br />
Miteinander Lernprozesse stattfinden.<br />
Rückblickend kann ich sagen, dass in<br />
den meisten Fällen Konflikte konstruktiv<br />
bearbeitet wurden, das heißt, die Teilnehmer<br />
setzen sich mit einem Problem<br />
auseinander ohne auszuweichen und<br />
konnten etwas klären.<br />
Auf der Grundlage der freien bildnerischen<br />
Äußerung einerseits und der<br />
strengen Handhabung andererseits können<br />
zentrale Erfahrungen gemacht werden,<br />
die weitere Reifeschritte ermöglichen.<br />
„Mit Menschen etwas herzlich tun“<br />
macht aufmerksam, dass alle Prozesse<br />
innerhalb eines Beziehungsrahmens verlaufen.<br />
In diesem Beziehungsrahmen soll<br />
neues Vertrauen in die eigene Person<br />
und in die Gemeinschaft genährt werden.<br />
Ich blicke mit Freude und Dankbarkeit<br />
zurück und hoffe weiterhin auf ein<br />
gut besuchtes Atelier in der JVA.<br />
Text. GEO<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 21
§ JVA INTERN<br />
Kunst im Knast<br />
KUNST: Eine Vernissage in der<br />
<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong>.<br />
M<br />
it großem Interesse warteten<br />
die geladenen Gäste der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong> auf die Eröffnung<br />
der 8.Vernissage, die in den Räumen der<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> stattfand. Der Berufsverband<br />
Bildender Künstler (BBK), der<br />
allein in Niedersachsen 800 Mitglieder<br />
zählt, hatte sieben Künstler aufgeboten,<br />
die mit ihrem unterschiedlich gestaltet<br />
Werken die etwa 120 geladenen Gäste<br />
überraschten.<br />
Der respektvolle Umgang mit den<br />
Gefangenen ist die Grundlage für<br />
das Leben nach der Haftzeit.<br />
Zu den ausstellenden Künstlern zählten:<br />
Herr Jörg Scheel, Frau Martina<br />
Breuker, Herr Michael Olsen, Frau Esther<br />
Olsen-Velde, Frau Ute Berger, Frau<br />
Renate Palt sowie Herr Helmut Kreimeyer.<br />
Frau Schröder-Tajti als Initiatorin<br />
und „Guter Geist“ dieser Ausstellung<br />
hatte auch in diesem Jahr wieder keine<br />
Mühen gescheut, damit die Aktion<br />
JVA Leiter Herr Koop (rechts) zusammen mit den ausstellenden Künstlern.<br />
Titel:<br />
Es ist nicht<br />
mehr weit<br />
Durch Farben und kreatives Malen<br />
können Menschen sich wandeln.<br />
„Kunst hinter Gittern“ ein weiteres Highlight<br />
wurde.<br />
Untermalt wurde die Veranstaltung<br />
durch den Auftritt eines Gospelchores<br />
unter der Leitung von Herrn Buttjes. In<br />
der Eröffnungsrede durch den Anstaltsleiter<br />
Herrn Koop kam zum Ausdruck,<br />
wie wichtig doch Kunst hinter Gittern als<br />
Brücke in der Balance zwischen Drinnen<br />
und Draußen anzusiedeln sei. Die Neugierde<br />
der Öffentlichkeit zu wecken, um<br />
die Haftanstalt auch mal aus einer anderen<br />
Sicht zu betrachten sei das erklärte<br />
Ziel. Der allgemeine Ausspruch, Straffällige<br />
für immer wegzusperren, muss<br />
aus einer anderen Sichtweise belichtet<br />
werden und dazu ist das Medium Kunst<br />
genau richtig. Konsequent und Liberal<br />
ist ja das Bestreben der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />
damit Tugenden des Alltags, insbesondere<br />
in der Selbstverantwortung den Inhaftierten,<br />
an diesen nicht spannungsfreien<br />
Ort vermittelt werden können. Der respektvolle<br />
Umgang mit den Gefangenen<br />
ist die Grundlage für das Leben nach der<br />
Haftzeit. Obwohl Herr Koop positiv erwähnte,<br />
dass die Zahl der Inhaftierten die<br />
Lockerungen erhalten und in den Genuss<br />
des offenen Vollzuges kommen erheblich<br />
sind, muss man unter dem Strich<br />
Titel:<br />
Die sieben<br />
mageren Jahre<br />
22 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
JVA INTERN<br />
§<br />
Frau Sommerhäuser und Herr Koop.<br />
gesehen bedauern, dass die Rückfallquote<br />
doch relativ hoch ist. Gerade im<br />
Suchtbereich ist dies zu beklagen, was<br />
aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen<br />
wird, da die Medien eine andere<br />
Zielgruppe mit Erfolg an den Pranger<br />
stellen.<br />
Herr Koop wünschte zum Abschluss<br />
seiner Rede allen Gästen noch einen<br />
schönen Sonntag und dass alle die Daumen<br />
drücken sollten für das WM Spiel<br />
unserer Jungs gegen England und übergab<br />
das Wort an die Künstlerin Frau<br />
Petra Sommerhäuser, die zuvor ein Jahr<br />
lang ihre Kunstwerke hier in der JVA<br />
<strong>Oldenburg</strong> mit großem Erfolg ausgestellt<br />
hat.<br />
Frau Sommerhäuser sprach rückblickend<br />
von ihrem Traum über das Fest<br />
der Farben, das als wichtiger Baustein im<br />
Leben eines jeden Einzelnen sein kann<br />
und den Menschen prägt. Ihre Ausstellung<br />
und die damit verbundenen Erlebnisse<br />
in der Justizvollzugseinrichtung<br />
haben ihr gezeigt, dass durch Farben und<br />
kreatives Malen im hauseigenen Atelier,<br />
Menschen sich wandeln können. In den<br />
Malkursen für Gefangene stellte sie fest,<br />
dass in der Gemeinschaft durch Kreativität<br />
mit sozialer Kompetenz Angst überwunden<br />
werden kann.<br />
Kunst im Strafvollzug zu vermitteln,<br />
das verspricht gute Erfolge. Frau Sommerhäuser<br />
überreichte Herrn Koop anschließend<br />
eines ihrer Werke als Geschenk<br />
für die JVA <strong>Oldenburg</strong>. Herr<br />
Koop sicherte ihr zu, dass ihr Werk einen<br />
Ehrenplatz erhalten werde, welcher<br />
natürlich auch einen Zugang für die Inhaftierten<br />
ermöglicht. Es wurden noch<br />
die einzelnen Künstler durch dem Vorsitzenden<br />
des BBK Herrn Blazejewic vorgestellt<br />
- hier war insbesondere von Interesse,<br />
mit welchen Vorstellungen und<br />
Durch Kunst und Kreativität kann<br />
die Angst überwunden werden.<br />
Werken die Damen und Herren die Vernissage<br />
bereichern wollten.<br />
Abschließend spielte der Gospel<br />
Chor, danach wurden alle Beteiligten<br />
zum Kalten Büfett eingeladen, welches<br />
vom Küchenchef Herrn Mohrhusen bestens<br />
vorbereitet wurde.<br />
Unser Dank gilt auch noch allen Mitarbeitern<br />
dieser einmaligen Ausstellung,<br />
die hinter den Kulissen manchmal wahre<br />
Wunder vollbracht haben, damit alles<br />
reibungslos funktionierte.<br />
Zu guter Letzt wurden die Besucher<br />
durch die Ausstellung geführt. Die Begeisterung<br />
war ihnen deutlich anzumerken.<br />
Bedauerlicherweise konnten kaum<br />
Inhaftierte an dieser Vernissage teilnehmen<br />
- aber vielleicht ist es ja im nächsten<br />
Jahr anders gelöst! Mir hat es jedenfalls<br />
viel Freude bereitet.<br />
Text: GK<br />
Schande für den<br />
Rechtstaat<br />
Man stelle sich vor, ein Gefängniskrankenhaus<br />
beauftragt einen Internisten<br />
damit, einem Häftling den Blinddarm<br />
wegzuoperieren. Der Arzt geht<br />
ohne Widerspruch ans Werk. Am Ende<br />
ist der Patient tot. Kämen Internist<br />
und Klinikleitung in solchem Fall<br />
ungestraft davon? Wohl kaum. Für<br />
jenen Bremer Polizeiauftragsarzt, der<br />
einen Kokain-Kleindealer mit Brechmitteln<br />
und Wasser geradezu ertränkte,<br />
sollten zunächst andere Maßstäbe<br />
gelten: Freispruch! Ein Glück, dass<br />
sich jetzt die Hinterbliebenen vor dem<br />
BGH durchgesetzt haben. Eigentlich<br />
hätte auch die Staatsanwaltschaft für<br />
eine Verurteilung kämpfen müssen.<br />
Zudem hat sie versäumt, die Chefs des<br />
Polizeiauftragsarztes ebenfalls ins<br />
Visier zu nehmen. Überhaupt ist die<br />
jahrelang in vielen Bundesländern<br />
übliche Brechmittelvergabe eine<br />
Schande für den Rechtsstaat. Es musste<br />
erst Tote geben, bevor die Innenbehörden<br />
verstanden: Die Bekämpfung<br />
von Kleindealern rechtfertigt nicht<br />
jedes Mittel.<br />
Quelle: Frankfurter Rundschau 30.04.10<br />
Titel:<br />
Der Sache auf<br />
den Grund gehen<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 23
§<br />
KUNST<br />
Einblick in eine andere <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
KUNST: Die Kreativgruppe der<br />
JVA Würzburg versucht den<br />
Gefangenen neue Wege zu zeigen<br />
die Sprachlosigkeit zu überwinden<br />
und ihren Gefühlen neue<br />
Ausdruckswege zu verleihen.<br />
D<br />
ie JVA Würzburg in Bayern ist<br />
eine Strafhaft und Untersuchungshaftanstalt,<br />
sowie eine<br />
Jugendarrestanstalt. Die Belegung liegt<br />
bei ca. 600 Häftlingen in Strafhaft. Des<br />
Weiteren ist sie eine gemischte Haftanstalt<br />
in der ca. 70 Frauen einsitzen.<br />
Das verwendete Material ist einfaches<br />
Gebrauchsmaterial, das in der JVA<br />
vorhanden ist und stammt aus Spenden<br />
der Ehrenamtlichen und aus dem Bereich<br />
der Gefangenenseelsorge. Grundgedanke<br />
dieser Arbeit ist gelebte Ökumene.<br />
Eine Mitarbeit erfolgt auch seitens<br />
Die Kunst bietet eine sehr gute Möglichkeit<br />
seine Gefühle und Emotionen auszudrücken<br />
die man nicht in Worte fassen kann<br />
Innerhalb der JVA gibt es seit ca. 8<br />
Jahren eine Kreativgruppe, die von Ehrenamtlichen<br />
aufgebaut und betreut wird.<br />
In diesen Jahren entstanden mehrere<br />
Projekte. Das derzeitige Projekt Lebensbrüche<br />
entstand in Zusammenarbeit mit<br />
der Caritas Würzburg im Jahre 2010.<br />
Eine große Ausstellung mit Werken, die<br />
in diesem Projekt entstanden sind wurden<br />
am 07.05.2010 in Würzburg eröffnet.<br />
Die Ausstellung war über drei Monate<br />
zu besichtigen sein.<br />
Die in dieser Ausstellung gezeigten<br />
Werke sind Werke von Häftlingen, Bediensteten<br />
und auch von Angehörigen<br />
sowie Ehrenamtlichen aus dem Umfeld<br />
der JVA, die Ihre persönliche Betroffenheit<br />
zu Lebensbrüchen bzw. Lebensveränderungen<br />
textlich und bildlich darstellten.<br />
Die Kreativgruppe trifft sich alle 14 Tage<br />
in der JVA; sie umfasst 10 -12 Personen.<br />
des pädagogischen Dienstes. In der JVA<br />
können Häftlinge auch ihren Hauptschulabschluss<br />
nachholen. Es ist auch möglich,<br />
einen Lehrabschluss in verschiedenen<br />
Berufen (z.B. Koch oder im Bereich<br />
der Kraftfahrzeugtechnik) in der JVA<br />
Würzburg zu erwerben.<br />
Text. HJS<br />
Ausstellungstermin und<br />
Kontaktaufnahme<br />
Ausstellung der Kreativgruppe<br />
in der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
Würzburg<br />
im Caritashaus Würzburg<br />
Franziskanergasse 3<br />
97071 Würzburg<br />
vom 07.05. - Mitte August<br />
werktags von 8:00 - 16:30 Uhr<br />
Gottesdienst am 07.05. 10:00 Uhr in<br />
der Franziskanerkirche,<br />
anschl. Eröffnung der Ausstellung<br />
24 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
KUNST §<br />
Lebensbrüche<br />
KUNST: Bilder und Objekte von Strafgefangenen.<br />
Eine Ausstellung der Kreativgruppe der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />
Würzburg.<br />
D<br />
ie Ausstellung war eine große mit. Beamte bringen Bilder — Ehrenamtliche<br />
schreiben, schneiden aus, ges-<br />
Herausforderung für die Kreativgruppe<br />
der JVA Würzburg. talten — Kinder bringen sich mit ihren<br />
Im Laufe der Monate brachten sich etwa Ideen ein — Angehörige und<br />
20 männliche und 10 weibliche Gefangene<br />
ein. Viele persönliche Gespräche und<br />
das Betrachten der eigenen Lebensgeschichte<br />
führten zur Entwicklung von<br />
Bildern und Objekten.<br />
Das Ziel der von ehren- und hauptamtlichem<br />
Personal angeleiteten Gruppe<br />
war es, die Kreativität der Gefangenen<br />
mit einfachen Mitteln zu fordern und<br />
dadurch zu fördern. Die persönliche Erfahrung<br />
eine Idee zu entwickeln, umzusetzen<br />
und diese auch fertig zu stellen<br />
stärken das Selbstbewusstsein der Teilnehmer.<br />
Kunst als Mittel Sprachlosigkeit,<br />
Trauer, Scham und Reue Ausdruck<br />
zu verleihen, geben die Möglichkeit, die<br />
eigene Tat auf diesem Wege zu verarbeiten.<br />
Gegenseitige Unterstützung, die<br />
„Ehemalige“ beteiligen sich. — Einer<br />
näht Fahnen — aus dem Fotoclub findet<br />
sich jemand, der alle Bilder fotografiert<br />
— das Bayerische Fernsehen kommt —<br />
die Bayerische Justizministerin schickt<br />
ein Grußwort....<br />
Die Liste ist noch lang — und alle<br />
Beteiligten sind mit Feuer und Flamme<br />
dabei! Das Caritashaus bekommt durch<br />
die Ausstellung ein neues Aussehen:<br />
Gebetssäulen und Gedichtbretter wechseln<br />
u.a. ab mit den aufgehängten, gesammelten<br />
Socken, Skulpturen, meditativen<br />
Texten, Teppichen und Bildern.<br />
„Die „etwas andere“ Ausstellung möchte<br />
ich Ihnen schmackhaft machen! Sie sollen<br />
sehen, welche Ausdrucksformen die<br />
Gefangenen gefunden haben.<br />
Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen Dieses Event möchte dazu beitragen,<br />
von „Draußen, haben letztendlich eine<br />
Atmosphäre des aufmerksamen Miteinanders<br />
entstehen lassen.<br />
„Immer wieder neu bin ich begeistert,<br />
was in den Strafgefangenen steckt!“ so<br />
Ingrid Pollak die ehrenamtliche Leiterin<br />
der Kreativgruppe.<br />
Diese Begeisterung hat Kreise gezogen<br />
— viele helfen für die Ausstellung<br />
Vorurteile abzubauen, den Menschen<br />
neue Chancen zu geben und Verständnis<br />
zu wecken.“ Ingrid Pollak, ehrenamtliche<br />
Leiterin der Kreativgruppe<br />
Die Ausstellung wurde am 07.5.2010<br />
in Würzburg im Beisein vieler Repräsentanten<br />
des öffentlichen Lebens eröffnet<br />
und wurde mit großer Resonanz von der<br />
Öffentlichkeit angenommen.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010<br />
25
§<br />
§<br />
WM - TIPPSPIEL 2010<br />
Die Welt zu Gast in Südafrika<br />
WM 2010: Das erste Mal in der Geschichte des Fußballs fand eine WM auf den<br />
afrikanischen Kontinent statt.<br />
D<br />
ie Fußballweltmeisterschaft 2010<br />
stellte das diesjährige sportliche<br />
Highlight für alle Fußballbegeisterte<br />
dar. Das erste Mal in der Geschichte des Fußballsports<br />
fand eine Weltmeisterschaft auf<br />
dem afrikanischen Kontinent statt.<br />
Bereits im Vorfeld gab es viele Zweifler<br />
die es in Frage stellten ob Südafrika es schaffen<br />
wird eine derart große und bedeutende<br />
Veranstaltung durchzuführen. Insbesondere<br />
die Sicherheitslage im Land gab vielen Grund<br />
zur Sorge. Die hohe Kriminalitäts- und<br />
Mordrate in Südafrika, bereitete nicht nur den<br />
Politiker im In– sondern auch im Ausland<br />
Sorgen und warf einen Schatten auf die WM.<br />
Doch allen Bedenken zum Trotz schaffte es<br />
Südafrika ein außergewöhnliches Wintermärchen<br />
auf den afrikanischen Kontinent zu veranstalten,<br />
welches das ganze Land in seinen<br />
Bahn zog und auch wenn nur für kurze Zeit<br />
die Problemen mit denen das Land und die<br />
Menschen zu Kämpfen haben vergessen ließ.<br />
Die Beamten der JVA <strong>Oldenburg</strong> Herr<br />
Dannebaum und Herr Armbrecht, die Live<br />
Italien<br />
England<br />
Argentinien<br />
Niederlande<br />
Deutschland<br />
Brasilien<br />
Spanien<br />
0 2 4 6 8 10 12 14<br />
Wer wird Weltmeister 2010? So haben unsere Spielen getippt.<br />
vor Ort waren und sich nicht nur die Spiele<br />
ansahen sondern auch mit der Bevölkerung in<br />
Kontakt traten, berichteten von offenen,<br />
selbstlosen und hilfsbereiten Menschen die<br />
ihren letzten Leb Brot mit einem teilen. Aber<br />
sie berichteten auch von Fußballspielen die<br />
das Herz eines jeden Fans ins Rasen versetzen.<br />
Insbesondere das Gruppenspiel Deutschland<br />
gegen Australien mit einen Ergebnis von<br />
4:0 weckte die Erwartung auf die WM Trophäe.<br />
Und obwohl unsere Jungs es nicht ganz<br />
geschafft haben kann man dennoch auf die<br />
deutsche Elf stolz sein. Sie haben eine sehr<br />
gute spielerische Leistung gezeigt und mit<br />
hoher taktischer Finesse nicht nur die Zuschauer<br />
begeistert, sondern auch ihre Gegner<br />
das Fürchten gelehrt.<br />
Doch trotz allem Optimismus waren auch<br />
die Teilnehmer unseres Tippspiels nicht ganz<br />
von dem WM Sieg der Deutschen überzeugt.<br />
Wie man dem von uns aufgestellten Ranking<br />
erkennen kann war die Mehrzahl unserer<br />
Teilnehmer der Meinung, dass Spanien der<br />
diesjährige Weltmeister wird. Und sie haben<br />
recht behalten!<br />
Insgesamt 38 Teilnehmer<br />
hatten sich zu unserem<br />
Gewinnspiel angemeldet<br />
und dank der<br />
Sponsoren, die unser<br />
Tippspiel mit der Bereitstellung<br />
zahlreicher<br />
Preisen unterstütz haben,<br />
war es uns möglich, an<br />
Ende des Gewinnspiels<br />
jedem Teilnehmer einen<br />
Preis zu überreichen.<br />
Text: AS<br />
Einen herzlichen Dank widmen wir den Sponsoren unseres Tippspiels!<br />
KNEFELKAMP<br />
uhlsport GmbH<br />
26 Tr§tzdem 11/2010 26 Tr§tzdem 11/2010<br />
www.jva-oldenburg.de
WM - TIPPSPIEL 2010<br />
§<br />
Fußballweltmeisterschaft 2010<br />
Platzierungen des Tippspiels zur WM<br />
1. Platz<br />
3. Platz 2. Platz<br />
Der Gewinner des Tippspiels Khac Tan N. konnte<br />
sich über verschiedene Preise, wie eine Torte,<br />
ein Fußballtrikot, einen Fußball und Bücher, freuen.<br />
Der zweitplazierte Trong Duong D. erhielt als Preis ein<br />
Glass Kaffee, einen Fußball und drei Bücher..<br />
Der drittplazierte Erdogan B. freute sich auf seine Preise,<br />
ein Fußball, drei Bücher und eine Packung Zigaretten.<br />
Name Station Punkte Platz<br />
Khac Tan N. C2 95 1<br />
Trong Duong D. C2 92 2<br />
Erdogan B. A3 91 3<br />
Manuel W. A3 91 4<br />
Dennis K. A3 89 5<br />
Patrik Jan T. D4 86 6<br />
Valeri H. A3 86 7<br />
Alexander S. B2 85 8<br />
Hans O. D. Wilhelmshaven 85 9<br />
Van Hiep V. B4 84 10<br />
Dan Dan S. A3 83 11<br />
Budnik K. D4 82 12<br />
Wladimir Sch. D4 81 13<br />
Marko K. Gerichtsstraße 81 14<br />
Timo B. C2 79 15<br />
Kai Alexander W. Wilhelmshaven 77 16<br />
Niklas B. B3 77 17<br />
Paulo F. B1 76 18<br />
Uwe P. A4 76 19<br />
Valerij K. B2 75 20<br />
Sascha W. C1 75 21<br />
Heiko V C4 74 22<br />
Gfete L. A4 73 23<br />
Micky M. C2 71 24<br />
Sven L. B2 71 25<br />
Dennis Sch. Nordenham 70 26<br />
Thorsten K. A3 68 27<br />
Manfred V. B2 68 28<br />
Dirk B. A4 66 29<br />
Marcel P. D3 65 30<br />
Alex Sch. B2 65 31<br />
Stefan K. B3 63 32<br />
Christoph J. A4 62 33<br />
Nils Sch. C4 61 34<br />
André S. Nordenham 60 35<br />
Sascha E. B2 54 36<br />
Fabian H. B1 53 37<br />
Amechi N. D4 46 38<br />
* bei Punktegleichheit entschied die Zusatzfrage über die Anzahl<br />
der gefallenen Tore während der WM über die Platzierung.<br />
www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 27
§ RECHT & SOZIALES<br />
Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit<br />
SCHÜLERBRIEF: Eine Schulklasse des Bildungszentrum für Technik und Gestaltung (BBS II) besuchte Anfang<br />
des Jahres die Gefangenen der JVA <strong>Oldenburg</strong> und erkundigte sich nach den Sinn und Unsinn von Straftaten<br />
und Strafe. Im Rahmen ihrer Klassenarbeit schrieben die Schüler Briefe an einen Gefangenen (siehe<br />
Tr§tzdem <strong>Nr</strong>. 42). Jetzt schreibt der Gefangene zurück.<br />
Liebe Schüler...<br />
Gerechtigkeit ist eine Erwartungshaltung und Recht - eine Auslegungssache der verschiedenen an einem Rechtsstreit beteiligten<br />
Parteien. Gerechtigkeitsempfinden ist eine permanente, subjektive Einstellung. Rechtsanwendung dagegen ein Produkt des Zufalls.<br />
Die Sanktionierung von Rechtsverstößen ist immer abhängig von zahlreichen zufälligen Ereignissen. Gerecht wäre logischerweise<br />
eine globale Sanktionierung von Rechtsverstößen – gleiches Recht für alle so zu sagen, was unrealistisch ist.<br />
Bei der Anwendung von Recht haben der Ankläger und der Angeklagte verschiedene, meist entgegengesetzte Vorstellungen von<br />
einem gerechten Urteil.<br />
Der Angeklagte plädiert oft auf „Unschuldig“, oder erwartet bei einem Geständnis als Vergünstigung eine milde Strafe. Alles andere<br />
wäre für ihn ungerecht. Die Fähigkeiten eines Schauspielers werden vom Tag der Verhaftung gefordert und gefördert. Opportunismus<br />
zu erlernen und zu leben ist die Voraussetzung für Wohlverhalten im Vollzug. Dieser wirkt sich aber auf längere Sicht<br />
für die Betroffenen, vor allem aber für die Gesellschaft zum Nachteil aus. Das Milieu ist grundsätzlich durch mentalschwache Menschen<br />
mit geringen oder negativen Wertvorstellungen geprägt. Dadurch ist Verrat aus Eigennutz bei vielen obligatorisch. Nach<br />
außen hin wird diese unmenschliche Eigenschaft kaschiert, kritisiert und verurteilt um zu eigener Person keinen Misstrauen zu<br />
erwecken. Ich habe für mich einen eigenen Begriff dafür geprägt „Chamäleon Syndrom“.<br />
Der Ankläger plädiert immer auf schuldig und erwartet eine angemessen hohe Bestrafung, die eine sanktionierende und abschreckende<br />
Wirkung haben soll.<br />
Das Gericht wendet das in der gegebenen Lage geltende Recht an, und hält sich grundsätzlich für unfehlbar, mehr aber noch dem<br />
Recht dienend, denn nicht immer erhebt es den Anspruch an Gerechtigkeit.<br />
Das Gericht hat die Aufgabe den Sachverhalt zu untersuchen und die Schuldfrage zu klären. Dazu gehör die Persönlichkeit des<br />
Angeklagten, seine Lebensverhältnisse, die Beweggründe und der eigentliche Tatablauf. Und natürlich auch das Verhalten nach der<br />
Tat, während der Ermittlungen und im Gerichtsaal bei der Tataufklärung. Es müssen auch alle für und gegen den Angeklagten sprechenden<br />
Tatsachen ermittelt werden. Die Anwendung exakt gleicher Strafmaßnahmen auf unterschiedlich gelagerte Fälle, währe<br />
unrechtens und ungerecht.<br />
Es ist ein Unterschied, ob jemand aus einer Notsituation klaut, weil er Hunger hatte, oder aus Habsucht und Gewinnabsicht einen<br />
Diebstahl begeht. Auch die Anzahl der Vorstrafen ist für das Strafmaß entscheidend. Diese dient der Orientierung, ob und in wiefern<br />
ein Täter bereit ist seinen kriminellen Lebenswandel zu verändern. Wer ein System aus der rechtlichen Perspektive vertritt und<br />
nach Anwendung des Rechts über Schuld und Strafe entscheidet, sieht sich immer im Recht und fühlt sich gerecht. Jeder Richter<br />
hat subjektive Aspekte in seiner Rechtsprechung, hält aber jede seiner Entscheidungen dem Recht dienlich und würde diese nie<br />
korrigieren. Auch dann nicht, wenn offensichtlicher Bedarf besteht. Fast alle Urteilsprüche sind von höheren Gerichten überprüfbar<br />
und trotzdem wird immer einer der beteiligten Parteien mit der Urteilsfindung oder der Strafhöhe nicht einverstanden sein. Und ein<br />
Richter würde nie zugeben ein Fehlurteil gefehlt, oder aus persönlichen Motiven entschieden zu haben.<br />
Die Komponente der Rache oder der Vergeltung ist in jedem Ansatz von Strafmaßnahmen enthalten. Diese Zweckbestimmung des<br />
Rechts dient der Gerechtigkeit und erfüllt die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an die Gerichtsbarkeit. Der Verurteilte muss für<br />
seine Verfehlungen büßen. Die unumgängliche Strafe ist die Konsequenz und die Garantie für regelkonformes Verhalten während<br />
der Haftzeit.<br />
Inhaftierung und der Entzug von Freiheit ist für jeden normalen Menschen eine enorme Bestrafung, denn darunter leidet man und<br />
es verändert das Wesen des Inhaftierten. Das Verhalten ähnelt dem, eines Raubtieres im Zoo. Ein Häftling kann auch unfähig werden<br />
für ein Leben in Freiheit.<br />
Bei vielen Inhaftierten wird die Persönlichkeit vom Schuldempfinden nicht berührt, weil die Straftaten vorsätzlich und bewusst<br />
erfolgten. Das Strafmaß wird in diesen Fällen nur als Rache und Justizwillkür empfunden.<br />
Für eine Besserung sind das Unrechtbewusstsein und die Schuldaufarbeitung, die wichtigsten Voraussetzung. Ein gesetzeskonformer<br />
Lebenswandel während der Haftzeit ist dazu ein positiver Ansatz, jedoch bei weitem nicht selbstverständlich, wie viele Justizbedienstete<br />
annehmen möchten. In unserer JVA gibt es viele Angebote für die Reintegration wie Sport, Kulturveranstaltungen und<br />
Freizeitgruppen. Zu viele Inhaftierte nehmen diese Angebote nicht wahr und zeigen keine Veränderungsbereitschaft. Viele sehen<br />
die Inhaftierung als ein normales, und zur Verwirklichung ihrer Lebensvorstellungen, notwendiges Übel an. Kaum in Haft wird für<br />
die Zeit danach vorgesorgt. Ideen für Straftaten entwickelt. Kontakte geknüpft. Der Knast ist die Schule des Verbrechens. Für viele<br />
jüngere Inhaftierte ist es eine Ausbildungsstätte. Hier suchen sie sich ihre Vorbilder und Präzedenzfälle.<br />
In der Religion ist viel von Vergebung die Rede. Die Vergebung der Opfer, wäre für die Straftäter wichtig, die sich ernsthaft mit<br />
ihrer Schuld beschäftigen. Ich hätte mir gewünscht, dass Straftätern überhaupt eine Möglichkeit gegeben wäre für konkrete enga-<br />
28 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
gierte Wiedergutmachung. Diese sollte nicht obligatorisch ausgestaltet sein. Nur die Freiwillige Konfrontation mit dem Opfer und<br />
den Folgen der Tat bildet die Empathie und greift rückwirkend an die Wurzel der bestehenden Verhaltensstörung.<br />
Erst mit der Entlassung beginnt die Wiedergutmachung an der Gesellschaft und den nahen Angehörigen. Erst außerhalb der Isolation<br />
wird ein Mensch produktiv und vorteilhaft für die Gemeinschaft. In Haft stellt er nur eine Belastung dar. Jemand der über ein<br />
gesundes Selbstbewusstsein verfügt wird sich von der Öffentlichkeit nicht verstecken, sondern aktiv am Leben teilnehmen und<br />
nach Möglichkeiten suchen sich zu integrieren, zu beweisen und damit wertvoll zu sein. An der Vergebung der Opfer oder naher<br />
Mitmenschen für die Enttäuschung, ändert die Länge einer Strafe nichts. Je länger die Haftstrafe desto größer wird die Last der<br />
Wiedergutmachung nach der Entlassung und geringer die Wahrscheinlichkeit für eine Wiedergutmachung.<br />
Die Bereitschaft zum Gespräch hatte denselben Grund wie bei vielen von euch. Es war das Interesse an Menschen und ihrer<br />
Denkweise über bestimmte Sachverhalte. Ich wollte sehen in wie weit und wie kritisch junge, aufgeweckte und intelligente Menschen<br />
sich mit der Thematik des Strafens und der Rache beschäftigen. Wir haben ja nicht nur über die Straffälligkeit und deren<br />
Folgen gesprochen. Es ging auch um Themen wie Zusammengehörigkeitsgefühl, Empathie, Vertrauen, Freundschaft, Verantwortung<br />
im Allgemeinen und soziale Interaktion. Für mich war es angenehm und unterhaltsam kritische Fragen und Meinungen zu<br />
hören. Mit euch Schülern offen über zum Teil persönliches zu reden war nicht als Erleichterung oder hilfreiche Erfahrung für<br />
mich gedacht, sondern als warnendes Beispiel für euch. Wenn ihr danach bewusster und mit offenen Augen durchs Leben geht, war<br />
dieses Gespräch nicht umsonst. Durchlebte Erfahrungen haben einen unschätzbaren Wert, vor allem negative. Der Zuhörer muss<br />
nur in der Lage sein ähnliche Fehler nicht zu machen. Jeder Mensch hat die Verantwortung für sich selbst und sein unmittelbares<br />
Beziehungsumfeld, aber auch Einfluss auf das Verhalten von fremden Menschen auf der Straße, weil wir soziale Wesen sind. Der<br />
jugendliche Straftäter in der Gerichtsverhandlung hat in der Zeit einer stabilen Beziehung zu seiner Freundin ein straffreies Leben<br />
geführt. Er hat sich Gesetzeskonform verhalten, weil er sein Verhalten an die gegebene Situation anpasste und die Erwartungshaltung<br />
seiner Freundin nicht enttäuschen wollte. Ihre Meinung war ihm höchstwahrscheinlich wichtig. Man wird von denen beeinflusst<br />
und bestimmt an die man sich bindet.<br />
Es gibt wahrscheinlich nicht nur einen Inhaftierten in der JVA <strong>Oldenburg</strong>, der sich hier wohler fühlt als draußen. Das sind Sozialschmarotzer,<br />
die sich vor der Verantwortung in der Freiheit drücken, die aufgrund des mangelnden Selbstbewusstseins und der<br />
Faulheit, sich hier bei minimalster Versorgung wohl fühlen.<br />
Was die Arbeitspflicht betrifft, so ist es primär eine sehr positive Maßnahme für die Disziplin und den geregelten Tagesablauf. Die<br />
geringe Entlohnung verleiht Kaufkraft und bestärkt den Erwerbssinn einer Arbeitstätigkeit. Andererseits wurden die Inhaftierten zu<br />
allen Zeiten als Humankapital ausgebeutet. Die billige Arbeitskraft ist ein Wirtschaftsfaktor der wegen niedriger Qualifizierung<br />
beliebig austauschbar ist. Der Inhaftierte hat die Arbeitspflicht, die Rechte sind aber stark eingeschränkt, was menschenunwürdig<br />
anmutet. Es gibt keinen Kündigungsschutz, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Möglichkeit für Zahlung von Rentenbeiträgen<br />
und damit keinen Rentenanspruch. Profiteure dieser Missstände sind namhafte Firmen, die durch Ausbeutung höhere<br />
Profite erwirtschaften können.<br />
Die Arbeitszeit gehört zu einer sinnvollen Zeitnutzung und verbessert die Perspektiven. Aber auch die sinnvolle Freizeitgestaltung<br />
eröffnet andere und bessere Sichtweisen auf den Alltag und setzt einen dynamischen Prozess in Gang, der das Selbstbewusstsein<br />
und die Verantwortung stärkt.<br />
Auch die zahlreichen Therapiemaßnahmen sollten nicht die Haftzeit ersetzen. Der Slogan „Therapie statt Strafe“ ist human aber<br />
meist wirkungslos. Denn die Therapieeinrichtungen werden vermehrt als Sprungbrett in die Freiheit und Amnestieklauseln missbraucht.<br />
So wird der Therapieerfolg nie erreicht, weil die Bereitschaft des Betroffenen nicht vorhanden ist und die Zielorientierung<br />
von der erforderlichen und zu erwartenden Maßgabe abweicht.<br />
