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Tro§zdem Nr. 43, November2010 - Justizvollzugsanstalt Oldenburg ...

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Medienrummel hinter Gittern<br />

Medienrummel hinter Gittern<br />

Filmfest 2010 ab S. 15<br />

Die Happy In Da House<br />

Rockkonzert in der JVA ab S. 18<br />

Sport intern<br />

3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA<br />

Marathon ab S. 13<br />

DER<br />

PREIS<br />

DER<br />

SICHERHEIT<br />

Sicherungsverwahrung - Woher kommt sie, wohin geht sie?


EDITORIAL<br />

§<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„nicht außerhalb, nur in sich selbst soll man den Frieden suchen“.<br />

Diese weisen Worte stehen auf dem buddhistischen Jahreskalender 2011 und<br />

stammen von niemand anders als von Buddha selbst. Für eine JVA haben<br />

diese Worte, gerade in der Weihnachtszeit, noch eine ganz andere Bedeutung.<br />

Viele unserer Inhaftierten werden auch dieses Weihnachtfest wieder in<br />

der JVA verbringen müssen. Sie erhalten keinen Ausgang und keinen Hafturlaub.<br />

Weihnachten lässt für viele Menschen in der Haft die wahre Dimension<br />

von Freiheitsentzug spürbar werden. Und doch gibt es Hoffnung. Für<br />

die meisten Inhaftierten ist die Freiheitsstrafe zeitlich begrenzt. Die Worte<br />

Buddhas können helfen, den Blick nach innen zu richten, kritisch auf das<br />

eigene Leben, auf die Straftaten und auf die Folgen des eigenen Tuns zu<br />

schauen. Die Selbstreflektion ist der Baustein für zukünftiges straffreies Leben.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der JVA <strong>Oldenburg</strong> wollen helfen, die<br />

Zeit der Inhaftierung so nutzbar wie möglich zu gestalten. Es bringt nämlich<br />

nichts, die Freiheitsstrafe nur abzusitzen. Herausforderungen sind gefragt,<br />

um morgen wieder der Nachbar sein zu können. Es geht um Veränderungen,<br />

Mut und Entschlossenheit, dem Leben eine Wende zu geben. Durch die Teilnahme<br />

am strukturierten Leben in der JVA <strong>Oldenburg</strong> erlernt man Selbstdisziplin.<br />

Jeden Tag arbeiten zu gehen, an Behandlungsmaßnahmen teilzunehmen<br />

oder Sport zu betreiben, gibt Struktur im Leben.<br />

Ich freue mich darüber, dass so viele Inhaftierte unsere Angebote annehmen<br />

und aktiv an der Vollzugsgestaltung teilnehmen. Natürlich können und wollen<br />

wir nicht alle Wünsche erfüllen. Uns ist aber wichtig, dass die Zeit der<br />

Inhaftierung so optimal wie möglich genutzt wird. Untersuchungsgefangenen<br />

wollen wir eine menschenwürdige Unterbringung und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

während der Haft garantieren. Strafgefangene, die noch lange bei<br />

uns bleiben müssen, sollen an sich arbeiten und neue Ziele entwickeln können.<br />

Die Inhaftierten in der Abteilung Gerichtsstraße sollen viele Möglichkeiten<br />

haben, sich auf den offenen Vollzug und auf ihre Entlassung vorzubereiten.<br />

Die Damen und Herren des offenen Vollzuges können die Zeit nutzen,<br />

um zu beweisen, dass sie zu recht in der freizügigsten Vollzugsform<br />

untergebracht sind.<br />

Ich wünsche allen Inhaftierten im Namen der Anstaltsleitung und der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der JVA <strong>Oldenburg</strong> viel Energie und Kraft, mit<br />

dem Vollzugsalltag fertig zu werden und den Mut, neue Wege zu gehen. Ein<br />

straffreies Leben sollte stets Ihr Ziel sein. Ihnen und Ihren Angehörigen ein<br />

besinnliches Weihnachtsfest und ein hoffnungsvolles neues Jahr 2011.<br />

Gerd Koop<br />

Anstaltsleiter<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010<br />

1


§ INHALT<br />

JVA INTERN<br />

IdG Informiert ..............................................................................................................................................................................5<br />

Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenständen................................................................................................8<br />

C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“ ..........................................................................................................................9<br />

Sport– und Sommerfest 2010.....................................................................................................................................................10<br />

Beamte vs. Gefangene................................................................................................................................................................11<br />

<strong>Oldenburg</strong>er Fußballleistungsgruppe geht auf Torejagd ............................................................................................................11<br />

Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA <strong>Oldenburg</strong> .................................................................................................12<br />

Soweit die Füße tragen. 3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA Marathon ............................................................................................................13<br />

Filmfest 2010 .............................................................................................................................................................................15<br />

Die Happy in da house ...............................................................................................................................................................18<br />

Das Malatelier in der JVA <strong>Oldenburg</strong> nach der Methode von Arno Stern.................................................................................20<br />

Kunst im Knast...........................................................................................................................................................................22<br />

RECHT & SOZIALES<br />

Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit.................................................................................................................................28<br />

Die Datensammler und die Selbstauskunft.................................................................................................................................30<br />

Predigt und Auslegung nach der Lesung....................................................................................................................................32<br />

Woran erkennt man einen Psychopathen?..................................................................................................................................34<br />

Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen?...............................................................................................................42<br />

Vorzeitige Entlassung … aus Anlas des Weihnachtsfestes........................................................................................................<strong>43</strong><br />

Fehler bei der Erstellung von Prognosegutachten ......................................................................................................................44<br />

Die Gefahr wird extrem überschätzt...........................................................................................................................................46<br />

Arbeitsentgelte 2010 für Straf– und Untersuchungsgefangene ..................................................................................................47<br />

Sicherungsverwahrung „Der Knast nach dem Knast“ .........................................................................................................48<br />

Einführung des neuen elektronischen Personalausweises ..........................................................................................................53<br />

Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung...................................................................................................55<br />

Fortschreibung des Vollzugsplans muss… ...............................................................................................................................56<br />

Lockerrungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer...... .......................................................................................................57<br />

KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

Lachen ist die beste Medizin......................................................................................................................................................59<br />

Neues in der Bücherei ................................................................................................................................................................66<br />

Sudoku .......................................................................................................................................................................................70<br />

Rätsel..........................................................................................................................................................................................71<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial........................................................................................................................................................................................1<br />

Inhalt ............................................................................................................................................................................................2<br />

Gruppenangebote .........................................................................................................................................................................4<br />

WM Tippspiel 2010 ...................................................................................................................................................................26<br />

Kalender 2011...........................................................................................................................................................................35<br />

Kontaktanzeigen.........................................................................................................................................................................59<br />

Pressespiegel ..............................................................................................................................................................................62<br />

Wissen ist Macht... .....................................................................................................................................................................64<br />

Rezept.........................................................................................................................................................................................61<br />

Impressum .................................................................................................................................................................................72<br />

2 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


INHALT<br />

§<br />

WIR DANKEN<br />

Frau Sandra Nietfeld<br />

ab Seite 18<br />

Die Happy in da<br />

House.<br />

die kaum Mühe gescheut hat uns bei<br />

der redaktionellen Arbeit auf Schritt<br />

und Tritt zu begleiten und ständig<br />

beratend zur Seite zu stehen.<br />

EINEN GANZ BESONDEREN<br />

DANK WIDMEN WIR<br />

Herrn Hans Ulrich Bier<br />

und<br />

Herrn Hans Joachim Schlüter<br />

ab Seite 15<br />

Filmfest 2010.<br />

die trotz widriger Umstände nie den<br />

Mut und Hoffnung verloren haben<br />

und stets mit an unserer Seite durchs<br />

Dickicht des vollzugsredaktionellen<br />

Dschungels gegangen sind.<br />

ab Seite 48<br />

Sicherungsverwahrung<br />

„Der Knast nach dem Knast“<br />

HELFEN SIE UNS BEI UNSE-<br />

RER ARBEIT MIT EINER<br />

SPENDE!<br />

JVA OLDENBURG<br />

WG. TROTZDEM<br />

ab Seite 13<br />

3.<strong>Oldenburg</strong>er<br />

JVA Marathon.<br />

KONTO NUMMER<br />

106 024 813<br />

NORDLB HANNOVER<br />

BLZ 250 500 00<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 3


§ GRUPPENANGEBOT<br />

4 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

INTERESSENVERTRETUNG DER GEFANGENEN (IDG)<br />

IdG INFORMIERT: Ein neues Team der Vertreter für Gefangeneninteressen informiert über die Arbeit der IdG<br />

§<br />

V<br />

eränderungen bewirken oftmals<br />

etwas Positives, hin und wieder<br />

reicht es manchmal schon wenn<br />

eine Namensänderung zu vermelden ist.<br />

Die GIV hat sich über viele Jahren<br />

für die Belange der Inhaftierten eingesetzt.<br />

Nun versuchen wir, das „Neue<br />

Team“ unter der neuen Bezeichnung,<br />

wie dies oben angeführt, die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit mit Leben zu erfüllen. Dabei<br />

haben sich weder die Satzungen noch<br />

die Richtlinien, sowie das Wahlrecht für<br />

die ausgewählten Vertreter für diese ehrenamtliche<br />

Tätigkeit geändert.<br />

Wir möchten in diesem Zusammenhang<br />

darauf hinweisen, dass erst auf<br />

Grundlage politischer Entscheidungen<br />

und damit verbundener Gesetzgebung<br />

aus dem Jahre 1977, wie unsere Recherchen<br />

ergeben haben, es den Inhaftierten<br />

möglich gemacht wurde ‚ intensiver über<br />

ihre Gewählten Vertreter, Wünsche und<br />

Anliegen der Anstaltsleitung vorzutragen<br />

um Veränderungen im Vollzug zu erreichen.<br />

Im beiderseitigem Interesse, hierbei<br />

ist aber im besonderen die Vollzugsbehörde<br />

bemüht und auch bereit konstruktive<br />

Veränderungen im Vollzug auf<br />

Grundlage der entsprechenden Sicherheitsbestimmungen<br />

zuzulassen, damit<br />

die Haftzeit soweit wie möglich für den<br />

Inhaftierten auch unter dem Aspekt der<br />

Resozialisierung erleichtert wird.<br />

Veränderungen im Vollzug sind<br />

zweifellos sehr schwer durchzusetzen in<br />

einem System, das auf Grundlage gesetzlicher<br />

Bestimmungen und dem Verwaltungsrecht,<br />

wenig Spielraum besitzt,<br />

Wünsche und Anliegen von Inhaftierten<br />

zu genehmigen.<br />

Besonders für Menschen mit Migrations-Hintergrund,<br />

sowie ausgegrenzte der<br />

Gesellschaft mit krimineller Neigung, ist<br />

es besonders schwierig, Erleichterungen<br />

im Vollzug gegenüber die sich makellos<br />

fühlende christliche Gesellschaft, außerhalb<br />

dieser Mauern zu vertreten.<br />

Nach dem Grundsatz: „DIE WURDE<br />

DES MENSCHEN IST UNANTAST-<br />

BAR“, scheint dieser Grundsatz manchmal<br />

mehr als einen symbolischen Charakter<br />

zu haben, trotzdem werden wir<br />

von der, „Interessenvertretung der Gefangenen“,<br />

täglich aufs neue sich den<br />

Problemen der Inhaftierten im Vollzug<br />

stellen.<br />

Da kaum eine Woche vergeht, in der<br />

nicht ein neues Problem an die Interessenvertretung<br />

herangetragen wird, ist die<br />

Arbeit der IdG nicht langweilig, allerdings<br />

fühlen wir uns auch manchmal<br />

zwischen Baum und Borke.<br />

Alle Vorschläge werden aufgenommen<br />

und geprüft inwieweit die Möglichkeit<br />

besteht diese bei den Entscheidungsträgern<br />

der Vollzugsanstalt durchzusetzen.<br />

Bei der Durchsetzung von Vorschlägen<br />

ist aufgrund der Verwaltungsvorschriften<br />

sehr viel Geduld erforderlich<br />

und manchmal ist es ein Anlaufen gegen<br />

Windmühlen.<br />

Aber dennoch lassen wir uns zunächst<br />

nicht entmutigen und stellen uns<br />

der Aufgabe und hoffen, mit überzeugenden<br />

Argumenten, die Entscheidungsträger<br />

der Vollzuganstalt zu bewegen,<br />

Erleichterungen im Vollzug zu genehmigen.<br />

Also durchaus eine sinnvolle Tätigkeit<br />

die Spaß macht und jeder Inhaftierte<br />

sollte sich beteiligen.<br />

Ärgerlich wird es nur dann wenn<br />

einige Inhaftierte glauben es besser zu<br />

wissen und durch Zuwiderhandlungen<br />

das Erreichte dann durch die Anstaltsleitung<br />

wieder in Frage gestellt und in den<br />

meisten fällen als Kollektivstrafe ausgesprochen<br />

wird.<br />

Die neue IdG ist auf alle Fälle jungfräulich<br />

unterwegs nach dem Motto so<br />

wie es im Volksmund heißt, „Neue Besen<br />

kehren gut“<br />

Es grüßt euch das neue Team der Interessenvertretung<br />

der Gefangenen.<br />

INTERESSENVERTRETUNG DER<br />

GEFANGENEN - JVA OLDENBURG<br />

CLOPPENBURGER STR. 400<br />

26133 OLDENBURG<br />

HERR SÄNGER.<br />

HERR KOLKWITZ<br />

HERR KRACKE<br />

IdG - Sprechstunden<br />

Interessenvertretung der Gefangenen in der JVA <strong>Oldenburg</strong> Stand: 02.11.2010<br />

Haus A Haus B Haus C Haus D<br />

Station 1 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde<br />

Station 2 Herr Sänger Herr Sänger Herr Sänger Keine Sprechstunde<br />

Station 3 Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke Herr Kracke<br />

Station 4 Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz Herr Kolkwitz<br />

Persönliche Gespräche mit dem jeweiligen Vertreter der Interessenvertretung der Gefangenen (IdG) können nach wie vor per Antrag<br />

(VG 51) beantragt werden; diese sind nicht Stationsabhängig. Turnusmäßige Besuche finden zeitgemäß statt.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 5


§ JVA INTERN<br />

Der Sichteinkauf in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

IdG INFORMIERT: Mit der Einführung des Tüteneinkaufes ist unter den Inhaftierten viel Unmut und Frust<br />

gesät worden. Zwar ist diese Form des Einkaufens bequemer und geht schneller von statten, doch die Lebensmittelqualität<br />

und Kundenbetreuung hat deutlich abgenommen.<br />

kaum Zeit die Lebensmittel von der Fa.<br />

Knefelkamp zu sichten, preislich sowie<br />

qualitätsmäßig. Hauptsache der Angestellte<br />

der Fa. Knefelkamp bekommt die<br />

Einkaufsliste schnell unterschrieben, er<br />

muss weiter gehen, auf die nächste Station,<br />

denn die Zeit drängt.<br />

Man muss kein Hellseher sein, um<br />

sich vorzustellen, wie sich der Inhaftierte<br />

fühlt, wenn er seine teuer bezahlten Lebensmittel<br />

beim Öffnen des Kartons vorfindet.<br />

Schnell muss er sein, wenn er noch<br />

die Chance nutzen will gegebenenfalls<br />

nicht erhaltenes und beschädigtes zu<br />

reklamieren. Hat der Inhaftierte erst seine<br />

Bananenkiste auf dem Haftraum, ist<br />

Ein altertümlicher „Tante Emma Laden“ aus den 50-er Jahren.<br />

Es ist sehr schwer seine Reklamation<br />

klarzumachen<br />

W<br />

as waren das noch für Zeiten,<br />

wer von den Inhaftierten erinnert<br />

sich gerne daran zurück.<br />

Wie stieg die Spannung in den jeweiligen<br />

Wochen, in denen der Sichteinkauf<br />

stattfand. Hat nicht jeder den Freitag<br />

herbeigesehnt, um für sich seine Genussmittel<br />

zu erwerben. Dieses Highlight<br />

wollte sich niemand der Inhaftierten,<br />

auch hin und wieder einige Bediensteten,<br />

ich erwähne hier nur die schönen Nussecken,<br />

entgehen lassen.<br />

Das Schlendern durch die Regale,<br />

wenn es auch manchmal etwas eng in<br />

Dem Inhaftierten bleibt in der<br />

Eile kaum noch Zeit die<br />

Lebensmittel zu sichten<br />

dem kleinen Raum war, leiß sich niemand<br />

entgehen. Konnten sich doch die<br />

Augen nicht satt genug sehen, an den<br />

vielen schmackhaften Lebensmitteln, die<br />

von der Fa. Knefelkamp in den vorhandenen<br />

Regalen zum Kauf angeboten<br />

wurden. Vor allem das leckere Frischgemüse,<br />

saisonbedingte Früchte, das Kühlregal<br />

mit diversen Wurst-, Schinken-,<br />

Milchgetränken und Fischsorten, verlockte<br />

zum Kaufen. Schon der Gedanke,<br />

im nachhinein an diese Möglichkeit des<br />

Einkaufs, weckt doch nach der verstrichenen<br />

Zeit immer noch Erinnerungen.<br />

Weiterhin befand sich in dem kleinen<br />

Laden die prall gefüllte TK- Kost Truhe<br />

mit allem was dem Gaumen gut tat. Das<br />

darüber liegende Brot und Kuchenregal,<br />

die dann folgenden Süßigkeiten, Getränke,<br />

Zeitungen und Rauchwaren.<br />

Angebote, waren zum Greifen nahe.<br />

Die Liste der Artikel könnte man<br />

durchaus weiterführen, wie zum Beispiel<br />

Briefmarken und Schreibutensilien.<br />

Die Fa. Knefelkamp war um das<br />

Wohl der Inhaftierten bemüht und ohne<br />

zu übertreiben sehr engagiert. Jeder<br />

Wunsch und war er noch so klein, wurde<br />

als zusätzliche Bestellung aufgenommen<br />

und beim nächst möglichen Termin, des<br />

Einkaufs bereitgestellt.<br />

U<br />

nd Heute: Werden die wertvollen<br />

Lebensmittel und Getränke<br />

in Bananenkisten transportiert,<br />

wo der Qualitätsverlust, allein durch das<br />

hin und her Schaukeln in den Bananenkisten<br />

vorprogrammiert ist.<br />

In hastiger Eile werden diese Kartons<br />

auf die jeweiligen Stationen befördert,<br />

fast schon lieblos verteilt, man könnte<br />

auch sagen sehr anonym.<br />

Dem Inhaftierten bleibt in der Eile<br />

es sehr schwer, dem Angestellten der Fa,<br />

Knefelkamp, seine Reklamation klarzumachen.<br />

Spätere Erkenntnisse werden<br />

oftmals lautstark auf den Stationen ausgetragen,<br />

auch mit Beteiligung des Bediensteten,<br />

die nun beileibe nichts dafür<br />

können.<br />

Dieser zusätzliche Stress, auf den<br />

jeweiligen Stationen, über die Fa. Knefelkamp,<br />

ist lästig, sehr unangenehm und<br />

könnte bei effizientem Umgang mit dem<br />

Inhaftierten vermieden werden.<br />

Da bleibt mir eine Erkenntnis und<br />

Frage: „Wann gibt es mal wieder den<br />

Sichteinkauf?<br />

Text: GK<br />

6 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

„Vision oder Wirklichkeit?“<br />

IdG INFORMIERT: Die Interessenvertretung der Gefangene setzt sich für einen Kühlschrank in den einzelnen<br />

Hafträumen ein.<br />

Ü<br />

ber die Jahre hat sich nicht nur<br />

der Vollzug verändert, sondern<br />

auch das Umweltbewusstsein. Die<br />

Unterbringung in den einzelnen Haftanstalten<br />

hat in den vergangenen Jahren<br />

eine Renaissance erlebt, wofür auch die<br />

Inhaftierten gekämpft haben. Sowohl in<br />

der Einzelhaftraumbelegung, Ausstattung<br />

mit besseren Mobiliar sowie in der<br />

technischen Ausrüstung mit medialen<br />

Geräten wurden für den Inhaftierten unter<br />

den entsprechenden Sicherheitsbestimmungen<br />

die Unterbringung in der<br />

Haft verbessert. Die JVA <strong>Oldenburg</strong> legt<br />

zudem sehr viel Wert auf Sauberkeit der<br />

gesamten Anlage und ist in der technischen<br />

Ausrüstung, im Verwaltungsbereich,<br />

immer bemüht auf den neuesten<br />

Stand zu sein. Dem ganzen könnte man<br />

noch die Krone aufsetzen, indem die<br />

Hafträume, nicht nur mit einer Gardine<br />

verschönert, sondern mit einem geringen<br />

Kostenaufwand die Unterbringungsqualität<br />

auf den neuesten Stand erweitert.<br />

Sicherlich stehen diesem Vorhaben<br />

einige Bedenken entgegen; Dabei stehen<br />

an erster Stelle die Investitionen im Vordergrund<br />

und der Sicherheitsaspekt. Und<br />

dennoch wäre ein Kühlschrank im Haftraum<br />

der richtige Schritt in die richtige<br />

Richtung. Legen wir mal alle Bedenken<br />

beiseite und sehen bei tieferer Betrachtung<br />

diese Investition als umweltbewusstes<br />

Handeln an.<br />

Wasser ein Naturprodukt, was bekanntlich<br />

in den Ressourcen immer<br />

knapper wird, wenn man den Wissenschaftler<br />

glauben schenken darf.<br />

Hoffen wir, dass uns das erspart<br />

bleibt, Netze aufzuspannen um Nebel für<br />

trinkbares Wasser aufzufangen, wie das<br />

in manchen Regionen der Welt schon<br />

heute praktiziert wird.<br />

Noch drehen wir den Wasserhahn<br />

einfach auf und vergeuden das wertvolle<br />

Nass, was zusätzlich über die Kläranlage<br />

mühsam gereinigt wird.<br />

Lohnt es sich nicht, unter diesen Gesichtspunkten<br />

mal einige Minuten in sich<br />

zu gehen?<br />

Um zu einer positiven Entscheidung<br />

zu kommen möchten wir einige<br />

Punkte zum Nachdenken anführen<br />

warum wir der Meinung sind<br />

das diese Investition Zukunftsorientiert<br />

ist.<br />

Inhaftierte müssen ihre Getränke<br />

im Sommer im Waschbecken<br />

kühlen.<br />

Bereits erreicht haben wir<br />

mit Herrn Moorhusen, dass die<br />

morgendliche und abendliche<br />

Teeausgabe in flüssiger Form<br />

entfällt, dafür werden alternativ<br />

Teebeutel wöchentlich auf die<br />

Station geliefert.<br />

Ersparnis: Wasser, Spülmittel,<br />

Arbeitskraft und Zeit.<br />

Ausgabe des Frühstücks bereits mit<br />

dem Abendbrot.<br />

Weniger Aufwand in dem Arbeitsablauf<br />

der Küche, der Bediensteten auf den<br />

Stationen, Entlastung der Hausarbeiter,<br />

auch hier wieder Einsparung vorgenannter<br />

Punkte.<br />

Der morgendliche Stress mit den<br />

Essenwagen würde entfallen. Auch hier<br />

Energieeinsparung beim Fahrstuhl,<br />

zwecks Transports auf die jeweiligen<br />

Stationen und wieder Einsparung von<br />

Wasser Spülmitteln und Zeit.<br />

Weniger Diebstahl. aus den Kühl und<br />

Gefrierfächern, auf den Stationen.<br />

Erleichterter Überblick der gelagerten<br />

Speisen und Getränken, bei der Haftraumdurchsuchung.<br />

Entfernung der nicht praktischen<br />

Kühl und Gefriertruhen auf den Stationen.<br />

Energieaufwendige und nicht effiziente<br />

Nutzung der einzelnen Fächer.<br />

Die Handhabung der Hygiene fällt<br />

dadurch vielen Inhaftierten leichter. Dem<br />

Inhaftierten würde dadurch dir Möglichkeit<br />

gegeben, auch während der Nachteinschlusszeiten,<br />

sich mit gekühlten<br />

Speisen und Getränken zu versorgen.<br />

Ist dies nicht auch ein Beitrag zur<br />

Resozialisierung?<br />

So ein kleiner Kühlschrank verbraucht<br />

nicht mehr Energie als ein TV<br />

Gerät pro Jahr. Diese Kosten würde der<br />

Inhaftierte, bei einer positiven Entscheidung<br />

sicherlich gerne übernehmen.<br />

Die Kosten belaufen sich für so ein<br />

Kühlgerät, aufgrund von Recherchen,<br />

auf ca. 90 EURO.<br />

Sie sehen bei genauer Betrachtung<br />

unserer Überlegungen kann man dieser<br />

Idee durchaus Positiv gegenüberstehen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Interessenvertretung der Gefangenen.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 7


§ JVA INTERN<br />

Ausweitung des Sortiments an zulassungsfähigen Gegenstände<br />

Nach langem hin und her genehmigt die Sicherheitsleitung der JVA <strong>Oldenburg</strong> den Besitz von Musikboxen.<br />

Ein Beitrag von Manfred Viebahn<br />

E<br />

ndlich nach langem Warten hat<br />

die JVA <strong>Oldenburg</strong> auf die häufige<br />

Kritik reagiert und eine Anpassung<br />

der zulassungsfähigen Gegenstände<br />

vorgenommen. Hier nun ein kleiner<br />

Überblick über die neuen beziehbaren<br />

Gegenstände:<br />

Bei den Elektrogeräten können jetzt<br />

folgende Gegenstände bezogen werden:<br />

Stereoanlage/ Radiorecorder<br />

Kompaktanlage oder Bausteine<br />

(wobei jeder Baustein als Einzelgerät<br />

gezählt wird)<br />

Lautsprecherboxen 2 Stück, mit einem<br />

maximalen Volumen von 15<br />

Litern und Kabellänge von nicht<br />

mehr als 3 Metern.<br />

ein tragbarer Walkman oder CD<br />

Spieler (nur mit internem Akku)<br />

Tischventilator (maximal 30 cm<br />

Durchmesser)<br />

Lichterkette mit maximal 15 Lichtern<br />

(nur zur Weihnachtszeit)<br />

Bei den Hygieneartikel kommt noch<br />

zusätzlich die Möglichkeit des Bezuges<br />

von:<br />

Pinzette mit einer Maximallänge von<br />

nicht mehr als 10 cm.<br />

Nassrasierer (Nur Gillette Mach 3<br />

oder Quattro, Halter ohne Batterie<br />

und maximal 2 Packungen a 12 Klingen)<br />

Für weitere Sachen die Ihr eventuell<br />

sonst noch benötigt, schreibt bitte einen<br />

! Hinweis<br />

Hinsichtlich der zulassungsfähigen<br />

Elektrogeräte sind maximal sechs Geräte<br />

pro Haftraum zugelassen. Darüber<br />

hinaus kann jedem Gefangenen 1 Rasierer<br />

und 1 Haarschneidemaschine oder<br />

Bartschneidemaschine gestattet werden.<br />

Bei Einzelbausteinen zählt jedes Gerät<br />

einzeln. Die Bereiche Aufnahmestation,<br />

Transportstation sind davon ausgenommen<br />

und unterliegen gesonderter Regelungen.<br />

Ein detailliertes Verzeichnis<br />

über alle zugelassenen Gegenstände<br />

hängt i.d.R. auf den Stationen aus. Bei<br />

Nichtvorhanden wenden euch an den<br />

Stationsdienst mit der Bitte um Auskunft.<br />

Antrag an die GIV, die wird dann versuchen<br />

diese Wünsche bei der Leitung der<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> durchzusetzen.<br />

Eine Übersicht über die zulassungsfähige Elektrogeräte in der JVA <strong>Oldenburg</strong> (stand Sep.2010)<br />

Anzahl Geräteart Hineise/ Erläuterungen B K V<br />

1 TV-Gerät (Rohre) 42 cm Bildschirmdiagonale davon sichtbar 37 cm B<br />

1 TV-Gerät (Flachbildschirm) maximal 2000 cm² Frontfläche B<br />

Kompaktanlage oder Bausteine wobei jeder Baustein als<br />

1 Stereoanlage/Radiorecorder<br />

Einzelgerät gezählt wird<br />

B<br />

1 Walkman oder tragbarer CD-Player nur mit internen Akku genehmigungsfähig B<br />

max. Gesamtvolumen 15 L. und maximaler Kabellange<br />

2 Lautsprecherboxen kein Eigenbau<br />

von 3 Metern<br />

B<br />

1 Kopfhörer nur kabelgebunden B<br />

ohne Diskettenlaufwerk ohne oder nur mit temporärem<br />

1 Schreibmaschine<br />

Speicher<br />

B<br />

1 Kaffeemaschine nur mit Glaskanne B<br />

1 Wasserkocher nur mit Abschaltautomatik B<br />

1 Fön Lockenstab nur in Frauenvollzug erlaubt B<br />

1 Wecker oder Radiowecker nur netzstrombetrieben B<br />

1 Elektrorasierer B<br />

1 elektrischer Haarschneider oder Bartschneider B<br />

1 elektrischer Zahnbürste oder Munddusche keine kombinierten Gerate oder Stationen zulässig V<br />

1 Telespiel mit Zubehör nur netzstrombetrieben (Playstation 1 und Gamecube) B<br />

1 Schachcomputer nur netzstrombetrieben B<br />

20 Kassetten und/oder CD‘s sowie DVD‘s sämtliche Ton- und Datenträger zusammen V<br />

nur für TV, Musikanlage und DVD-Player keine sonstigen<br />

Geräte<br />

3 Fernbedienung<br />

V<br />

1 Reinigungsset für Kassettentape kein Spray und ohne Alkohol V<br />

nur Aufbewahrungsbox aus Stoff mit Reißverschluss<br />

1 Kassetten- oder CD/DVD Box<br />

zulässig<br />

V<br />

1 Tischventilator maximaler Korbdurchmesser 30 cm V<br />

1 Taschenrechner oder Sprachcomputer nur Solarbetrieben V<br />

max. 15 Lichter und Gesamtlänge von 1,50 m nur zur<br />

1 Lichterkette<br />

Weihnachtszeit zulässig<br />

V<br />

1 Armbanduhr ohne Speicherfunktion B<br />

B: durch Besuch beziehbar<br />

K: nur vom Kaufmann zu beziehen<br />

V: nur über Versandhandel zu beziehen<br />

8 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

C-Trainer-Breitenfußball-Lehrgang im „Knast“<br />

Am Ende des Lehrgangs war eine<br />

schriftliche Klausur und eine praktische<br />

Lehrprobe mit Ausarbeitung zu einem<br />

Fußballthema zu absolvieren. So mancher<br />

musste dabei feststellen, dass es<br />

nicht so einfach ist, vor einer Gruppe zu<br />

stehen und die vielen Faktoren einer<br />

spannenden und effektiven Trainingsein-<br />

SPORT: Erfolgreicher Abschluss des erstmalig veranstalten Fußballtrainerlehrgangs.<br />

I<br />

m Rahmen des Kooperationsprojekts konditionelle Fähigkeiten, technische heit im Blick zu behalten.<br />

„Sport integriert Niedersachsen“ des Fertigkeiten, sondern auch taktisches Nun sind alle Teilnehmer in der Lage,<br />

nach ihrer Inhaftierung Verantwor-<br />

Landessportbundes Niedersachsen Grundverständnis gefragt waren. Alle<br />

und des Niedersächsischen Ministeriums<br />

für Inneres, Sport und Integration in Kooperation<br />

mit der Deutschen Sportjugend<br />

(dsj) und dem Institut für Sportwissenschaft<br />

Lerninhalte wurden theoretisch aufgearbeitet.<br />

Vorträge, Gruppenarbeit<br />

und Präsentationen<br />

rundeten den Lehrgang ab.<br />

tung für sich und eine Mannschaft zu<br />

der Leibniz Universität Hannover Sieben verschiedene<br />

fand erstmals in einer JVA ein C-<br />

Trainer-Breitenfußball-Lehrgang statt.<br />

Referenten trugen ihr Expertenwissen<br />

zu Themenbereichen<br />

Unter dem Motto „Sport integriert<br />

„Sport und<br />

Niedersachsen“ begannen in der JVA<br />

<strong>Oldenburg</strong> im März 14 Inhaftierte mit<br />

Recht“, „Fußball und Schule“,<br />

„der Schiedsrichter im<br />

Migrationshintergrund die 120 Lerneinheiten<br />

Fußball“ oder auch<br />

lange Ausbildung, die sich über „Torwarttraining“<br />

vor.<br />

Insgesamt haben 21 Teilnehmer<br />

die Prüfung erfolgreich bestanden.<br />

sechs Wochenenden erstreckte. 12<br />

schafften am Ende die praktische und<br />

schriftliche Prüfung. Zusammen mit 3<br />

Inhaftierten ohne Migrationshintergrund,<br />

3 Bediensteten und 3 Gasttrainern aus<br />

dem Raum <strong>Oldenburg</strong> haben insgesamt<br />

21 Teilnehmer die Prüfung erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

Schon im Vorfeld des Lehrgangs<br />

wurden die Inhaftierten strengen Zulassungskriterien<br />

unterworfen. Delikt, Haftdauer,<br />

soziale Kompetenzen, fußballerische<br />

Fähigkeiten, aber auch das Verhalten<br />

während des Lehrgangs wurden thematisiert.<br />

Es wurden viele Themen und Aufgabenbereiche<br />

bearbeitet, so dass nicht nur<br />

übernehmen, als Vorbild zu<br />

fungieren und ein sinnvolles<br />

und effektives Training<br />

zu gestalten.<br />

Die Meinung der Lehrgangsteilnehmer<br />

fiel somit<br />

auch sehr positiv aus. Alle<br />

waren der Auffassung, dass<br />

dieser Lehrgang ein wichtiger<br />

Meilenstein auf dem<br />

Weg der Reintegration in<br />

die Gesellschaft war.<br />

Text: Wilfried Dannebaum<br />

ZITAT<br />

Sport hat die Macht die<br />

Welt zu verändern.<br />

Nelson Mandela<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 9


§ JVA INTERN<br />

Insgesamt sechs Fußballmannschaften gingen beim diesjährigen Sport– und Sommerfest an den Start.<br />

Sport- und Sommerfest 2010<br />

SPORT: Das diesjährige Sport– und Sommerfest zeichnete sich durch viele sportliche Aktivitäten und zahlreiche<br />

Teilnehmer aus.<br />

A<br />

m 14.08.2010 war es mal wieder soweit. Die JVA lud<br />

zum jährlichen Sport- und Sommerfest. Pünktlich zu<br />

Beginn zeigte sich, nach starkem Regen in der Nacht,<br />

die Sonne über dem Sportbereich. Es wurde wieder einmal<br />

ein tolles Programm, von der Sportbeamten Dannebaum<br />

und Mayer, auf die Beine gestellt. Es fand ei Fußballturnier<br />

statt, das mit sechs Mannschaften sehr gut<br />

angenommen wurde. Sehr schönen Fußballspielen konnte<br />

man an diesem Tag ansehen.<br />

Besonders zu erwähnen ist hier die Ü-40 Mannschaft,<br />

die den „Jungen Spielern“ ein ums andere Mal zeigte,<br />

dass sie noch lange<br />

nicht zum alten<br />

Eisen gehören. Des<br />

Weiteren konnten<br />

sich alle Besucher<br />

an eine Schuss-<br />

Geschwindigkeit<br />

Wettbewerb versuchen,<br />

bei dem die<br />

drei besten mit<br />

einem Preis geehrt<br />

wurden. Frau Barkemeyer<br />

und Frau<br />

Nietfeld hatten die<br />

Aufgabe übernommen<br />

den Basketballwurf<br />

Wettbewerb zu leiten. Man hatte insgesamt sechs Versuche<br />

den Ball in den Korb zu bekommen. Auch hier wurden<br />

die drei besten 1,2,3 mit einem Preis geehrt. Zum Mittagessen<br />

hatte die Küche Salate und Obst bereitgestellt, und es wurde mit<br />

Hilfe der Bau- und Hofkolonne Fleisch und Wurst gegrillt. Es<br />

gab für alle ein tolles Essen. Herr Armbrecht hat den Eisverkauf<br />

übernommen und wir konnten zwischen vier Sorten Eis wählen.<br />

Am Nachmittag<br />

spielte dann die<br />

Band der JVA, und<br />

ich muss sagen,<br />

dass ich angenehm<br />

überrascht war. Die<br />

Jungs haben das<br />

Fest echt gerockt.<br />

Danach trat eine<br />

Hip-Hop Gruppe<br />

aus <strong>Oldenburg</strong> auf,<br />

die nicht an den<br />

Erfolg der JVA<br />

Band anknüpfen<br />

konnte. Ich möchte<br />

hier noch erwähnen, dass sehr viele Ehrenamtliche Lehrer<br />

und Beamte als Besucher dort waren, die alle samt<br />

meinen positiven Eindruck vom Sport- und Sommerfest<br />

teilten. Besonders gefreut hat es mich, dass auch Schiko,<br />

unser alter jetzt im Ruhestand befindlicher Sportbeamter<br />

zu Besuch da war. In seiner lockeren Art hat er, wie immer,<br />

für gute Stimmung gesorgt und ich hoffe sehr, dass<br />

er uns auch weiterhin mit gelegentlichen Besuchen erfreuen<br />

wird. Mein besonderer Dank geht hier an alle die<br />

an der Planung und Ausführung des Sport- und Sommerfestes<br />

beteiligt waren und hinter den Kulissen für einen schönen Tag<br />

gesorgt haben.<br />

Text: Manfred Viebahn<br />

10 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

SPORT:Freundschaftsspiel der Beamten gegen die Gefangenen.<br />

D<br />

er 26. August 2010 kennzeichnete<br />

eine Begegnung der beson-<br />

einen kurzen Zeitraum, die Führung in<br />

versenken, was ihnen, wenn auch nur für<br />

deren Art. Das alljährliche dieser ersten Habzeit einbrachte. Allerdings<br />

haben sich die Gefangenen zum<br />

Freundschaftsspiel der Gefangen gegen<br />

die Beamtenmannschaft stand auf dem Ende der ersten Halbzeit etwas zu viel<br />

Programm. Beide Teams versammelten ausgeruht. Die Beamten nutzten diese<br />

sich an diesem regnerischen Tag auf dem Unachtsamkeit zu ihrem Vorteil um den<br />

Fußballplatz der JVA <strong>Oldenburg</strong> um sich Spielstand zu einem 2:2 auszugleichen.<br />

in einem respektvollen, sportlichen Wettkampf<br />

gegenüberzutreten.<br />

sem Fehler schnell gelernt. Während der<br />

Doch die Inhaftierten haben aus die-<br />

Für die Gefangenen ist dise jährliche gesamten zweiten Halbzeit ließen sie ihre<br />

Veranstaltung ein besonderes Highlight. Gegner nicht zur Ruhe kommen und<br />

Einmal im Jahr haben sie die Möglichkeit<br />

mit den Beamten auf gleicher Au-<br />

Können<br />

forderten den Beamten ihr gesamtes<br />

ab.<br />

genhöhe zu stehen und ihnen zu zeigen<br />

was in ihnen steckt.<br />

Bereits im Vorfeld gab es bei der<br />

Gefangenenmannschaft Zweifel ob sie<br />

einen Sieg davontragen werden. „In der<br />

ersten Halbzeit werden wir sicherlich<br />

vorne liegen, doch was passiert in der<br />

Zweiten, dass bleibt abzuwarten“, war<br />

das Credo der Inhaftierten. Größte Sorge<br />

bereitete den Gefangenen ihre mangelnde<br />

Kondition. „Wir sind technisch zwar<br />

besser, doch was die Ausdauer angeht<br />

sind wir den Beamten unterlegen“, sagte<br />

einer der Inhaftierten vor dem Spiel.<br />

Doch wie sich im Verlauf des Nachmittags<br />

zeigen sollte, war selbst die mangelnde<br />

Ausdauer für die Gefangenenmannschaft<br />

nicht wirklich ein Problem.<br />

Bereits nach dem Anstoß griffen die<br />

Inhaftierten in einer geschlossenen Front<br />

ihre Gegner an und konnten schon nach<br />

kurzer Spielzeit ein Tor für sich entscheiden.<br />

Doch die Beamten ließen sich in<br />

dieser Phase des Spiels nicht so leicht<br />

überrumpeln und glichen nach einem<br />

aggressiven Vorrücken zum 1:1 aus.<br />

Wieder in Ballbesitz konnten die Inhaftierten<br />

mit trickreicher Finesse die<br />

Defensive des Gegners umgehen und<br />

einen weiteren Ball im gegnerischen Tor<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Beamte vs. Gefangene<br />

Oben: Die Gefangenen- und die Beamtenmannschaft<br />

kurz vor Spielbeginn. Unten: Der<br />

Sportübungsleiter Herr Dannebaum erteilt<br />

den Inhaftierten letzte Anweisungen vor dem<br />

Spiel<br />

In geschlossener Formation und mit<br />

souveränen Passspiel gaben sie ihren<br />

Gegnern keine Chance die Spielführung<br />

an sich zu reisen. Als ein aufeinander<br />

abgestimmtes Team griffen sie die Gegner<br />

pausenlos an und erzielten ein Tor<br />

nach dem andere. Obwohl die Beamten<br />

immer wieder zum Angriff ansetzten,<br />

und dem gegnerischen Tor auch des Öfteren<br />

ziemlich nahe kamen, konnten sie<br />

währen der zweiten Halbzeit nur zwei<br />

weitere Tore erzielen und mussten sich<br />

mit einem Spielergebnis von 4:7 geschlagen<br />

geben.<br />

Text: AS<br />

<strong>Oldenburg</strong>er JVA<br />

Fußballleistungsgruppe<br />

geht auf<br />

Torejagd<br />

D<br />

urch das unermüdliche Engagement<br />

des Leiters des Sportpädagogischen<br />

Dienstes der JVA<br />

<strong>Oldenburg</strong> Herrn Dannebaum ist es mittlerweile<br />

zu einer Tradition geworden,<br />

dass die Fußballspieler der JVA Leistungsgruppe,<br />

mehrmals im Jahr, eine<br />

Gastmannschaft für ein gemeinsames<br />

Freundschaftsspiel hinter Gittern begrüßen<br />

dürfen. So war es auch an diesem<br />

Samstag den 30.10.2010. Als Gegner der<br />

Fußballleistungsgruppe der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

hatte sich eine Mannschaft aus Haarentor<br />

mit der eindrucksvollen Namen<br />

„Roter Stern“ angekündigt. Das hervorstechende<br />

Merkmal dieser beiden Mannschaften<br />

war die generationsübergreifenden<br />

Zusammenstellung der Spieler.<br />

Nahezu alle Altergruppen waren vertreten.<br />

Wobei bei der Gefangenenmannschaft<br />

erschwerend hinzukam, dass sie<br />

sich aus mindestens fünf Verschiedenen<br />

Nationalitäten zusammensetzte. Doch<br />

trotz zahlreicher Differenzen war es erstaunlich<br />

wie geschlossen und kameradschaftlich<br />

die Spieler an diesem Nachmittag<br />

agierten. Nach kurzer Aufwärmphase<br />

gefolgt von einem Briefing standen<br />

sich beide Mannschaften auf dem<br />

Spielfeld gegenüber. Bereits nach der<br />

Eröffnung des Spiels landete ein Ball in<br />

den Toren der Gastmannschaft. Ein weiterer<br />

Angriff folgte unmittelbar darauf<br />

und veränderte den Spielstand zu einem<br />

2:0. Insgesamt gelang es der Gefangenenmannschaft<br />

in der ersten Halbzeit<br />

drei, zum Teil spektakuläre, Tore zu<br />

erzielen. Die Gastmannschaft hatte von<br />

Anfang an ihre Schwierigkeiten die Defensive<br />

der <strong>Oldenburg</strong>er zu bezwingen<br />

und schaffte es einfach nicht, das Runde<br />

in das Eckige zu bringen. Stand es am<br />

Ende der ersten Halbzeit noch 3:0 so<br />

änderte sich dass in der zweiten Halbzeit<br />

schlagartig. Scheinbar mühelos gelang es<br />

den <strong>Oldenburg</strong>ern die gegnerischen Defensive<br />

zu umgehen und ein Tor nach<br />

dem anderer zu erzielen. Die Spieler aus<br />

Haarentor hatten sich zwar kräftig ins<br />

Zeug gelegt, doch konnten sie zu keinem<br />

Zeitpunkt den <strong>Oldenburg</strong>ern wirklich<br />

gefährlich werden. Und so mussten sie<br />

sich mit einem Endstand von 6:0 geschlagen<br />

vom Spielfeld zurückziehen.<br />

Text: AS<br />

Tr§tzdem 11/2010 11


§ JVA INTERN<br />

Niedersächsische Fußballmeisterschaft in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

SPORT: Sieben JVA Fußballmannschaften aus ganz Niedersachsen trafen sich in der JVA <strong>Oldenburg</strong> um sich<br />

in einem sportlichen Wettkamp zu messen und den diesjährigen Landesmeister zu bestimmen.<br />

Oben links: JVA Meppen 3. Platz<br />

JVA Wolfenbüttel die ein Unentschieden und zwei Niederlagen<br />

zu Stande brachte. Der dritte Platz wurde durch ein Elfmeterschießen<br />

zwischen der JVA Meppen und der JVA Lingen (Groß<br />

Hesepe) ermittelt. In einem an Spannung kaum zu schlagenden<br />

Krimi ging die JVA Meppen als Sieger hervor. Das Endspiel<br />

zwischen unseren Jungs und den Jungs der JVA Sehnde versprach<br />

ein sehr spannendes Spiel zu werden. Beide hatten die<br />

Vorrunde in ihrer Gruppe dominiert und so kam es zu einem<br />

sehr hochklassigen Spiel, das sehr ausgeglichen war. Durch<br />

einen wunderschönen vorgetragenem Spielzug ging die JVA<br />

Sehnde mit 1:0 in Führung. Unsere Jungs hatten sich einige sehr<br />

schöne Chancen herausgespielt, konnten diese aber leider nicht<br />

nutzen und so blieb für unsere Jungs nach 45 Minuten leider nur<br />

der zweite Platz. Der Sieger die JVA Sehnde feierte ihren Sieg<br />

und alle Zuschauer wie Spieler hatten einen schönen<br />

Tag hinter sich. Abschließend<br />

möchte ich mich bei allen Beamten,<br />

den Jungs der Küche,<br />

die wieder einmal toll<br />

für uns gesorgt haben<br />

und der<br />

Jungs der Bau-<br />

Oben rechts:<br />

JVA Lingen Groß-Hesepe 4. Platz<br />

und<br />

Unten links: JVA Celle 7.Platz<br />

Unten rechts: JVA Uelzen 5.Platz<br />

Unten Mitte: JVA <strong>Oldenburg</strong> 2.Platz<br />

A<br />

m Samstag dem 04.09.2010 war es wieder einmal soweit.<br />

Auf der Sportanlage der JVA <strong>Oldenburg</strong> fand die<br />

Fußballmeisterschaft der JVA’en in Niedersachsen<br />

statt. Bei sehr schönem Wetter hatten die Sportbeamten Herr<br />

Dannebaum und Herr Meyer ein super organisiertes Fest auf die<br />

Beine gestellt. Es waren insgesamt sieben Mannschaften nach<br />

<strong>Oldenburg</strong> gekommen um ihr fußballerisches Können unter<br />

Beweis zu stellen. In der Gruppe A spielten die JVA Lingen<br />

(Groß Hesepe), die JVA Sehnde und die JVA Celle I und II.<br />

Aus dieser Gruppe ging als klarer erster mit zwei Siegen die<br />

JJVA Sehnde hervor, die spielerisch eine erstklassige Leistung<br />

zeigte. Zweiter wurde die JVA Lingen (Groß Hesepe), die mit<br />

einem Sieg 5:1 gegen die JVA Celle und einer Niederlage 0:2<br />

gegen die JVA Sehnde ihr Können unter Beweis stellte. In der<br />

Gruppe B spielten unsere Jungs, die JVA Wolfenbüttel,<br />

die JVA Uelzen und die<br />

JVA Meppen. In dieser Gruppe<br />

setzten sich unsere Jungs<br />

mit einem spielerisch<br />

starken Auftritt mit<br />

drei Siegen und<br />

11:0 Toren<br />

was für die<br />

erstklassige<br />

Ab-<br />

Oben Mitte: JVA Sehnde 1. Platz<br />

wehr<br />

spricht<br />

gegen die<br />

anderen<br />

Teams als<br />

Gruppen erster<br />

durch. Die JVA Meppen<br />

die mit einem Sieg<br />

einem Unentschieden und<br />

einer Niederlage den zweiten Platz<br />

in dieser Gruppe belegte konnte in diesem<br />

Jahr nicht an die Erfolge der vergangenen Jahre heran reichen<br />

obwohl sie spielerisch eine sehr gute Leistung zeigten.<br />

Dritter in dieser Gruppe wurde die JVA Uelzen die einen Sieg<br />

und zwei Niederlagen hinnehmen musste. Vierter wurde die<br />

Hof<br />

Kolonnen,<br />

die wie<br />

immer<br />

alles<br />

super<br />

vorbereitet<br />

gehabt<br />

haben, im<br />

Namen aller<br />

bedanken. Eins<br />

bleibt mir noch zu<br />

sagen: wir hatten wieder<br />

viel Spaß und Schiko<br />

unser alter Sportbeamter hat<br />

durch seinen Besuch gezeigt, dass die<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> im sportlichen Bereich gute<br />