Fast zum Schluss möchte ich auf einen Brief kurz einzeln eingehen, der mich persönlich sehr beeindruckte. Dieser war sehr offen<br />
und herzlich geschrieben. Die Verfasserin hatte mit Eigenbezug und Ehrlichkeit ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen rübergebracht.<br />
Unsere Interaktion hatte bei ihr ein Nachdenken über die Besuchsdauer hinaus ausgelöst und hinterließ einen bleibenden<br />
positiven Lerneffekt. Eine der Feststellungen war: „Die Isolation von nahen Mitmenschen ist eine größere Strafe als hinter<br />
verschlossener Tür zu sitzen“.<br />
Die Beziehungsisolation durch Einschränkung der sozialen Kontakte und die Fremdbestimmung darüber trifft auch die Angehörigen<br />
verletzend. Bei der Aufrechterhaltung der Kontakt zu Angehörigen, ist die Inhaftierung eine härtere Strafe.<br />
Wer die Kontakte verliert durchlebt eine humanere Isolation. Der Einzelgänger hat weniger soziale Zwänge oder integrative Sehnsüchte.<br />
Sein Ego wächst sogar und er kann zum Narzissten mutieren und damit noch gefährlicher als zuvor werden. Andere Menschen<br />
sind ihm fremd und feind.<br />
Was das kleine Mitbringsel als Zeichen der Aufmerksamkeit betrifft, so war es eine pädagogisch sinnvolle Maßnahme eures Lehrers.<br />
Es war ein Zeichen der Offenheit und des Verständnisses, ein Symbol der Handreichung. Den Menschen etwas Gutes zu tun,<br />
den Sündigen Aufmerksamkeit zu Bezeugung, mit Menschen zu teilen, ist eine Tradition in der Christlichen Welt, eine wichtige<br />
Erfahrung, die man im Leben machen muss. Doch um über die Richtigkeit und Nützlichkeit dieses Verhaltens zu urteilen muss man<br />
auch Rückmeldung erhalten. Auch deswegen war mir dieser Brief wichtig.<br />
Alles Liebe…<br />
Niklas B.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 29
§ RECHT & SOZIALES<br />
Die Datensammler und die Selbstauskunft<br />
AUSKUNFTEIEN: Ein ernüchterndes Ergebnis über die Zuverlässigkeit der Datensammler.<br />
I<br />
ch hoffe, dass der erste Bericht euch<br />
zur Selbstauskunft über die zu eurer<br />
Person gespeicherten Daten veranlassen<br />
konnte zumal dieser erste Schritt<br />
mit Hilfe des Musterschreibens sehr einfach<br />
und zu dem kostenlos ist. Wie wichtig<br />
eine eigene Überwachung der Datensammler<br />
ist, werden wir im folgenden<br />
Bericht versuchen zu erläutern.<br />
Wir von der Redaktion Trotzdem<br />
hatten acht der bekanntesten Auskunfteien<br />
angeschrieben und eine Selbstauskunft<br />
gemäß §§ 34 I, IV BDSG verlangt.<br />
Dabei handelte es sich um folgende Auskunfteien:<br />
Schufa, Bürgel, Infoscore,<br />
CEG, Deltavista, Bender KG, Acumio<br />
und EOS. Zur Erinnerung, laut Bundesdatenschutzgesetz<br />
hat jede Person das<br />
Recht, alle zur eigenen Person gespeicherten<br />
Daten einzusehen, den Nachweis<br />
zu verlangen, woher diese Daten stemmen,<br />
zu erfahren wie diese Daten für die<br />
Ermittlung des Scorewertes eingesetzt<br />
werden und an welche Institutionen oder<br />
Firmen die Daten in den letzten 12 Monaten<br />
geschickt wurden.<br />
Nach Erhalt der Selbstauskünfte können<br />
wir die Befürchtungen der Datenund<br />
Verbraucherschutzorganisationen<br />
nur bestätigen. Es erschreckt und empört<br />
einen schon, wie nachlässig die Datensätze<br />
gepflegt und aktualisiert werden. In<br />
Fällen wo die Daten falsch oder veraltet<br />
sind, sollte man sofort aktiv handeln,<br />
denn hierfür sind dem Verbrauchen oder<br />
dem betroffenen Verbraucher<br />
(Dateneigentümer) vom Gesetz einige<br />
Instrumente zur Gegenwehr gegeben.<br />
Der Ausweis von positiven Daten<br />
erfolgt gar nicht. Dabei sollten diese<br />
eigentlich die Scorewert-Berechnung<br />
einbezogen werden.<br />
Scorewert – Safe Consumer Score<br />
heißt soviel wie die Bewertung zur Sicherheit<br />
der Leistung. Dabei handelt es<br />
sich um eine Prognose um das künftige<br />
Zahlungsverhalten aus in der Vergangenheit<br />
gespeicherten Erfahrungen. Der Scorewert<br />
beschreibt immer nur ein allgemeines<br />
Zahlungsausfallrisiko. Sie stellen<br />
keine Bewertung der Bonität<br />
(Zahlungsfähigkeit) oder die Zahlungskraft<br />
mit Barmitteln eines konkreten<br />
Kunden dar, sonder helfen, das Zahlungsausfallrisiko<br />
besser einzuschätzen.<br />
Ähnliche Methoden nutzt man seit langem<br />
in der Markt- und Meinungsforschung.<br />
Wie das Scoreverfahren funktioniert<br />
und welche bewerteten Daten wie<br />
gewichtet werden, hatte keine der Auskunfteien<br />
mitgeteilt. Es sind uns daher<br />
leider unmöglich, das Scoreverfahren zu<br />
analisieren und zu erläutern. Es scheint<br />
aber so, als ob gar keine positiven Daten<br />
im Bestand vorhanden sind. Es wurden<br />
nur Personendaten: Name, Geburtsdatum,<br />
Geburtsort, Anschrift und darüber<br />
hinaus Negativdaten z.B. Mahnverfahren,<br />
Vollstreckungstitel, Insolvenzen<br />
oder Haftbefehle ausgewiesen.<br />
Laut Stiftung Warentest haben die<br />
Datensammler Acumio, Deltawista, Infoscore<br />
und Bürgel nach eigenen Angaben<br />
Jeder hat das Recht, alle zur eigenen<br />
Person gespeicherten Daten<br />
einzusehen.<br />
Es erschreckt und empört einen,<br />
wie nachlässig die Datensätze gepflegt<br />
und aktualisiert werden.<br />
nur Personendaten und Negativdaten<br />
gespeichert, also eine ziemlich einseitige<br />
Betrachtung, um eine entscheidende<br />
Aussage über ein Verhalten in der Zukunft<br />
zu treffen. Bei dieser Fallkonstellation<br />
genügt ein negativer Fehleintrag, um<br />
als Nichtsolvent und Kreditunwürdig zu<br />
gelten. Solche Fälle sind häufiger als<br />
gedacht.<br />
Im konkreten Beispiel geht es um ein<br />
Mahnverfahren einer Anwaltskanzlei,<br />
die sich auf Zwangsvollstreckungen spezialisiert.<br />
Einen von vielen Unternehmen<br />
der Inkasso-Dienstleistungs-Branche.<br />
Dieser Vollstrecker einer Heidelberger<br />
Rechtskanzlei beauftragt von den größten<br />
deutschen Telekommunikationsunternehmen<br />
hat die Informationen über<br />
die Inkassoforderung an den Datensammler<br />
Acumio weitergeleitet. Die<br />
besagte Forderung stammt aus dem Jahr<br />
2001. Seit 2005 verschickt die Inkassokanzlei<br />
einmal jährlich Mahnungen mit<br />
Androhungen unter Beilage eines Überweisungsformulars.<br />
Der Forderungsbetrag<br />
wächst von Jahr zu Jahr. Auf Rückschreiben<br />
des angeblichen Schuldners,<br />
die aufgestellte Forderung mit gewöhnlichen<br />
Nachweise näher zu begründen,<br />
erfolgt von der Kanzlei keine Antwort.<br />
Grundsätzlich gilt: ist eine behauptete<br />
30 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
und zugestellte Forderung nicht zuzuordnen,<br />
so kann der Betroffene eine Einsicht<br />
in die Forderungsunterlagen verlangen.<br />
Als Nachweis der Forderungsgrundlage<br />
können jeweils in Kopie der die Forderungssumme<br />
betreffende Vertragsabschluss,<br />
der letzte Zahlungseingag mit<br />
Betragshöhe €/ DM und Datum, Bankverbindung,<br />
die Anschrift des Vertragspartners<br />
(um Verwechselungen bei Namensgleichheit<br />
auszuschließen) angefordert<br />
werden. Für die Prüfung der Fristwahrung,<br />
die bei Forderungen<br />
aus Verbraucherverträgen<br />
drei Jahre beträgt ist<br />
das Datum der Fälligkeit<br />
der Zahlung der erste<br />
Mahnbescheid, der den<br />
anerkannten gerichtlichen<br />
Titel (Vollstreckungstitel)<br />
trägt maßgeblich..<br />
Bei Begehren der Einsicht<br />
von Forderungsnachweisen,<br />
empfiehlt sich eine<br />
vier bis achtwöchige Fristsetzung.<br />
Erfolgt darauf keine<br />
Reaktion, schafft man<br />
sich Abhilfe mit einem Erinnerungsschreiben<br />
und<br />
einer Androhung einer<br />
Strafanzeige wegen versuchten<br />
Betruges. Diese<br />
radikale Maßnahme ist<br />
durchaus begründet und hat<br />
seinen Sinn in Zeiten von<br />
steigender Inkasso-<br />
Piraterie. Nutzt auch das<br />
nichts, dann ist die Inkassostelle<br />
nicht nur nachlässig,<br />
sondern auch unseriös mit<br />
einer Neigung ins Kriminelle.<br />
Bei so einem Verdacht<br />
ist es das Ziel, die Plage der Mahnungen<br />
und Androhungen stoppen und die unzutreffenden<br />
Einträge bei den Auskunfteien<br />
anschließend beseitigen.<br />
Die Inkassobranche betätigt sich oft in<br />
einem grauen Gesetzesbereich mit zahlreichen<br />
Kann-Bestimmungen und Ausnahmen,<br />
der überwiegend von angehenden<br />
Anwälten oder andren Rechtverdrehern<br />
beackert wird. Bei diesen Methoden<br />
handelt es sich eben um Inkasso-<br />
Piraterie.<br />
Oft verlaufen schriftliche oder fernmündliche<br />
Bemühungen zur Klärung<br />
eines Sachverhalts im Sande (lange Warteschleifen).<br />
Antworten auf schriftliche<br />
Korrespondenz gibt es keine. Es kommen<br />
nur Androhungen von Zwangsvollsterteckungsmaßnahmen<br />
und die<br />
damit verbundenen steigenden Kosten<br />
per Serienbrief regelmäßig ins Haus.<br />
Sind die behaupteten Forderungen<br />
grundlos, empfiehlt es sich, darauf nicht<br />
zu reagieren. Steht dagegen eine substantiell<br />
begründete Zwangsvollstreckung an<br />
sollte man die Mahnungen ernst nehmen,<br />
um weiterführende, höhere Kosten und<br />
Gebühren zu vermeiden. Denn in solchen<br />
Fällen kann aus zweistelligen Beträgen<br />
sehr schnell die zehnfache Summe<br />
werden und lang anhaltende Nachteile<br />
gibt es obendrauf gratis dazu. Denn ein<br />
negativer Eintrag bei einer der Auskunfteien<br />
wird erst ein Jahr nach Begleichung<br />
Ein ConCheck von beispielsweise 1,7 sagt aus dass die Wahrscheinlichkeit,<br />
mit der ein Kunde seine Zahlungsverpflichtung erfüllt, bei 97<br />
% liegt. Als zusätzliche Entscheidungshilfe wird die ConCheck Bewertung<br />
nach folgenden Risikoklassen klassifiziert:<br />
1,0 bis 1,2 Sehr niedriges Risiko<br />
1,3 bis 1,8 Niedriges Risiko<br />
1,9 bis 2,6 Durchschnittliches Risiko<br />
2,7 bis 2,9 Mittleres Risiko<br />
der Schuldforderung gelöscht. Bei einer<br />
Erledigung durch Vergleich findet die<br />
Löschung zwei Jahre nach letztem Zahlungseingang<br />
statt.<br />
Der Scorewert wird nur gebildet<br />
wenn keine Negativdaten vorliegen. Mit<br />
negativen Informationen werden die<br />
Datensammler um Teil von Auftragebern<br />
versorgt. Es wird also der Auftrag erteilt,<br />
eine Eintragung aus Gläubigermahnungen,<br />
laufenden oder betriebenen Inkassomahnverfahren<br />
und Insolvenzverfahren<br />
zu der betreffenden Person zu speichern.<br />
Bei diesen „Bonitäts-Informationen“<br />
handelt es sich um konkret vorliegende<br />
Zahlungsstörungen. Ziel ist es, frühzeitig<br />
risikobehaftete Geschäftsbeziehungen<br />
auszuweisen und zum Schutz der anderen<br />
Geschäftsleute erkennbar zu machen.<br />
Die gewöhnlichen Geschäftspraktiken<br />
können bei unsicheren Kunden auf<br />
risikoarme Bezahlverfahren abgestellt<br />
werden. Der Verbraucher erhält nichts<br />
mehr auf Kredit sondern muss den monäteren<br />
Gegenwert direkt bei Empfang<br />
der Ware entrichten.<br />
Die Richtigkeit der in Auftrag genommenen<br />
negativen Merkmale wird nicht ü-<br />
berprüft.<br />
Zwei Kunden, die in Wirklichkeit,<br />
gleichermaßen Kreditwürdig sind können<br />
in nachhinein wegen Fehler und<br />
Datenlücken ganz unterschiedlich behandelt<br />
werden.<br />
Die Datensammler haben<br />
aber bei nachweislich unrichtigen<br />
Daten die Pflicht<br />
zu Berichtigung, Löschung<br />
oder Sperrung, sofern ihre<br />
Richtigkeit von verantwortlicher<br />
Stelle (Auftraggeber)<br />
nicht bewiesen werden kann.<br />
Wird die Richtigkeit der<br />
Daten vom Betroffenen<br />
bestritten sind diese gemäß §<br />
35 Abs. 3 BDSG zu sperren<br />
für die Dauer der Klärung.<br />
Die Tatsache einer Sperrung<br />
von Daten darf an auskunftsuchenden<br />
Kunden nicht<br />
übermittelt werden. Personenbezogene<br />
Daten dürfen<br />
auch nicht verarbeitet oder<br />
benutzt werden solange der<br />
Betroffene der Verarbeitung<br />
bei der verantwortlichen<br />
Stelle widerspricht. Auf<br />
Verlangen des Betroffenen<br />
ist gemäß § 35 Abs. 6 den<br />
zweifelhaften Daten die<br />
nicht gesperrt werden können,<br />
für die Dauer der Speicherung<br />
seine Gegendarstellung<br />
beizufügen.<br />
Die Dauer der Speicherung von erledigten<br />
oder abbezahlten Negativeinträgen<br />
im Gesetz geregelt<br />
Dabei sind die Fristen für eine endgültige<br />
Löschung laut Angaben der Auskunfteien<br />
meist kürzer als die im Gesetz bestimmten<br />
Zeiträume.<br />
Die Aufmerksamkeit und Sorgfaltspflicht<br />
gegenüber den betroffenen<br />
Verbrauchern mit deren Datensätzen<br />
gehandelt und Geld verdient wird ist<br />
mehr als steigerungsfähig. Es scheint gar<br />
so, als sob sich die Datensammler der<br />
Brisanz ihrer Scorebewertungen und<br />
deren möglichen Folgen bei untransparenten<br />
Dateninhalten nicht bewusst seien.<br />
Die Dateneigentümer haben nicht<br />
mehr die Besitzgewalt und das Bestimmungsrecht<br />
über den Umgang mit eigenen<br />
Daten weil diese durch eigene Nachlässigkeit<br />
bei Vertragsabschlüssen zu<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 31
§ RECHT & SOZIALES<br />
Verarbeitung freigegeben wurde. Der<br />
Verbraucher hat ein aktives Widerspruchsrecht<br />
auf personenbezogene<br />
Datenverarbeitung, wovon er keinen<br />
Gebrauch macht. Nach der Weitergabe<br />
von Personendaten an Datensammler<br />
werden auch die Löschfristen nach Ablauf<br />
von Verträgen nicht eingehalten,<br />
die Daten von Bürgern (Verbrauchern)<br />
werden zur Handelswahre und damit<br />
die Individuen selber zu bewertbaren<br />
Objekten.<br />
Es entsteht eine Dreiecksbeziehung<br />
aus Kunden von Auskunfteien, die<br />
meistens Geschäftleute sind, die auf<br />
Bonitätsauskünfte vertrauen! Datensammler<br />
sind Profiteuere der von ihnen<br />
als Handelsobjekt angebotenen Personendaten.<br />
Dabei unterstützen die Auskunfteien<br />
alle risikoorientierten Entscheidungen<br />
entlang der Geschäftsbeziehung<br />
z.B. durch die Bereitstellung<br />
von für die Zukunft errechneten Bonitätsdaten.<br />
Die datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
über die Art und Umfang der<br />
Offenlegung, die Dauer der Speicherung,<br />
Nutzung, Auswertung und Weitergabe<br />
sind den Auskunfteien bewusst<br />
aber lästig. Die Auskunfteien informieren<br />
die Dateneigentümer nur oberflächig<br />
über ihre möglichen Rechte und<br />
unzureichend über den Datenbestand.<br />
Für die Einhaltung und Umsetzung<br />
muss de Betroffene meistens selber<br />
sorgen. Bei existenziellen Aspekten ist<br />
Vertrauen gut aber die Kontrolle ist<br />
besser.<br />
Eine vollständige Automatisierung<br />
der Datenpflege existiert bei den Auskunfteien<br />
nicht,. Das erklärt die prozentual<br />
hohe Fehlerquote bei den Datensätzen.<br />
Im konkreten Fall wurde die Person<br />
bei Schufa, Bürgel, Deltavista nicht<br />
identifiziert wegen veralteter Meldeanschriften.<br />
Dabei lag der Wohnortwechsel mehr<br />
als zwei Jahre zurück. Wahrscheinlich<br />
erfolgt die Aktualisierung von Personendaten<br />
erst bei Anfragen von Kunden<br />
oder Mitteilung von Negativdaten im<br />
Rahmen der Auftragsvergabe zur Veröffentlichung.<br />
Es ist ein Unterschied ob sie einer<br />
geringwertigen Zahlungsverpflichtung<br />
nicht nachgekommen sind, oder mehrere<br />
Verträge gegenüber ihren Gläubigern<br />
nicht erfüllt hatten. Auf die Häufigkeit<br />
und die Höhe der Schuldbeträge kommt<br />
es also nicht an. Wer auch nur einen<br />
Eintrag hat, ist gleich kredittunwürdig,<br />
und damit für ein Scoreverfahren nicht<br />
geeignet.<br />
Text: Niklas B.<br />
Predigt und Auslegung nach der Lesung<br />
„Vom reichen Mann und Lazarus“<br />
Die geistige Armut.<br />
Die Geschichte handelt von der Armut<br />
des kranken und obdachlosen Lazarus.<br />
Aber sie handelt auch von der Armut<br />
des reichen Mannes. Arm und reich<br />
gleichzeitig. Ist es ein Widerspruch?<br />
Reich ist der Reiche an Moneten und<br />
gleichzeitig geistig arm.<br />
Geistig arm sind die, die ihre Sünden<br />
vor Gott und den Menschen nicht erkennen<br />
wollen, die sich und andere ins Unglück<br />
bringen oder im Unglück lassen.<br />
Nach dem Tod musste der Reiche<br />
seine Reichtümer zurück lassen und kam<br />
in die Unterwelt, also in die Hölle. Doch<br />
warum ist er in der Hölle gelandet und<br />
nicht im Schoß von Abraham wie der<br />
Lazarus?<br />
Über ihn wurde geurteilt nach seinem<br />
Vorleben. Er war reich, hatte diesen<br />
Reichtum angehäuft und dabei den Geiz<br />
entwickelt. Reich ist jemand, wenn er<br />
ersichtlich von allem zu viel besitzt und<br />
nichts Gutes damit anzufangen weiß. Die<br />
Voraussetzung und der Grund dafür sind<br />
die Habsucht und Habgier.<br />
Welche Gründe sind es, die einen zu<br />
gesetzeswidrigen Handlungen verleiten.<br />
Das Ziel ist offensichtlich meistens das<br />
schnelle, leichte Geld. Der Preis für diese<br />
Art Habsucht ist sehr hoch. Für den<br />
Lebenswandel mit Phasen der Inhaftierung<br />
haben wir uns selbst entschieden.<br />
Für die Isolation, für die Vernachlässigung<br />
von Frauen und Kindern, für die<br />
Verletzung unserer Intimsphäre, für die<br />
Arbeit in den Anstaltsbetrieben als „ein<br />
Euro Jober“. Wofür sind die zahlreichen<br />
Opfer gut?<br />
„Arm ist nicht wer wenig hat, sondern<br />
wer viel braucht“.<br />
Wir alle sind sterblich und wir werden<br />
die gehorteten weltlichen Reichtümer<br />
nach dem Tod nicht mehr brauchen.<br />
Denn aus Asche sind wir gemacht und zu<br />
Asche werden wir. Habsucht, Habgier<br />
und Geiz sind Sünden.<br />
Dem reichen mit Sünden beladenen<br />
Mann fehlt die Empathie. Er ist zu träge<br />
und egoistisch, um vor die Tür zu blicken.<br />
Er ignoriert sein Umfeld und auch<br />
seine Mitmenschen. Er verhält sich asozial<br />
und fühlt sich unabhängig. Der Reiche<br />
wollte nicht einmal den täglichen<br />
Überschuss, die Reste vom Tisch dem<br />
armen Lazarus gönnen. Er beachtete das<br />
Elend von Lazarus nicht wegen ihrer<br />
Standesunterschiede. Der Reiche war<br />
eitel. Sein Hochmut machte ihn blind.<br />
Hochmut ist auch eine Sünde.<br />
Erst als er in eine Leidenssituation<br />
kommt, bemerkt er den Lazarus, weil es<br />
diesem jetzt vergleichsweise besser geht<br />
und stellt sogar eine Erwartungshaltung<br />
an ihn, indem er Abraham bittet den Lazarus<br />
zu ihm zu schicken. Durch diese<br />
arrogante Art unterstreicht er seinen<br />
Hochmut. Erst als der Reiche eine begründete<br />
Ablehnung bekommt, wird ihm<br />
seine falsche weltliche Lebensweise bewusst.<br />
Er entwickelt sogar Empathie.<br />
Das Einfühlungsvermögen für das zu-<br />
32 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
künftige Leid seiner fünf Brüder, die ein<br />
ähnliches Leben in Blindheit und Bequemlichkeit<br />
führen. In erster Linie sind<br />
sie durch ihre geistige Armut mit ihm<br />
verwandt. Abraham verweist ihn aber<br />
auf den, jedem Menschen gegebenen<br />
gesunden Verstand. Auf die Fähigkeit<br />
zur selbstkritischen Betrachtung und<br />
richtigen Selbsteinschätzung, die Fähigkeit<br />
zum logischen Denken.<br />
All unser blindes übermäßiges Verlangen<br />
ist körperlicher Art. Es ist die<br />
Gier des Körpers nach exzessiven Erlebnissen<br />
bei einem schwachen Geist.<br />
Auch die Völlerei ist eine Sünde.<br />
Fresssucht, Alkoholsucht, Spielsucht,<br />
Drogensucht, Nikotinsucht sind keine<br />
Krankheiten, sondern Schwächen. Wir<br />
machen uns selbst zu Sklaven unserer<br />
Begierden. Diese selbst erzeugten Leiden<br />
werden verursacht durch geistige Armut.<br />
Das ist meine eigene Meinung und diese<br />
vertrete ich argumentativ.<br />
„Arm ist nicht wer wenig hat, sondern<br />
wer viel braucht.“<br />
Jeder Mensch hat die Wahl. Und<br />
auch wer im Überfluss lebt, kann arm<br />
sein. Selbstverschuldet, geistig arm.<br />
Arm an Bildung: „Wissen ist Macht“,<br />
das ist eine Tatsache. Wir leben hier im<br />
Luxus. Unser Luxus ist das Übermaß an<br />
Freizeit. Die Freizeit richtig zu nutzen ist<br />
eine Sache der richtigen Einsicht und<br />
Einstellung. Die Zeit ist aber auch nicht<br />
unendlich. Bevor man Zeit vergeudet mit<br />
Karten- oder Computerspielen, mit TV-<br />
Shows oder Zappen durch die Unterhaltungsmedien,<br />
mit immer gleichen sinnlosen<br />
Gesprächen auf der Basis von glorreichen<br />
Legenden auf der Station; und<br />
noch schlimmer am Fenstergitter oder<br />
mit stundenlangem Gedröhne aus den<br />
Musikboxen, sollte man sich der Erweiterung<br />
eigener geistiger Fähigkeiten widmen,<br />
dem Erwerb von Wissen.<br />
Arm an Bescheidenheit. Bescheidenheit<br />
ist eine Tugend. Der Gegensatz von<br />
Maßlosigkeit. Wie tugendhaft ist jemand,<br />
der kaum im Strafanstalt angekommen,<br />
nach sozialen Leistungen aller<br />
Art verlangt. Warum hatte derjenige<br />
nicht selbst für die Notzeiten vorgesorgt.<br />
Aus naiver Überzeugung, dass er nie<br />
erwischt und belangt werden wird. Viele<br />
kommen hier an mit einer Fülle von Erwartungen<br />
wie Taschengeld, Sozialfernseher,<br />
Sozialradio, Sozialtabak. Sozial<br />
heißt hier auf Kosten der Gemeinschaft.<br />
Doch mit welchem Recht? Was hat man<br />
der Gemeinschaft vorher gegeben?<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Nichts! Eher genommen oder gestohlen.<br />
Viele erinnern sich gleich an die Pastoren,<br />
wobei sie die Kirche und den Glauben<br />
nie im Sinn hatten und sogar uncool<br />
und lächerlich fanden. Hier erwarten sie<br />
aber von den Seelsorgern Tabak, Feuerzeug<br />
und Kaffe. Wo nichts hingegeben,<br />
kann auch nichts genommen werden. Die<br />
Kirche ist in erster Linie für den Seelenheil<br />
zuständig und nicht für die Erfüllung<br />
von körperlichen Begierden. Die Kirche<br />
ist auch keine Almosenstelle für die,<br />
denen es am wichtigsten zum Wohlbefinden<br />
nicht fehlt. „Wem genug zu wenig<br />
ist, dem ist nichts genug“.<br />
Arm an Verantwortung für seine Mitmenschen:<br />
Können wir sicherstellen,<br />
dass die Folgen unserer Taten nur uns<br />
und nicht auch unsere Angehörigen treffen?<br />
Nein, das können wir nicht. Wir<br />
verlieren die Kontrolle und werden<br />
fremdbestimmt. Viel schlimmer ist es<br />
aber die nahen Menschen an den eigenen<br />
üblen Taten zu beteiligen. Ist es den kein<br />
Armutszeugnis wenn jemand die Erwartung<br />
an seine Frau oder Schwester stellt<br />
ihm Drogen in den Knast zu schmuggeln?<br />
Wenn erwachsene Männer ihre<br />
Frauen finanziell ausnehmen um den<br />
neuesten Sportanzug oder einen Flachbildfernseher<br />
zu besitzen. Wenn modische<br />
Extravaganzen auf Kosten von in<br />
Armut lebenden Kindern erfüllt werden.<br />
Wenn man die eigene Familie in Abhängigkeit<br />
von Sozialleistungen gebracht hat<br />
und dieses Existenzminimum für eigene<br />
Begierden schmälert.<br />
Die geistige Armut sähet reichlich<br />
Unglück. Wer dafür blind bleibt und<br />
fleißig weiter sähet wird reichlich davon<br />
ernten. Verspieltes Glück ist selbstverschuldetes<br />
Unglück.<br />
Die finanzielle Armut<br />
Wenn wir über Armut reden, sollten<br />
wir uns öfters fragen, wie es unseren<br />
Familien draußen geht und wie die klar<br />
kommen. Ich persönlich denke, dass es<br />
uns doch ganz gut geht, hier in <strong>Oldenburg</strong>.<br />
Wir bekommen hier das rundum<br />
Sorglospaket. Meine Familie muss augrund<br />
meiner Inhaftierung jetzt von Harz<br />
IV leben und ich weiß, dass es ihnen viel<br />
schlechter geht als sie mir das sagen;<br />
damit ich mir keine Sorgen und Vorwürfe<br />
mache. Wo kommt den das<br />
Geld her für die Fahrkarten,<br />
wenn sie mich hier jede Woche<br />
besuchen, oder mir Geld einzahlen,<br />
für den Zusatzeinkauf,<br />
oder ich wieder mal neue<br />
Klamotten haben möchte.<br />
Dass müssen sie anderswo<br />
einsparen, dass heißt sie verzichten<br />
für mich auf etwas obwohl ich<br />
doch Schuld an der Situation bin.<br />
Das sollten wir alle einmal überdenken,<br />
wenn wir von unseren Familien<br />
wieder einmal etwas verlangen oder erwarten.<br />
Meine Kinder z.B. gehen in einen<br />
Sportverein, was jeden Monat 15 € kostet.<br />
Ich kann hier jeden Tag zum Sport<br />
gehen, ohne etwas dafür zu bezahlen. Ist<br />
das selbstverständlich?<br />
Vor ein paar Wochen wollten meine<br />
Kinder ins Kino. Meine Frau sagte:<br />
“Dass geht diesen Monat nicht“. Wir<br />
sehen hier jedes Wochenende drei aktuelle<br />
Filme ohne etwas dafür zu zahlen.<br />
Ist das gerecht?<br />
Wir bekommen hier täglich dreimal<br />
etwas zu essen. Immer wieder wird kommentiert:<br />
„Wie, schon wieder das gleiche“<br />
oder „so etwas esse ich nicht“.<br />
Manche Frauen und Kinder währen sehr<br />
glücklich darüber, wenn sie nicht einmal<br />
„Wem genug zu wenig ist, dem ist<br />
nichts genug.“<br />
die Woche zur Tafel gehen müssten, um<br />
für Essen anstehen. Habt ihr auch mal<br />
überlegt wie erniedrigend so etwas für<br />
eure Familie ist.<br />
Meine Tochter kommt mit der Situation<br />
nicht klar; dass ihr Papa nicht mehr<br />
für sie da ist. Meine Frau ging mit ihr<br />
zum Doktor und fragte, ob es nicht möglich<br />
wäre, dass meine Tochter Gespräche<br />
mit einem Kinderpsychologen führen<br />
könnte. Der sagte: „Sicher ist das möglich,<br />
aber die Krankenkasse zahlt das<br />
nicht. Und so muss meine Tochter allein<br />
damit klar kommen, dass ihr Papa nicht<br />
mehr für sie da sein kann. Ist das gerecht?<br />
Das was uns hier fehlt ist die Freiheit,<br />
aber daran sind wir selbst schuld. Ich<br />
möchte euch bitten, jedes Mal wenn ihr<br />
hier sagt „das wäre mir lieber“, zuerst<br />
einmal darüber nachzudenken wie es<br />
eurer Familie geht.<br />
Text: Frau Pastorin Menz, Manfred V.,<br />
Niklas B.<br />
Tr§tzdem 11/2010 33
§ RECHT & SOZIALES<br />
Woran erkennt man einen Psychopathen?<br />
In Deutschland leben rund einen Million Psychopathen, haben neue Studien ergeben. Manche von ihnen arbeiten<br />
unerkannt in hohen Führungspositionen. Und sie sind gefährlich. Wie kann man sich vor ihnen schützen?<br />
P<br />
ort Coquitlam ist ein verträumtes<br />
Städtchen an der Westküste Kanadas.<br />
Die Autofahrt von der Olympia-Stadt<br />
Vancouver dorthin dauert keine<br />
45 Minuten. Einige Gäste führt der Weg<br />
direkt in die Dominion Avenue 953.<br />
Dort liegt auf dem Gelände einer<br />
Schweinefarm „Piggy‘s Palace“ - eine<br />
der wildesten Feten-Locations in ganz<br />
British Columbia. Der Besitzer Robert<br />
Pickton gilt als umsichtiger Gastgeber.<br />
Psychopathen haben kein Gewissen.<br />
Sie empfinden keine Reue<br />
und kein Mitgefühl.<br />
Musik, Frauen, Drogen - bei ihm gibt es<br />
alles, was man für eine tüchtige Orgie<br />
benötigt. Legendär sind auch die Berge<br />
von Fleisch, die Robert auf seinem Party-Grill<br />
zu brutzeln pflegt.<br />
Dass es sich dabei wohl nicht nur um<br />
Schweinefleisch handelt, entdeckt die<br />
Polizei nur durch einen Zufall. Im Erdreich<br />
des Grundstücks finden die Ermittler<br />
die Überreste von mehr als 30 Frauen.<br />
Sie alle sind in Vancouver als vermisst<br />
gemeldet. Robert Pickton, so steht<br />
es In den Polizeiakten, hat die Frauen<br />
offenbar auf seine Farm gelockt, getötet,<br />
zerstückelt und an seine Schweine verfüttert.<br />
Und vermutlich auch an seine<br />
Gäste. Die Presse bezeichnet Pickton als<br />
den „schlimmsten Serienmörder“ in der<br />
Geschichte Kanadas. Das Gericht hat ihn<br />
inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />
Derweil veröffentlicht die Polizei<br />
immer neue Namen von Frauen, deren<br />
DNA-Spuren aus den Schlachtabfällen<br />
auf Picktons Horror-Grundstück identifiziert<br />
werden konnten. Die aktuellsten<br />
Funde stammen vom Oktober 2009. Bis<br />
heute rätselt die kanadische Öffentlichkeit:<br />
Was ist das für ein Mensch, der zu<br />
solchen Taten fähig ist?<br />
Der amerikanische Bauer Robert Pickton hat<br />
mehr als 30 Frauen an seine Schweine verfüttert<br />
- und an seine Partygäste.<br />
Keine andere Persönlichkeitsstörung<br />
richtet einen ähnlich verheerenden<br />
Schaden an wie die<br />
Psychopathie.<br />
Es erscheint wie eine makabere Laune<br />
des Schicksals, dass der kundigste<br />
Experte für derlei Fragen in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft der Vancouver-Morde<br />
lebt. Robert D. Hare ist ein zierlicher<br />
Mann mit wachen Augen. Seine Worte<br />
formt er ruhig und gelassen, ein sorgsam<br />
gestutzter grauer Bart rahmt sein schmales<br />
Gesicht. Er könnte Pastor sein oder<br />
der gütige Leiter eines humanistischen<br />
Gymnasiums. Tatsächlich ist der emeritierte<br />
Professor der University of British<br />
Columbia jedoch der renommierteste<br />
Psychopathen-Jäger der Welt. Was Robert<br />
Hare antreibt, ist mehr als Neugier.<br />
Es ist ein Verantwortungsgefühl gegenüber<br />
der Menschheit. Denn keine andere<br />
Persönlichkeitsstörung richtet einen ähnlich<br />
verheerenden Schaden an wie die<br />
Psychopathie. „Psychopathen bringen<br />
Unglück und Zerstörung über die Menschen<br />
in ihrem Umfeld“, erklärt Hare.<br />
„Deshalb ist es so wichtig, sie erkennen<br />
und ihnen begegnen zu können.“<br />