Arbeit leistet. Leider konnten wir weder Herrn Koop noch<br />

Herrn Zech bei diesem Fest als Besucher begrüßen, was ich<br />

persönlich sehr schade empfand.<br />

Ein Bericht von Manfred Viebahn<br />

12 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

Soweit die Füße tragen -<br />

3. <strong>Oldenburg</strong>er JVA Marathon<br />

SPORT: Zum dritten Mal in Folge fand in der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

<strong>Oldenburg</strong> ein Marathonlauf statt. Insgesamt<br />

gingen 39 Teilnehmer aus <strong>Oldenburg</strong> und Umgebung an<br />

den Start.<br />

B<br />

ei einer Außentemperatur von 15<br />

Grad Celsius starteten insgesamt<br />

39 hoch motivierte Läufer aus<br />

<strong>Oldenburg</strong> und Umgebung, an diesem<br />

sonnigen Samstagmorgen des 9. Oktobers,<br />

zum diesjährigen Marathonlauf. Es<br />

war das dritte Mal in Folge, dass der<br />

Sportpädagogische Dienst der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />

unter der Leitung von Herrn<br />

Wilfried Dannebaum und Herrn Rex<br />

Meyer, diese Veranstaltung organisiert<br />

hatte.<br />

Bei der Vorbereitung bin ich über<br />

2000 km gelaufen.<br />

Aus drei verschiedenen Strafanstalten<br />

waren die Läufer zusammengekommen,<br />

um bei sonnigem Wetter, an der kühlen,<br />

frischen Luft, ihre Runden zu drehen.<br />

Alleine 23 Läufern kamen aus den Reihen<br />

der JVA <strong>Oldenburg</strong>. Die JVA Meppen<br />

war mit zwei Läufern vertreten. Und<br />

mit jeweils einem Läufer waren die<br />

JVA‘en Lingen Groß-Hesepe und die<br />

Abteilung Wilhelmshaven mit am Start.<br />

Zu den Gefangenen gesellten sich zusätzlich<br />

drei Bedienstete und zehn Gastläufer<br />

aus dem <strong>Oldenburg</strong>er Land. Viele<br />

von den Teilnehmern liefen das erste<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Mal in ihrem Leben die Marathonstrecke<br />

von 42, 195 Kilometer. Die beiden<br />

Sportübungsleiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

<strong>Oldenburg</strong>, Wilfried Dannebaum<br />

und Rex Meyer, hatten in einem sechsmonatigen<br />

Trainingsprogramm Läufer<br />

aus insgesamt 12 verschiedenen Ländern<br />

auf diese Herausforderung vorbereitet. In<br />

unzähligen Trainingsstunden und bei<br />

nahezu jedem Wetter, haben die Läufer<br />

auf dem Sportplatz der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

ihre Runden gedreht. „Im Rahmen der<br />

Vorbereitung auf den Marathon, bin ich<br />

insgesamt eine Sterecke von über 2000<br />

Kilometer gelaufen. Das ist die Distanz<br />

von hier bis nach Moskau“, sagte einer<br />

der Inhaftierten in einem Interview.<br />

Von den insgesamt 39 Teilnehmern<br />

sind 35 den Halbmarathon gelaufen, wobei<br />

der schnellste Läufer nach einer Zeit<br />

von 1:32:37 h die Zielmarke erreichte.<br />

Die komplette Marathonstrecke schaffen<br />

indes nur vier Inhaftierte, von denen der<br />

schnellste bereits nach 3:28:19 h am Ziel<br />

ankam.<br />

Der schnellste Läufer schaffte die<br />

Marathonstrecke in 3:28:19 h.<br />

Genau wie im letzten Jahr wurden die<br />

Zeiten der Läufer elektronisch erfasst<br />

und ausgewertet. Die hierfür erforderliche<br />

Technik wurde mit freundlicher Unterstützung<br />

von der Fa. Laufmanager.de<br />

bereitgestellt. Das Sponsoring des Laufevents<br />

übernahm in diesem Jahr die Niedersächsische<br />

Justizvollzugsarbeitsverwaltung<br />

(JVAV). Aber auch die Inhaftierten<br />

haben ihren Beitrag für das Gelingen<br />

dieser Veranstaltung geleistet. Die<br />

Männer von der Bau– und Hofkolonne<br />

hatten bereits im Vorfeld die Laufstrecke<br />

vorbereitet und während des gesamten<br />

Laufes für die Verpflegung der Läufer<br />

gesorgt.<br />

Text: AS<br />

Tr§tzdem 11/2010 13


§ JVA INTERN<br />

Schutz vor<br />

Kontopfändung<br />

funktioniert nicht<br />

Das neue „Pfändungsschutzkonto“<br />

scheint an einem Konstruktionsfehler<br />

zu leiden. Zehntausende Sozialhilfe-<br />

Empfänger kommen nicht an ihr<br />

Geld, weil es entgegen den Plänen<br />

des Bundestags von Gläubigern gepfändet<br />

werden konnte. Wie der Internetdienst<br />

„Bild.de“ berichtete, beruht<br />

dies darauf, dass Sozialleistungen<br />

oft schon am Ende des Vormonats<br />

gezahlt werden. Das Problem<br />

trifft offenbar vor allem Hartz-IV-<br />

Bezieher. Der Zentrale Kreditausschuss<br />

bestätigte die Panne. Die Situation<br />

sei für die Nutzer der Konten<br />

ein unhaltbarer Zustand. Die öffentliche<br />

Hand sei dringend gefragt, diesen<br />

Fehler im Gesetz zu korrigieren. Aus<br />

dem Bundesjustizministerium hieß es<br />

am Donnerstag, man arbeite an einer<br />

„unbürokratischen Lösung“. Auf dem<br />

„P-Konto“ ist ein Mindestbetrag für<br />

den laufenden Lebensunterhalt nicht<br />

pfändbar; für Einzelpersonen ohne<br />

Unterhaltspflichten beträgt dieser<br />

monatlich 985,15 Euro. Gläubiger,<br />

denen Verbraucher Geld schulden,<br />

können nur<br />

auf darüber<br />

hinausgehende<br />

Beträge<br />

zugreifen.<br />

Quelle: FAZ<br />

6.08.2010<br />

Drogendealer<br />

öffentlich gehängt<br />

Teheran. Ein verurteilter Drogendealer<br />

ist im Sommer dieses Jahres, in<br />

der Stadt Ahvaz, im Südwesten des<br />

Irans öffentlich hingerichtet worden.<br />

Der Oberste Gerichtshof hatte das<br />

Todesurteil gegen ihn bestätigt. Im<br />

Iran, weltweit das Land mit den meisten<br />

Todesurteilen nach China, wird<br />

die Strafe normalerweise hinter Gefängnismauern<br />

unter Ausschluss der<br />

Öffentlichkeit vollstreckt. Zur Abschreckung<br />

werden Hinrichtungen<br />

aber auch in der Öffentlichkeit durchgeführt.<br />

Text:AS<br />

Ergebnisliste Halbmarathon<br />

Platz Name Verein Zeit<br />

1 Alfred, P. Gast 1:32:37<br />

2 Hans, L. Gast 1:37:53<br />

3 Hermann, B. Gast 1:42:25<br />

4 Fabian, F. Gast 1:44:05<br />

5 Manfred, N. Gast 1:45:03<br />

6 Thomas, Sch. Kollege JVA OL 1:45:14<br />

7 Oliver, A. Gast 1:45:21<br />

8 Niklas, B. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:46:02<br />

9 Alfred, M. Gast 1:49:07<br />

10 Heiko, V. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:49:23<br />

11 Fadi, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:50:50<br />

12 Alexander, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:51:44<br />

13 Mahmoud, H. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:52:08<br />

14 Hassan, D. JVA <strong>Oldenburg</strong> 1:55:48<br />

15 Friedhelm, K. Gast 1:56:22<br />

16 Timo, Sch. Kollege WHV 1:59:22<br />

17 Nico, Sch. JVA Meppen 2:01:<strong>43</strong><br />

18 Stefan, Sch. JVA Meppen 2:01:<strong>43</strong><br />

19 Janfried, W. Kollege JVA OL 2:02:07<br />

20 Andriejus, L. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:04:04<br />

21 Frank, W. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:04:54<br />

22 Andreas, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:05:37<br />

23 Ermal, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:06:12<br />

24 Alexander, H. JVA WHV 2:08:38<br />

25 Sergej, G. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:29<br />

26 Hassan, G. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:59<br />

27 Berkan, K. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:09:59<br />

28 Ajet, S. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:12:17<br />

29 Sivan, R. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:12:39<br />

30 Okan, O. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:20:20<br />

31 Uwe, P. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:24:46<br />

32 Paul, K. Gast 2:28:32<br />

33 Pawel, M. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:<strong>43</strong>:27<br />

34 Jörg, B. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:52:17<br />

35 Geert, M. JVA <strong>Oldenburg</strong> 2:52:17<br />

Ergebnisliste Marathon<br />

Platz Name Verein Zeit<br />

1 Michael, I. JVA Lingen 3:28:19<br />

2 Alexander Sch. JVA <strong>Oldenburg</strong> 3:53:21<br />

3 Braim, C. JVA <strong>Oldenburg</strong> 4:01:13<br />

4 Behcet, D. JVA <strong>Oldenburg</strong> 4:08:24<br />

Immer mit vollem Einsatz dabei. Der Sportleiter<br />

Herr Dannebaum begleitet einen<br />

Läufer auf seinen letzten Kilometern vor<br />

dem Ziel.<br />

Die Jungs von der Bau- und Hofkolonne<br />

sorgten dafür, dass die Läufer nicht austrockneten.<br />

Am Ziel gab es für alle Teilnehmer eine<br />

Urkunde und ein T-Shirt.<br />

Nach dem Laufen trafen sich die Sportler<br />

um bei einem Stück Kuchen ihre Erlebnisse<br />

auszutauschen.<br />

Genau die richtige Mahlzeit um nach einem<br />

stundenlangen Lauf wieder Energie zu<br />

tanken.<br />

14 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

Filmfest zum 5. Mal in der<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> - wieder<br />

ein toller Erfolg<br />

Die JVA <strong>Oldenburg</strong> wurde in diesem Jahr erneut zur Spielstätte.<br />

Damit ist <strong>Oldenburg</strong> das wohl einzige Festival überhaupt,<br />

das sein reguläres Programm in einem Gefängnis zeigt. Dahinter<br />

steht der Gedanke, nicht nur den Gefängnisinsassen im<br />

Zuge ihrer Resozialisierung ein kulturelles Angebot zu machen,<br />

sondern auch den normalen Besuchern des Festivals<br />

Einblicke in die Gefängniswelt zu gewähren. Das Festival<br />

möchte eine Brücke zwischen dieser Innen- und der Außenwelt<br />

schlagen und damit darauf aufmerksam machen, dass<br />

straffällig gewordene Menschen nach Verbüßung ihrer Strafe<br />

wieder ein Teil der Gesellschaft sind.<br />

I<br />

m Rahmen des 17. <strong>Oldenburg</strong>er Filmfestes fand auch am<br />

Freitag. den 17.9.201() in der JVA <strong>Oldenburg</strong> eine Filmvorführung<br />

statt. Auch diesmal waren illustre Gäste der Einladung<br />

gefolgt und genossen die besondere Atmosphäre der Filmvorführung<br />

im Knast. Herr Koop als Leiter der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

begrüßte hier besonders:<br />

Regisseur Thomas Stiller, der seinen Film; „Sie hat es verdient“,<br />

der anschließend persönlich präsentierte. Auch der Bremer<br />

Tatortkommissar Oliver Mommsen, war in diesem Film in<br />

einer anderen Rolle präsent. Er spielte den Vater einer Schülerin,<br />

die die Haupttäterin, in diesem sehr unter die Haut gehender<br />

Film. Entsprechend auch sein Kommentar zu seiner und die<br />

anderen Vaterrolle, die nicht seiner Vorstellung entsprach und<br />

auch wesentlich für das Versagen in der Erziehung verantwortlich<br />

war: „Am Schluss kommt so was raus, was einem den ganzen<br />

Nachmittag versaut:<br />

Auch der Regisseur würdigte seinen Film noch einmal und<br />

sah in ihm das Medium, das aktuelle Probleme in Bezug auf<br />

Jugendgewalt aufgreift und thematisiert.<br />

Oliver Mommsen hatte vorher die Gelegenheit, die JVA von<br />

innen kennen zu lernen und auch einmal kurzfristig in einer<br />

Zelle .‚einzusitzen. Diese Erfahrung dürfte recht eindrucksvoll<br />

für ihn gewesen sein, als hinter ihm die Tür zufiel und der<br />

Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Die Bedeutung dieses Projekts:<br />

Filmfest in der JVA <strong>Oldenburg</strong> wurde auch von der<br />

Vertreterin des niedersächsischen Justizministers. Frau Dr.<br />

Neumann unterstrichen. Neben Gästen aus der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

konnten Herrn Koop auch zum ersten Mal Gäste aus dem Frauengefängnis<br />

in Vechta begrüßt werden.<br />

Für alle ein besonderes Ereignis war sicher anschließend der<br />

gemeinsame Empfang von <strong>Oldenburg</strong>ern, beteiligten Künstlern<br />

und den Insassen der beiden JVAs. Bei einem sehr schmackhaften<br />

und reichhaltigen Buffet wurden so manche Gespräche geführt<br />

und sicher gingen manch ein <strong>Oldenburg</strong>er mit neuen und<br />

anderen Eindrücken von der JVA und ihren Bewohnern nach<br />

Hause.<br />

Text: HJS<br />

Oben links: Herr Koop zusammen mit dem Schauspieler Oliver Mommsen. Unten<br />

links: Nach der Filmvorführung trafen sich Inhaftierte und Gäste zu einem kleinen<br />

Snack und Meinungsaustausch. Rechts: Der Regisseur des Filmes „Sie hat es verdient“<br />

Thomas Stiller (Mitte) beantwortete nach der Filmpremiere bereitwillig die<br />

Fragen der Zuschauer, l. Oliver Mommsen, r. Gerd Koop<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 15


§ JVA INTERN<br />

Zusammen hinter Gittern. Der Anstaltsleiter<br />

der JVA <strong>Oldenburg</strong> Gerd Kopp und<br />

der Sauspieler Oliver Mommsen.<br />

Veronica Ferres und Martin Feifel in „Sie<br />

hat es verdient“<br />

Wotan Wilke Möhring in Blond bringt nix<br />

GEZEIGTE<br />

SPIELFILME<br />

Europapremiere<br />

Sie hat es verdient<br />

D 10 R: Thomas Stiller mit Veronica<br />

Ferres, Liv Lisa. Jule Ronstedt<br />

Zwei Schüler verschleppen eine<br />

Mitschülerin und malträtieren sie<br />

zu Tode. Auf die verzweifelte<br />

Frage nach dem »Warum« gibt es<br />

diese schmerzhafte und unausweichliche<br />

titelgebende Antwort.<br />

Die große Kunst des Regisseurs<br />

ist die Dosierung der filmischen<br />

Mittel: Thomas Stillers Kunstgriff,<br />

die Geschichte chronologisch<br />

verschachtelt zu erzählen,<br />

zwingt den Zuschauer zur Reflexion<br />

der Zusammenhänge und<br />

zieht ihn gleichzeitig emotional<br />

immer tiefer in diese Geschichte<br />

um Schuld und Erlösung hinein.<br />

Dabei ist es eine zutiefst schmerzhafte<br />

Erfahrung, dieser Chronik<br />

des sinnlosen Sterbens zuschauen<br />

zu müssen, wenn Stiller mit dem<br />

Tod des Mädchens schon seine<br />

Eröffnungssequenz beschließt.<br />

Wie er dennoch den Zuschauer<br />

auf eine wahre Tour de Force in<br />

das Herz dieser scheinbar heilen<br />

Mittelstandswelt mitreißt, ist filmisch<br />

und schauspielerisch ein<br />

kleiner Geniestreich.<br />

Fr. 17.09.10 15.00 Uhr<br />

Weltpremiere<br />

Blond bringt nix<br />

D 10 R: Isabel Kleefeld, mit Katrin<br />

Sass, Wotan Wilke Möhring<br />

Alleinlebende Frauen prägen das<br />

Bild der Wohnsiedlung, in der<br />

Lotti (Katrin Sass), Elma, Natti<br />

und Marion ihr Dasein fristen.<br />

Während Lotti zwischen Schnaps<br />

und Zigaretten ihr Geld als Tagesmutter<br />

für die Kinder von Natti<br />

und Elma verdient, strecken diese<br />

ihre Fühler Richtung Männerwelt<br />

aus – die eine auf der Suche nach<br />

der großen Liebe, die andere auf<br />

der Jagd nach einer heißen Nacht.<br />

Völlig aus dem Häuschen geraten<br />

beide, als der ebenfalls alleinerziehendem<br />

Jakob (Wotan Wilke<br />

Möhring) in die Siedlung zieht.<br />

Die bunt gemischte Siedlungsgemeinschaft<br />

wird sehr charmant,<br />

aber auch mit einer großen Prise<br />

schwarzem Humor dargestellt.<br />

Gerade die Vielschichtigkeit der<br />

Einzelschicksale schafft zahlreiche<br />

Identifikationspunkte für den<br />

Zuschauer. Nach dem Roman<br />

»Blondinenträume« von Milena<br />

Moser (»Die Putzfraueninsel«).<br />

So. 19.09.10 14.30 Uhr<br />

Weltpremiere<br />

Die Unmöglichkeit, sich den<br />

Tod vorzustellen<br />

D 10 R: Christine Harrtmann, mit<br />

Dominic Raake, Boris Aljinovic<br />

Kurz vor der Eröffnung seiner<br />

Ausstellung wird der Künstler<br />

Hanns Helge wie die fleischgewordene<br />

Symbiose zwischen<br />

Kunst und Künstler tot in seiner<br />

Installation aufgefunden. Was wie<br />

der perfekte Schlussakt einer<br />

Kunstperformance aussieht, ist für<br />

Kommissar Ritter nichts weiter<br />

als Mord. Und Mord ist keine<br />

Kunst. Ein anderer Todesfall wirft<br />

Ritter dann umso stärker aus der<br />

Bahn. Sein Onkel ist offensichtlich<br />

freiwillig aus dem Leben<br />

getreten. Für Ritter ein ganz und<br />

gar unvorstellbares Szenario, er<br />

leitet Ermittlungen ein. Am spannendsten<br />

wird es immer dann,<br />

wenn es für den Bullen mehr<br />

herauszufinden gibt als die Identität<br />

des Mörders. Christine Hartmann<br />

weiß das und lässt ihren<br />

Antihelden mit Polizeimarke in<br />

einen tiefen Abgrund der Selbsterkenntnis<br />

blicken.<br />

Sa. 18.09.10 17.00 Uhr<br />

Rollercoaster<br />

USA 1977 R: James Goldstone, mit<br />

Timothy Bottoms, Henry Fonda<br />

Neun Jahre nach dem »Summer<br />

of Love« ist Amerika zur Tagesordnung<br />

zurückgekehrt. Die großen<br />

Hoffnungen wurden enttäuscht,<br />

und die Träume haben<br />

sich zerschlagen. An Protest<br />

denkt niemand mehr. In seiner<br />

Freizeit geht man dann in Vergnügungsparks<br />

und holt sich seinen<br />

Kick in der Achterbahn. Aber<br />

die Ruhe ist trügerisch. Unter der<br />

Oberfläche brodelt es, besonders<br />

zwischen den Generationen. Ein<br />

von Timothy Bottoms gespielter<br />

junger Mann verübt Anschläge<br />

auf Vergnügungsparks und erpresst<br />

ihre Besitzer. Bei dem Versuch,<br />

ihn zu stoppen, gerät Harry<br />

Calder (George Segal), ein Inspektor<br />

der Bauaufsicht, allerdings<br />

immer wieder mit seinem<br />

Boss (Henry Fonda) und einem<br />

arroganten FBI-Agenten (Richard<br />

Widmark) aneinander. So hat der<br />

junge Mann leichtes Spiel. James<br />

Goldstones Thriller hat mit all<br />

seinen Effekten und Thrills selbst<br />

etwas von einer wilden Achterbahnfahrt,<br />

aber einer, die direkt<br />

durch das dunkle Herz der 70er<br />

Jahre geht.<br />

Sa. 18.09.10 14.30 Uhr<br />

16 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


„Sehnsucht nach straffreiem Leben wecken“<br />

JVA INTERN<br />

Ein Interview mit dem Leiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong> Gerd Koop zum Filmfest 2010.<br />

Der Leiter der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

Gerd Koop.<br />

Frage: Wie kommt das<br />

Projekt in der JVA und bei<br />

den Insassen an?<br />

Koop: 2010 nehmen wir<br />

zum vierten Mal am Filmfest<br />

teil. Die Idee entwickelten<br />

Torsten Neumann und ich am<br />

Rande einer Benefizveranstaltung<br />

für den <strong>Oldenburg</strong>er<br />

Präventionsrat 2005, dessen<br />

Vorsitzender ich bin. Mir<br />

gefiel die hierdurch entstehende<br />

Möglichkeit, der Öffentlichkeit<br />

das Thema Strafvollzug<br />

näher zu bringen und<br />

eine Verbindung herzustellen<br />

zu einem gesellschaftlichen<br />

Reizthema. Zudem hatte ich<br />

die Vision, unser Leitbild<br />

„und Morgen sind sie wieder<br />

unsere Nachbarn« hierdurch<br />

wirkungsvoll in die Öffentlichkeit<br />

zu tragen. Die Insassen<br />

selbst waren von der Idee<br />

überrascht und natürlich beeindruckt<br />

von den vielen<br />

Stars, die in die JVA kommen<br />

wollten. Torsten Neumann<br />

ist es mit dem ersten<br />

Film „Mein Freund der Mörder«<br />

gelungen, eine unglaublich<br />

spannende Diskussion<br />

zwischen Kinobesuchern von<br />

Draußen und Insassen der<br />

JVA auszulösen. Sowohl<br />

Insassen wie auch das Personal<br />

sind inzwischen begeistert<br />

vom Filmfest. Seit einem<br />

Jahr kommen sogar weibliche<br />

Inhaftierte aus der JVA für<br />

Frauen in Vechta zum Filmfest.<br />

Frage: Gibt es einen<br />

Gast, an den Sie sich besonders<br />

gerne erinnern?<br />

Koop: Ja natürlich. Marius<br />

Müller-Westernhagen. Das<br />

Treffen mit ihm und seiner<br />

zauberhaften Ehefrau war ein<br />

ganz besonderes Highlight.<br />

Er suchte das direkte Gespräch<br />

mit den Insassen und<br />

war tief beeindruckt und berührt.<br />

Seine soziale Kompetenz<br />

und seine differenzierte<br />

Haltung zum Strafvollzug<br />

haben mich bewegt. Aber<br />

eigentlich sind alle Gäste<br />

wirklich intensiv am Strafvollzug<br />

interessiert und stellen<br />

sich der Diskussion. Das<br />

ist wunderbar.<br />

Frage: Inwiefern trägt die<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

Filmfest dazu bei, den Insassen<br />

den Weg zurück in die<br />

Gesellschaft zu erleichtern?<br />

Koop: Unser Leitbild von<br />

den Nachbarn von morgen<br />

wird durch das Filmfest mit<br />

Leben gefüllt. Die Insassen<br />

spüren, dass man nicht nur<br />

einseitig auf sie herabschaut,<br />

sondern dass die Gesellschaft<br />

die Erwartung an sie hat, dass<br />

Der Justizvollzug von Morgen<br />

BUCH: Ein Einblick in den praxisorientierten Justizvollzug von Morgen.<br />

H<br />

at der Strafvollzug in seiner<br />

bestehenden Form eine Zukunft<br />

oder müssen neue Strategien<br />

her, um ihn der Zeit anzupassen? Welche<br />

Probleme entstehen mit zunehmender<br />

Globalisierung und steigender Gefahr<br />

des Terrorismus? Brauchen wir ein separates<br />

Anti-Terror Gesetz, der den Terroristen<br />

nicht mehr als Staatsbürger betrachtet,<br />

sondern als Staatsfeind und diesen<br />

dementsprechend nicht gemäß des<br />

Strafrechts, sondern des kriegerischen<br />

Feindrechts behandelt? Und welche<br />

Konsequenzen würden daraus für die<br />

normalen Delinquenten wie Sexualverbrecher<br />

oder organisierte Kriminelle<br />

folgen? Würden sie dann je nach aktueller<br />

Hysterie und Gefahrenlage ebenfalls<br />

von der Person zur Unperson, zum Feind<br />

degradiert - zum Kriegsgegner eines<br />

asymmetrischen Krieges im Inland? Diese<br />

und viele andere Fragen werden im<br />

16. Band der Schriftreihe der Kriminalpädagogischen<br />

Praxis die die Vorträge<br />

zu der bundesweiten Fachtagung „Wohin<br />

fährt der Justizvollzug? Strategien für<br />

der Justizvollzug von morgen“, die vom<br />

16.-18. November 2008 in Cloppenburg<br />

stattfand, veröffentlicht. Das durchgehende<br />

Credo lautet wohl, dass Resozialisierung<br />

auch in Zukunft ein „Soll-<br />

Regelung“ bleiben wird. Das zeigt sich<br />

besonders dadurch, dass die Haftform<br />

des offenen Vollzuges weiterhin auf dem<br />

Rückzug ist. Obwohl die Behandlungsforschung<br />

eindeutige Hinweise liefert,<br />

dass aus dem offenen Vollzug Entlassen<br />

eine bessere Legalprognose haben, und<br />

diese Vollzugsform an sich eine billigere<br />

Unterbringung der Gefangene bietet,<br />

lässt sich die Politik<br />

von solchen Argumenten<br />

nicht beidrucken.<br />

Die Politik ist<br />

der Weichenstellen<br />

Wohin fährt der Justizvoll-Zug?<br />

Herausgegeben von<br />

G. Koop & B. Koppenberg<br />

Verlag Lingen<br />

16,00 €<br />

§<br />

sich in ihrem Leben deutlich<br />

etwas ändert. Unsere Insassen<br />

haben Straftaten begangen,<br />

daran gibt es nichts zu<br />

deuteln. Es nützt aber nichts,<br />

Menschen nur wegzusperren,<br />

sondern wir müssen die<br />

Sehnsucht nach einem straffreien<br />

Leben wecken. Das<br />

geht nicht mit Isolation, sondern<br />

nur mit Kommunikation.<br />

Üben, üben, üben, lautet<br />

daher unsere Devise. Die<br />

Öffentlichkeit lernt durch<br />

ihre Besuche in der JVA,<br />

dass das Leben hinter Gittern<br />

völlig anders abläuft, als sie<br />

erwarten.<br />

Frage: Aufweichen JVA-<br />

Film freuen Sie sich am<br />

meisten?<br />

Koop: Spontan würde ich<br />

sagen „Blond bringt nix“. Ein<br />

wunderbarer sozialkritischer<br />

Film aus dem Leben mit tollen<br />

Darstellern und einer in<br />

jeder Hinsicht realistischen<br />

Geschichte. Der Film geht<br />

trotz des witzigen Titels unter<br />

Haut.<br />

für den zukünftigen Weg des „Voll-<br />

Zuges“, doch dieser Weichensteller lässt<br />

sich nicht von wissensbasierter Kriminalpolitik<br />

leiten, sondern viel mehr von<br />

emotionsgeladenen Stimmungen. Denn<br />

in vielen Köpfen ist noch weiterhin der<br />

Gedanke verankert, dass Strafvollzug mit<br />

Leiden verbunden sein muss. Aber auch<br />

durch die Einführung der Landesgesetze<br />

hat sich in den Ländern Bayern, Hamburg<br />

und Niedersachsen eine nachweisbare<br />

Verschlechterung der Liberalität<br />

und Aufgeschlossenheit hinsichtlich des<br />

Resozialisierungs- und Behandlungsgedanken<br />

im Vergleich zum Stand des<br />

StVollzG von 1977 ergeben. Auch wenn<br />

der anfangs befürchtete „Wettbewerb der<br />

Schäbigkeit“ bis dato noch nicht zu verzeichnen<br />

ist. Grundsätzlich sind viele<br />

gute Ansätze in der Debatte um die Zukunft<br />

des Vollzuges zu verzeichnen,<br />

es braucht nur noch mutige Menschen<br />

die die Theorie in die Praxis<br />

umsetzen und dabei bereit sind ein<br />

gewisses Risiko zu tragen. Text:AS<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 17


§ JVA INTERN<br />

Die Happy in da House<br />

KULTUR: Die Rockband „Die Happy“ besucht die <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong> und bringt mit ihrem<br />

„Unpludgged“ Konzert das ganze Haus im Wallung. Erste Feuerprobe für die Gefangenenband.<br />

Links: Die Rockband „Die Happy“ begeisterte mit ihrer Performance. Rechts: Die Gefangenenband eröffnete den musikalischen Nachmittag.<br />

E<br />

in regnerischer<br />

Tag zeichnete<br />

sich an diesem<br />

frühen Morgen des 8.<br />

Mai ab, als die Gefangenen<br />

der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

erwachten und aus den<br />

Fenstern ihrer Hafträume<br />

blickten. Ein wolkenverhangener,<br />

regnerischer<br />

Himmel lag über<br />

der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

<strong>Oldenburg</strong>. Eine mürrische<br />

Stimmung, die<br />

jedem die Laune zu vermiesen<br />

vermag, lag in<br />

der Luft. Der routinierte<br />

Tagesablauf nahm seinen Lauf als wäre<br />

es ein Samstag, wie jeder andere auch.<br />

Doch etwas war an diesem Tag anders<br />

und mit jeder Minute die verstrich, wurde<br />

die Vorfreude auf den kommenden<br />

Nachmittag immer größer.<br />

Es geschieht nicht oft, dass der deprimierende<br />

Gefängnisalltag durch gesellschaftliche<br />

Ereignisse bereichert wird.<br />

Und schon gar nicht oft kommt es vor,<br />

dass sich eine erfolgreiche, deutsche<br />

Rockband hinter die Mauern eine Vollzugsanstalt<br />

verirrt. Doch genau das stand<br />

an diesen Samstag auf dem Gefängnisprogramm.<br />

Die international erfolgreiche<br />

und bekannte deutsche Rockband „Die<br />

Happy“ hatte sich für einen „Unplugged“<br />

Konzert in der JVA <strong>Oldenburg</strong> angekündigt.<br />

Bereits im Vorfeld wurde die Werbetrommel<br />

innerhalb der Anstalt kräftig<br />

gerührt. Durch zahlreiche Aushänge und<br />

Mara Jandová ist in ihrem Element.<br />

Werbespots im hausinternen<br />

Fernsehkanal,<br />

wurde auf das Highlight<br />

des diesjährigen<br />

Gefängnisprogramms<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Eine Reihe von Voranmeldungen<br />

kam daraufhin<br />

beim Leiter des<br />

Pädagogischen Dienstes<br />

Herrn Armbrecht<br />

an, der nicht nur für die<br />

Austragung des Konzerts<br />

verantwortlich<br />

war, sondern der dieses<br />

Konzert gänzlich auf<br />

die Beine gestellt hat.<br />

Herr Armbrecht hatte sich Anfang des<br />

Jahres mit der Band „Die Happy“ in Verbindung<br />

gesetzt und sie gefragt, ob sie es<br />

sich vorstellen könnten in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

aufzutreten. Ohne langes Grübeln,<br />

und ungeachtet ihres vollen Terminkalenders,<br />

sagte die Band zu, am<br />

Samstag den 8 Mai, in der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

vorbeizuschauen um den Inhaftierten<br />

mit ihrer Vorstellung eine Freude zu<br />

machen. Und so kam es, dass die Gefangenen<br />

der JVA <strong>Oldenburg</strong> „Die Happy“<br />

in ihren Reihen begrüßen durften.<br />

Doch bevor die Gastband sich ihren<br />

Weg auf die Bühne bahnte wurden die<br />

anwesenden Zuschauer von der hauseigenen<br />

Gefangenenband auf Stimmung<br />

gebracht. Mit einer sehr guten Performance<br />

schaffte es die Gefangenenband,<br />

die gesamte Zuschauermenge in ihren<br />

Bahn zu ziehen. Mit Liedern wie<br />

18 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

„Knocking on Heavens Door“ von den<br />

Guns’n Roses, „Ain’t No Sunsine“ von<br />

Bill Withers, „Grüss mir die Genossen“<br />

von Marius Müller Westernhagen trafen<br />

sie auch den musikalischen Geschmack<br />

des anwesenden Publikums. Der reibungslose<br />

Ablauf ihrer Darbietung hat<br />

nicht nur die Zuschauer, sonder vor allem<br />

die Bandmitglieder selbst überrascht,<br />

denn sie haben sie erst vor wenigen<br />

Wochen zusammengefunden und<br />

kamen bei den Proben nur schleppend<br />

voran. In Anbetracht der Tatsache, dass<br />

drei von insgesamt sechs Bandmitgliedern<br />

knapp zwei Wochen vor dem Konzert<br />

das erste Mal in ihrem Leben ein<br />

Musikinstrument gespielt haben, war der<br />

Auftritt ein unheimlicher Erfolg.<br />

Nach einer kurzen Überleitung und<br />

Ankündigung der Gastband, ergriff auch<br />

Mehr als 900 Live Auftritten und<br />

elf Alben hat „Die Happy“ auf<br />

ihrem Konto zu verzeichnen.<br />

schon Marta Jandová; die Frontfrau der<br />

Band „Die Happy“, das Mikrophon und<br />

stelle die Mitglieder der Band vor. Die<br />

Happy das sind Marta Jandová (Gesang),<br />

Thorsten Mewes (Gitarre), Ralph Rieker<br />

(Bass) und Jürgen Stiehle (Schlagzeug).<br />

Die Band wurde im Jahre 1993 gegründet<br />

und blickt bereits auf eine lange und<br />

bewegte Karriere zurück. Mehr als 900<br />

Live Auftritte und elf Alben hat „Die<br />

Happy“ auf ihrem Konto zu verzeichnen.<br />

In routinierter Manier näherte sich<br />

die Band dem Publikum, sodass sich<br />

eine lockere und fast schon vertraute<br />

Atmosphäre einstellte. Nach kurzem<br />

Einstimmen der Instrumente eröffnete<br />

die Band ihre musikalische<br />

Darbietung mit<br />

dem Lied „Big Boy“<br />

aus ihrem Album „The<br />

Weight Of The Circumstances“<br />

(2003).<br />

Unmittelbar stellte<br />

sich eine elektrisierende<br />

Atmosphäre ein die<br />

jeden in ihren Bahn<br />

zog. Mit ihren Balladen<br />

löste die Gruppe<br />

Wehmut in den Herzen<br />

der Zuschauer aus<br />

und mit ihren rockigen<br />

Einlagen brachten sie<br />

die Menge zum Toben.<br />

„Lasst uns die<br />

Bude zum Einsturz<br />

bringen“, hallte es aus<br />

der Zuschauermenge.<br />

! Quick-Info<br />

Die Happy ist eine deutsche Band aus<br />

Ulm. Der Name (wortwörtlich: „Stirb<br />

glücklich“) ist eine englische Slang-<br />

Variante von Hals- und Beinbruch. Ein<br />

Kritiker bezeichnete ihren Musikstil als<br />

"Popcore", eine Mischung aus Rock und<br />

Pop. Gegründet wurde die Band 1993<br />

von der tschechischen Sängerin Marta<br />

Jandová und Thorsten Mewes (Gitarre).<br />

Die Happy war 1998 eine der ersten<br />

Bands, die beim Bandpool (ein Projekt<br />

der Popakademie Baden-Württemberg)<br />

von der Vorgängereinrichtung der heutigen<br />

Popakademie unterstützt wurden. Im<br />

gleichen Jahr gewann Die Happy den<br />

Nachwuchswettbewerb Baden Württemberg<br />

rockt.<br />

Einen großen Karriereschub erfuhr die<br />

Band mit ihrer Single „Supersonic<br />

Speed“ aus dem Jahr 2001, die es in die<br />

Top 50 der deutschen Singlecharts<br />

schaffte.<br />

Mit ihrem Album "Four & More<br />

Unplugged", welches am 11. November<br />

2005 erschienen ist, hat sich Die Happy<br />

den Traum erfüllt, viele der rockigen<br />

Songs als unplugged Version heraus zu<br />

bringen.<br />

Die Sängerin der Band Marta Jandová<br />

ist zurzeit als Jurimitglied der Castingshow<br />

„Popstars“ neben Detlef D! Soost<br />

und Thamas M. Stein auf Pro 7 zu sehen.<br />

Die Mitglieder der Gefangenenband der JVA <strong>Oldenburg</strong> zusammen mit Die Happy<br />

Beim Anblick des Publikums, dessen<br />

Augen strahlten und die Köper im Einklang<br />

mit der Musik fast autonom zu<br />

zucken begannen, vermochte jeden der<br />

schon mal den Film „Blues Brothers<br />

2000“ gesehen hat sich klar vorzustellen<br />

was Dan Aykroyd meinte als er sagte.<br />

„Kein pharmazeutisches Produkt verschlaft<br />

dir den gleichen Kick wie die<br />

Musik, wenn die Band so richtig abgeht“.<br />

Die Frontfrau der Band Marta Jandová<br />

begeisterte indes nicht nur mit ihrem<br />

Gesang, sondern auch mit satirischen<br />

Einlagen. Offen erzählte sie lustige A-<br />

nekdoten aus ihrem bewegten, musikalischen<br />

Leben.<br />

Den Abschluss des Nachmittags leitete<br />

ein gemeinsamer Auftritt der Bands<br />

ein. Die Happy und die Gefangenenband<br />

„Kein pharmazeutisches Produkt<br />

verschlaft dir den gleichen<br />

Kick wie die Musik, wenn die<br />

Band so richtig abgeht“.<br />

der JVA stimmten ihre Instrumente und<br />

Stimmen aufeinander ein und boten den<br />

Zuschauern in gemeinsamer Performance<br />

das Lied von Marius Müller Westernhagen<br />

„Grüss mir die Genossen“.<br />

In Zuge des Konzerts entstand beim<br />

Leiter des Pädagogischen Dienstes der<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> Herrn Armbrecht die<br />

spontane Idee, „Die Happy“ zu einem<br />

erneuten Auftritt, beim diesjährigen<br />

Sport- und Sommerfest, einzuladen.<br />

„Wir würden gerne kommen“, sagten die<br />

Mitglieder der Band, „vorausgesetzt wir<br />

haben keine anderen Termine“.<br />

„Oh, nein!“ erklang es in den vorderen<br />

Zuschauerreihen,<br />

„jetzt muss ich mich ja<br />

die ganze Zeit bis zum<br />

Sommerfest brav verhalten,<br />

damit ich auch<br />

hin darf“, sagte einer<br />

der anwesenden Inhaftierten,<br />

mit einem Lächeln<br />

auf den Gesicht.<br />

Doch leider war es der<br />

Band, aus organisatorischen<br />

Gründen, nicht<br />

möglich beim diesjährigen<br />

Sport– und Sommerfest<br />

dabei zu sein.<br />

Die Band lies jedoch<br />

verlauten, dass sie auf<br />

jeden Fall gerne wiederkommen<br />

würden.<br />

Text: AS<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 19


§ JVA INTERN<br />

Das Malatelier in<br />

der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />

ein „Mal-Ort“ nach<br />

der Methode von<br />

Arno Stern<br />

N<br />

achdem Arno Stern, französischer<br />

Staatsbürger, 13 Jahre<br />

seines noch jungen Lebens auf<br />

der Flucht vor den Nazis verbracht hatte,<br />

erhielt er nach Kriegsende mit 22 Jahren<br />

das Angebot, in einem Heim bei Paris,<br />

150 Waisenkinder, zwischen den Schulstunden,<br />

zu beschäftigen. Es gab nur<br />

bescheidene Möglichkeiten, aber es gab<br />

Papier und Bleistifte und auch Farben<br />

wurden schnell wieder produziert. Er gab<br />

den ihm anvertrauten Kindern Farbe und<br />

Papier und stellte fest: „Das genügt.“ Die<br />

Kinder wollten malen und nichts anderes,<br />

„den ganzen<br />

Tag lang“. Und<br />

sie konnten malen,<br />

malen was<br />

sie wollten.<br />

Das Projekt<br />

brauchte mehr<br />

Raum und so zog<br />

er mit den Kindern<br />

in einen<br />

anliegenden Stall.<br />

Zur Gewinnung von Malraum verhängte<br />

er die Fenster mit Brettern, platzierte in<br />

der Mitte des Raumes eine Palette mit in<br />

Reihe folgenden Farben und passend zu<br />

jeder Farbe eine Ablage für die jeweiligen<br />

Pinsel. Diese einfache Konzeption<br />

besteht bis heute. Der „Mal-Ort“ war<br />

geschaffen. Ein abgeschlossener, fensterloser<br />

Raum, in dem es bei friedlichem<br />

Nebeneinander nur ums Malen geht.<br />

Einrichtung, Stimmung und Licht im<br />

Raum bleiben immer gleich. Jede Kommentierung<br />

durch Bewertung oder Deutung<br />

der Bilder ist zu vermeiden. Seit<br />

über 60 Jahren treffen sich Malgruppen<br />

einmal wöchentlich für 90 Minuten in<br />

einen Malraum. Wie Arno Stern an seinen<br />

verschiedenen Mal-Orten den Teilnehmer<br />

technische Hilfen gibt: er heftet<br />

die 50 mal 70 Zentimeter großen weißen<br />

Die Atmosphäre des respektvollen<br />

Umgangs untereinander, sowie der<br />

respektvolle Umgang mit den Materialien<br />

des Ateliers erzeugt eine<br />

sozial besänftigende Wirkung.<br />

Bögen an die Wand, mischt Farben, holt<br />

Schemeln und Leitern, beseitigt Tropfen<br />

und versetzt die Reisnägel, damit der<br />

Malfluss der Malenden nicht unterbrochen<br />

wird, so wird diese Praxis durch die<br />

vielen anderen Gruppenleiter auf aller<br />

Welt fortgeführt.<br />

Im Laufe der Jahre entwickelte Stern<br />

die Theorie der zeichnerischen Ursprache<br />

des Menschen anhand seiner Beobachtungen<br />

und aufgrund des Materials<br />

der Bilder, die er im Laufe der Jahre auf<br />

der ganzen Welt gesammelt hatte. Auf<br />

welchem Kontinent und egal bei welcher<br />

Ethnie er einen<br />

Mal-Ort installierte,<br />

bestätigte sich<br />

diese Theorie. Studien<br />

der Höhlenmalerei,<br />

also in die<br />

Zeit der schriftlosen<br />

Gesellschaften<br />

überhaupt, erbrachten<br />

frappierende<br />

Übereinstimmungen<br />

von Bildsymbolen der Urzeit bis hin<br />

zu entstandenen Bildern der Kinder und<br />

Erwachsenen aus aller Welt. An Mal-<br />

Orten, wo immer diese sich auch befanden,<br />

beobachtete er, dass selbst bei Kindern,<br />

die weder eine Schule besuchten,<br />

noch jemals auf Papier gezeichnet hatten,<br />

in der Anfangsphase immer die gleichen<br />

„Erstfiguren“ entstehen: „Strahlen-,<br />

Gräten-, Tropfenfiguren, der Schwarm,<br />

Dreiecke und runde Figuren“. So präsentierte<br />

sich im Laufe der Jahre sozusagen<br />

das bildnerische Alphabet der Menschheit<br />

vor seinen Augen.<br />

Weitere Beobachtung ließen ihn feststellen,<br />

dass schon bei den ersten Malkindern,<br />

die wie er aus schwierigen Umständen<br />

kamen und weitgehend keine<br />

Schulerfahrung hatten, sich eine stützende<br />

Wirkung durch die wiederholte Kon-<br />

„Bildsymbole der Urzeit“ gelten als das<br />

bildnerische Alphabet der Menschheit.<br />

20 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

Durch das kritiklose Produzieren<br />

eines Bildes wird die Selbstachtung<br />

gefördert.<br />

zentration auf das Malen<br />

zeigte. So ist der Mal-Ort<br />

geeignet eine Vertiefung in<br />

das spontane Tun zu erzeugen<br />

und es offenbarte sich,<br />

dass durch das kritiklose<br />

Produzieren eines Bildes die<br />

Selbstachtung gefördert wird.<br />

Die Atmosphäre des respektvollen<br />

Umgangs untereinander,<br />

sowie der respektvolle<br />

Umgang mit den Materialien<br />

des Ateliers erzeugt eine<br />

sozial besänftigende Wirkung.<br />

„Ein Mensch, der in<br />

den Mal-Ort geht, bedarf<br />

keiner Therapie“, behauptet<br />

Stern.<br />

Die Berliner Künstlerin Gabriele<br />

Oelschläger, die Leiterin des dortigen<br />

Mal-Orts „Kokon“ ist, bestätigt Sterns<br />

Befund: „Die Versenkung ins spontane<br />

Tun, die Verbindung mit dem Selbst an<br />

diesem geschützten Ort, inmitten von<br />

anderen, hilft Menschen jeden Alters,<br />

Sicherheit zu gewinnen und zu ihrer Kreativität<br />

zurückzufinden.“<br />

Im Laufe der Jahrzehnte berichteten<br />

die Medien in aller Welt von der originellen<br />

Einrichtung Arno Sterns in Publikationen,<br />

Artikeln, Reportagen und Interviews.<br />

Seine Arbeit, seine Beobachtungen<br />

und seine Entdeckungen, die er in<br />

Abhandlungen dokumentierte und publizierte,<br />

waren dabei von großem Interesse.<br />

Als Experte der UNESCO nahm er<br />

am ersten internationalen Kongress für<br />

Kunsterziehung teil und gastierte als<br />

Referent in vielen Universitäten, Museen,<br />

Bildungs- und Ausbildungsstätten.<br />

In den verschiedensten Ländern der<br />

Erde finden Ausbildungskurse statt und<br />

so wurden nach der Methode von Arno<br />

Stern in den vergangenen 30 Jahren<br />

Hunderte von Malbetreuern ausgebildet.<br />

Eine davon ist Frau Sommerhäuser, die<br />

das JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> zwei Mal<br />

wöchentlich leitet.<br />

Am Ende der wöchentlichen Treffen<br />

im JVA-Atelier-<strong>Oldenburg</strong> gibt es immer<br />

eine kurze Rückschau. Hier nun<br />

einige Aussagen der Teilnehmer:<br />

„Am meisten genieße ich die Freiheit<br />

hier im Atelier. Ich kann hier<br />

richtig abschalten, so dass ich gar<br />

Jede Kommentierung oder Bewertung der Bilder ist zu vermeiden<br />

nicht merke, dass ich in der JVA<br />

bin.“<br />

„Ich bin heute zum ersten Mal im<br />

Atelier. Es hat mir großen Spaß gemacht;<br />

hier komme ich zur Ruhe.“<br />

„Mein Bild hat sich weiterentwickelt<br />

und es macht mir Laune. Ich sehe<br />

die Früchte meiner Arbeit.“<br />

„Ich war heute aggressiv, als ich ins<br />

Malatelier kam, aber nach dem Malen<br />

ging es mir deutlich besser. Ich<br />

konnte meinen Frust überwinden<br />

und mich ablenken.“<br />

„Für mich ist das Atelier ein Ort, an<br />

dem ich mich entfalten kann. Hier<br />

kann ich meine Gedanken auf Papier<br />

bringen. Ich habe die ganze Woche<br />

über Ideen, was ich malen möchte.<br />

Es freut mich, meine Phantasien zu<br />

entdecken.“<br />

„Ich möchte mich weiterentwickeln.<br />

Die Erfahrung mit Farbe und Pinsel<br />

finde ich interessant. Ich staune<br />

manchmal, was ich mit Farbe alles<br />

ausdrücken kann.“<br />

„Das Malen ist im Haftalltag ein<br />

fester Termin geworden. Es ist eine<br />

selbst bestimmte Struktur in meinem<br />

Ablauf hier entstanden. Ich bin gedanklich<br />

oft mit dem Malen beschäftigt.“<br />

„Ich habe richtig Spaß am Malen<br />

bekommen. Ich lerne hier am Malprozess<br />

dranzubleiben. Auch wenn<br />

mir mein Bild am Anfang nicht gefällt,<br />

versuche ich meinen Frust zu<br />

überwinden und weiter zu machen.“<br />

Die Ruhe und Gelassenheit, die ich hier<br />

erlebe, wirkt oft nach in meinem Haftalltag.<br />

Und zu guter Letzt ein Rückblick von<br />

der Leiterin des Ateliers, Frau Petra<br />

Sommerhäuser.<br />

Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />

nimmt somit aktiv an der eigenen<br />

Entwicklung teil.<br />

„Seit Januar 2010 leite ich<br />

das Malatelier in der JVA<br />

<strong>Oldenburg</strong>. Inzwischen sind<br />

8 Monate vergangen, in denen<br />

weit über 200 Arbeiten<br />

entstanden sind.<br />

Ich bin mit ganzem Herzen<br />

dabei und freue mich, dass an<br />

diesem Ort etwas wächst, -<br />

vergleichbar mit einem Samen,<br />

der zur vollen Blüte<br />

strebt.<br />

In vielen Stunden durfte ich<br />

erleben, dass die Teilnehmer<br />

mit vollem Einsatz und ganzer<br />

Hingabe schöpferisch<br />

tätig waren.<br />

Die Vielfalt der bildnerischen<br />

Aussagen zeigen, welch reicher<br />

Farb- und Formenschatz im Menschen<br />

angelegt ist.<br />

Wer malt, ist aktiv handelnd und<br />

nimmt somit aktiv an der eigenen Entwicklung<br />

teil. Malend schafft sich jeder<br />

sein Bild, eine Möglichkeit sich selbst zu<br />

erkennen.<br />

Diese Erkenntnis, also das Erleben<br />

der eigenen Person, dieses sich selber<br />

Näher kommen, bildet eine wesentliche<br />

Grundlage, um Sozialkompetenzen überhaupt<br />

erst entwickeln zu können.“<br />

Meine Erfahrungen im Atelier zeigen,<br />

dass mit der malpädagogischen Methode<br />

von Arno Stern auch im sozialen<br />

Miteinander Lernprozesse stattfinden.<br />

Rückblickend kann ich sagen, dass in<br />

den meisten Fällen Konflikte konstruktiv<br />

bearbeitet wurden, das heißt, die Teilnehmer<br />

setzen sich mit einem Problem<br />

auseinander ohne auszuweichen und<br />

konnten etwas klären.<br />

Auf der Grundlage der freien bildnerischen<br />

Äußerung einerseits und der<br />

strengen Handhabung andererseits können<br />

zentrale Erfahrungen gemacht werden,<br />

die weitere Reifeschritte ermöglichen.<br />

„Mit Menschen etwas herzlich tun“<br />

macht aufmerksam, dass alle Prozesse<br />

innerhalb eines Beziehungsrahmens verlaufen.<br />

In diesem Beziehungsrahmen soll<br />

neues Vertrauen in die eigene Person<br />

und in die Gemeinschaft genährt werden.<br />

Ich blicke mit Freude und Dankbarkeit<br />

zurück und hoffe weiterhin auf ein<br />

gut besuchtes Atelier in der JVA.<br />

Text. GEO<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 21


§ JVA INTERN<br />

Kunst im Knast<br />

KUNST: Eine Vernissage in der<br />

<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong>.<br />

M<br />

it großem Interesse warteten<br />

die geladenen Gäste der JVA<br />

<strong>Oldenburg</strong> auf die Eröffnung<br />

der 8.Vernissage, die in den Räumen der<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> stattfand. Der Berufsverband<br />