34 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
OKTOBER 2011<br />
1 S<br />
2 S<br />
3 M Tag der Dt. Einheit<br />
4 D<br />
5 M<br />
6 D<br />
7 F<br />
8 S<br />
9 S<br />
10 M<br />
11 D<br />
12 M<br />
13 D<br />
14 F<br />
15 S<br />
16 S<br />
17 M<br />
18 D<br />
19 M<br />
20 D<br />
21 F<br />
22 S<br />
23 S<br />
24 M<br />
25 D<br />
26 M<br />
27 D<br />
28 F<br />
29 S<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
30 S Ende der Sommerzeit<br />
31 M<br />
20 Arbeitstage<br />
NOVEMBER 2011<br />
1 D Allerheiligen<br />
2 M<br />
3 D<br />
4 F<br />
5 S<br />
6 S<br />
7 M<br />
8 D<br />
9 M<br />
10 D<br />
11 F<br />
12 S<br />
13 S<br />
14 M<br />
15 D<br />
16 M Buß– und Bettag<br />
17 D<br />
18 F<br />
19 S<br />
20 S Totensonntag<br />
21 M<br />
22 D<br />
23 M<br />
24 D<br />
25 F<br />
26 S<br />
27 S 1. Advent<br />
28 M<br />
29 D<br />
30 M<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
21 Arbeitstage<br />
DEZEMBER 2011<br />
1 D<br />
2 F<br />
3 S<br />
4 S 2. Advent<br />
5 M<br />
6 D Nikolaus<br />
7 M<br />
8 D<br />
9 F<br />
10 S<br />
11 S 3. Advent<br />
12 M<br />
13 D<br />
14 M<br />
15 D<br />
16 F<br />
17 S<br />
18 S 4. Advent<br />
19 M<br />
20 D<br />
21 M<br />
22 D Winteranfang<br />
23 F<br />
24 S Heilig Abend<br />
25 S 1. Weihnachtstag<br />
26 M 2. Weihnachtstag<br />
27 D<br />
28 M<br />
29 D<br />
30 F<br />
31 S Silvester<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
21 Arbeitstage<br />
Hauptanstalt:<br />
<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
Cloppenburger Straße 400<br />
26133 <strong>Oldenburg</strong><br />
Redaktion:<br />
Redaktion Tr§tzdem<br />
Postfach 3080<br />
26020 <strong>Oldenburg</strong><br />
Spendenkonto:<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> wg. Trotzdem<br />
Konto-Nummer: 106 024 813<br />
BLZ 250 500 00 NordLB Hannover
Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft,<br />
erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen.<br />
F. M. Dostojewski<br />
JANUAR 2011<br />
1 S Neujahr<br />
2 S<br />
3 M<br />
4 D<br />
5 M<br />
6 D Hl. Drei Könige<br />
7 F<br />
8 S<br />
9 S<br />
10 M<br />
11 D<br />
12 M<br />
13 D<br />
14 F<br />
15 S<br />
16 S<br />
17 M<br />
18 D<br />
19 M<br />
20 D<br />
21 F<br />
22 S<br />
23 S<br />
24 M<br />
25 D<br />
26 M<br />
27 D<br />
28 F<br />
29 S<br />
30 S<br />
31 M<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
20 Arbeitstage<br />
FEBRRUAR 2011<br />
1 D<br />
2 M<br />
3 D<br />
4 F<br />
5 S<br />
6 S<br />
7 M<br />
8 D<br />
9 M<br />
10 D<br />
11 F<br />
12 S<br />
13 S<br />
14 M Valentinstag<br />
15 D<br />
16 M<br />
17 D<br />
18 F<br />
19 S<br />
20 S<br />
21 M<br />
22 D<br />
23 M<br />
24 D<br />
25 F<br />
26 S<br />
27 S<br />
28 M<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
20 Arbeitstage<br />
MÄRZ 2011<br />
1 D<br />
2 M<br />
3 D<br />
4 F<br />
5 S<br />
6 S<br />
7 M Rosenmontag<br />
8 D Fastnacht<br />
9 M Aschermittwoch<br />
10 D<br />
11 F<br />
12 S<br />
13 S<br />
14 M<br />
15 D<br />
16 M<br />
17 D<br />
18 F<br />
19 S<br />
20 S<br />
21 M Frühlingsanfang<br />
22 D<br />
23 M<br />
24 D<br />
25 F<br />
26 S<br />
27 S Sommerzeit Anfang<br />
28 M<br />
29 D<br />
30 M<br />
31 D<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
23 Arbeitstage
APRIL 2011<br />
1 F<br />
2 S<br />
3 S<br />
4 M<br />
5 D<br />
6 M<br />
7 D<br />
8 F<br />
9 S<br />
10 S<br />
11 M<br />
12 D<br />
13 M<br />
14 D<br />
15 F<br />
16 S<br />
17 S Palmsonntag<br />
18 M<br />
19 D<br />
20 M<br />
21 D Gründonnerstag<br />
22 F Karfreitag<br />
23 S Karsamstag<br />
24 S Ostersonntag<br />
25 M Ostermontag<br />
26 D<br />
27 M<br />
28 D<br />
29 F<br />
30 S<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
19 Arbeitstage<br />
MAI 2011<br />
1 S Maifeiertag<br />
2 M<br />
3 D<br />
4 M<br />
5 D<br />
6 F<br />
7 S<br />
8 S Muttertag<br />
9 M<br />
10 D<br />
11 M<br />
12 D<br />
13 F<br />
14 S<br />
15 S<br />
16 M<br />
17 D<br />
18 M<br />
19 D<br />
20 F<br />
21 S<br />
22 S<br />
23 M<br />
24 D<br />
25 M<br />
26 D<br />
27 F<br />
28 S<br />
29 S<br />
30 M<br />
31 D<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
22 Arbeitstage<br />
JUNI 2011<br />
1 M<br />
2 D Chr. Himmelfahrt<br />
3 F<br />
4 S<br />
5 S Tag der Umwelt<br />
6 M<br />
7 D<br />
8 M<br />
9 D<br />
10 F<br />
11 S<br />
12 S Pfingstsonntag<br />
13 M Pfingstmontag<br />
14 D<br />
15 M<br />
16 D<br />
17 F<br />
18 S<br />
19 S<br />
20 M<br />
21 D Sommeranfang<br />
22 M<br />
23 D Fronleichnam<br />
24 F<br />
25 S<br />
26 S<br />
27 M Siebenschläfer<br />
28 D<br />
29 M<br />
30 D<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
20 Arbeitstage<br />
Hauptanstalt:<br />
<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
Cloppenburger Straße 400<br />
26133 <strong>Oldenburg</strong><br />
Redaktion:<br />
Redaktion Tr§tzdem<br />
Postfach 3080<br />
26020 <strong>Oldenburg</strong><br />
Spendenkonto:<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong> wg. Trotzdem<br />
Konto-Nummer: 106 024 813<br />
BLZ 250 500 00 NordLB Hannover
Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft,<br />
erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen.<br />
F. M. Dostojewski<br />
JULI 2011<br />
AUGUST 2011<br />
SEPTEMBER 2011<br />
1 F<br />
2 S<br />
1 M<br />
2 D<br />
1 D<br />
2 F<br />
<br />
3 S<br />
4 M<br />
3 M<br />
4 D<br />
<br />
3 S<br />
4 S<br />
5 D<br />
5 F<br />
5 M<br />
6 M<br />
7 D<br />
8 F<br />
<br />
6 S<br />
7 S<br />
8 M<br />
6 D<br />
7 M<br />
8 D<br />
<br />
9 S<br />
9 D<br />
9 F<br />
10 S<br />
11 M<br />
10 M<br />
11 D<br />
<br />
10 S<br />
11 S<br />
12 D<br />
12 F<br />
12 M<br />
13 M<br />
14 D<br />
15 F<br />
<br />
13 S<br />
14 S<br />
15 M Mariä Himmelfahrt<br />
13 D<br />
14 M<br />
15 D<br />
<br />
16 S<br />
16 D<br />
16 F<br />
17 S<br />
18 M<br />
17 M<br />
18 D<br />
<br />
17 S<br />
18 S<br />
19 D<br />
19 F<br />
19 M<br />
20 M<br />
21 D<br />
22 F<br />
<br />
20 S<br />
21 S<br />
22 M<br />
20 D<br />
21 M<br />
22 D<br />
<br />
23 S<br />
23 D<br />
23 F Herbstanfang<br />
24 S<br />
25 M<br />
24 M<br />
25 D<br />
<br />
24 S<br />
25 S<br />
26 D<br />
26 F<br />
26 M<br />
27 M<br />
28 D<br />
29 F<br />
<br />
27 S<br />
28 S<br />
29 M<br />
27 D<br />
28 M<br />
29 D<br />
<br />
30 S<br />
30 D<br />
30 F<br />
31 S<br />
31 M<br />
21 Arbeitstage<br />
23 Arbeitstage<br />
22 Arbeitstage
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
Doch was genau macht einen Menschen<br />
zum Psychopathen? Und woran<br />
kann man ihn erkennen? Lange Zeit haben<br />
die Wissenschaftler auf diese Fragen<br />
keine eindeutige Antwort gefunden. Im<br />
„Diagnostischen und Statistischen Handbuch<br />
Psychischer Störungen“, der Bibel<br />
aller Psychiater, sucht man den Begriff<br />
»Psychopath« bis heute vergeblich. Erst<br />
die Arbeiten von Robert Hare haben<br />
Klarheit in die verworrene Diskussion<br />
gebracht. Ein von ihm entwickelter Test,<br />
die sogenannte PCL (Psychopathy<br />
Checklist), (siehe Kasten nächste Seite),<br />
benennt eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen,<br />
die nach Meinung der Fachleute<br />
dem perfekten Psychopathen zu<br />
eigen sind. Wer mehr als 75 Prozent<br />
dieser Merkmale erfüllt, gilt offiziell als<br />
Psychopath. Die meisten Experten halten<br />
Psychopathie für angeboren. Und für<br />
unheilbar. Einmal Psychopath, immer<br />
Psychopath - dieser These folgen heute<br />
auch einige Gerichte in den USA. Längst<br />
lassen sie ihre Angeklagten mit Robert<br />
Hares PCL untersuchen. Ein hoher Score<br />
Foltermörder:<br />
Familienvater<br />
Dennis Rader<br />
Psychopathen sind charmant wie George Clooney,<br />
verlogen wie Pinocchio, betrügerisch wie Bernard Madoff,<br />
selbstherrlich wie Josef Stalin,<br />
aufbrausend wie Adolf Hitler<br />
und sexuell untreu wie Giacomo Casanova.<br />
hat in Amerika schon eine Reihe von<br />
Verbrechern direkt auf den elektrischen<br />
Stuhl gebracht.<br />
Hares berühmte Liste zeichnet ein<br />
wahrhaft wahnwitziges Bild: Psychopathen<br />
sind demnach charmant wie George<br />
Clooney, verlogen wie Pinocchio, betrügerisch<br />
wie Bernard Madoff, selbstherrlich<br />
wie Josef Stalin, aufbrausend wie<br />
Adolf Hitler und sexuell untreu wie Giacomo<br />
Casanova. Sie übernehmen niemals<br />
Verantwortung für das, was sie tun.<br />
Und der vermutlich entscheidende<br />
Punkt: Sie sind nicht dazu in der Lage,<br />
Reue oder Mitgefühl mit anderen Menschen<br />
zu empfinden. Sie haben buchstäblich<br />
kein Gewissen. Robert Hare hat den<br />
typischen Psychopathen als »Raubtier in<br />
Menschengestalt« bezeichnet.<br />
„Meist wirkt der typische Psychopath<br />
sehr angenehm und hinterlässt einen<br />
positiven Eindruck, wenn man ihm zum<br />
ersten Mal begegnet“, schreibt der US-<br />
Forscher Hervey Cleckley in seinem<br />
Standardwerk „The Mask of Sanity“.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
„Die Kettensäge“:<br />
Topmanager<br />
Albert Dunloap<br />
Diese Maske der Normalität ist es, die<br />
Psychopathen so gefährlich macht. Wie<br />
im Fall Dennis Rader: Nach außen führt<br />
der Amerikaner das Leben eines fürsorglichen<br />
Familienvaters. Er arbeitet für die<br />
Stadtverwaltung, engagiert sich in der<br />
Kirchengemeinde und leitet eine Pfadfindergruppe.<br />
Niemand ahnt, dass Rader für<br />
eine Serie grausamer Foltermorde verantwortlich<br />
ist. „Wie viele muss ich noch<br />
umbringen, damit ich meinen Namen<br />
endlich in der Zeitung lese?“, fragt er<br />
höhnisch in einem anonymen Brief an<br />
die Presse. 30 Jahre lang mordet sich<br />
Rader durch die Vororte von Wichita im<br />
US-Bundesstaat Kansas. Erst eine DNA-<br />
Probe bringt die Ermitt1er auf die richtige<br />
Spur. Die Richter verurteilen Rader<br />
zu 175 Jahren Haft - ohne Chance auf<br />
Entlassung.<br />
„Nirgendwo finden wir eine so hohe<br />
Dichte an Psychopathen wie in den<br />
Hochsicherheitstrakten unserer Gefängnisse“,<br />
sagt Hare. Mindestens ein Drittel<br />
der Menschen dort sind Psychopathen<br />
wie Dennis Rader. Geschätzte 5o Prozent<br />
aller schweren Gewaltverbrechen<br />
gehen auf ihr Konto. Das Klischee vom<br />
ultra-brutalen, mitleidlosen Serienkiller<br />
ist also keine Erfindung Hollywoods,<br />
sondern traurige Realität. Psychopathen<br />
töten aus nichtigen Anlässen, mit völlig<br />
entspanntem Pulsschlag, ohne zu zögern.<br />
Das ist jedoch nur ein Teil der Geschichte.<br />
Denn die meisten Psychopathen sitzen<br />
nicht im Gefängnis, sondern führen<br />
ein freies und unerkanntes Leben. Experten<br />
schätzen ihre Zahl in Deutschland<br />
auf knapp eine Million. „Die Chance,<br />
dass Sie in Ihrem Leben schon einmal<br />
mit einem Psychopathen zu tun hatten,<br />
liegt bei genau 100 Prozent“, sagt der<br />
Tübinger Hirnforscher Niels Birbaumer.<br />
Doch wo kann man ihnen begegnen?<br />
„Einige von ihnen arbeiten in den allerhöchsten<br />
Positionen der Geschäftswelt“,<br />
antwortet Birbaumer. „Hier finden sie<br />
alles, was sie interessiert: Geld, Macht,<br />
Kontrolle über andere Menschen. Man<br />
trifft sie in der Politik, im Gesundheitswesen,<br />
den Medien - intelligente Psycho-<br />
Tr§tzdem 11/2010 39
§ RECHT & SOZIALES<br />
pathen sind häufig sehr erfolgreiche<br />
Menschen.“ Mit anderen Worten: Ihr<br />
Boss könnte ein Psychopath sein. Oder<br />
der Boss von Ihrem Boss.<br />
Aber was genau unterscheidet erfolgreiche<br />
Psychopathen von jenen, die in<br />
ihrer Zelle der Todesspritze entgegendämmern?<br />
„Der entscheidende Unterschied<br />
ist der Faktor Intelligenz“, erklärt<br />
Birbaumer. Mit anderen Worten: Der<br />
psychopathische Chef ist nicht weniger<br />
gewissenlos, manipulativ oder kalt als<br />
ein durchgeknallter Serienkiller, jedoch<br />
zu schlau, um sich in allzu große Gefahr<br />
zu begeben - oder sich erwischen zu lassen.<br />
Keine besonders beruhigende Diagnose.<br />
Wer unter einem psychopathischen<br />
Chef arbeitet, wird immer unter ihm leiden,<br />
von ihm manipuliert und gedemütigt<br />
werden. Und fassungslos dabei zusehen,<br />
wie der Peiniger von einem Erfolg<br />
zum nächsten eilt.<br />
Psychopathen sind nicht dazu in<br />
der Lage, Angst zu empfinden.<br />
Mit einem rhythmischen Brummen<br />
beginnt der Kernspintomograf am Institut<br />
für Medizinische Psychologie und<br />
Verhaltensneurobiologie in Tübingen<br />
seine Arbeit. Schicht für Schicht scannt<br />
die mehr als eine Million Euro teure Maschine<br />
das Gehirn eines Probanden. Was<br />
die Forscher wenige Sekunden später auf<br />
ihren Monitoren erblicken, ist eine Sensation:<br />
Die Wissenschaftler können<br />
menschliche Angst im Gehirn sichtbar<br />
machen. Wir verbrennen uns die Finger<br />
am Kaminfeuer - unser Gehirn reagiert.<br />
In Zukunft werden unsere Hände die<br />
Flammen meiden. „Negative Konditionierung“<br />
nennen Psychologen diesen<br />
Vorgang - eine der fundamentalsten Formen<br />
des Lernens. Birbaumer und sein<br />
Team konnten zeigen, dass dabei mehrere<br />
Hirnareale aktiv sind, vor allem die<br />
Der Schnelltest: Ist mein Gegenüber ein Psychopath?<br />
Experten halten es fast für unmöglich, einen Psychopathen ohne spezielle Ausbildung zweifelsfrei<br />
erkennen zu können. Dennoch liefert dieser Schnelltest ein paar erste Hinweise. Sicher:<br />
Jede der genannten Verhaltensweisen lässt sich gelegentlich auch bei ganz normalen<br />
Menschen beobachten. Wenn sie in Bezug auf ihr Gegenüber jede oder fast jede der folgenden<br />
Fragen mit Ja beantworten können, dann sollten sie sich ernsthaft überlegen sich von dieser<br />
Person fernzuhalten.<br />
1 Ist er auf oberflächlicher Art charmant und ein guter Redner?<br />
2 Hat er ein überhöhtes Bild von sich selbst?<br />
3 Ist er ein Meister darin, andere zu manipulieren?<br />
4 Ist er ein krankhafter Lügner?<br />
5 Ist er unfähig, tiefe Gefühle zu empfinden?<br />
6 Ist er unfähig, Reue zu empfinden?<br />
7 Fehlt ihm die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen?<br />
8 Übernimmt er nie die Verantwortung für das, was er tut?<br />
9 Ist er schnell gelangweilt und stets auf der Suche nach neuen Kicks?<br />
10 Lebt er gern auf Kosten anderer Leute?<br />
11 Verliert er häufig die Selbstbeherrschung?<br />
12 Hat er Sex mit ständig wechselnden Partnern?<br />
13 Fällt es ihm schwer, sich realistische langfristige Ziele zu setzen?<br />
14 Folgt er in seinen Entscheidungen oft einer kurzfristigen Laune?<br />
15 Ist er als Jugendlicher mit dem Gesetz in Konflikt geraten?<br />
16 Beobachten Sie häufig. Dass er getroffene Vereinbahrungen bricht?<br />
17 Enden seine Beziehungen in der Regel schon nach kurzer Zeit?<br />
Drei kleine Areale trennen ein gesundes<br />
Hirn von dem eines Psychopathen.<br />
Insula, die Amygdala und der orbitofrontale<br />
Kortex. Dort feuern unsere Nervenzellen,<br />
wenn wir so etwas wie Angst vor<br />
einem bevorstehenden Ereignis empfinden.<br />
Birbaumer und seine Kollegen haben<br />
jetzt herausgefunden: In vergleichbaren<br />
Situationen herrscht im Gehirn von<br />
Psychopathen absolute Funkstille.<br />
„Diese Menschen sind nicht dazu in der<br />
Lage, Angst zu empfinden“, erklärt der<br />
Forscher.<br />
Birbaumers bahnbrechende Studie<br />
zeigt zweierlei: zum einen, dass<br />
die Gehirnforschung eine betrugssichere<br />
Methode liefert, um<br />
Psychopathen zu entlarven.<br />
„Leider haben wir das Problem,<br />
dass sich die wirklich intelligenten<br />
und erfolgreichen Psychopathen<br />
niemals freiwillig in einen<br />
Hirnscanner legen werden“, sagt<br />
Birbaumer. Die zweite Konsequenz<br />
ist wesentlich bedrohlicher: Wenn<br />
Psychopathen keine Angst empfinden,<br />
dann laufen fast alle Sicherungsmaßnahmen<br />
des Staates bei ihnen ins Leere.<br />
Keine Strafandrohung wird sie dazu<br />
bringen, ihr Verhalten zu kontrollieren.<br />
Genau hier könnte der Grund dafür liegen,<br />
dass Psychopathen nach ihrer Entlassung<br />
aus dem Gefängnis etwa dreimal<br />
so häufig rückfällig werden wie andere<br />
Kriminelle. Ihr Gehirn ist einfach nicht<br />
darauf programmiert, aus der erlittenen<br />
Strafe zu lernen. Aber wie sehr sind wir<br />
noch Mensch, wenn wir nicht bereuen<br />
und mitfühlen können, wenn Liebe,<br />
Selbstzweifel und Furcht uns für immer<br />
fremd bleiben werden? Sind Psychopathen<br />
so etwas wie eine feindliche Spezies<br />
im Menschengewand? Fest steht: Viele<br />
Experten weigern sich inzwischen, Psychopathie<br />
lediglich als eine Persönlichkeitsstörung<br />
unter vielen zu betrachten.<br />
Denn Psychopathen leiden nicht an ihrem<br />
Zustand. Was ist schon schlimm<br />
daran, nie von einem schlechten Gewissen<br />
geplagt zu werden? Keinen Ängsten<br />
ausgesetzt zu sein? Nicht zu leiden,<br />
wenn es anderen schlecht geht? Im Ge-<br />
40 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
genteil: In einer ganzen Reihe von Situationen<br />
sind Psychopathen gesunden<br />
Menschen deutlich überlegen. Sie werden<br />
etwa im Krieg schneller und bereitwilliger<br />
töten als andere Soldaten. Wissenschaftler<br />
konnten zeigen, dass während<br />
des Jugoslawienkriegs ganz gezielt<br />
junge männliche Psychopathen für die<br />
Söldnerheere angeworben wurden. Dieser<br />
Krieg gilt heute als einer der brutalsten<br />
und erbarmungslosesten der vergangenen<br />
Jahrzehnte. „Bekäme ich meine<br />
Probanden nicht kostenlos aus dem Gefängnis,<br />
würde ich mich einfach an der<br />
Börse umsehen“, scherzt Robert Hare.<br />
Tatsächlich sehen viele Experten in der<br />
In einer ganzen Reihe von Situationen<br />
sind Psychopathen gesunden<br />
Menschen deutlich überlegen.<br />
gegenwärtigen Wirtschaftskrise weniger<br />
die Folgen allzumenschlicher »Gier«<br />
einzelner Banker, sondern vielmehr das<br />
skrupellose Wirken psychopathischer<br />
Manager. Das Schlimme daran: Die chaotischen<br />
Prozesse der Globalisierung,<br />
erst recht die gegenwärtige Krise haben<br />
das Business in ein noch günstigeres<br />
Biotop für Psychopathen verwandelt.<br />
Denn je schneller und radikaler sich die<br />
Welt verändert, desto besser werden sie<br />
sich darin zurechtfinden. „Psychopathen<br />
lieben den schnellen Wandel“, verrät der<br />
Psychologe Paul Babiak. „Was andere<br />
Menschen verängstigt, gibt ihnen den<br />
entscheidenden Kick.“<br />
Eine gewagte These? Nicht unbedingt,<br />
wie die beiden britischen Psychologinnen<br />
Belinda Board und Katarina<br />
Fritzon gezeigt haben. Sie untersuchten<br />
die Persönlichkeitsmerkmale hochrangiger<br />
Manager. Das Ergebnis: Ein hoher<br />
Anteil der Untersuchten zeigte stark psychopathische<br />
Züge. Sie waren selbstsüchtig,<br />
oberflächlich charmant, frei von<br />
Mitgefühl, manipulativ und unehrlich.<br />
Dieselben Eigenschaften, die einen Menschen<br />
zum Massenmörder machen, lassen<br />
ihn in modernen Unternehmen Erfolge<br />
feiern.<br />
Was Psychopathen in Nadelstreifen<br />
anrichten können, zeigt das Beispiel des<br />
US-Managers Albert »Die Kettensäge«<br />
Dunlap. Er bedrohte seine Ehefrau mehrfach<br />
mit Messern und Handfeuerwaffen,<br />
ließ sie oft tagelang ohne Geld und Lebensmittel<br />
zu Hause sitzen. Die Ehe wurde<br />
schließlich wegen<br />
„extremer Grausamkeit“ geschieden.<br />
Seine Eltern besuchte er nicht einmal zu<br />
deren Beerdigung. Unter Börsen-<br />
Analysten wurde Dunlap zum Star, als er<br />
11000 Mitarbeiter seiner Firma mit einem<br />
einzigen emotionslosen Federstrich<br />
feuerte - und den Kurs seiner Aktie damit<br />
dramatisch in die Höhe trieb. Dass<br />
hinter den beeindruckenden Zahlen<br />
schmutzige Bilanztricksereien steckten,<br />
bemerkten die Aufsichtsräte erst, als das<br />
Unternehmen bereits kurz vor der Pleite<br />
stand. Dunlap hatte sich zu diesem Zeitpunkt<br />
längst aus der Firma verabschiedet.<br />
Seine Kollegen haben ihn inzwischen<br />
zum »meistgehassten Manager<br />
aller Zeiten« gewählt.<br />
Doch wie kann man sich vor einem<br />
Psychopathen schützen? „Das ist keine<br />
leichte Aufgabe“, erklärt der Psychologe<br />
Paul Babiak. Mit ihrer Risikobereitschaft,<br />
ihrer Furchtlosigkeit, ihrer Fähigkeit,<br />
schnelle und harte Entscheidungen<br />
zu treffen, wirken Psychopathen wie<br />
geborene Anführer. „Personal-Manager<br />
sollten den Lebenslauf eines jeden Bewerbers<br />
sorgsam überprüfen. Psychopathen<br />
fallen in der Regel dadurch auf,<br />
dass ihre exzellenten Zeugnisse und<br />
Psychopathen werden nach ihrer<br />
Entlassung aus dem Gefängnis<br />
etwa dreimal so häufig rückfällig<br />
wie andere Kriminelle.<br />
Empfehlungsschreiben gefälscht oder<br />
zumindest stark geschönt sind“, rät Babiak.<br />
Auch die Körpersprache kann den<br />
Psychopathen verraten. Psychologen<br />
wissen seit einigen Jahren, dass Gesten<br />
mehr sind als eine harmlose Untermalung<br />
unserer Sprache. Offenbar helfen<br />
sie unserem Gehirn auch dabei, die richtigen<br />
Worte zu finden. Genau deshalb<br />
gestikulieren wir auch schneller und lebendiger,<br />
wenn wir uns in einer Fremdsprache<br />
unterhalten. Robert Hare hat nun<br />
herausgefunden: In genau der gleichen<br />
Weise verändert sich plötzlich die Gestik<br />
von Psychopathen, wenn sie über Themen<br />
sprechen, die eigentlich mit Gefühlen<br />
verknüpft sein sollten. Erzählen sie<br />
etwa von ihren Eltern, Kindern oder ihrem<br />
Partner, klingen ihre Worte zwar<br />
warmherzig und gefühlvoll, doch die<br />
Körpersprache ist dabei so hektisch und<br />
unruhig, als sprächen sie in einer für sie<br />
fremden, mühsam erlernten Sprache.<br />
Nach einem Patentrezept für den<br />
Umgang mit Psychopathen fahnden die<br />
Experten gleichwohl vergeblich. „Halte<br />
dich von ihnen fern“, lautet der schlichte<br />
Rat, den Hare und Babiak in ihrem Buch<br />
»Menschenschinder oder Manager«<br />
(Hanser, 24,90 Euro) geben. Kein<br />
besonders ausgefeilter Tipp, wie die Autoren<br />
selbst offen zugeben: „Wir sind<br />
uns vollkommen darüber im Klaren, dass<br />
unsere Arbeit gerade erste begonnen<br />
hat.“<br />
Text: Jochen Metzger<br />
Quelle: PM Januar 2010<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 41
§ RECHT & SOZIALES<br />
Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen?<br />
PSYCHOLOGIE: Was ist wichtiger - das Gesetz zu achten oder seinem Gewissen zu folgen? Was ist verwerflicher<br />
- zu stehlen oder zu betrügen? Das Leben stellt uns immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Aber<br />
wie handle ich, wenn es keine perfekte Lösung gibt? Und: Wie manipulierbar ist mein Ich wirklich? Mit psychologischen<br />
Studien versuchen Forscher zu entschlüsseln, wie wir uns entscheiden und warum.<br />
S<br />
tellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Ein Waggon<br />
rast völlig außer Kontrolle auf fünf Gleisarbeiter zu.<br />
Sie selbst stehen an der Weiche und sehen den führerlosen<br />
Waggon heranrauschen. Wenn Sie die Weiche umstellen,<br />
können Sie das Leben der fünf Männer retten. Einziger Haken:<br />
Wenn der Waggon aufs andere Gleis abbiegt, überfährt er einen<br />
anderen Gleisarbeiter. Allerdings nur einen Einzigen. Was würden<br />
Sie tun? Doch bevor Sie antworten, sollten Sie noch eine<br />
zweite Frage durchdenken. Wieder haben wir es mit dem führerlosen<br />
Waggon zu tun, und wieder rast er auf die Weiche und<br />
die fünf Gleisarbeiter zu. Diesmal stehen Sie aber nicht an der<br />
Weiche, sondern auf einer Brücke. Sie suchen nach etwas, das<br />
Sie von oben auf die Bahngleise herunterwerfen können, um<br />
den Waggon aufzuhalten. Das Einzige in Ihrer Nähe, das<br />
schwer genug ist, ist ein großer, dicker Mann, der neben Ihnen<br />
auf der Brücke steht. Das Geländer ist nicht hoch. Alles was Sie<br />
tun müssen, ist, den Mann kräftig von hinten zu schubsen. Sein<br />
Körper würde den heranrasenden Eisenbahnwaggon aufhalten,<br />
die fünf Gleisarbeiter wären gerettet. Würden Sie es tun?<br />
Gibt es ein Zentrum für Moral in unserem Kopf?<br />
Mit diesem und anderen Dilemmata konfrontierte der Psychologe<br />
Marc Hauser von der Harvard University in Boston bislang<br />
mehr als 300.000 Versuchsteilnehmer. Er stellte seinen Test ins<br />
Internet und ließ Menschen entscheiden, was sie im Falle des<br />
ungesicherten Waggons tun würden. Doch Hauser fragte nicht<br />
nur Internet-Surfer. Er stellte seine Testfragen in den USA und<br />
in China, und er testete sogar Nomadenvölker. Er fragte Kinder<br />
und Erwachsene, Gläubige und Ungläubige, Frauen und Männer.<br />
Das überraschende Ergebnis: Die Antworten waren fast<br />
immer gleich - unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht und<br />
Herkunftsland. Fast jeder würde die Weiche umstellen und den<br />
Tod von einem einzigen Mann in Kauf nehmen, um das Leben<br />
von fünf Männern zu retten. Aber: Nur jeder Sechste würde den<br />
dicken Mann von der Brücke schubsen, um das Leben der fünf<br />
Männer zu retten.<br />
Ist das logisch? Eigentlich nicht. Ob ich die Weiche umstelle<br />
oder den Mann von der Brücke stoße - das Ergebnis ist in beiden<br />
Fällen das gleiche. Ein Mann stirbt und fünf werden dadurch<br />
gerettet.,, Von der Bilanz der Toten und Überlebenden<br />
her gesehen, gibt es tatsächlich keinen Unterschied“, sagt Hauser.<br />
„ Psychologisch ist es aber erheblich, ob ich direkt oder ob<br />
ich indirekt für den Tod von Menschen verantwortlich bin. Einmal<br />
habe ich das Gefühl, einen Mord zu begehen, selbst wenn<br />
ich damit das Leben anderer Menschen rette, im anderen Fall ist<br />
es eher das Gefühl, Schicksal zu spielen.“ Doch Hauser erkennt<br />
bei der Testauswertung noch mehr: Wenn die meisten Menschen<br />
in derselben Situation die Lage moralisch ähnlich beurteilen<br />
und sich gleich entscheiden - ist das nicht ein Beweis dafür,<br />
dass es eine kulturübergreifende, allgemeine moralische Veranlagung<br />
in jedem von uns gibt?<br />
Der Neurologe António Damásio konnte tatsächlich eine Region<br />
im Gehirn ausmachen, in der diese allen gemeinsame Moral<br />
verortet ist - den ventromedialen präfrontalen Cortex des Stirnlappens.<br />
Diese Gehirnregion ist ungefähr pflaumengroß und<br />
befindet sich hinter unserem rechten Auge. „Wir nehmen an,<br />
dass sie die Rolle eines Mittelsmanns übernimmt, indem sie<br />
Gefühle, die im limbischen System entstehen, mit unseren rationalen<br />
Abwägungen verschaltet“, sagt Damásio. Während unser<br />
Verstand zum Beispiel sehr schnell zu der logischen Entscheidung<br />
käme, den dicken Mann von der Brücke zu werfen, um die<br />
fünf Gleisarbeiter zu retten, wehrt sich unser Gefühl gegen eine<br />
solche Tat. „Hier kommt nun unser ventromedialer präfrontaler<br />
Cortex zum Einsatz und sucht nach einem akzeptablen Kompromiss“,<br />
sagt Damásio. Um sicher zu gehen, untersuchten<br />
Hauser und Damásio Patienten mit Schäden in der verantwortlichen<br />
Region des Stirnlappens. Alle Teilnehmer hätten ohne<br />
Zögern den dicken Mann von der Brücke gestoßen. Ein anatomischer<br />
Defekt in dieser Region führt zu einer Art moralischen<br />
Blindheit, ähnlich wie ein Augenfehler die Wahrnehmung trübt.<br />
Das bestätigten auch Forscher der Georgetown University in<br />
Washington. Bei ihren Experimenten mit Strafgefangenen<br />
stießen sie überdurchschnittlich häufig auf Durchblutungsstörungen<br />
im Stirnlappen und auf ein deutlich verkleinertes<br />
„Moralzentrum“. Auslöser der Schädigungen können physischer,<br />
aber auch psychischer Natur sein. So betont der Magdeburger<br />
Psychiater Bernhard Bogerts, dass nicht nur Unfallverletzungen<br />
oder Tumore bestimmte Hirnleitungen reduzieren,<br />
sondern auch frühkindliche Erfahrungen. „Unser Gehirn verkümmert,<br />
wenn wir im Kindesalter permanent grausam und<br />
lieblos behandelt werden“, sagt Bogerts.<br />
Können Sie sich auf Ihren Moralinstinkt verlassen?<br />
Vertraut man den Tests, wird jeder Mensch mit einem Sinn für<br />
Gut und Böse geboren - einem jahrtausende alten Moralinstinkt,<br />
der verborgen in der ventromedialen Region liegt. Hier sind<br />
quasi die angeborenen Universalgesetze der Moral angesiedelt.<br />
Nicht allein Religionen und Rechtssysteme, nicht allein Eltern<br />
und Lehrer bringen einem Menschen demnach Sitte und Anstand<br />
bei, er kommt schon mit einem Gespür dafür auf die Welt.<br />
„Deshalb können wir meist, ohne groß zu überlegen, sagen, ob<br />
eine Handlung gut oder schlecht ist“, sagt Marc Hauser - und<br />
werden mit Schuldgefühlen bestraft, wenn wir gegen Gesetze<br />
verstoßen. Manchmal tragen wir den Rest unseres Lebens an<br />
dieser Schuld. Manchmal fühlen Menschen sich aber auch erstaunlich<br />
unschuldig.<br />
Es gibt zwar übergeordnete, allgemein verbindliche Moralgesetze“,<br />
so die Jenaer Sozialpsychologin Amélie Mummendey.<br />
„Doch sie lassen sich ganz einfach aushebeln, indem uns jemand<br />
aktiv die Verantwortung abnimmt. Der Entzug der Verantwortung<br />
und die Autoritätsgläubigkeit sind Schwach-Punkte<br />