Bildender Künstler (BBK), der<br />

allein in Niedersachsen 800 Mitglieder<br />

zählt, hatte sieben Künstler aufgeboten,<br />

die mit ihrem unterschiedlich gestaltet<br />

Werken die etwa 120 geladenen Gäste<br />

überraschten.<br />

Der respektvolle Umgang mit den<br />

Gefangenen ist die Grundlage für<br />

das Leben nach der Haftzeit.<br />

Zu den ausstellenden Künstlern zählten:<br />

Herr Jörg Scheel, Frau Martina<br />

Breuker, Herr Michael Olsen, Frau Esther<br />

Olsen-Velde, Frau Ute Berger, Frau<br />

Renate Palt sowie Herr Helmut Kreimeyer.<br />

Frau Schröder-Tajti als Initiatorin<br />

und „Guter Geist“ dieser Ausstellung<br />

hatte auch in diesem Jahr wieder keine<br />

Mühen gescheut, damit die Aktion<br />

JVA Leiter Herr Koop (rechts) zusammen mit den ausstellenden Künstlern.<br />

Titel:<br />

Es ist nicht<br />

mehr weit<br />

Durch Farben und kreatives Malen<br />

können Menschen sich wandeln.<br />

„Kunst hinter Gittern“ ein weiteres Highlight<br />

wurde.<br />

Untermalt wurde die Veranstaltung<br />

durch den Auftritt eines Gospelchores<br />

unter der Leitung von Herrn Buttjes. In<br />

der Eröffnungsrede durch den Anstaltsleiter<br />

Herrn Koop kam zum Ausdruck,<br />

wie wichtig doch Kunst hinter Gittern als<br />

Brücke in der Balance zwischen Drinnen<br />

und Draußen anzusiedeln sei. Die Neugierde<br />

der Öffentlichkeit zu wecken, um<br />

die Haftanstalt auch mal aus einer anderen<br />

Sicht zu betrachten sei das erklärte<br />

Ziel. Der allgemeine Ausspruch, Straffällige<br />

für immer wegzusperren, muss<br />

aus einer anderen Sichtweise belichtet<br />

werden und dazu ist das Medium Kunst<br />

genau richtig. Konsequent und Liberal<br />

ist ja das Bestreben der JVA <strong>Oldenburg</strong>,<br />

damit Tugenden des Alltags, insbesondere<br />

in der Selbstverantwortung den Inhaftierten,<br />

an diesen nicht spannungsfreien<br />

Ort vermittelt werden können. Der respektvolle<br />

Umgang mit den Gefangenen<br />

ist die Grundlage für das Leben nach der<br />

Haftzeit. Obwohl Herr Koop positiv erwähnte,<br />

dass die Zahl der Inhaftierten die<br />

Lockerungen erhalten und in den Genuss<br />

des offenen Vollzuges kommen erheblich<br />

sind, muss man unter dem Strich<br />

Titel:<br />

Die sieben<br />

mageren Jahre<br />

22 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


JVA INTERN<br />

§<br />

Frau Sommerhäuser und Herr Koop.<br />

gesehen bedauern, dass die Rückfallquote<br />

doch relativ hoch ist. Gerade im<br />

Suchtbereich ist dies zu beklagen, was<br />

aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen<br />

wird, da die Medien eine andere<br />

Zielgruppe mit Erfolg an den Pranger<br />

stellen.<br />

Herr Koop wünschte zum Abschluss<br />

seiner Rede allen Gästen noch einen<br />

schönen Sonntag und dass alle die Daumen<br />

drücken sollten für das WM Spiel<br />

unserer Jungs gegen England und übergab<br />

das Wort an die Künstlerin Frau<br />

Petra Sommerhäuser, die zuvor ein Jahr<br />

lang ihre Kunstwerke hier in der JVA<br />

<strong>Oldenburg</strong> mit großem Erfolg ausgestellt<br />

hat.<br />

Frau Sommerhäuser sprach rückblickend<br />

von ihrem Traum über das Fest<br />

der Farben, das als wichtiger Baustein im<br />

Leben eines jeden Einzelnen sein kann<br />

und den Menschen prägt. Ihre Ausstellung<br />

und die damit verbundenen Erlebnisse<br />

in der Justizvollzugseinrichtung<br />

haben ihr gezeigt, dass durch Farben und<br />

kreatives Malen im hauseigenen Atelier,<br />

Menschen sich wandeln können. In den<br />

Malkursen für Gefangene stellte sie fest,<br />

dass in der Gemeinschaft durch Kreativität<br />

mit sozialer Kompetenz Angst überwunden<br />

werden kann.<br />

Kunst im Strafvollzug zu vermitteln,<br />

das verspricht gute Erfolge. Frau Sommerhäuser<br />

überreichte Herrn Koop anschließend<br />

eines ihrer Werke als Geschenk<br />

für die JVA <strong>Oldenburg</strong>. Herr<br />

Koop sicherte ihr zu, dass ihr Werk einen<br />

Ehrenplatz erhalten werde, welcher<br />

natürlich auch einen Zugang für die Inhaftierten<br />

ermöglicht. Es wurden noch<br />

die einzelnen Künstler durch dem Vorsitzenden<br />

des BBK Herrn Blazejewic vorgestellt<br />

- hier war insbesondere von Interesse,<br />

mit welchen Vorstellungen und<br />

Durch Kunst und Kreativität kann<br />

die Angst überwunden werden.<br />

Werken die Damen und Herren die Vernissage<br />

bereichern wollten.<br />

Abschließend spielte der Gospel<br />

Chor, danach wurden alle Beteiligten<br />

zum Kalten Büfett eingeladen, welches<br />

vom Küchenchef Herrn Mohrhusen bestens<br />

vorbereitet wurde.<br />

Unser Dank gilt auch noch allen Mitarbeitern<br />

dieser einmaligen Ausstellung,<br />

die hinter den Kulissen manchmal wahre<br />

Wunder vollbracht haben, damit alles<br />

reibungslos funktionierte.<br />

Zu guter Letzt wurden die Besucher<br />

durch die Ausstellung geführt. Die Begeisterung<br />

war ihnen deutlich anzumerken.<br />

Bedauerlicherweise konnten kaum<br />

Inhaftierte an dieser Vernissage teilnehmen<br />

- aber vielleicht ist es ja im nächsten<br />

Jahr anders gelöst! Mir hat es jedenfalls<br />

viel Freude bereitet.<br />

Text: GK<br />

Schande für den<br />

Rechtstaat<br />

Man stelle sich vor, ein Gefängniskrankenhaus<br />

beauftragt einen Internisten<br />

damit, einem Häftling den Blinddarm<br />

wegzuoperieren. Der Arzt geht<br />

ohne Widerspruch ans Werk. Am Ende<br />

ist der Patient tot. Kämen Internist<br />

und Klinikleitung in solchem Fall<br />

ungestraft davon? Wohl kaum. Für<br />

jenen Bremer Polizeiauftragsarzt, der<br />

einen Kokain-Kleindealer mit Brechmitteln<br />

und Wasser geradezu ertränkte,<br />

sollten zunächst andere Maßstäbe<br />

gelten: Freispruch! Ein Glück, dass<br />

sich jetzt die Hinterbliebenen vor dem<br />

BGH durchgesetzt haben. Eigentlich<br />

hätte auch die Staatsanwaltschaft für<br />

eine Verurteilung kämpfen müssen.<br />

Zudem hat sie versäumt, die Chefs des<br />

Polizeiauftragsarztes ebenfalls ins<br />

Visier zu nehmen. Überhaupt ist die<br />

jahrelang in vielen Bundesländern<br />

übliche Brechmittelvergabe eine<br />

Schande für den Rechtsstaat. Es musste<br />

erst Tote geben, bevor die Innenbehörden<br />

verstanden: Die Bekämpfung<br />

von Kleindealern rechtfertigt nicht<br />

jedes Mittel.<br />

Quelle: Frankfurter Rundschau 30.04.10<br />

Titel:<br />

Der Sache auf<br />

den Grund gehen<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 23


§<br />

KUNST<br />

Einblick in eine andere <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

KUNST: Die Kreativgruppe der<br />

JVA Würzburg versucht den<br />

Gefangenen neue Wege zu zeigen<br />

die Sprachlosigkeit zu überwinden<br />

und ihren Gefühlen neue<br />

Ausdruckswege zu verleihen.<br />

D<br />

ie JVA Würzburg in Bayern ist<br />

eine Strafhaft und Untersuchungshaftanstalt,<br />

sowie eine<br />

Jugendarrestanstalt. Die Belegung liegt<br />

bei ca. 600 Häftlingen in Strafhaft. Des<br />

Weiteren ist sie eine gemischte Haftanstalt<br />

in der ca. 70 Frauen einsitzen.<br />

Das verwendete Material ist einfaches<br />

Gebrauchsmaterial, das in der JVA<br />

vorhanden ist und stammt aus Spenden<br />

der Ehrenamtlichen und aus dem Bereich<br />

der Gefangenenseelsorge. Grundgedanke<br />

dieser Arbeit ist gelebte Ökumene.<br />

Eine Mitarbeit erfolgt auch seitens<br />

Die Kunst bietet eine sehr gute Möglichkeit<br />

seine Gefühle und Emotionen auszudrücken<br />

die man nicht in Worte fassen kann<br />

Innerhalb der JVA gibt es seit ca. 8<br />

Jahren eine Kreativgruppe, die von Ehrenamtlichen<br />

aufgebaut und betreut wird.<br />

In diesen Jahren entstanden mehrere<br />

Projekte. Das derzeitige Projekt Lebensbrüche<br />

entstand in Zusammenarbeit mit<br />

der Caritas Würzburg im Jahre 2010.<br />

Eine große Ausstellung mit Werken, die<br />

in diesem Projekt entstanden sind wurden<br />

am 07.05.2010 in Würzburg eröffnet.<br />

Die Ausstellung war über drei Monate<br />

zu besichtigen sein.<br />

Die in dieser Ausstellung gezeigten<br />

Werke sind Werke von Häftlingen, Bediensteten<br />

und auch von Angehörigen<br />

sowie Ehrenamtlichen aus dem Umfeld<br />

der JVA, die Ihre persönliche Betroffenheit<br />

zu Lebensbrüchen bzw. Lebensveränderungen<br />

textlich und bildlich darstellten.<br />

Die Kreativgruppe trifft sich alle 14 Tage<br />

in der JVA; sie umfasst 10 -12 Personen.<br />

des pädagogischen Dienstes. In der JVA<br />

können Häftlinge auch ihren Hauptschulabschluss<br />

nachholen. Es ist auch möglich,<br />

einen Lehrabschluss in verschiedenen<br />

Berufen (z.B. Koch oder im Bereich<br />

der Kraftfahrzeugtechnik) in der JVA<br />

Würzburg zu erwerben.<br />

Text. HJS<br />

Ausstellungstermin und<br />

Kontaktaufnahme<br />

Ausstellung der Kreativgruppe<br />

in der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

Würzburg<br />

im Caritashaus Würzburg<br />

Franziskanergasse 3<br />

97071 Würzburg<br />

vom 07.05. - Mitte August<br />

werktags von 8:00 - 16:30 Uhr<br />

Gottesdienst am 07.05. 10:00 Uhr in<br />

der Franziskanerkirche,<br />

anschl. Eröffnung der Ausstellung<br />

24 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


KUNST §<br />

Lebensbrüche<br />

KUNST: Bilder und Objekte von Strafgefangenen.<br />

Eine Ausstellung der Kreativgruppe der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong><br />

Würzburg.<br />

D<br />

ie Ausstellung war eine große mit. Beamte bringen Bilder — Ehrenamtliche<br />

schreiben, schneiden aus, ges-<br />

Herausforderung für die Kreativgruppe<br />

der JVA Würzburg. talten — Kinder bringen sich mit ihren<br />

Im Laufe der Monate brachten sich etwa Ideen ein — Angehörige und<br />

20 männliche und 10 weibliche Gefangene<br />

ein. Viele persönliche Gespräche und<br />

das Betrachten der eigenen Lebensgeschichte<br />

führten zur Entwicklung von<br />

Bildern und Objekten.<br />

Das Ziel der von ehren- und hauptamtlichem<br />

Personal angeleiteten Gruppe<br />

war es, die Kreativität der Gefangenen<br />

mit einfachen Mitteln zu fordern und<br />

dadurch zu fördern. Die persönliche Erfahrung<br />

eine Idee zu entwickeln, umzusetzen<br />

und diese auch fertig zu stellen<br />

stärken das Selbstbewusstsein der Teilnehmer.<br />

Kunst als Mittel Sprachlosigkeit,<br />

Trauer, Scham und Reue Ausdruck<br />

zu verleihen, geben die Möglichkeit, die<br />

eigene Tat auf diesem Wege zu verarbeiten.<br />

Gegenseitige Unterstützung, die<br />

„Ehemalige“ beteiligen sich. — Einer<br />

näht Fahnen — aus dem Fotoclub findet<br />

sich jemand, der alle Bilder fotografiert<br />

— das Bayerische Fernsehen kommt —<br />

die Bayerische Justizministerin schickt<br />

ein Grußwort....<br />

Die Liste ist noch lang — und alle<br />

Beteiligten sind mit Feuer und Flamme<br />

dabei! Das Caritashaus bekommt durch<br />

die Ausstellung ein neues Aussehen:<br />

Gebetssäulen und Gedichtbretter wechseln<br />

u.a. ab mit den aufgehängten, gesammelten<br />

Socken, Skulpturen, meditativen<br />

Texten, Teppichen und Bildern.<br />

„Die „etwas andere“ Ausstellung möchte<br />

ich Ihnen schmackhaft machen! Sie sollen<br />

sehen, welche Ausdrucksformen die<br />

Gefangenen gefunden haben.<br />

Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen Dieses Event möchte dazu beitragen,<br />

von „Draußen, haben letztendlich eine<br />

Atmosphäre des aufmerksamen Miteinanders<br />

entstehen lassen.<br />

„Immer wieder neu bin ich begeistert,<br />

was in den Strafgefangenen steckt!“ so<br />

Ingrid Pollak die ehrenamtliche Leiterin<br />

der Kreativgruppe.<br />

Diese Begeisterung hat Kreise gezogen<br />

— viele helfen für die Ausstellung<br />

Vorurteile abzubauen, den Menschen<br />

neue Chancen zu geben und Verständnis<br />

zu wecken.“ Ingrid Pollak, ehrenamtliche<br />

Leiterin der Kreativgruppe<br />

Die Ausstellung wurde am 07.5.2010<br />

in Würzburg im Beisein vieler Repräsentanten<br />

des öffentlichen Lebens eröffnet<br />

und wurde mit großer Resonanz von der<br />

Öffentlichkeit angenommen.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010<br />

25


§<br />

§<br />

WM - TIPPSPIEL 2010<br />

Die Welt zu Gast in Südafrika<br />

WM 2010: Das erste Mal in der Geschichte des Fußballs fand eine WM auf den<br />

afrikanischen Kontinent statt.<br />

D<br />

ie Fußballweltmeisterschaft 2010<br />

stellte das diesjährige sportliche<br />

Highlight für alle Fußballbegeisterte<br />

dar. Das erste Mal in der Geschichte des Fußballsports<br />

fand eine Weltmeisterschaft auf<br />

dem afrikanischen Kontinent statt.<br />

Bereits im Vorfeld gab es viele Zweifler<br />

die es in Frage stellten ob Südafrika es schaffen<br />

wird eine derart große und bedeutende<br />

Veranstaltung durchzuführen. Insbesondere<br />

die Sicherheitslage im Land gab vielen Grund<br />

zur Sorge. Die hohe Kriminalitäts- und<br />

Mordrate in Südafrika, bereitete nicht nur den<br />

Politiker im In– sondern auch im Ausland<br />

Sorgen und warf einen Schatten auf die WM.<br />

Doch allen Bedenken zum Trotz schaffte es<br />

Südafrika ein außergewöhnliches Wintermärchen<br />

auf den afrikanischen Kontinent zu veranstalten,<br />

welches das ganze Land in seinen<br />

Bahn zog und auch wenn nur für kurze Zeit<br />

die Problemen mit denen das Land und die<br />

Menschen zu Kämpfen haben vergessen ließ.<br />

Die Beamten der JVA <strong>Oldenburg</strong> Herr<br />

Dannebaum und Herr Armbrecht, die Live<br />

Italien<br />

England<br />

Argentinien<br />

Niederlande<br />

Deutschland<br />

Brasilien<br />

Spanien<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Wer wird Weltmeister 2010? So haben unsere Spielen getippt.<br />

vor Ort waren und sich nicht nur die Spiele<br />

ansahen sondern auch mit der Bevölkerung in<br />

Kontakt traten, berichteten von offenen,<br />

selbstlosen und hilfsbereiten Menschen die<br />

ihren letzten Leb Brot mit einem teilen. Aber<br />

sie berichteten auch von Fußballspielen die<br />

das Herz eines jeden Fans ins Rasen versetzen.<br />

Insbesondere das Gruppenspiel Deutschland<br />

gegen Australien mit einen Ergebnis von<br />

4:0 weckte die Erwartung auf die WM Trophäe.<br />

Und obwohl unsere Jungs es nicht ganz<br />

geschafft haben kann man dennoch auf die<br />

deutsche Elf stolz sein. Sie haben eine sehr<br />

gute spielerische Leistung gezeigt und mit<br />

hoher taktischer Finesse nicht nur die Zuschauer<br />

begeistert, sondern auch ihre Gegner<br />

das Fürchten gelehrt.<br />

Doch trotz allem Optimismus waren auch<br />

die Teilnehmer unseres Tippspiels nicht ganz<br />

von dem WM Sieg der Deutschen überzeugt.<br />

Wie man dem von uns aufgestellten Ranking<br />

erkennen kann war die Mehrzahl unserer<br />

Teilnehmer der Meinung, dass Spanien der<br />

diesjährige Weltmeister wird. Und sie haben<br />

recht behalten!<br />

Insgesamt 38 Teilnehmer<br />

hatten sich zu unserem<br />

Gewinnspiel angemeldet<br />

und dank der<br />

Sponsoren, die unser<br />

Tippspiel mit der Bereitstellung<br />

zahlreicher<br />

Preisen unterstütz haben,<br />

war es uns möglich, an<br />

Ende des Gewinnspiels<br />

jedem Teilnehmer einen<br />

Preis zu überreichen.<br />

Text: AS<br />

Einen herzlichen Dank widmen wir den Sponsoren unseres Tippspiels!<br />

KNEFELKAMP<br />

uhlsport GmbH<br />

26 Tr§tzdem 11/2010 26 Tr§tzdem 11/2010<br />

www.jva-oldenburg.de


WM - TIPPSPIEL 2010<br />

§<br />

Fußballweltmeisterschaft 2010<br />

Platzierungen des Tippspiels zur WM<br />

1. Platz<br />

3. Platz 2. Platz<br />

Der Gewinner des Tippspiels Khac Tan N. konnte<br />

sich über verschiedene Preise, wie eine Torte,<br />

ein Fußballtrikot, einen Fußball und Bücher, freuen.<br />

Der zweitplazierte Trong Duong D. erhielt als Preis ein<br />

Glass Kaffee, einen Fußball und drei Bücher..<br />

Der drittplazierte Erdogan B. freute sich auf seine Preise,<br />

ein Fußball, drei Bücher und eine Packung Zigaretten.<br />

Name Station Punkte Platz<br />

Khac Tan N. C2 95 1<br />

Trong Duong D. C2 92 2<br />

Erdogan B. A3 91 3<br />

Manuel W. A3 91 4<br />

Dennis K. A3 89 5<br />

Patrik Jan T. D4 86 6<br />

Valeri H. A3 86 7<br />

Alexander S. B2 85 8<br />

Hans O. D. Wilhelmshaven 85 9<br />

Van Hiep V. B4 84 10<br />

Dan Dan S. A3 83 11<br />

Budnik K. D4 82 12<br />

Wladimir Sch. D4 81 13<br />

Marko K. Gerichtsstraße 81 14<br />

Timo B. C2 79 15<br />

Kai Alexander W. Wilhelmshaven 77 16<br />

Niklas B. B3 77 17<br />

Paulo F. B1 76 18<br />

Uwe P. A4 76 19<br />

Valerij K. B2 75 20<br />

Sascha W. C1 75 21<br />

Heiko V C4 74 22<br />

Gfete L. A4 73 23<br />

Micky M. C2 71 24<br />

Sven L. B2 71 25<br />

Dennis Sch. Nordenham 70 26<br />

Thorsten K. A3 68 27<br />

Manfred V. B2 68 28<br />

Dirk B. A4 66 29<br />

Marcel P. D3 65 30<br />

Alex Sch. B2 65 31<br />

Stefan K. B3 63 32<br />

Christoph J. A4 62 33<br />

Nils Sch. C4 61 34<br />

André S. Nordenham 60 35<br />

Sascha E. B2 54 36<br />

Fabian H. B1 53 37<br />

Amechi N. D4 46 38<br />

* bei Punktegleichheit entschied die Zusatzfrage über die Anzahl<br />

der gefallenen Tore während der WM über die Platzierung.<br />

www.jva-oldenburg.de Tr§tzdem 11/2010 27


§ RECHT & SOZIALES<br />

Recht ist nicht dasselbe wie Gerechtigkeit<br />

SCHÜLERBRIEF: Eine Schulklasse des Bildungszentrum für Technik und Gestaltung (BBS II) besuchte Anfang<br />

des Jahres die Gefangenen der JVA <strong>Oldenburg</strong> und erkundigte sich nach den Sinn und Unsinn von Straftaten<br />

und Strafe. Im Rahmen ihrer Klassenarbeit schrieben die Schüler Briefe an einen Gefangenen (siehe<br />

Tr§tzdem <strong>Nr</strong>. 42). Jetzt schreibt der Gefangene zurück.<br />

Liebe Schüler...<br />

Gerechtigkeit ist eine Erwartungshaltung und Recht - eine Auslegungssache der verschiedenen an einem Rechtsstreit beteiligten<br />

Parteien. Gerechtigkeitsempfinden ist eine permanente, subjektive Einstellung. Rechtsanwendung dagegen ein Produkt des Zufalls.<br />

Die Sanktionierung von Rechtsverstößen ist immer abhängig von zahlreichen zufälligen Ereignissen. Gerecht wäre logischerweise<br />

eine globale Sanktionierung von Rechtsverstößen – gleiches Recht für alle so zu sagen, was unrealistisch ist.<br />

Bei der Anwendung von Recht haben der Ankläger und der Angeklagte verschiedene, meist entgegengesetzte Vorstellungen von<br />

einem gerechten Urteil.<br />

Der Angeklagte plädiert oft auf „Unschuldig“, oder erwartet bei einem Geständnis als Vergünstigung eine milde Strafe. Alles andere<br />

wäre für ihn ungerecht. Die Fähigkeiten eines Schauspielers werden vom Tag der Verhaftung gefordert und gefördert. Opportunismus<br />

zu erlernen und zu leben ist die Voraussetzung für Wohlverhalten im Vollzug. Dieser wirkt sich aber auf längere Sicht<br />

für die Betroffenen, vor allem aber für die Gesellschaft zum Nachteil aus. Das Milieu ist grundsätzlich durch mentalschwache Menschen<br />

mit geringen oder negativen Wertvorstellungen geprägt. Dadurch ist Verrat aus Eigennutz bei vielen obligatorisch. Nach<br />

außen hin wird diese unmenschliche Eigenschaft kaschiert, kritisiert und verurteilt um zu eigener Person keinen Misstrauen zu<br />

erwecken. Ich habe für mich einen eigenen Begriff dafür geprägt „Chamäleon Syndrom“.<br />

Der Ankläger plädiert immer auf schuldig und erwartet eine angemessen hohe Bestrafung, die eine sanktionierende und abschreckende<br />

Wirkung haben soll.<br />

Das Gericht wendet das in der gegebenen Lage geltende Recht an, und hält sich grundsätzlich für unfehlbar, mehr aber noch dem<br />

Recht dienend, denn nicht immer erhebt es den Anspruch an Gerechtigkeit.<br />

Das Gericht hat die Aufgabe den Sachverhalt zu untersuchen und die Schuldfrage zu klären. Dazu gehör die Persönlichkeit des<br />

Angeklagten, seine Lebensverhältnisse, die Beweggründe und der eigentliche Tatablauf. Und natürlich auch das Verhalten nach der<br />

Tat, während der Ermittlungen und im Gerichtsaal bei der Tataufklärung. Es müssen auch alle für und gegen den Angeklagten sprechenden<br />

Tatsachen ermittelt werden. Die Anwendung exakt gleicher Strafmaßnahmen auf unterschiedlich gelagerte Fälle, währe<br />

unrechtens und ungerecht.<br />

Es ist ein Unterschied, ob jemand aus einer Notsituation klaut, weil er Hunger hatte, oder aus Habsucht und Gewinnabsicht einen<br />

Diebstahl begeht. Auch die Anzahl der Vorstrafen ist für das Strafmaß entscheidend. Diese dient der Orientierung, ob und in wiefern<br />

ein Täter bereit ist seinen kriminellen Lebenswandel zu verändern. Wer ein System aus der rechtlichen Perspektive vertritt und<br />

nach Anwendung des Rechts über Schuld und Strafe entscheidet, sieht sich immer im Recht und fühlt sich gerecht. Jeder Richter<br />

hat subjektive Aspekte in seiner Rechtsprechung, hält aber jede seiner Entscheidungen dem Recht dienlich und würde diese nie<br />

korrigieren. Auch dann nicht, wenn offensichtlicher Bedarf besteht. Fast alle Urteilsprüche sind von höheren Gerichten überprüfbar<br />

und trotzdem wird immer einer der beteiligten Parteien mit der Urteilsfindung oder der Strafhöhe nicht einverstanden sein. Und ein<br />

Richter würde nie zugeben ein Fehlurteil gefehlt, oder aus persönlichen Motiven entschieden zu haben.<br />

Die Komponente der Rache oder der Vergeltung ist in jedem Ansatz von Strafmaßnahmen enthalten. Diese Zweckbestimmung des<br />

Rechts dient der Gerechtigkeit und erfüllt die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit an die Gerichtsbarkeit. Der Verurteilte muss für<br />

seine Verfehlungen büßen. Die unumgängliche Strafe ist die Konsequenz und die Garantie für regelkonformes Verhalten während<br />

der Haftzeit.<br />

Inhaftierung und der Entzug von Freiheit ist für jeden normalen Menschen eine enorme Bestrafung, denn darunter leidet man und<br />

es verändert das Wesen des Inhaftierten. Das Verhalten ähnelt dem, eines Raubtieres im Zoo. Ein Häftling kann auch unfähig werden<br />

für ein Leben in Freiheit.<br />

Bei vielen Inhaftierten wird die Persönlichkeit vom Schuldempfinden nicht berührt, weil die Straftaten vorsätzlich und bewusst<br />

erfolgten. Das Strafmaß wird in diesen Fällen nur als Rache und Justizwillkür empfunden.<br />

Für eine Besserung sind das Unrechtbewusstsein und die Schuldaufarbeitung, die wichtigsten Voraussetzung. Ein gesetzeskonformer<br />

Lebenswandel während der Haftzeit ist dazu ein positiver Ansatz, jedoch bei weitem nicht selbstverständlich, wie viele Justizbedienstete<br />

annehmen möchten. In unserer JVA gibt es viele Angebote für die Reintegration wie Sport, Kulturveranstaltungen und<br />

Freizeitgruppen. Zu viele Inhaftierte nehmen diese Angebote nicht wahr und zeigen keine Veränderungsbereitschaft. Viele sehen<br />

die Inhaftierung als ein normales, und zur Verwirklichung ihrer Lebensvorstellungen, notwendiges Übel an. Kaum in Haft wird für<br />

die Zeit danach vorgesorgt. Ideen für Straftaten entwickelt. Kontakte geknüpft. Der Knast ist die Schule des Verbrechens. Für viele<br />

jüngere Inhaftierte ist es eine Ausbildungsstätte. Hier suchen sie sich ihre Vorbilder und Präzedenzfälle.<br />

In der Religion ist viel von Vergebung die Rede. Die Vergebung der Opfer, wäre für die Straftäter wichtig, die sich ernsthaft mit<br />

ihrer Schuld beschäftigen. Ich hätte mir gewünscht, dass Straftätern überhaupt eine Möglichkeit gegeben wäre für konkrete enga-<br />

28 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

gierte Wiedergutmachung. Diese sollte nicht obligatorisch ausgestaltet sein. Nur die Freiwillige Konfrontation mit dem Opfer und<br />

den Folgen der Tat bildet die Empathie und greift rückwirkend an die Wurzel der bestehenden Verhaltensstörung.<br />

Erst mit der Entlassung beginnt die Wiedergutmachung an der Gesellschaft und den nahen Angehörigen. Erst außerhalb der Isolation<br />

wird ein Mensch produktiv und vorteilhaft für die Gemeinschaft. In Haft stellt er nur eine Belastung dar. Jemand der über ein<br />

gesundes Selbstbewusstsein verfügt wird sich von der Öffentlichkeit nicht verstecken, sondern aktiv am Leben teilnehmen und<br />

nach Möglichkeiten suchen sich zu integrieren, zu beweisen und damit wertvoll zu sein. An der Vergebung der Opfer oder naher<br />

Mitmenschen für die Enttäuschung, ändert die Länge einer Strafe nichts. Je länger die Haftstrafe desto größer wird die Last der<br />

Wiedergutmachung nach der Entlassung und geringer die Wahrscheinlichkeit für eine Wiedergutmachung.<br />

Die Bereitschaft zum Gespräch hatte denselben Grund wie bei vielen von euch. Es war das Interesse an Menschen und ihrer<br />

Denkweise über bestimmte Sachverhalte. Ich wollte sehen in wie weit und wie kritisch junge, aufgeweckte und intelligente Menschen<br />

sich mit der Thematik des Strafens und der Rache beschäftigen. Wir haben ja nicht nur über die Straffälligkeit und deren<br />

Folgen gesprochen. Es ging auch um Themen wie Zusammengehörigkeitsgefühl, Empathie, Vertrauen, Freundschaft, Verantwortung<br />

im Allgemeinen und soziale Interaktion. Für mich war es angenehm und unterhaltsam kritische Fragen und Meinungen zu<br />

hören. Mit euch Schülern offen über zum Teil persönliches zu reden war nicht als Erleichterung oder hilfreiche Erfahrung für<br />

mich gedacht, sondern als warnendes Beispiel für euch. Wenn ihr danach bewusster und mit offenen Augen durchs Leben geht, war<br />

dieses Gespräch nicht umsonst. Durchlebte Erfahrungen haben einen unschätzbaren Wert, vor allem negative. Der Zuhörer muss<br />

nur in der Lage sein ähnliche Fehler nicht zu machen. Jeder Mensch hat die Verantwortung für sich selbst und sein unmittelbares<br />

Beziehungsumfeld, aber auch Einfluss auf das Verhalten von fremden Menschen auf der Straße, weil wir soziale Wesen sind. Der<br />

jugendliche Straftäter in der Gerichtsverhandlung hat in der Zeit einer stabilen Beziehung zu seiner Freundin ein straffreies Leben<br />

geführt. Er hat sich Gesetzeskonform verhalten, weil er sein Verhalten an die gegebene Situation anpasste und die Erwartungshaltung<br />

seiner Freundin nicht enttäuschen wollte. Ihre Meinung war ihm höchstwahrscheinlich wichtig. Man wird von denen beeinflusst<br />

und bestimmt an die man sich bindet.<br />

Es gibt wahrscheinlich nicht nur einen Inhaftierten in der JVA <strong>Oldenburg</strong>, der sich hier wohler fühlt als draußen. Das sind Sozialschmarotzer,<br />

die sich vor der Verantwortung in der Freiheit drücken, die aufgrund des mangelnden Selbstbewusstseins und der<br />

Faulheit, sich hier bei minimalster Versorgung wohl fühlen.<br />

Was die Arbeitspflicht betrifft, so ist es primär eine sehr positive Maßnahme für die Disziplin und den geregelten Tagesablauf. Die<br />

geringe Entlohnung verleiht Kaufkraft und bestärkt den Erwerbssinn einer Arbeitstätigkeit. Andererseits wurden die Inhaftierten zu<br />

allen Zeiten als Humankapital ausgebeutet. Die billige Arbeitskraft ist ein Wirtschaftsfaktor der wegen niedriger Qualifizierung<br />

beliebig austauschbar ist. Der Inhaftierte hat die Arbeitspflicht, die Rechte sind aber stark eingeschränkt, was menschenunwürdig<br />

anmutet. Es gibt keinen Kündigungsschutz, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Möglichkeit für Zahlung von Rentenbeiträgen<br />

und damit keinen Rentenanspruch. Profiteure dieser Missstände sind namhafte Firmen, die durch Ausbeutung höhere<br />

Profite erwirtschaften können.<br />

Die Arbeitszeit gehört zu einer sinnvollen Zeitnutzung und verbessert die Perspektiven. Aber auch die sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

eröffnet andere und bessere Sichtweisen auf den Alltag und setzt einen dynamischen Prozess in Gang, der das Selbstbewusstsein<br />

und die Verantwortung stärkt.<br />

Auch die zahlreichen Therapiemaßnahmen sollten nicht die Haftzeit ersetzen. Der Slogan „Therapie statt Strafe“ ist human aber<br />

meist wirkungslos. Denn die Therapieeinrichtungen werden vermehrt als Sprungbrett in die Freiheit und Amnestieklauseln missbraucht.<br />

So wird der Therapieerfolg nie erreicht, weil die Bereitschaft des Betroffenen nicht vorhanden ist und die Zielorientierung<br />

von der erforderlichen und zu erwartenden Maßgabe abweicht.<br />

Fast zum Schluss möchte ich auf einen Brief kurz einzeln eingehen, der mich persönlich sehr beeindruckte. Dieser war sehr offen<br />

und herzlich geschrieben. Die Verfasserin hatte mit Eigenbezug und Ehrlichkeit ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen rübergebracht.<br />

Unsere Interaktion hatte bei ihr ein Nachdenken über die Besuchsdauer hinaus ausgelöst und hinterließ einen bleibenden<br />

positiven Lerneffekt. Eine der Feststellungen war: „Die Isolation von nahen Mitmenschen ist eine größere Strafe als hinter<br />

verschlossener Tür zu sitzen“.<br />

Die Beziehungsisolation durch Einschränkung der sozialen Kontakte und die Fremdbestimmung darüber trifft auch die Angehörigen<br />

verletzend. Bei der Aufrechterhaltung der Kontakt zu Angehörigen, ist die Inhaftierung eine härtere Strafe.<br />

Wer die Kontakte verliert durchlebt eine humanere Isolation. Der Einzelgänger hat weniger soziale Zwänge oder integrative Sehnsüchte.<br />

Sein Ego wächst sogar und er kann zum Narzissten mutieren und damit noch gefährlicher als zuvor werden. Andere Menschen<br />

sind ihm fremd und feind.<br />

Was das kleine Mitbringsel als Zeichen der Aufmerksamkeit betrifft, so war es eine pädagogisch sinnvolle Maßnahme eures Lehrers.<br />

Es war ein Zeichen der Offenheit und des Verständnisses, ein Symbol der Handreichung. Den Menschen etwas Gutes zu tun,<br />

den Sündigen Aufmerksamkeit zu Bezeugung, mit Menschen zu teilen, ist eine Tradition in der Christlichen Welt, eine wichtige<br />

Erfahrung, die man im Leben machen muss. Doch um über die Richtigkeit und Nützlichkeit dieses Verhaltens zu urteilen muss man<br />

auch Rückmeldung erhalten. Auch deswegen war mir dieser Brief wichtig.<br />

Alles Liebe…<br />

Niklas B.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 29


§ RECHT & SOZIALES<br />

Die Datensammler und die Selbstauskunft<br />

AUSKUNFTEIEN: Ein ernüchterndes Ergebnis über die Zuverlässigkeit der Datensammler.<br />

I<br />

ch hoffe, dass der erste Bericht euch<br />

zur Selbstauskunft über die zu eurer<br />

Person gespeicherten Daten veranlassen<br />

konnte zumal dieser erste Schritt<br />

mit Hilfe des Musterschreibens sehr einfach<br />

und zu dem kostenlos ist. Wie wichtig<br />

eine eigene Überwachung der Datensammler<br />

ist, werden wir im folgenden<br />

Bericht versuchen zu erläutern.<br />

Wir von der Redaktion Trotzdem<br />

hatten acht der bekanntesten Auskunfteien<br />

angeschrieben und eine Selbstauskunft<br />

gemäß §§ 34 I, IV BDSG verlangt.<br />

Dabei handelte es sich um folgende Auskunfteien:<br />

Schufa, Bürgel, Infoscore,<br />

CEG, Deltavista, Bender KG, Acumio<br />

und EOS. Zur Erinnerung, laut Bundesdatenschutzgesetz<br />

hat jede Person das<br />

Recht, alle zur eigenen Person gespeicherten<br />

Daten einzusehen, den Nachweis<br />

zu verlangen, woher diese Daten stemmen,<br />

zu erfahren wie diese Daten für die<br />

Ermittlung des Scorewertes eingesetzt<br />

werden und an welche Institutionen oder<br />

Firmen die Daten in den letzten 12 Monaten<br />

geschickt wurden.<br />

Nach Erhalt der Selbstauskünfte können<br />

wir die Befürchtungen der Datenund<br />

Verbraucherschutzorganisationen<br />

nur bestätigen. Es erschreckt und empört<br />

einen schon, wie nachlässig die Datensätze<br />

gepflegt und aktualisiert werden. In<br />

Fällen wo die Daten falsch oder veraltet<br />

sind, sollte man sofort aktiv handeln,<br />

denn hierfür sind dem Verbrauchen oder<br />

dem betroffenen Verbraucher<br />

(Dateneigentümer) vom Gesetz einige<br />

Instrumente zur Gegenwehr gegeben.<br />

Der Ausweis von positiven Daten<br />

erfolgt gar nicht. Dabei sollten diese<br />

eigentlich die Scorewert-Berechnung<br />

einbezogen werden.<br />

Scorewert – Safe Consumer Score<br />

heißt soviel wie die Bewertung zur Sicherheit<br />

der Leistung. Dabei handelt es<br />

sich um eine Prognose um das künftige<br />

Zahlungsverhalten aus in der Vergangenheit<br />

gespeicherten Erfahrungen. Der Scorewert<br />

beschreibt immer nur ein allgemeines<br />

Zahlungsausfallrisiko. Sie stellen<br />

keine Bewertung der Bonität<br />

(Zahlungsfähigkeit) oder die Zahlungskraft<br />

mit Barmitteln eines konkreten<br />

Kunden dar, sonder helfen, das Zahlungsausfallrisiko<br />

besser einzuschätzen.<br />

Ähnliche Methoden nutzt man seit langem<br />

in der Markt- und Meinungsforschung.<br />

Wie das Scoreverfahren funktioniert<br />

und welche bewerteten Daten wie<br />

gewichtet werden, hatte keine der Auskunfteien<br />

mitgeteilt. Es sind uns daher<br />

leider unmöglich, das Scoreverfahren zu<br />

analisieren und zu erläutern. Es scheint<br />

aber so, als ob gar keine positiven Daten<br />

im Bestand vorhanden sind. Es wurden<br />

nur Personendaten: Name, Geburtsdatum,<br />

Geburtsort, Anschrift und darüber<br />

hinaus Negativdaten z.B. Mahnverfahren,<br />

Vollstreckungstitel, Insolvenzen<br />

oder Haftbefehle ausgewiesen.<br />

Laut Stiftung Warentest haben die<br />

Datensammler Acumio, Deltawista, Infoscore<br />

und Bürgel nach eigenen Angaben<br />

Jeder hat das Recht, alle zur eigenen<br />

Person gespeicherten Daten<br />

einzusehen.<br />

Es erschreckt und empört einen,<br />

wie nachlässig die Datensätze gepflegt<br />

und aktualisiert werden.<br />

nur Personendaten und Negativdaten<br />

gespeichert, also eine ziemlich einseitige<br />

Betrachtung, um eine entscheidende<br />

Aussage über ein Verhalten in der Zukunft<br />

zu treffen. Bei dieser Fallkonstellation<br />

genügt ein negativer Fehleintrag, um<br />

als Nichtsolvent und Kreditunwürdig zu<br />

gelten. Solche Fälle sind häufiger als<br />

gedacht.<br />

Im konkreten Beispiel geht es um ein<br />

Mahnverfahren einer Anwaltskanzlei,<br />

die sich auf Zwangsvollstreckungen spezialisiert.<br />

Einen von vielen Unternehmen<br />

der Inkasso-Dienstleistungs-Branche.<br />

Dieser Vollstrecker einer Heidelberger<br />

Rechtskanzlei beauftragt von den größten<br />

deutschen Telekommunikationsunternehmen<br />

hat die Informationen über<br />

die Inkassoforderung an den Datensammler<br />

Acumio weitergeleitet. Die<br />

besagte Forderung stammt aus dem Jahr<br />

2001. Seit 2005 verschickt die Inkassokanzlei<br />

einmal jährlich Mahnungen mit<br />

Androhungen unter Beilage eines Überweisungsformulars.<br />

Der Forderungsbetrag<br />

wächst von Jahr zu Jahr. Auf Rückschreiben<br />

des angeblichen Schuldners,<br />

die aufgestellte Forderung mit gewöhnlichen<br />

Nachweise näher zu begründen,<br />

erfolgt von der Kanzlei keine Antwort.<br />

Grundsätzlich gilt: ist eine behauptete<br />

30 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

und zugestellte Forderung nicht zuzuordnen,<br />

so kann der Betroffene eine Einsicht<br />

in die Forderungsunterlagen verlangen.<br />

Als Nachweis der Forderungsgrundlage<br />

können jeweils in Kopie der die Forderungssumme<br />

betreffende Vertragsabschluss,<br />

der letzte Zahlungseingag mit<br />

Betragshöhe €/ DM und Datum, Bankverbindung,<br />

die Anschrift des Vertragspartners<br />

(um Verwechselungen bei Namensgleichheit<br />

auszuschließen) angefordert<br />

werden. Für die Prüfung der Fristwahrung,<br />

die bei Forderungen<br />

aus Verbraucherverträgen<br />

drei Jahre beträgt ist<br />

das Datum der Fälligkeit<br />

der Zahlung der erste<br />

Mahnbescheid, der den<br />

anerkannten gerichtlichen<br />

Titel (Vollstreckungstitel)<br />

trägt maßgeblich..<br />

Bei Begehren der Einsicht<br />

von Forderungsnachweisen,<br />

empfiehlt sich eine<br />

vier bis achtwöchige Fristsetzung.<br />

Erfolgt darauf keine<br />

Reaktion, schafft man<br />

sich Abhilfe mit einem Erinnerungsschreiben<br />

und<br />

einer Androhung einer<br />

Strafanzeige wegen versuchten<br />

Betruges. Diese<br />

radikale Maßnahme ist<br />

durchaus begründet und hat<br />

seinen Sinn in Zeiten von<br />

steigender Inkasso-<br />

Piraterie. Nutzt auch das<br />

nichts, dann ist die Inkassostelle<br />

nicht nur nachlässig,<br />

sondern auch unseriös mit<br />

einer Neigung ins Kriminelle.<br />

Bei so einem Verdacht<br />

ist es das Ziel, die Plage der Mahnungen<br />

und Androhungen stoppen und die unzutreffenden<br />

Einträge bei den Auskunfteien<br />

anschließend beseitigen.<br />

Die Inkassobranche betätigt sich oft in<br />

einem grauen Gesetzesbereich mit zahlreichen<br />

Kann-Bestimmungen und Ausnahmen,<br />

der überwiegend von angehenden<br />

Anwälten oder andren Rechtverdrehern<br />

beackert wird. Bei diesen Methoden<br />

handelt es sich eben um Inkasso-<br />

Piraterie.<br />

Oft verlaufen schriftliche oder fernmündliche<br />

Bemühungen zur Klärung<br />

eines Sachverhalts im Sande (lange Warteschleifen).<br />

Antworten auf schriftliche<br />

Korrespondenz gibt es keine. Es kommen<br />

nur Androhungen von Zwangsvollsterteckungsmaßnahmen<br />

und die<br />

damit verbundenen steigenden Kosten<br />

per Serienbrief regelmäßig ins Haus.<br />

Sind die behaupteten Forderungen<br />

grundlos, empfiehlt es sich, darauf nicht<br />

zu reagieren. Steht dagegen eine substantiell<br />

begründete Zwangsvollstreckung an<br />

sollte man die Mahnungen ernst nehmen,<br />

um weiterführende, höhere Kosten und<br />

Gebühren zu vermeiden. Denn in solchen<br />

Fällen kann aus zweistelligen Beträgen<br />

sehr schnell die zehnfache Summe<br />

werden und lang anhaltende Nachteile<br />

gibt es obendrauf gratis dazu. Denn ein<br />

negativer Eintrag bei einer der Auskunfteien<br />

wird erst ein Jahr nach Begleichung<br />

Ein ConCheck von beispielsweise 1,7 sagt aus dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

mit der ein Kunde seine Zahlungsverpflichtung erfüllt, bei 97<br />

% liegt. Als zusätzliche Entscheidungshilfe wird die ConCheck Bewertung<br />

nach folgenden Risikoklassen klassifiziert:<br />

1,0 bis 1,2 Sehr niedriges Risiko<br />

1,3 bis 1,8 Niedriges Risiko<br />

1,9 bis 2,6 Durchschnittliches Risiko<br />

2,7 bis 2,9 Mittleres Risiko<br />

der Schuldforderung gelöscht. Bei einer<br />

Erledigung durch Vergleich findet die<br />

Löschung zwei Jahre nach letztem Zahlungseingang<br />

statt.<br />

Der Scorewert wird nur gebildet<br />

wenn keine Negativdaten vorliegen. Mit<br />

negativen Informationen werden die<br />

Datensammler um Teil von Auftragebern<br />

versorgt. Es wird also der Auftrag erteilt,<br />

eine Eintragung aus Gläubigermahnungen,<br />

laufenden oder betriebenen Inkassomahnverfahren<br />

und Insolvenzverfahren<br />

zu der betreffenden Person zu speichern.<br />

Bei diesen „Bonitäts-Informationen“<br />

handelt es sich um konkret vorliegende<br />

Zahlungsstörungen. Ziel ist es, frühzeitig<br />

risikobehaftete Geschäftsbeziehungen<br />

auszuweisen und zum Schutz der anderen<br />

Geschäftsleute erkennbar zu machen.<br />

Die gewöhnlichen Geschäftspraktiken<br />

können bei unsicheren Kunden auf<br />

risikoarme Bezahlverfahren abgestellt<br />

werden. Der Verbraucher erhält nichts<br />

mehr auf Kredit sondern muss den monäteren<br />

Gegenwert direkt bei Empfang<br />

der Ware entrichten.<br />

Die Richtigkeit der in Auftrag genommenen<br />

negativen Merkmale wird nicht ü-<br />

berprüft.<br />

Zwei Kunden, die in Wirklichkeit,<br />

gleichermaßen Kreditwürdig sind können<br />

in nachhinein wegen Fehler und<br />

Datenlücken ganz unterschiedlich behandelt<br />

werden.<br />

Die Datensammler haben<br />

aber bei nachweislich unrichtigen<br />

Daten die Pflicht<br />

zu Berichtigung, Löschung<br />

oder Sperrung, sofern ihre<br />

Richtigkeit von verantwortlicher<br />

Stelle (Auftraggeber)<br />

nicht bewiesen werden kann.<br />

Wird die Richtigkeit der<br />

Daten vom Betroffenen<br />

bestritten sind diese gemäß §<br />

35 Abs. 3 BDSG zu sperren<br />

für die Dauer der Klärung.<br />

Die Tatsache einer Sperrung<br />

von Daten darf an auskunftsuchenden<br />

Kunden nicht<br />

übermittelt werden. Personenbezogene<br />

Daten dürfen<br />

auch nicht verarbeitet oder<br />

benutzt werden solange der<br />

Betroffene der Verarbeitung<br />

bei der verantwortlichen<br />

Stelle widerspricht. Auf<br />

Verlangen des Betroffenen<br />

ist gemäß § 35 Abs. 6 den<br />

zweifelhaften Daten die<br />

nicht gesperrt werden können,<br />

für die Dauer der Speicherung<br />

seine Gegendarstellung<br />

beizufügen.<br />

Die Dauer der Speicherung von erledigten<br />

oder abbezahlten Negativeinträgen<br />

im Gesetz geregelt<br />

Dabei sind die Fristen für eine endgültige<br />

Löschung laut Angaben der Auskunfteien<br />

meist kürzer als die im Gesetz bestimmten<br />

Zeiträume.<br />

Die Aufmerksamkeit und Sorgfaltspflicht<br />

gegenüber den betroffenen<br />

Verbrauchern mit deren Datensätzen<br />

gehandelt und Geld verdient wird ist<br />

mehr als steigerungsfähig. Es scheint gar<br />

so, als sob sich die Datensammler der<br />

Brisanz ihrer Scorebewertungen und<br />

deren möglichen Folgen bei untransparenten<br />

Dateninhalten nicht bewusst seien.<br />

Die Dateneigentümer haben nicht<br />

mehr die Besitzgewalt und das Bestimmungsrecht<br />

über den Umgang mit eigenen<br />

Daten weil diese durch eigene Nachlässigkeit<br />

bei Vertragsabschlüssen zu<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 31


§ RECHT & SOZIALES<br />

Verarbeitung freigegeben wurde. Der<br />

Verbraucher hat ein aktives Widerspruchsrecht<br />

auf personenbezogene<br />

Datenverarbeitung, wovon er keinen<br />

Gebrauch macht. Nach der Weitergabe<br />

von Personendaten an Datensammler<br />

werden auch die Löschfristen nach Ablauf<br />

von Verträgen nicht eingehalten,<br />

die Daten von Bürgern (Verbrauchern)<br />

werden zur Handelswahre und damit<br />

die Individuen selber zu bewertbaren<br />

Objekten.<br />

Es entsteht eine Dreiecksbeziehung<br />

aus Kunden von Auskunfteien, die<br />

meistens Geschäftleute sind, die auf<br />

Bonitätsauskünfte vertrauen! Datensammler<br />

sind Profiteuere der von ihnen<br />

als Handelsobjekt angebotenen Personendaten.<br />

Dabei unterstützen die Auskunfteien<br />

alle risikoorientierten Entscheidungen<br />

entlang der Geschäftsbeziehung<br />

z.B. durch die Bereitstellung<br />

von für die Zukunft errechneten Bonitätsdaten.<br />

Die datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

über die Art und Umfang der<br />

Offenlegung, die Dauer der Speicherung,<br />

Nutzung, Auswertung und Weitergabe<br />

sind den Auskunfteien bewusst<br />

aber lästig. Die Auskunfteien informieren<br />

die Dateneigentümer nur oberflächig<br />

über ihre möglichen Rechte und<br />

unzureichend über den Datenbestand.<br />

Für die Einhaltung und Umsetzung<br />

muss de Betroffene meistens selber<br />

sorgen. Bei existenziellen Aspekten ist<br />

Vertrauen gut aber die Kontrolle ist<br />

besser.<br />

Eine vollständige Automatisierung<br />

der Datenpflege existiert bei den Auskunfteien<br />

nicht,. Das erklärt die prozentual<br />

hohe Fehlerquote bei den Datensätzen.<br />

Im konkreten Fall wurde die Person<br />

bei Schufa, Bürgel, Deltavista nicht<br />

identifiziert wegen veralteter Meldeanschriften.<br />

Dabei lag der Wohnortwechsel mehr<br />

als zwei Jahre zurück. Wahrscheinlich<br />

erfolgt die Aktualisierung von Personendaten<br />

erst bei Anfragen von Kunden<br />

oder Mitteilung von Negativdaten im<br />

Rahmen der Auftragsvergabe zur Veröffentlichung.<br />

Es ist ein Unterschied ob sie einer<br />

geringwertigen Zahlungsverpflichtung<br />

nicht nachgekommen sind, oder mehrere<br />

Verträge gegenüber ihren Gläubigern<br />

nicht erfüllt hatten. Auf die Häufigkeit<br />

und die Höhe der Schuldbeträge kommt<br />

es also nicht an. Wer auch nur einen<br />

Eintrag hat, ist gleich kredittunwürdig,<br />

und damit für ein Scoreverfahren nicht<br />

geeignet.<br />

Text: Niklas B.<br />

Predigt und Auslegung nach der Lesung<br />

„Vom reichen Mann und Lazarus“<br />

Die geistige Armut.<br />

Die Geschichte handelt von der Armut<br />

des kranken und obdachlosen Lazarus.<br />

Aber sie handelt auch von der Armut<br />

des reichen Mannes. Arm und reich<br />

gleichzeitig. Ist es ein Widerspruch?<br />

Reich ist der Reiche an Moneten und<br />

gleichzeitig geistig arm.<br />

Geistig arm sind die, die ihre Sünden<br />

vor Gott und den Menschen nicht erkennen<br />

wollen, die sich und andere ins Unglück<br />

bringen oder im Unglück lassen.<br />

Nach dem Tod musste der Reiche<br />

seine Reichtümer zurück lassen und kam<br />

in die Unterwelt, also in die Hölle. Doch<br />

warum ist er in der Hölle gelandet und<br />

nicht im Schoß von Abraham wie der<br />

Lazarus?<br />

Über ihn wurde geurteilt nach seinem<br />

Vorleben. Er war reich, hatte diesen<br />

Reichtum angehäuft und dabei den Geiz<br />

entwickelt. Reich ist jemand, wenn er<br />

ersichtlich von allem zu viel besitzt und<br />

nichts Gutes damit anzufangen weiß. Die<br />

Voraussetzung und der Grund dafür sind<br />

die Habsucht und Habgier.<br />

Welche Gründe sind es, die einen zu<br />

gesetzeswidrigen Handlungen verleiten.<br />

Das Ziel ist offensichtlich meistens das<br />

schnelle, leichte Geld. Der Preis für diese<br />

Art Habsucht ist sehr hoch. Für den<br />

Lebenswandel mit Phasen der Inhaftierung<br />

haben wir uns selbst entschieden.<br />

Für die Isolation, für die Vernachlässigung<br />

von Frauen und Kindern, für die<br />

Verletzung unserer Intimsphäre, für die<br />

Arbeit in den Anstaltsbetrieben als „ein<br />

Euro Jober“. Wofür sind die zahlreichen<br />

Opfer gut?<br />

„Arm ist nicht wer wenig hat, sondern<br />

wer viel braucht“.<br />

Wir alle sind sterblich und wir werden<br />

die gehorteten weltlichen Reichtümer<br />

nach dem Tod nicht mehr brauchen.<br />

Denn aus Asche sind wir gemacht und zu<br />

Asche werden wir. Habsucht, Habgier<br />

und Geiz sind Sünden.<br />

Dem reichen mit Sünden beladenen<br />

Mann fehlt die Empathie. Er ist zu träge<br />

und egoistisch, um vor die Tür zu blicken.<br />

Er ignoriert sein Umfeld und auch<br />

seine Mitmenschen. Er verhält sich asozial<br />

und fühlt sich unabhängig. Der Reiche<br />

wollte nicht einmal den täglichen<br />

Überschuss, die Reste vom Tisch dem<br />

armen Lazarus gönnen. Er beachtete das<br />

Elend von Lazarus nicht wegen ihrer<br />

Standesunterschiede. Der Reiche war<br />

eitel. Sein Hochmut machte ihn blind.<br />

Hochmut ist auch eine Sünde.<br />

Erst als er in eine Leidenssituation<br />

kommt, bemerkt er den Lazarus, weil es<br />

diesem jetzt vergleichsweise besser geht<br />

und stellt sogar eine Erwartungshaltung<br />

an ihn, indem er Abraham bittet den Lazarus<br />

zu ihm zu schicken. Durch diese<br />

arrogante Art unterstreicht er seinen<br />

Hochmut. Erst als der Reiche eine begründete<br />

Ablehnung bekommt, wird ihm<br />

seine falsche weltliche Lebensweise bewusst.<br />

Er entwickelt sogar Empathie.<br />

Das Einfühlungsvermögen für das zu-<br />

32 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

künftige Leid seiner fünf Brüder, die ein<br />

ähnliches Leben in Blindheit und Bequemlichkeit<br />

führen. In erster Linie sind<br />

sie durch ihre geistige Armut mit ihm<br />

verwandt. Abraham verweist ihn aber<br />

auf den, jedem Menschen gegebenen<br />

gesunden Verstand. Auf die Fähigkeit<br />

zur selbstkritischen Betrachtung und<br />

richtigen Selbsteinschätzung, die Fähigkeit<br />

zum logischen Denken.<br />

All unser blindes übermäßiges Verlangen<br />

ist körperlicher Art. Es ist die<br />

Gier des Körpers nach exzessiven Erlebnissen<br />

bei einem schwachen Geist.<br />

Auch die Völlerei ist eine Sünde.<br />

Fresssucht, Alkoholsucht, Spielsucht,<br />

Drogensucht, Nikotinsucht sind keine<br />

Krankheiten, sondern Schwächen. Wir<br />

machen uns selbst zu Sklaven unserer<br />

Begierden. Diese selbst erzeugten Leiden<br />

werden verursacht durch geistige Armut.<br />

Das ist meine eigene Meinung und diese<br />

vertrete ich argumentativ.<br />

„Arm ist nicht wer wenig hat, sondern<br />

wer viel braucht.“<br />

Jeder Mensch hat die Wahl. Und<br />

auch wer im Überfluss lebt, kann arm<br />

sein. Selbstverschuldet, geistig arm.<br />

Arm an Bildung: „Wissen ist Macht“,<br />

das ist eine Tatsache. Wir leben hier im<br />

Luxus. Unser Luxus ist das Übermaß an<br />

Freizeit. Die Freizeit richtig zu nutzen ist<br />

eine Sache der richtigen Einsicht und<br />

Einstellung. Die Zeit ist aber auch nicht<br />

unendlich. Bevor man Zeit vergeudet mit<br />

Karten- oder Computerspielen, mit TV-<br />

Shows oder Zappen durch die Unterhaltungsmedien,<br />

mit immer gleichen sinnlosen<br />

Gesprächen auf der Basis von glorreichen<br />

Legenden auf der Station; und<br />

noch schlimmer am Fenstergitter oder<br />

mit stundenlangem Gedröhne aus den<br />

Musikboxen, sollte man sich der Erweiterung<br />

eigener geistiger Fähigkeiten widmen,<br />

dem Erwerb von Wissen.<br />

Arm an Bescheidenheit. Bescheidenheit<br />

ist eine Tugend. Der Gegensatz von<br />

Maßlosigkeit. Wie tugendhaft ist jemand,<br />

der kaum im Strafanstalt angekommen,<br />

nach sozialen Leistungen aller<br />

Art verlangt. Warum hatte derjenige<br />

nicht selbst für die Notzeiten vorgesorgt.<br />

Aus naiver Überzeugung, dass er nie<br />

erwischt und belangt werden wird. Viele<br />

kommen hier an mit einer Fülle von Erwartungen<br />

wie Taschengeld, Sozialfernseher,<br />

Sozialradio, Sozialtabak. Sozial<br />

heißt hier auf Kosten der Gemeinschaft.<br />

Doch mit welchem Recht? Was hat man<br />

der Gemeinschaft vorher gegeben?<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Nichts! Eher genommen oder gestohlen.<br />

Viele erinnern sich gleich an die Pastoren,<br />

wobei sie die Kirche und den Glauben<br />

nie im Sinn hatten und sogar uncool<br />

und lächerlich fanden. Hier erwarten sie<br />

aber von den Seelsorgern Tabak, Feuerzeug<br />

und Kaffe. Wo nichts hingegeben,<br />

kann auch nichts genommen werden. Die<br />

Kirche ist in erster Linie für den Seelenheil<br />

zuständig und nicht für die Erfüllung<br />

von körperlichen Begierden. Die Kirche<br />

ist auch keine Almosenstelle für die,<br />

denen es am wichtigsten zum Wohlbefinden<br />

nicht fehlt. „Wem genug zu wenig<br />

ist, dem ist nichts genug“.<br />

Arm an Verantwortung für seine Mitmenschen:<br />

Können wir sicherstellen,<br />

dass die Folgen unserer Taten nur uns<br />

und nicht auch unsere Angehörigen treffen?<br />

Nein, das können wir nicht. Wir<br />

verlieren die Kontrolle und werden<br />

fremdbestimmt. Viel schlimmer ist es<br />

aber die nahen Menschen an den eigenen<br />

üblen Taten zu beteiligen. Ist es den kein<br />

Armutszeugnis wenn jemand die Erwartung<br />

an seine Frau oder Schwester stellt<br />

ihm Drogen in den Knast zu schmuggeln?<br />

Wenn erwachsene Männer ihre<br />

Frauen finanziell ausnehmen um den<br />

neuesten Sportanzug oder einen Flachbildfernseher<br />

zu besitzen. Wenn modische<br />

Extravaganzen auf Kosten von in<br />

Armut lebenden Kindern erfüllt werden.<br />

Wenn man die eigene Familie in Abhängigkeit<br />

von Sozialleistungen gebracht hat<br />

und dieses Existenzminimum für eigene<br />

Begierden schmälert.<br />

Die geistige Armut sähet reichlich<br />

Unglück. Wer dafür blind bleibt und<br />

fleißig weiter sähet wird reichlich davon<br />

ernten. Verspieltes Glück ist selbstverschuldetes<br />

Unglück.<br />

Die finanzielle Armut<br />

Wenn wir über Armut reden, sollten<br />

wir uns öfters fragen, wie es unseren<br />

Familien draußen geht und wie die klar<br />

kommen. Ich persönlich denke, dass es<br />

uns doch ganz gut geht, hier in <strong>Oldenburg</strong>.<br />

Wir bekommen hier das rundum<br />

Sorglospaket. Meine Familie muss augrund<br />

meiner Inhaftierung jetzt von Harz<br />

IV leben und ich weiß, dass es ihnen viel<br />

schlechter geht als sie mir das sagen;<br />

damit ich mir keine Sorgen und Vorwürfe<br />

mache. Wo kommt den das<br />

Geld her für die Fahrkarten,<br />

wenn sie mich hier jede Woche<br />

besuchen, oder mir Geld einzahlen,<br />

für den Zusatzeinkauf,<br />

oder ich wieder mal neue<br />

Klamotten haben möchte.<br />

Dass müssen sie anderswo<br />

einsparen, dass heißt sie verzichten<br />

für mich auf etwas obwohl ich<br />

doch Schuld an der Situation bin.<br />

Das sollten wir alle einmal überdenken,<br />

wenn wir von unseren Familien<br />

wieder einmal etwas verlangen oder erwarten.<br />

Meine Kinder z.B. gehen in einen<br />

Sportverein, was jeden Monat 15 € kostet.<br />

Ich kann hier jeden Tag zum Sport<br />

gehen, ohne etwas dafür zu bezahlen. Ist<br />

das selbstverständlich?<br />

Vor ein paar Wochen wollten meine<br />

Kinder ins Kino. Meine Frau sagte:<br />

“Dass geht diesen Monat nicht“. Wir<br />

sehen hier jedes Wochenende drei aktuelle<br />

Filme ohne etwas dafür zu zahlen.<br />

Ist das gerecht?<br />

Wir bekommen hier täglich dreimal<br />

etwas zu essen. Immer wieder wird kommentiert:<br />

„Wie, schon wieder das gleiche“<br />

oder „so etwas esse ich nicht“.<br />

Manche Frauen und Kinder währen sehr<br />

glücklich darüber, wenn sie nicht einmal<br />

„Wem genug zu wenig ist, dem ist<br />

nichts genug.“<br />

die Woche zur Tafel gehen müssten, um<br />

für Essen anstehen. Habt ihr auch mal<br />

überlegt wie erniedrigend so etwas für<br />

eure Familie ist.<br />

Meine Tochter kommt mit der Situation<br />

nicht klar; dass ihr Papa nicht mehr<br />

für sie da ist. Meine Frau ging mit ihr<br />

zum Doktor und fragte, ob es nicht möglich<br />

wäre, dass meine Tochter Gespräche<br />

mit einem Kinderpsychologen führen<br />

könnte. Der sagte: „Sicher ist das möglich,<br />

aber die Krankenkasse zahlt das<br />

nicht. Und so muss meine Tochter allein<br />

damit klar kommen, dass ihr Papa nicht<br />

mehr für sie da sein kann. Ist das gerecht?<br />

Das was uns hier fehlt ist die Freiheit,<br />

aber daran sind wir selbst schuld. Ich<br />

möchte euch bitten, jedes Mal wenn ihr<br />

hier sagt „das wäre mir lieber“, zuerst<br />

einmal darüber nachzudenken wie es<br />

eurer Familie geht.<br />

Text: Frau Pastorin Menz, Manfred V.,<br />

Niklas B.<br />

Tr§tzdem 11/2010 33


§ RECHT & SOZIALES<br />

Woran erkennt man einen Psychopathen?<br />

In Deutschland leben rund einen Million Psychopathen, haben neue Studien ergeben. Manche von ihnen arbeiten<br />

unerkannt in hohen Führungspositionen. Und sie sind gefährlich. Wie kann man sich vor ihnen schützen?<br />

P<br />

ort Coquitlam ist ein verträumtes<br />

Städtchen an der Westküste Kanadas.<br />

Die Autofahrt von der Olympia-Stadt<br />

Vancouver dorthin dauert keine<br />

45 Minuten. Einige Gäste führt der Weg<br />

direkt in die Dominion Avenue 953.<br />

Dort liegt auf dem Gelände einer<br />

Schweinefarm „Piggy‘s Palace“ - eine<br />

der wildesten Feten-Locations in ganz<br />

British Columbia. Der Besitzer Robert<br />

Pickton gilt als umsichtiger Gastgeber.<br />

Psychopathen haben kein Gewissen.<br />

Sie empfinden keine Reue<br />

und kein Mitgefühl.<br />

Musik, Frauen, Drogen - bei ihm gibt es<br />

alles, was man für eine tüchtige Orgie<br />

benötigt. Legendär sind auch die Berge<br />

von Fleisch, die Robert auf seinem Party-Grill<br />

zu brutzeln pflegt.<br />

Dass es sich dabei wohl nicht nur um<br />

Schweinefleisch handelt, entdeckt die<br />

Polizei nur durch einen Zufall. Im Erdreich<br />

des Grundstücks finden die Ermittler<br />

die Überreste von mehr als 30 Frauen.<br />

Sie alle sind in Vancouver als vermisst<br />

gemeldet. Robert Pickton, so steht<br />

es In den Polizeiakten, hat die Frauen<br />

offenbar auf seine Farm gelockt, getötet,<br />

zerstückelt und an seine Schweine verfüttert.<br />

Und vermutlich auch an seine<br />

Gäste. Die Presse bezeichnet Pickton als<br />

den „schlimmsten Serienmörder“ in der<br />

Geschichte Kanadas. Das Gericht hat ihn<br />

inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt.<br />

Derweil veröffentlicht die Polizei<br />

immer neue Namen von Frauen, deren<br />

DNA-Spuren aus den Schlachtabfällen<br />

auf Picktons Horror-Grundstück identifiziert<br />

werden konnten. Die aktuellsten<br />

Funde stammen vom Oktober 2009. Bis<br />

heute rätselt die kanadische Öffentlichkeit:<br />

Was ist das für ein Mensch, der zu<br />

solchen Taten fähig ist?<br />

Der amerikanische Bauer Robert Pickton hat<br />

mehr als 30 Frauen an seine Schweine verfüttert<br />

- und an seine Partygäste.<br />

Keine andere Persönlichkeitsstörung<br />

richtet einen ähnlich verheerenden<br />

Schaden an wie die<br />

Psychopathie.<br />

Es erscheint wie eine makabere Laune<br />

des Schicksals, dass der kundigste<br />

Experte für derlei Fragen in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft der Vancouver-Morde<br />

lebt. Robert D. Hare ist ein zierlicher<br />

Mann mit wachen Augen. Seine Worte<br />

formt er ruhig und gelassen, ein sorgsam<br />

gestutzter grauer Bart rahmt sein schmales<br />

Gesicht. Er könnte Pastor sein oder<br />

der gütige Leiter eines humanistischen<br />

Gymnasiums. Tatsächlich ist der emeritierte<br />

Professor der University of British<br />

Columbia jedoch der renommierteste<br />

Psychopathen-Jäger der Welt. Was Robert<br />

Hare antreibt, ist mehr als Neugier.<br />

Es ist ein Verantwortungsgefühl gegenüber<br />

der Menschheit. Denn keine andere<br />

Persönlichkeitsstörung richtet einen ähnlich<br />

verheerenden Schaden an wie die<br />

Psychopathie. „Psychopathen bringen<br />

Unglück und Zerstörung über die Menschen<br />

in ihrem Umfeld“, erklärt Hare.<br />

„Deshalb ist es so wichtig, sie erkennen<br />

und ihnen begegnen zu können.“<br />

34 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


OKTOBER 2011<br />

1 S<br />

2 S<br />

3 M Tag der Dt. Einheit<br />

4 D<br />

5 M<br />

6 D<br />

7 F<br />

8 S<br />

9 S<br />

10 M<br />

11 D<br />

12 M<br />

13 D<br />

14 F<br />

15 S<br />

16 S<br />

17 M<br />

18 D<br />

19 M<br />

20 D<br />

21 F<br />

22 S<br />

23 S<br />

24 M<br />

25 D<br />

26 M<br />

27 D<br />

28 F<br />

29 S<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

30 S Ende der Sommerzeit<br />

31 M<br />

20 Arbeitstage<br />

NOVEMBER 2011<br />

1 D Allerheiligen<br />

2 M<br />

3 D<br />

4 F<br />

5 S<br />

6 S<br />

7 M<br />

8 D<br />

9 M<br />

10 D<br />

11 F<br />

12 S<br />

13 S<br />

14 M<br />

15 D<br />

16 M Buß– und Bettag<br />

17 D<br />

18 F<br />

19 S<br />

20 S Totensonntag<br />

21 M<br />

22 D<br />

23 M<br />

24 D<br />

25 F<br />

26 S<br />

27 S 1. Advent<br />

28 M<br />

29 D<br />

30 M<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

21 Arbeitstage<br />

DEZEMBER 2011<br />

1 D<br />

2 F<br />

3 S<br />

4 S 2. Advent<br />

5 M<br />

6 D Nikolaus<br />

7 M<br />

8 D<br />

9 F<br />

10 S<br />

11 S 3. Advent<br />

12 M<br />

13 D<br />

14 M<br />

15 D<br />

16 F<br />

17 S<br />

18 S 4. Advent<br />

19 M<br />

20 D<br />

21 M<br />

22 D Winteranfang<br />

23 F<br />

24 S Heilig Abend<br />

25 S 1. Weihnachtstag<br />

26 M 2. Weihnachtstag<br />

27 D<br />

28 M<br />

29 D<br />

30 F<br />

31 S Silvester<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

21 Arbeitstage<br />

Hauptanstalt:<br />

<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />

Cloppenburger Straße 400<br />

26133 <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktion:<br />

Redaktion Tr§tzdem<br />

Postfach 3080<br />

26020 <strong>Oldenburg</strong><br />

Spendenkonto:<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> wg. Trotzdem<br />

Konto-Nummer: 106 024 813<br />

BLZ 250 500 00 NordLB Hannover


Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft,<br />

erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen.<br />

F. M. Dostojewski<br />

JANUAR 2011<br />

1 S Neujahr<br />

2 S<br />

3 M<br />

4 D<br />

5 M<br />

6 D Hl. Drei Könige<br />

7 F<br />

8 S<br />

9 S<br />

10 M<br />

11 D<br />

12 M<br />

13 D<br />

14 F<br />

15 S<br />

16 S<br />

17 M<br />

18 D<br />

19 M<br />

20 D<br />

21 F<br />

22 S<br />

23 S<br />

24 M<br />

25 D<br />

26 M<br />

27 D<br />

28 F<br />

29 S<br />

30 S<br />

31 M<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

20 Arbeitstage<br />

FEBRRUAR 2011<br />

1 D<br />

2 M<br />

3 D<br />

4 F<br />

5 S<br />

6 S<br />

7 M<br />

8 D<br />

9 M<br />

10 D<br />

11 F<br />

12 S<br />

13 S<br />

14 M Valentinstag<br />

15 D<br />

16 M<br />

17 D<br />

18 F<br />

19 S<br />

20 S<br />

21 M<br />

22 D<br />

23 M<br />

24 D<br />

25 F<br />

26 S<br />

27 S<br />

28 M<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

20 Arbeitstage<br />

MÄRZ 2011<br />

1 D<br />

2 M<br />

3 D<br />

4 F<br />

5 S<br />

6 S<br />

7 M Rosenmontag<br />

8 D Fastnacht<br />

9 M Aschermittwoch<br />

10 D<br />

11 F<br />

12 S<br />

13 S<br />

14 M<br />

15 D<br />

16 M<br />

17 D<br />

18 F<br />

19 S<br />

20 S<br />

21 M Frühlingsanfang<br />

22 D<br />

23 M<br />

24 D<br />

25 F<br />

26 S<br />

27 S Sommerzeit Anfang<br />

28 M<br />

29 D<br />

30 M<br />

31 D<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

23 Arbeitstage


APRIL 2011<br />

1 F<br />

2 S<br />

3 S<br />

4 M<br />

5 D<br />

6 M<br />

7 D<br />

8 F<br />

9 S<br />

10 S<br />

11 M<br />

12 D<br />

13 M<br />

14 D<br />

15 F<br />

16 S<br />

17 S Palmsonntag<br />

18 M<br />

19 D<br />

20 M<br />

21 D Gründonnerstag<br />

22 F Karfreitag<br />

23 S Karsamstag<br />

24 S Ostersonntag<br />

25 M Ostermontag<br />

26 D<br />

27 M<br />

28 D<br />

29 F<br />

30 S<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

19 Arbeitstage<br />

MAI 2011<br />

1 S Maifeiertag<br />

2 M<br />

3 D<br />

4 M<br />

5 D<br />

6 F<br />

7 S<br />

8 S Muttertag<br />

9 M<br />

10 D<br />

11 M<br />

12 D<br />

13 F<br />

14 S<br />

15 S<br />

16 M<br />

17 D<br />

18 M<br />

19 D<br />

20 F<br />

21 S<br />

22 S<br />

23 M<br />

24 D<br />

25 M<br />

26 D<br />

27 F<br />

28 S<br />

29 S<br />

30 M<br />

31 D<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

22 Arbeitstage<br />

JUNI 2011<br />

1 M<br />

2 D Chr. Himmelfahrt<br />

3 F<br />

4 S<br />

5 S Tag der Umwelt<br />

6 M<br />

7 D<br />

8 M<br />

9 D<br />

10 F<br />

11 S<br />

12 S Pfingstsonntag<br />

13 M Pfingstmontag<br />

14 D<br />

15 M<br />

16 D<br />

17 F<br />

18 S<br />

19 S<br />

20 M<br />

21 D Sommeranfang<br />

22 M<br />

23 D Fronleichnam<br />

24 F<br />

25 S<br />

26 S<br />

27 M Siebenschläfer<br />

28 D<br />

29 M<br />

30 D<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

20 Arbeitstage<br />

Hauptanstalt:<br />

<strong>Justizvollzugsanstalt</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />

Cloppenburger Straße 400<br />

26133 <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktion:<br />

Redaktion Tr§tzdem<br />

Postfach 3080<br />

26020 <strong>Oldenburg</strong><br />

Spendenkonto:<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong> wg. Trotzdem<br />

Konto-Nummer: 106 024 813<br />

BLZ 250 500 00 NordLB Hannover


Den Zivilisationsgrad einer Gesellschaft,<br />

erkennt man am Zustand ihrer Gefangenen.<br />

F. M. Dostojewski<br />

JULI 2011<br />

AUGUST 2011<br />

SEPTEMBER 2011<br />

1 F<br />

2 S<br />

1 M<br />

2 D<br />

1 D<br />

2 F<br />

<br />

3 S<br />

4 M<br />

3 M<br />

4 D<br />

<br />

3 S<br />

4 S<br />

5 D<br />

5 F<br />

5 M<br />

6 M<br />

7 D<br />

8 F<br />

<br />

6 S<br />

7 S<br />

8 M<br />

6 D<br />

7 M<br />

8 D<br />

<br />

9 S<br />

9 D<br />

9 F<br />

10 S<br />

11 M<br />

10 M<br />

11 D<br />

<br />

10 S<br />

11 S<br />

12 D<br />

12 F<br />

12 M<br />

13 M<br />

14 D<br />

15 F<br />

<br />

13 S<br />

14 S<br />

15 M Mariä Himmelfahrt<br />

13 D<br />

14 M<br />

15 D<br />

<br />

16 S<br />

16 D<br />

16 F<br />

17 S<br />

18 M<br />

17 M<br />

18 D<br />

<br />

17 S<br />

18 S<br />

19 D<br />

19 F<br />

19 M<br />

20 M<br />

21 D<br />

22 F<br />

<br />

20 S<br />

21 S<br />

22 M<br />

20 D<br />

21 M<br />

22 D<br />

<br />

23 S<br />

23 D<br />

23 F Herbstanfang<br />

24 S<br />

25 M<br />

24 M<br />

25 D<br />

<br />

24 S<br />

25 S<br />

26 D<br />

26 F<br />

26 M<br />

27 M<br />

28 D<br />

29 F<br />

<br />

27 S<br />

28 S<br />

29 M<br />

27 D<br />

28 M<br />

29 D<br />

<br />

30 S<br />

30 D<br />

30 F<br />

31 S<br />

31 M<br />

21 Arbeitstage<br />

23 Arbeitstage<br />

22 Arbeitstage


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

Doch was genau macht einen Menschen<br />

zum Psychopathen? Und woran<br />

kann man ihn erkennen? Lange Zeit haben<br />

die Wissenschaftler auf diese Fragen<br />

keine eindeutige Antwort gefunden. Im<br />

„Diagnostischen und Statistischen Handbuch<br />

Psychischer Störungen“, der Bibel<br />

aller Psychiater, sucht man den Begriff<br />

»Psychopath« bis heute vergeblich. Erst<br />

die Arbeiten von Robert Hare haben<br />

Klarheit in die verworrene Diskussion<br />

gebracht. Ein von ihm entwickelter Test,<br />

die sogenannte PCL (Psychopathy<br />

Checklist), (siehe Kasten nächste Seite),<br />

benennt eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen,<br />

die nach Meinung der Fachleute<br />

dem perfekten Psychopathen zu<br />

eigen sind. Wer mehr als 75 Prozent<br />

dieser Merkmale erfüllt, gilt offiziell als<br />

Psychopath. Die meisten Experten halten<br />

Psychopathie für angeboren. Und für<br />

unheilbar. Einmal Psychopath, immer<br />

Psychopath - dieser These folgen heute<br />

auch einige Gerichte in den USA. Längst<br />

lassen sie ihre Angeklagten mit Robert<br />

Hares PCL untersuchen. Ein hoher Score<br />

Foltermörder:<br />

Familienvater<br />

Dennis Rader<br />

Psychopathen sind charmant wie George Clooney,<br />

verlogen wie Pinocchio, betrügerisch wie Bernard Madoff,<br />

selbstherrlich wie Josef Stalin,<br />

aufbrausend wie Adolf Hitler<br />

und sexuell untreu wie Giacomo Casanova.<br />

hat in Amerika schon eine Reihe von<br />

Verbrechern direkt auf den elektrischen<br />

Stuhl gebracht.<br />

Hares berühmte Liste zeichnet ein<br />

wahrhaft wahnwitziges Bild: Psychopathen<br />

sind demnach charmant wie George<br />

Clooney, verlogen wie Pinocchio, betrügerisch<br />

wie Bernard Madoff, selbstherrlich<br />

wie Josef Stalin, aufbrausend wie<br />

Adolf Hitler und sexuell untreu wie Giacomo<br />

Casanova. Sie übernehmen niemals<br />

Verantwortung für das, was sie tun.<br />

Und der vermutlich entscheidende<br />

Punkt: Sie sind nicht dazu in der Lage,<br />

Reue oder Mitgefühl mit anderen Menschen<br />

zu empfinden. Sie haben buchstäblich<br />

kein Gewissen. Robert Hare hat den<br />

typischen Psychopathen als »Raubtier in<br />

Menschengestalt« bezeichnet.<br />

„Meist wirkt der typische Psychopath<br />

sehr angenehm und hinterlässt einen<br />

positiven Eindruck, wenn man ihm zum<br />

ersten Mal begegnet“, schreibt der US-<br />

Forscher Hervey Cleckley in seinem<br />

Standardwerk „The Mask of Sanity“.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

„Die Kettensäge“:<br />

Topmanager<br />

Albert Dunloap<br />

Diese Maske der Normalität ist es, die<br />

Psychopathen so gefährlich macht. Wie<br />

im Fall Dennis Rader: Nach außen führt<br />

der Amerikaner das Leben eines fürsorglichen<br />

Familienvaters. Er arbeitet für die<br />

Stadtverwaltung, engagiert sich in der<br />

Kirchengemeinde und leitet eine Pfadfindergruppe.<br />

Niemand ahnt, dass Rader für<br />

eine Serie grausamer Foltermorde verantwortlich<br />

ist. „Wie viele muss ich noch<br />

umbringen, damit ich meinen Namen<br />

endlich in der Zeitung lese?“, fragt er<br />

höhnisch in einem anonymen Brief an<br />

die Presse. 30 Jahre lang mordet sich<br />

Rader durch die Vororte von Wichita im<br />

US-Bundesstaat Kansas. Erst eine DNA-<br />

Probe bringt die Ermitt1er auf die richtige<br />

Spur. Die Richter verurteilen Rader<br />

zu 175 Jahren Haft - ohne Chance auf<br />

Entlassung.<br />

„Nirgendwo finden wir eine so hohe<br />

Dichte an Psychopathen wie in den<br />

Hochsicherheitstrakten unserer Gefängnisse“,<br />

sagt Hare. Mindestens ein Drittel<br />

der Menschen dort sind Psychopathen<br />

wie Dennis Rader. Geschätzte 5o Prozent<br />

aller schweren Gewaltverbrechen<br />

gehen auf ihr Konto. Das Klischee vom<br />

ultra-brutalen, mitleidlosen Serienkiller<br />

ist also keine Erfindung Hollywoods,<br />

sondern traurige Realität. Psychopathen<br />

töten aus nichtigen Anlässen, mit völlig<br />

entspanntem Pulsschlag, ohne zu zögern.<br />

Das ist jedoch nur ein Teil der Geschichte.<br />

Denn die meisten Psychopathen sitzen<br />

nicht im Gefängnis, sondern führen<br />

ein freies und unerkanntes Leben. Experten<br />

schätzen ihre Zahl in Deutschland<br />

auf knapp eine Million. „Die Chance,<br />

dass Sie in Ihrem Leben schon einmal<br />

mit einem Psychopathen zu tun hatten,<br />

liegt bei genau 100 Prozent“, sagt der<br />

Tübinger Hirnforscher Niels Birbaumer.<br />

Doch wo kann man ihnen begegnen?<br />

„Einige von ihnen arbeiten in den allerhöchsten<br />

Positionen der Geschäftswelt“,<br />

antwortet Birbaumer. „Hier finden sie<br />

alles, was sie interessiert: Geld, Macht,<br />

Kontrolle über andere Menschen. Man<br />

trifft sie in der Politik, im Gesundheitswesen,<br />

den Medien - intelligente Psycho-<br />

Tr§tzdem 11/2010 39


§ RECHT & SOZIALES<br />

pathen sind häufig sehr erfolgreiche<br />

Menschen.“ Mit anderen Worten: Ihr<br />

Boss könnte ein Psychopath sein. Oder<br />

der Boss von Ihrem Boss.<br />

Aber was genau unterscheidet erfolgreiche<br />

Psychopathen von jenen, die in<br />

ihrer Zelle der Todesspritze entgegendämmern?<br />

„Der entscheidende Unterschied<br />

ist der Faktor Intelligenz“, erklärt<br />

Birbaumer. Mit anderen Worten: Der<br />

psychopathische Chef ist nicht weniger<br />

gewissenlos, manipulativ oder kalt als<br />

ein durchgeknallter Serienkiller, jedoch<br />

zu schlau, um sich in allzu große Gefahr<br />

zu begeben - oder sich erwischen zu lassen.<br />

Keine besonders beruhigende Diagnose.<br />

Wer unter einem psychopathischen<br />

Chef arbeitet, wird immer unter ihm leiden,<br />

von ihm manipuliert und gedemütigt<br />

werden. Und fassungslos dabei zusehen,<br />

wie der Peiniger von einem Erfolg<br />

zum nächsten eilt.<br />

Psychopathen sind nicht dazu in<br />

der Lage, Angst zu empfinden.<br />

Mit einem rhythmischen Brummen<br />

beginnt der Kernspintomograf am Institut<br />

für Medizinische Psychologie und<br />

Verhaltensneurobiologie in Tübingen<br />

seine Arbeit. Schicht für Schicht scannt<br />

die mehr als eine Million Euro teure Maschine<br />

das Gehirn eines Probanden. Was<br />

die Forscher wenige Sekunden später auf<br />

ihren Monitoren erblicken, ist eine Sensation:<br />

Die Wissenschaftler können<br />

menschliche Angst im Gehirn sichtbar<br />

machen. Wir verbrennen uns die Finger<br />

am Kaminfeuer - unser Gehirn reagiert.<br />

In Zukunft werden unsere Hände die<br />

Flammen meiden. „Negative Konditionierung“<br />

nennen Psychologen diesen<br />

Vorgang - eine der fundamentalsten Formen<br />

des Lernens. Birbaumer und sein<br />

Team konnten zeigen, dass dabei mehrere<br />

Hirnareale aktiv sind, vor allem die<br />

Der Schnelltest: Ist mein Gegenüber ein Psychopath?<br />

Experten halten es fast für unmöglich, einen Psychopathen ohne spezielle Ausbildung zweifelsfrei<br />

erkennen zu können. Dennoch liefert dieser Schnelltest ein paar erste Hinweise. Sicher:<br />

Jede der genannten Verhaltensweisen lässt sich gelegentlich auch bei ganz normalen<br />

Menschen beobachten. Wenn sie in Bezug auf ihr Gegenüber jede oder fast jede der folgenden<br />

Fragen mit Ja beantworten können, dann sollten sie sich ernsthaft überlegen sich von dieser<br />