unseres Gehirns. So kann jegliche Moralvorstellung ausgelöscht<br />
werden.“ Im Grunde scheint das Gehirn sogar froh zu sein,<br />
wenn ihm die Last schwerwiegender moralischer Entscheidungen<br />
abgenommen wird. Dann sind wir nicht mehr verantwortlich<br />
für das, was wir tun. Wir sind nur noch Teil einer Gemeinschaft<br />
- und wenn diese Gruppe Gewalt zum Ziel erklärt, erwacht<br />
die Bestie im Mensch. Zumindest in vielen von uns.<br />
Text:C. Bahr; Quelle: Weit der Wunder Heft 8/10<br />
42 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
Vorzeitige Entlassung von Strafgefangenen und Zurückstellung<br />
von Ladungen aus Anlass des Weihnachtsfestes<br />
WEIHNACHTSAMNESTIE: Jedes Jahr gibt es für Inhaftierte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die<br />
Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung aus Anlass des Weihnachtsfestes. Der genau Zeitraum der für eine<br />
mögliche Entlassung in Frage kommt und wird jedes Jahr aufs neue Festgelegt. Genau Informationen über<br />
Voraussetzungen und Bestimmungen für das laufende Jahr erhaltet ihr von eurer Abteilungsleitung.<br />
D<br />
ie Staatsanwaltschaften werden ermächtigt, aus Anlass<br />
des Weihnachtsfestes aufgrund einer Prüfung der Umstände<br />
des Einzelfalles im Gnadenwege die vorzeitige<br />
Entlassung von Strafgefangenen, die eine von einem niedersächsischen<br />
Gericht verhängte zeitige Freiheitsstrafe (nicht:<br />
Ersatzfreiheitsstrafe), Jugendstrafe oder einen Strafarrest in<br />
einer niedersächsischen Vollzugsanstalt oder in einer Vollzugseinrichtung<br />
der Bundeswehr in Niedersachsen verbüßen,<br />
nach bestimmten Grundsätzen zu veranlassen:<br />
Gefangene müssen sich seit einem bestimmten Zeitraum<br />
ununterbrochen in Haft befinden<br />
2. a) Werden nachträglich Umstände bekannt, die nach Maßgabe<br />
der vorstehend aufgeführten Voraussetzungen zur Versagung<br />
des Gnadenerweises geführt hätten, so kann der Gnadenerweis<br />
zurückgenommen werden.<br />
b) Der Gnadenerweis kann widerrufen werden, wenn sich<br />
bis zur Entlassung im Verhalten der Gefangenen ein Grund<br />
ergibt, der zur Versagung des Gnadenerweises geführt hätte.<br />
c) Für die Zurücknahme und den Widerruf gilt § 36 der<br />
Gnadenordnung entsprechend.<br />
11.<br />
§<br />
Der Entlassungstag muss in einem bestimmten Zeitraum<br />
liegen (in der Regel Anfang Dezember bis Anfang Januar<br />
des jeweiligen Jahres, die genauen Daten werden jährlich<br />
neu festgesetzt) oder<br />
weitere Gründe liegen vor ( bspw. Strafaussetzung gemäß.<br />
§ 57 StGB wurden bewilligt)<br />
können bereits zu einem bestimmten Tag vor Weihnachten entlassen<br />
werden, wenn kein sich unmittelbar anschließender weiterer<br />
Vollzug vorgemerkt ist (z. B. Anschlussvollzug, Untersuchungs-,<br />
Auslieferungs- oder Abschiebehaft, freiheitsentziehende<br />
Maßregeln der Besserung und Sicherung) und die oben genannten<br />
Voraussetzungen gegeben sind.<br />
Von der vorzeitigen Entlassung können Gefangene ausgeschlossen<br />
werden, wenn nach einem bestimmten Datum ein<br />
Arrest verhängt worden ist, Gefangene nach einem bestimmten<br />
Datum entwichen sind, Gefangene wegen vorsätzlicher<br />
Tötungs- oder Sexualdelikte in Haft sind, bei Strafverfolgung<br />
aufgrund Straftaten innerhalb des Vollzuges oder während Vollzugslockerungen<br />
3. Die vorzeitige Entlassung setzt voraus, dass<br />
a) die Leiterin oder der Leiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> die<br />
Entlassung befürwortet,<br />
b) die Gefangene oder der Gefangene mit der vorbezeichneten<br />
Entlassung einverstanden ist,<br />
c) die Unterkunft und der Lebensunterhalt sichergestellt sind.<br />
1. Eine weitere Vorverlegung des Entlassungszeitpunkts nach<br />
§ 18 Abs. 3 oder § 40 Abs. 8 NJVollzG, § 16 Abs. 3 oder §<br />
<strong>43</strong> Abs. 9 StVollzG oder einer entsprechenden Vorschrift<br />
eines anderen Bundeslandes kommt nicht in Betracht.<br />
1. Fällt der Entlassungszeitpunkt deshalb in den Zeitraum vom<br />
bestimmten Datum im Dezember bis zum bestimmten Datum<br />
im Januar, weil das endgültige Strafende -ggf. auch<br />
mehrerer Strafen -erreicht ist, so ist der aufgrund dieses Erlasses<br />
nicht zu verbüßende Strafrest -ggf. auch die hiernach<br />
nicht zu verbüßende weitere Strafe -zu erlassen.<br />
2. Fällt der Entlassungstermin in diesen Zeitraum, weil im<br />
Gnadenwege oder nach § 57 StGB, § 14 a Abs. 2 WStG, §<br />
88 JGG Strafaussetzung zur Bewährung bewilligt wurde, so<br />
wird für den aufgrund dieses Erlasses nicht zu vollstreckenden<br />
Teil der Strafe Strafunterbrechung gewährt. Die Zeit der<br />
Strafunterbrechung wird unter der auflösenden Bedingung,<br />
dass die bewilligte Strafaussetzung zur Bewährung nicht<br />
widerrufen wird, auf die Strafzeit angerechnet.<br />
111.<br />
Bei Gefangenen, welche die von einem niedersächsischen Gericht<br />
verhängte zeitige Freiheitsstrafe, Jugendstrafe oder einen<br />
Strafarrest in einer <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> eines anderen Landes<br />
oder in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr in einem<br />
anderen Land verbüßen, ist auf Antrag oder, soweit der Entlassungstermin<br />
im Einzelfall der Staatsanwaltschaft bekannt wird,<br />
von Amts wegen zu verfahren.<br />
! Quick-Info<br />
Als Weihnachtsamnestie bezeichnet man den in vielen christlich-geprägten<br />
Staaten praktizierten Brauch aus Anlass des<br />
Weihnachtsfestes Strafgefangene zu amnestieren. Damit soll<br />
zum einen den Gefangenen das Feiern im Kreise ihrer Familien<br />
ermöglicht werden, zum anderen soll so das Personal der<br />
Gefängnisse entlastet werden, um während der Feiertage<br />
mehr Freizeit mit ihren Familien verbringen zu können.<br />
In Deutschland entscheidet jedes Bundesland selbst, ob und<br />
wie sie ihren Strafgefangenen eine Gnadenerweise zubilliget.<br />
Alle Bundesländer außer den Freistaaten Bayern und Sachsen<br />
gewähren sie regelmäßig, Bremen bereits seit Ende des<br />
2. Weltkrieges.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 <strong>43</strong>
§ RECHT & SOZIALES<br />
Keiner muss in<br />
dreckige Zellen<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat den<br />
Rechtsschutz von Strafgefangenen<br />
gestärkt. Die Karlsruher Richter gaben<br />
der Verfassungsbeschwerde eines<br />
Häftlings in der Transportabteilung<br />
der Haftanstalt Hannover statt, der in<br />
einer verdreckten Zelle voll rassistischer<br />
Schmierereien untergebracht<br />
war. Die Menschenwürde verbiete es,<br />
„Gefangene grob unhygienischen und<br />
widerlichen Haftraumbedingungen<br />
auszusetzen‘ heißt es in dem Beschluss.<br />
Gegen eine solche Unterbringung<br />
müsse den Gefangenen auch im<br />
Nachhinein noch Rechtsschutz vor<br />
den Gerichten ermöglicht werden. Ein<br />
Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums<br />
bestätigte, dass der Haftraum<br />
in einem „katastrophalen Zustand“<br />
gewesen sei.<br />
(dpa)<br />
Mehr Platz im Knast<br />
Demografiescher Wandel und<br />
neue Anstalten.<br />
Nach Angaben von Landesjustizministers<br />
Bernd Busemann (CDU) sind die<br />
niedersächsischen Gefängnisse nicht<br />
mehr überfüllt. Der allgemeine Bevölkerungsrückgang<br />
macht sich offenbar<br />
zumindest in den Gefängnissen positiv<br />
bemerkbar. Zudem wurden seit 2003<br />
mit Sehnde und Rosdorf zwei neue<br />
Anstalten in Betrieb genommen. Busemann<br />
plant ein weiteres Gefängnis in<br />
Bremervörde. Kritiker halten das für<br />
überflüssig. Die JVA <strong>Oldenburg</strong> war<br />
2003 fast voll belegt. Inzwischen gibt<br />
es 610 Haftplätze, aber nur noch 487<br />
Gefangene. Die Quote der Einzelunterbringung<br />
sei aufgrund der neuen<br />
Anstalten in Sehnde und Rosdorf von<br />
50 Prozent auf rund 82 Prozent gestiegen,<br />
erklärte Busemann.<br />
Rund 20 000 Häftlinge durchlaufen<br />
pro Jahr die niedersächsischen Gefängnisse.<br />
49 Standorte des Justizvollzugs<br />
- der Jugendarrest eingeschlossen<br />
- gibt es in dem Bundesland. 7000<br />
Haftplätze stehen zur Verfügung. Es<br />
sitzen durchschnittlich rund 6000<br />
Häftlinge ein. Weniger Enge in den<br />
Haftanstalten habe auch weniger<br />
Stress und Gewalt zur Folge, sagte der<br />
Justizminister. Quelle: NWZ 03.09.2010<br />
Fehler bei der Erstellung von<br />
Prognosegutachten<br />
JUSTIZ: Laut einer neuen Studie sind die meisten Prognosegutachten fehlerhaft.<br />
S<br />
eit je her hat sich die Jurisprudenz<br />
nach einer zuverlässige Methode<br />
der Straftäterermittlung gesehnt.<br />
Die Anfänge der modernen Kriminalprognose<br />
gehen in das späte 19. Jahrhundert<br />
als der italienische Mediziner und<br />
Psychiater Cesare Lombroso mit der<br />
Begründung der Phrenologie, scheinbar<br />
einen Meilenstein in der forensischen<br />
Kriminalitätsprognose gelegt hatte.<br />
Lombroso vertrat die Auffassung, dass<br />
der geborene Verbrecher anhand bestimmter<br />
körperlichen Merkmale identifiziert<br />
werden kann.. Er glaubte unter<br />
anderem, dass eine bestimmte Schädelform<br />
oder zusammengewachsene Augenbrauen<br />
eindeutige Hinweise für eine atavistische<br />
(urmenschliche), und damit<br />
niedrigere und gewalttätigere, Entwicklungsstufe<br />
liefern. In seinem berühmten<br />
Einen Kriminellen bereits vor Begehung<br />
seiner Tat dingfest zu machen,<br />
ist ein langgehegter Wunsch<br />
von Verbrechensbekämpfern.<br />
Buch „L´Uomo delinquente“ (Der Verbrecher…),<br />
dass als eines der ersten<br />
Werke der Kriminologie gesehen werden<br />
kann, vertrat er die Auffassung, dass die<br />
äußeren Merkmale auf eine tief verwurzelte<br />
Anlage zum Verbrecher hinweisen,<br />
die auch durch die Aneignung sozialer<br />
Verhaltensweisen nicht überdeckt werden<br />
können. Nicht mehr die verbrecherische<br />
Tat, sondern der Kriminelle als<br />
anthropologisch determinierter Typus<br />
wurde damit zum Gegenstand einer neuen<br />
wissenschaftlichen Disziplin, der forensischen<br />
Phrenologie. Obwohl diese<br />
Ansichten bereit zu seiner Lebzeit widerlegt<br />
wurden, hielt Lombroso zeitlebens<br />
an seinen Überzeugungen fest.<br />
Im Dritten Reich gewannen die Thesen<br />
des Phrenologie-Begründers wieder<br />
an Beachtung, als die Nationalsozialisten<br />
unter Berufung auf Lombrosos kriminalbiologische<br />
Thesen, im Rahmen ihrer<br />
medizinisch-eugenischen Programme,<br />
umfangreiche Zwangssterilisationen bei<br />
Kriminellen und Geisteskranken durchführten.<br />
Doch die Zeiten dieses dilettantischen<br />
Treibens sind in unserer zivilisierten<br />
und aufgeklärten Gesellschaft<br />
44 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
zum Glück vorbei!?<br />
Doch wäre es nicht schön, wenn man<br />
einen Verbrecher bereits vor Begehung seiner<br />
Tat hätte dingfest machen können. Dieser<br />
lang gehegte Wunsch einer allmächtigen<br />
Strafverfolgungsbehörde ist bis in die heutige<br />
Zeit nicht verstummt und treibt die Fantasie<br />
der Verbrechensbekämpfer gleichermaßen<br />
an.<br />
Wie man Verbrechen am erfolgreichsten<br />
verhindert hat Steven Spielberg in seinem<br />
zukunftsweisenden Film „Minority Report“,<br />
aus dem Jahr 2002, eindrucksvoll auf der<br />
Leinwand dargestellt. Das Sicherheitssystem,<br />
das in dieser futuristischen Welt die<br />
Gedanken seiner Bürger überwacht heißt<br />
Precrime. Es bedient sich genetisch veränderten<br />
Wesen, sogenannte Precogs, die an<br />
einen Computer angeschlossen sind und<br />
durch ihre hellseherische Gabe Gewaltverbrechen<br />
vorhersagen können. Sie sehen<br />
einen potentiellen Täter bevor er sein<br />
Verbrechen verübt. Auf diese Weise wissen<br />
die Ermittler sofort wo sie aktiv werden<br />
müssen und können die Straftäter bereits vor<br />
Begehen ihres Verbrechens dingfest machen.<br />
Die Precogs (der Begriff leitet sich ab<br />
Gutachteter entscheiden im Zweifel<br />
gegen den Angeklagten.<br />
von engl. precognition -Vorauswissen) unseres<br />
zivilisierten und aufgeklärten Rechtssystems<br />
heißen Prognosegutachter. Genau so<br />
wie die Wesen im Film blicken sie in eine<br />
unbekannte Zukunft und machen Aussagen<br />
über die möglichen Verbrechen, die ein<br />
Mensch noch begehen könnten. Ist der potenzielle<br />
Bösewicht dann einmal identifiziert<br />
und eingefangen, wird er im Film ins ewige<br />
Koma befördert, in unserer zivilisierten Welt<br />
sperrt man ihn in eine 8 m² große Zelle,<br />
wenn es sein muss auch bis zum endgültigen<br />
Ableben. Dies wäre sicherlich eine optimale<br />
Methode zur Sicherung der Gesellschaft von<br />
hochgradig gefährlichen Gewaltverbrechern<br />
und therapieresistenten Triebtätern, doch es<br />
bleibt die Frage nach der Zuverlässigkeit<br />
dieser Prognosen.<br />
Vor allem die Frage der unbegrenzten<br />
Sicherungsverwahrung ist ein rechtstaatliches<br />
und kriminalpolitisches Debakel. Laut<br />
einer soeben veröffentlichten Studie des 60-<br />
jährigen Juristen und Strafvollzugsexperten<br />
Michael Alex ist ein Großteil der Prognosen<br />
über die Gefährlichkeit von Tätern schlicht<br />
falsch. Das Ergebnis seiner Untersuchungen<br />
wurde von der Universität Bochum als Doktorarbeit<br />
angenommen und offenbart eklatante<br />
Mängel bei der Prognoseerstellung.<br />
Der Wissenschaftler untersuchte Bundesweit<br />
77 Fälle bei denen die Staatsanwaltschaft die<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
nachträgliche Sicherungsverwahrung beantragt<br />
hatte, die dann aber von den Gerichten<br />
nicht genehmigt wurde – die Inhaftierten<br />
kamen in Freiheit. Alle Anträge auf Sicherungsverwahrung<br />
waren mit Gutachten untermauert<br />
laut denen den Gefangenen höchste<br />
Gefährlichkeit attestiert wurde. So gar es<br />
für Alex die Möglichkeit die tatsächliche<br />
Rückfälligkeit der Straftäter zu untersuchen.<br />
Nur bei vier entlassenen Straftätern<br />
(5 %) kam es zu einer erneuten Verurteilung<br />
wegen Raub- oder Sexualdelikten. Bei 27<br />
Entlassenen (35 %) wurden kleinere Delikte<br />
registriert. Insgesamt lag die Rückfallhäufigkeit<br />
unter dem allgemeinen Rückfälligkeitsdurchschnitt<br />
bei Haftentlassungen. Das Fazit:<br />
die meisten Prognosegutachten waren<br />
falsch.<br />
Als Erklärung führt die Studie zwei<br />
Der Staatsanwalt weis genau welcher<br />
Gutachter in seinem Interesse entscheidet.<br />
Gründe auf. Erstens: die Gutachter entscheiden<br />
sich im Zweifel gegen den Gefangenen,<br />
um sich abzusichern und nicht der Gefahr zu<br />
laufen sich später Vorwürfe machen zu lassen.<br />
Zweitens: Es gibt langjährige Kooperationen<br />
zwischen den Staatsanwälten und<br />
Gutachtern. Der Staatsanwalt weiß sehr<br />
wohl welcher Gutachter in seinem Interesse<br />
entscheidet und der Gutachter hat einen soliden<br />
Nebenverdienst.<br />
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass<br />
der Schutz der Gesellschaft vor gefährlichen<br />
Wiederholungstätern nur auf Kosten einer<br />
großen Zahl ungefährlicher Menschen gelingt.<br />
In der Wissenschaft wird die Studie mit<br />
Protest verworfen. Der Beobachtungszeitraum<br />
(im Schnitt drei Jahre) sei viel zu kurz<br />
heißt es. Doch der Bochumer Kriminologe<br />
Thomas Feltes widerspricht dem: Die Rückfallwahrscheinlichkeit<br />
ist nach sechs bis<br />
zwölf Monaten am höchsten und dieser Zeitraum<br />
wird von der Studie erfasst.<br />
Text: AS<br />
! Quick-Info<br />
Die britische Homicide Prevention Unit<br />
(HPU), eine 2004 gegründete Abteilung<br />
des Metropolitan Police Service, versucht<br />
mithilfe von Persönlichkeitsprofilen potentielle<br />
Gewalttäter zu finden. Seit 2006 wird<br />
geplant, so als potentielle Gewalttäter eingestufte<br />
Personen auch unter Umständen<br />
präventiv zu verhaften. Bei Nachrichtenmeldungen<br />
zu diesem Thema wurde wiederholt<br />
auf den Film Minority Report von<br />
Steven Spielberg verwiesen.<br />
Tr§tzdem 11/2010 45
§ RECHT & SOZIALES<br />
„Die Gefahr wird extrem überschätzt“<br />
JUSTIZ: Der Kriminologe Thomas Feltes erklärt, dass neun von zehn Insassen der Sicherungsverwahrung unnötig<br />
weggesperrt wurden. Für unangemessen hält er deshalb die Angst vor Straftätern, die jetzt aus der Verwahrung<br />
entlassen werden.<br />
Thomas Feltes,<br />
59, ist seit 2002 Professor für Kriminologie<br />
und Polizeiwissenschaft an der<br />
Universität Bochum. Zuvor war er zehn<br />
Jahre lang Rektor der Polizeischule<br />
Villingen-Schweningen. Er ist zudem<br />
Berater des Europarats, der UN und der<br />
OSZE.<br />
Interview Christian Rath<br />
taz: Herr Feltes, mehr als 80 rückfallgefährdete<br />
Straftäter sollen aus der<br />
Sicherungsverwahrung freikommen.<br />
Die Justizminister der Länder und<br />
viele Gerichte blockieren, wo sie nur<br />
können. Was empfehlen Sie als Kriminologieprofessor<br />
?<br />
Thomas Feltes: Die Betroffenen sind<br />
sofort aus der Halt zu entlassen. Das<br />
Straßburger Urteil ist verbindlich. Wer<br />
veranlasst, dass diese Personen weiter im<br />
Gefängnis bleiben müssen begeht<br />
Rechtsbeugung.<br />
Meinen Sie damit auch das Bundesverfassungsgericht,<br />
das mehrere<br />
Eilanträge abgewiesen hat?<br />
Ich bin mal gespannt ob einer der<br />
abgewiesenen Antragssteller nach Straßburg<br />
geht und dort Eilrechtsschutz beantragt.<br />
Das könnte für Deutschland ziemlich<br />
peinlich werden<br />
Wenn Sie Justizminister wären,<br />
würden Sie also noch heute alle Betroffenen<br />
aus der Verwahrung entlassen?<br />
Natürlich. Ich verstehe die ganze<br />
Aufregung nicht. Das Urteil aus Straßburg<br />
ist seit Dezember 2009 bekannt, seit<br />
Mai ist es rechtskräftig. Die Haftanstalten<br />
hatten also genug Zeit, die Betroffenen<br />
auf die Haftentlassung vorzubereiten<br />
und eine gute Betreuung nach der Entlassung<br />
zu organisieren. Ich hoffe, dass die<br />
meisten Bundesländer das gemacht haben.<br />
Viele der bereits Entlassenen werden<br />
jetzt rund um die Uhr überwacht,<br />
im Schichtdienst von bis zu 24 Polizisten.<br />
Für so etwas ist Geld da! Aber wenn<br />
man zwei Bewährungshelfer braucht, die<br />
bei der Integration in den neuen Alltag<br />
helfen, da fehlen dann die Mittel.<br />
Genügen Sozialarbeiter Im Umgang<br />
mit gefährlichen Sexual- und<br />
Gewaltstraftätern?<br />
Die Gefährlichkeit dieser Leute wird<br />
extrem überschätzt. Viele von ihnen sind<br />
inzwischen schon alt geworden. Außerdem<br />
ist die Vorstellung, dass in der Sicherungsverwahrung<br />
nur Menschen sitzen,<br />
die sonst neue schwere Straftaten<br />
begehen, nachweislich falsch. Von zehn<br />
Verwahrten sind neun unnötig inhaftiert,<br />
weil sie gar nicht rückfällig geworden<br />
wären.<br />
Woher wollen Sie das wissen?<br />
An meinem Lehrstuhl haben wir im<br />
Vorjahr eine Untersuchung abgeschlossen,<br />
die das belegt. Dabei wurde der<br />
Werdegang von 67 Straftätern untersucht,<br />
bei denen Haftanstalten gestützt<br />
auf Gutachten eine fortdauernde Gefährlichkeit<br />
prognostizierten und deshalb<br />
nachträglich Sicherungsverwahrung beantragten.<br />
Aus rechtlichen Gründen lehnten<br />
die Gerichte dies jeweils ab. Und wir<br />
konnten prüfen, ob die angeblich so gefährlichen<br />
Täter tatsächlich neue Gewalttaten<br />
verübten.<br />
Und? Wie viele der 67 Entlassenen<br />
wurden rückfällig?<br />
Dreiundzwanzig begingen zwar neue<br />
Straftaten, aber meist handelte es sich<br />
nur um kleine Diebstähle oder Drogendelikte,<br />
also nichts, was eine vorsorgliche<br />
Inhaftierung gerechtfertigt hätte.<br />
Wegen neuer Gewalttaten wurden nur<br />
drei Personen rechtskräftig verurteilt.<br />
Selbst wenn sich diese Zahl in den folgenden<br />
Jahren verdoppelt, weil noch<br />
Fälle vor Gericht anhängig sind, wären<br />
das nur zehn Prozent der Entlassenen.<br />
Die übrigen 90 Prozent wären unnötig in<br />
Sicherungsverwahrung gesteckt worden.<br />
Woran liegt es, dass so viele Personen<br />
unnötig in Sicherungsverwahrung<br />
landen?<br />
Das ist vor allem ein Problem der<br />
Sacherständigen, denen es oft an Rückgrat<br />
fehlt. Manche freiberuflichen Psychologen<br />
leben von solchen Gutachten.<br />
die gut bezahlt werden mit 100 Euro pro<br />
Stunde und mehr. Da gehen viele lieber<br />
kein Risiko ein, aus Angst, sie könnten<br />
keine Aufträge mehr bekommen.<br />
Sie meinen das Risiko, dass es entgegen<br />
der Prognose doch zu einem<br />
Rückfall kommt?<br />
Nicht nur. Es genügt ja schon, dass<br />
mehrfach die Erwartung des Gerichts<br />
enttäuscht wird und deshalb die Aufträge<br />
ausbleiben. Bei Tätern, die bereits eine<br />
lange Kriminalitätskarriere haben,<br />
spricht auf dem Papier ja zunächst vieles<br />
dafür eine Rückfallgefahr und einen<br />
Hang zu gefährlichen Straftaten anzunehmen.<br />
Da ist es doch bequem und entspricht<br />
der Erwartung, wenn man einfach<br />
die alten Gutachten abschreibt. Wer jedoch<br />
gegen den Strom schwimmt und<br />
sich ganz neu mit der Situation eines<br />
Straftäters auseinandersetzt, muss viel<br />
mehr Kraft investieren und auch noch<br />
die Richter überzeugen.<br />
Also sind nicht nur die Gutachter,<br />
sondern auch die Richter schuld?<br />
Ja. Richter, die voreingenommen sind<br />
oder nicht kritisch nachfragen, sind<br />
ebenfalls ein Problem. Und da Richter<br />
einen sicheren Arbeitsplatz haben, ist<br />
ihnen sogar der größere Vorwurf zu machen.<br />
Könnte die Qualität der Prognosen<br />
so gesteigert werden, dass tendenziell<br />
nur noch Straftäter in der Sicherungsverwahrung<br />
landen, die wirklich anhaltend<br />
gefährlich sind?<br />
Das halte ich mittelfristig für mach-<br />
46 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
bar. Die Gutachter müssten dann aber<br />
speziell für gerichtliche Zwecke ausgebildet<br />
werden und in interdisziplinären<br />
Teams arbeiten. Noch besser fände ich es<br />
aber, die Sicherungsverwahrung ganz<br />
abzuschaffen.<br />
Dann würden aber auch die fortdauernd<br />
gefährlichen Täter entlassen.<br />
Nein, vielmehr müsste dann endlich<br />
während der Haftzeit vernünftig mit den<br />
Tätern gearbeitet werden. Statt dem bisherigen<br />
Verwahrsollzug müsste ein therapeutisches<br />
Milieu geschaffen werden.<br />
Statt Schließen müsste es im Gefängnis<br />
viel mehr Psychologen geben. Dann<br />
würden Rückfälle schon im Ansatz verhindert<br />
und die Allgemeinheit würde<br />
nachhaltig geschützt.<br />
Sie versprechen hundert Prozent<br />
Sicherheit?<br />
Natürlich nicht. Niemand kann das<br />
versprechen. Aber statt Ängste zu schüren,<br />
sollten Politik und Medien eher die<br />
Bereitschaft der Gesellschaft fördern,<br />
auch mal eine Fehlprognose und ein gewisses<br />
Restrisiko zu akzeptieren. Die<br />
meisten Gewaltdelikte werden ja ohnehin<br />
von Ersttätern und nicht von Rückfälligen<br />
begangen.<br />
Was halten Sie von den Reformvorschlägen<br />
der Justizministerin? Sie<br />
will die nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung<br />
abschaffen und<br />
die vorbehaltene Verwahrung ausbauen.<br />
Das ist bei Weitem nicht so liberal<br />
wie es von der FDP verkauft und von der<br />
Union befürchtet wird. Unter dem Strich<br />
könnte der Plan sogar dazu führen, dass<br />
deutlich mehr Sicherungsverwahrung<br />
verhängt wird als bisher. Denn der Strafrichter<br />
macht sich vermutlich weniger<br />
Gedanken, wenn er in seinem Urteil die<br />
Verwahrung nur vorbehält und nicht<br />
endgültig anordnet. Später könnte es<br />
dann einen gewissen Automatismus geben<br />
und die nur vorbehaltene Verwahrung<br />
würde dann ohne großes weiteres<br />
Nachdenken tatsächlich vollstreckt.<br />
Anden als bisher soll die vorbehaltene<br />
Sicherungsverwahrung auch für<br />
Ersttäter ermöglicht werden.<br />
Damit könnte ich leben, wenn<br />
zugleich die Qualität der Gutachten steigen<br />
würde. Schließlich kann ein Ersttäter<br />
nach der Haftentlassung genauso gefährlich<br />
sein, wie ein Täter der schon mehrfach<br />
rückfällig wurde.<br />
Quelle: Die Tageszeitung vom 9.8.2010<br />
Lohnstufe<br />
% von<br />
Lohnstufe 3<br />
Strafgefangene<br />
Brutto<br />
Tagessatz in<br />
Euro<br />
Hausgeld<br />
Tagessatz in<br />
Euro<br />
Brutto<br />
Stundensatz<br />
in Euro<br />
(39,75 Std./<br />
Woche)<br />
Brutto<br />
Minutensatz<br />
in Cent<br />
(39,75 Std./<br />
Woche)<br />
1 75 % 8,28 3,49 1,04 0,017<br />
2 88 % 9,71 4,09 1,22 0,020<br />
3 100 % 11,04 4,65 1,38 0,023<br />
4 112 % 12,36 5,21 1,55 0,026<br />
5 125 % 13,80 5,82 1,74 0,029<br />
Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung<br />
abgezogen, 42,15 % (3/7 der Nettobeträge) auf das Hausgeld und 56,20 %<br />
(4/7 der Bruttobezüge) auf das Überbrückungsgeld bzw. Eigengeld gebucht<br />
Lohnstufe<br />
Arbeitsentgelt 2010 für<br />
Straf– und Untersuchungsgefangene<br />
% von<br />
Lohnstufe 3<br />
Untersuchungsgefangene<br />
Brutto<br />
Tagessatz in<br />
Euro<br />
Hausgeld<br />
Tagessatz in<br />
Euro<br />
Brutto<br />
Stundensatz<br />
in Euro<br />
(39,75 Std./<br />
Woche)<br />
Brutto<br />
Minutensatz<br />
in Cent<br />
(39,75 Std./<br />
Woche)<br />
1 75 % 4,59 4,51 0,58 0,0096<br />
2 88 % 5,39 5,30 0,68 0,011<br />
3 100 % 6,13 6,02 0,77 0,013<br />
4 112 % 6,87 6,76 0,86 0,014<br />
5 125 % 7,66 7,53 0,96 0,016<br />
Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung<br />
abgezogen, der Rest (98,35 % wird komplett auf das Eigengeld gebucht).<br />
Berechnung:<br />
Grundlage zur Berechnung ist das durchschnittliche Arbeitsentgelt aller Versicherten der Rentenversicherung<br />
der Arbeiter und Angestellten, ohne Auszubildende, des vorigen Kalenderjahres.<br />
In diesem Fall =30.660, -- Euro. (2008)<br />
Ferner werden 250 Arbeitstage im Jahr angenommen.<br />
Zur Berechnung der Vergütungs-Stufe (Strafhaft Verg.-St. 3):<br />
9 % von 30.660,-- Euro = 2.759,40 Euro.<br />
2.759,40 Euro geteilt durch 250 Arbeitstage = 11,0376 Euro. Aufgerundet auf 11,04 €<br />
(Tagessatz) entspricht der<br />
Eckvergütung mit 100 %<br />
Bei der Berechnung des Arbeitsentgeltes für U.-Gef. Sind 5 % zu Grunde zu legen.<br />
Der Minutensatz berechnet sich, in dem der aufgerundete Tagessatz durch 477 geteilt wird.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 47
§ RECHT & SOZIALES<br />
Sicherungsverwahrung<br />
*Der Knast nach dem Knast* *Vorher Knacki nachher Knacki*<br />
Das wird nun ein Ende haben!<br />
TITEL: Die Sicherungsverwahrung ist die schärfste Sanktion der Rechtsprechung, die durch den politischen<br />
und journalistischen Populismus in den letzen Jahren bis an den Rand der Menschlichkeit herangetragen wurde.<br />
Doch durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) soll diesem Treiben<br />
nun ein Ende gesetzt werden.<br />
D<br />
ie Sicherungsverwahrung wurde<br />
1933 durch das Gewohnheitsverbrechergesetz<br />
von den Nationalsozialisten<br />
eingeführt. Bis 1945 wurden<br />
etwa sechzehntausend Menschen zur<br />
Sicherungsverwahrung verurteilt, bis zu<br />
zweitausend im Jahr. An diesem Gesetz<br />
hatte sich bis 1969<br />
nichts geändert und so<br />
kamen nervende Seriendiebe<br />
und hartnäckige<br />
Betrüger in die Dauerverwahrung.<br />
Laut einer<br />
Untersuchung aus dem<br />
Jahr 1963 hatten 1,8<br />
Prozent der Sicherungsverwahrten<br />
eine Straftat<br />
gegen Leib und Leben<br />
begangen. Die Gesamtbeute<br />
bei den Dieben<br />
und Betrügern, die als<br />
Gewohnheitsverbrecher<br />
sicher verwahrt werden<br />
mussten, belief sich<br />
seinerzeit auf unter tausend<br />
Mark.<br />
Irgendwann in den<br />
siebziger Jahren dämmerte<br />
einem Teil der<br />
Juristen, dass mit der schärfsten Sanktion,<br />
die die Rechtsprechung vorsieht,<br />
Schindluder betrieben wurde und so<br />
stand die Sicherungsverwahrung kurz<br />
vor der Abschaffung, bevor sie Mitte der<br />
neunziger Jahre durch eine Front von<br />
Politiker und Medien neu belebt wurde.<br />
Zu einem Zeitpunkt als eine Welle der<br />
Neonazibewegung die Republik überflutete,<br />
die bis heute anhält. Durch die hetzerischen<br />
Medien, vor allem die Boulevardpresse,<br />
wurde unter den Bürgern<br />
Angst vor einem enormen Anstieg gefährlicher<br />
Straftaten in reißerischer Weise<br />
verbreitet.<br />
Seitdem ist die Sicherungsverwahrung<br />
das Thema für politisch populistische<br />
Hardliner, die mit diesem seit Jahrzehnten<br />
ihre Handlungsfähigkeit unter<br />
Beweis zu stellen versuchen. In Zusammenarbeit<br />
mit den Medien wird seit den<br />
80er Jahren in jedem Jahrzehnt eine<br />
Kampagne inszeniert. War es in den 80er<br />
Jahren die Emanzipationswelle, mit der<br />
ein Teil der Frauenbewegung ein Bild<br />
von den Männern zu zeichnen versuchte,<br />
das ihnen zu jeder Zeit sexuelle Gewaltbereitschaft<br />
im öffentlichen Raum unterstellte.<br />
Selbst Pfiffe von Bauarbeitern<br />
Gerechtigkeit herrsche und sollte die Welt dabei zugrunde gehen.<br />
Ferdinand I. von Habsburg<br />
Durch hetzerische Medien, wurde<br />
unter den Bürgern Angst vor<br />
einem enormen Anstieg gefährlicher<br />
Straftaten verbreitet.<br />