Person fernzuhalten.<br />

1 Ist er auf oberflächlicher Art charmant und ein guter Redner?<br />

2 Hat er ein überhöhtes Bild von sich selbst?<br />

3 Ist er ein Meister darin, andere zu manipulieren?<br />

4 Ist er ein krankhafter Lügner?<br />

5 Ist er unfähig, tiefe Gefühle zu empfinden?<br />

6 Ist er unfähig, Reue zu empfinden?<br />

7 Fehlt ihm die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen?<br />

8 Übernimmt er nie die Verantwortung für das, was er tut?<br />

9 Ist er schnell gelangweilt und stets auf der Suche nach neuen Kicks?<br />

10 Lebt er gern auf Kosten anderer Leute?<br />

11 Verliert er häufig die Selbstbeherrschung?<br />

12 Hat er Sex mit ständig wechselnden Partnern?<br />

13 Fällt es ihm schwer, sich realistische langfristige Ziele zu setzen?<br />

14 Folgt er in seinen Entscheidungen oft einer kurzfristigen Laune?<br />

15 Ist er als Jugendlicher mit dem Gesetz in Konflikt geraten?<br />

16 Beobachten Sie häufig. Dass er getroffene Vereinbahrungen bricht?<br />

17 Enden seine Beziehungen in der Regel schon nach kurzer Zeit?<br />

Drei kleine Areale trennen ein gesundes<br />

Hirn von dem eines Psychopathen.<br />

Insula, die Amygdala und der orbitofrontale<br />

Kortex. Dort feuern unsere Nervenzellen,<br />

wenn wir so etwas wie Angst vor<br />

einem bevorstehenden Ereignis empfinden.<br />

Birbaumer und seine Kollegen haben<br />

jetzt herausgefunden: In vergleichbaren<br />

Situationen herrscht im Gehirn von<br />

Psychopathen absolute Funkstille.<br />

„Diese Menschen sind nicht dazu in der<br />

Lage, Angst zu empfinden“, erklärt der<br />

Forscher.<br />

Birbaumers bahnbrechende Studie<br />

zeigt zweierlei: zum einen, dass<br />

die Gehirnforschung eine betrugssichere<br />

Methode liefert, um<br />

Psychopathen zu entlarven.<br />

„Leider haben wir das Problem,<br />

dass sich die wirklich intelligenten<br />

und erfolgreichen Psychopathen<br />

niemals freiwillig in einen<br />

Hirnscanner legen werden“, sagt<br />

Birbaumer. Die zweite Konsequenz<br />

ist wesentlich bedrohlicher: Wenn<br />

Psychopathen keine Angst empfinden,<br />

dann laufen fast alle Sicherungsmaßnahmen<br />

des Staates bei ihnen ins Leere.<br />

Keine Strafandrohung wird sie dazu<br />

bringen, ihr Verhalten zu kontrollieren.<br />

Genau hier könnte der Grund dafür liegen,<br />

dass Psychopathen nach ihrer Entlassung<br />

aus dem Gefängnis etwa dreimal<br />

so häufig rückfällig werden wie andere<br />

Kriminelle. Ihr Gehirn ist einfach nicht<br />

darauf programmiert, aus der erlittenen<br />

Strafe zu lernen. Aber wie sehr sind wir<br />

noch Mensch, wenn wir nicht bereuen<br />

und mitfühlen können, wenn Liebe,<br />

Selbstzweifel und Furcht uns für immer<br />

fremd bleiben werden? Sind Psychopathen<br />

so etwas wie eine feindliche Spezies<br />

im Menschengewand? Fest steht: Viele<br />

Experten weigern sich inzwischen, Psychopathie<br />

lediglich als eine Persönlichkeitsstörung<br />

unter vielen zu betrachten.<br />

Denn Psychopathen leiden nicht an ihrem<br />

Zustand. Was ist schon schlimm<br />

daran, nie von einem schlechten Gewissen<br />

geplagt zu werden? Keinen Ängsten<br />

ausgesetzt zu sein? Nicht zu leiden,<br />

wenn es anderen schlecht geht? Im Ge-<br />

40 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

genteil: In einer ganzen Reihe von Situationen<br />

sind Psychopathen gesunden<br />

Menschen deutlich überlegen. Sie werden<br />

etwa im Krieg schneller und bereitwilliger<br />

töten als andere Soldaten. Wissenschaftler<br />

konnten zeigen, dass während<br />

des Jugoslawienkriegs ganz gezielt<br />

junge männliche Psychopathen für die<br />

Söldnerheere angeworben wurden. Dieser<br />

Krieg gilt heute als einer der brutalsten<br />

und erbarmungslosesten der vergangenen<br />

Jahrzehnte. „Bekäme ich meine<br />

Probanden nicht kostenlos aus dem Gefängnis,<br />

würde ich mich einfach an der<br />

Börse umsehen“, scherzt Robert Hare.<br />

Tatsächlich sehen viele Experten in der<br />

In einer ganzen Reihe von Situationen<br />

sind Psychopathen gesunden<br />

Menschen deutlich überlegen.<br />

gegenwärtigen Wirtschaftskrise weniger<br />

die Folgen allzumenschlicher »Gier«<br />

einzelner Banker, sondern vielmehr das<br />

skrupellose Wirken psychopathischer<br />

Manager. Das Schlimme daran: Die chaotischen<br />

Prozesse der Globalisierung,<br />

erst recht die gegenwärtige Krise haben<br />

das Business in ein noch günstigeres<br />

Biotop für Psychopathen verwandelt.<br />

Denn je schneller und radikaler sich die<br />

Welt verändert, desto besser werden sie<br />

sich darin zurechtfinden. „Psychopathen<br />

lieben den schnellen Wandel“, verrät der<br />

Psychologe Paul Babiak. „Was andere<br />

Menschen verängstigt, gibt ihnen den<br />

entscheidenden Kick.“<br />

Eine gewagte These? Nicht unbedingt,<br />

wie die beiden britischen Psychologinnen<br />

Belinda Board und Katarina<br />

Fritzon gezeigt haben. Sie untersuchten<br />

die Persönlichkeitsmerkmale hochrangiger<br />

Manager. Das Ergebnis: Ein hoher<br />

Anteil der Untersuchten zeigte stark psychopathische<br />

Züge. Sie waren selbstsüchtig,<br />

oberflächlich charmant, frei von<br />

Mitgefühl, manipulativ und unehrlich.<br />

Dieselben Eigenschaften, die einen Menschen<br />

zum Massenmörder machen, lassen<br />

ihn in modernen Unternehmen Erfolge<br />

feiern.<br />

Was Psychopathen in Nadelstreifen<br />

anrichten können, zeigt das Beispiel des<br />

US-Managers Albert »Die Kettensäge«<br />

Dunlap. Er bedrohte seine Ehefrau mehrfach<br />

mit Messern und Handfeuerwaffen,<br />

ließ sie oft tagelang ohne Geld und Lebensmittel<br />

zu Hause sitzen. Die Ehe wurde<br />

schließlich wegen<br />

„extremer Grausamkeit“ geschieden.<br />

Seine Eltern besuchte er nicht einmal zu<br />

deren Beerdigung. Unter Börsen-<br />

Analysten wurde Dunlap zum Star, als er<br />

11000 Mitarbeiter seiner Firma mit einem<br />

einzigen emotionslosen Federstrich<br />

feuerte - und den Kurs seiner Aktie damit<br />

dramatisch in die Höhe trieb. Dass<br />

hinter den beeindruckenden Zahlen<br />

schmutzige Bilanztricksereien steckten,<br />

bemerkten die Aufsichtsräte erst, als das<br />

Unternehmen bereits kurz vor der Pleite<br />

stand. Dunlap hatte sich zu diesem Zeitpunkt<br />

längst aus der Firma verabschiedet.<br />

Seine Kollegen haben ihn inzwischen<br />

zum »meistgehassten Manager<br />

aller Zeiten« gewählt.<br />

Doch wie kann man sich vor einem<br />

Psychopathen schützen? „Das ist keine<br />

leichte Aufgabe“, erklärt der Psychologe<br />

Paul Babiak. Mit ihrer Risikobereitschaft,<br />

ihrer Furchtlosigkeit, ihrer Fähigkeit,<br />

schnelle und harte Entscheidungen<br />

zu treffen, wirken Psychopathen wie<br />

geborene Anführer. „Personal-Manager<br />

sollten den Lebenslauf eines jeden Bewerbers<br />

sorgsam überprüfen. Psychopathen<br />

fallen in der Regel dadurch auf,<br />

dass ihre exzellenten Zeugnisse und<br />

Psychopathen werden nach ihrer<br />

Entlassung aus dem Gefängnis<br />

etwa dreimal so häufig rückfällig<br />

wie andere Kriminelle.<br />

Empfehlungsschreiben gefälscht oder<br />

zumindest stark geschönt sind“, rät Babiak.<br />

Auch die Körpersprache kann den<br />

Psychopathen verraten. Psychologen<br />

wissen seit einigen Jahren, dass Gesten<br />

mehr sind als eine harmlose Untermalung<br />

unserer Sprache. Offenbar helfen<br />

sie unserem Gehirn auch dabei, die richtigen<br />

Worte zu finden. Genau deshalb<br />

gestikulieren wir auch schneller und lebendiger,<br />

wenn wir uns in einer Fremdsprache<br />

unterhalten. Robert Hare hat nun<br />

herausgefunden: In genau der gleichen<br />

Weise verändert sich plötzlich die Gestik<br />

von Psychopathen, wenn sie über Themen<br />

sprechen, die eigentlich mit Gefühlen<br />

verknüpft sein sollten. Erzählen sie<br />

etwa von ihren Eltern, Kindern oder ihrem<br />

Partner, klingen ihre Worte zwar<br />

warmherzig und gefühlvoll, doch die<br />

Körpersprache ist dabei so hektisch und<br />

unruhig, als sprächen sie in einer für sie<br />

fremden, mühsam erlernten Sprache.<br />

Nach einem Patentrezept für den<br />

Umgang mit Psychopathen fahnden die<br />

Experten gleichwohl vergeblich. „Halte<br />

dich von ihnen fern“, lautet der schlichte<br />

Rat, den Hare und Babiak in ihrem Buch<br />

»Menschenschinder oder Manager«<br />

(Hanser, 24,90 Euro) geben. Kein<br />

besonders ausgefeilter Tipp, wie die Autoren<br />

selbst offen zugeben: „Wir sind<br />

uns vollkommen darüber im Klaren, dass<br />

unsere Arbeit gerade erste begonnen<br />

hat.“<br />

Text: Jochen Metzger<br />

Quelle: PM Januar 2010<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 41


§ RECHT & SOZIALES<br />

Wie trifft mein Gehirn die richtigen Entscheidungen?<br />

PSYCHOLOGIE: Was ist wichtiger - das Gesetz zu achten oder seinem Gewissen zu folgen? Was ist verwerflicher<br />

- zu stehlen oder zu betrügen? Das Leben stellt uns immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Aber<br />

wie handle ich, wenn es keine perfekte Lösung gibt? Und: Wie manipulierbar ist mein Ich wirklich? Mit psychologischen<br />

Studien versuchen Forscher zu entschlüsseln, wie wir uns entscheiden und warum.<br />

S<br />

tellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Ein Waggon<br />

rast völlig außer Kontrolle auf fünf Gleisarbeiter zu.<br />

Sie selbst stehen an der Weiche und sehen den führerlosen<br />

Waggon heranrauschen. Wenn Sie die Weiche umstellen,<br />

können Sie das Leben der fünf Männer retten. Einziger Haken:<br />

Wenn der Waggon aufs andere Gleis abbiegt, überfährt er einen<br />

anderen Gleisarbeiter. Allerdings nur einen Einzigen. Was würden<br />

Sie tun? Doch bevor Sie antworten, sollten Sie noch eine<br />

zweite Frage durchdenken. Wieder haben wir es mit dem führerlosen<br />

Waggon zu tun, und wieder rast er auf die Weiche und<br />

die fünf Gleisarbeiter zu. Diesmal stehen Sie aber nicht an der<br />

Weiche, sondern auf einer Brücke. Sie suchen nach etwas, das<br />

Sie von oben auf die Bahngleise herunterwerfen können, um<br />

den Waggon aufzuhalten. Das Einzige in Ihrer Nähe, das<br />

schwer genug ist, ist ein großer, dicker Mann, der neben Ihnen<br />

auf der Brücke steht. Das Geländer ist nicht hoch. Alles was Sie<br />

tun müssen, ist, den Mann kräftig von hinten zu schubsen. Sein<br />

Körper würde den heranrasenden Eisenbahnwaggon aufhalten,<br />

die fünf Gleisarbeiter wären gerettet. Würden Sie es tun?<br />

Gibt es ein Zentrum für Moral in unserem Kopf?<br />

Mit diesem und anderen Dilemmata konfrontierte der Psychologe<br />

Marc Hauser von der Harvard University in Boston bislang<br />

mehr als 300.000 Versuchsteilnehmer. Er stellte seinen Test ins<br />

Internet und ließ Menschen entscheiden, was sie im Falle des<br />

ungesicherten Waggons tun würden. Doch Hauser fragte nicht<br />

nur Internet-Surfer. Er stellte seine Testfragen in den USA und<br />

in China, und er testete sogar Nomadenvölker. Er fragte Kinder<br />

und Erwachsene, Gläubige und Ungläubige, Frauen und Männer.<br />

Das überraschende Ergebnis: Die Antworten waren fast<br />

immer gleich - unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht und<br />

Herkunftsland. Fast jeder würde die Weiche umstellen und den<br />

Tod von einem einzigen Mann in Kauf nehmen, um das Leben<br />

von fünf Männern zu retten. Aber: Nur jeder Sechste würde den<br />

dicken Mann von der Brücke schubsen, um das Leben der fünf<br />

Männer zu retten.<br />

Ist das logisch? Eigentlich nicht. Ob ich die Weiche umstelle<br />

oder den Mann von der Brücke stoße - das Ergebnis ist in beiden<br />

Fällen das gleiche. Ein Mann stirbt und fünf werden dadurch<br />

gerettet.,, Von der Bilanz der Toten und Überlebenden<br />

her gesehen, gibt es tatsächlich keinen Unterschied“, sagt Hauser.<br />

„ Psychologisch ist es aber erheblich, ob ich direkt oder ob<br />

ich indirekt für den Tod von Menschen verantwortlich bin. Einmal<br />

habe ich das Gefühl, einen Mord zu begehen, selbst wenn<br />

ich damit das Leben anderer Menschen rette, im anderen Fall ist<br />

es eher das Gefühl, Schicksal zu spielen.“ Doch Hauser erkennt<br />

bei der Testauswertung noch mehr: Wenn die meisten Menschen<br />

in derselben Situation die Lage moralisch ähnlich beurteilen<br />

und sich gleich entscheiden - ist das nicht ein Beweis dafür,<br />

dass es eine kulturübergreifende, allgemeine moralische Veranlagung<br />

in jedem von uns gibt?<br />

Der Neurologe António Damásio konnte tatsächlich eine Region<br />

im Gehirn ausmachen, in der diese allen gemeinsame Moral<br />

verortet ist - den ventromedialen präfrontalen Cortex des Stirnlappens.<br />

Diese Gehirnregion ist ungefähr pflaumengroß und<br />

befindet sich hinter unserem rechten Auge. „Wir nehmen an,<br />

dass sie die Rolle eines Mittelsmanns übernimmt, indem sie<br />

Gefühle, die im limbischen System entstehen, mit unseren rationalen<br />

Abwägungen verschaltet“, sagt Damásio. Während unser<br />

Verstand zum Beispiel sehr schnell zu der logischen Entscheidung<br />

käme, den dicken Mann von der Brücke zu werfen, um die<br />

fünf Gleisarbeiter zu retten, wehrt sich unser Gefühl gegen eine<br />

solche Tat. „Hier kommt nun unser ventromedialer präfrontaler<br />

Cortex zum Einsatz und sucht nach einem akzeptablen Kompromiss“,<br />

sagt Damásio. Um sicher zu gehen, untersuchten<br />

Hauser und Damásio Patienten mit Schäden in der verantwortlichen<br />

Region des Stirnlappens. Alle Teilnehmer hätten ohne<br />

Zögern den dicken Mann von der Brücke gestoßen. Ein anatomischer<br />

Defekt in dieser Region führt zu einer Art moralischen<br />

Blindheit, ähnlich wie ein Augenfehler die Wahrnehmung trübt.<br />

Das bestätigten auch Forscher der Georgetown University in<br />

Washington. Bei ihren Experimenten mit Strafgefangenen<br />

stießen sie überdurchschnittlich häufig auf Durchblutungsstörungen<br />

im Stirnlappen und auf ein deutlich verkleinertes<br />

„Moralzentrum“. Auslöser der Schädigungen können physischer,<br />

aber auch psychischer Natur sein. So betont der Magdeburger<br />

Psychiater Bernhard Bogerts, dass nicht nur Unfallverletzungen<br />

oder Tumore bestimmte Hirnleitungen reduzieren,<br />

sondern auch frühkindliche Erfahrungen. „Unser Gehirn verkümmert,<br />

wenn wir im Kindesalter permanent grausam und<br />

lieblos behandelt werden“, sagt Bogerts.<br />

Können Sie sich auf Ihren Moralinstinkt verlassen?<br />

Vertraut man den Tests, wird jeder Mensch mit einem Sinn für<br />

Gut und Böse geboren - einem jahrtausende alten Moralinstinkt,<br />

der verborgen in der ventromedialen Region liegt. Hier sind<br />

quasi die angeborenen Universalgesetze der Moral angesiedelt.<br />

Nicht allein Religionen und Rechtssysteme, nicht allein Eltern<br />

und Lehrer bringen einem Menschen demnach Sitte und Anstand<br />

bei, er kommt schon mit einem Gespür dafür auf die Welt.<br />

„Deshalb können wir meist, ohne groß zu überlegen, sagen, ob<br />

eine Handlung gut oder schlecht ist“, sagt Marc Hauser - und<br />

werden mit Schuldgefühlen bestraft, wenn wir gegen Gesetze<br />

verstoßen. Manchmal tragen wir den Rest unseres Lebens an<br />

dieser Schuld. Manchmal fühlen Menschen sich aber auch erstaunlich<br />

unschuldig.<br />

Es gibt zwar übergeordnete, allgemein verbindliche Moralgesetze“,<br />

so die Jenaer Sozialpsychologin Amélie Mummendey.<br />

„Doch sie lassen sich ganz einfach aushebeln, indem uns jemand<br />

aktiv die Verantwortung abnimmt. Der Entzug der Verantwortung<br />

und die Autoritätsgläubigkeit sind Schwach-Punkte<br />

unseres Gehirns. So kann jegliche Moralvorstellung ausgelöscht<br />

werden.“ Im Grunde scheint das Gehirn sogar froh zu sein,<br />

wenn ihm die Last schwerwiegender moralischer Entscheidungen<br />

abgenommen wird. Dann sind wir nicht mehr verantwortlich<br />

für das, was wir tun. Wir sind nur noch Teil einer Gemeinschaft<br />

- und wenn diese Gruppe Gewalt zum Ziel erklärt, erwacht<br />

die Bestie im Mensch. Zumindest in vielen von uns.<br />

Text:C. Bahr; Quelle: Weit der Wunder Heft 8/10<br />

42 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

Vorzeitige Entlassung von Strafgefangenen und Zurückstellung<br />

von Ladungen aus Anlass des Weihnachtsfestes<br />

WEIHNACHTSAMNESTIE: Jedes Jahr gibt es für Inhaftierte, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die<br />

Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung aus Anlass des Weihnachtsfestes. Der genau Zeitraum der für eine<br />

mögliche Entlassung in Frage kommt und wird jedes Jahr aufs neue Festgelegt. Genau Informationen über<br />

Voraussetzungen und Bestimmungen für das laufende Jahr erhaltet ihr von eurer Abteilungsleitung.<br />

D<br />

ie Staatsanwaltschaften werden ermächtigt, aus Anlass<br />

des Weihnachtsfestes aufgrund einer Prüfung der Umstände<br />

des Einzelfalles im Gnadenwege die vorzeitige<br />

Entlassung von Strafgefangenen, die eine von einem niedersächsischen<br />

Gericht verhängte zeitige Freiheitsstrafe (nicht:<br />

Ersatzfreiheitsstrafe), Jugendstrafe oder einen Strafarrest in<br />

einer niedersächsischen Vollzugsanstalt oder in einer Vollzugseinrichtung<br />

der Bundeswehr in Niedersachsen verbüßen,<br />

nach bestimmten Grundsätzen zu veranlassen:<br />

Gefangene müssen sich seit einem bestimmten Zeitraum<br />

ununterbrochen in Haft befinden<br />

2. a) Werden nachträglich Umstände bekannt, die nach Maßgabe<br />

der vorstehend aufgeführten Voraussetzungen zur Versagung<br />

des Gnadenerweises geführt hätten, so kann der Gnadenerweis<br />

zurückgenommen werden.<br />

b) Der Gnadenerweis kann widerrufen werden, wenn sich<br />

bis zur Entlassung im Verhalten der Gefangenen ein Grund<br />

ergibt, der zur Versagung des Gnadenerweises geführt hätte.<br />

c) Für die Zurücknahme und den Widerruf gilt § 36 der<br />

Gnadenordnung entsprechend.<br />

11.<br />

§<br />

Der Entlassungstag muss in einem bestimmten Zeitraum<br />

liegen (in der Regel Anfang Dezember bis Anfang Januar<br />

des jeweiligen Jahres, die genauen Daten werden jährlich<br />

neu festgesetzt) oder<br />

weitere Gründe liegen vor ( bspw. Strafaussetzung gemäß.<br />

§ 57 StGB wurden bewilligt)<br />

können bereits zu einem bestimmten Tag vor Weihnachten entlassen<br />

werden, wenn kein sich unmittelbar anschließender weiterer<br />

Vollzug vorgemerkt ist (z. B. Anschlussvollzug, Untersuchungs-,<br />

Auslieferungs- oder Abschiebehaft, freiheitsentziehende<br />

Maßregeln der Besserung und Sicherung) und die oben genannten<br />

Voraussetzungen gegeben sind.<br />

Von der vorzeitigen Entlassung können Gefangene ausgeschlossen<br />

werden, wenn nach einem bestimmten Datum ein<br />

Arrest verhängt worden ist, Gefangene nach einem bestimmten<br />

Datum entwichen sind, Gefangene wegen vorsätzlicher<br />

Tötungs- oder Sexualdelikte in Haft sind, bei Strafverfolgung<br />

aufgrund Straftaten innerhalb des Vollzuges oder während Vollzugslockerungen<br />

3. Die vorzeitige Entlassung setzt voraus, dass<br />

a) die Leiterin oder der Leiter der <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> die<br />

Entlassung befürwortet,<br />

b) die Gefangene oder der Gefangene mit der vorbezeichneten<br />

Entlassung einverstanden ist,<br />

c) die Unterkunft und der Lebensunterhalt sichergestellt sind.<br />

1. Eine weitere Vorverlegung des Entlassungszeitpunkts nach<br />

§ 18 Abs. 3 oder § 40 Abs. 8 NJVollzG, § 16 Abs. 3 oder §<br />

<strong>43</strong> Abs. 9 StVollzG oder einer entsprechenden Vorschrift<br />

eines anderen Bundeslandes kommt nicht in Betracht.<br />

1. Fällt der Entlassungszeitpunkt deshalb in den Zeitraum vom<br />

bestimmten Datum im Dezember bis zum bestimmten Datum<br />

im Januar, weil das endgültige Strafende -ggf. auch<br />

mehrerer Strafen -erreicht ist, so ist der aufgrund dieses Erlasses<br />

nicht zu verbüßende Strafrest -ggf. auch die hiernach<br />

nicht zu verbüßende weitere Strafe -zu erlassen.<br />

2. Fällt der Entlassungstermin in diesen Zeitraum, weil im<br />

Gnadenwege oder nach § 57 StGB, § 14 a Abs. 2 WStG, §<br />

88 JGG Strafaussetzung zur Bewährung bewilligt wurde, so<br />

wird für den aufgrund dieses Erlasses nicht zu vollstreckenden<br />

Teil der Strafe Strafunterbrechung gewährt. Die Zeit der<br />

Strafunterbrechung wird unter der auflösenden Bedingung,<br />

dass die bewilligte Strafaussetzung zur Bewährung nicht<br />

widerrufen wird, auf die Strafzeit angerechnet.<br />

111.<br />

Bei Gefangenen, welche die von einem niedersächsischen Gericht<br />

verhängte zeitige Freiheitsstrafe, Jugendstrafe oder einen<br />

Strafarrest in einer <strong>Justizvollzugsanstalt</strong> eines anderen Landes<br />

oder in einer Vollzugseinrichtung der Bundeswehr in einem<br />

anderen Land verbüßen, ist auf Antrag oder, soweit der Entlassungstermin<br />

im Einzelfall der Staatsanwaltschaft bekannt wird,<br />

von Amts wegen zu verfahren.<br />

! Quick-Info<br />

Als Weihnachtsamnestie bezeichnet man den in vielen christlich-geprägten<br />

Staaten praktizierten Brauch aus Anlass des<br />

Weihnachtsfestes Strafgefangene zu amnestieren. Damit soll<br />

zum einen den Gefangenen das Feiern im Kreise ihrer Familien<br />

ermöglicht werden, zum anderen soll so das Personal der<br />

Gefängnisse entlastet werden, um während der Feiertage<br />

mehr Freizeit mit ihren Familien verbringen zu können.<br />

In Deutschland entscheidet jedes Bundesland selbst, ob und<br />

wie sie ihren Strafgefangenen eine Gnadenerweise zubilliget.<br />

Alle Bundesländer außer den Freistaaten Bayern und Sachsen<br />

gewähren sie regelmäßig, Bremen bereits seit Ende des<br />

2. Weltkrieges.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 <strong>43</strong>


§ RECHT & SOZIALES<br />

Keiner muss in<br />

dreckige Zellen<br />

Das Bundesverfassungsgericht hat den<br />

Rechtsschutz von Strafgefangenen<br />

gestärkt. Die Karlsruher Richter gaben<br />

der Verfassungsbeschwerde eines<br />

Häftlings in der Transportabteilung<br />

der Haftanstalt Hannover statt, der in<br />

einer verdreckten Zelle voll rassistischer<br />

Schmierereien untergebracht<br />

war. Die Menschenwürde verbiete es,<br />

„Gefangene grob unhygienischen und<br />

widerlichen Haftraumbedingungen<br />

auszusetzen‘ heißt es in dem Beschluss.<br />

Gegen eine solche Unterbringung<br />

müsse den Gefangenen auch im<br />

Nachhinein noch Rechtsschutz vor<br />

den Gerichten ermöglicht werden. Ein<br />

Sprecher des niedersächsischen Justizministeriums<br />

bestätigte, dass der Haftraum<br />

in einem „katastrophalen Zustand“<br />

gewesen sei.<br />

(dpa)<br />

Mehr Platz im Knast<br />

Demografiescher Wandel und<br />

neue Anstalten.<br />

Nach Angaben von Landesjustizministers<br />

Bernd Busemann (CDU) sind die<br />

niedersächsischen Gefängnisse nicht<br />

mehr überfüllt. Der allgemeine Bevölkerungsrückgang<br />

macht sich offenbar<br />

zumindest in den Gefängnissen positiv<br />

bemerkbar. Zudem wurden seit 2003<br />

mit Sehnde und Rosdorf zwei neue<br />

Anstalten in Betrieb genommen. Busemann<br />

plant ein weiteres Gefängnis in<br />

Bremervörde. Kritiker halten das für<br />

überflüssig. Die JVA <strong>Oldenburg</strong> war<br />

2003 fast voll belegt. Inzwischen gibt<br />

es 610 Haftplätze, aber nur noch 487<br />

Gefangene. Die Quote der Einzelunterbringung<br />

sei aufgrund der neuen<br />

Anstalten in Sehnde und Rosdorf von<br />

50 Prozent auf rund 82 Prozent gestiegen,<br />

erklärte Busemann.<br />

Rund 20 000 Häftlinge durchlaufen<br />

pro Jahr die niedersächsischen Gefängnisse.<br />

49 Standorte des Justizvollzugs<br />

- der Jugendarrest eingeschlossen<br />

- gibt es in dem Bundesland. 7000<br />

Haftplätze stehen zur Verfügung. Es<br />

sitzen durchschnittlich rund 6000<br />

Häftlinge ein. Weniger Enge in den<br />

Haftanstalten habe auch weniger<br />

Stress und Gewalt zur Folge, sagte der<br />

Justizminister. Quelle: NWZ 03.09.2010<br />

Fehler bei der Erstellung von<br />

Prognosegutachten<br />

JUSTIZ: Laut einer neuen Studie sind die meisten Prognosegutachten fehlerhaft.<br />

S<br />

eit je her hat sich die Jurisprudenz<br />

nach einer zuverlässige Methode<br />

der Straftäterermittlung gesehnt.<br />

Die Anfänge der modernen Kriminalprognose<br />

gehen in das späte 19. Jahrhundert<br />

als der italienische Mediziner und<br />

Psychiater Cesare Lombroso mit der<br />

Begründung der Phrenologie, scheinbar<br />

einen Meilenstein in der forensischen<br />

Kriminalitätsprognose gelegt hatte.<br />

Lombroso vertrat die Auffassung, dass<br />

der geborene Verbrecher anhand bestimmter<br />

körperlichen Merkmale identifiziert<br />

werden kann.. Er glaubte unter<br />

anderem, dass eine bestimmte Schädelform<br />

oder zusammengewachsene Augenbrauen<br />

eindeutige Hinweise für eine atavistische<br />

(urmenschliche), und damit<br />

niedrigere und gewalttätigere, Entwicklungsstufe<br />

liefern. In seinem berühmten<br />

Einen Kriminellen bereits vor Begehung<br />

seiner Tat dingfest zu machen,<br />

ist ein langgehegter Wunsch<br />

von Verbrechensbekämpfern.<br />

Buch „L´Uomo delinquente“ (Der Verbrecher…),<br />

dass als eines der ersten<br />

Werke der Kriminologie gesehen werden<br />

kann, vertrat er die Auffassung, dass die<br />

äußeren Merkmale auf eine tief verwurzelte<br />

Anlage zum Verbrecher hinweisen,<br />

die auch durch die Aneignung sozialer<br />

Verhaltensweisen nicht überdeckt werden<br />

können. Nicht mehr die verbrecherische<br />

Tat, sondern der Kriminelle als<br />

anthropologisch determinierter Typus<br />

wurde damit zum Gegenstand einer neuen<br />

wissenschaftlichen Disziplin, der forensischen<br />

Phrenologie. Obwohl diese<br />

Ansichten bereit zu seiner Lebzeit widerlegt<br />

wurden, hielt Lombroso zeitlebens<br />

an seinen Überzeugungen fest.<br />

Im Dritten Reich gewannen die Thesen<br />

des Phrenologie-Begründers wieder<br />

an Beachtung, als die Nationalsozialisten<br />

unter Berufung auf Lombrosos kriminalbiologische<br />

Thesen, im Rahmen ihrer<br />

medizinisch-eugenischen Programme,<br />

umfangreiche Zwangssterilisationen bei<br />

Kriminellen und Geisteskranken durchführten.<br />

Doch die Zeiten dieses dilettantischen<br />

Treibens sind in unserer zivilisierten<br />

und aufgeklärten Gesellschaft<br />

44 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

zum Glück vorbei!?<br />

Doch wäre es nicht schön, wenn man<br />

einen Verbrecher bereits vor Begehung seiner<br />

Tat hätte dingfest machen können. Dieser<br />

lang gehegte Wunsch einer allmächtigen<br />

Strafverfolgungsbehörde ist bis in die heutige<br />

Zeit nicht verstummt und treibt die Fantasie<br />

der Verbrechensbekämpfer gleichermaßen<br />

an.<br />

Wie man Verbrechen am erfolgreichsten<br />

verhindert hat Steven Spielberg in seinem<br />

zukunftsweisenden Film „Minority Report“,<br />

aus dem Jahr 2002, eindrucksvoll auf der<br />

Leinwand dargestellt. Das Sicherheitssystem,<br />

das in dieser futuristischen Welt die<br />

Gedanken seiner Bürger überwacht heißt<br />

Precrime. Es bedient sich genetisch veränderten<br />

Wesen, sogenannte Precogs, die an<br />

einen Computer angeschlossen sind und<br />

durch ihre hellseherische Gabe Gewaltverbrechen<br />

vorhersagen können. Sie sehen<br />

einen potentiellen Täter bevor er sein<br />

Verbrechen verübt. Auf diese Weise wissen<br />

die Ermittler sofort wo sie aktiv werden<br />

müssen und können die Straftäter bereits vor<br />

Begehen ihres Verbrechens dingfest machen.<br />

Die Precogs (der Begriff leitet sich ab<br />

Gutachteter entscheiden im Zweifel<br />

gegen den Angeklagten.<br />

von engl. precognition -Vorauswissen) unseres<br />

zivilisierten und aufgeklärten Rechtssystems<br />

heißen Prognosegutachter. Genau so<br />

wie die Wesen im Film blicken sie in eine<br />

unbekannte Zukunft und machen Aussagen<br />

über die möglichen Verbrechen, die ein<br />

Mensch noch begehen könnten. Ist der potenzielle<br />

Bösewicht dann einmal identifiziert<br />

und eingefangen, wird er im Film ins ewige<br />

Koma befördert, in unserer zivilisierten Welt<br />

sperrt man ihn in eine 8 m² große Zelle,<br />

wenn es sein muss auch bis zum endgültigen<br />

Ableben. Dies wäre sicherlich eine optimale<br />

Methode zur Sicherung der Gesellschaft von<br />

hochgradig gefährlichen Gewaltverbrechern<br />

und therapieresistenten Triebtätern, doch es<br />

bleibt die Frage nach der Zuverlässigkeit<br />

dieser Prognosen.<br />

Vor allem die Frage der unbegrenzten<br />

Sicherungsverwahrung ist ein rechtstaatliches<br />

und kriminalpolitisches Debakel. Laut<br />

einer soeben veröffentlichten Studie des 60-<br />

jährigen Juristen und Strafvollzugsexperten<br />

Michael Alex ist ein Großteil der Prognosen<br />

über die Gefährlichkeit von Tätern schlicht<br />

falsch. Das Ergebnis seiner Untersuchungen<br />

wurde von der Universität Bochum als Doktorarbeit<br />

angenommen und offenbart eklatante<br />

Mängel bei der Prognoseerstellung.<br />

Der Wissenschaftler untersuchte Bundesweit<br />

77 Fälle bei denen die Staatsanwaltschaft die<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

nachträgliche Sicherungsverwahrung beantragt<br />

hatte, die dann aber von den Gerichten<br />

nicht genehmigt wurde – die Inhaftierten<br />

kamen in Freiheit. Alle Anträge auf Sicherungsverwahrung<br />

waren mit Gutachten untermauert<br />

laut denen den Gefangenen höchste<br />

Gefährlichkeit attestiert wurde. So gar es<br />

für Alex die Möglichkeit die tatsächliche<br />

Rückfälligkeit der Straftäter zu untersuchen.<br />

Nur bei vier entlassenen Straftätern<br />

(5 %) kam es zu einer erneuten Verurteilung<br />

wegen Raub- oder Sexualdelikten. Bei 27<br />

Entlassenen (35 %) wurden kleinere Delikte<br />

registriert. Insgesamt lag die Rückfallhäufigkeit<br />

unter dem allgemeinen Rückfälligkeitsdurchschnitt<br />

bei Haftentlassungen. Das Fazit:<br />

die meisten Prognosegutachten waren<br />

falsch.<br />

Als Erklärung führt die Studie zwei<br />

Der Staatsanwalt weis genau welcher<br />

Gutachter in seinem Interesse entscheidet.<br />

Gründe auf. Erstens: die Gutachter entscheiden<br />

sich im Zweifel gegen den Gefangenen,<br />

um sich abzusichern und nicht der Gefahr zu<br />

laufen sich später Vorwürfe machen zu lassen.<br />

Zweitens: Es gibt langjährige Kooperationen<br />

zwischen den Staatsanwälten und<br />

Gutachtern. Der Staatsanwalt weiß sehr<br />

wohl welcher Gutachter in seinem Interesse<br />

entscheidet und der Gutachter hat einen soliden<br />

Nebenverdienst.<br />

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass<br />

der Schutz der Gesellschaft vor gefährlichen<br />

Wiederholungstätern nur auf Kosten einer<br />

großen Zahl ungefährlicher Menschen gelingt.<br />

In der Wissenschaft wird die Studie mit<br />

Protest verworfen. Der Beobachtungszeitraum<br />

(im Schnitt drei Jahre) sei viel zu kurz<br />

heißt es. Doch der Bochumer Kriminologe<br />

Thomas Feltes widerspricht dem: Die Rückfallwahrscheinlichkeit<br />

ist nach sechs bis<br />

zwölf Monaten am höchsten und dieser Zeitraum<br />

wird von der Studie erfasst.<br />

Text: AS<br />

! Quick-Info<br />

Die britische Homicide Prevention Unit<br />

(HPU), eine 2004 gegründete Abteilung<br />

des Metropolitan Police Service, versucht<br />

mithilfe von Persönlichkeitsprofilen potentielle<br />

Gewalttäter zu finden. Seit 2006 wird<br />

geplant, so als potentielle Gewalttäter eingestufte<br />

Personen auch unter Umständen<br />

präventiv zu verhaften. Bei Nachrichtenmeldungen<br />

zu diesem Thema wurde wiederholt<br />

auf den Film Minority Report von<br />

Steven Spielberg verwiesen.<br />

Tr§tzdem 11/2010 45


§ RECHT & SOZIALES<br />

„Die Gefahr wird extrem überschätzt“<br />

JUSTIZ: Der Kriminologe Thomas Feltes erklärt, dass neun von zehn Insassen der Sicherungsverwahrung unnötig<br />

weggesperrt wurden. Für unangemessen hält er deshalb die Angst vor Straftätern, die jetzt aus der Verwahrung<br />

entlassen werden.<br />

Thomas Feltes,<br />

59, ist seit 2002 Professor für Kriminologie<br />

und Polizeiwissenschaft an der<br />

Universität Bochum. Zuvor war er zehn<br />

Jahre lang Rektor der Polizeischule<br />

Villingen-Schweningen. Er ist zudem<br />

Berater des Europarats, der UN und der<br />

OSZE.<br />

Interview Christian Rath<br />

taz: Herr Feltes, mehr als 80 rückfallgefährdete<br />

Straftäter sollen aus der<br />

Sicherungsverwahrung freikommen.<br />

Die Justizminister der Länder und<br />

viele Gerichte blockieren, wo sie nur<br />

können. Was empfehlen Sie als Kriminologieprofessor<br />

?<br />

Thomas Feltes: Die Betroffenen sind<br />

sofort aus der Halt zu entlassen. Das<br />

Straßburger Urteil ist verbindlich. Wer<br />

veranlasst, dass diese Personen weiter im<br />

Gefängnis bleiben müssen begeht<br />

Rechtsbeugung.<br />

Meinen Sie damit auch das Bundesverfassungsgericht,<br />

das mehrere<br />

Eilanträge abgewiesen hat?<br />

Ich bin mal gespannt ob einer der<br />

abgewiesenen Antragssteller nach Straßburg<br />

geht und dort Eilrechtsschutz beantragt.<br />

Das könnte für Deutschland ziemlich<br />

peinlich werden<br />

Wenn Sie Justizminister wären,<br />

würden Sie also noch heute alle Betroffenen<br />

aus der Verwahrung entlassen?<br />

Natürlich. Ich verstehe die ganze<br />

Aufregung nicht. Das Urteil aus Straßburg<br />

ist seit Dezember 2009 bekannt, seit<br />

Mai ist es rechtskräftig. Die Haftanstalten<br />

hatten also genug Zeit, die Betroffenen<br />

auf die Haftentlassung vorzubereiten<br />

und eine gute Betreuung nach der Entlassung<br />

zu organisieren. Ich hoffe, dass die<br />

meisten Bundesländer das gemacht haben.<br />

Viele der bereits Entlassenen werden<br />

jetzt rund um die Uhr überwacht,<br />

im Schichtdienst von bis zu 24 Polizisten.<br />

Für so etwas ist Geld da! Aber wenn<br />

man zwei Bewährungshelfer braucht, die<br />

bei der Integration in den neuen Alltag<br />

helfen, da fehlen dann die Mittel.<br />

Genügen Sozialarbeiter Im Umgang<br />

mit gefährlichen Sexual- und<br />

Gewaltstraftätern?<br />

Die Gefährlichkeit dieser Leute wird<br />

extrem überschätzt. Viele von ihnen sind<br />

inzwischen schon alt geworden. Außerdem<br />

ist die Vorstellung, dass in der Sicherungsverwahrung<br />

nur Menschen sitzen,<br />

die sonst neue schwere Straftaten<br />

begehen, nachweislich falsch. Von zehn<br />

Verwahrten sind neun unnötig inhaftiert,<br />

weil sie gar nicht rückfällig geworden<br />

wären.<br />

Woher wollen Sie das wissen?<br />

An meinem Lehrstuhl haben wir im<br />

Vorjahr eine Untersuchung abgeschlossen,<br />

die das belegt. Dabei wurde der<br />

Werdegang von 67 Straftätern untersucht,<br />

bei denen Haftanstalten gestützt<br />

auf Gutachten eine fortdauernde Gefährlichkeit<br />

prognostizierten und deshalb<br />

nachträglich Sicherungsverwahrung beantragten.<br />

Aus rechtlichen Gründen lehnten<br />

die Gerichte dies jeweils ab. Und wir<br />

konnten prüfen, ob die angeblich so gefährlichen<br />

Täter tatsächlich neue Gewalttaten<br />

verübten.<br />

Und? Wie viele der 67 Entlassenen<br />

wurden rückfällig?<br />

Dreiundzwanzig begingen zwar neue<br />

Straftaten, aber meist handelte es sich<br />

nur um kleine Diebstähle oder Drogendelikte,<br />

also nichts, was eine vorsorgliche<br />

Inhaftierung gerechtfertigt hätte.<br />

Wegen neuer Gewalttaten wurden nur<br />

drei Personen rechtskräftig verurteilt.<br />

Selbst wenn sich diese Zahl in den folgenden<br />

Jahren verdoppelt, weil noch<br />

Fälle vor Gericht anhängig sind, wären<br />

das nur zehn Prozent der Entlassenen.<br />

Die übrigen 90 Prozent wären unnötig in<br />

Sicherungsverwahrung gesteckt worden.<br />

Woran liegt es, dass so viele Personen<br />

unnötig in Sicherungsverwahrung<br />

landen?<br />

Das ist vor allem ein Problem der<br />

Sacherständigen, denen es oft an Rückgrat<br />

fehlt. Manche freiberuflichen Psychologen<br />

leben von solchen Gutachten.<br />

die gut bezahlt werden mit 100 Euro pro<br />

Stunde und mehr. Da gehen viele lieber<br />

kein Risiko ein, aus Angst, sie könnten<br />

keine Aufträge mehr bekommen.<br />

Sie meinen das Risiko, dass es entgegen<br />

der Prognose doch zu einem<br />

Rückfall kommt?<br />

Nicht nur. Es genügt ja schon, dass<br />

mehrfach die Erwartung des Gerichts<br />

enttäuscht wird und deshalb die Aufträge<br />

ausbleiben. Bei Tätern, die bereits eine<br />

lange Kriminalitätskarriere haben,<br />

spricht auf dem Papier ja zunächst vieles<br />

dafür eine Rückfallgefahr und einen<br />

Hang zu gefährlichen Straftaten anzunehmen.<br />

Da ist es doch bequem und entspricht<br />

der Erwartung, wenn man einfach<br />

die alten Gutachten abschreibt. Wer jedoch<br />

gegen den Strom schwimmt und<br />

sich ganz neu mit der Situation eines<br />

Straftäters auseinandersetzt, muss viel<br />

mehr Kraft investieren und auch noch<br />

die Richter überzeugen.<br />

Also sind nicht nur die Gutachter,<br />

sondern auch die Richter schuld?<br />

Ja. Richter, die voreingenommen sind<br />

oder nicht kritisch nachfragen, sind<br />

ebenfalls ein Problem. Und da Richter<br />

einen sicheren Arbeitsplatz haben, ist<br />

ihnen sogar der größere Vorwurf zu machen.<br />

Könnte die Qualität der Prognosen<br />

so gesteigert werden, dass tendenziell<br />

nur noch Straftäter in der Sicherungsverwahrung<br />

landen, die wirklich anhaltend<br />

gefährlich sind?<br />

Das halte ich mittelfristig für mach-<br />

46 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

bar. Die Gutachter müssten dann aber<br />

speziell für gerichtliche Zwecke ausgebildet<br />

werden und in interdisziplinären<br />

Teams arbeiten. Noch besser fände ich es<br />

aber, die Sicherungsverwahrung ganz<br />

abzuschaffen.<br />

Dann würden aber auch die fortdauernd<br />

gefährlichen Täter entlassen.<br />

Nein, vielmehr müsste dann endlich<br />

während der Haftzeit vernünftig mit den<br />

Tätern gearbeitet werden. Statt dem bisherigen<br />

Verwahrsollzug müsste ein therapeutisches<br />

Milieu geschaffen werden.<br />

Statt Schließen müsste es im Gefängnis<br />

viel mehr Psychologen geben. Dann<br />

würden Rückfälle schon im Ansatz verhindert<br />

und die Allgemeinheit würde<br />

nachhaltig geschützt.<br />

Sie versprechen hundert Prozent<br />

Sicherheit?<br />

Natürlich nicht. Niemand kann das<br />

versprechen. Aber statt Ängste zu schüren,<br />

sollten Politik und Medien eher die<br />

Bereitschaft der Gesellschaft fördern,<br />

auch mal eine Fehlprognose und ein gewisses<br />

Restrisiko zu akzeptieren. Die<br />

meisten Gewaltdelikte werden ja ohnehin<br />

von Ersttätern und nicht von Rückfälligen<br />

begangen.<br />

Was halten Sie von den Reformvorschlägen<br />

der Justizministerin? Sie<br />

will die nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung<br />

abschaffen und<br />

die vorbehaltene Verwahrung ausbauen.<br />

Das ist bei Weitem nicht so liberal<br />

wie es von der FDP verkauft und von der<br />

Union befürchtet wird. Unter dem Strich<br />

könnte der Plan sogar dazu führen, dass<br />

deutlich mehr Sicherungsverwahrung<br />

verhängt wird als bisher. Denn der Strafrichter<br />

macht sich vermutlich weniger<br />

Gedanken, wenn er in seinem Urteil die<br />

Verwahrung nur vorbehält und nicht<br />

endgültig anordnet. Später könnte es<br />

dann einen gewissen Automatismus geben<br />

und die nur vorbehaltene Verwahrung<br />

würde dann ohne großes weiteres<br />

Nachdenken tatsächlich vollstreckt.<br />

Anden als bisher soll die vorbehaltene<br />

Sicherungsverwahrung auch für<br />

Ersttäter ermöglicht werden.<br />

Damit könnte ich leben, wenn<br />

zugleich die Qualität der Gutachten steigen<br />

würde. Schließlich kann ein Ersttäter<br />

nach der Haftentlassung genauso gefährlich<br />

sein, wie ein Täter der schon mehrfach<br />

rückfällig wurde.<br />

Quelle: Die Tageszeitung vom 9.8.2010<br />

Lohnstufe<br />

% von<br />

Lohnstufe 3<br />

Strafgefangene<br />

Brutto<br />

Tagessatz in<br />

Euro<br />

Hausgeld<br />

Tagessatz in<br />

Euro<br />

Brutto<br />

Stundensatz<br />

in Euro<br />

(39,75 Std./<br />

Woche)<br />

Brutto<br />

Minutensatz<br />

in Cent<br />

(39,75 Std./<br />

Woche)<br />

1 75 % 8,28 3,49 1,04 0,017<br />

2 88 % 9,71 4,09 1,22 0,020<br />

3 100 % 11,04 4,65 1,38 0,023<br />

4 112 % 12,36 5,21 1,55 0,026<br />

5 125 % 13,80 5,82 1,74 0,029<br />

Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung<br />

abgezogen, 42,15 % (3/7 der Nettobeträge) auf das Hausgeld und 56,20 %<br />

(4/7 der Bruttobezüge) auf das Überbrückungsgeld bzw. Eigengeld gebucht<br />

Lohnstufe<br />

Arbeitsentgelt 2010 für<br />

Straf– und Untersuchungsgefangene<br />

% von<br />

Lohnstufe 3<br />

Untersuchungsgefangene<br />

Brutto<br />

Tagessatz in<br />

Euro<br />

Hausgeld<br />

Tagessatz in<br />

Euro<br />

Brutto<br />

Stundensatz<br />

in Euro<br />

(39,75 Std./<br />

Woche)<br />

Brutto<br />

Minutensatz<br />

in Cent<br />

(39,75 Std./<br />

Woche)<br />

1 75 % 4,59 4,51 0,58 0,0096<br />

2 88 % 5,39 5,30 0,68 0,011<br />

3 100 % 6,13 6,02 0,77 0,013<br />

4 112 % 6,87 6,76 0,86 0,014<br />

5 125 % 7,66 7,53 0,96 0,016<br />

Von den Gesamtbezügen werden 1,65 % als Anteil zur Arbeitslosenversicherung<br />

abgezogen, der Rest (98,35 % wird komplett auf das Eigengeld gebucht).<br />

Berechnung:<br />

Grundlage zur Berechnung ist das durchschnittliche Arbeitsentgelt aller Versicherten der Rentenversicherung<br />

der Arbeiter und Angestellten, ohne Auszubildende, des vorigen Kalenderjahres.<br />

In diesem Fall =30.660, -- Euro. (2008)<br />

Ferner werden 250 Arbeitstage im Jahr angenommen.<br />

Zur Berechnung der Vergütungs-Stufe (Strafhaft Verg.-St. 3):<br />

9 % von 30.660,-- Euro = 2.759,40 Euro.<br />

2.759,40 Euro geteilt durch 250 Arbeitstage = 11,0376 Euro. Aufgerundet auf 11,04 €<br />

(Tagessatz) entspricht der<br />

Eckvergütung mit 100 %<br />

Bei der Berechnung des Arbeitsentgeltes für U.-Gef. Sind 5 % zu Grunde zu legen.<br />

Der Minutensatz berechnet sich, in dem der aufgerundete Tagessatz durch 477 geteilt wird.<br />

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Tr§tzdem 11/2010 47


§ RECHT & SOZIALES<br />

Sicherungsverwahrung<br />

*Der Knast nach dem Knast* *Vorher Knacki nachher Knacki*<br />

Das wird nun ein Ende haben!<br />

TITEL: Die Sicherungsverwahrung ist die schärfste Sanktion der Rechtsprechung, die durch den politischen<br />

und journalistischen Populismus in den letzen Jahren bis an den Rand der Menschlichkeit herangetragen wurde.<br />