oder die Sitzhaltung mancher Männer z.<br />
B. in öffentlichen Verkehrsmitteln wurden<br />
als Männergewalt gegen die Frau<br />
deklariert. Somit war jede Frau, gleich<br />
welchen Alters, Geschlechtsmerkmals,<br />
Aussehens oder Verhaltens, wo sie sich<br />
auch gerade befand, eine potenziell vergewaltigte<br />
Frau! Mit einer breiten Koalition<br />
aus Medien und Parteien wurden<br />
Maßnahmen gegen die sexuelle Belästigung<br />
am Arbeitsplatz und der Vergewaltigung<br />
in der Ehe zu verrechtlichten versucht.<br />
Gesetzgebungen dieser Art gibt es<br />
schon seit längerem in skandinavischen<br />
Ländern und die Erfahrungen damit haben<br />
gezeigt, dass bei gleich bleibenden<br />
Anzeigenaufkommen nur die Zahl und<br />
die Dauer der Verurteilungen zunehmen.<br />
Auch hierzulande ist das offenkundige<br />
Ergebnis der Stimmungswandel hin zur<br />
rächenden Justiz.<br />
In den 90er Jahren<br />
kam eine weitere<br />
Kampagne hinzu.<br />
Diesmal ging es um<br />
die „Aufklärung“<br />
über Kindsmissbrauch:<br />
Ein zweifellos<br />
vorhandenes<br />
Problem wurde<br />
durch skrupellose,<br />
hetzerische Medien<br />
und dazu passende<br />
Politiker derart ausgeschlachtet,<br />
dass<br />
schließlich die gesamte<br />
Öffentlichkeit<br />
der Hysterie verfiel;<br />
und immer noch<br />
verfällt! Davon waren<br />
selbst viele Profis<br />
nicht ausgenommen.<br />
Man kann den Eindruck haben, dass<br />
die beschriebenen Kampagnen teilweise<br />
an der Realität vorbeigehen. Auf jeden<br />
Fall sanken die polizeistatistisch erfassten<br />
Verstöße gegen den Paragraphen 176<br />
(sexueller Missbrauch von Kindern unter<br />
vierzehn Jahren) von 1973 auf 1984<br />
doch recht deutlich (von über 15 000 auf<br />
lediglich 10 000). Dann folgte wieder ein<br />
Anstieg; der könnte aber durchaus mit<br />
Organisationen wie „Wildwasser e. V.“<br />
zu tun haben. Dabei handelt es sich um<br />
eine damals von Berlinerinnen gegründete<br />
Initiative, die als Beratungsstelle für<br />
von sexuellem Missbrauch betroffenen<br />
Frauen und Mädchen fungiert. Von dort<br />
und auch von woanders wurden sehr<br />
leichtfertig immer höhere Dunkelziffern<br />
gemeldet. Der Verein vernetzte sich in<br />
Windeseile über die gesamte Bundesrepublik.<br />
Schließlich ging die Bundesre-<br />
48 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
gierung 1985 in doch recht naivem Vertrauen<br />
auf diese zahlreich dubiosen Daten<br />
aus zahlreich dubiosen Forschungen<br />
von einer Hell-/Dunkelfeld-Relation von<br />
1:8 bis 1:15 aus. Hier muss schon die<br />
Schwankungsbreite überraschen. 1987<br />
lag die Hell-/Dunkelfeld-Relation dann<br />
schon bei 1:20; damit war man dann bei<br />
einer Opferzahl von 210 000 angelangt.<br />
Seit 1988 wird die Szene dann von der<br />
magischen Zahl 300 000 beherrscht!<br />
Eine gar wundersame Vermehrung!<br />
Z. B. wurde am 10. März 2005 in<br />
Panorama dann wieder die Zahl von 15<br />
000 polizeistatistisch erfassten Verstößen<br />
genannt; diese sollte die höchste seit<br />
Bestehen der Bundesrepublik sein.<br />
Stimmt nicht; vergleiche die Zahl aus<br />
1973! Außerdem ist die Republik mittlerweile<br />
um fast 16 Millionen Bürger<br />
angewachsen und außerdem werden heute<br />
alle kindlichen Opfer bis zum achtzehnten<br />
und nicht bis zum vierzehnten<br />
Lebensjahr gezählt!<br />
Zumindest früher arbeitete<br />
„Wildwasser“ so! In Sonderschulen,<br />
Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen<br />
ließ man Kinder mit Puppen spielen<br />
und entdeckte damit Missbrauchsfälle en<br />
Auch die Sexualmorde, sind seit<br />
dreißig Jahren rückläufig, sogar<br />
um fast 70 Prozent.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Masse. Anfang der 90er Jahre wurde die<br />
Republik mit hunderten von Verfahren<br />
überrollt, die über die mehr als fragwürdige<br />
Puppenmethode „ans Tageslicht<br />
befördert“ wurden. „Hoppe, Hoppe Reiter<br />
Spiele“ sind eben verdächtig. Leider<br />
nur endeten fast alle Verfahren mit einem<br />
Freispruch oder einer Einstellung!<br />
Dumm gelaufen für die angeblichen Täter,<br />
denn der Schaden bei ihnen war häufig<br />
immens und oft nicht wieder gut zu<br />
machen. Und einige von ihnen haben<br />
sogar bis zu 10 Jahre als Unschuldige in<br />
Strafhaft gesessen, und als Tatleugner<br />
einen sehr schweren Stand in den Haftanstalten<br />
gehabt. Dennoch war das Ziel<br />
erreicht: Der Boden für blinden Aktionismus,<br />
simple Antworten und einfache<br />
Lösungen war bereitet. Es entwickelte<br />
sich eine Lawine, die bis heute anhält.<br />
Das und obwohl und glücklicher<br />
Weise auch die Sexualmorde, sowohl an<br />
Frauen als auch an Kindern, seit dreißig<br />
Jahren rückläufig sind, sogar um fast 70<br />
Prozent. Das berichten die Medien und<br />
Politiker in aller Regel aber nicht. Es<br />
sollte verwundern, wenn die geschilderte<br />
Entwicklung nicht auch auf den Strafvollzug<br />
und die Staatsanwaltschaften<br />
erheblich durchgeschlagen hätte, zumal<br />
Politiker – Justiz- und Innenminister –<br />
Weisungen für den funktionierenden<br />
Ablauf erteilen, denn Beamte, Staatsdiener<br />
sind funktionierende Weisungsträger!<br />
Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />
Kampagne gegen die ständig besoffene<br />
und allzeit zur Gewalt bereite deutsche<br />
Jugend. Auch hier wird seitens der Medien<br />
und Politik wieder leichtfertig mit<br />
Horrorzahlen argumentiert und hantiert<br />
und so verwundert es nicht, dass demnächst<br />
Kinder für immer weggesperrt<br />
werden sollen. So wird mit politischer<br />
Einflussnahme direkt oder indirekt über<br />
die Medien ein Bild von der deutschen<br />
Jugend gezeichnet, das einer Bankrotterklärung<br />
gleichkommt: Sie sind die<br />
versoffene, gewaltbereite, dumme und<br />
nutzlose Party- und Taugenichtsgeneration,<br />
mit der man nichts anzufangen weiß,<br />
außer sie wegzusperren. So soll die Öffentlichkeit<br />
davon überzeugt werden,<br />
dass ein sprunghafter Anstieg von Gewalttaten<br />
gegen Polizisten in den vergangenen<br />
Jahren mit der Jugend, insbesondere<br />
der linken Jugend und neuerdings<br />
der muslimischen Jugend, zu tun hat.<br />
Den Berichten zufolge haben sie jeglichen<br />
Respekt vor der staatlichen Ordnung<br />
und den ausführenden Organen<br />
verloren. Damit ein eventueller Anstieg<br />
belegt werden, kann hat die Politik bereits<br />
im Vorfeld, Ende der neunziger<br />
Jahre, den Weg geebnet, indem sie die<br />
versuchte einfache Körperverletzung als<br />
Straftat verrechtlichte. Seitdem ist der<br />
Versuch einer Ohrfeige eine Straftat und<br />
die versuchte einfache Körperverletzung<br />
steigt in Polizeiberichten stetig an. Dabei<br />
ergab die Tagung der Innenministerkonferenz<br />
im Mai, dass erst künftig statistische<br />
Daten, Lagebilder und Studien erstellt<br />
werden sollen.<br />
In erschreckender<br />
Weise<br />
manifestiert<br />
sich die Vorstellung<br />
von<br />
einem simulierten<br />
Rechtsstaat<br />
auch im Mordfall<br />
Dominik<br />
Brunner. Er<br />
wurde, nachdem<br />
er sich<br />
schützend in der<br />
S-Bahn vor vier<br />
Jugendliche<br />
stellte, die von<br />
zwei brutalen, jugendlichen Schlägern<br />
bedroht wurden, wegen seiner Zivilcourage<br />
-heutige populäre Form des Mutes -,<br />
die er mit dem Leben bezahlte, zum Helden<br />
erklärt. Dank der panischen Berichterstattung<br />
der Boulevardmedien – Bildzeitung<br />
und Co – und den Medien überhaupt,<br />
wurde dem Opfer ad hoc das Bundesverdienstkreuz<br />
durch den Bundespräsidenten<br />
und der Bayerische Verdienstorden<br />
verliehen. Die Medien hatten sich<br />
ausschließlich - das wirkliche Geschehen<br />
von Solln ausblendend -, auf die jugendlichen<br />
Monster und die Heldengeschichte<br />
konzentriert. Diese Bestandsaufnahme<br />
Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />
Kampagne gegen die ständig besoffene<br />
und allzeit zur Gewalt bereite<br />
deutsche Jugend.<br />
erlangt, wer sich mit dem Prozess auseinandersetzt.<br />
Nach und nach offenbart<br />
sich wie die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsergebnis<br />
zurechtgestutzt hat.<br />
Erst im Verlauf des Prozesses erfuhr die<br />
Öffentlichkeit, dass keine der schweren<br />
Verletzungen tödlich gewesen wäre,<br />
sondern das 50-jährige Opfer an seinem<br />
krankhaft vergrößerten Herz verstarb,<br />
weil dieses versagte. Die folgenden Verhandlungstage<br />
befördern eine Reihe weiterer<br />
Ungereimtheiten ans Tageslicht. So<br />
klingt die Aussage des 16-jährigen Zeugen<br />
Marcel L., einer der vier Jugendlichen,<br />
denen Herr Brunner zur Hilfe kam,<br />
vor der Jugendkammer völlig anders, als<br />
die, die der Kriminalbeamte Klaus S. in<br />
einer Pressekonferenz am Abend des<br />
Tattages und nach den ersten Vernehmungen<br />
mitgeteilt hatte.<br />
Vor Gericht beschreibt der Zeuge die<br />
Situation und sagt aus: Als wir Vier und<br />
Herr Brunner auf dem Bahnhof von<br />
Solln standen, habe sich der Herr Brun-<br />
Anzeige<br />
Tr§tzdem 11/2010 49
§ RECHT & SOZIALES<br />
ner den beiden Angeklagten, die sechs<br />
bis neun Meter entfernt standen, zugewandt<br />
und gesagt: „Ihr wollt es nicht<br />
anders“. Dann sei er in Boxerstellung<br />
gegangen und habe den einen mit der<br />
Faust ins Gesicht geschlagen. „Als er zu<br />
dem Schlag ansetzte, merkte man, dass<br />
der Mann mal mit Kampfsport zu tun<br />
hatte. Das war so eine Boxerstellung. Er<br />
hat dann sofort zugeschlagen.“ Der Vorsitzende<br />
Richter fragt: „Kam dieser<br />
Schlag für Sie überraschend?“ „Nein“,<br />
sagt Marcel L. „der Herr Brunner ging ja<br />
auf die zu.“ „Haben die Angeklagten<br />
auch so eine Haltung eingenommen?“<br />
„Nein“, antwortet der Zeuge, „die standen<br />
einfach da.“ Der Richter fragt noch<br />
einmal: „Die standen einfach da?“ „Ja“,<br />
bestätigt der Zeuge. „Wohin traf der<br />
Faustschlag?“ „Unter das Auge. Es hat<br />
geblutet.“<br />
Eine weitere Zeugin, Daniela H., 56-<br />
jährige Verwaltungsjuristin, die auch in<br />
der S-Bahn saß, sagt aus: „Ui, der geht<br />
jetzt auf die Jugendlichen los, sagte einer<br />
der Fahrgäste.“ Dann habe sie beobachtet,<br />
wie der Herr Brunner in Boxhaltung<br />
die Angeklagten angriff. „Kick und<br />
Schlag, wie bei einem Kampfsportler.“<br />
Ebenso sagt der 46-jährige S-Bahn-<br />
Fahrer, Matthias B. aus: „Der ältere Herr<br />
kuckt zu mir her und sagt: ‚Jetzt gibt’s<br />
hier hinten richtig Ärger. Ich dachte<br />
mir, nu wenn nur der keinen Ärger<br />
macht.“ Von einer Bedrohung oder einem<br />
bevorstehenden Angriff habe er<br />
nichts bemerkt, sagt der Zugführer. „Die<br />
gingen ganz normal nebeneinander her.<br />
Aus meiner Sicht hat sich da gar nichts<br />
angebahnt. Der Herr Brunner und die<br />
Jugendlichen hätten einfach nur weggehen<br />
müssen.“ Stattdessen habe der ältere<br />
Herr seine Jacke ausgezogen und sie wie<br />
auch seine Tasche am Geländer abgestellt.<br />
„Dann ist er auf die zugegangen<br />
und hat mit der Faust ausgeholt. „Hat er<br />
getroffen?“ fragt der Richter. „Der hat<br />
sehr gut getroffen, die waren anscheinend<br />
völlig überrascht, ich ooch.“<br />
In der vom ehemaligen Staatsanwalt<br />
und jetzigem Familienrichter verfassten<br />
Anklageschrift liest sich das Geschehen<br />
noch völlig anders. Und für gewöhnlich<br />
verzichtet kein Staatsanwalt in einer<br />
Mordanklage darauf, die zwei Minuten<br />
des Tötungsaktes mit jeder Sekunde zu<br />
beschreiben und dabei präzise auf- und<br />
anzuführen, welche Verletzungen zum<br />
Tod des Opfers geführt haben. In der<br />
Anklage gegen die beiden mutmaßlichen<br />
Täter heißt es knapp und ungenau, Herr<br />
Brunner sei „an den Folgen des Angriffs<br />
der Angeschuldigten“ gestorben. Aus<br />
dem Obduktionsbericht ergibt sich, dass<br />
keine der 22 „schweren und schwersten<br />
Verletzungen“ zum Tod Brunners geführt<br />
hätten, das kein Knochen gebrochen<br />
war, auch nicht am Schädel, sondern<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit das<br />
krankhaft vergrößerte Herz ein Herzversagen<br />
herbeiführte. Gerichtsmediziner<br />
zweifeln aufgrund der Tatsache, dass<br />
Dominik Brunner, nachdem er zusammengeschlagen<br />
wurde, noch einmal aufstand<br />
und etwas sagte sogar daran, dass<br />
er auch nur eine Gehirnerschütterung<br />
erlitten hatte. Die Öffentlichkeit erfuhr<br />
erst davon, nachdem einige Journalisten,<br />
durch Zeugenaussagen stutzig geworden,<br />
gezielt bei der Staatsanwaltschaft nachhakten.<br />
Nach zwölf Verhandlungstagen werden<br />
die Angeklagten wegen Mordes zu<br />
hohen Haftstrafen verurteilt. Ohne Gutachten<br />
stellt Richter Baier fest, wäre der<br />
19 jährige Sch., zu 9 Jahren und 10 Monaten<br />
Jugendstrafe verurteilt, zu einer<br />
Lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.<br />
Der Mitangeklagte wurde wegen<br />
Körperverletzung mit Todesfolge zu<br />
sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die<br />
Richter gehen davon aus, dass Herr<br />
Brunner in Notwehr zugeschlagen hat<br />
und sein krankhaftes Herz aufgrund des<br />
erlittenen Traumas versagte. Auch lässt<br />
Richter Baier in seiner Urteilsbegründung<br />
die oben zitierten Zeugenaussagen<br />
nicht gelten, weil diese ein schlechtes<br />
Gewissen hätten und das Geschehen<br />
daher anders interpretierten. Die Argumentation<br />
des Gerichtes ist auffallend<br />
dünn und es bleibt abzuwarten, was die<br />
Revision bringt.<br />
Für den Beobachter wirkt das Urteil<br />
wie ein politisches Urteil aber nicht wie<br />
ein rechtsstaatliches Urteil. Überstürzter<br />
Aktionismus, die reflexartiger Forderung<br />
nach härteren Strafen und die wie auch<br />
hier praktizierte unheilvolle Allianz von<br />
Politik und Medien haben für das Urteil<br />
gesorgt. Am Tag der Urteilsverkündung<br />
titelte die Münchener Boulevardzeitung<br />
tz auf ihrer ersten Seite passend: „Heute<br />
ist der Tag der Abrechnung“. Sechs Tage<br />
später, der Tag an dem sich der gewaltsame<br />
Tod des Herrn Brunner jährt, pilgern<br />
hunderte von Menschen zu seinem<br />
Gedenken zum Bahnhof von Solln und<br />
stellen dort ein Kreuz zur Mahnung auf.<br />
In seinem Heimatort wird zur Erinnerung<br />
und als Denkmal das „Dominik-Brunner-<br />
Haus“ mit einer zwei Meter großen<br />
Bronze-Skulptur davor, durch Bayerns<br />
Innenminister Joachim Herrmann eingeweiht.<br />
Der Innenminister spricht in seiner<br />
Rede von „Wachsender Gewalt“ und<br />
fordert hartes Vorgehen ein.<br />
50 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
Nach spektakulären Verbrechen fordert<br />
die Politik nun seit zwei Jahrzehnten<br />
„härtere Strafen, längere Strafen, Wegsperren<br />
für immer“ wie auf einer Endlosspirale.<br />
Dabei sind sie in den vergangenen<br />
Jahrzehnten nicht untätig geblieben<br />
und haben durch verschiedene Strafänderungsgesetze,<br />
6 an der Zahl, für ständige<br />
Verschärfung gesorgt und dabei ihr Augenmerk<br />
intensiv auf die Sicherungsverwahrung<br />
gerichtet. Konkretisieren lässt<br />
sich die Trendwende am Strafänderungsgesetz<br />
des § 66 StGB von 1998. Die<br />
Kurzfassung der damaligen Reform lautete:<br />
„Leichter rein, länger drin, schwerer<br />
raus“, so fasste es jüngst Klaus Tolksdorf,<br />
Präsident des Bundesgerichtshofs<br />
(BGH), zusammen. So wurde die originäre<br />
Sicherungsverwahrung (SV) von 10<br />
Jahren auf unendlich verlängert, die auch<br />
für Altfälle gelten sollte. Die nun auch<br />
für die Altfälle geltende Regelung wurde<br />
sogar durch das Bundesverfassungsgericht<br />
2004 bestätigt, jedoch mit Beschluss<br />
vom17.12.2009 durch den Europäischen<br />
Gerichtshof für Menschenrechte<br />
(EGMR) aufgehoben und nach Beschwerde<br />
durch die Bundesrepublik gegen<br />
diese Entscheidung am 11.05.2010<br />
durch die große Kammer des EGMR<br />
zurückgewiesen und ist somit bestätigt<br />
und rechtskräftig.<br />
Nach spektakulären Verbrechen<br />
fordert die Politik seit zwei Jahrzehnten<br />
„härtere Strafen“.<br />
Die Entscheidung betrifft alle Inhaftierten,<br />
deren verurteilte Taten sich vor<br />
dem 31.01.1998 ereigneten und deren<br />
erstmalige Sicherungsverwahrung länger<br />
als 10 Jahre vollstreckt worden ist, oder<br />
irgendwann vollstreckt sein wird. Laut<br />
dem Emmerdinger Strafrichter und Experten<br />
für Sicherungsverwahrung Thomas<br />
Ullenbruch können sich sofort direkt<br />
160 Verwahrte auf das Straßburger Urteil<br />
berufen und indirekt weitere 40 Verwahrte<br />
in den kommenden Jahren.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Für Justiz und Politik bedeutet das<br />
Straßburger Urteil eine Blamage sonder<br />
Gleichen, aber zum Glück ging dem Europäischen<br />
Gerichtshof für Menschenrechte<br />
die stetig rigorosere, ja gar ausufernde<br />
Praxis des „Wegsperrens für<br />
immer“ zu weit. Kurz vor der Entscheidung<br />
waren noch Gesetzesvorstöße unternommen<br />
worden, die nachträgliche<br />
Sicherungsverwahrung bei Straftätern<br />
anzuordnen, die bereits entlassen sich<br />
nicht wie gewünscht und zuträglich aufführten.<br />
Und zukünftig hätte die Politik<br />
dann dafür gesorgt, dass jeder, nach dem<br />
Motto: wir haben Indizien für ihre Gefährlichkeit,<br />
von der Straße weg verhaftet<br />
werden kann. Ganz zum Leidwesen<br />
der Befürworter, Hardliner, Populisten<br />
und Hetzer hat das nun ein Ende.<br />
Gescheitert sind Politik und Verfassungsgericht<br />
an ihrer juristischen Auffassung,<br />
Meinung und Umsetzung. In der<br />
heutigen Zeit ist es üblich Begriffe einfach<br />
neu zu definieren, umzubenennen,<br />
damit sich Begebenheiten und Situationen<br />
anders darstellen lassen. Die Justiz<br />
meint seit Jahrzehnten, dass es ausreichend<br />
sei die Sicherungsverwahrung<br />
nicht als Strafe, sonder als „Maßregel zur<br />
Sicherung und Besserung“ zu bezeichnen.<br />
Blöd ist, dass genau das vom Europäischen<br />
Gerichtshof für Menschenrechte<br />
unter anderem hinterfragt wurde. In<br />
der Vollzugspraxis stellt sich dieser<br />
Sachverhalt ganz einfach dar. Das Schild<br />
an der Tür des Strafhäftlings wird mit<br />
Beginn der Maßregel umbenannt in Sicherungsverwahrter.<br />
Somit befindet er<br />
sich im Knast nach dem Knast und Knacki<br />
bleibt Knacki. Genau aus diesem<br />
Grund hat der EGMR die Sicherungsverwahrung<br />
als Strafe angesehen und nicht<br />
als eine „Maßregel zur Besserung und<br />
Sicherung“. Der Knast nach dem Knast<br />
wird daher in naher Zukunft Geschichte<br />
sein, denn die Entscheidung des EGMR<br />
hat eine weitaus größere Dimension als<br />
von vielen angenommen.<br />
Zurzeit versuchen zwar einige deutsche<br />
Gerichte und im Falle einer Eilentscheidung<br />
auch das Bundesverfassungsgericht<br />
das Straßburger Urteil zu umgehen,<br />
aber auf Dauer wird diese Blockadefront<br />
nicht halten. Bereits Anfang Juni<br />
fasste der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofes<br />
einen Beschluss, der konsequenterweise<br />
sogar<br />
über das Straßburger<br />
Urteil hinaus geht,<br />
indem der BGH es<br />
auf die Fälle nachträglicher<br />
Sicherungsverwahrung<br />
ausdehnte und sie<br />
wegen dem Rückwirkungsverbot<br />
für unzulässig<br />
erklärte:<br />
2004 wurde die<br />
nachträgliche Sicherheitsverwahrung<br />
eingeführt und alle,<br />
die vorher ihre Straftat<br />
begangen haben,<br />
sind von dieser Entscheidung<br />
betroffen – bundesweit dürfte<br />
es sich um annähernd bis zu 20 Fälle<br />
handeln. Noch im März des Jahres hatte<br />
der BGH eine nachträgliche Sicherungsverwahrung,<br />
die erstmals nach verbüßen<br />
einer Jugendstrafe in Deutschland durch<br />
das Landgericht Regensburg angeordnet<br />
worden war, bestätigt. Auch der mittlerweile<br />
Erwachsene darf, nach stellen eines<br />
entsprechenden Antrages durch seinen<br />
Anwalt, mit einer baldigen Freilassung<br />
rechnen.<br />
Ein solches Desaster wäre mit Sicherheit<br />
durch eine weitsichtige, sachliche,<br />
nüchterne, gelassene und vor allem<br />
standhafte Politik zu vermeiden gewesen,<br />
doch ihre zunehmende Verfassungs-<br />
Kurzfassung des Strafänderungsgesetzes<br />
zum § 66 StGB von<br />
1998: „Leichter rein, länger drin,<br />
schwerer raus“.<br />
Blindheit, die teilweise auch bei Gerichten<br />
auszumachen ist und die bösartig<br />
Liaison von Politik und Boulevardmedien<br />
sind dafür verantwortlich. Diesen<br />
Missstand beklagte bereits Richard von<br />
Weizsäcker als Bundespräsident in einem<br />
1992 mit der ZEIT geführtem Interview,<br />
indem er feststellte: der Einfluss<br />
der Parteien gehe über politische Willensbildung,<br />
von der die Verfassung<br />
spreche, weit hinaus. Die Parteien wirkten<br />
am ganzen gesellschaftlichen Leben<br />
mit, ihr Einfluss reiche direkt oder indirekt<br />
in die Medien hinein.<br />
Es wird höchste Zeit, dass es wieder<br />
ein Kräftemessen zwischen Politik und<br />
Medien gibt. Früher knickte die Politik<br />
gegenüber den Boulevardmedien mal<br />
ein, heute, so hat es den Anschein, haben<br />
Leute wie Chefredakteur Diekmann von<br />
der Bild einen enormen Einfluss aufs<br />
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Redaktion Tr§tzdem Cloppenburger Str. 400 26133 <strong>Oldenburg</strong><br />
Tr§tzdem 11/2010 51
§ RECHT & SOZIALES<br />
politische Tagesgeschehen und politische<br />
Geschehen überhaupt, und ganz besonders,<br />
wenn es die geschaffene delinquentenfeindliche<br />
Atmosphäre der Republik<br />
betrifft. Das Lieblingsthema der Boulevardmedien<br />
sind Sexualstraftäter, Gewalttäter<br />
und rückfällige Straftäter, denn<br />
sie bringen Schlagzeilen und Einschaltquoten.<br />
Dafür, dass von der Politik die<br />
Hetze mitbetrieben wird, halten die Medien<br />
im Gegenzug den gewillten Politikern<br />
lange die Stange.<br />
Ebenso beklagte der Ex-<br />
Für Justiz und Politik bedeutet das<br />
Straßburger Urteil eine Blamage<br />
sonder Gleichen.<br />
Verfassungsrichter Hassemer bei der<br />
Vorstellung des Grundrechtsreports,<br />
wenige Tage vor dem 60. Geburtstag des<br />
Grundgesetzes, die enorme Zunahme<br />
von Kontrollbedürfnissen und einen<br />
Trend zu mehr Sicherheit auf Kosten der<br />
Freiheit. Er sprach davon, dass ein<br />
„Grundrecht auf mehr Sicherheit propagiert,<br />
in Wahrheit als Geisterfahrer in die<br />
falsche Richtung unterwegs sei“ und<br />
erinnerte daran, dass Grundrechte ursprünglich<br />
als Abwehrrechte gegen einen<br />
starken Staat konzipiert worden seien.<br />
Die Politik nicht ständig über Eingriffe<br />
in Grundrechte nachdenken solle.<br />
Seit Ende August zeigt sich die Regierung<br />
nach heftiger Streiterei einig und<br />
präsentiert eine angeblich gerichtsfeste<br />
Lösung. So sollen die Altfälle der Sicherungsverwahrten<br />
nicht aus der Haft entlassen<br />
werden, obwohl sie nach dem<br />
Straßburger Urteil einen Anspruch darauf<br />
haben, sondern es soll erst festgestellt<br />
werden, ob es sich bei ihnen nicht<br />
um psychisch gestörte Gewalttäter handelt.<br />
Zum einen heißt das, dass davon<br />
nur einige der Altfälle betroffen sind,<br />
zum anderen von den bereits entlassenen<br />
Sicherungsverwahrten mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
keiner wieder inhaftiert<br />
wird.<br />
Bei den eventuell Verbleibenden<br />
dürfte es schwierig werden, sie weiterhin<br />
in Haft zu halten, denn wenn sie geisteskrank<br />
wären, hätten sie ja nicht in einem<br />
Gefängnis sondern in einem Landeskrankenhaus<br />
untergebracht werden müssen.<br />
Selbst für gewillte Gutachter dürfte es<br />
schwierig werden eine plötzliche Geisteskrankheit<br />
zu diagnostizieren, denn das<br />
würde bedeuten, dass alle bisher erstellten<br />
Gutachten und eventuell auch die<br />
Urteile falsch waren und die Willkür<br />
weiteren Platz einnimmt. Auch wenn es<br />
verwundern mag, aber diese Diskrepanz<br />
bei Gutachten taucht gerade im Maßregelvollzug<br />
immer wieder auf. Das dürfte<br />
eigentlich nur in Diktaturen funktionieren<br />
aber nicht in einem Rechtsstaat!<br />
Bei einer bundesweiten Studie über<br />
den Maßregelvollzug, die der forensische<br />
Psychiater Norbert Leygraf aus Essen<br />
vor zwanzig Jahren erarbeitet hatte, erfuhr<br />
er, dass es zu groteskem Einschätzungswandel<br />
kommen kann, was die<br />
Gefährlichkeit von Insassen betrifft. In<br />
einer der untersuchten Anstalten mussten<br />
20 Männer entlassen werden, weil die<br />
Einrichtung aufgrund von Baumaßnahmen<br />
für sie keinen Platz mehr hatte. So<br />
lösten sich all die schlechten Prognosen,<br />
der über jahrelang zu gefährlichen eingestuften<br />
Patienten, plötzlich in Luft auf.<br />
Nicht einer von ihnen, die in Wohnheimen<br />
oder auf Bewährung entlassen wurden,<br />
ja keiner, wurde wieder rückfällig!<br />
Anzumerken ist, dass diese Leute behandelt<br />
wurden, was beim überwiegenden<br />
Teil der Straftäter in den Bundesländern<br />
nicht der Fall ist.<br />
Anstatt auf Daten und Fakten aus der<br />
juristischen und kriminologischen Fachwelt<br />
zurückzugreifen, betreiben Politiker<br />
vereint mit den Boulevardmedien lieber<br />
eine Hetzjagd auf soeben entlassene Sicherungsverwahrte<br />
und versetzen das<br />
Volk in Angst und Schrecken. Die Fachwelt<br />
fordert seit Jahren eine Versachlichung<br />
und mahnt zur Unaufgeregtheit.<br />
Der Kriminologe und Rechtssoziologe<br />
Professor a. D. Feest von der Universität<br />
Bremen und der Professor für Kriminologie<br />
und Polizeiwissenschaft Feltes von<br />
der Uni Bochum, um zwei zu nennen,<br />
prognostizieren, dass die Gefährlichkeit<br />
dieser Leute extrem überschätzt wird.<br />
Sie gehen davon aus, dass 9 von 10 Sicherungsverwahrten<br />
unnötig inhaftiert<br />
waren, weil sie gar nicht rückfällig geworden<br />
wären und Professor Feltes belegt<br />
dies anhand einer Untersuchung, die<br />
an seinem Lehrstuhl betrieben wurde.<br />
Bei den Untersuchten handelt es sich um<br />
Straftäter, die aufgrund ihrer durch Sachverständigengutachten<br />
festgestellten<br />
Gefährlichkeit in die nachträgliche Sicherungsverwahrung<br />
geschickt werden<br />
sollten. Aus rechtlichen Gründen – im<br />
Politiker Deutsch handelt es sich dabei<br />
um eine noch nicht geschlossene Lücke -<br />
lehnten die Gerichte die vorsorgliche<br />
Inhaftierung ab. Fünf Prozent der Untersuchten<br />
wurden wegen einer Gewalttat,<br />
die eventuell eine vorsorgliche Inhaftierung<br />
gerechtfertigt hätte, rechtskräftig<br />
verurteilt. Viele Fachleute sind sogar für<br />
die Abschaffung der Sicherungsverwahrung,<br />
weil dann endlich während der<br />
Haftzeit mit den Tätern gearbeitet werden<br />
müsste. In fast allen Anstalten der<br />
Bundesländer befinden sich die Täter im<br />
so genannten Verwahrvollzug anstatt im<br />
Der Knast nach dem Knast wird in<br />
naher Zukunft Geschichte sein.<br />
Behandlungsvollzug, der für diese Tätergruppe<br />
dringend erforderlich ist. Leider<br />
erweist sich die Politik seit Jahren gegenüber<br />
dem Wissen und der Beratung<br />
der juristisch und kriminologisch kompetenten<br />
Fachwelt als resistent. Das Straßburger<br />
Urteil sorgt nun immerhin dafür,<br />
dass zukünftig die Sicherungsverwahrten<br />
nach ihrer Haft in einem Heim, oder wie<br />
sie es auch immer nennen, zur Behandlung<br />
untergebracht werden.<br />
52 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
§<br />
Immerhin ist es der Bundesjustizministerin<br />
Frau Leutheuser-<br />
Schnarrenberger gelungen, dass die<br />
nachträgliche Sicherungsverwahrung, die<br />
bisher verhängt werden konnte, wenn<br />
sich während der Haft ein Täter als weiterhin<br />
gefährlich erweist, abgeschafft<br />
wird. Das steht mit dem wenige Wochen<br />
zuvor ergangenem Urteil des BGH im<br />
Einklang und ein noch anhängiges Verfahren<br />
beim EGMR in dieser Angelegenheit,<br />
bei dem eine weitere Blamage zu<br />
erwarten wäre, ist damit vom Tisch.<br />
In der Politsendung Kontraste ließ die<br />
frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht<br />
und derzeitige Richterin am<br />
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />
Renate Jaeger verlauten, dass man<br />
die deutsche Justiz sehr genau beobachten<br />
wird, wie sie mit dem Straßburger<br />
Urteil umgehen werde.<br />
Mit einer weiteren Reform im Maßregelbereich,<br />
sollte die Führungsaufsicht<br />
als strafrechtliches Instrument zur Gefahrenabwehr<br />
ausgebaut werden. Dabei<br />
sind als Schwerpunkte die Ausweitung<br />
des Weisungskatalogs des § 68b StGB,<br />
die Erweiterung von Möglichkeiten zur<br />
Anordnung einer unbefristeten Führungsaufsicht<br />
§ 68c StGB und eine rechtliche<br />
Verankerung forensischer Ambulanzen<br />
und ihrer Kompetenzen § 68a VII<br />
StGB zu nennen. Eine ausführliche Beschreibung<br />
der geschaffenen Interventionsmöglichkeiten<br />
seitens der Gerichte –<br />
Strafvollstreckungskammern- würde hier<br />
zu weit führen, allerdings muss erwähnt<br />