Doch durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) soll diesem Treiben<br />

nun ein Ende gesetzt werden.<br />

D<br />

ie Sicherungsverwahrung wurde<br />

1933 durch das Gewohnheitsverbrechergesetz<br />

von den Nationalsozialisten<br />

eingeführt. Bis 1945 wurden<br />

etwa sechzehntausend Menschen zur<br />

Sicherungsverwahrung verurteilt, bis zu<br />

zweitausend im Jahr. An diesem Gesetz<br />

hatte sich bis 1969<br />

nichts geändert und so<br />

kamen nervende Seriendiebe<br />

und hartnäckige<br />

Betrüger in die Dauerverwahrung.<br />

Laut einer<br />

Untersuchung aus dem<br />

Jahr 1963 hatten 1,8<br />

Prozent der Sicherungsverwahrten<br />

eine Straftat<br />

gegen Leib und Leben<br />

begangen. Die Gesamtbeute<br />

bei den Dieben<br />

und Betrügern, die als<br />

Gewohnheitsverbrecher<br />

sicher verwahrt werden<br />

mussten, belief sich<br />

seinerzeit auf unter tausend<br />

Mark.<br />

Irgendwann in den<br />

siebziger Jahren dämmerte<br />

einem Teil der<br />

Juristen, dass mit der schärfsten Sanktion,<br />

die die Rechtsprechung vorsieht,<br />

Schindluder betrieben wurde und so<br />

stand die Sicherungsverwahrung kurz<br />

vor der Abschaffung, bevor sie Mitte der<br />

neunziger Jahre durch eine Front von<br />

Politiker und Medien neu belebt wurde.<br />

Zu einem Zeitpunkt als eine Welle der<br />

Neonazibewegung die Republik überflutete,<br />

die bis heute anhält. Durch die hetzerischen<br />

Medien, vor allem die Boulevardpresse,<br />

wurde unter den Bürgern<br />

Angst vor einem enormen Anstieg gefährlicher<br />

Straftaten in reißerischer Weise<br />

verbreitet.<br />

Seitdem ist die Sicherungsverwahrung<br />

das Thema für politisch populistische<br />

Hardliner, die mit diesem seit Jahrzehnten<br />

ihre Handlungsfähigkeit unter<br />

Beweis zu stellen versuchen. In Zusammenarbeit<br />

mit den Medien wird seit den<br />

80er Jahren in jedem Jahrzehnt eine<br />

Kampagne inszeniert. War es in den 80er<br />

Jahren die Emanzipationswelle, mit der<br />

ein Teil der Frauenbewegung ein Bild<br />

von den Männern zu zeichnen versuchte,<br />

das ihnen zu jeder Zeit sexuelle Gewaltbereitschaft<br />

im öffentlichen Raum unterstellte.<br />

Selbst Pfiffe von Bauarbeitern<br />

Gerechtigkeit herrsche und sollte die Welt dabei zugrunde gehen.<br />

Ferdinand I. von Habsburg<br />

Durch hetzerische Medien, wurde<br />

unter den Bürgern Angst vor<br />

einem enormen Anstieg gefährlicher<br />

Straftaten verbreitet.<br />

oder die Sitzhaltung mancher Männer z.<br />

B. in öffentlichen Verkehrsmitteln wurden<br />

als Männergewalt gegen die Frau<br />

deklariert. Somit war jede Frau, gleich<br />

welchen Alters, Geschlechtsmerkmals,<br />

Aussehens oder Verhaltens, wo sie sich<br />

auch gerade befand, eine potenziell vergewaltigte<br />

Frau! Mit einer breiten Koalition<br />

aus Medien und Parteien wurden<br />

Maßnahmen gegen die sexuelle Belästigung<br />

am Arbeitsplatz und der Vergewaltigung<br />

in der Ehe zu verrechtlichten versucht.<br />

Gesetzgebungen dieser Art gibt es<br />

schon seit längerem in skandinavischen<br />

Ländern und die Erfahrungen damit haben<br />

gezeigt, dass bei gleich bleibenden<br />

Anzeigenaufkommen nur die Zahl und<br />

die Dauer der Verurteilungen zunehmen.<br />

Auch hierzulande ist das offenkundige<br />

Ergebnis der Stimmungswandel hin zur<br />

rächenden Justiz.<br />

In den 90er Jahren<br />

kam eine weitere<br />

Kampagne hinzu.<br />

Diesmal ging es um<br />

die „Aufklärung“<br />

über Kindsmissbrauch:<br />

Ein zweifellos<br />

vorhandenes<br />

Problem wurde<br />

durch skrupellose,<br />

hetzerische Medien<br />

und dazu passende<br />

Politiker derart ausgeschlachtet,<br />

dass<br />

schließlich die gesamte<br />

Öffentlichkeit<br />

der Hysterie verfiel;<br />

und immer noch<br />

verfällt! Davon waren<br />

selbst viele Profis<br />

nicht ausgenommen.<br />

Man kann den Eindruck haben, dass<br />

die beschriebenen Kampagnen teilweise<br />

an der Realität vorbeigehen. Auf jeden<br />

Fall sanken die polizeistatistisch erfassten<br />

Verstöße gegen den Paragraphen 176<br />

(sexueller Missbrauch von Kindern unter<br />

vierzehn Jahren) von 1973 auf 1984<br />

doch recht deutlich (von über 15 000 auf<br />

lediglich 10 000). Dann folgte wieder ein<br />

Anstieg; der könnte aber durchaus mit<br />

Organisationen wie „Wildwasser e. V.“<br />

zu tun haben. Dabei handelt es sich um<br />

eine damals von Berlinerinnen gegründete<br />

Initiative, die als Beratungsstelle für<br />

von sexuellem Missbrauch betroffenen<br />

Frauen und Mädchen fungiert. Von dort<br />

und auch von woanders wurden sehr<br />

leichtfertig immer höhere Dunkelziffern<br />

gemeldet. Der Verein vernetzte sich in<br />

Windeseile über die gesamte Bundesrepublik.<br />

Schließlich ging die Bundesre-<br />

48 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

gierung 1985 in doch recht naivem Vertrauen<br />

auf diese zahlreich dubiosen Daten<br />

aus zahlreich dubiosen Forschungen<br />

von einer Hell-/Dunkelfeld-Relation von<br />

1:8 bis 1:15 aus. Hier muss schon die<br />

Schwankungsbreite überraschen. 1987<br />

lag die Hell-/Dunkelfeld-Relation dann<br />

schon bei 1:20; damit war man dann bei<br />

einer Opferzahl von 210 000 angelangt.<br />

Seit 1988 wird die Szene dann von der<br />

magischen Zahl 300 000 beherrscht!<br />

Eine gar wundersame Vermehrung!<br />

Z. B. wurde am 10. März 2005 in<br />

Panorama dann wieder die Zahl von 15<br />

000 polizeistatistisch erfassten Verstößen<br />

genannt; diese sollte die höchste seit<br />

Bestehen der Bundesrepublik sein.<br />

Stimmt nicht; vergleiche die Zahl aus<br />

1973! Außerdem ist die Republik mittlerweile<br />

um fast 16 Millionen Bürger<br />

angewachsen und außerdem werden heute<br />

alle kindlichen Opfer bis zum achtzehnten<br />

und nicht bis zum vierzehnten<br />

Lebensjahr gezählt!<br />

Zumindest früher arbeitete<br />

„Wildwasser“ so! In Sonderschulen,<br />

Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen<br />

ließ man Kinder mit Puppen spielen<br />

und entdeckte damit Missbrauchsfälle en<br />

Auch die Sexualmorde, sind seit<br />

dreißig Jahren rückläufig, sogar<br />

um fast 70 Prozent.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Masse. Anfang der 90er Jahre wurde die<br />

Republik mit hunderten von Verfahren<br />

überrollt, die über die mehr als fragwürdige<br />

Puppenmethode „ans Tageslicht<br />

befördert“ wurden. „Hoppe, Hoppe Reiter<br />

Spiele“ sind eben verdächtig. Leider<br />

nur endeten fast alle Verfahren mit einem<br />

Freispruch oder einer Einstellung!<br />

Dumm gelaufen für die angeblichen Täter,<br />

denn der Schaden bei ihnen war häufig<br />

immens und oft nicht wieder gut zu<br />

machen. Und einige von ihnen haben<br />

sogar bis zu 10 Jahre als Unschuldige in<br />

Strafhaft gesessen, und als Tatleugner<br />

einen sehr schweren Stand in den Haftanstalten<br />

gehabt. Dennoch war das Ziel<br />

erreicht: Der Boden für blinden Aktionismus,<br />

simple Antworten und einfache<br />

Lösungen war bereitet. Es entwickelte<br />

sich eine Lawine, die bis heute anhält.<br />

Das und obwohl und glücklicher<br />

Weise auch die Sexualmorde, sowohl an<br />

Frauen als auch an Kindern, seit dreißig<br />

Jahren rückläufig sind, sogar um fast 70<br />

Prozent. Das berichten die Medien und<br />

Politiker in aller Regel aber nicht. Es<br />

sollte verwundern, wenn die geschilderte<br />

Entwicklung nicht auch auf den Strafvollzug<br />

und die Staatsanwaltschaften<br />

erheblich durchgeschlagen hätte, zumal<br />

Politiker – Justiz- und Innenminister –<br />

Weisungen für den funktionierenden<br />

Ablauf erteilen, denn Beamte, Staatsdiener<br />

sind funktionierende Weisungsträger!<br />

Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />

Kampagne gegen die ständig besoffene<br />

und allzeit zur Gewalt bereite deutsche<br />

Jugend. Auch hier wird seitens der Medien<br />

und Politik wieder leichtfertig mit<br />

Horrorzahlen argumentiert und hantiert<br />

und so verwundert es nicht, dass demnächst<br />

Kinder für immer weggesperrt<br />

werden sollen. So wird mit politischer<br />

Einflussnahme direkt oder indirekt über<br />

die Medien ein Bild von der deutschen<br />

Jugend gezeichnet, das einer Bankrotterklärung<br />

gleichkommt: Sie sind die<br />

versoffene, gewaltbereite, dumme und<br />

nutzlose Party- und Taugenichtsgeneration,<br />

mit der man nichts anzufangen weiß,<br />

außer sie wegzusperren. So soll die Öffentlichkeit<br />

davon überzeugt werden,<br />

dass ein sprunghafter Anstieg von Gewalttaten<br />

gegen Polizisten in den vergangenen<br />

Jahren mit der Jugend, insbesondere<br />

der linken Jugend und neuerdings<br />

der muslimischen Jugend, zu tun hat.<br />

Den Berichten zufolge haben sie jeglichen<br />

Respekt vor der staatlichen Ordnung<br />

und den ausführenden Organen<br />

verloren. Damit ein eventueller Anstieg<br />

belegt werden, kann hat die Politik bereits<br />

im Vorfeld, Ende der neunziger<br />

Jahre, den Weg geebnet, indem sie die<br />

versuchte einfache Körperverletzung als<br />

Straftat verrechtlichte. Seitdem ist der<br />

Versuch einer Ohrfeige eine Straftat und<br />

die versuchte einfache Körperverletzung<br />

steigt in Polizeiberichten stetig an. Dabei<br />

ergab die Tagung der Innenministerkonferenz<br />

im Mai, dass erst künftig statistische<br />

Daten, Lagebilder und Studien erstellt<br />

werden sollen.<br />

In erschreckender<br />

Weise<br />

manifestiert<br />

sich die Vorstellung<br />

von<br />

einem simulierten<br />

Rechtsstaat<br />

auch im Mordfall<br />

Dominik<br />

Brunner. Er<br />

wurde, nachdem<br />

er sich<br />

schützend in der<br />

S-Bahn vor vier<br />

Jugendliche<br />

stellte, die von<br />

zwei brutalen, jugendlichen Schlägern<br />

bedroht wurden, wegen seiner Zivilcourage<br />

-heutige populäre Form des Mutes -,<br />

die er mit dem Leben bezahlte, zum Helden<br />

erklärt. Dank der panischen Berichterstattung<br />

der Boulevardmedien – Bildzeitung<br />

und Co – und den Medien überhaupt,<br />

wurde dem Opfer ad hoc das Bundesverdienstkreuz<br />

durch den Bundespräsidenten<br />

und der Bayerische Verdienstorden<br />

verliehen. Die Medien hatten sich<br />

ausschließlich - das wirkliche Geschehen<br />

von Solln ausblendend -, auf die jugendlichen<br />

Monster und die Heldengeschichte<br />

konzentriert. Diese Bestandsaufnahme<br />

Seit dem Jahr 2000 läuft nun eine<br />

Kampagne gegen die ständig besoffene<br />

und allzeit zur Gewalt bereite<br />

deutsche Jugend.<br />

erlangt, wer sich mit dem Prozess auseinandersetzt.<br />

Nach und nach offenbart<br />

sich wie die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsergebnis<br />

zurechtgestutzt hat.<br />

Erst im Verlauf des Prozesses erfuhr die<br />

Öffentlichkeit, dass keine der schweren<br />

Verletzungen tödlich gewesen wäre,<br />

sondern das 50-jährige Opfer an seinem<br />

krankhaft vergrößerten Herz verstarb,<br />

weil dieses versagte. Die folgenden Verhandlungstage<br />

befördern eine Reihe weiterer<br />

Ungereimtheiten ans Tageslicht. So<br />

klingt die Aussage des 16-jährigen Zeugen<br />

Marcel L., einer der vier Jugendlichen,<br />

denen Herr Brunner zur Hilfe kam,<br />

vor der Jugendkammer völlig anders, als<br />

die, die der Kriminalbeamte Klaus S. in<br />

einer Pressekonferenz am Abend des<br />

Tattages und nach den ersten Vernehmungen<br />

mitgeteilt hatte.<br />

Vor Gericht beschreibt der Zeuge die<br />

Situation und sagt aus: Als wir Vier und<br />

Herr Brunner auf dem Bahnhof von<br />

Solln standen, habe sich der Herr Brun-<br />

Anzeige<br />

Tr§tzdem 11/2010 49


§ RECHT & SOZIALES<br />

ner den beiden Angeklagten, die sechs<br />

bis neun Meter entfernt standen, zugewandt<br />

und gesagt: „Ihr wollt es nicht<br />

anders“. Dann sei er in Boxerstellung<br />

gegangen und habe den einen mit der<br />

Faust ins Gesicht geschlagen. „Als er zu<br />

dem Schlag ansetzte, merkte man, dass<br />

der Mann mal mit Kampfsport zu tun<br />

hatte. Das war so eine Boxerstellung. Er<br />

hat dann sofort zugeschlagen.“ Der Vorsitzende<br />

Richter fragt: „Kam dieser<br />

Schlag für Sie überraschend?“ „Nein“,<br />

sagt Marcel L. „der Herr Brunner ging ja<br />

auf die zu.“ „Haben die Angeklagten<br />

auch so eine Haltung eingenommen?“<br />

„Nein“, antwortet der Zeuge, „die standen<br />

einfach da.“ Der Richter fragt noch<br />

einmal: „Die standen einfach da?“ „Ja“,<br />

bestätigt der Zeuge. „Wohin traf der<br />

Faustschlag?“ „Unter das Auge. Es hat<br />

geblutet.“<br />

Eine weitere Zeugin, Daniela H., 56-<br />

jährige Verwaltungsjuristin, die auch in<br />

der S-Bahn saß, sagt aus: „Ui, der geht<br />

jetzt auf die Jugendlichen los, sagte einer<br />

der Fahrgäste.“ Dann habe sie beobachtet,<br />

wie der Herr Brunner in Boxhaltung<br />

die Angeklagten angriff. „Kick und<br />

Schlag, wie bei einem Kampfsportler.“<br />

Ebenso sagt der 46-jährige S-Bahn-<br />

Fahrer, Matthias B. aus: „Der ältere Herr<br />

kuckt zu mir her und sagt: ‚Jetzt gibt’s<br />

hier hinten richtig Ärger. Ich dachte<br />

mir, nu wenn nur der keinen Ärger<br />

macht.“ Von einer Bedrohung oder einem<br />

bevorstehenden Angriff habe er<br />

nichts bemerkt, sagt der Zugführer. „Die<br />

gingen ganz normal nebeneinander her.<br />

Aus meiner Sicht hat sich da gar nichts<br />

angebahnt. Der Herr Brunner und die<br />

Jugendlichen hätten einfach nur weggehen<br />

müssen.“ Stattdessen habe der ältere<br />

Herr seine Jacke ausgezogen und sie wie<br />

auch seine Tasche am Geländer abgestellt.<br />

„Dann ist er auf die zugegangen<br />

und hat mit der Faust ausgeholt. „Hat er<br />

getroffen?“ fragt der Richter. „Der hat<br />

sehr gut getroffen, die waren anscheinend<br />

völlig überrascht, ich ooch.“<br />

In der vom ehemaligen Staatsanwalt<br />

und jetzigem Familienrichter verfassten<br />

Anklageschrift liest sich das Geschehen<br />

noch völlig anders. Und für gewöhnlich<br />

verzichtet kein Staatsanwalt in einer<br />

Mordanklage darauf, die zwei Minuten<br />

des Tötungsaktes mit jeder Sekunde zu<br />

beschreiben und dabei präzise auf- und<br />

anzuführen, welche Verletzungen zum<br />

Tod des Opfers geführt haben. In der<br />

Anklage gegen die beiden mutmaßlichen<br />

Täter heißt es knapp und ungenau, Herr<br />

Brunner sei „an den Folgen des Angriffs<br />

der Angeschuldigten“ gestorben. Aus<br />

dem Obduktionsbericht ergibt sich, dass<br />

keine der 22 „schweren und schwersten<br />

Verletzungen“ zum Tod Brunners geführt<br />

hätten, das kein Knochen gebrochen<br />

war, auch nicht am Schädel, sondern<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit das<br />

krankhaft vergrößerte Herz ein Herzversagen<br />

herbeiführte. Gerichtsmediziner<br />

zweifeln aufgrund der Tatsache, dass<br />

Dominik Brunner, nachdem er zusammengeschlagen<br />

wurde, noch einmal aufstand<br />

und etwas sagte sogar daran, dass<br />

er auch nur eine Gehirnerschütterung<br />

erlitten hatte. Die Öffentlichkeit erfuhr<br />

erst davon, nachdem einige Journalisten,<br />

durch Zeugenaussagen stutzig geworden,<br />

gezielt bei der Staatsanwaltschaft nachhakten.<br />

Nach zwölf Verhandlungstagen werden<br />

die Angeklagten wegen Mordes zu<br />

hohen Haftstrafen verurteilt. Ohne Gutachten<br />

stellt Richter Baier fest, wäre der<br />

19 jährige Sch., zu 9 Jahren und 10 Monaten<br />

Jugendstrafe verurteilt, zu einer<br />

Lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.<br />

Der Mitangeklagte wurde wegen<br />

Körperverletzung mit Todesfolge zu<br />

sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die<br />

Richter gehen davon aus, dass Herr<br />

Brunner in Notwehr zugeschlagen hat<br />

und sein krankhaftes Herz aufgrund des<br />

erlittenen Traumas versagte. Auch lässt<br />

Richter Baier in seiner Urteilsbegründung<br />

die oben zitierten Zeugenaussagen<br />

nicht gelten, weil diese ein schlechtes<br />

Gewissen hätten und das Geschehen<br />

daher anders interpretierten. Die Argumentation<br />

des Gerichtes ist auffallend<br />

dünn und es bleibt abzuwarten, was die<br />

Revision bringt.<br />

Für den Beobachter wirkt das Urteil<br />

wie ein politisches Urteil aber nicht wie<br />

ein rechtsstaatliches Urteil. Überstürzter<br />

Aktionismus, die reflexartiger Forderung<br />

nach härteren Strafen und die wie auch<br />

hier praktizierte unheilvolle Allianz von<br />

Politik und Medien haben für das Urteil<br />

gesorgt. Am Tag der Urteilsverkündung<br />

titelte die Münchener Boulevardzeitung<br />

tz auf ihrer ersten Seite passend: „Heute<br />

ist der Tag der Abrechnung“. Sechs Tage<br />

später, der Tag an dem sich der gewaltsame<br />

Tod des Herrn Brunner jährt, pilgern<br />

hunderte von Menschen zu seinem<br />

Gedenken zum Bahnhof von Solln und<br />

stellen dort ein Kreuz zur Mahnung auf.<br />

In seinem Heimatort wird zur Erinnerung<br />

und als Denkmal das „Dominik-Brunner-<br />

Haus“ mit einer zwei Meter großen<br />

Bronze-Skulptur davor, durch Bayerns<br />

Innenminister Joachim Herrmann eingeweiht.<br />

Der Innenminister spricht in seiner<br />

Rede von „Wachsender Gewalt“ und<br />

fordert hartes Vorgehen ein.<br />

50 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

Nach spektakulären Verbrechen fordert<br />

die Politik nun seit zwei Jahrzehnten<br />

„härtere Strafen, längere Strafen, Wegsperren<br />

für immer“ wie auf einer Endlosspirale.<br />

Dabei sind sie in den vergangenen<br />

Jahrzehnten nicht untätig geblieben<br />

und haben durch verschiedene Strafänderungsgesetze,<br />

6 an der Zahl, für ständige<br />

Verschärfung gesorgt und dabei ihr Augenmerk<br />

intensiv auf die Sicherungsverwahrung<br />

gerichtet. Konkretisieren lässt<br />

sich die Trendwende am Strafänderungsgesetz<br />

des § 66 StGB von 1998. Die<br />

Kurzfassung der damaligen Reform lautete:<br />

„Leichter rein, länger drin, schwerer<br />

raus“, so fasste es jüngst Klaus Tolksdorf,<br />

Präsident des Bundesgerichtshofs<br />

(BGH), zusammen. So wurde die originäre<br />

Sicherungsverwahrung (SV) von 10<br />

Jahren auf unendlich verlängert, die auch<br />

für Altfälle gelten sollte. Die nun auch<br />

für die Altfälle geltende Regelung wurde<br />

sogar durch das Bundesverfassungsgericht<br />

2004 bestätigt, jedoch mit Beschluss<br />

vom17.12.2009 durch den Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte<br />

(EGMR) aufgehoben und nach Beschwerde<br />

durch die Bundesrepublik gegen<br />

diese Entscheidung am 11.05.2010<br />

durch die große Kammer des EGMR<br />

zurückgewiesen und ist somit bestätigt<br />

und rechtskräftig.<br />

Nach spektakulären Verbrechen<br />

fordert die Politik seit zwei Jahrzehnten<br />

„härtere Strafen“.<br />

Die Entscheidung betrifft alle Inhaftierten,<br />

deren verurteilte Taten sich vor<br />

dem 31.01.1998 ereigneten und deren<br />

erstmalige Sicherungsverwahrung länger<br />

als 10 Jahre vollstreckt worden ist, oder<br />

irgendwann vollstreckt sein wird. Laut<br />

dem Emmerdinger Strafrichter und Experten<br />

für Sicherungsverwahrung Thomas<br />

Ullenbruch können sich sofort direkt<br />

160 Verwahrte auf das Straßburger Urteil<br />

berufen und indirekt weitere 40 Verwahrte<br />

in den kommenden Jahren.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Für Justiz und Politik bedeutet das<br />

Straßburger Urteil eine Blamage sonder<br />

Gleichen, aber zum Glück ging dem Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte<br />

die stetig rigorosere, ja gar ausufernde<br />

Praxis des „Wegsperrens für<br />

immer“ zu weit. Kurz vor der Entscheidung<br />

waren noch Gesetzesvorstöße unternommen<br />

worden, die nachträgliche<br />

Sicherungsverwahrung bei Straftätern<br />

anzuordnen, die bereits entlassen sich<br />

nicht wie gewünscht und zuträglich aufführten.<br />

Und zukünftig hätte die Politik<br />

dann dafür gesorgt, dass jeder, nach dem<br />

Motto: wir haben Indizien für ihre Gefährlichkeit,<br />

von der Straße weg verhaftet<br />

werden kann. Ganz zum Leidwesen<br />

der Befürworter, Hardliner, Populisten<br />

und Hetzer hat das nun ein Ende.<br />

Gescheitert sind Politik und Verfassungsgericht<br />

an ihrer juristischen Auffassung,<br />

Meinung und Umsetzung. In der<br />

heutigen Zeit ist es üblich Begriffe einfach<br />

neu zu definieren, umzubenennen,<br />

damit sich Begebenheiten und Situationen<br />

anders darstellen lassen. Die Justiz<br />

meint seit Jahrzehnten, dass es ausreichend<br />

sei die Sicherungsverwahrung<br />

nicht als Strafe, sonder als „Maßregel zur<br />

Sicherung und Besserung“ zu bezeichnen.<br />

Blöd ist, dass genau das vom Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte<br />

unter anderem hinterfragt wurde. In<br />

der Vollzugspraxis stellt sich dieser<br />

Sachverhalt ganz einfach dar. Das Schild<br />

an der Tür des Strafhäftlings wird mit<br />

Beginn der Maßregel umbenannt in Sicherungsverwahrter.<br />

Somit befindet er<br />

sich im Knast nach dem Knast und Knacki<br />

bleibt Knacki. Genau aus diesem<br />

Grund hat der EGMR die Sicherungsverwahrung<br />

als Strafe angesehen und nicht<br />

als eine „Maßregel zur Besserung und<br />

Sicherung“. Der Knast nach dem Knast<br />

wird daher in naher Zukunft Geschichte<br />

sein, denn die Entscheidung des EGMR<br />

hat eine weitaus größere Dimension als<br />

von vielen angenommen.<br />

Zurzeit versuchen zwar einige deutsche<br />

Gerichte und im Falle einer Eilentscheidung<br />

auch das Bundesverfassungsgericht<br />

das Straßburger Urteil zu umgehen,<br />

aber auf Dauer wird diese Blockadefront<br />

nicht halten. Bereits Anfang Juni<br />

fasste der 4. Strafsenat des Bundesgerichtshofes<br />

einen Beschluss, der konsequenterweise<br />

sogar<br />

über das Straßburger<br />

Urteil hinaus geht,<br />

indem der BGH es<br />

auf die Fälle nachträglicher<br />

Sicherungsverwahrung<br />

ausdehnte und sie<br />

wegen dem Rückwirkungsverbot<br />

für unzulässig<br />

erklärte:<br />

2004 wurde die<br />

nachträgliche Sicherheitsverwahrung<br />

eingeführt und alle,<br />

die vorher ihre Straftat<br />

begangen haben,<br />

sind von dieser Entscheidung<br />

betroffen – bundesweit dürfte<br />

es sich um annähernd bis zu 20 Fälle<br />

handeln. Noch im März des Jahres hatte<br />

der BGH eine nachträgliche Sicherungsverwahrung,<br />

die erstmals nach verbüßen<br />

einer Jugendstrafe in Deutschland durch<br />

das Landgericht Regensburg angeordnet<br />

worden war, bestätigt. Auch der mittlerweile<br />

Erwachsene darf, nach stellen eines<br />

entsprechenden Antrages durch seinen<br />

Anwalt, mit einer baldigen Freilassung<br />

rechnen.<br />

Ein solches Desaster wäre mit Sicherheit<br />

durch eine weitsichtige, sachliche,<br />

nüchterne, gelassene und vor allem<br />

standhafte Politik zu vermeiden gewesen,<br />

doch ihre zunehmende Verfassungs-<br />

Kurzfassung des Strafänderungsgesetzes<br />

zum § 66 StGB von<br />

1998: „Leichter rein, länger drin,<br />

schwerer raus“.<br />

Blindheit, die teilweise auch bei Gerichten<br />

auszumachen ist und die bösartig<br />

Liaison von Politik und Boulevardmedien<br />

sind dafür verantwortlich. Diesen<br />

Missstand beklagte bereits Richard von<br />

Weizsäcker als Bundespräsident in einem<br />

1992 mit der ZEIT geführtem Interview,<br />

indem er feststellte: der Einfluss<br />

der Parteien gehe über politische Willensbildung,<br />

von der die Verfassung<br />

spreche, weit hinaus. Die Parteien wirkten<br />

am ganzen gesellschaftlichen Leben<br />

mit, ihr Einfluss reiche direkt oder indirekt<br />

in die Medien hinein.<br />

Es wird höchste Zeit, dass es wieder<br />

ein Kräftemessen zwischen Politik und<br />

Medien gibt. Früher knickte die Politik<br />

gegenüber den Boulevardmedien mal<br />

ein, heute, so hat es den Anschein, haben<br />

Leute wie Chefredakteur Diekmann von<br />

der Bild einen enormen Einfluss aufs<br />

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Redaktion Tr§tzdem Cloppenburger Str. 400 26133 <strong>Oldenburg</strong><br />

Tr§tzdem 11/2010 51


§ RECHT & SOZIALES<br />

politische Tagesgeschehen und politische<br />

Geschehen überhaupt, und ganz besonders,<br />

wenn es die geschaffene delinquentenfeindliche<br />

Atmosphäre der Republik<br />

betrifft. Das Lieblingsthema der Boulevardmedien<br />

sind Sexualstraftäter, Gewalttäter<br />

und rückfällige Straftäter, denn<br />

sie bringen Schlagzeilen und Einschaltquoten.<br />

Dafür, dass von der Politik die<br />

Hetze mitbetrieben wird, halten die Medien<br />

im Gegenzug den gewillten Politikern<br />

lange die Stange.<br />

Ebenso beklagte der Ex-<br />

Für Justiz und Politik bedeutet das<br />

Straßburger Urteil eine Blamage<br />

sonder Gleichen.<br />

Verfassungsrichter Hassemer bei der<br />

Vorstellung des Grundrechtsreports,<br />

wenige Tage vor dem 60. Geburtstag des<br />

Grundgesetzes, die enorme Zunahme<br />

von Kontrollbedürfnissen und einen<br />

Trend zu mehr Sicherheit auf Kosten der<br />

Freiheit. Er sprach davon, dass ein<br />

„Grundrecht auf mehr Sicherheit propagiert,<br />

in Wahrheit als Geisterfahrer in die<br />

falsche Richtung unterwegs sei“ und<br />

erinnerte daran, dass Grundrechte ursprünglich<br />

als Abwehrrechte gegen einen<br />

starken Staat konzipiert worden seien.<br />

Die Politik nicht ständig über Eingriffe<br />

in Grundrechte nachdenken solle.<br />

Seit Ende August zeigt sich die Regierung<br />

nach heftiger Streiterei einig und<br />

präsentiert eine angeblich gerichtsfeste<br />

Lösung. So sollen die Altfälle der Sicherungsverwahrten<br />

nicht aus der Haft entlassen<br />

werden, obwohl sie nach dem<br />

Straßburger Urteil einen Anspruch darauf<br />

haben, sondern es soll erst festgestellt<br />

werden, ob es sich bei ihnen nicht<br />

um psychisch gestörte Gewalttäter handelt.<br />

Zum einen heißt das, dass davon<br />

nur einige der Altfälle betroffen sind,<br />

zum anderen von den bereits entlassenen<br />

Sicherungsverwahrten mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

keiner wieder inhaftiert<br />

wird.<br />

Bei den eventuell Verbleibenden<br />

dürfte es schwierig werden, sie weiterhin<br />

in Haft zu halten, denn wenn sie geisteskrank<br />

wären, hätten sie ja nicht in einem<br />

Gefängnis sondern in einem Landeskrankenhaus<br />

untergebracht werden müssen.<br />

Selbst für gewillte Gutachter dürfte es<br />

schwierig werden eine plötzliche Geisteskrankheit<br />

zu diagnostizieren, denn das<br />

würde bedeuten, dass alle bisher erstellten<br />

Gutachten und eventuell auch die<br />

Urteile falsch waren und die Willkür<br />

weiteren Platz einnimmt. Auch wenn es<br />

verwundern mag, aber diese Diskrepanz<br />

bei Gutachten taucht gerade im Maßregelvollzug<br />

immer wieder auf. Das dürfte<br />

eigentlich nur in Diktaturen funktionieren<br />

aber nicht in einem Rechtsstaat!<br />

Bei einer bundesweiten Studie über<br />

den Maßregelvollzug, die der forensische<br />

Psychiater Norbert Leygraf aus Essen<br />

vor zwanzig Jahren erarbeitet hatte, erfuhr<br />

er, dass es zu groteskem Einschätzungswandel<br />

kommen kann, was die<br />

Gefährlichkeit von Insassen betrifft. In<br />

einer der untersuchten Anstalten mussten<br />

20 Männer entlassen werden, weil die<br />

Einrichtung aufgrund von Baumaßnahmen<br />

für sie keinen Platz mehr hatte. So<br />

lösten sich all die schlechten Prognosen,<br />

der über jahrelang zu gefährlichen eingestuften<br />

Patienten, plötzlich in Luft auf.<br />

Nicht einer von ihnen, die in Wohnheimen<br />

oder auf Bewährung entlassen wurden,<br />

ja keiner, wurde wieder rückfällig!<br />

Anzumerken ist, dass diese Leute behandelt<br />

wurden, was beim überwiegenden<br />

Teil der Straftäter in den Bundesländern<br />

nicht der Fall ist.<br />

Anstatt auf Daten und Fakten aus der<br />

juristischen und kriminologischen Fachwelt<br />

zurückzugreifen, betreiben Politiker<br />

vereint mit den Boulevardmedien lieber<br />

eine Hetzjagd auf soeben entlassene Sicherungsverwahrte<br />

und versetzen das<br />

Volk in Angst und Schrecken. Die Fachwelt<br />

fordert seit Jahren eine Versachlichung<br />

und mahnt zur Unaufgeregtheit.<br />

Der Kriminologe und Rechtssoziologe<br />

Professor a. D. Feest von der Universität<br />

Bremen und der Professor für Kriminologie<br />

und Polizeiwissenschaft Feltes von<br />

der Uni Bochum, um zwei zu nennen,<br />

prognostizieren, dass die Gefährlichkeit<br />

dieser Leute extrem überschätzt wird.<br />

Sie gehen davon aus, dass 9 von 10 Sicherungsverwahrten<br />

unnötig inhaftiert<br />

waren, weil sie gar nicht rückfällig geworden<br />

wären und Professor Feltes belegt<br />

dies anhand einer Untersuchung, die<br />

an seinem Lehrstuhl betrieben wurde.<br />

Bei den Untersuchten handelt es sich um<br />

Straftäter, die aufgrund ihrer durch Sachverständigengutachten<br />

festgestellten<br />

Gefährlichkeit in die nachträgliche Sicherungsverwahrung<br />

geschickt werden<br />

sollten. Aus rechtlichen Gründen – im<br />

Politiker Deutsch handelt es sich dabei<br />

um eine noch nicht geschlossene Lücke -<br />

lehnten die Gerichte die vorsorgliche<br />

Inhaftierung ab. Fünf Prozent der Untersuchten<br />

wurden wegen einer Gewalttat,<br />

die eventuell eine vorsorgliche Inhaftierung<br />

gerechtfertigt hätte, rechtskräftig<br />

verurteilt. Viele Fachleute sind sogar für<br />

die Abschaffung der Sicherungsverwahrung,<br />

weil dann endlich während der<br />

Haftzeit mit den Tätern gearbeitet werden<br />

müsste. In fast allen Anstalten der<br />

Bundesländer befinden sich die Täter im<br />

so genannten Verwahrvollzug anstatt im<br />

Der Knast nach dem Knast wird in<br />

naher Zukunft Geschichte sein.<br />

Behandlungsvollzug, der für diese Tätergruppe<br />

dringend erforderlich ist. Leider<br />

erweist sich die Politik seit Jahren gegenüber<br />

dem Wissen und der Beratung<br />

der juristisch und kriminologisch kompetenten<br />

Fachwelt als resistent. Das Straßburger<br />

Urteil sorgt nun immerhin dafür,<br />

dass zukünftig die Sicherungsverwahrten<br />

nach ihrer Haft in einem Heim, oder wie<br />

sie es auch immer nennen, zur Behandlung<br />

untergebracht werden.<br />

52 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

§<br />

Immerhin ist es der Bundesjustizministerin<br />

Frau Leutheuser-<br />

Schnarrenberger gelungen, dass die<br />

nachträgliche Sicherungsverwahrung, die<br />

bisher verhängt werden konnte, wenn<br />

sich während der Haft ein Täter als weiterhin<br />

gefährlich erweist, abgeschafft<br />

wird. Das steht mit dem wenige Wochen<br />

zuvor ergangenem Urteil des BGH im<br />

Einklang und ein noch anhängiges Verfahren<br />

beim EGMR in dieser Angelegenheit,<br />

bei dem eine weitere Blamage zu<br />

erwarten wäre, ist damit vom Tisch.<br />

In der Politsendung Kontraste ließ die<br />

frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht<br />

und derzeitige Richterin am<br />

Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte<br />

Renate Jaeger verlauten, dass man<br />

die deutsche Justiz sehr genau beobachten<br />

wird, wie sie mit dem Straßburger<br />

Urteil umgehen werde.<br />

Mit einer weiteren Reform im Maßregelbereich,<br />

sollte die Führungsaufsicht<br />

als strafrechtliches Instrument zur Gefahrenabwehr<br />

ausgebaut werden. Dabei<br />

sind als Schwerpunkte die Ausweitung<br />

des Weisungskatalogs des § 68b StGB,<br />

die Erweiterung von Möglichkeiten zur<br />

Anordnung einer unbefristeten Führungsaufsicht<br />

§ 68c StGB und eine rechtliche<br />

Verankerung forensischer Ambulanzen<br />

und ihrer Kompetenzen § 68a VII<br />

StGB zu nennen. Eine ausführliche Beschreibung<br />

der geschaffenen Interventionsmöglichkeiten<br />

seitens der Gerichte –<br />

Strafvollstreckungskammern- würde hier<br />

zu weit führen, allerdings muss erwähnt<br />

werden, dass den Gerichten mit dieser<br />

Reform eine enorm effiziente Möglichkeit<br />

zur kontrollierten Freiheit der Täter<br />

eingeräumt wurde. Trotz der nun durch<br />

die Reform geschaffenen konfortabelen<br />

Kontrollmöglichkeiten machen die Gerichte<br />

kaum Gebrauch davon. Das Sachverständige<br />

dazu neigen eher eine negative<br />

Prognose zu stellen, mag daran liegen,<br />

dass aus Angst vor einer Fehleinschätzung<br />

– was zum Ausbleiben von<br />

Aufträgen führt – eher auf Nummer Sicher<br />

gegangen wird. Bei den Richtern<br />

sollte man meinen, die haben doch einen<br />

sicheren Arbeitsplatz, aber auch sie werden<br />

durch die Ministerin eingestellt und<br />

befördert.<br />

Wie bereits eingangs erwähnt handelt<br />

es sich bei den Staatsdienern –<br />

Staatsanwälte und Beamte - in der Justiz<br />

um funktionierende Weisungsträger. Die<br />

Macht der deutschen Justizministerien<br />

geht zu weit, denn die Dritte Gewalt<br />

muss eine unabhängige Gewalt sein,<br />

damit sie ihrer Kompetenzen nicht beraubt<br />

werden kann.<br />

Der Deutsche Richterbund (DRB)<br />

und die Neue Richtervereinigung (NRV)<br />

forderten Ende September auf den Juristentag<br />

in Berlin das Ende der Abhängigkeit<br />

von Richtern und Staatsanwälten<br />

gegen den Einfluss der Politik.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass man die<br />

Verantwortlichen in allen Bereichen der<br />

Justiz unabhängig und in Ruhe arbeiten<br />

lässt und irgendwann, beim ausbleiben<br />

eines Behandlungserfolgs, die Schuld<br />

nicht ausschließlich beim Täter oder<br />

Patienten gesucht wird.<br />

Text: GEO<br />

Einführung des neuen elektronischen Personalausweises<br />

AUSWEIS: Mit der Einführung des neuen digitalen Personalausweises verspricht sich die Regierung eine Eindämmung<br />

der Internetkriminalität und Erleichterung in Wirtschafts-– und Verwaltungsangelegenheiten<br />

D<br />

ie<br />

Politik wirbt für die<br />

neue Karte. Bundesinnenminister<br />

Thomas de<br />

Maizire (CDU) hofft, mit Hilfe<br />

des neuen Personalausweises<br />

den Betrug im Internet eindämmen<br />

zu können. „Dieser neue<br />

Personalausweis ist die sicherste<br />

elektronische Identitätskarte, die<br />

es auf dem Markt gibt‘, sagte er<br />

in einem Interview der Tageszeitung<br />

(taz). Mit dem neuen<br />

Ausweis sei es möglich, sich<br />

zum Beispiel bei Geldgeschäften<br />

im Internet sicher zu identifizieren.<br />

Der neue Ausweis ist nur noch so groß<br />

wie eine EC-Karte. Anders als EC- oder<br />

Kreditkarten haben die Ausweise keinen<br />

Magnetstreifen, die Daten werden auf<br />

einem RFID-Chip gespeichert — so können<br />

sie per Funk ausgelesen werden.<br />

Damit jedoch nur diejenigen die Daten<br />

auslesen, die daran ein berechtigtes Interesse<br />

haben, sind die Informationen auf<br />

der Karte verschlüsselt, so dass es Angreifern<br />

nichts nützt, den Datenverkehr<br />

zu belauschen. Anders als beim Reisepass<br />

verlangt der Personalausweis von<br />

den Bürgern übrigens nicht die Abgabe<br />

von Fingerabdrücken — sie bleibt freiwillig.<br />

Die Fingerabdrücke können auch<br />

nur von staatlichen Stellen, beispielsweise<br />

bei Grenzübertritten, ausgelesen werden<br />

und ihre Abgabe ist auch nicht mit<br />

weiteren Vorteilen verbunden. Aus dem<br />

Ausweis Foto werden jedoch biometrische<br />

Daten ausgelesen und auf dem Chip<br />

gespeichert. Damit sollen Behörden in<br />

Mit 28,80 Euro ist der neue Personalausweis<br />

dreimal so teuer wie<br />

bisher.<br />

Zweifelsfällen feststellen können, ob<br />

jemand auch tatsächlich seinen eigenen<br />

Ausweis vorgelegt hat.<br />

Zugriff auf die Daten gibt der Ausweisinhaber<br />

über eine sechsstellige<br />

PIN frei. „Im Vergleich zur EC-<br />

Karte sind das zwei Stellen mehr<br />

— damit ist die PIN schwerer zu<br />

erraten und zu knacken“. sagt<br />

Claudia Eckert, Direktorin des<br />

Fraunhofer-Instituts Sichere Informationstechnologie<br />

(SIT). Geht<br />

der Ausweis verloren, ist er ohne<br />

die PIN für den Finder wertlos.<br />

Wird die PIN zum dritten Mal<br />

falsch eingegeben, wird der Ausweis<br />

gesperrt. Mit einer weiteren<br />

Nummer der PUK, kann der Nutzer<br />

sein Ausweis wieder freischalten —<br />

genauso wie beim Handy. Staatliche<br />

Behörden können die PIN ebenfalls jederzeit<br />

ändern oder löschen.<br />

Der neue Personalausweis wurde<br />

zum 1. November dieses Jahres eingeführt<br />

und mit 28,80 Euro kostet er dreimal<br />

so viel wie bisher. Wer unter 24<br />

Jahre alt ist, bekommt das Dokument<br />

zum ermäßigten Preis von 19,80 Euro.<br />

Der erste Personalausweis für Jugendliche<br />

zwischen 16 und 18 Jahren wird<br />

kostenfrei sein. Bisher kostete der Ausweis<br />

8 Euro.<br />

Mit dem neuen Personalausweis können<br />

sich Bürger von Herbst an auch in<br />

der Digitalenwelt identifizieren.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 53


§ RECHT & SOZIALES<br />

Klassische<br />

Lohnsteuerkarte<br />

hat ab2011<br />

Ausgedient<br />

In Deutschland muss künftig niemand<br />

mehr auf seine Lohnsteuerkarte warten.<br />

Die Steuerverwaltung stellt ab<br />

2011 auf Elektronik um. Bisher erhielten<br />

die Arbeitnehmer zum Ende des<br />

Jahres ihre Lohnsteuerkarte von ihrer<br />

Stadt oder Gemeinde. Diese mussten<br />

sie dann an ihren Arbeitgeber weitergeben.<br />

In Zukunft muss der Arbeitnehmer<br />

seinem Arbeitgeber nur noch<br />

das Geburtsdatum und die steuerliche<br />

Identifikationsnummer (Id<strong>Nr</strong>) mitteilen,<br />

sowie die Auskunft geben, ob es<br />

sich um das Haupt– oder um ein Nebenverdienstverhältnis<br />

handelt. So<br />

wird der Arbeitgeber berechtigt, die<br />

ELStAM (Elektronischen LohnSteuer-<br />

AbzugsMerkmale) des Arbeitnehmers<br />

elektronisch abzurufen. Text:AS<br />

Kein Kindergeld<br />

Kindergeld wird für ein volljähriges<br />

Kind, bis zum 25 Lebensjahr u.a. auch<br />

dann gezahlt, wenn das Kind eine<br />

Ausbildung mangels Ausbildungsplatzes<br />

nicht beginnen oder fortsetzen<br />

kann. Umstritten ist, ob danach auch<br />

dann Kindergeldanspruch besteht,<br />

wenn sich das Kind in Untersuchungsoder<br />

Strafhaft befindet. Das Finanzgericht<br />

Berlin-Brandenburg hat jetzt mit<br />

Urteil vom 6.07.2010 entschieden,<br />

dass jedenfalls dann kein Kindergeld<br />

gezahlt werden muss, wenn das Kind<br />

wegen einer Straftatverurteilt wird,<br />

und zwar sowohl für die Zeit der Untersuchungs-<br />

als auch der Strafhaft<br />

Geklagt hatte die Mutter eines Jurastudenten<br />

der als Drogenkurier zu 3 Jahre<br />

6 Monaten Haft verurteilt wurde. Die<br />

Klägerin machte geltend, dass ihr<br />

Sohn studienwillig gewesen sei und<br />

nur aus objektiven Gründen an der<br />

Fortsetzung des Studiums gehindert<br />

war. Das Gericht erkannte jedoch dass<br />

der 20-jährige Student vorsätzlich eine<br />

Straftat begangen und damit die Ursache<br />

für den Unmöglichkeit der Ausbildung<br />

selbst gesetzt habe.<br />

(Aktenzeichen: 10 K 10288/08).<br />

www.finanzgericht.<br />

berlin.brandenburg.de<br />

Einkaufen im Internet, Bankgeschäfte<br />

und Behörden– Angelegenheiten online<br />

erledigen — es wird immer wichtiger<br />

dass man am Computer nachweisen<br />

kann, dass man tatsächlich derjenige ist,<br />

als der man sich ausgibt. Geht es nach<br />

der Bundesregierung, soll dieser Identitätsnachweis<br />

künftig mit dem neuen digitalen<br />

Personalausweis geführt werden.<br />

Doch noch sind nicht alle Sicherheitsfragen<br />

geklärt. Derzeit verzichten etwa ein<br />

Drittel der Internetnutzer aus Sicherheitsgründen<br />

auf Online-Banking, mehr<br />

als ein Viertel auf den Einkauf im Netz.<br />

Das soll der neue Ausweis ändern.<br />

Behörden und Unternehmen testen<br />

bereits mögliche Anwendungen — von<br />

der Kfz- Anmeldung über die elektrische<br />

Steuererklärung bis hin zum Altersnachweis<br />

am Zigarettenautomaten. Zu den<br />

ersten 30 Testteilnehmern gehörten eine<br />

Fluggesellschaft,<br />

Versicherer, IT-<br />

Firmen sowie<br />

Banken.<br />

Er sei „überall<br />

dort interessant,<br />

wo ein Unternehmen<br />

für ein Vertragsverhältnis<br />

eine sichere Identität des<br />

Geschäftspartners braucht“, sagte Alexander<br />

Schmid, Projektleiter des „ Kompetenzzentrums<br />

Neuer Personalausweis“.<br />

Einige Teilnehmer bemängelten jedoch,<br />

dass der neue Ausweis keine Postleitzahl<br />

des Wohnortes beinhaltet — sie müsse<br />

per Hand nachgetragen werden.<br />

Die sogenannte elektrische Identitäts-<br />

Funktion (eID), mit der die Bürger diese<br />

Geschäfte tätigen können, erhalten sie<br />

nur auf Wunsch. Außerdem können sie<br />

eine sogenannte digitale Signatur beantragen,<br />

mit der sie auch online rechtsgültige<br />

Unterschriften leisten können. Um<br />

den Ausweis für Geschäfte im Internet<br />

nutzen zu können, ist allerdings ein Lesegerät<br />

nötig.<br />

Mit dem Ausweis sollen die Bürger<br />

auch ein zunächst kostenloses „Starter-<br />

Kit“ erhalten. Es enthält ein Kartenlesegerät<br />

und eine Software (AusweisApp)<br />

für den eigenen Heim-PC. Finanziert<br />

wird das mit 24 Millionen Euro über das<br />

Konjunkturförderprogramm, danach<br />

sollen die Kartenlesegeräte zu Preisen<br />

zwischen 10 und 15 Euro zur Verfügung<br />

stehen. Zu diesem Preis sind allerdings<br />

nicht die Lesegeräte erhältlich, die unter<br />

Experten als sicher gelten. Das Lesegerät<br />

ist jedoch ein Problem. Nur wenn Sie die<br />

PIN-Eingabe auf einem speziellen Lesegerät<br />

machen können, das sicherstellt,<br />

dass keine Schadsoftware den Eingabeprozess<br />

protokolliert, sind Sie sicher.<br />

Der neue elektronische Personalausweis<br />

ist wohl eines der sichersten<br />

Dokumente weltweit.<br />

Denn mittels eine auf den PC geschmuggelten<br />

Schadsoftware wie z.B.<br />

„Keylogger“ könnten die auf der Tastatur<br />

eingegebenen Zeichen mitgelesen<br />

werden.<br />

Abhilfe gegen Angriffe auf die ID-<br />

PIN schafft ein höherwertiges, sogenanntes<br />

Komfortlesegerät (Pin-Pad) mit<br />

eigener Tastatur und Display. Insbesondere<br />

die Funktion der elektronischen<br />

Signatur die der neuen Personalausweises<br />

bietet, lässt sich nur mit dieser Art<br />

von Lesegeräten nutzen. Der Einsatz<br />

solcher Pin-Pads wird auch vom Bundesdatenschutzbeauftragten<br />

Peter Schaar<br />

empfohlen. Das einzige Manko dieser<br />

Geräte ist ihr relativ hoher Preis, von<br />

zwischen 50 und 100 €.<br />

Letztlich wird auch die Bundesregierung<br />

nur Empfehlungen für sichere Kartenlesegeräte<br />

herausgeben. Der Bürger<br />

muss dann auf<br />

eigenes Risiko<br />

entscheiden, ob er<br />

in ein sicheres<br />

Gerät investieren<br />

möchte. Denn der<br />

Staat wird für<br />

etwaige Schäden<br />

keine Haftung übernehmen.<br />

Kritik seitens der Experten hagelt es<br />

auch in Bezug auf die Software für den<br />

Online-Ausweis. So hat das Hasso-<br />

Plattner-Institut an der Universität Potsdam<br />

unter der Leitung von Christoph<br />

Meinel bei einem Test festgestellt, dass<br />

der „AusweisApp“ schon bei der Installation<br />

Probleme verursacht. „Selbst Informatiker<br />

brauchen Zeit, um das Programm<br />

zum Laufen zu bringen“, so Meinel.<br />

Doch ungeachtet aller Bedenken, ist<br />

der neue elektronische Personalausweis<br />

eines der sichersten Dokumente den es<br />

weltweit gibt. Damit ein Dritter unberechtigterweise<br />

im Internet die Identität<br />

des Ausweisinhabers annehmen kann,<br />

müssen mehrere Hürden überwunden<br />

werden. Zum einen muss der Computer<br />

von einer Schadsoftware infiziert werden.<br />

Die PIN muss abgefangen werden.<br />

Und selbst dann muss für einen Missbrauch<br />

der Daten der Ausweis auf dem<br />

Lesegerät vergessen werden und liegen<br />

bleiben.<br />

Auch beim Bundesamt für Sicherheit<br />

und Informationstechnik macht man sich<br />

über die Sicherheit keine große Sorgen.<br />

„Selbst bei einen Angriff - etwa mit einem<br />

sogenannten Trojaner - sei kein<br />

Zugriff auf die persönlichen Daten möglich“,<br />

sage der zuständige Experte Jens<br />

Bender der NWZ in einem Interview.<br />

Text:AS<br />

54 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

Prognoseentscheidungen erfordern bestmögliche Aufklärung<br />

VERFASSUNGSRECHT: Nach 13 Jahren darf das Gericht in aller Rege die Einholung eines Gutachtens nicht<br />

allein mit der Begründung verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung nicht beabsichtige.<br />

ie Verfassungsbeschwerde richtet<br />

D sich gegen die Ablehnung der Aussetzung<br />

des Rests der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />

nach Verbüßung der Mindestdauer<br />

von fünfzehn Jahren.<br />

I. 2. Durch den hier angegriffenen Beschluss<br />

des LG Saarbrücken vom<br />

01.12.2008 wurde die Aussetzung der<br />

Vollstreckung der Reststrafe abgelehnt...<br />

3. Die sofortige Beschwerde wurde<br />

durch den angegriffenen Beschluss des<br />

Saarländischen OLG vom 07.01.2009 als<br />

unbegründet verworfen. Der Einholung<br />

eines Prognosegutachtens bedürfe es<br />

nicht, weil auch der Senat nach Würdigung<br />

aller relevanten Umstände die Aussetzung<br />

nicht in Erwägung ziehe<br />

(§454 Abs. 2 Satz 1 <strong>Nr</strong>. 1 StPO)...<br />

§<br />

IV. Die angegriffenen Beschlüsse verletzen<br />

den Beschwerdeführer in seinem<br />

Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2<br />

i.V.m. Alt. 104 Abs. 2 Satz 1 GG.<br />

1. Für den besonders intensiven Eingriff<br />

eines möglicherweise lebenslangen Freiheitsentzuges<br />

ergeben sich verfassungsrechtliche<br />

Grenzen insbesondere aus<br />

dem Übermaßverbot.<br />

a.) Das Übermaßverbot stellt zunächst<br />

materielle Anforderungen an die Prognoseentscheidung.<br />

Je länger der Freiheitsentzug<br />

dauert, umso strenger sind die<br />

Voraussetzungen für dessen Verhältnismäßigkeit.<br />

Der nachhaltige Einfluss des<br />

gewichtiger werdenden Freiheitsanspruchs<br />

stößt jedoch dort an Grenzen, wo<br />

es im Blick auf die Art der von dem Betroffenen<br />

drohenden Gefahren, deren<br />

Bedeutung und Wahrscheinlichkeit vor<br />

dem staatlichen Schutzauftrag für die<br />

Rechtsgüter des Einzelnen und der Allgemeinheit<br />

unvertretbar erscheint, den<br />

Betroffenen in die Freiheit zu entlassen<br />

(vgl. BVerfGE 117,71 ). Die im<br />

Rahmen der Aussetzungsentscheidung<br />

zu treffende Prognose betrifft die Verantwortbarkeit<br />

der Aussetzung mit Rücksicht<br />

auf unter Umständen zu erwartende<br />

Rückfalltaten. Je höherwertige Rechtsgüter<br />

in Gefahr sind, desto geringer muss<br />

das Rückfallrisiko sein. Bei Straftaten,<br />

die wie der Mord (§211 StGB) mit lebenslanger<br />

Freiheitsstrafe bedroht sind,<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

ist das Sicherungsbedürfnis der Allgemeinheit<br />

besonders hoch zu veranschlagen.<br />

Wegen der Art der im Versagensfall<br />

zu befürchtenden Taten kommt eine bedingte<br />

Entlassung aus der lebenslangen<br />

Freiheitsstrafe nur unter strengen Voraussetzungen<br />

in Betracht (vgl. BVerfGE<br />

117, 71).<br />

Die besonders hohe Wertschätzung des<br />

Lebens rechtfertigt die weitere Vollstreckung<br />

der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />

nicht nur in den Fällen, in denen eine<br />

fortbestehende Gefährlichkeit des Verurteilten<br />

positiv festgestellt werden kann,<br />

sondern auch dann, wenn nach Erfüllung<br />

des verfassungsrechtlichen Gebots ausreichender<br />

richterlicher Sachaufklärung<br />

eine günstige Gefährlichkeitsprognose<br />

nicht gestellt werden kann, weil verbleibende<br />

Zweifel an einer hinreichend<br />

günstigen Prognose zu Lasten des Verurteilte<br />

gehen (vgl. BVerfGE 117, 71<br />

).<br />

b.) Darüber hinaus begründet das Übermaßverbot<br />

verfahrensrechtliche Anforderungen.<br />

Sie betreffen vor allem das<br />

Verfahren zur Wahrheitserforschung und<br />

damit insbesondere die Feststellung der<br />

der Aussetzungsentscheidung zu Grunde<br />

liegenden Prognosebasis. Denn es ist<br />

unverzichtbare Voraussetzung eines<br />

rechtsstaatlichen Verfahrens, dass Entscheidungen,<br />

die den Entzug der persönlichen<br />

Freiheit betreffen, auf ausreichender<br />

richterlicher Sachaufklärung beruhen<br />

und eine in tatsächlicher Hinsicht genügende<br />

Grundlage haben (vgl. BVerfGE<br />

117, 71 ; BVerfG [3. Kammer<br />

des Zweiten Senats], Beschl. v.<br />

30.04.2009 - 2 BvR 2009/08, NJW2009,<br />

S. 1941ff, m.w.N. [= StraFo 2009, 236]).<br />

Mit zunehmender Dauer des Freiheitsentzuges<br />

steigen die Anforderungen an<br />

die Sachverhaltsaufklärung. Dem verfahrensrechtlichen<br />

Gebot einer zureichenden<br />

richterlichen Sachaufklärung kommt<br />

gerade in einem solchen Fall die Bedeutung<br />

eines Verfassungsgebots zu. Das<br />

Gericht hat sich ein möglichst umfassendes<br />

Bild von der zu beurteilenden Person<br />

zu verschaffen und die Grundlagen seiner<br />

Prognose selbständig zu bewerten.<br />

Im Rahmen des unbefristet wirkenden<br />

Freiheitsentzuges fordert das Gebot der<br />

bestmöglichen Sachaufklärung, einen<br />

erfahrenen Sachverständigen zu Rate zu<br />

ziehen, der die richterliche Prognose<br />

durch ein hinreichend substantiiertes und<br />

zeitnahes Gutachten vorbereitet. Die<br />

Entscheidung über die Fortdauer der<br />

Vollstreckung der lebenslangen Freiheitsstrafe<br />

hat sich daher im Regelfall<br />

auch über den eigentlichen Anwendungsbereich<br />

des § 454 Abs. 2 Satz 1<br />

Tr§tzdem 11/2010 55


§ RECHT & SOZIALES<br />

<strong>Nr</strong>. 1 StPO hinaus auf ein Sachverständigengutachten<br />

zu stützen, dass der besonderen<br />

Tragweite dieser Entscheidung<br />

gerecht wird. Dabei ist auch darauf Bedacht<br />

zu nehmen, dass das ärztliche Gutachten<br />

anerkannten wissenschaftlichen<br />

Standards genügt. Der Gefahr repetitiver<br />

Routinebeurteilungen muss der Richter<br />

durch eine sorgfaltige Auswahl des Gutachters<br />

entgegenwirken (BVerfGE 117,<br />

71 m.w.N.).<br />

Im Falle der erstmaligen Prognoseentscheidung<br />

nach der Mindestverbüßungszeit<br />

von 15 Jahren darf das Gericht in<br />

aller Regel die Einholung eines Gutachtens<br />

nicht allein mit der Begründung<br />

verweigern, dass es eine Strafrestaussetzung<br />

nicht beabsichtige. Nach einem<br />

derart langen Zeitraum fehlt es im Regelfall<br />

an Beurteilungsgrundlagen, die einem<br />

Gericht erlauben, ohne sachverständige<br />

Beratung, eine gesicherte Prognose<br />

darüber abzugeben, ob die durch die Tat<br />

zutage getretene Gefährlichkeit des Verurteilten<br />

fortbesteht. Das Gebot bestmöglicher<br />

Sachaufklärung erfordert daher<br />

regelmäßig für die erstmalige Entscheidung<br />

über die Strafrestaussetzung bei<br />

einer lebenslangen Freiheitsstrafe ein<br />

zeitnahes wissenschaftlich fundiertes<br />

Gutachten.<br />

2. Diesem Maßstab halten die angegriffenen<br />

Entscheidungen nicht stand.<br />

Soweit die angegriffenen Urteile darauf<br />

abstellen, dass die unmittelbare kriminogene<br />

Problematik - trotz der anerkennenswert<br />

frühzeitigen Bemühungen des<br />

Beschwerdeführers - noch nicht so weit<br />

aufgearbeitet worden sei, dass eine hinreichend<br />

günstige Prognose möglich<br />

wäre, genügt diese Begründung nicht,<br />

um von einem sachverständigen Prognosegutachten<br />

nach einem derart langen<br />

Freiheitsentzug abzusehen. Es wird<br />

schon nicht deutlich, worauf die Erkenntnisse<br />

der Gerichte im Einzelnen<br />

beruhen.<br />

Allein der Hinweis, dass eine Therapie<br />

wegen eines tätlichen Angriffs des Beschwerdeführers<br />

auf einen Mithäftling<br />

einmal abgebrochen werden musste,<br />

begründet für sich genommen noch nicht<br />

eine negative Prognose, die ein Verzicht<br />

auf sachverständige Beratung rechtfertigen<br />

könnte.<br />

Es wird auch nicht erkennbar, worauf die<br />

Gerichte ihre Annahme stützen, dass von<br />

einem bereits eingetretenen<br />

(charakterlichen) Wandel derzeit noch<br />

nicht ausgegangen werden könne.<br />

BVerfG [3. Kammer des 2. Senats],<br />

Beschl. v. 20.07.2009 - 2 BvR 328/09<br />

Quelle:Das Schloss 1/ 2010<br />

Fortschreibung des Vollzugsplanes muss<br />

innerhalb der dafür vorgesehenen Frist<br />

erfolgen<br />

VOLLZUGSRECHT: Gefangene<br />

haben ein generelles Recht auf<br />

Fortschreibung ihres Vollzugsplanes<br />

innerhalb der im Vollzugsplan<br />

vorgesehenen Frist.<br />

achdem ein Gefangener sein Recht<br />

N auf die Fortschreibung seines Vollzugsplaner<br />

innerhalb der im Vollzugsplan<br />

vorgesehnen Frist verletzt sah, stellte<br />

er bei der zuständigen Strafvollstreckungskammer,<br />

gemäß § 113 Abs. 1<br />

StVollzG, einen Vornahmeantrag und<br />

beantragte die Antragsgegnerin zur Fortschreibung<br />

des Vollzugsplanes zu verpflichten.<br />

Die Antragsgegnerin argumentierte<br />

jedoch, dass der Antrag unzulässig<br />

sei, weil das Unterlassen einer Maßnahme<br />

nicht vor dem Ablauf von drei Monaten<br />

seit Beantragung der Maßnahme gestellt<br />

werden könne und diese Frist bis<br />

zur Erstellung der neuen Vollzugsplanung<br />

noch nicht verstrichen gewesen sei.<br />

Die 7. Strafkammer des Landgerichts<br />

Marburg an der Lahn sah dies jedoch<br />

anders. Sie urteilte, dass der Antrag nach<br />

§ 113 Abs. 1 StVollzg unzulässig war.<br />

Diese Vorschrift war nicht anwendbar,<br />

denn sie setzt einen Antrag auf Vornahme<br />

einer bestimmten Maßnahme voraus,<br />

der für die Fortschreibung einer Vollzugsplanung<br />

nicht gestellt werden muss.<br />

Wen der Vollzugsplan einen Fortschreibungstermin<br />

vorsieht – was zwingend<br />

der Fall sein muss (§7 Abs. § Satz<br />

2 StVollzG) – hat die Fortschreibung<br />

ohne Antrag zu erfolgen.<br />

Der im Vollzugsplan angegebene<br />

Fortschreibungszeitpunkt kann auch<br />

nicht mit dem Zeitpunkt der Antragstellung,<br />

auf den in § 113 Abs. 1 StVollzG<br />

abgestellt wird, gleichgesetzt werden,<br />

weil es sich hierbei um zwei unterschiedliche<br />

Dinge handelt. Daraus folgt, dass<br />

bei Überschreitung des im Vollzugsplan<br />

genannten Fortschreibungstermins der<br />

auf Erstellung eines neuen Vollzugsplanes<br />

gerichtete Verpflichtungsantrag sofort<br />

zulässig ist und nicht erst nach Ablauf<br />

von drei Monaten.<br />

Der Antrag wäre darüber hinaus auch<br />

begründet gewesen. Gefangene haben<br />

Anspruch auf Fortschreibung des Vollzugsplanes<br />

innerhalb der im Vollzugsplan<br />

vorgesehenen angemessenen Frist<br />

(Feest-Feest/ Joester, StVollzG, 5. Auflage,<br />

2006, § 7 Rn. 30).<br />

Landgericht Marburg/ Lahn 12.11.2009<br />

7aStVK 169/09<br />

56 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


RECHT & SOZIALES<br />

Lockerungen und 2/3 Aussetzung auch für Ausländer<br />

RECHT: Ein ungeklärte ausländerrechtliche Situation ist kein hinreichender Grund für Lockerungsversagung.<br />

§<br />

1. Die Beschlüsse des Oberlandgerichts<br />

Hamm vom 12. Februar 2002 – 1<br />

Ws 19/02 und des Landgerichts Arnsberg<br />

vom 14. November 2001 – StVK<br />

494/01 – verletzen den Beschwerdeführer<br />

in seinem Grundrecht aus Artikel 2<br />

Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes in<br />

Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip.<br />

Sie werden aufgehoben. Die Sache<br />

wird an das Landgericht Arnsberg zurückverwiesen.<br />

Damit erledigt sich der<br />

Antrag auf Erlass einer einstweiligen<br />

Anordnung.<br />

2. Das Land Nordrhein-Westfalen hat<br />

dem Beschwerdeführer die notwendigen<br />

Auslagen zu erstatten.<br />

Gründe:<br />

Die Verfassungsbeschwerde betrifft<br />

eine Strafaussetzung zur Bewährung.<br />

Der Beschwerdeführer, marokkanischer<br />

Staatsangehöriger, wurde im Dezember<br />

1999 als Ersttäter wegen Einfuhr<br />

von Betäubungsmitteln in nicht geringer<br />

Menge in Tateinheit mit Beihilfe zum<br />

Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in<br />

nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe<br />

von vier Jahren verurteilt. Er hatte<br />

im Auftrag seines Bruders ca. 1 kg Haschisch<br />

und 1 kg Kokain als Kurier aus<br />

den Niederlanden nach Deutschland verbracht.<br />

Zwei Drittel der Strafe waren am<br />

6. Dezember 2001 verbüßt; das Strafende<br />

wird am 7. April 2003 erreicht sein.<br />

Im Mai 2001 wies die zuständige<br />

Ausländerbehörde den Beschwerdeführer<br />

gemäß § 47 AuslG aus dem Bundesgebiet<br />

aus und ordnete seine Abschiebung<br />

sowie die sofortige Vollziehung der<br />

Ausweisung an. Hiergegen legte er Widerspruch<br />

ein, über den jedenfalls bis<br />

zum Ergehen der angegriffenen Entscheidung<br />

noch nicht entschieden worden<br />

ist.<br />

Das Landgericht lehnte die bedingte<br />

Entlassung des Beschwerdeführers nach<br />

negativer Stellungnahme der Vollzugsanstalt<br />

ab. Er sei zwar Erstverbüßer, habe<br />

sich im Vollzug gut geführt und unterhalte<br />

regelmäßigen Kontakt zu seiner<br />

Familie, bei der er nach der Entlassung<br />

wohnen könne. Andererseits seine Vollzugslockerungen<br />

bisher nicht gewährt<br />

worden und es liege eine nicht rechtskräftige<br />

Ausweisungsverfügung gegen<br />

ihn vor. Auch hätten sich seine sozialen<br />

Rahmenbedingungen in der Vergangenheit<br />

als nicht hinreichend stabil erwiesen,<br />

um ihn von der Begehung von Straftaten<br />

abzuhalten. Daher könne die bedinget<br />

Entlassung „ohne vorherige Bewährung<br />

unter vollzuglichen Lockerungen nicht<br />

gewährt werden“.<br />

Die hiergegen gerichtete sofortige<br />

Beschwerde verwarf das Oberlandgericht<br />

aus den Gründen des angefochtenen Beschlusses.<br />

Es fügte hinzu, „insbesondere<br />

aufgrund der derzeit ungeklärten ausländerrechtlichen<br />

Situation“ kämen zum<br />

jetzigen Zeitpunkt Vollzugslockerungen<br />

und demzufolge auch eine bedingte Entlassung<br />

nicht in Betracht“.<br />

Der Beschwerdeführer rügt eine Verletzung<br />

seiner Rechte aus Art. 1 Abs. 1<br />

und Abs. 3, Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG. Die<br />

angegriffenen Entscheidungen enthielten<br />

unzureichende Tatsachenfeststellungen.<br />

Insbesondere sei nicht konkret überprüft<br />

und begründet worden, weshalb dem<br />

Beschwerdeführer keine Lockerungen<br />

gewährt werden könnten. Der pauschale<br />

Hinweis auf die „ungeklärte ausländerrechtliche<br />

Situation“ reiche insoweit<br />

nicht aus. Auch hätten die Gerichte in<br />

unzulässiger Weise auf - seine an sich<br />

positiven – sozialen Rahmenbedingungen<br />

und sein Verhalten in der Vergangenheit<br />

abgestellt, ohne seine Läuterungen<br />

durch jahrelangen Strafvollzug in<br />

Rechnung zu stellen.<br />

Das Justizministerium des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen hat in seiner Stellungnahme<br />

auf die Verwaltungsvorschrift<br />

<strong>Nr</strong>. 6 zu § 11 StVollzG verwiesen,<br />

nach der Gefangene von Vollzugslockerungen<br />

ausgeschlossen seinen, gegen<br />

die eine vollziehbare Ausweisungsverfügung<br />

für den Geltungsbereich des Strafvollzugsgesetzes<br />

bestehe und die aus der<br />

Haft abgeschoben werden sollten. Daher<br />

entspreche es pflichtgemäßem Ermessen,<br />

bei der Entscheidung über Lockerungen<br />

die ausländerrechtliche Situation nach<br />

Maßgabe der erläuterten Verwaltungsvorschrift<br />

zu berücksichtigen.<br />

Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde<br />

zur Entscheidung an, weil<br />

dies zur Durchsetzung von Grundrechten<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 57


§ RECHT & SOZIALES<br />

des Beschwerdeführers angezeigt ist (§<br />

93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG). Sie<br />

ist zur Sachentscheidung berufen, da die<br />

zulässige Verfassungsbeschwerde offensichtlich<br />

begründet ist. Die maßgeblichen<br />

verfassungsrechtlichen Fragen hat<br />

das Bundesverfassungsgericht bereits<br />

entschieden (§§ 93b Satz 1, 93c Abs. 1<br />

Satz 1 BVerfGG).<br />

Die angegriffenen Beschlüsse verletzen<br />

den Beschwerdeführer in seinem<br />

Freiheitsgrundrecht (Art. 2 Abs. 2 Satz 2<br />

GG) in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip,<br />

weil sie ausreichende Feststellungen<br />

sowie eine angemessene Würdigung<br />

der für die Prognose gemäß § 57<br />

Abs. 1 StGB relevanten Tatsachen vermissen<br />

lassen.<br />

1. Ob im Einzelfall die weitere Vollstreckung<br />

einer rechtskräftig ausgesprochenen<br />

Freiheitsstrafe nach § 57 Abs. 1<br />

StGB zur Bewährung auszusetzen ist, ist<br />

zunächst eine Frage der Auslegung und<br />

Anwendung des Strafgesetzbuches und<br />

des Strafvollstreckungsrechts. Das Bundesverfassungsgericht<br />

prüft diese Entscheidung<br />

nicht in jeder Hinsicht nach.<br />

Es hat jedoch einzugreifen, wenn das<br />

zuständige Fachgericht bei der Sachverhaltsfeststellung<br />

und –---würdigung die<br />

verfassungsrechtliche Bedeutung und<br />

Tragweite der Menschenwürde oder<br />

Freiheitsgarantie verkannt hat (vgl. Beschluss<br />

der 2. Kammer des Zweiten Senats<br />

des Bundesverfassungsgerichts vom<br />

22. März 1998 – 2 BvR 77/97; NStZ<br />

1998, WS. 373, 374). Insbesondere müssen<br />

Entscheidungen, die den Entzug der<br />

persönlichen Freiheit betreffen, auf zureichender<br />

richterlicher Sachaufklärung<br />

beruhen und eine in tatsächlicher Hinsicht<br />

genügende Grundlage haben, die<br />

der Bedeutung der Freiheitsgarantie entspricht<br />

(stRspr; vgl. BVerfGE 70, 297<br />

m.w.N.).<br />

Demzufolge darf der Strafvollstreckungsrichter<br />

im Verfahren gemäß §<br />

454, 462 StPO seine Entscheidung gemäß<br />

§ 57 Abs. 1 StGB nicht alleine darauf<br />

stützen, dass die Vollzugsbehörde –<br />

etwa auf der Grundlage bloßer pauschaler<br />

Wertung oder mit dem Hinweis auf<br />

eine abstrakte Flucht- und Missbrauchsgefahr<br />

– die Gewährung von Vollzugslockerungen<br />

zur Vorbereitung der Strafaussetzung<br />

versagt hat. Er hat vielmehr<br />

eigenständig zu prüfen, ob die Strafaussetzung<br />

unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses<br />

der Allgemeinheit<br />

verantwortet werden kann. Der Erprobung<br />

eines Strafgefangenen im Rahmen<br />

von Vollzugslockerungen kann hierbei<br />

als Indiz zwar eine erhebliche Bedeutung<br />

zukommen. Vollzugslockerungen sind<br />

jedoch von Rechts wegen nicht notwendiger<br />

Weise Vorraussetzung für eine<br />

bedingte Entlassung. Gegebenenfalls<br />

kann das Gericht die Vollzugsbehörde<br />

im Aussetzungsverfahren darauf hinweisen,<br />

dass Vollzugslockerungen zur Vorbereitung<br />

der bedingten Entlassung geboten<br />

erscheinen (vgl. Beschluss der 2.<br />

Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts<br />

vom 22. März<br />

1998 – 2 BvR 77/97 – a.a.O., S. 375).<br />

Diesen Grundsätzen genügen die<br />

angegriffenen Entscheidungen nicht. Das<br />

Landgericht stellt die Tatsachen, die für<br />

und gegen die bedingte Entlassung sprechen,<br />

in knappster Form nebeneinander,<br />

ohne offen zu legen, welche Erwägung<br />

für die Annahme einer negativen Prognose<br />

maßgeblich war. Dies begegnet<br />

bereits Bedenken. Verfassungsrechtlich<br />

nicht mehr vertretbar ist jedenfalls die<br />

Art und Weise, in der die Fachgerichte<br />

ihre Ablehnung an das Fehlen von Vollzugslockerungen<br />

knüpfen. Denn die angegriffenen<br />

Entscheidungen setzen sich<br />

nicht bzw. unzureichend mit der Frage<br />

auseinander, ob die Vollzugsbehörde zu<br />

recht davon abgesehen hat, gemäß § 15<br />

StVollzG Lockerungen zur Entlassungsvorbereitung<br />

anzuordnen.<br />

Während das Landgericht die Frage<br />

nicht problematisiert, weist das Oberlandgericht<br />

lediglich auf die „ungeklärte<br />

ausländerrechtliche Situation“ als Grund<br />

für die Ablehnung von Lockerungsmaßnahmen<br />

und Strafaussetzung hin, ohne<br />

auf die konkrete Lage des Beschwerdeführers<br />

einzugehen. Damit widerspricht<br />

die Entscheidung bereits der herrschenden<br />

Rechtsprechung der Fachgerichte,<br />

der zufolge ein anhängiges Ausweisungsverfahren<br />

die Versagung von Lockerungen<br />

wegen Flucht- und Missbrauchsgefahr<br />

nicht pauschal zu rechtfertigen<br />

vermag (vgl. OLG Frankfurt,<br />

ZfStrVO 1991, 5. 372, NStZ 19834, 5.<br />

93, ZfStrVO 1983, 5. 249; OLG Celle,<br />

ZfStrVO 1984, S. 2512).<br />

Verfassungsrechtlich erschiene der Verzicht<br />

der angegriffenen Entscheidung auf<br />

eine konkrete Begründung allenfalls<br />

dann vertretbar, wenn nach den Umständen<br />

des Falles ein Missbrauch der Vollzugslockerung<br />

oder der Strafaussetzung<br />

mit Blick auf die drohende Abschiebung<br />

offensichtlich vorauszusehen wäre. Dies<br />

ist jedoch nicht der Fall.<br />

Danach enthalten die angegriffenen<br />

Entscheidungen mangelhafte Feststellungen<br />

zum Einfluss der ausländerrechtlichen<br />

Situation des Beschwerdeführers<br />

auf die Möglichkeit einer Strafaussetzung.<br />

Damit basiert die gerichtliche<br />

Prognose auf einer rechtsstaatlich unzureichenden<br />

Tatsachengrundlage. Überdies<br />

ist bei einer derartigen Entscheidungspraxis<br />

die Gefahr nicht von der<br />

Hand zu weisen, dass die Strafhaft in<br />

rechtsstattlich unzulässiger Weise zur<br />

Abschiebehaft umfunktioniert und der<br />

Strafvollzug für ausländische Verurteilte<br />

zum bloßen „Verwahrvollzug“ wird (vgl.<br />

OLG Braunschweig, StV 1983, 5. 338<br />

; Lesting, in AK-StVollzG, 4.<br />

Aufl. Rz. 41 zu § 11).<br />

(Veröffentlicht in Hauspost 04/2009)<br />

Beschluss des Bundesverfassungsgerichts<br />

BVerfG 2 BvR 461/02<br />

Anmerkung:<br />

Ein weiterer erfreulicher und klarer<br />

Beschluss des Bundesverfassungsgerichts,<br />

der keinen Raum für Interpretationen<br />

lässt. Leider sieht die vollzugliche<br />

Realität anders aus, weshalb es dringend<br />

erforderlich ist einen geeigneten Rechtsanwalt<br />

zu konsultieren, der sich mit dem<br />

Strafvollzus- und Vollstreckungsrecht<br />

auskennt. Davon gibt es leider nur wenige.<br />

Also informieren!<br />

Text: GEO<br />

58 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


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„Welcher Teil des menschlichen Körpers weitet sich bei<br />

Erregung um das Achtfache?“<br />

Die Studentin wird ganz rot und stottert: „Der, das…?“<br />

„Falsch“, sagt der Professor. „Es ist die Pupille.“<br />

„Und ihnen, liebes Fräulein, würde ich raten, nicht mit zu hohen<br />

Erwartungen in die Ehe zu gehen.“<br />

Richter: „Sie haben den Staatsanwalt gehört. Hat sich der Einbruch<br />

so zugetragen, wie er ihn geschildert hat?“ Angeklagter:<br />

„Nein, aber mein Kompliment an den Herrn Staatsanwalt. Seine<br />

Idee wäre auch nicht schlecht gewesen!“<br />

Zwei Mütter unterhalten sich über ihre jugendlichen Sprösslinge:<br />

„Was will ihr Sohn denn später werden?“ „Rechtsanwalt.<br />

Er streitet sich gerne, mischt sich ständig in anderer Leute Angelegenheiten<br />

und weiß immer alles besser. Da habe ich ihm<br />

geraten, er soll sich das bezahlen lassen!“<br />

Von der Schönheit ihrer<br />

neuen Sekretärin verzaubert<br />

beschlossen zwei leitende<br />

Angestellten, dass sie die<br />

Einweisung ihrer neuen<br />

Mitarbeiterin in sämtliche<br />

Firmenangelegenheiten<br />

persönlich vornehmen wollen.<br />

„Es liegt jetzt an uns<br />

ihr den Unterschied zwischen<br />

richtig und falsch<br />

beizubringen“, sagte der<br />

eine. „Einverstanden“, entgegnete<br />

der andere voller Begeisterung. „Du bringst ihr bei was<br />

richtig ist.“<br />

Was ist der Unterschied zwischen einer verheirateten und einer<br />

ledigen Frau?<br />

Die Ledige kommt nach Hause, schaut in den Kühlschrank und<br />

geht frustriert ins Bett.<br />

Die Verheiratete kommt nach Hause, schaut ins Bett und geht<br />

frustriert an den Kühlschrank.<br />

Mama hat einen Hassen zum Abendbrot gemacht.<br />

Da die Kinder dieses Tier sehr lieb haben, verheimlicht sie<br />

ihnen die Wahrheit. Der kleine Junge isst mit viel Appetit und<br />

fragt seinen Papa, was es denn ist. Der Papa sagt ganz stolz:<br />

„Ratet einmal? Ich gebe euch einen Tipp. Ab und zu nennt<br />

Mama mich so.“<br />

Da spuckt die Tochter aus und sagt zu ihrem Bruder: „Iss das<br />

bloß nicht, dass ist ein Arschloch!“<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 59


§ KONTAKTANZEIGEN<br />

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Ausgenommen sind jede Art von Tausch- und Handelsgeschäften.<br />

Die Seriosität einer Anzeige kann von der Redaktion nicht auf<br />

ihre Richtigkeit geprüft werden. Bei Verdacht auf Missbrauch,<br />

behält sich die Redaktion vor, Anzeigen jederzeit abzuändern<br />

oder überhaupt nicht zu veröffentlichen.<br />

1.Schreibe Deinen Antwortbrief und stecke ihn in einen Briefumschlag. Schreibe<br />

auf der oberen linken Seite des Umschlages Deine Adresse und unten Links die<br />

Chiffrenummer auf. Diesen Briefumschlag nicht frankieren und nicht zukleben.<br />

2. Denn Antwortbrief (oder mehrere) steckst Du in einen weiteren<br />

Umschlag und legst für jeden Antwortbrief eine Briefmarke (55 Cent)<br />

dazu.<br />

3. Denn fertigen Briefumschlag ausreichend frankieren und ab<br />

die Post an die:<br />

Redaktion Tr§tzdem<br />

Postfach 3080<br />

26020 <strong>Oldenburg</strong><br />

60 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


REZEPT<br />

§<br />

Thüringer Düschel<br />

Zutaten:<br />

1 Packung Weißbrot 400gr.<br />

1 Päckchen Vanillezucker<br />

1 Päckchen Vanille-Pudding<br />

400 gr. Kirschmarmelade<br />

150 gr. Butter<br />

700 ml Milch<br />

3EL Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

2 Äpfel<br />

Zubereitung:<br />

Das Brot in Stücke schneiden (2cm) und auf einem Backblech goldgelb rösten. In dieser Zeit aus der ganzen Milch Pudding<br />

kochen. Anschließend in den heißen Pudding 2/3 von der Butter, den Vanillezucker, die Marmelade und die Äpfel (klein geschnitten)<br />

einrühren. Die Eier mit Salz und Zucker schaumig schlagen und unterheben.<br />

Eine Springform 26 cm einfetten und mit Mehl ausstreuen.<br />

In einem größeren Gefäß die Masse mit den Brotstückchen leicht vermischen. Die ganze Mischung gleichmäßig in der Backform<br />

verteilen. Das restliche 1/3 der Butter in Flocken auf die Oberfläche verteilen.<br />

Bei 180°C mit Umluft ca. 40 Min. backen.<br />

Kalt mit geschlagener Sahne oder Soße servieren.<br />

-Guten Appetit-<br />

Der richtige Teig für jeden Anlass<br />

Biskuitteig:<br />

Knetteig (Mürbeteig):<br />

Quark-Öl-Teig:<br />

Rührteig:<br />

75g Mehl, 2 EL Wasser, 3 Eier<br />

1 Päckchen Vanillinzucker<br />

75g Speisestärke<br />

1 TL Backpulver, 125g Zucker<br />

1 Priese Salz<br />

Das Wasser erwärmen, bis es lauwarm<br />

ist. Die Eier trennen . Das Eigelb mit<br />

dem erwärmten Wasser, Zucker und<br />

Vanillinzucker verquirlen. Die Eimasse<br />

zu einer festen Creme schlagen. Salz<br />

zum Eiweiß zugeben und beides zu sehr<br />

steifen Eischnee schlagen. Den Eischnee<br />

auf die Creme geben. Das mit<br />

Backpulver und Speisestärke vermischte<br />

Mehl auf den Eischnee sieben und<br />

unterrühren. Den Teig sofort in eine<br />

gefettete und mit Mehl bestäubte<br />

Springform geben und im vorgeheizten<br />

Backofen bei 180 Grad, 35 min backen.<br />

Tipp: In der Mitte aufschneiden, mit<br />

Früchten u. geschlagener Sahne fühlen<br />

u. Schokoladenglasur überziehen.<br />

500g Mehl ‚ 6 EL Milch,<br />

5 Eier<br />

1 Päckchen Vanillinzucker<br />

250g Butter<br />

250g Zucker<br />

Die zimmerwarme Butter in kleine<br />

Stückchen schneiden und so lange<br />

rühren, bis sie schaumig ist. Zucker und<br />

Vanillinzucker einrieseln lassen, die<br />

Creme nochmals kurz durchrühren. Ein<br />

Ei nach dem anderen zugeben; dabei<br />

jedes Ei einzeln mit der Butter- creme<br />

verquirlen. Nun abwechselnd einen<br />

Schuss Milch und einige Esslöffel<br />

gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide<br />

Zutaten verbraucht sind. Anschließend<br />

den Teig in eine gefettete und mit Mehl<br />

bestäubte Form gießen und im vorgeheizten<br />

Backofen bei 180 Grad ca. 30<br />

min backen.<br />

Tipp: Geht nur wenig auf. Vor allem<br />

für Kekse und Tortenböden verwendet.<br />

400g Mehl, 4 EL Milch<br />

1 Päckchen Backpulver<br />

170g Quark<br />

2 EL Vanillinzucker<br />

Abgeriebene Zitronenschale<br />

6 EL Öl, 50g Butter<br />

l00g Zucker<br />

Quark gut abtropfen lassen, inzwischen<br />

Butter aus dem Kühlschrank nehmen<br />

und auf Zimmer- wärme erwärmen<br />

lassen. Beides zusammen mit Milch,<br />

Ö1 und Zitronenschale cremig rühren.<br />

Zucker und Vanillinzucker einrieseln<br />

lassen. Füllung oder Belag zubereiten<br />

und auf den Teig geben. Im vorgeheizten<br />

Backofen bei 200 Grad ungefähr 45<br />

Minuten backen lassen.<br />

Tipp: Dieser Teig ist ideal für alle die<br />

nur wenig Zeit haben, aber trotzdem<br />

nicht auf selbstgebackenes verzichten<br />

wollen, oder die noch wenig Backerfahrung<br />

mitbringen.<br />

500g Mehl, 6 EL Milch, 5 Eier 1 Päckchen<br />

Backpulver<br />

1 Päckchen Vanillinzucker<br />

200g Butter, 200g Zucker<br />

Die zimmerwarme Butter in kleine<br />

Stückchen schneiden und solange rühren<br />

bis sie schaumig ist. Zucker und<br />

Vanillinzucker einrieseln lassen, die<br />

Creme nochmals gut durchrühren, ein<br />

Ei nach dem anderen zugeben (dabei<br />

jedes Ei einzeln mit der Buttercreme<br />

verquirlen). Nun abwechselnd einen<br />

Schuss Milch und einige Esslöffel<br />

gesiebtes Mehl unterrühren, bis beide<br />

Zutaten verbraucht sind. Anschließend<br />

den Teig in eine gefettete und mit Mehl<br />

bestäubte Form gießen. Im vorgeheizten<br />

Backofen bei 180 Grad ca. 50 Minuten<br />

backen. Nach dem Backen den<br />

Kuchen aus dem Ofen nehmen und ca.<br />

2-3 Minuten ruhen lassen. Danach den<br />

Kuchen auf ein Kuchengitter stürzen<br />

und auskühlen lassen.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 61


§ PRESSESPIEGEL<br />

Je gläubiger, desto gewaltbereiter<br />

STUDIE: Provokantes Ergebnis einer Studie: Jugendliche aus muslimischen Zuwandererfamilien schlagen<br />

häufiger zu.<br />

VON MARINA KORMBAKI<br />

Hannover. Es sind besorgniserregende<br />

Befunde, die der<br />

Kriminologe Christian Pfeiffer<br />

am Wochenende vorgestellt<br />

hat. Die Ergebnisse einer neuen<br />

Studie des Kriminologischen<br />

Forschungsinstitutes<br />

Niedersachsen (KFN) bergen<br />

Sprengstoff für die Integrationsdebatte<br />

und scheinen Wasser<br />

auf die Mühlen all jener<br />

sein, die schon immer gewusst<br />

haben wollen, dass aus dem<br />

Islam nichts Gutes erwachsen<br />

könne: Jugendliche aus muslimischen<br />

Zuwandererfamilien<br />

sind demnach deutlich gewaltbereiter<br />

als junge Migranten<br />

anderer Konfessionen - je häufiger<br />

junge Türken und Araber<br />

in die Moschee gingen, desto<br />

häufiger schlugen sie auch zu.<br />

Die KFN-Forscher haben<br />

in den Jahren 2007 und 2008<br />

bundesweit rund 45000 Schüler<br />

im Alter von 14 bis 16 Jahren<br />

befragt - darunter etwa<br />

10000 Migranten. Die Frage<br />

nach dem Integrationsgrad<br />

junger, religiöser Migranten<br />

war da ein Aspekt von vielen.<br />

Die Auswertung der Fragebögen<br />

förderte besonders bei<br />

türkisch- stämmigen Jugendlichen<br />

erschütternde Ergebnisse<br />

zutage: Nach eigenen Auskünften<br />

und nach solchen von<br />

Opfern begingen 23,5 Prozent<br />

der „sehr religiösen“ türkischen<br />

Migranten Gewalttaten<br />

wie Körperverletzung und<br />

Raub. Bei jungen Christen ist<br />

es umgekehrt: Mit steigender<br />

Religiosität sinkt die Neigung<br />

zu solchen Taten. Was den<br />

Wissenschaftlern außerdem<br />

Sorge bereitet: Junge, sehr<br />

religiöse Jugendliche mit türkischen<br />

Wurzeln haben nur zu<br />

21,7 Prozent deutsche Freunde<br />

und fühlen sich nur zu 14,5<br />

Prozent als Deutsche - obwohl<br />

doch 88,5 Prozent von ihnen<br />

in Deutschland geboren wurden.<br />

KFN-Chef Pfeiffer weiß<br />

um die Brisanz dieser Zahlen.<br />

Er warnt vor vorschneller,<br />

pauschaler Islamkritik: „Nicht<br />

der Islam ist an der Gewaltbereitschaft<br />

türkischer Migranten<br />

schuld, sondern das archaische<br />

Männlichkeitsbild, das die<br />

Imame in den Moscheen vermitteln“,<br />

sagte er dieser Zeitung.<br />

Die Mehrheit der Imame<br />

komme ohne Deutschkenntnisse<br />

nach Deutschland, bleibe<br />

Jugendliche und Religion<br />

Von je 100 Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren bezeichnen sich als<br />

Stand 2007/ 08<br />

junge Christen<br />

30<br />

47<br />

20<br />

3<br />

nicht religiös<br />

etwas religiös<br />

religiös<br />

sehr religiös<br />

junge Muslime<br />

5<br />

24<br />

46<br />

25<br />

Quelle: KFN<br />

nur für kurze Zeit und baue<br />

keine positive Beziehung zur<br />

hiesigen Kultur auf. Ihre gewaltlegitimierenden<br />

Männlichkeitsnormen<br />

verfingen besonders<br />

bei sozial ausgegrenzten<br />

Jugendlichen „die gepredigte<br />

Macho-Kultur kompensiert die<br />

tatsächliche Schwäche der<br />

jungen Männer“, sagt Pfeiffer.<br />

Die KFN-Untersuchung hat<br />

auch im niedersächsischen<br />

Sozialministerium Widerhall<br />

gefunden. ,,Die Studie zeigt,<br />

dass unser Kurs der Imamweiterbildung<br />

in Niedersachsen<br />

richtig und notwendig ist“,<br />

sagte Ministerin Aygül Ozkan<br />

gestern. „Wir brauchen eine<br />

zielgerichtete Weiterbildung<br />

der Imame vor Ort in Deutschland,<br />

damit diese einen stärkeren<br />

Beitrag zur Integration<br />

leisten.“<br />

An der Universität Osnabrück<br />

werden ab dem Herbst<br />

Weiterbildungsseminare für<br />

Imame angeboten. Zum Wintersemester<br />

2012/13 sollen<br />

dort erstmals in Deutschland<br />

muslimische Theologen ausgebildet<br />

werden.<br />

Quelle: HAZ 08.06.2010<br />

Niedersachsen verweigert Entlassungen<br />

SICHERUNGSVERWAHRUNG: Hannovers Justizminister Busemann will nicht, dass Straftäter von Amts<br />

wegen freikommen können. Staatsanwälte zu Beschwerden aufgerufen. Hamburg zieht nicht mit.<br />

Niedersachsen handhabt<br />

die Entlassung von Straftätern<br />

aus der Sicherungsverwahrung<br />

streng. Justizminister Bernd<br />

Busemann (CDU) forderte die<br />

Staatsanwaltschaften per Erlass<br />

auf, bei bestimmten Entscheidungen<br />

Beschwerde einzulegen.<br />

Einen entsprechenden<br />

Bericht des Spiegel bestätigte<br />

am Samstag ein Ministeriumssprecher.<br />

Andere Bundesländer<br />

bestritten, dass es bei ihnen<br />

ähnliche Bestrebungen<br />

gebe. Der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte<br />

(EGMR) hatte Anfang Mai die<br />

rückwirkende Verlängerung<br />

der Sicherungsverwahrung als<br />

Verstoß gegen die Menschenrechte<br />

eingestuft. Das Gericht<br />

verwarf damit ein deutsches<br />

Gesetz von 1998. Nach Spiegel-Angaben<br />

spielen jetzt die<br />

Justizministerien mehrerer<br />

Bundesländer auf Zeit, um als<br />

gefährlich eingestufte Straftäter<br />

vorläufig noch nicht in<br />

Freiheit entlassen zu müssen.<br />

Busemann vertritt die<br />

Auffassung, dass die Entlassung<br />

noch gefährlicher Sexual-<br />

und Gewaltverbrecher auf<br />

keinen Fall von Amts wegen<br />

erfolgen soll. Das Bundesverfassungsgericht<br />

habe bereits in<br />

zwei Fällen erklärt, das Sicherheitsinteresse<br />

der Bevölkerung<br />

überwiege das Freiheitsinteresse<br />

eines verurteilten<br />

Straftäters. Solange Karlsruhe<br />

bei dieser Auffassung<br />

bleibe, sei das EGMR-Urteil<br />

nicht verbindlich.<br />

In Niedersachsen sind zehn<br />

als gefährlich eingestufte Täter<br />

betroffen. Vor wenigen Tagen<br />

erst scheiterte ein 59-jähriger<br />

Straftäter erneut mit dem Versuch,<br />

unter Berufung auf das<br />

EGMR-Urteil aus der Sicherungsverwahrung<br />

entlassen zu<br />

werden. Das Oberlandesgericht<br />

Celle urteilte, die Entscheidung<br />

zwinge nicht zur<br />

Entlassung des Mannes. Die<br />

Auslegung der Straßburger<br />

Richter widerspreche dem<br />

Willen des deutschen Gesetzgebers,<br />

sagte eine Sprecherin<br />

in Celle.<br />

Hamburg will den niedersächsischen<br />

Weg offenbar<br />

nicht mitgehen. Es gebe „eine<br />

solche Absprache bisher<br />

nicht“ sagte Pia Kohorst, Sprecherin<br />

der Justizbehörde.<br />

Quelle: TAZ 31.05.2010<br />

62 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


Folter und Misshandlung in 111 Staaten<br />

PRESSESPIEGEL<br />

STUDIE: Amnesty beklagt weltweite Missstände. Fortschritte durch Internationalen Strafgerichtshof.<br />