werden, dass den Gerichten mit dieser<br />
Reform eine enorm effiziente Möglichkeit<br />
zur kontrollierten Freiheit der Täter<br />
eingeräumt wurde. Trotz der nun durch<br />
die Reform geschaffenen konfortabelen<br />
Kontrollmöglichkeiten machen die Gerichte<br />
kaum Gebrauch davon. Das Sachverständige<br />
dazu neigen eher eine negative<br />
Prognose zu stellen, mag daran liegen,<br />
dass aus Angst vor einer Fehleinschätzung<br />
– was zum Ausbleiben von<br />
Aufträgen führt – eher auf Nummer Sicher<br />
gegangen wird. Bei den Richtern<br />
sollte man meinen, die haben doch einen<br />
sicheren Arbeitsplatz, aber auch sie werden<br />
durch die Ministerin eingestellt und<br />
befördert.<br />
Wie bereits eingangs erwähnt handelt<br />
es sich bei den Staatsdienern –<br />
Staatsanwälte und Beamte - in der Justiz<br />
um funktionierende Weisungsträger. Die<br />
Macht der deutschen Justizministerien<br />
geht zu weit, denn die Dritte Gewalt<br />
muss eine unabhängige Gewalt sein,<br />
damit sie ihrer Kompetenzen nicht beraubt<br />
werden kann.<br />
Der Deutsche Richterbund (DRB)<br />
und die Neue Richtervereinigung (NRV)<br />
forderten Ende September auf den Juristentag<br />
in Berlin das Ende der Abhängigkeit<br />
von Richtern und Staatsanwälten<br />
gegen den Einfluss der Politik.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass man die<br />
Verantwortlichen in allen Bereichen der<br />
Justiz unabhängig und in Ruhe arbeiten<br />
lässt und irgendwann, beim ausbleiben<br />
eines Behandlungserfolgs, die Schuld<br />
nicht ausschließlich beim Täter oder<br />
Patienten gesucht wird.<br />
Text: GEO<br />
Einführung des neuen elektronischen Personalausweises<br />
AUSWEIS: Mit der Einführung des neuen digitalen Personalausweises verspricht sich die Regierung eine Eindämmung<br />
der Internetkriminalität und Erleichterung in Wirtschafts-– und Verwaltungsangelegenheiten<br />
D<br />
ie<br />
Politik wirbt für die<br />
neue Karte. Bundesinnenminister<br />
Thomas de<br />
Maizire (CDU) hofft, mit Hilfe<br />
des neuen Personalausweises<br />
den Betrug im Internet eindämmen<br />
zu können. „Dieser neue<br />
Personalausweis ist die sicherste<br />
elektronische Identitätskarte, die<br />
es auf dem Markt gibt‘, sagte er<br />
in einem Interview der Tageszeitung<br />
(taz). Mit dem neuen<br />
Ausweis sei es möglich, sich<br />
zum Beispiel bei Geldgeschäften<br />
im Internet sicher zu identifizieren.<br />
Der neue Ausweis ist nur noch so groß<br />
wie eine EC-Karte. Anders als EC- oder<br />
Kreditkarten haben die Ausweise keinen<br />
Magnetstreifen, die Daten werden auf<br />
einem RFID-Chip gespeichert — so können<br />
sie per Funk ausgelesen werden.<br />
Damit jedoch nur diejenigen die Daten<br />
auslesen, die daran ein berechtigtes Interesse<br />
haben, sind die Informationen auf<br />
der Karte verschlüsselt, so dass es Angreifern<br />
nichts nützt, den Datenverkehr<br />
zu belauschen. Anders als beim Reisepass<br />
verlangt der Personalausweis von<br />
den Bürgern übrigens nicht die Abgabe<br />
von Fingerabdrücken — sie bleibt freiwillig.<br />
Die Fingerabdrücke können auch<br />
nur von staatlichen Stellen, beispielsweise<br />
bei Grenzübertritten, ausgelesen werden<br />
und ihre Abgabe ist auch nicht mit<br />
weiteren Vorteilen verbunden. Aus dem<br />
Ausweis Foto werden jedoch biometrische<br />
Daten ausgelesen und auf dem Chip<br />
gespeichert. Damit sollen Behörden in<br />
Mit 28,80 Euro ist der neue Personalausweis<br />
dreimal so teuer wie<br />
bisher.<br />
Zweifelsfällen feststellen können, ob<br />
jemand auch tatsächlich seinen eigenen<br />
Ausweis vorgelegt hat.<br />
Zugriff auf die Daten gibt der Ausweisinhaber<br />
über eine sechsstellige<br />
PIN frei. „Im Vergleich zur EC-<br />
Karte sind das zwei Stellen mehr<br />
— damit ist die PIN schwerer zu<br />
erraten und zu knacken“. sagt<br />
Claudia Eckert, Direktorin des<br />
Fraunhofer-Instituts Sichere Informationstechnologie<br />
(SIT). Geht<br />
der Ausweis verloren, ist er ohne<br />
die PIN für den Finder wertlos.<br />
Wird die PIN zum dritten Mal<br />
falsch eingegeben, wird der Ausweis<br />
gesperrt. Mit einer weiteren<br />
Nummer der PUK, kann der Nutzer<br />
sein Ausweis wieder freischalten —<br />
genauso wie beim Handy. Staatliche<br />
Behörden können die PIN ebenfalls jederzeit<br />
ändern oder löschen.<br />
Der neue Personalausweis wurde<br />
zum 1. November dieses Jahres eingeführt<br />
und mit 28,80 Euro kostet er dreimal<br />
so viel wie bisher. Wer unter 24<br />
Jahre alt ist, bekommt das Dokument<br />
zum ermäßigten Preis von 19,80 Euro.<br />
Der erste Personalausweis für Jugendliche<br />
zwischen 16 und 18 Jahren wird<br />
kostenfrei sein. Bisher kostete der Ausweis<br />
8 Euro.<br />
Mit dem neuen Personalausweis können<br />
sich Bürger von Herbst an auch in<br />
der Digitalenwelt identifizieren.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 53
§ RECHT & SOZIALES<br />
Klassische<br />
Lohnsteuerkarte<br />
hat ab2011<br />
Ausgedient<br />
In Deutschland muss künftig niemand<br />
mehr auf seine Lohnsteuerkarte warten.<br />
Die Steuerverwaltung stellt ab<br />
2011 auf Elektronik um. Bisher erhielten<br />
die Arbeitnehmer zum Ende des<br />
Jahres ihre Lohnsteuerkarte von ihrer<br />
Stadt oder Gemeinde. Diese mussten<br />
sie dann an ihren Arbeitgeber weitergeben.<br />
In Zukunft muss der Arbeitnehmer<br />
seinem Arbeitgeber nur noch<br />
das Geburtsdatum und die steuerliche<br />
Identifikationsnummer (Id<strong>Nr</strong>) mitteilen,<br />
sowie die Auskunft geben, ob es<br />
sich um das Haupt– oder um ein Nebenverdienstverhältnis<br />
handelt. So<br />
wird der Arbeitgeber berechtigt, die<br />
ELStAM (Elektronischen LohnSteuer-<br />
AbzugsMerkmale) des Arbeitnehmers<br />
elektronisch abzurufen. Text:AS<br />
Kein Kindergeld<br />
Kindergeld wird für ein volljähriges<br />
Kind, bis zum 25 Lebensjahr u.a. auch<br />
dann gezahlt, wenn das Kind eine<br />
Ausbildung mangels Ausbildungsplatzes<br />
nicht beginnen oder fortsetzen<br />
kann. Umstritten ist, ob danach auch<br />
dann Kindergeldanspruch besteht,<br />
wenn sich das Kind in Untersuchungsoder<br />
Strafhaft befindet. Das Finanzgericht<br />
Berlin-Brandenburg hat jetzt mit<br />
Urteil vom 6.07.2010 entschieden,<br />
dass jedenfalls dann kein Kindergeld<br />
gezahlt werden muss, wenn das Kind<br />
wegen einer Straftatverurteilt wird,<br />
und zwar sowohl für die Zeit der Untersuchungs-<br />
als auch der Strafhaft<br />
Geklagt hatte die Mutter eines Jurastudenten<br />
der als Drogenkurier zu 3 Jahre<br />
6 Monaten Haft verurteilt wurde. Die<br />
Klägerin machte geltend, dass ihr<br />
Sohn studienwillig gewesen sei und<br />
nur aus objektiven Gründen an der<br />
Fortsetzung des Studiums gehindert<br />
war. Das Gericht erkannte jedoch dass<br />
der 20-jährige Student vorsätzlich eine<br />
Straftat begangen und damit die Ursache<br />
für den Unmöglichkeit der Ausbildung<br />
selbst gesetzt habe.<br />
(Aktenzeichen: 10 K 10288/08).<br />
www.finanzgericht.<br />
berlin.brandenburg.de<br />
Einkaufen im Internet, Bankgeschäfte<br />
und Behörden– Angelegenheiten online<br />
erledigen — es wird immer wichtiger<br />
dass man am Computer nachweisen<br />
kann, dass man tatsächlich derjenige ist,<br />
als der man sich ausgibt. Geht es nach<br />
der Bundesregierung, soll dieser Identitätsnachweis<br />
künftig mit dem neuen digitalen<br />
Personalausweis geführt werden.<br />
Doch noch sind nicht alle Sicherheitsfragen<br />
geklärt. Derzeit verzichten etwa ein<br />
Drittel der Internetnutzer aus Sicherheitsgründen<br />
auf Online-Banking, mehr<br />
als ein Viertel auf den Einkauf im Netz.<br />
Das soll der neue Ausweis ändern.<br />
Behörden und Unternehmen testen<br />
bereits mögliche Anwendungen — von<br />
der Kfz- Anmeldung über die elektrische<br />
Steuererklärung bis hin zum Altersnachweis<br />
am Zigarettenautomaten. Zu den<br />
ersten 30 Testteilnehmern gehörten eine<br />
Fluggesellschaft,<br />
Versicherer, IT-<br />
Firmen sowie<br />
Banken.<br />
Er sei „überall<br />
dort interessant,<br />
wo ein Unternehmen<br />
für ein Vertragsverhältnis<br />
eine sichere Identität des<br />
Geschäftspartners braucht“, sagte Alexander<br />
Schmid, Projektleiter des „ Kompetenzzentrums<br />
Neuer Personalausweis“.<br />
Einige Teilnehmer bemängelten jedoch,<br />
dass der neue Ausweis keine Postleitzahl<br />
des Wohnortes beinhaltet — sie müsse<br />
per Hand nachgetragen werden.<br />
Die sogenannte elektrische Identitäts-<br />
Funktion (eID), mit der die Bürger diese<br />
Geschäfte tätigen können, erhalten sie<br />
nur auf Wunsch. Außerdem können sie<br />
eine sogenannte digitale Signatur beantragen,<br />
mit der sie auch online rechtsgültige<br />
Unterschriften leisten können. Um<br />
den Ausweis für Geschäfte im Internet<br />
nutzen zu können, ist allerdings ein Lesegerät<br />
nötig.<br />
Mit dem Ausweis sollen die Bürger<br />
auch ein zunächst kostenloses „Starter-<br />
Kit“ erhalten. Es enthält ein Kartenlesegerät<br />
und eine Software (AusweisApp)<br />
für den eigenen Heim-PC. Finanziert<br />
wird das mit 24 Millionen Euro über das<br />
Konjunkturförderprogramm, danach<br />
sollen die Kartenlesegeräte zu Preisen<br />
zwischen 10 und 15 Euro zur Verfügung<br />
stehen. Zu diesem Preis sind allerdings<br />
nicht die Lesegeräte erhältlich, die unter<br />
Experten als sicher gelten. Das Lesegerät<br />
ist jedoch ein Problem. Nur wenn Sie die<br />
PIN-Eingabe auf einem speziellen Lesegerät<br />
machen können, das sicherstellt,<br />
dass keine Schadsoftware den Eingabeprozess<br />
protokolliert, sind Sie sicher.<br />
Der neue elektronische Personalausweis<br />
ist wohl eines der sichersten<br />
Dokumente weltweit.<br />
Denn mittels eine auf den PC geschmuggelten<br />
Schadsoftware wie z.B.<br />
„Keylogger“ könnten die auf der Tastatur<br />
eingegebenen Zeichen mitgelesen<br />
werden.<br />
Abhilfe gegen Angriffe auf die ID-<br />
PIN schafft ein höherwertiges, sogenanntes<br />
Komfortlesegerät (Pin-Pad) mit<br />
eigener Tastatur und Display. Insbesondere<br />
die Funktion der elektronischen<br />
Signatur die der neuen Personalausweises<br />
bietet, lässt sich nur mit dieser Art<br />
von Lesegeräten nutzen. Der Einsatz<br />
solcher Pin-Pads wird auch vom Bundesdatenschutzbeauftragten<br />
Peter Schaar<br />
empfohlen. Das einzige Manko dieser<br />
Geräte ist ihr relativ hoher Preis, von<br />
zwischen 50 und 100 €.<br />
Letztlich wird auch die Bundesregierung<br />
nur Empfehlungen für sichere Kartenlesegeräte<br />
herausgeben. Der Bürger<br />
muss dann auf<br />
eigenes Risiko<br />
entscheiden, ob er<br />
in ein sicheres<br />
Gerät investieren<br />
möchte. Denn der<br />
Staat wird für<br />
etwaige Schäden<br />
keine Haftung übernehmen.<br />
Kritik seitens der Experten hagelt es<br />
auch in Bezug auf die Software für den<br />
Online-Ausweis. So hat das Hasso-<br />
Plattner-Institut an der Universität Potsdam<br />
unter der Leitung von Christoph<br />
Meinel bei einem Test festgestellt, dass<br />
der „AusweisApp“ schon bei der Installation<br />
Probleme verursacht. „Selbst Informatiker<br />
brauchen Zeit, um das Programm<br />
zum Laufen zu bringen“, so Meinel.<br />
Doch ungeachtet aller Bedenken, ist<br />
der neue elektronische Personalausweis<br />
eines der sichersten Dokumente den es<br />
weltweit gibt. Damit ein Dritter unberechtigterweise<br />
im Internet die Identität<br />
des Ausweisinhabers annehmen kann,<br />
müssen mehrere Hürden überwunden<br />
werden. Zum einen muss der Computer<br />
von einer Schadsoftware infiziert werden.<br />
Die PIN muss abgefangen werden.<br />
Und selbst dann muss für einen Missbrauch<br />
der Daten der Ausweis auf dem<br />
Lesegerät vergessen werden und liegen<br />
bleiben.<br />
Auch beim Bundesamt für Sicherheit<br />
und Informationstechnik macht man sich<br />
über die Sicherheit keine große Sorgen.<br />
„Selbst bei einen Angriff - etwa mit einem<br />
sogenannten Trojaner - sei kein<br />
Zugriff auf die persönlichen Daten möglich“,<br />
sage der zuständige Experte Jens<br />
Bender der NWZ in einem Interview.<br />
Text:AS<br />
54 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung<br />
VERFASSUNGSRECHT: Nach 13 Jahren darf das Gericht in aller Rege die Einholung eines Gutachtens nicht<br />
allein mit der Begründung verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung nicht beabsichtige.<br />
ie Verfassungsbeschwerde richtet<br />
D sich gegen die Ablehnung der Aussetzung<br />
des Rests der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />
nach Verbüßung der Mindestdauer<br />
von fünfzehn Jahren.<br />
I. 2. Durch den hier angegriffenen Beschluss<br />
des LG Saarbrücken vom<br />
01.12.2008 wurde die Aussetzung der<br />
Vollstreckung der Reststrafe abgelehnt...<br />
3. Die sofortige Beschwerde wurde<br />
durch den angegriffenen Beschluss des<br />
Saarländischen OLG vom 07.01.2009 als<br />
unbegründet verworfen. Der Einholung<br />
eines Prognosegutachtens bedürfe es<br />
nicht, weil auch der Senat nach Würdigung<br />
aller relevanten Umstände die Aussetzung<br />
nicht in Erwägung ziehe<br />
(§454 Abs. 2 Satz 1 <strong>Nr</strong>. 1 StPO)...<br />
§<br />
IV. Die angegriffenen Beschlüsse verletzen<br />
den Beschwerdeführer in seinem<br />
Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2<br />
i.V.m. Alt. 104 Abs. 2 Satz 1 GG.<br />
1. Für den besonders intensiven Eingriff<br />
eines möglicherweise lebenslangen Freiheitsentzuges<br />
ergeben sich verfassungsrechtliche<br />
Grenzen insbesondere aus<br />
dem Übermaßverbot.<br />
a.) Das Übermaßverbot stellt zunächst<br />
materielle Anforderungen an die Prognoseentscheidung.<br />
Je länger der Freiheitsentzug<br />
dauert, umso strenger sind die<br />
Voraussetzungen für dessen Verhältnismäßigkeit.<br />
Der nachhaltige Einfluss des<br />
gewichtiger werdenden Freiheitsanspruchs<br />
stößt jedoch dort an Grenzen, wo<br />
es im Blick auf die Art der von dem Betroffenen<br />
drohenden Gefahren, deren<br />
Bedeutung und Wahrscheinlichkeit vor<br />
dem staatlichen Schutzauftrag für die<br />
Rechtsgüter des Einzelnen und der Allgemeinheit<br />
unvertretbar erscheint, den<br />
Betroffenen in die Freiheit zu entlassen<br />
(vgl. BVerfGE 117,71 ). Die im<br />
Rahmen der Aussetzungsentscheidung<br />
zu treffende Prognose betrifft die Verantwortbarkeit<br />
der Aussetzung mit Rücksicht<br />
auf unter Umständen zu erwartende<br />
Rückfalltaten. Je höherwertige Rechtsgüter<br />
in Gefahr sind, desto geringer muss<br />
das Rückfallrisiko sein. Bei Straftaten,<br />
die wie der Mord (§211 StGB) mit lebenslanger<br />
Freiheitsstrafe bedroht sind,<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
ist das Sicherungsbedürfnis der Allgemeinheit<br />
besonders hoch zu veranschlagen.<br />
Wegen der Art der im Versagensfall<br />
zu befürchtenden Taten kommt eine bedingte<br />
Entlassung aus der lebenslangen<br />
Freiheitsstrafe nur unter strengen Voraussetzungen<br />
in Betracht (vgl. BVerfGE<br />
117, 71).<br />
Die besonders hohe Wertschätzung des<br />
Lebens rechtfertigt die weitere Vollstreckung<br />
der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />
nicht nur in den Fällen, in denen eine<br />
fortbestehende Gefährlichkeit des Verurteilten<br />
positiv festgestellt werden kann,<br />
sondern auch dann, wenn nach Erfüllung<br />
des verfassungsrechtlichen Gebots ausreichender<br />
richterlicher Sachaufklärung<br />
eine günstige Gefährlichkeitsprognose<br />
nicht gestellt werden kann, weil verbleibende<br />
Zweifel an einer hinreichend<br />
günstigen Prognose zu Lasten des Verurteilte<br />
gehen (vgl. BVerfGE 117, 71<br />
).<br />
b.) Darüber hinaus begründet das Übermaßverbot<br />
verfahrensrechtliche Anforderungen.<br />
Sie betreffen vor allem das<br />
Verfahren zur Wahrheitserforschung und<br />
damit insbesondere die Feststellung der<br />
der Aussetzungsentscheidung zu Grunde<br />
liegenden Prognosebasis. Denn es ist<br />
unverzichtbare Voraussetzung eines<br />
rechtsstaatlichen Verfahrens, dass Entscheidungen,<br />
die den Entzug der persönlichen<br />
Freiheit betreffen, auf ausreichender<br />
richterlicher Sachaufklärung beruhen<br />
und eine in tatsächlicher Hinsicht genügende<br />
Grundlage haben (vgl. BVerfGE<br />
117, 71 ; BVerfG [3. Kammer<br />
des Zweiten Senats], Beschl. v.<br />
30.04.2009 - 2 BvR 2009/08, NJW2009,<br />
S. 1941ff, m.w.N. [= StraFo 2009, 236]).<br />
Mit zunehmender Dauer des Freiheitsentzuges<br />
steigen die Anforderungen an<br />
die Sachverhaltsaufklärung. Dem verfahrensrechtlichen<br />
Gebot einer zureichenden<br />
richterlichen Sachaufklärung kommt<br />
gerade in einem solchen Fall die Bedeutung<br />
eines Verfassungsgebots zu. Das<br />
Gericht hat sich ein möglichst umfassendes<br />
Bild von der zu beurteilenden Person<br />
zu verschaffen und die Grundlagen seiner<br />
Prognose selbständig zu bewerten.<br />
Im Rahmen des unbefristet wirkenden<br />
Freiheitsentzuges fordert das Gebot der<br />
bestmöglichen Sachaufklärung, einen<br />
erfahrenen Sachverständigen zu Rate zu<br />
ziehen, der die richterliche Prognose<br />
durch ein hinreichend substantiiertes und<br />
zeitnahes Gutachten vorbereitet. Die<br />
Entscheidung über die Fortdauer der<br />
Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />
hat sich daher im Regelfall<br />
auch über den eigentlichen Anwendungsbereich<br />
des § 454 Abs. 2 Satz 1<br />
Tr§tzdem 11/2010 55
§ RECHT & SOZIALES<br />
<strong>Nr</strong>. 1 StPO hinaus auf ein Sachverständigengutachten<br />
zu stützen, dass der besonderen<br />
Tragweite dieser Entscheidung<br />
gerecht wird. Dabei ist auch darauf Bedacht<br />
zu nehmen, dass das ärztliche Gutachten<br />
anerkannten wissenschaftlichen<br />
Standards genügt. Der Gefahr repetitiver<br />
Routinebeurteilungen muss der Richter<br />
durch eine sorgfaltige Auswahl des Gutachters<br />
entgegenwirken (BVerfGE 117,<br />
71 m.w.N.).<br />
Im Falle der erstmaligen Prognoseentscheidung<br />
nach der Mindestverbüßungszeit<br />
von 15 Jahren darf das Gericht in<br />
aller Regel die Einholung eines Gutachtens<br />
nicht allein mit der Begründung<br />
verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung<br />
nicht beabsichtige. Nach einem<br />
derart langen Zeitraum fehlt es im Regelfall<br />
an Beurteilungsgrundlagen, die einem<br />
Gericht erlauben, ohne sachverständige<br />
Beratung, eine gesicherte Prognose<br />
darüber abzugeben, ob die durch die Tat<br />
zutage getretene Gefährlichkeit des Verurteilten<br />
fortbesteht. Das Gebot bestmöglicher<br />
Sachaufklärung erfordert daher<br />
regelmäßig für die erstmalige Entscheidung<br />
über die Strafrestaussetzung bei<br />
einer lebenslangen Freiheitsstrafe ein<br />
zeitnahes wissenschaftlich fundiertes<br />
Gutachten.<br />
2. Diesem Maßstab halten die angegriffenen<br />
Entscheidungen nicht stand.<br />
Soweit die angegriffenen Urteile darauf<br />
abstellen, dass die unmittelbare kriminogene<br />
Problematik - trotz der anerkennenswert<br />
frühzeitigen Bemühungen des<br />
Beschwerdeführers - noch nicht so weit<br />
aufgearbeitet worden sei, dass eine hinreichend<br />
günstige Prognose möglich<br />
wäre, genügt diese Begründung nicht,<br />
um von einem sachverständigen Prognosegutachten<br />
nach einem derart langen<br />
Freiheitsentzug abzusehen. Es wird<br />
schon nicht deutlich, worauf die Erkenntnisse<br />
der Gerichte im Einzelnen<br />
beruhen.<br />
Allein der Hinweis, dass eine Therapie<br />
wegen eines tätlichen Angriffs des Beschwerdeführers<br />
auf einen Mithäftling<br />
einmal abgebrochen werden musste,<br />
begründet für sich genommen noch nicht<br />
eine negative Prognose, die ein Verzicht<br />
auf sachverständige Beratung rechtfertigen<br />
könnte.<br />
Es wird auch nicht erkennbar, worauf die<br />
Gerichte ihre Annahme stützen, dass von<br />
einem bereits eingetretenen<br />
(charakterlichen) Wandel derzeit noch<br />
nicht ausgegangen werden könne.<br />
BVerfG [3. Kammer des 2. Senats],<br />
Beschl. v. 20.07.2009 - 2 BvR 328/09<br />
Quelle:Das Schloss 1/ 2010<br />
Fortschreibung des Vollzugsplanes muss<br />
innerhalb der dafür vorgesehenen Frist<br />
erfolgen<br />
VOLLZUGSRECHT: Gefangene<br />
haben ein generelles Recht auf<br />
Fortschreibung ihres Vollzugsplanes<br />
innerhalb der im Vollzugsplan<br />
vorgesehenen Frist.<br />
achdem ein Gefangener sein Recht<br />
N auf die Fortschreibung seines Vollzugsplaner<br />
innerhalb der im Vollzugsplan<br />
vorgesehnen Frist verletzt sah, stellte<br />
er bei der zuständigen Strafvollstreckungskammer,<br />
gemäß § 113 Abs. 1<br />
StVollzG, einen Vornahmeantrag und<br />
beantragte die Antragsgegnerin zur Fortschreibung<br />
des Vollzugsplanes zu verpflichten.<br />
Die Antragsgegnerin argumentierte<br />
jedoch, dass der Antrag unzulässig<br />
sei, weil das Unterlassen einer Maßnahme<br />
nicht vor dem Ablauf von drei Monaten<br />
seit Beantragung der Maßnahme gestellt<br />
werden könne und diese Frist bis<br />
zur Erstellung der neuen Vollzugsplanung<br />
noch nicht verstrichen gewesen sei.<br />
Die 7. Strafkammer des Landgerichts<br />
Marburg an der Lahn sah dies jedoch<br />
anders. Sie urteilte, dass der Antrag nach<br />
§ 113 Abs. 1 StVollzg unzulässig war.<br />
Diese Vorschrift war nicht anwendbar,<br />
denn sie setzt einen Antrag auf Vornahme<br />
einer bestimmten Maßnahme voraus,<br />
der für die Fortschreibung einer Vollzugsplanung<br />
nicht gestellt werden muss.<br />
Wen der Vollzugsplan einen Fortschreibungstermin<br />
vorsieht – was zwingend<br />
der Fall sein muss (§7 Abs. § Satz<br />
2 StVollzG) – hat die Fortschreibung<br />
ohne Antrag zu erfolgen.<br />
Der im Vollzugsplan angegebene<br />
Fortschreibungszeitpunkt kann auch<br />
nicht mit dem Zeitpunkt der Antragstellung,<br />
auf den in § 113 Abs. 1 StVollzG<br />
abgestellt wird, gleichgesetzt werden,<br />
weil es sich hierbei um zwei unterschiedliche<br />
Dinge handelt. Daraus folgt, dass<br />
bei Überschreitung des im Vollzugsplan<br />
genannten Fortschreibungstermins der<br />
auf Erstellung eines neuen Vollzugsplanes<br />
gerichtete Verpflichtungsantrag sofort<br />
zulässig ist und nicht erst nach Ablauf<br />
von drei Monaten.<br />
Der Antrag wäre darüber hinaus auch<br />
begründet gewesen. Gefangene haben<br />
Anspruch auf Fortschreibung des Vollzugsplanes<br />
innerhalb der im Vollzugsplan<br />
vorgesehenen angemessenen Frist<br />
(Feest-Feest/ Joester, StVollzG, 5. Auflage,<br />
2006, § 7 Rn. 30).<br />
Landgericht Marburg/ Lahn 12.11.2009<br />
7aStVK 169/09<br />
56 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
RECHT & SOZIALES<br />
Lockerungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer<br />
RECHT: Ein ungeklärte ausländerrechtliche Situation ist kein hinreichender Grund für Lockerungsversagung.<br />
§<br />
1. Die Beschlüsse des Oberlandgerichts<br />
Hamm vom 12. Februar 2002 – 1<br />
Ws 19/02 und des Landgerichts Arnsberg<br />
vom 14. November 2001 – StVK<br />
494/01 – verletzen den Beschwerdeführer<br />
in seinem Grundrecht aus Artikel 2<br />
Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes in<br />
Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip.<br />
Sie werden aufgehoben. Die Sache<br />
wird an das Landgericht Arnsberg zurückverwiesen.<br />
Damit erledigt sich der<br />
Antrag auf Erlass einer einstweiligen<br />
Anordnung.<br />
2. Das Land Nordrhein-Westfalen hat<br />
dem Beschwerdeführer die notwendigen<br />
Auslagen zu erstatten.<br />
Gründe:<br />
Die Verfassungsbeschwerde betrifft<br />
eine Strafaussetzung zur Bewährung.<br />
Der Beschwerdeführer, marokkanischer<br />
Staatsangehöriger, wurde im Dezember<br />
1999 als Ersttäter wegen Einfuhr<br />
von Betäubungsmitteln in nicht geringer<br />
Menge in Tateinheit mit Beihilfe zum<br />
Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in<br />
nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe<br />
von vier Jahren verurteilt. Er hatte<br />
im Auftrag seines Bruders ca. 1 kg Haschisch<br />
und 1 kg Kokain als Kurier aus<br />
den Niederlanden nach Deutschland verbracht.<br />
Zwei Drittel der Strafe waren am<br />
6. Dezember 2001 verbüßt; das Strafende<br />
wird am 7. April 2003 erreicht sein.<br />
Im Mai 2001 wies die zuständige<br />
Ausländerbehörde den Beschwerdeführer<br />
gemäß § 47 AuslG aus dem Bundesgebiet<br />
aus und ordnete seine Abschiebung<br />
sowie die sofortige Vollziehung der<br />
Ausweisung an. Hiergegen legte er Widerspruch<br />
ein, über den jedenfalls bis<br />
zum Ergehen der angegriffenen Entscheidung<br />
noch nicht entschieden worden<br />
ist.<br />
Das Landgericht lehnte die bedingte<br />
Entlassung des Beschwerdeführers nach<br />
negativer Stellungnahme der Vollzugsanstalt<br />
ab. Er sei zwar Erstverbüßer, habe<br />
sich im Vollzug gut geführt und unterhalte<br />
regelmäßigen Kontakt zu seiner<br />
Familie, bei der er nach der Entlassung<br />
wohnen könne. Andererseits seine Vollzugslockerungen<br />
bisher nicht gewährt<br />
worden und es liege eine nicht rechtskräftige<br />
Ausweisungsverfügung gegen<br />
ihn vor. Auch hätten sich seine sozialen<br />
Rahmenbedingungen in der Vergangenheit<br />
als nicht hinreichend stabil erwiesen,<br />
um ihn von der Begehung von Straftaten<br />
abzuhalten. Daher könne die bedinget<br />
Entlassung „ohne vorherige Bewährung<br />
unter vollzuglichen Lockerungen nicht<br />
gewährt werden“.<br />
Die hiergegen gerichtete sofortige<br />
Beschwerde verwarf das Oberlandgericht<br />
aus den Gründen des angefochtenen Beschlusses.<br />
Es fügte hinzu, „insbesondere<br />
aufgrund der derzeit ungeklärten ausländerrechtlichen<br />
Situation“ kämen zum<br />
jetzigen Zeitpunkt Vollzugslockerungen<br />
und demzufolge auch eine bedingte Entlassung<br />
nicht in Betracht“.<br />
Der Beschwerdeführer rügt eine Verletzung<br />
seiner Rechte aus Art. 1 Abs. 1<br />
und Abs. 3, Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG. Die<br />
angegriffenen Entscheidungen enthielten<br />
unzureichende Tatsachenfeststellungen.<br />
Insbesondere sei nicht konkret überprüft<br />
und begründet worden, weshalb dem<br />
Beschwerdeführer keine Lockerungen<br />
gewährt werden könnten. Der pauschale<br />
Hinweis auf die „ungeklärte ausländerrechtliche<br />
Situation“ reiche insoweit<br />
nicht aus. Auch hätten die Gerichte in<br />
unzulässiger Weise auf - seine an sich<br />
positiven – sozialen Rahmenbedingungen<br />
und sein Verhalten in der Vergangenheit<br />
abgestellt, ohne seine Läuterungen<br />
durch jahrelangen Strafvollzug in<br />
Rechnung zu stellen.<br />
Das Justizministerium des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen hat in seiner Stellungnahme<br />
auf die Verwaltungsvorschrift<br />
<strong>Nr</strong>. 6 zu § 11 StVollzG verwiesen,<br />
nach der Gefangene von Vollzugslockerungen<br />
ausgeschlossen seinen, gegen<br />
die eine vollziehbare Ausweisungsverfügung<br />
für den Geltungsbereich des Strafvollzugsgesetzes<br />
bestehe und die aus der<br />
Haft abgeschoben werden sollten. Daher<br />
entspreche es pflichtgemäßem Ermessen,<br />
bei der Entscheidung über Lockerungen<br />
die ausländerrechtliche Situation nach<br />
Maßgabe der erläuterten Verwaltungsvorschrift<br />
zu berücksichtigen.<br />
Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde<br />
zur Entscheidung an, weil<br />
dies zur Durchsetzung von Grundrechten<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 57
§ RECHT & SOZIALES<br />
des Beschwerdeführers angezeigt ist (§<br />
93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG). Sie<br />
ist zur Sachentscheidung berufen, da die<br />
zulässige Verfassungsbeschwerde offensichtlich<br />
begründet ist. Die maßgeblichen<br />
verfassungsrechtlichen Fragen hat<br />
das Bundesverfassungsgericht bereits<br />
entschieden (§§ 93b Satz 1, 93c Abs. 1<br />
Satz 1 BVerfGG).<br />
Die angegriffenen Beschlüsse verletzen<br />
den Beschwerdeführer in seinem<br />
Freiheitsgrundrecht (Art. 2 Abs. 2 Satz 2<br />
GG) in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip,<br />
weil sie ausreichende Feststellungen<br />
sowie eine angemessene Würdigung<br />
der für die Prognose gemäß § 57<br />
Abs. 1 StGB relevanten Tatsachen vermissen<br />
lassen.<br />
1. Ob im Einzelfall die weitere Vollstreckung<br />
einer rechtskräftig ausgesprochenen<br />
Freiheitsstrafe nach § 57 Abs. 1<br />
StGB zur Bewährung auszusetzen ist, ist<br />
zunächst eine Frage der Auslegung und<br />
Anwendung des Strafgesetzbuches und<br />
des Strafvollstreckungsrechts. Das Bundesverfassungsgericht<br />
prüft diese Entscheidung<br />
nicht in jeder Hinsicht nach.<br />
Es hat jedoch einzugreifen, wenn das<br />
zuständige Fachgericht bei der Sachverhaltsfeststellung<br />
und –---würdigung die<br />
verfassungsrechtliche Bedeutung und<br />
Tragweite der Menschenwürde oder<br />
Freiheitsgarantie verkannt hat (vgl. Beschluss<br />
der 2. Kammer des Zweiten Senats<br />
des Bundesverfassungsgerichts vom<br />
22. März 1998 – 2 BvR 77/97; NStZ<br />
1998, WS. 373, 374). Insbesondere müssen<br />
Entscheidungen, die den Entzug der<br />
persönlichen Freiheit betreffen, auf zureichender<br />
richterlicher Sachaufklärung<br />
beruhen und eine in tatsächlicher Hinsicht<br />
genügende Grundlage haben, die<br />
der Bedeutung der Freiheitsgarantie entspricht<br />
(stRspr; vgl. BVerfGE 70, 297<br />
m.w.N.).<br />
Demzufolge darf der Strafvollstreckungsrichter<br />
im Verfahren gemäß §<br />
454, 462 StPO seine Entscheidung gemäß<br />
§ 57 Abs. 1 StGB nicht alleine darauf<br />
stützen, dass die Vollzugsbehörde –<br />
etwa auf der Grundlage bloßer pauschaler<br />
Wertung oder mit dem Hinweis auf<br />
eine abstrakte Flucht- und Missbrauchsgefahr<br />
– die Gewährung von Vollzugslockerungen<br />
zur Vorbereitung der Strafaussetzung<br />
versagt hat. Er hat vielmehr<br />
eigenständig zu prüfen, ob die Strafaussetzung<br />
unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses<br />
der Allgemeinheit<br />
verantwortet werden kann. Der Erprobung<br />
eines Strafgefangenen im Rahmen<br />
von Vollzugslockerungen kann hierbei<br />
als Indiz zwar eine erhebliche Bedeutung<br />
zukommen. Vollzugslockerungen sind<br />
jedoch von Rechts wegen nicht notwendiger<br />
Weise Vorraussetzung für eine<br />
bedingte Entlassung. Gegebenenfalls<br />
kann das Gericht die Vollzugsbehörde<br />
im Aussetzungsverfahren darauf hinweisen,<br />
dass Vollzugslockerungen zur Vorbereitung<br />
der bedingten Entlassung geboten<br />
erscheinen (vgl. Beschluss der 2.<br />
Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts<br />
vom 22. März<br />
1998 – 2 BvR 77/97 – a.a.O., S. 375).<br />
Diesen Grundsätzen genügen die<br />
angegriffenen Entscheidungen nicht. Das<br />
Landgericht stellt die Tatsachen, die für<br />
und gegen die bedingte Entlassung sprechen,<br />
in knappster Form nebeneinander,<br />
ohne offen zu legen, welche Erwägung<br />
für die Annahme einer negativen Prognose<br />
maßgeblich war. Dies begegnet<br />
bereits Bedenken. Verfassungsrechtlich<br />
nicht mehr vertretbar ist jedenfalls die<br />
Art und Weise, in der die Fachgerichte<br />
ihre Ablehnung an das Fehlen von Vollzugslockerungen<br />
knüpfen. Denn die angegriffenen<br />
Entscheidungen setzen sich<br />
nicht bzw. unzureichend mit der Frage<br />
auseinander, ob die Vollzugsbehörde zu<br />
recht davon abgesehen hat, gemäß § 15<br />
StVollzG Lockerungen zur Entlassungsvorbereitung<br />
anzuordnen.<br />
Während das Landgericht die Frage<br />
nicht problematisiert, weist das Oberlandgericht<br />
lediglich auf die „ungeklärte<br />
ausländerrechtliche Situation“ als Grund<br />
für die Ablehnung von Lockerungsmaßnahmen<br />
und Strafaussetzung hin, ohne<br />
auf die konkrete Lage des Beschwerdeführers<br />
einzugehen. Damit widerspricht<br />
die Entscheidung bereits der herrschenden<br />
Rechtsprechung der Fachgerichte,<br />
der zufolge ein anhängiges Ausweisungsverfahren<br />
die Versagung von Lockerungen<br />
wegen Flucht- und Missbrauchsgefahr<br />
nicht pauschal zu rechtfertigen<br />
vermag (vgl. OLG Frankfurt,<br />
ZfStrVO 1991, 5. 372, NStZ 19834, 5.<br />
93, ZfStrVO 1983, 5. 249; OLG Celle,<br />
ZfStrVO 1984, S. 2512).<br />
Verfassungsrechtlich erschiene der Verzicht<br />
der angegriffenen Entscheidung auf<br />
eine konkrete Begründung allenfalls<br />
dann vertretbar, wenn nach den Umständen<br />
des Falles ein Missbrauch der Vollzugslockerung<br />
oder der Strafaussetzung<br />
mit Blick auf die drohende Abschiebung<br />
offensichtlich vorauszusehen wäre. Dies<br />
ist jedoch nicht der Fall.<br />
Danach enthalten die angegriffenen<br />
Entscheidungen mangelhafte Feststellungen<br />
zum Einfluss der ausländerrechtlichen<br />
Situation des Beschwerdeführers<br />
auf die Möglichkeit einer Strafaussetzung.<br />
Damit basiert die gerichtliche<br />
Prognose auf einer rechtsstaatlich unzureichenden<br />
Tatsachengrundlage. Überdies<br />
ist bei einer derartigen Entscheidungspraxis<br />
die Gefahr nicht von der<br />
Hand zu weisen, dass die Strafhaft in<br />
rechtsstattlich unzulässiger Weise zur<br />
Abschiebehaft umfunktioniert und der<br />
Strafvollzug für ausländische Verurteilte<br />
zum bloßen „Verwahrvollzug“ wird (vgl.<br />
OLG Braunschweig, StV 1983, 5. 338<br />
; Lesting, in AK-StVollzG, 4.<br />
Aufl. Rz. 41 zu § 11).<br />
(Veröffentlicht in Hauspost 04/2009)<br />
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts<br />
BVerfG 2 BvR 461/02<br />
Anmerkung:<br />
Ein weiterer erfreulicher und klarer<br />
Beschluss des Bundesverfassungsgerichts,<br />
der keinen Raum für Interpretationen<br />
lässt. Leider sieht die vollzugliche<br />
Realität anders aus, weshalb es dringend<br />
erforderlich ist einen geeigneten Rechtsanwalt<br />
zu konsultieren, der sich mit dem<br />
Strafvollzus- und Vollstreckungsrecht<br />
auskennt. Davon gibt es leider nur wenige.<br />
Also informieren!<br />
Text: GEO<br />
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„Welcher Teil des menschlichen Körpers weitet sich bei<br />
Erregung um das Achtfache?“<br />
Die Studentin wird ganz rot und stottert: „Der, das…?“<br />
„Falsch“, sagt der Professor. „Es ist die Pupille.“<br />
„Und ihnen, liebes Fräulein, würde ich raten, nicht mit zu hohen<br />
Erwartungen in die Ehe zu gehen.“<br />
Richter: „Sie haben den Staatsanwalt gehört. Hat sich der Einbruch<br />
so zugetragen, wie er ihn geschildert hat?“ Angeklagter:<br />
„Nein, aber mein Kompliment an den Herrn Staatsanwalt. Seine<br />
Idee wäre auch nicht schlecht gewesen!“<br />
Zwei Mütter unterhalten sich über ihre jugendlichen Sprösslinge:<br />
„Was will ihr Sohn denn später werden?“ „Rechtsanwalt.<br />
Er streitet sich gerne, mischt sich ständig in anderer Leute Angelegenheiten<br />
und weiß immer alles besser. Da habe ich ihm<br />
geraten, er soll sich das bezahlen lassen!“<br />
Von der Schönheit ihrer<br />
neuen Sekretärin verzaubert<br />
beschlossen zwei leitende<br />
Angestellten, dass sie die<br />
Einweisung ihrer neuen<br />
Mitarbeiterin in sämtliche<br />
Firmenangelegenheiten<br />
persönlich vornehmen wollen.<br />
„Es liegt jetzt an uns<br />
ihr den Unterschied zwischen<br />
richtig und falsch<br />
beizubringen“, sagte der<br />
eine. „Einverstanden“, entgegnete<br />
der andere voller Begeisterung. „Du bringst ihr bei was<br />
richtig ist.“<br />
Was ist der Unterschied zwischen einer verheirateten und einer<br />
ledigen Frau?<br />
Die Ledige kommt nach Hause, schaut in den Kühlschrank und<br />
geht frustriert ins Bett.<br />
Die Verheiratete kommt nach Hause, schaut ins Bett und geht<br />
frustriert an den Kühlschrank.<br />
Mama hat einen Hassen zum Abendbrot gemacht.<br />
Da die Kinder dieses Tier sehr lieb haben, verheimlicht sie<br />
ihnen die Wahrheit. Der kleine Junge isst mit viel Appetit und<br />
fragt seinen Papa, was es denn ist. Der Papa sagt ganz stolz:<br />
„Ratet einmal? Ich gebe euch einen Tipp. Ab und zu nennt<br />
Mama mich so.“<br />
Da spuckt die Tochter aus und sagt zu ihrem Bruder: „Iss das<br />
bloß nicht, dass ist ein Arschloch!“<br />
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Tr§tzdem 11/2010 59
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behält sich die Redaktion vor, Anzeigen jederzeit abzuändern<br />
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1.Schreibe Deinen Antwortbrief und stecke ihn in einen Briefumschlag. Schreibe<br />
auf der oberen linken Seite des Umschlages Deine Adresse und unten Links die<br />
Chiffrenummer auf. Diesen Briefumschlag nicht frankieren und nicht zukleben.<br />
2. Denn Antwortbrief (oder mehrere) steckst Du in einen weiteren<br />
Umschlag und legst für jeden Antwortbrief eine Briefmarke (55 Cent)<br />
dazu.<br />
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REZEPT<br />
§<br />
Thüringer Düschel<br />
Zutaten:<br />
1 Packung Weißbrot 400gr.<br />
1 Päckchen Vanillezucker<br />
1 Päckchen Vanille-Pudding<br />
400 gr. Kirschmarmelade<br />
150 gr. Butter<br />
700 ml Milch<br />
3EL Zucker<br />
1 Prise Salz<br />
2 Äpfel<br />
Zubereitung:<br />
Das Brot in Stücke schneiden (2cm) und auf einem Backblech goldgelb rösten. In dieser Zeit aus der ganzen Milch Pudding<br />
kochen. Anschließend in den heißen Pudding 2/3 von der Butter, den Vanillezucker, die Marmelade und die Äpfel (klein geschnitten)<br />
einrühren. Die Eier mit Salz und Zucker schaumig schlagen und unterheben.<br />
Eine Springform 26 cm einfetten und mit Mehl ausstreuen.<br />
In einem größeren Gefäß die Masse mit den Brotstückchen leicht vermischen. Die ganze Mischung gleichmäßig in der Backform<br />
verteilen. Das restliche 1/3 der Butter in Flocken auf die Oberfläche verteilen.<br />
Bei 180°C mit Umluft ca. 40 Min. backen.<br />
Kalt mit geschlagener Sahne oder Soße servieren.<br />
-Guten Appetit-<br />
Der richtige Teig für jeden Anlass<br />
Biskuitteig:<br />
Knetteig (Mürbeteig):<br />
Quark-Öl-Teig:<br />
Rührteig:<br />
75g Mehl, 2 EL Wasser, 3 Eier<br />
1 Päckchen Vanillinzucker<br />
75g Speisestärke<br />
1 TL Backpulver, 125g Zucker<br />
1 Priese Salz<br />
Das Wasser erwärmen, bis es lauwarm<br />
ist. Die Eier trennen . Das Eigelb mit<br />
dem erwärmten Wasser, Zucker und<br />
Vanillinzucker verquirlen. Die Eimasse<br />
zu einer festen Creme schlagen. Salz<br />
zum Eiweiß zugeben und beides zu sehr<br />
steifen Eischnee schlagen. Den Eischnee<br />
auf die Creme geben. Das mit<br />
Backpulver und Speisestärke vermischte<br />
Mehl auf den Eischnee sieben und<br />
unterrühren. Den Teig sofort in eine<br />
gefettete und mit Mehl bestäubte<br />
Springform geben und im vorgeheizten<br />
Backofen bei 180 Grad, 35 min backen.<br />
Tipp: In der Mitte aufschneiden, mit<br />
Früchten u. geschlagener Sahne fühlen<br />
u. Schokoladenglasur überziehen.<br />
500g Mehl ‚ 6 EL Milch,<br />
5 Eier<br />
1 Päckchen Vanillinzucker<br />
250g Butter<br />
250g Zucker<br />
Die zimmerwarme Butter in kleine<br />
Stückchen schneiden und so lange<br />
rühren, bis sie schaumig ist. Zucker und<br />
Vanillinzucker einrieseln lassen, die<br />
Creme nochmals kurz durchrühren. Ein<br />
Ei nach dem anderen zugeben; dabei<br />
jedes Ei einzeln mit der Butter- creme<br />
verquirlen. Nun abwechselnd einen<br />
Schuss Milch und einige Esslöffel<br />
gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide<br />
Zutaten verbraucht sind. Anschließend<br />
den Teig in eine gefettete und mit Mehl<br />
bestäubte Form gießen und im vorgeheizten<br />
Backofen bei 180 Grad ca. 30<br />
min backen.<br />
Tipp: Geht nur wenig auf. Vor allem<br />
für Kekse und Tortenböden verwendet.<br />
400g Mehl, 4 EL Milch<br />
1 Päckchen Backpulver<br />
170g Quark<br />
2 EL Vanillinzucker<br />
Abgeriebene Zitronenschale<br />
6 EL Öl, 50g Butter<br />
l00g Zucker<br />
Quark gut abtropfen lassen, inzwischen<br />
Butter aus dem Kühlschrank nehmen<br />
und auf Zimmer- wärme erwärmen<br />
lassen. Beides zusammen mit Milch,<br />
Ö1 und Zitronenschale cremig rühren.<br />
Zucker und Vanillinzucker einrieseln<br />
lassen. Füllung oder Belag zubereiten<br />
und auf den Teig geben. Im vorgeheizten<br />
Backofen bei 200 Grad ungefähr 45<br />
Minuten backen lassen.<br />
Tipp: Dieser Teig ist ideal für alle die<br />
nur wenig Zeit haben, aber trotzdem<br />
nicht auf selbstgebackenes verzichten<br />
wollen, oder die noch wenig Backerfahrung<br />
mitbringen.<br />
500g Mehl, 6 EL Milch, 5 Eier 1 Päckchen<br />
Backpulver<br />
1 Päckchen Vanillinzucker<br />
200g Butter, 200g Zucker<br />
Die zimmerwarme Butter in kleine<br />
Stückchen schneiden und solange rühren<br />
bis sie schaumig ist. Zucker und<br />
Vanillinzucker einrieseln lassen, die<br />
Creme nochmals gut durchrühren, ein<br />
Ei nach dem anderen zugeben (dabei<br />
jedes Ei einzeln mit der Buttercreme<br />
verquirlen). Nun abwechselnd einen<br />
Schuss Milch und einige Esslöffel<br />
gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide<br />
Zutaten verbraucht sind. Anschließend<br />
den Teig in eine gefettete und mit Mehl<br />
bestäubte Form gießen. Im vorgeheizten<br />
Backofen bei 180 Grad ca. 50 Minuten<br />
backen. Nach dem Backen den<br />
Kuchen aus dem Ofen nehmen und ca.<br />
2-3 Minuten ruhen lassen. Danach den<br />
Kuchen auf ein Kuchengitter stürzen<br />
und auskühlen lassen.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 61
§ PRESSESPIEGEL<br />
Je gläubiger, desto gewaltbereiter<br />
STUDIE: Provokantes Ergebnis einer Studie: Jugendliche aus muslimischen Zuwandererfamilien schlagen<br />
häufiger zu.<br />
VON MARINA KORMBAKI<br />
Hannover. Es sind besorgniserregende<br />
Befunde, die der<br />
Kriminologe Christian Pfeiffer<br />
am Wochenende vorgestellt<br />
hat. Die Ergebnisse einer neuen<br />
Studie des Kriminologischen<br />
Forschungsinstitutes<br />
Niedersachsen (KFN) bergen<br />
Sprengstoff für die Integrationsdebatte<br />
und scheinen Wasser<br />
auf die Mühlen all jener<br />
sein, die schon immer gewusst<br />
haben wollen, dass aus dem<br />
Islam nichts Gutes erwachsen<br />
könne: Jugendliche aus muslimischen<br />
Zuwandererfamilien<br />
sind demnach deutlich gewaltbereiter<br />
als junge Migranten<br />
anderer Konfessionen - je häufiger<br />
junge Türken und Araber<br />
in die Moschee gingen, desto<br />
häufiger schlugen sie auch zu.<br />
Die KFN-Forscher haben<br />
in den Jahren 2007 und 2008<br />
bundesweit rund 45000 Schüler<br />
im Alter von 14 bis 16 Jahren<br />
befragt - darunter etwa<br />
10000 Migranten. Die Frage<br />
nach dem Integrationsgrad<br />
junger, religiöser Migranten<br />
war da ein Aspekt von vielen.<br />
Die Auswertung der Fragebögen<br />
förderte besonders bei<br />
türkisch- stämmigen Jugendlichen<br />
erschütternde Ergebnisse<br />
zutage: Nach eigenen Auskünften<br />
und nach solchen von<br />
Opfern begingen 23,5 Prozent<br />
der „sehr religiösen“ türkischen<br />
Migranten Gewalttaten<br />
wie Körperverletzung und<br />
Raub. Bei jungen Christen ist<br />
es umgekehrt: Mit steigender<br />
Religiosität sinkt die Neigung<br />
zu solchen Taten. Was den<br />
Wissenschaftlern außerdem<br />
Sorge bereitet: Junge, sehr<br />
religiöse Jugendliche mit türkischen<br />
Wurzeln haben nur zu<br />
21,7 Prozent deutsche Freunde<br />
und fühlen sich nur zu 14,5<br />
Prozent als Deutsche - obwohl<br />
doch 88,5 Prozent von ihnen<br />
in Deutschland geboren wurden.<br />
KFN-Chef Pfeiffer weiß<br />
um die Brisanz dieser Zahlen.<br />
Er warnt vor vorschneller,<br />
pauschaler Islamkritik: „Nicht<br />
der Islam ist an der Gewaltbereitschaft<br />
türkischer Migranten<br />
schuld, sondern das archaische<br />
Männlichkeitsbild, das die<br />
Imame in den Moscheen vermitteln“,<br />
sagte er dieser Zeitung.<br />
Die Mehrheit der Imame<br />
komme ohne Deutschkenntnisse<br />
nach Deutschland, bleibe<br />
Jugendliche und Religion<br />
Von je 100 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren bezeichnen sich als<br />
Stand 2007/ 08<br />
junge Christen<br />
30<br />
47<br />
20<br />
3<br />
nicht religiös<br />
etwas religiös<br />
religiös<br />
sehr religiös<br />
junge Muslime<br />
5<br />
24<br />
46<br />
25<br />
Quelle: KFN<br />
nur für kurze Zeit und baue<br />
keine positive Beziehung zur<br />
hiesigen Kultur auf. Ihre gewaltlegitimierenden<br />
Männlichkeitsnormen<br />
verfingen besonders<br />
bei sozial ausgegrenzten<br />
Jugendlichen „die gepredigte<br />
Macho-Kultur kompensiert die<br />
tatsächliche Schwäche der<br />
jungen Männer“, sagt Pfeiffer.<br />
Die KFN-Untersuchung hat<br />
auch im niedersächsischen<br />
Sozialministerium Widerhall<br />
gefunden. ,,Die Studie zeigt,<br />
dass unser Kurs der Imamweiterbildung<br />
in Niedersachsen<br />
richtig und notwendig ist“,<br />
sagte Ministerin Aygül Ozkan<br />
gestern. „Wir brauchen eine<br />
zielgerichtete Weiterbildung<br />
der Imame vor Ort in Deutschland,<br />
damit diese einen stärkeren<br />
Beitrag zur Integration<br />
leisten.“<br />
An der Universität Osnabrück<br />
werden ab dem Herbst<br />
Weiterbildungsseminare für<br />
Imame angeboten. Zum Wintersemester<br />
2012/13 sollen<br />
dort erstmals in Deutschland<br />
muslimische Theologen ausgebildet<br />
werden.<br />
Quelle: HAZ 08.06.2010<br />
Niedersachsen verweigert Entlassungen<br />
SICHERUNGSVERWAHRUNG: Hannovers Justizminister Busemann will nicht, dass Straftäter von Amts<br />
wegen freikommen können. Staatsanwälte zu Beschwerden aufgerufen. Hamburg zieht nicht mit.<br />
Niedersachsen handhabt<br />
die Entlassung von Straftätern<br />
aus der Sicherungsverwahrung<br />
streng. Justizminister Bernd<br />
Busemann (CDU) forderte die<br />
Staatsanwaltschaften per Erlass<br />
auf, bei bestimmten Entscheidungen<br />
Beschwerde einzulegen.<br />
Einen entsprechenden<br />
Bericht des Spiegel bestätigte<br />
am Samstag ein Ministeriumssprecher.<br />
Andere Bundesländer<br />
bestritten, dass es bei ihnen<br />
ähnliche Bestrebungen<br />
gebe. Der Europäische Gerichtshof<br />
für Menschenrechte<br />
(EGMR) hatte Anfang Mai die<br />
rückwirkende Verlängerung<br />
der Sicherungsverwahrung als<br />
Verstoß gegen die Menschenrechte<br />
eingestuft. Das Gericht<br />
verwarf damit ein deutsches<br />
Gesetz von 1998. Nach Spiegel-Angaben<br />
spielen jetzt die<br />
Justizministerien mehrerer<br />
Bundesländer auf Zeit, um als<br />
gefährlich eingestufte Straftäter<br />
vorläufig noch nicht in<br />
Freiheit entlassen zu müssen.<br />
Busemann vertritt die<br />
Auffassung, dass die Entlassung<br />
noch gefährlicher Sexual-<br />
und Gewaltverbrecher auf<br />
keinen Fall von Amts wegen<br />
erfolgen soll. Das Bundesverfassungsgericht<br />
habe bereits in<br />
zwei Fällen erklärt, das Sicherheitsinteresse<br />
der Bevölkerung<br />
überwiege das Freiheitsinteresse<br />
eines verurteilten<br />
Straftäters. Solange Karlsruhe<br />
bei dieser Auffassung<br />
bleibe, sei das EGMR-Urteil<br />
nicht verbindlich.<br />
In Niedersachsen sind zehn<br />
als gefährlich eingestufte Täter<br />
betroffen. Vor wenigen Tagen<br />
erst scheiterte ein 59-jähriger<br />
Straftäter erneut mit dem Versuch,<br />
unter Berufung auf das<br />
EGMR-Urteil aus der Sicherungsverwahrung<br />
entlassen zu<br />
werden. Das Oberlandesgericht<br />
Celle urteilte, die Entscheidung<br />
zwinge nicht zur<br />
Entlassung des Mannes. Die<br />
Auslegung der Straßburger<br />
Richter widerspreche dem<br />
Willen des deutschen Gesetzgebers,<br />
sagte eine Sprecherin<br />
in Celle.<br />
Hamburg will den niedersächsischen<br />
Weg offenbar<br />
nicht mitgehen. Es gebe „eine<br />
solche Absprache bisher<br />
nicht“ sagte Pia Kohorst, Sprecherin<br />
der Justizbehörde.<br />
Quelle: TAZ 31.05.2010<br />
62 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
Folter und Misshandlung in 111 Staaten<br />
PRESSESPIEGEL<br />
STUDIE: Amnesty beklagt weltweite Missstände. Fortschritte durch Internationalen Strafgerichtshof.<br />
§<br />
VON BERND PICKERT<br />
Schauprozesse im<br />
Iran: 8o Oppositionelle<br />
wurden<br />
verurteilt, mindestens<br />
16 von ihnen<br />
zum Tode<br />
Straflosigkeit für schwerste<br />
Menschenrechtsverletzungen,<br />
Folter und Misshandlung von<br />
Gefangenen in mindestens in<br />
Staaten, unfaire Verfahren in<br />
mindestens 55 Staaten, Einschränkung<br />
der Meinungsfreiheit<br />
in mindestens 96 Ländern:<br />
Das sind die wichtigsten Anklagepunkte<br />
des neuen Jahresberichts<br />
von Amnesty International,<br />
den die Menschenrechtsorganisation<br />
heute weltweit<br />
veröffentlicht. Dabei bemüht<br />
sich Amnesty auch, positive<br />
Entwicklungen darzustellen.<br />
2009 sei ein „Meilenstein<br />
für die Menschenrechte“ gewesen,<br />
sagt die deutsche Amnesty-Generalsekretärin<br />
Monika<br />
Lüke. Zahlreiche Gerichtsurteile<br />
und politische Entscheidungen<br />
2009 hätten die<br />
Aussage unterstrichen, dass<br />
niemand über dem Gesetz<br />
stehe. Insbesondere der erste<br />
Haftbefehl des Internationalen<br />
Strafgerichtshofes gegen ein<br />
amtierendes Staatsoberhaupt,<br />
Sudans Präsidenten Omar<br />
al-Bashir, gegen den Widerstand<br />
fast aller afrikanischer<br />
Staaten sei wichtig gewesen,<br />
sagte Lüke bei der Vorstellung<br />
des Berichts in Berlin am<br />
Mittwoch. Auch Peru, wo der<br />
ehemalige Präsident Alberto<br />
Fujimori wegen während seiner<br />
Amtszeit begangener<br />
Verbrechen zu 25 Jahren Haft<br />
verurteilt wurde, habe Maßstäbe<br />
gesetzt. Allerdings hätten<br />
sich die USA, China, Russland,<br />
Iran und Afghanistan<br />
gegenüber Forderungen nach<br />
Aufklärung und Verfolgung<br />
von Menschenrechtsverletzungen<br />
„taub gestellt: sagte Lüke.<br />
Ausführlich geht auch<br />
Claudio Cordone, noch bis<br />
Juni dieses Jahres lnterimsgeneralsekretär<br />
in der Londoner<br />
Amnesty-Zentrale, im Vorwort<br />
des Jahresberichts auf die<br />
internationale Strafverfolgung<br />
ein. Er zeichnet das Bild einer<br />
Erfolgsgeschichte, wobei der<br />
Internationale Strafgerichtshof<br />
eine zentrale Rolle spiele.<br />
„Selbst in Staaten, die die Gerichtsbarkeit<br />
des Internationalen<br />
Strafgerichtshofes nicht<br />
akzeptieren, hat allein die E-<br />
xistenz dieses Gerichts die<br />
Frage der Rechenschaftspflicht<br />
verstärkt in den Mittelpunkt<br />
gerückt‘: schreibt Cordone.<br />
Derzeit haben 81 Staaten<br />
das Statut des Internationalen<br />
Strafgerichtshofes noch<br />
nicht unterzeichnet, darunter<br />
sieben G-2o-Staaten.<br />
In den Länderberichten,<br />
traditionell der Schwerpunkt<br />
im Datenteil des Jahresberichts,<br />
hebt Amnesty insbesondere<br />
Afghanistan und Iran<br />
hervor. Nach wie vor würden<br />
in Afghanistan Zivilisten Opfer<br />
der Taliban und anderer<br />
bewaffneter Gruppen sowie<br />
auch der internationalen Streitkräfte.<br />
„Wenn Präsident Karsai<br />
bei den anstehenden Verhandlungen<br />
mit den Taliban<br />
die wenigen Fortschritte bei<br />
den Menschenrechten opfert,<br />
muss die internationale Gemeinschaft<br />
klarmachen: Die<br />
Menschenrechte sind nicht<br />
verhandelbar“ forderte Monika<br />
Lüke.<br />
Auch im Iran hat sich laut<br />
Amnesty die Situation deutlich<br />
verschlechtert. Seit den Präsidentschaftswahlen<br />
im Juni<br />
2009 habe die Verfolgung von<br />
Oppositionellen und Menschenrechtsverteidigern<br />
zugenommen.<br />
In Schauprozessen<br />
seien über 80 Personen verurteilt<br />
worden, mindestens 16<br />
davon zum Tode.<br />
Enttäuscht zeigt sich Amnesty<br />
von der Regierung<br />
Barack Obamas. Weder habe<br />
er seine Ankündigung eingehalten,<br />
das Gefangenenlager<br />
in Guantánamo binnen eines<br />
Jahres zu schließen, noch seien<br />
die großen Rechtsstaatsprobleme<br />
bei der Behandlung<br />
von Terrorverdächtigen beseitigt<br />
worden. „Wenn einige<br />
Gefangene von Guantánamo<br />
nach Illinois verlegt werden,<br />
aber weiter ohne rechtsstaatliches<br />
Verfahren in Haft bleiben,<br />
ändert sich für diese<br />
Männer nichts - außer der<br />
Postleitzahl“: sagte Lüke.<br />
Quelle: TAZ 27.05.2010<br />
Regierung einig bei Sicherungsverwahrung<br />
JUSTIZ: Nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung soll nicht mehr möglich sein. Regierung setzt auf<br />
elektronische Fußfesseln.<br />
BERLIN Die Bundesregierung<br />
hat sich auf eine Reform<br />
der umstrittenen Sicherungsverwahrung<br />
geeinigt.<br />
Das Kabinett beschloss am<br />
Mittwoch Eckpunkte für ein<br />
neues Gesetz von Bundesjustizministerin<br />
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
(FDP).<br />
Dabei werden auch elektronische<br />
Fußfesseln in Betracht<br />
gezogen, um rückfallgefährdete<br />
Täter nach der Haftentlassung<br />
Orten zu können.<br />
Bei der Sicherungsverwahrung<br />
bleiben Täter, bei denen<br />
die Gefahr eines Rückfalls<br />
besteht, auch nach der Haft<br />
eingesperrt. Das soll künftig<br />
nur noch möglich sein, wenn<br />
die Sicherungsverwahrung<br />
bereits im Urteil zumindest<br />
vorbehaltlich vorgesehen war.<br />
Diese Möglichkeit, dass sich<br />
Richter eine endgültige Anordnung<br />
zu einem späteren<br />
Zeitpunkt der Haft offen halten<br />
können, soll ausgebaut<br />
werden. Die nachträgliche<br />
Sicherungsverwahrung, die am<br />
Haftende angeordnet wird und<br />
die der Europäische Gerichtshof<br />
für Menschenrechte<br />
(EGMR) in Straßburg verurteilt<br />
hatte, soll es nicht mehr<br />
geben. Zudem soll die Verwahrung<br />
nicht mehr bei Vermögensdelikten<br />
ohne Gewaltanwendung<br />
möglich sein.<br />
Für Sicherungsverwahrte,<br />
die aufgrund nachträglich angeordneter<br />
Verwahrung und<br />
des EGMR-Urteils freigelassen<br />
werden müssen, will Leutheusser<br />
Schnarrenberger elektronische<br />
Fußfesseln zur Ortung<br />
einsetzen. Die Ministerin<br />
warnte jedoch davor, eine e-<br />
lektronische Überwachung als<br />
das „alleinige Heilmittel‘ zu<br />
betrachten.<br />
Die geplante elektronische<br />
Fußfessel stößt jedoch auf<br />
Kritik. Der stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende der Gewerkschaft<br />
der Polizei (GdP),<br />
Bernhard Witthaut, monierte,<br />
in einer Großstadt sei es kaum<br />
möglich, mehrere hundert Meter<br />
zu gehen, ohne an einer<br />
Schule, einem Spielplatz, einer<br />
Kindertagesstätte vorbeizulaufen.<br />
Der elektronische Sender<br />
könne auch nicht zwischen<br />
einem Kontakt des Überwachten<br />
mit einem Kind oder einem<br />
Erwachsenen unterscheiden.<br />
Quelle:TAZ 24.06.2010<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 63
§<br />
KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
Wissen ist Macht...<br />
… doch Nichtwissen macht auch nichts<br />
In der heutigen Gesellschaft ist Bildung eine Schlüsselqualifikation für alle Lebensbereiche, seien es private oder berufliche. Allgemeinbildung im<br />
engeren Sinne bedeutet nichts anderes als die Fähigkeit mitzureden, und mitreden zu können hat sicherlich noch keinem geschadet. In unserer Rubrik<br />
„Wissen ist Macht…“ präsentieren wir ihnen Fragen aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens die ihr Wissen erweitern, auffrischen, oder<br />
sie einfach nur unterhalten sollen. Versuchen sie die Fragen ohne Zuhilfenahme der Lösungen zu beantworten. Wir wünschen ihnen viel Vergnügen.<br />
1. Was sind Schöffen?<br />
a. Vorsitzende im Bundesparlament<br />
b. Mitarbeiter im Justizministerium<br />
c. juristische Berater bei der Gesetzgebung<br />
d. ehrenamtliche Laienrichter<br />
7. Wer malte die Mona Lisa?<br />
a. Leonardo da Vinci<br />
b. Michelangelo Buonarroti<br />
c. Andrea del Verocchio<br />
d. Pablo Picasso<br />
2. Was ist die UNESCO?<br />
a. UN-Organisation zur Artenschutz<br />
b. UN-Organisation für Flüchtlingshilfe<br />
c. UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft & Kultur<br />
d. UN-Organisation für industrielle Entwicklung<br />
8. Wer war James Watt (1736-1819)?<br />
a. Erfinder des Elektromotors<br />
b. Erfinder der Glühbirne<br />
c. amerikanischer Erfinder des Revolvers<br />
d. britischer Ingenieur und Erfinder der Dampfmaschine<br />
3. Das höchste Organ der Rechtsprechung in Deutschland ist<br />
a. das Bundesverwaltungsgericht<br />
b. die Generalstaatsanwaltschaft<br />
c. der Bundesgerichtshof<br />
d. das Bundesverfassungsgericht<br />
9. Wer löste Ludwig Erhard als Bundeskanzler ab?<br />
a. Helmut Kohl<br />
b. Kurt-Georg Kissinger<br />
c. Willy Brandt<br />
d. Helmut Schmidt<br />
4. Wann wurde in Deutschland der Euro eingeführt?<br />
a. 2003<br />
b. 2002<br />
c. 1999<br />
d. 2000<br />
10. Wie heißt das Parlament in den USA?<br />
a. Duma<br />
b. Kongress<br />
c. Senat<br />
d. Upper House<br />
5. Was ist das Nettogewicht einer Ware?<br />
a. das Gesamtgewicht<br />
b. das Gewicht zum Zeitpunkt der Verpackung<br />
c. das Gewicht ohne Verpackung<br />
d. das Gewicht ohne jeglichen Wasseranteil<br />
11. Wie viele Noten umfasst eine Oktave?<br />
a. 8<br />
b. 12<br />
c. 9<br />
d. 10<br />
6. Welche der folgenden Lehren ist keine Naturwissenschaft?<br />
a. Astrophysik<br />
b. Astronomie<br />
c. Astrologie<br />
d. Meteorologie<br />
12. In welchem Stil ist der Kölner Dom erbaut?<br />
a. im romantischen Stil<br />
b. im gotischen Stil<br />
c. im barocker Stil<br />
d. im klassizistischen Stil<br />
64 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
§<br />
13. Wer war Sophie Scholl (1921-19<strong>43</strong>)?<br />
a. deutsche Schauspielerin<br />
b. französische Chansonette<br />
c. deutsche Balletttänzerin<br />
d. deutsch Widerstandskämpferin gegen die NS-Diktatur<br />
20. Wann fand in Russland die Oktoberrevolution statt?<br />
a. 1914<br />
b. 1918<br />
c. 1917<br />
d. 1920<br />
14. Wie lautete der Name des Ersten Deutschen Reiches?<br />
a. Deutsches Kaiserreich<br />
b. Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen<br />
c. Imperium Germanicum<br />
d. Großdeutsches Reich<br />
21. Welcher europäische Staat führte seit 1815 keinen Krieg?<br />
a. Schweiz<br />
b. Finnland<br />
c. Österreich<br />
d. Dänemark<br />
15. Was versteht man unter Rezession?<br />
a. starke Geldentwertung<br />
b. die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage<br />
c. staatliche Einflusse auf Unternehmensentscheidungen<br />
d. Kapitalflucht ins Ausland<br />
22. Bei welcher Temperatur liegt der absolute Nullpunkt?<br />
a. bei minus 189° C<br />
b. bei 0° F (Fahrenheit)<br />
c. bei minus 273,15°C<br />
d. bei 0° C<br />
16. Die Grundrechte der Verfassung Deutschlands sind...<br />
a. mittelbar geltendes Recht<br />
b. sozial bindendes Recht<br />
c. unmittelbar geltendes Recht<br />
d. unverbindlich geltendes Recht<br />
23. Wo findet die Braun‘sche Röhre ihre Verwendung?<br />
a. im Fernseher<br />
b. im Radio<br />
c. als Lichtverstärker im Laser<br />
d. im Röntgenapparat<br />
17. in welchem Jahr wurde die Bundeswehr gegründet?<br />
a. 1956<br />
b. 1949<br />
c. 1950<br />
d. 1960<br />
24. Wer zerstörte Karthago 146 v. Chr?<br />
a. die Araber<br />
b. die Römer<br />
c. die Griechen<br />
d. die Phöniker<br />
18. Welcher Nationalität war Christopher Kolumbus?<br />
a. Spanier<br />
b. Portugiese<br />
c. Italiener<br />
d. Franzose<br />
19. Wann endete der Vietnamkrieg?<br />
a. April 1975<br />
b. September 1970<br />
c. Dezember 1980<br />
d. Juli 1977<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
25. Woher stamm der Name „Firmament“?<br />
a. es geht auf das Wort „Firnis“ (Schutzanstrich) zurück; die<br />
Gallier waren der Ansicht, dass die Funktion des Himmels<br />
eine Art Schutzmantel für die Erde sei<br />
b. aus Altägypten; die Ägypter glaubten , dass alles irdische<br />
und Überirdische von den Göttern wie in einem Handwerkbetrieb<br />
(Firma) im Himmel bearbeitet wird<br />
c. von dem Wort „Firmung“, einem katholischen Sakrament<br />
zur Glaubensfestigung, und dem Glauben dass alles Heilige<br />
im Himmel existiert<br />
d. von der falschen Annahme in der Antike, dass die Himmelskörpern<br />
einem Himmelsgewölbe, das sich um die Erde<br />
dreht, befestigt (firm) seien<br />
* Lösungen zu den Aufgaben finden Sie auf der Seite 72<br />
Tr§tzdem 11/2010 65
§ KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
Warum die Welt immer kleiner wird<br />
Jeff Rubin<br />
(RUBI 226-10)<br />
Das Sachbuch beleuchtet auf unterhaltsame<br />
Weise die Abhängigkeit unserer westlichen<br />
Welt von den fossilen Brennstoffen.<br />
Die gesamte Wirtschaft und der Konsum<br />
der industrialisierten Welt hängen<br />
unmittelbar von der Fördermengen und<br />
den Preisen für das schwarze Gold ab.<br />
Das billige Erdöl, hat die Menschheit<br />
mobil gemacht und die Globalisierung<br />
ermöglicht Doch durch die Verknappung und gleichzeitig steigenden<br />
Bedarf, werden die Preise für das Erdöl seteigen und für<br />
viele unerschwinglich werden. Das absehbare Ende bietet aber<br />
auch Chancen für Innovationen. Man gewinnt die Einsicht, dass<br />
selbst gesetzte Schranken aus der Vernunft und dem Wissen um<br />
die Misswirtschaft heraus, erträglicher und nachhaltiger sind,<br />
als verspätete Zwangseinschränkungen.<br />
ISBN 978-3-446-41955-1 Hanser Verlag<br />
280 Seiten 19,90 €<br />
Johann Peter Hebel<br />
Bernhard Viel<br />
(VIEL 242-10)<br />
Johann Peter Hebel gehört zum Erbe klassischer<br />
deutscher Bildung. Ihm ist es als<br />
erstem gelungen auf die naivste, anmutigste<br />
Weise im bäuerlichen-kleinbürgerlichen<br />
Milieu den Weltentwurf der Aufklärung zu<br />
vermitteln. In seinem Innersten war Hebel<br />
jedoch ein gebrochener Charakter der zeitlebens<br />
unter dem frühen Tod seiner Mutter litt. Bernhard Viel<br />
stellt in dieser Biographie die komplexe Persönlichkeit des<br />
Theologen, Pädagogen und Schriftstellers Hebel auf einfühlsame<br />
Weise dar und ordnet sie in die klassische Zeit der Literatur<br />
der Jahre um 1800 ein. Er verfolgt Hebel auf seinem Weg zur<br />
Klassik, zum Bildungsroman der Goethezeit und zur Romantik.<br />
ISBN 978-3-406-59836-4 C.H.Beck Verlag<br />
280 Seiten 22,95 €<br />
Mordkommission<br />
Richard Thiess<br />
(THIE 239-10)<br />
Als Leier der Mordkommission Mündchen<br />
hat Richard Thiess das Ergebnis<br />
allerlei menschlichen Gewaltexzesse zu<br />
Gesicht bekommen. Ob Mord und Todschlag,<br />
Geiselnahmen oder ein Familiendrama<br />
das in einem Blutbad endete, als<br />
Mitglied der Mordkommission hat man<br />
es jeden Tag mit Leid, Wut , Verzweifelung<br />
und Hass zu tun. In packenden und<br />
emotionalen Geschichten schildert er wahre Ereignisse aus dem<br />
Leben eines Ermittlers und nimmt den Leser auf eine Reise<br />
durch die Abgründe menschlichen Seins. Thiess zeigt auf wie<br />
die Mordkommission aufgebaut ist , mit welchen Methoden die<br />
Ermittler ns Werk gehen und erklärt warum die Vernehmung<br />
mitunter das Herzstück kriminalistischer Arbeit ist.<br />
ISBN 978-3-423-24796-2 dtv-Verlag<br />
237 Seiten 14,90 €<br />
Titan<br />
Robert Harris<br />
(HARR 246-10 )<br />
Wenn man die Macht im Staat innehat -<br />
ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden<br />
anzuwenden um die Republik zu<br />
retten? Diese Frage hat bis heute überdauert<br />
und obwohl sich das Geschehen<br />
im Rom des 7. Jh. abspielt meint man<br />
sich in einem Polittriller der Moderne<br />
wieder zu finden. Im Kampf um politischen<br />
Einfluss geht es nicht nur um unschlagbare<br />
Rhetorik. Korruption, Verschwörungen und Mord<br />
stehen auf den Tagesordnung. Robert Harris zeigt sich wieder<br />
mal als ein wahrer Meister seiner Zunft. Er entführt den Leser<br />
mit einem exzellent recherchierten historischen Roman ins antike<br />
Rom und zeigt einem die Abgründe des politischen Machtspiels,<br />
die auch in der heutigen Zeit ihre Brisanz und Authentizität<br />
nicht verloren haben<br />
ISBN 978-3-453-00158-9 Heyne Verlag<br />
540 Seiten 21,95 €<br />
Die Volksbibel<br />
Neues Testament<br />
(DREY 240-10)<br />
Die Bibel ist das Buch der Bücher! Kein<br />
Buch der Welt ist so oft gedruckt, gelesen<br />
und übersetzt worden, sie führt unschlagbar<br />
die Bestsellerlisten aller Zeiten an.<br />
Doch glaubt man Umfrageergebnissen<br />
von Forschungsinstituten so ist die Bibel<br />
auch ungeschlagen auf der Liste der Bücher<br />
die nie zu Ende gelesen werden. Die Volxbibel möchte<br />
dieser Diskrepanz nun ein Ende setzen. In einer angemessenen<br />
gut lesbaren Sprache übersetzt die Volxbibel die zweitausend<br />
Jahre alte Gottes Geschichte ohne dabei ihre radikale Aussagen<br />
und Lehren weichzuspülen.<br />
ISBN 978-3-940041-00-5 Volxbibel Verlag<br />
556 Seiten 9,95 €<br />
Stadt der Engel oder<br />
The Overcoat of Dr. Freud<br />
Christina Wolf<br />
(WOLF 132-10)<br />
Christina Wolf schreibt eine autobiographische<br />
Prosa. Eine Erzählung über eine<br />
Frau, die sich mit der deutschen Staats–<br />
und Gesellschaftsform nach der Wende<br />
auseinandersetzt. Diese Frau emigriert<br />
aus dem nationalsozialistischen Deutschland<br />
in die USA. Dort beobachtet sie die<br />
amerikanische Lebensweise als deutschsprachige Emigrantin,<br />
die oft über die Lage im wiedervereinigten Deutschland, Fragen<br />
über den Virus der menschenverachtenden Werte beantworten<br />
muss. In der täglichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit,<br />
stellt sich die Erzählerin einem Ergebnis ihres früheren<br />
Daseins, das sie in eine existenzielle Krise bringt und zu einer<br />
Reflexion ihrer Erinnerungen zwingt.<br />
ISBN 3-518-42050-8 Suhrkamp Verlag<br />
414 Seiten 24,80 €<br />
66 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
Büchertipp<br />
Abgründe<br />
Wenn aus Menschen Mörder<br />
werden<br />
Josef Wilfling<br />
(P-WILF 133-10)<br />
Josef Wilfling, ehemaliger Leiter der Münchner Mordkommission,<br />
nutzt nach 42 Dienstjahren seinen Ruhestand um<br />
„alltägliche“ Mordfälle aus seinem Arbeitsalltag niederzuschreiben,<br />
aufgegliedert anhand ihrer Mordmerkmale und Motive.<br />
Wilfling wurde bekannt durch die Aufklärung der Sedlmayr-<br />
und Mooshammer Morde, die aber in seinem Buch nicht<br />
dargestellt werden, da man sie aus der Presse hinlänglich<br />
kennt. Wilfling gibt Einblicke in die Ermittlertätigkeit und vor<br />
allem in die „Abgründe“ der menschlichen Psyche, in dem er<br />
die Frage stellt: wie und warum geschehen Morde?<br />
Aus der Gruppe der niederen Beweggründe hat Wilfling drei<br />
Mordmerkmale ausgesucht, auf die er sein Augenmerk richtet:<br />
Habgier, Mordlust und Befriedigung des Geschlechtstriebes.<br />
Zudem schildert er je einen Fall zu Heimtücke, Grausamkeit,<br />
Gemeingefährlichkeit und Verdeckungsmord. Neben diesen<br />
besonderen Einblicken in seine Arbeit, geht er der Frage nach,<br />
ob Frauen anders töten als Männer. Er beleuchtet das Verhalten<br />
Unschuldiger und zeigt auf, woran man Lügner erkennen<br />
kann.<br />
Das Buch ist sachlich und unaufgeregt geschrieben, aber mit<br />
einer angemessenen Prise Humor gespickt, so dass es sehr<br />
spannend zu lesen ist. Bei manch detaillierten Beschreibungen<br />
sind starke Nerven erforderlich. Denn letztlich stellt sich die<br />
Wirklichkeit manchmal skuriller dar, als man es sich in der<br />
Phantasie je ausmalen könnte...<br />
ISBN 978-3-453-16753-7 Wilhelm Heyne Verlag<br />
320 Seiten 19,95 €<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Sprengsatz Inflation<br />
Henrik Müller<br />
(MUEL 241-10)<br />
Eine enorme Menge an Geld haben die Notenbanken<br />
in die konjunkturschwache Wirtschaft<br />
in der ganzen Welt gepumpt. Doch<br />
damit droht ein globaler Inflationsschub,<br />
von den sich kein Land retten kann. Auf die<br />
Finanzkrise folgt eine große Geldwertkrise.<br />
Der promovierte Volkswirt Henrik Müller,<br />
schildert in seinem Buch, auf ernüchternde<br />
und schlüssige Weise, die Zusammenhänge in einer globalen Wirtschaftswelt<br />
und erklärt warum wir uns auf die Regierung und Notenbanken<br />
nicht mehr verlassen können.<br />
ISBN 978-3-593-39145-8 Campus Verlag<br />
190 Seiten 17,90 €
§<br />
KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
Andere Räume,<br />
andere Träume<br />
Daniyal Mueenuddin<br />
(MUEE 236-10)<br />
Ein altes Sprichwort aus dem Punjab<br />
besagt: „Drei Dinge, für die wir töten<br />
sind Land, Frauen und Gold.“ Und diesem<br />
Thema widmet sich auch Daniyal<br />
Mueenuddin in seinem Debüt. Mitreißend,<br />
tragisch und humorvoll beschreibt<br />
er in acht faszinierenden Erzählungen<br />
das Leben von Menschen um eine einflussreiche<br />
und vermögende pakistanischen Familie aus der<br />
Landbesitzerklasse. Der Leser findet sich in einem Labyrinth<br />
aus Machtspielen und Ausbeutung wieder. Gekonnt webt Mueenuddin<br />
die Lebensgeschichten der Menschen ineinander und<br />
entführt den Leser in eine Welt von grenzenloser Liebe, Sehnsucht<br />
und Verlust.<br />
ISBN 978-3-518-42141-3 Suhrkamp Verlag<br />
286 Seiten 19,90 €<br />
Komödie des Alterns<br />
Michael Scharang<br />
(SCHA 237-10)<br />
Sie waren einst wahre Freunde, unzertrennlich<br />
wie Pech und Schwefel. Obwohl<br />
sie verschiedener nicht sein konnten<br />
- ein Ägypter und ein Österreich -<br />
fanden sie dennoch immer einen Kompromiss.<br />
Doch mit zunehmenden Alter<br />
wird das Verhältnis der beiden immer<br />
angespannter. Als jeder klare Indizien<br />
dafür hat, dass der andere eine gemeine<br />
Intrige gegen ihn führt, wird aus einstiger Freundschaft erbitterter<br />
Hass. Scharang verarbeitet in seinem Buch, die Idee von<br />
Freundschaft, Freiheit im Leben und der Arbeit, gepaart mit<br />
einem Hauch an Kritik am menschenfeindlichen Kapitalismus.<br />
ISBN 978-3-518-42035-2 Suhrkamp-Verlag<br />
250 Seiten 19,80 €<br />
Ich werde rennen wie ein Schwarzer,<br />
um zu leben wie ein Weißer<br />
Christian Ewers<br />
(F-EWE 473-10)<br />
Eine Reise in die Legenden vom goldenen<br />
Fußball Europas, dem vor allem<br />
die Nachwuchskicker des afrikanischen<br />
Kontinents erliegen oder auch<br />
wissentlich geopfert werden. Es berichtet<br />
vom Missbrauch menschlicher<br />
Hoffnungen und lädt ein auf eine Reise<br />
zu Orten des Betruges und der Enttäuschung, aber auch zu<br />
Orten der Kraft und des Stolzes. Sowohl der kritische Blick<br />
auf die afrikanischen Spieler, die aufgrund ihres fehlenden,<br />
langfristigen Denkens ihre eigene Chance auf eine Zukunft<br />
verbauen, als auch der Blick auf skrupellose Machenschaften<br />
beleuchten die triumphale Welt des Geldes aus einer anderen,<br />
einer bisher nicht bekannten Sicht.<br />
ISBN 978-3-579-06872-5 Gütersloher Verlagshaus<br />
154 Seiten 10,95€<br />
Die Kälte darf nicht siegen<br />
Gisela Mayer<br />
(MAYE 244-10)<br />
Gisela Mayer ist eine engagierte Muter<br />
und Ethiklehrerin und Kämpft bereits<br />
seit Langem gegen die Gleichgültigkeit<br />
und Kälte, die sich in unserer Gesellschaft<br />
immer stärker ausbreitet.<br />
Der 11. März 2009 war für sie der<br />
schwärzeste Tag den sich eine Mutter<br />
vorstellen kann. An diesem Tag wurde<br />
ihre Tochter von dem jugendlichen<br />
Amokläufer in Winnenden in den Tod gerissen. Jetzt schreibt<br />
sie ein sehr persönliches Buch darüber, was sich in unserer<br />
Gesellschaft ändern muss, damit es kein weiteres Winnenden<br />
mehr geben kann.<br />
ISBN 978-3-550-08814-8 Ullstein-Verlag<br />
217 Seiten 19,95 €<br />
Die Zukunftsmacher<br />
Max Brockman<br />
(BROC 238-10)<br />
Was ist eigentlich dunkle Energie? Werden<br />
wir alle in den Norden ziehen? Vieren<br />
- die Außerirdischen unter uns? Diesen<br />
und viele andere Fragen wird in diesem<br />
Buch auf den Grund gegangen. Max<br />
Brockman vereinigt in seinem Werk<br />
eine packende Sammlung an Essays<br />
einer neuen Forscherelite, die unsere<br />
Zukunft wesentlich prägen werden. Die neue Generation vielversprechender<br />
junger Wissenschaftler - einige der brillantesten<br />
Köpfe unserer Zeit - stellen nicht nur ihre innovativen Forschungsziele<br />
vor, sondern erörtern deren soziale, ethische und<br />
philosophische Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben. Ein<br />
informativer und ambitionierter Reiseführer in die Zukunft der<br />
Wissenschaft.<br />
ISBN 978-3-10-004415-0 S. Fischer Verlag<br />
270 Seiten 19,95€<br />
Piraterie<br />
Eigel Wiese<br />
(P-WIES 472-10)<br />
Wer glaubte die Piraterie gehört längst<br />
der Geschichte an und komme nur in<br />
Hollywood Inszenierungen vor, der<br />
hat sich mächtig geirrt. Die Piraterie<br />
erlebt in Zeiten des globalen Handel<br />
des 21 Jh. eine Renaissance. Mit einem<br />
ausgefeilten System von Entführung<br />
und Erpressung, das sich darin<br />
gefällt keinem Rechenschaft schuldig zu sein, stellt die neue<br />
Form von Piraterie nicht nur einen Bedrohung für den Welthandel<br />
sondern auch den Weltfrieden dar. Man stelle sich<br />
vor : „Ein gekaperter Öltanker mit 1000 000 Barrel Öl an<br />
Bord, wird entführt und für terroristische Zwecke eingesetzt“.<br />
Bei der Bekämpfung von Piraterie ist in erster Linie politisches<br />
Handeln gefragt. Doch gerade hier hapert es bislang.<br />
ISBN 978-3-7822-1008-9 Koehler-Verlag<br />
198 Seiten 24,90 €<br />
68 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
KULTUR & UNTERHALTUNG<br />
§<br />
Türken-Sam.<br />
Eine deutsche Gangsterkarriere<br />
Cem Gülay, Helmut Kuhn<br />
(GÜLA 113-10)<br />
Gangster sind nicht beliebt, aber sexy.<br />
Unter diesem Motto war Türken Sam<br />
sogar bei Anne Will auf dem Sofa und<br />
berichtete von Macht, Mädchen und<br />
Respekt. Im autobiographische Buch<br />
schildert der Sohn einer Gastarbeiter-<br />
Familie seinen Weg von der Kinderstube<br />
im Hamburger-Lokstedt, über die Flucht vor Ausgrenzung nach<br />
Amerika, bis zur seiner Gangsterlaufbahn in der Hamburger<br />
Mafia. Doch der Weg der ihn eigentlich nach oben führen sollte,<br />
führt ihn einfach in den Keller. Die ehrenhafte Al-Pacinoähnliche<br />
Ersatzfamilie lässt ihn ebenso fallen wie der eigene<br />
Vater: in ein Meer von Schulden Drogen und Verrat.<br />
ISBN 978-3-423-24809-9 dtv-Verlag<br />
278 Seiten 14,90 €<br />
Teufelswand<br />
Simon Kehrer, Walter Nones<br />
(KEHR 110-10)<br />
Von einer Sekunde auf die andere ist<br />
nichts mehr wie vorher. Gerade stand er<br />
noch da, und dann war er weg. So beschreibt<br />
Simon Kehrer den Moment in<br />
dem sein Freund Karl Unterkircher<br />
starb. Nach dem plötzlichen Tod ihres<br />
Expeditionsleiters und Freunds, stehen<br />
zwei Freunde alleine am Nanga Parbat<br />
in 6350 m Höhe. Weil sie auf ihrer Aufstiegsroute<br />
nicht absteigen können, müssen sie bis auf 7500 m<br />
weiterklettern. Die beiden Freunde schildern wie sie nach den<br />
Verlust ihres Kameraden, eineinhalb Tage am Rand der Spalte<br />
ausharrend, ihre Kraft wieder fanden, und warum sie weiter<br />
kletterten.<br />
ISBN 978-3-89029-378-3 Malik-Verlag<br />
233 Seiten 19,95 €<br />
Der Staatsbankrott kommt!<br />
Michael Grandt<br />
(P-GRAN 112-10)<br />
Die Ereignisse in Griechenland und Dubai<br />
waren nur der Vorgeschmack auf das<br />
wirtschaftliche Fiasko welches noch<br />
folgen wird. Michael Grand ist kein Verschwörungstheoretiker<br />
oder Untergangsprophet,<br />
seine Analyse ist fundiert,<br />
schlüssig, akribisch recherchiert und mit<br />
über 800 seriösen Quellangaben belegt.<br />
Seine Enthüllungen sind beängstigend:<br />
Der Staat wird auf ihr Vermögen (vorausgesetzt sie haben welches)<br />
zugreifen, wenn er mit den Rücken zur Wand steht. Das<br />
hat er schon immer getan und das wird er auch in Zukunft tun.<br />
Der Autor schildert wie trickreich und ausgeklügelt dies geschehen<br />
kann und wie man sich dagegen am besten zur Wehr setzen<br />
kann.<br />
ISBN 978-3-942016-25-4 Kopp-Verlag<br />
350 Seiten 19,95 €<br />
Natürlich kann geschossen werden<br />
Michael Sontheimer<br />
(SONT 111-10)<br />
Am 14. Mai 1970 verhalfen in Berlin-<br />
Dahlem sechs junge Frauen und ein<br />
Mann ihrem Freund und Genossen Andreas<br />
Baader zum Sprung in die Freiheit.<br />
Es war ein Sprung in das Grauen der<br />
Roten Armee Fraktion. Die RAF ist der<br />
schwarze Fleck in der Erfolgsgeschichte<br />
des jungen Nachkriegsdeutschland. 23<br />
Jahre lang führten junge Deutsche aus<br />
der Mittelschicht Krieg gegen den Staat. Sogar 40 Jahren nach<br />
den ersten Aktionen der RAF ist dieser Kapitel der deutschen<br />
Geschichte noch nicht vollständig aufgearbeitet. Der Autor beschreibt<br />
warum immer wieder junge Menschen in den Untergrund<br />
gingen und fasst neun Erkenntnisse über die Gruppe zusammen.<br />
ISBN 978-3-421-04470-9 SPIEGEL-Buchverlag<br />
210 Seiten 19,95 €<br />
Die Bücherei informiert!<br />
– Eine Weitergabe der geliehenen Bücher ist nicht erlaubt.<br />
– Für Schäden oder Verlust ist derjenige verantwortlich, der sich die Bücher ausgeliehen hat.<br />
– Die Verleihdauer beträgt bei Gesetz– und Sachbüchern 2 Wochen. Bei allen anderen<br />
Büchern bis max. 6 Wochen.<br />
– Im Antrag ist das Kürzel, die Buch-<strong>Nr</strong>. und der Buchtitel anzugeben.<br />
– Es können bis zu 5 Bücher gleichzeitig ausgeliehen werden.<br />
– Bestellungen der Bücher nur mit Antragsformular.<br />
– Anträge möglichst bis Mittwoch einreichen.<br />
www.jva-oldenburg.de<br />
Tr§tzdem 11/2010 69
§ SUDOKU<br />
leicht<br />
2 9 6 3<br />
7<br />
1<br />
9 1 8<br />
2 4 3 6<br />
3 6 7 4<br />
7 5<br />
2<br />
9 1<br />
8 3 4<br />
6 7<br />
4 8 5 9<br />
5<br />
mittel<br />
1 9<br />
9 2 1 7<br />
7 5 4 3 6<br />
5 4 8 9<br />
8 2<br />
1 3 7 8<br />
2<br />
4<br />
7 3 4<br />
3 6 2 5<br />
5 6<br />
schwer<br />
6 8 2 5 7<br />
6<br />
9 1 7 4<br />
4 3<br />
2 6 3 8<br />
1 6<br />
8 9 6<br />
2 7 4 1 3<br />
5<br />
5<br />
sehr schwer<br />
8 4<br />
9 1<br />
7<br />
6 7<br />
2 3<br />
1 9 4 2<br />
8 7 2 9<br />
6 7 5 1<br />
8<br />
9 2 4 5<br />
5 3<br />
8<br />
9<br />
Gewinnen mit Sudoku:<br />
1.Die einzelnen Felder sind so mit den Zahlen von 1 bis 9 auszufüllen, dass jede Zeile, jede Spalte und jedes der neun Quadrate die Zahlen 1 bis 9<br />
jeweils nur einmal enthält. 2.In jedem Sudoku sind zwei Felder grau hinterlegt und nummeriert. Die Zahlen dieser Felder ergeben die Lösungszahl.<br />
3.Den Teilnahmecoupon bitte über die Hauspost an die Redaktion schicken. 4.Unter allen komplett richtig ausgefüllten Teilnahmecoupons werden<br />
die Preise ausgelost. 5.TR§TZDEM-Redaktionsmitglieder sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 6.Einsendeschluss ist der 01. Januar 2011.<br />
1.<br />
Preis<br />
Torte nach Wahl<br />
2.<br />
Preis<br />
Kaffee nach Wahl<br />
3.<br />
Preis<br />
Tabak nach Wahl<br />
Sudoku Lösungszahl<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Ausgebe <strong>Nr</strong>. <strong>43</strong> November 2010<br />
Name<br />
Vorname<br />
Station<br />
Buch-<strong>Nr</strong>.<br />
Sudoku-Lösung aus Heft <strong>Nr</strong>. 42: 6 3 8 8 9 5 5 5<br />
Gewinner: 1. Preis: Hans-Jürgen K. (Station C4)<br />
2. Preis: Timo B. (Station C2)<br />
3. Preis: Daniel S. (Station D4)<br />
Wir gratulieren allen Gewinnern ganz herzlich.<br />
Die Gewinne werden beim nächstmöglichen Einkauf ausgegeben.<br />
Quelle: Rätselagentur Kanzlit<br />
70 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de<br />
Ort, Datum<br />
Unterschrift
www.jva-oldenburg.de<br />
§<br />
Tr§tzdem 11/2010 71<br />
RÄTSEL<br />
Quelle: Pro-Reo 4/2009<br />
dünnes<br />
Tau<br />
Luft-<br />
reifen/<br />
Kurz-<br />
wort<br />
poe-<br />
tisch:<br />
Nadel-<br />
wald<br />
Kfz-<br />
Zeichen<br />
Lesotho<br />
engli-<br />
scher<br />
Männer-<br />
name<br />
Fußball-<br />
strafstoss<br />
veraltet:<br />
Lieb-<br />
haber<br />
Figur in<br />
„Der Ro-<br />
senkava-<br />
lier“<br />
Dränage<br />
Abk.: im<br />
Entwurf<br />
ausge-<br />
storb.<br />
Riesen-<br />
vogel<br />
Kampf-<br />
ort 333<br />
v. Chr.<br />
norddt.<br />
Höhen-<br />
zug<br />
islam.<br />
Gelehr-<br />
tenstand<br />
Salz der<br />
Ölsäure<br />
rasch<br />
Silber-<br />
papier<br />
ita.<br />
Kloster-<br />
bruder/<br />
Kurzw.<br />
Trester-<br />
wein<br />
Zeichen<br />
für<br />
Thallium<br />
vernei-<br />
nendes<br />
Wort<br />
Dachausstich<br />
mit<br />
Fenster<br />
Gestell<br />
im Keller<br />
ägypt.<br />
Sonnen-<br />
gott<br />
weibl.<br />
Haustier<br />
eng.<br />
Katze<br />
erster<br />
dt. Bun-<br />
desprä-<br />
sident†<br />
Name<br />
Von<br />
Bächen,<br />
Flüssen<br />
nach<br />
Abzug<br />
Aushe-<br />
ben ei-<br />
ner Bau-<br />
grube<br />
geprägte<br />
Wand-<br />
beklei-<br />
dung<br />
englische<br />
Dynastie<br />
Freund<br />
der<br />
Barbie<br />
(Puppe)<br />
Hinweis<br />
König v.<br />
Juda<br />
907-867<br />
v. Chr<br />
Männer-<br />
kurz-<br />
name<br />
unbe-<br />
stimmter<br />
Artikel<br />
Verwal-<br />
tung<br />
(Fremd-<br />
Wort)<br />
chines.<br />
Expo-<br />
litiker<br />
Stink-<br />
marder<br />
Strom<br />
zum Balchaschsee<br />
Börsen-<br />
ansturm<br />
Spitzna-<br />
me von<br />
Eisen-<br />
hower<br />
Kfz-Zeichen<br />
Ostall-<br />
gäu<br />
bibli-<br />
scher<br />
Prophet<br />
früh.<br />
Kfz-Z.<br />
Stadt-<br />
hagen<br />
deut-<br />
sche<br />
Vorsilbe<br />
Abk.:<br />
Straße<br />
Italie-<br />
nisch:<br />
drei<br />
internat.<br />
Olympi-<br />
sches<br />
Komitee<br />
unweit<br />
Erzart<br />
viel-<br />
verspre-<br />
chend<br />
Ärger<br />
Osteuro-<br />
päer<br />
engl.<br />
Männer-<br />
name<br />
Kfz-Zei-<br />
chen<br />
Starn-<br />
berg<br />
eine<br />
Welt-<br />
religion<br />
Kfz-Z.<br />
Nieder-<br />
sächs.<br />
Landtag<br />
Kanin-<br />
chen-<br />
rasse<br />
Abk.:<br />
Handels-<br />
hoch-<br />
schule<br />
kroatische<br />
Insel<br />
Kfz-Zei-<br />
chen<br />
Parchim<br />
Deh-<br />
nungs-<br />
laut<br />
Frauen-<br />
kurz-<br />
name<br />
franzö-<br />
sisch für<br />
Osten<br />
Militär-<br />
musik-<br />
corps<br />
Männer-<br />
name<br />
veraltete<br />
Anrede<br />
Fehlen<br />
jeder<br />
Ordnung<br />
westfries.<br />
Insel<br />
Haustier<br />
Tapfer-<br />
keit
§ IMPRESSUM<br />
Adressenverzeichnis<br />
Vorlagepflichtige Gefangenenzeitung der<br />
JVA <strong>Oldenburg</strong><br />
Herausgeber<br />
Gerd Koop<br />
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Redaktionsanschrift<br />
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Postfach 3080<br />
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Redaktionssitz<br />
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Cloppenburger Str. 400<br />
26133 <strong>Oldenburg</strong><br />
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Alexander S. (AS)<br />
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Gerhard Over (GEO)<br />
Sascha E. (SE)<br />
Thorsten Krenn (TK)<br />
Günther K. (GK)<br />
Manfred Viebahn (MV)<br />
Betreuer<br />
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Hans-Joachim Schlüter (HJS)<br />
Ansprechpartner<br />
Frau Sandra Nietfeld<br />
Cloppenburger Str. 400<br />
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Tel.: (0441) 4859-253<br />
Fax : (0441) 4859-33-253<br />
E-Mail:Sandra.Nietfeld@justiz.niedersachsen.de<br />
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800 Exemplare<br />
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3 Ausgaben jährlich<br />
Layout<br />
Alexander S.<br />
Software<br />
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Adobe Photoshop Elements 2.0 ®<br />
Microsoft Word 2003 ®<br />
Adobe Acrobat 7.0 Prefessional ®<br />
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26160 Bad Zwischenahn<br />
Internet<br />
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Wir haben uns bemüht sämtliche Inhaber der Bildund<br />
Textrechte zu ermitteln. Sollte dennoch eine<br />
Rechtsinhaberschaft bestehen, bitten wir sich mit uns<br />
in Verbindung zu setzen.<br />
Menschenrechte und<br />
Friedensdienste<br />
Amnesty<br />
International<br />
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Europäischer Gerichtshof für<br />
Menschenrechte<br />
F-67075 Strasbourg Cedex<br />
Humanistische Union e. V.<br />
Haus der Demokratie.<br />
Greifwalder Str. 4 • 10405 Berlin<br />
Tel.:(030) 204 502 56<br />
Internationale Gesellschaft für<br />
Menschenrechte<br />
Borsigallee 9 • 60388 Frankfurt/Main<br />
Komitee für Grundrechte und<br />
Demokratie e. V.<br />
Aquinostr. 7-11 • 50670 Köln<br />
Tel.:(0221) 972 692 0<br />
Verein gegen Rechtsmissbrauch e. V.<br />
Röderbergstr. 30 • 60314 Frankfurt/Main<br />
Bund<br />
Bundesministerium der Justiz<br />
Jerusalemer Str. 24-28 • 10117 Berlin<br />
Bundesgerichtshof<br />
Postfach 2720 • 76014 Karlsruhe<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
Postfach 1771 • 76006 Karlsruhe<br />
Bundesverwaltungsgericht<br />
Simonplatz 1 • 04107 Leipzig<br />
Tel.: (0341) 2007-0<br />
Bundessozialgericht<br />
Graf-Bernadotte-Platz 5 • 34119 Kassel<br />
Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund (ehem. BfA)<br />
Ruhrstr. 2 • 10709 Berlin<br />
Tel.:(030) 8651<br />
Deutscher Bundestag<br />
Petitionsausschuss, Bundeshaus<br />
Platz der Republik 1 • 11011 Berlin<br />
Tel.:(0511) 279 640 3<br />
Soziales<br />
Berufsbildungswerk Gemeinnützige<br />
Bildungseinrichtung des DGB GmbH<br />
Geschäftsstelle Hannover<br />
Arndstr. 20 • 30167 Hannover<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
für Straffälligenhilfe (BAG-S) e.V.<br />
Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Schuldnerberatung e.V.<br />
Friedrichplatz 10 • 34117 Kassel<br />
Tel.:(0561) 771 093<br />
Briefseelsorge<br />
Johanneskirchhof 19 • 24937 Flensburg<br />
Briefseelsorge (Evangelisch)<br />
Postfach 600 306 • 81203 München<br />
Diakonisches Werk der<br />
Ev.-Luth. Kirche in <strong>Oldenburg</strong> e.V.<br />
Kastanienallee 9-11 • 26121 <strong>Oldenburg</strong><br />
Tel.:(0441) 210 010<br />
Evangelische Konferenz für<br />
Gefängnisseelsorge in Deutschland<br />
Herrenhäuser Str.12 • 30419 Hannover<br />
Konfliktschlichtung e.V.<br />
Kaiserrstr. 7 • 26122 <strong>Oldenburg</strong><br />
SCHUFA<br />
Verbraucherinfocenter Bochum<br />
Massenbergstr. 9-13 • 44787 Bochum<br />
Schwarzes Kreuz<br />
Christliche Straffälligenhilfe e.V.<br />
Jägerstraße 25a • 29232 Celle<br />
Tel.:(05141) 946 160<br />
Stiftung Entschuldungshilfe<br />
E.-Ludwig-Str. 3 • 55116 Mainz<br />
Tel.:(06131) 164 886<br />
Strafvollzugsarchiv an der<br />
Universität Bremen,<br />
Prof. Feest, FB 6<br />
Postfach 330 440 • 28353 Bremen<br />
Tel.:(0421) 218 403 5<br />
Täter-Opfer-Ausgleich (Dialog)<br />
Schönstedtstr. 5 • 13357 Berlin<br />
Weißer Ring<br />
Weberstr. 16 • 55130 Mainz<br />
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Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Texte und<br />
Lesebriefe zu bearbeiten; sowie sinnwahrend zu<br />
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Quellangabe und Zusendung von zwei Belegexemplaren<br />
ist ausdrücklich erlaubt.<br />
Lösungen zu „Wissen ist Macht…“<br />
Multiple Joyce Fragen:<br />
1. d, 2. c 3. d, 4. b, 5. c, 6. c, 7. a, 8. d, 9. a, 10. b, 11. a, 12. b,<br />
13. d, 14. b, 15. b, 16. c, 17. a, 18. c, 19. a, 20. c, 21. a 22. c, 23. d, 24. b, 25. d<br />
72 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de
BITTE<br />
HIER<br />
FREI-<br />
MACHEN<br />
BITTE<br />
HIER<br />
FREI-<br />
MACHEN<br />
BITTE<br />
HIER<br />
FREI-<br />
MACHEN<br />
BITTE<br />
HIER<br />
FREI-<br />
MACHEN<br />
© Tr§tzdem 2010<br />
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© Tr§tzdem 2010<br />
© Tr§tzdem 2010