§<br />

VON BERND PICKERT<br />

Schauprozesse im<br />

Iran: 8o Oppositionelle<br />

wurden<br />

verurteilt, mindestens<br />

16 von ihnen<br />

zum Tode<br />

Straflosigkeit für schwerste<br />

Menschenrechtsverletzungen,<br />

Folter und Misshandlung von<br />

Gefangenen in mindestens in<br />

Staaten, unfaire Verfahren in<br />

mindestens 55 Staaten, Einschränkung<br />

der Meinungsfreiheit<br />

in mindestens 96 Ländern:<br />

Das sind die wichtigsten Anklagepunkte<br />

des neuen Jahresberichts<br />

von Amnesty International,<br />

den die Menschenrechtsorganisation<br />

heute weltweit<br />

veröffentlicht. Dabei bemüht<br />

sich Amnesty auch, positive<br />

Entwicklungen darzustellen.<br />

2009 sei ein „Meilenstein<br />

für die Menschenrechte“ gewesen,<br />

sagt die deutsche Amnesty-Generalsekretärin<br />

Monika<br />

Lüke. Zahlreiche Gerichtsurteile<br />

und politische Entscheidungen<br />

2009 hätten die<br />

Aussage unterstrichen, dass<br />

niemand über dem Gesetz<br />

stehe. Insbesondere der erste<br />

Haftbefehl des Internationalen<br />

Strafgerichtshofes gegen ein<br />

amtierendes Staatsoberhaupt,<br />

Sudans Präsidenten Omar<br />

al-Bashir, gegen den Widerstand<br />

fast aller afrikanischer<br />

Staaten sei wichtig gewesen,<br />

sagte Lüke bei der Vorstellung<br />

des Berichts in Berlin am<br />

Mittwoch. Auch Peru, wo der<br />

ehemalige Präsident Alberto<br />

Fujimori wegen während seiner<br />

Amtszeit begangener<br />

Verbrechen zu 25 Jahren Haft<br />

verurteilt wurde, habe Maßstäbe<br />

gesetzt. Allerdings hätten<br />

sich die USA, China, Russland,<br />

Iran und Afghanistan<br />

gegenüber Forderungen nach<br />

Aufklärung und Verfolgung<br />

von Menschenrechtsverletzungen<br />

„taub gestellt: sagte Lüke.<br />

Ausführlich geht auch<br />

Claudio Cordone, noch bis<br />

Juni dieses Jahres lnterimsgeneralsekretär<br />

in der Londoner<br />

Amnesty-Zentrale, im Vorwort<br />

des Jahresberichts auf die<br />

internationale Strafverfolgung<br />

ein. Er zeichnet das Bild einer<br />

Erfolgsgeschichte, wobei der<br />

Internationale Strafgerichtshof<br />

eine zentrale Rolle spiele.<br />

„Selbst in Staaten, die die Gerichtsbarkeit<br />

des Internationalen<br />

Strafgerichtshofes nicht<br />

akzeptieren, hat allein die E-<br />

xistenz dieses Gerichts die<br />

Frage der Rechenschaftspflicht<br />

verstärkt in den Mittelpunkt<br />

gerückt‘: schreibt Cordone.<br />

Derzeit haben 81 Staaten<br />

das Statut des Internationalen<br />

Strafgerichtshofes noch<br />

nicht unterzeichnet, darunter<br />

sieben G-2o-Staaten.<br />

In den Länderberichten,<br />

traditionell der Schwerpunkt<br />

im Datenteil des Jahresberichts,<br />

hebt Amnesty insbesondere<br />

Afghanistan und Iran<br />

hervor. Nach wie vor würden<br />

in Afghanistan Zivilisten Opfer<br />

der Taliban und anderer<br />

bewaffneter Gruppen sowie<br />

auch der internationalen Streitkräfte.<br />

„Wenn Präsident Karsai<br />

bei den anstehenden Verhandlungen<br />

mit den Taliban<br />

die wenigen Fortschritte bei<br />

den Menschenrechten opfert,<br />

muss die internationale Gemeinschaft<br />

klarmachen: Die<br />

Menschenrechte sind nicht<br />

verhandelbar“ forderte Monika<br />

Lüke.<br />

Auch im Iran hat sich laut<br />

Amnesty die Situation deutlich<br />

verschlechtert. Seit den Präsidentschaftswahlen<br />

im Juni<br />

2009 habe die Verfolgung von<br />

Oppositionellen und Menschenrechtsverteidigern<br />

zugenommen.<br />

In Schauprozessen<br />

seien über 80 Personen verurteilt<br />

worden, mindestens 16<br />

davon zum Tode.<br />

Enttäuscht zeigt sich Amnesty<br />

von der Regierung<br />

Barack Obamas. Weder habe<br />

er seine Ankündigung eingehalten,<br />

das Gefangenenlager<br />

in Guantánamo binnen eines<br />

Jahres zu schließen, noch seien<br />

die großen Rechtsstaatsprobleme<br />

bei der Behandlung<br />

von Terrorverdächtigen beseitigt<br />

worden. „Wenn einige<br />

Gefangene von Guantánamo<br />

nach Illinois verlegt werden,<br />

aber weiter ohne rechtsstaatliches<br />

Verfahren in Haft bleiben,<br />

ändert sich für diese<br />

Männer nichts - außer der<br />

Postleitzahl“: sagte Lüke.<br />

Quelle: TAZ 27.05.2010<br />

Regierung einig bei Sicherungsverwahrung<br />

JUSTIZ: Nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung soll nicht mehr möglich sein. Regierung setzt auf<br />

elektronische Fußfesseln.<br />

BERLIN Die Bundesregierung<br />

hat sich auf eine Reform<br />

der umstrittenen Sicherungsverwahrung<br />

geeinigt.<br />

Das Kabinett beschloss am<br />

Mittwoch Eckpunkte für ein<br />

neues Gesetz von Bundesjustizministerin<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />

(FDP).<br />

Dabei werden auch elektronische<br />

Fußfesseln in Betracht<br />

gezogen, um rückfallgefährdete<br />

Täter nach der Haftentlassung<br />

Orten zu können.<br />

Bei der Sicherungsverwahrung<br />

bleiben Täter, bei denen<br />

die Gefahr eines Rückfalls<br />

besteht, auch nach der Haft<br />

eingesperrt. Das soll künftig<br />

nur noch möglich sein, wenn<br />

die Sicherungsverwahrung<br />

bereits im Urteil zumindest<br />

vorbehaltlich vorgesehen war.<br />

Diese Möglichkeit, dass sich<br />

Richter eine endgültige Anordnung<br />

zu einem späteren<br />

Zeitpunkt der Haft offen halten<br />

können, soll ausgebaut<br />

werden. Die nachträgliche<br />

Sicherungsverwahrung, die am<br />

Haftende angeordnet wird und<br />

die der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte<br />

(EGMR) in Straßburg verurteilt<br />

hatte, soll es nicht mehr<br />

geben. Zudem soll die Verwahrung<br />

nicht mehr bei Vermögensdelikten<br />

ohne Gewaltanwendung<br />

möglich sein.<br />

Für Sicherungsverwahrte,<br />

die aufgrund nachträglich angeordneter<br />

Verwahrung und<br />

des EGMR-Urteils freigelassen<br />

werden müssen, will Leutheusser<br />

Schnarrenberger elektronische<br />

Fußfesseln zur Ortung<br />

einsetzen. Die Ministerin<br />

warnte jedoch davor, eine e-<br />

lektronische Überwachung als<br />

das „alleinige Heilmittel‘ zu<br />

betrachten.<br />

Die geplante elektronische<br />

Fußfessel stößt jedoch auf<br />

Kritik. Der stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende der Gewerkschaft<br />

der Polizei (GdP),<br />

Bernhard Witthaut, monierte,<br />

in einer Großstadt sei es kaum<br />

möglich, mehrere hundert Meter<br />

zu gehen, ohne an einer<br />

Schule, einem Spielplatz, einer<br />

Kindertagesstätte vorbeizulaufen.<br />

Der elektronische Sender<br />

könne auch nicht zwischen<br />

einem Kontakt des Überwachten<br />

mit einem Kind oder einem<br />

Erwachsenen unterscheiden.<br />

Quelle:TAZ 24.06.2010<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 63


§<br />

KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

Wissen ist Macht...<br />

… doch Nichtwissen macht auch nichts<br />

In der heutigen Gesellschaft ist Bildung eine Schlüsselqualifikation für alle Lebensbereiche, seien es private oder berufliche. Allgemeinbildung im<br />

engeren Sinne bedeutet nichts anderes als die Fähigkeit mitzureden, und mitreden zu können hat sicherlich noch keinem geschadet. In unserer Rubrik<br />

„Wissen ist Macht…“ präsentieren wir ihnen Fragen aus verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens die ihr Wissen erweitern, auffrischen, oder<br />

sie einfach nur unterhalten sollen. Versuchen sie die Fragen ohne Zuhilfenahme der Lösungen zu beantworten. Wir wünschen ihnen viel Vergnügen.<br />

1. Was sind Schöffen?<br />

a. Vorsitzende im Bundesparlament<br />

b. Mitarbeiter im Justizministerium<br />

c. juristische Berater bei der Gesetzgebung<br />

d. ehrenamtliche Laienrichter<br />

7. Wer malte die Mona Lisa?<br />

a. Leonardo da Vinci<br />

b. Michelangelo Buonarroti<br />

c. Andrea del Verocchio<br />

d. Pablo Picasso<br />

2. Was ist die UNESCO?<br />

a. UN-Organisation zur Artenschutz<br />

b. UN-Organisation für Flüchtlingshilfe<br />

c. UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft & Kultur<br />

d. UN-Organisation für industrielle Entwicklung<br />

8. Wer war James Watt (1736-1819)?<br />

a. Erfinder des Elektromotors<br />

b. Erfinder der Glühbirne<br />

c. amerikanischer Erfinder des Revolvers<br />

d. britischer Ingenieur und Erfinder der Dampfmaschine<br />

3. Das höchste Organ der Rechtsprechung in Deutschland ist<br />

a. das Bundesverwaltungsgericht<br />

b. die Generalstaatsanwaltschaft<br />

c. der Bundesgerichtshof<br />

d. das Bundesverfassungsgericht<br />

9. Wer löste Ludwig Erhard als Bundeskanzler ab?<br />

a. Helmut Kohl<br />

b. Kurt-Georg Kissinger<br />

c. Willy Brandt<br />

d. Helmut Schmidt<br />

4. Wann wurde in Deutschland der Euro eingeführt?<br />

a. 2003<br />

b. 2002<br />

c. 1999<br />

d. 2000<br />

10. Wie heißt das Parlament in den USA?<br />

a. Duma<br />

b. Kongress<br />

c. Senat<br />

d. Upper House<br />

5. Was ist das Nettogewicht einer Ware?<br />

a. das Gesamtgewicht<br />

b. das Gewicht zum Zeitpunkt der Verpackung<br />

c. das Gewicht ohne Verpackung<br />

d. das Gewicht ohne jeglichen Wasseranteil<br />

11. Wie viele Noten umfasst eine Oktave?<br />

a. 8<br />

b. 12<br />

c. 9<br />

d. 10<br />

6. Welche der folgenden Lehren ist keine Naturwissenschaft?<br />

a. Astrophysik<br />

b. Astronomie<br />

c. Astrologie<br />

d. Meteorologie<br />

12. In welchem Stil ist der Kölner Dom erbaut?<br />

a. im romantischen Stil<br />

b. im gotischen Stil<br />

c. im barocker Stil<br />

d. im klassizistischen Stil<br />

64 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

§<br />

13. Wer war Sophie Scholl (1921-19<strong>43</strong>)?<br />

a. deutsche Schauspielerin<br />

b. französische Chansonette<br />

c. deutsche Balletttänzerin<br />

d. deutsch Widerstandskämpferin gegen die NS-Diktatur<br />

20. Wann fand in Russland die Oktoberrevolution statt?<br />

a. 1914<br />

b. 1918<br />

c. 1917<br />

d. 1920<br />

14. Wie lautete der Name des Ersten Deutschen Reiches?<br />

a. Deutsches Kaiserreich<br />

b. Heiliges Römisches Reich Deutscher Nationen<br />

c. Imperium Germanicum<br />

d. Großdeutsches Reich<br />

21. Welcher europäische Staat führte seit 1815 keinen Krieg?<br />

a. Schweiz<br />

b. Finnland<br />

c. Österreich<br />

d. Dänemark<br />

15. Was versteht man unter Rezession?<br />

a. starke Geldentwertung<br />

b. die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage<br />

c. staatliche Einflusse auf Unternehmensentscheidungen<br />

d. Kapitalflucht ins Ausland<br />

22. Bei welcher Temperatur liegt der absolute Nullpunkt?<br />

a. bei minus 189° C<br />

b. bei 0° F (Fahrenheit)<br />

c. bei minus 273,15°C<br />

d. bei 0° C<br />

16. Die Grundrechte der Verfassung Deutschlands sind...<br />

a. mittelbar geltendes Recht<br />

b. sozial bindendes Recht<br />

c. unmittelbar geltendes Recht<br />

d. unverbindlich geltendes Recht<br />

23. Wo findet die Braun‘sche Röhre ihre Verwendung?<br />

a. im Fernseher<br />

b. im Radio<br />

c. als Lichtverstärker im Laser<br />

d. im Röntgenapparat<br />

17. in welchem Jahr wurde die Bundeswehr gegründet?<br />

a. 1956<br />

b. 1949<br />

c. 1950<br />

d. 1960<br />

24. Wer zerstörte Karthago 146 v. Chr?<br />

a. die Araber<br />

b. die Römer<br />

c. die Griechen<br />

d. die Phöniker<br />

18. Welcher Nationalität war Christopher Kolumbus?<br />

a. Spanier<br />

b. Portugiese<br />

c. Italiener<br />

d. Franzose<br />

19. Wann endete der Vietnamkrieg?<br />

a. April 1975<br />

b. September 1970<br />

c. Dezember 1980<br />

d. Juli 1977<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

25. Woher stamm der Name „Firmament“?<br />

a. es geht auf das Wort „Firnis“ (Schutzanstrich) zurück; die<br />

Gallier waren der Ansicht, dass die Funktion des Himmels<br />

eine Art Schutzmantel für die Erde sei<br />

b. aus Altägypten; die Ägypter glaubten , dass alles irdische<br />

und Überirdische von den Göttern wie in einem Handwerkbetrieb<br />

(Firma) im Himmel bearbeitet wird<br />

c. von dem Wort „Firmung“, einem katholischen Sakrament<br />

zur Glaubensfestigung, und dem Glauben dass alles Heilige<br />

im Himmel existiert<br />

d. von der falschen Annahme in der Antike, dass die Himmelskörpern<br />

einem Himmelsgewölbe, das sich um die Erde<br />

dreht, befestigt (firm) seien<br />

* Lösungen zu den Aufgaben finden Sie auf der Seite 72<br />

Tr§tzdem 11/2010 65


§ KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

Warum die Welt immer kleiner wird<br />

Jeff Rubin<br />

(RUBI 226-10)<br />

Das Sachbuch beleuchtet auf unterhaltsame<br />

Weise die Abhängigkeit unserer westlichen<br />

Welt von den fossilen Brennstoffen.<br />

Die gesamte Wirtschaft und der Konsum<br />

der industrialisierten Welt hängen<br />

unmittelbar von der Fördermengen und<br />

den Preisen für das schwarze Gold ab.<br />

Das billige Erdöl, hat die Menschheit<br />

mobil gemacht und die Globalisierung<br />

ermöglicht Doch durch die Verknappung und gleichzeitig steigenden<br />

Bedarf, werden die Preise für das Erdöl seteigen und für<br />

viele unerschwinglich werden. Das absehbare Ende bietet aber<br />

auch Chancen für Innovationen. Man gewinnt die Einsicht, dass<br />

selbst gesetzte Schranken aus der Vernunft und dem Wissen um<br />

die Misswirtschaft heraus, erträglicher und nachhaltiger sind,<br />

als verspätete Zwangseinschränkungen.<br />

ISBN 978-3-446-41955-1 Hanser Verlag<br />

280 Seiten 19,90 €<br />

Johann Peter Hebel<br />

Bernhard Viel<br />

(VIEL 242-10)<br />

Johann Peter Hebel gehört zum Erbe klassischer<br />

deutscher Bildung. Ihm ist es als<br />

erstem gelungen auf die naivste, anmutigste<br />

Weise im bäuerlichen-kleinbürgerlichen<br />

Milieu den Weltentwurf der Aufklärung zu<br />

vermitteln. In seinem Innersten war Hebel<br />

jedoch ein gebrochener Charakter der zeitlebens<br />

unter dem frühen Tod seiner Mutter litt. Bernhard Viel<br />

stellt in dieser Biographie die komplexe Persönlichkeit des<br />

Theologen, Pädagogen und Schriftstellers Hebel auf einfühlsame<br />

Weise dar und ordnet sie in die klassische Zeit der Literatur<br />

der Jahre um 1800 ein. Er verfolgt Hebel auf seinem Weg zur<br />

Klassik, zum Bildungsroman der Goethezeit und zur Romantik.<br />

ISBN 978-3-406-59836-4 C.H.Beck Verlag<br />

280 Seiten 22,95 €<br />

Mordkommission<br />

Richard Thiess<br />

(THIE 239-10)<br />

Als Leier der Mordkommission Mündchen<br />

hat Richard Thiess das Ergebnis<br />

allerlei menschlichen Gewaltexzesse zu<br />

Gesicht bekommen. Ob Mord und Todschlag,<br />

Geiselnahmen oder ein Familiendrama<br />

das in einem Blutbad endete, als<br />

Mitglied der Mordkommission hat man<br />

es jeden Tag mit Leid, Wut , Verzweifelung<br />

und Hass zu tun. In packenden und<br />

emotionalen Geschichten schildert er wahre Ereignisse aus dem<br />

Leben eines Ermittlers und nimmt den Leser auf eine Reise<br />

durch die Abgründe menschlichen Seins. Thiess zeigt auf wie<br />

die Mordkommission aufgebaut ist , mit welchen Methoden die<br />

Ermittler ns Werk gehen und erklärt warum die Vernehmung<br />

mitunter das Herzstück kriminalistischer Arbeit ist.<br />

ISBN 978-3-423-24796-2 dtv-Verlag<br />

237 Seiten 14,90 €<br />

Titan<br />

Robert Harris<br />

(HARR 246-10 )<br />

Wenn man die Macht im Staat innehat -<br />

ist es dann gerechtfertigt, illegale Methoden<br />

anzuwenden um die Republik zu<br />

retten? Diese Frage hat bis heute überdauert<br />

und obwohl sich das Geschehen<br />

im Rom des 7. Jh. abspielt meint man<br />

sich in einem Polittriller der Moderne<br />

wieder zu finden. Im Kampf um politischen<br />

Einfluss geht es nicht nur um unschlagbare<br />

Rhetorik. Korruption, Verschwörungen und Mord<br />

stehen auf den Tagesordnung. Robert Harris zeigt sich wieder<br />

mal als ein wahrer Meister seiner Zunft. Er entführt den Leser<br />

mit einem exzellent recherchierten historischen Roman ins antike<br />

Rom und zeigt einem die Abgründe des politischen Machtspiels,<br />

die auch in der heutigen Zeit ihre Brisanz und Authentizität<br />

nicht verloren haben<br />

ISBN 978-3-453-00158-9 Heyne Verlag<br />

540 Seiten 21,95 €<br />

Die Volksbibel<br />

Neues Testament<br />

(DREY 240-10)<br />

Die Bibel ist das Buch der Bücher! Kein<br />

Buch der Welt ist so oft gedruckt, gelesen<br />

und übersetzt worden, sie führt unschlagbar<br />

die Bestsellerlisten aller Zeiten an.<br />

Doch glaubt man Umfrageergebnissen<br />

von Forschungsinstituten so ist die Bibel<br />

auch ungeschlagen auf der Liste der Bücher<br />

die nie zu Ende gelesen werden. Die Volxbibel möchte<br />

dieser Diskrepanz nun ein Ende setzen. In einer angemessenen<br />

gut lesbaren Sprache übersetzt die Volxbibel die zweitausend<br />

Jahre alte Gottes Geschichte ohne dabei ihre radikale Aussagen<br />

und Lehren weichzuspülen.<br />

ISBN 978-3-940041-00-5 Volxbibel Verlag<br />

556 Seiten 9,95 €<br />

Stadt der Engel oder<br />

The Overcoat of Dr. Freud<br />

Christina Wolf<br />

(WOLF 132-10)<br />

Christina Wolf schreibt eine autobiographische<br />

Prosa. Eine Erzählung über eine<br />

Frau, die sich mit der deutschen Staats–<br />

und Gesellschaftsform nach der Wende<br />

auseinandersetzt. Diese Frau emigriert<br />

aus dem nationalsozialistischen Deutschland<br />

in die USA. Dort beobachtet sie die<br />

amerikanische Lebensweise als deutschsprachige Emigrantin,<br />

die oft über die Lage im wiedervereinigten Deutschland, Fragen<br />

über den Virus der menschenverachtenden Werte beantworten<br />

muss. In der täglichen Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit,<br />

stellt sich die Erzählerin einem Ergebnis ihres früheren<br />

Daseins, das sie in eine existenzielle Krise bringt und zu einer<br />

Reflexion ihrer Erinnerungen zwingt.<br />

ISBN 3-518-42050-8 Suhrkamp Verlag<br />

414 Seiten 24,80 €<br />

66 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


Büchertipp<br />

Abgründe<br />

Wenn aus Menschen Mörder<br />

werden<br />

Josef Wilfling<br />

(P-WILF 133-10)<br />

Josef Wilfling, ehemaliger Leiter der Münchner Mordkommission,<br />

nutzt nach 42 Dienstjahren seinen Ruhestand um<br />

„alltägliche“ Mordfälle aus seinem Arbeitsalltag niederzuschreiben,<br />

aufgegliedert anhand ihrer Mordmerkmale und Motive.<br />

Wilfling wurde bekannt durch die Aufklärung der Sedlmayr-<br />

und Mooshammer Morde, die aber in seinem Buch nicht<br />

dargestellt werden, da man sie aus der Presse hinlänglich<br />

kennt. Wilfling gibt Einblicke in die Ermittlertätigkeit und vor<br />

allem in die „Abgründe“ der menschlichen Psyche, in dem er<br />

die Frage stellt: wie und warum geschehen Morde?<br />

Aus der Gruppe der niederen Beweggründe hat Wilfling drei<br />

Mordmerkmale ausgesucht, auf die er sein Augenmerk richtet:<br />

Habgier, Mordlust und Befriedigung des Geschlechtstriebes.<br />

Zudem schildert er je einen Fall zu Heimtücke, Grausamkeit,<br />

Gemeingefährlichkeit und Verdeckungsmord. Neben diesen<br />

besonderen Einblicken in seine Arbeit, geht er der Frage nach,<br />

ob Frauen anders töten als Männer. Er beleuchtet das Verhalten<br />

Unschuldiger und zeigt auf, woran man Lügner erkennen<br />

kann.<br />

Das Buch ist sachlich und unaufgeregt geschrieben, aber mit<br />

einer angemessenen Prise Humor gespickt, so dass es sehr<br />

spannend zu lesen ist. Bei manch detaillierten Beschreibungen<br />

sind starke Nerven erforderlich. Denn letztlich stellt sich die<br />

Wirklichkeit manchmal skuriller dar, als man es sich in der<br />

Phantasie je ausmalen könnte...<br />

ISBN 978-3-453-16753-7 Wilhelm Heyne Verlag<br />

320 Seiten 19,95 €<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Sprengsatz Inflation<br />

Henrik Müller<br />

(MUEL 241-10)<br />

Eine enorme Menge an Geld haben die Notenbanken<br />

in die konjunkturschwache Wirtschaft<br />

in der ganzen Welt gepumpt. Doch<br />

damit droht ein globaler Inflationsschub,<br />

von den sich kein Land retten kann. Auf die<br />

Finanzkrise folgt eine große Geldwertkrise.<br />

Der promovierte Volkswirt Henrik Müller,<br />

schildert in seinem Buch, auf ernüchternde<br />

und schlüssige Weise, die Zusammenhänge in einer globalen Wirtschaftswelt<br />

und erklärt warum wir uns auf die Regierung und Notenbanken<br />

nicht mehr verlassen können.<br />

ISBN 978-3-593-39145-8 Campus Verlag<br />

190 Seiten 17,90 €


§<br />

KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

Andere Räume,<br />

andere Träume<br />

Daniyal Mueenuddin<br />

(MUEE 236-10)<br />

Ein altes Sprichwort aus dem Punjab<br />

besagt: „Drei Dinge, für die wir töten<br />

sind Land, Frauen und Gold.“ Und diesem<br />

Thema widmet sich auch Daniyal<br />

Mueenuddin in seinem Debüt. Mitreißend,<br />

tragisch und humorvoll beschreibt<br />

er in acht faszinierenden Erzählungen<br />

das Leben von Menschen um eine einflussreiche<br />

und vermögende pakistanischen Familie aus der<br />

Landbesitzerklasse. Der Leser findet sich in einem Labyrinth<br />

aus Machtspielen und Ausbeutung wieder. Gekonnt webt Mueenuddin<br />

die Lebensgeschichten der Menschen ineinander und<br />

entführt den Leser in eine Welt von grenzenloser Liebe, Sehnsucht<br />

und Verlust.<br />

ISBN 978-3-518-42141-3 Suhrkamp Verlag<br />

286 Seiten 19,90 €<br />

Komödie des Alterns<br />

Michael Scharang<br />

(SCHA 237-10)<br />

Sie waren einst wahre Freunde, unzertrennlich<br />

wie Pech und Schwefel. Obwohl<br />

sie verschiedener nicht sein konnten<br />

- ein Ägypter und ein Österreich -<br />

fanden sie dennoch immer einen Kompromiss.<br />

Doch mit zunehmenden Alter<br />

wird das Verhältnis der beiden immer<br />

angespannter. Als jeder klare Indizien<br />

dafür hat, dass der andere eine gemeine<br />

Intrige gegen ihn führt, wird aus einstiger Freundschaft erbitterter<br />

Hass. Scharang verarbeitet in seinem Buch, die Idee von<br />

Freundschaft, Freiheit im Leben und der Arbeit, gepaart mit<br />

einem Hauch an Kritik am menschenfeindlichen Kapitalismus.<br />

ISBN 978-3-518-42035-2 Suhrkamp-Verlag<br />

250 Seiten 19,80 €<br />

Ich werde rennen wie ein Schwarzer,<br />

um zu leben wie ein Weißer<br />

Christian Ewers<br />

(F-EWE 473-10)<br />

Eine Reise in die Legenden vom goldenen<br />

Fußball Europas, dem vor allem<br />

die Nachwuchskicker des afrikanischen<br />

Kontinents erliegen oder auch<br />

wissentlich geopfert werden. Es berichtet<br />

vom Missbrauch menschlicher<br />

Hoffnungen und lädt ein auf eine Reise<br />

zu Orten des Betruges und der Enttäuschung, aber auch zu<br />

Orten der Kraft und des Stolzes. Sowohl der kritische Blick<br />

auf die afrikanischen Spieler, die aufgrund ihres fehlenden,<br />

langfristigen Denkens ihre eigene Chance auf eine Zukunft<br />

verbauen, als auch der Blick auf skrupellose Machenschaften<br />

beleuchten die triumphale Welt des Geldes aus einer anderen,<br />

einer bisher nicht bekannten Sicht.<br />

ISBN 978-3-579-06872-5 Gütersloher Verlagshaus<br />

154 Seiten 10,95€<br />

Die Kälte darf nicht siegen<br />

Gisela Mayer<br />

(MAYE 244-10)<br />

Gisela Mayer ist eine engagierte Muter<br />

und Ethiklehrerin und Kämpft bereits<br />

seit Langem gegen die Gleichgültigkeit<br />

und Kälte, die sich in unserer Gesellschaft<br />

immer stärker ausbreitet.<br />

Der 11. März 2009 war für sie der<br />

schwärzeste Tag den sich eine Mutter<br />

vorstellen kann. An diesem Tag wurde<br />

ihre Tochter von dem jugendlichen<br />

Amokläufer in Winnenden in den Tod gerissen. Jetzt schreibt<br />

sie ein sehr persönliches Buch darüber, was sich in unserer<br />

Gesellschaft ändern muss, damit es kein weiteres Winnenden<br />

mehr geben kann.<br />

ISBN 978-3-550-08814-8 Ullstein-Verlag<br />

217 Seiten 19,95 €<br />

Die Zukunftsmacher<br />

Max Brockman<br />

(BROC 238-10)<br />

Was ist eigentlich dunkle Energie? Werden<br />

wir alle in den Norden ziehen? Vieren<br />

- die Außerirdischen unter uns? Diesen<br />

und viele andere Fragen wird in diesem<br />

Buch auf den Grund gegangen. Max<br />

Brockman vereinigt in seinem Werk<br />

eine packende Sammlung an Essays<br />

einer neuen Forscherelite, die unsere<br />

Zukunft wesentlich prägen werden. Die neue Generation vielversprechender<br />

junger Wissenschaftler - einige der brillantesten<br />

Köpfe unserer Zeit - stellen nicht nur ihre innovativen Forschungsziele<br />

vor, sondern erörtern deren soziale, ethische und<br />

philosophische Auswirkungen auf unser zukünftiges Leben. Ein<br />

informativer und ambitionierter Reiseführer in die Zukunft der<br />

Wissenschaft.<br />

ISBN 978-3-10-004415-0 S. Fischer Verlag<br />

270 Seiten 19,95€<br />

Piraterie<br />

Eigel Wiese<br />

(P-WIES 472-10)<br />

Wer glaubte die Piraterie gehört längst<br />

der Geschichte an und komme nur in<br />

Hollywood Inszenierungen vor, der<br />

hat sich mächtig geirrt. Die Piraterie<br />

erlebt in Zeiten des globalen Handel<br />

des 21 Jh. eine Renaissance. Mit einem<br />

ausgefeilten System von Entführung<br />

und Erpressung, das sich darin<br />

gefällt keinem Rechenschaft schuldig zu sein, stellt die neue<br />

Form von Piraterie nicht nur einen Bedrohung für den Welthandel<br />

sondern auch den Weltfrieden dar. Man stelle sich<br />

vor : „Ein gekaperter Öltanker mit 1000 000 Barrel Öl an<br />

Bord, wird entführt und für terroristische Zwecke eingesetzt“.<br />

Bei der Bekämpfung von Piraterie ist in erster Linie politisches<br />

Handeln gefragt. Doch gerade hier hapert es bislang.<br />

ISBN 978-3-7822-1008-9 Koehler-Verlag<br />

198 Seiten 24,90 €<br />

68 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


KULTUR & UNTERHALTUNG<br />

§<br />

Türken-Sam.<br />

Eine deutsche Gangsterkarriere<br />

Cem Gülay, Helmut Kuhn<br />

(GÜLA 113-10)<br />

Gangster sind nicht beliebt, aber sexy.<br />

Unter diesem Motto war Türken Sam<br />

sogar bei Anne Will auf dem Sofa und<br />

berichtete von Macht, Mädchen und<br />

Respekt. Im autobiographische Buch<br />

schildert der Sohn einer Gastarbeiter-<br />

Familie seinen Weg von der Kinderstube<br />

im Hamburger-Lokstedt, über die Flucht vor Ausgrenzung nach<br />

Amerika, bis zur seiner Gangsterlaufbahn in der Hamburger<br />

Mafia. Doch der Weg der ihn eigentlich nach oben führen sollte,<br />

führt ihn einfach in den Keller. Die ehrenhafte Al-Pacinoähnliche<br />

Ersatzfamilie lässt ihn ebenso fallen wie der eigene<br />

Vater: in ein Meer von Schulden Drogen und Verrat.<br />

ISBN 978-3-423-24809-9 dtv-Verlag<br />

278 Seiten 14,90 €<br />

Teufelswand<br />

Simon Kehrer, Walter Nones<br />

(KEHR 110-10)<br />

Von einer Sekunde auf die andere ist<br />

nichts mehr wie vorher. Gerade stand er<br />

noch da, und dann war er weg. So beschreibt<br />

Simon Kehrer den Moment in<br />

dem sein Freund Karl Unterkircher<br />

starb. Nach dem plötzlichen Tod ihres<br />

Expeditionsleiters und Freunds, stehen<br />

zwei Freunde alleine am Nanga Parbat<br />

in 6350 m Höhe. Weil sie auf ihrer Aufstiegsroute<br />

nicht absteigen können, müssen sie bis auf 7500 m<br />

weiterklettern. Die beiden Freunde schildern wie sie nach den<br />

Verlust ihres Kameraden, eineinhalb Tage am Rand der Spalte<br />

ausharrend, ihre Kraft wieder fanden, und warum sie weiter<br />

kletterten.<br />

ISBN 978-3-89029-378-3 Malik-Verlag<br />

233 Seiten 19,95 €<br />

Der Staatsbankrott kommt!<br />

Michael Grandt<br />

(P-GRAN 112-10)<br />

Die Ereignisse in Griechenland und Dubai<br />

waren nur der Vorgeschmack auf das<br />

wirtschaftliche Fiasko welches noch<br />

folgen wird. Michael Grand ist kein Verschwörungstheoretiker<br />

oder Untergangsprophet,<br />

seine Analyse ist fundiert,<br />

schlüssig, akribisch recherchiert und mit<br />

über 800 seriösen Quellangaben belegt.<br />

Seine Enthüllungen sind beängstigend:<br />

Der Staat wird auf ihr Vermögen (vorausgesetzt sie haben welches)<br />

zugreifen, wenn er mit den Rücken zur Wand steht. Das<br />

hat er schon immer getan und das wird er auch in Zukunft tun.<br />

Der Autor schildert wie trickreich und ausgeklügelt dies geschehen<br />

kann und wie man sich dagegen am besten zur Wehr setzen<br />

kann.<br />

ISBN 978-3-942016-25-4 Kopp-Verlag<br />

350 Seiten 19,95 €<br />

Natürlich kann geschossen werden<br />

Michael Sontheimer<br />

(SONT 111-10)<br />

Am 14. Mai 1970 verhalfen in Berlin-<br />

Dahlem sechs junge Frauen und ein<br />

Mann ihrem Freund und Genossen Andreas<br />

Baader zum Sprung in die Freiheit.<br />

Es war ein Sprung in das Grauen der<br />

Roten Armee Fraktion. Die RAF ist der<br />

schwarze Fleck in der Erfolgsgeschichte<br />

des jungen Nachkriegsdeutschland. 23<br />

Jahre lang führten junge Deutsche aus<br />

der Mittelschicht Krieg gegen den Staat. Sogar 40 Jahren nach<br />

den ersten Aktionen der RAF ist dieser Kapitel der deutschen<br />

Geschichte noch nicht vollständig aufgearbeitet. Der Autor beschreibt<br />

warum immer wieder junge Menschen in den Untergrund<br />

gingen und fasst neun Erkenntnisse über die Gruppe zusammen.<br />

ISBN 978-3-421-04470-9 SPIEGEL-Buchverlag<br />

210 Seiten 19,95 €<br />

Die Bücherei informiert!<br />

– Eine Weitergabe der geliehenen Bücher ist nicht erlaubt.<br />

– Für Schäden oder Verlust ist derjenige verantwortlich, der sich die Bücher ausgeliehen hat.<br />

– Die Verleihdauer beträgt bei Gesetz– und Sachbüchern 2 Wochen. Bei allen anderen<br />

Büchern bis max. 6 Wochen.<br />

– Im Antrag ist das Kürzel, die Buch-<strong>Nr</strong>. und der Buchtitel anzugeben.<br />

– Es können bis zu 5 Bücher gleichzeitig ausgeliehen werden.<br />

– Bestellungen der Bücher nur mit Antragsformular.<br />

– Anträge möglichst bis Mittwoch einreichen.<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Tr§tzdem 11/2010 69


§ SUDOKU<br />

leicht<br />

2 9 6 3<br />

7<br />

1<br />

9 1 8<br />

2 4 3 6<br />

3 6 7 4<br />

7 5<br />

2<br />

9 1<br />

8 3 4<br />

6 7<br />

4 8 5 9<br />

5<br />

mittel<br />

1 9<br />

9 2 1 7<br />

7 5 4 3 6<br />

5 4 8 9<br />

8 2<br />

1 3 7 8<br />

2<br />

4<br />

7 3 4<br />

3 6 2 5<br />

5 6<br />

schwer<br />

6 8 2 5 7<br />

6<br />

9 1 7 4<br />

4 3<br />

2 6 3 8<br />

1 6<br />

8 9 6<br />

2 7 4 1 3<br />

5<br />

5<br />

sehr schwer<br />

8 4<br />

9 1<br />

7<br />

6 7<br />

2 3<br />

1 9 4 2<br />

8 7 2 9<br />

6 7 5 1<br />

8<br />

9 2 4 5<br />

5 3<br />

8<br />

9<br />

Gewinnen mit Sudoku:<br />

1.Die einzelnen Felder sind so mit den Zahlen von 1 bis 9 auszufüllen, dass jede Zeile, jede Spalte und jedes der neun Quadrate die Zahlen 1 bis 9<br />

jeweils nur einmal enthält. 2.In jedem Sudoku sind zwei Felder grau hinterlegt und nummeriert. Die Zahlen dieser Felder ergeben die Lösungszahl.<br />

3.Den Teilnahmecoupon bitte über die Hauspost an die Redaktion schicken. 4.Unter allen komplett richtig ausgefüllten Teilnahmecoupons werden<br />

die Preise ausgelost. 5.TR§TZDEM-Redaktionsmitglieder sind von der Teilnahme ausgeschlossen. 6.Einsendeschluss ist der 01. Januar 2011.<br />

1.<br />

Preis<br />

Torte nach Wahl<br />

2.<br />

Preis<br />

Kaffee nach Wahl<br />

3.<br />

Preis<br />

Tabak nach Wahl<br />

Sudoku Lösungszahl<br />

1 2 3 4 5 6 7 8<br />

Ausgebe <strong>Nr</strong>. <strong>43</strong> November 2010<br />

Name<br />

Vorname<br />

Station<br />

Buch-<strong>Nr</strong>.<br />

Sudoku-Lösung aus Heft <strong>Nr</strong>. 42: 6 3 8 8 9 5 5 5<br />

Gewinner: 1. Preis: Hans-Jürgen K. (Station C4)<br />

2. Preis: Timo B. (Station C2)<br />

3. Preis: Daniel S. (Station D4)<br />

Wir gratulieren allen Gewinnern ganz herzlich.<br />

Die Gewinne werden beim nächstmöglichen Einkauf ausgegeben.<br />

Quelle: Rätselagentur Kanzlit<br />

70 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de<br />

Ort, Datum<br />

Unterschrift


www.jva-oldenburg.de<br />

§<br />

Tr§tzdem 11/2010 71<br />

RÄTSEL<br />

Quelle: Pro-Reo 4/2009<br />

dünnes<br />

Tau<br />

Luft-<br />

reifen/<br />

Kurz-<br />

wort<br />

poe-<br />

tisch:<br />

Nadel-<br />

wald<br />

Kfz-<br />

Zeichen<br />

Lesotho<br />

engli-<br />

scher<br />

Männer-<br />

name<br />

Fußball-<br />

strafstoss<br />

veraltet:<br />

Lieb-<br />

haber<br />

Figur in<br />

„Der Ro-<br />

senkava-<br />

lier“<br />

Dränage<br />

Abk.: im<br />

Entwurf<br />

ausge-<br />

storb.<br />

Riesen-<br />

vogel<br />

Kampf-<br />

ort 333<br />

v. Chr.<br />

norddt.<br />

Höhen-<br />

zug<br />

islam.<br />

Gelehr-<br />

tenstand<br />

Salz der<br />

Ölsäure<br />

rasch<br />

Silber-<br />

papier<br />

ita.<br />

Kloster-<br />

bruder/<br />

Kurzw.<br />

Trester-<br />

wein<br />

Zeichen<br />

für<br />

Thallium<br />

vernei-<br />

nendes<br />

Wort<br />

Dachausstich<br />

mit<br />

Fenster<br />

Gestell<br />

im Keller<br />

ägypt.<br />

Sonnen-<br />

gott<br />

weibl.<br />

Haustier<br />

eng.<br />

Katze<br />

erster<br />

dt. Bun-<br />

desprä-<br />

sident†<br />

Name<br />

Von<br />

Bächen,<br />

Flüssen<br />

nach<br />

Abzug<br />

Aushe-<br />

ben ei-<br />

ner Bau-<br />

grube<br />

geprägte<br />

Wand-<br />

beklei-<br />

dung<br />

englische<br />

Dynastie<br />

Freund<br />

der<br />

Barbie<br />

(Puppe)<br />

Hinweis<br />

König v.<br />

Juda<br />

907-867<br />

v. Chr<br />

Männer-<br />

kurz-<br />

name<br />

unbe-<br />

stimmter<br />

Artikel<br />

Verwal-<br />

tung<br />

(Fremd-<br />

Wort)<br />

chines.<br />

Expo-<br />

litiker<br />

Stink-<br />

marder<br />

Strom<br />

zum Balchaschsee<br />

Börsen-<br />

ansturm<br />

Spitzna-<br />

me von<br />

Eisen-<br />

hower<br />

Kfz-Zeichen<br />

Ostall-<br />

gäu<br />

bibli-<br />

scher<br />

Prophet<br />

früh.<br />

Kfz-Z.<br />

Stadt-<br />

hagen<br />

deut-<br />

sche<br />

Vorsilbe<br />

Abk.:<br />

Straße<br />

Italie-<br />

nisch:<br />

drei<br />

internat.<br />

Olympi-<br />

sches<br />

Komitee<br />

unweit<br />

Erzart<br />

viel-<br />

verspre-<br />

chend<br />

Ärger<br />

Osteuro-<br />

päer<br />

engl.<br />

Männer-<br />

name<br />

Kfz-Zei-<br />

chen<br />

Starn-<br />

berg<br />

eine<br />

Welt-<br />

religion<br />

Kfz-Z.<br />

Nieder-<br />

sächs.<br />

Landtag<br />

Kanin-<br />

chen-<br />

rasse<br />

Abk.:<br />

Handels-<br />

hoch-<br />

schule<br />

kroatische<br />

Insel<br />

Kfz-Zei-<br />

chen<br />

Parchim<br />

Deh-<br />

nungs-<br />

laut<br />

Frauen-<br />

kurz-<br />

name<br />

franzö-<br />

sisch für<br />

Osten<br />

Militär-<br />

musik-<br />

corps<br />

Männer-<br />

name<br />

veraltete<br />

Anrede<br />

Fehlen<br />

jeder<br />

Ordnung<br />

westfries.<br />

Insel<br />

Haustier<br />

Tapfer-<br />

keit


§ IMPRESSUM<br />

Adressenverzeichnis<br />

Vorlagepflichtige Gefangenenzeitung der<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

Herausgeber<br />

Gerd Koop<br />

Leiter der JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktionsanschrift<br />

Redaktion TR§TZDEM<br />

Postfach 3080<br />

26020 <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktionssitz<br />

JVA <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktion TR§TZDEM<br />

Cloppenburger Str. 400<br />

26133 <strong>Oldenburg</strong><br />

Redaktion<br />

Alexander S. (AS)<br />

Redaktionsteam<br />

Gerhard Over (GEO)<br />

Sascha E. (SE)<br />

Thorsten Krenn (TK)<br />

Günther K. (GK)<br />

Manfred Viebahn (MV)<br />

Betreuer<br />

Hans-Ulrich Bier (HUB)<br />

Hans-Joachim Schlüter (HJS)<br />

Ansprechpartner<br />

Frau Sandra Nietfeld<br />

Cloppenburger Str. 400<br />

26133 <strong>Oldenburg</strong><br />

Tel.: (0441) 4859-253<br />

Fax : (0441) 4859-33-253<br />

E-Mail:Sandra.Nietfeld@justiz.niedersachsen.de<br />

Auflage<br />

800 Exemplare<br />

Erscheinungsweise<br />

3 Ausgaben jährlich<br />

Layout<br />

Alexander S.<br />

Software<br />

Microsoft Publisher 2003 ®<br />

Adobe Photoshop Elements 2.0 ®<br />

Microsoft Word 2003 ®<br />

Adobe Acrobat 7.0 Prefessional ®<br />

Druck<br />

Medienhaus Rösemeier<br />

Alte Dorfstr. 42<br />

26160 Bad Zwischenahn<br />

Internet<br />

www.jva-oldenburg.de<br />

Wir haben uns bemüht sämtliche Inhaber der Bildund<br />

Textrechte zu ermitteln. Sollte dennoch eine<br />

Rechtsinhaberschaft bestehen, bitten wir sich mit uns<br />

in Verbindung zu setzen.<br />

Menschenrechte und<br />

Friedensdienste<br />

Amnesty<br />

International<br />

Heerstr. 178 • 53111 Bonn<br />

Tel.:(0228) 630 036<br />

Europäischer Gerichtshof für<br />

Menschenrechte<br />

F-67075 Strasbourg Cedex<br />

Humanistische Union e. V.<br />

Haus der Demokratie.<br />

Greifwalder Str. 4 • 10405 Berlin<br />

Tel.:(030) 204 502 56<br />

Internationale Gesellschaft für<br />

Menschenrechte<br />

Borsigallee 9 • 60388 Frankfurt/Main<br />

Komitee für Grundrechte und<br />

Demokratie e. V.<br />

Aquinostr. 7-11 • 50670 Köln<br />

Tel.:(0221) 972 692 0<br />

Verein gegen Rechtsmissbrauch e. V.<br />

Röderbergstr. 30 • 60314 Frankfurt/Main<br />

Bund<br />

Bundesministerium der Justiz<br />

Jerusalemer Str. 24-28 • 10117 Berlin<br />

Bundesgerichtshof<br />

Postfach 2720 • 76014 Karlsruhe<br />

Bundesverfassungsgericht<br />

Postfach 1771 • 76006 Karlsruhe<br />

Bundesverwaltungsgericht<br />

Simonplatz 1 • 04107 Leipzig<br />

Tel.: (0341) 2007-0<br />

Bundessozialgericht<br />

Graf-Bernadotte-Platz 5 • 34119 Kassel<br />

Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund (ehem. BfA)<br />

Ruhrstr. 2 • 10709 Berlin<br />

Tel.:(030) 8651<br />

Deutscher Bundestag<br />

Petitionsausschuss, Bundeshaus<br />

Platz der Republik 1 • 11011 Berlin<br />

Tel.:(0511) 279 640 3<br />

Soziales<br />

Berufsbildungswerk Gemeinnützige<br />

Bildungseinrichtung des DGB GmbH<br />

Geschäftsstelle Hannover<br />

Arndstr. 20 • 30167 Hannover<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

für Straffälligenhilfe (BAG-S) e.V.<br />

Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Schuldnerberatung e.V.<br />

Friedrichplatz 10 • 34117 Kassel<br />

Tel.:(0561) 771 093<br />

Briefseelsorge<br />

Johanneskirchhof 19 • 24937 Flensburg<br />

Briefseelsorge (Evangelisch)<br />

Postfach 600 306 • 81203 München<br />

Diakonisches Werk der<br />

Ev.-Luth. Kirche in <strong>Oldenburg</strong> e.V.<br />

Kastanienallee 9-11 • 26121 <strong>Oldenburg</strong><br />

Tel.:(0441) 210 010<br />

Evangelische Konferenz für<br />

Gefängnisseelsorge in Deutschland<br />

Herrenhäuser Str.12 • 30419 Hannover<br />

Konfliktschlichtung e.V.<br />

Kaiserrstr. 7 • 26122 <strong>Oldenburg</strong><br />

SCHUFA<br />

Verbraucherinfocenter Bochum<br />

Massenbergstr. 9-13 • 44787 Bochum<br />

Schwarzes Kreuz<br />

Christliche Straffälligenhilfe e.V.<br />

Jägerstraße 25a • 29232 Celle<br />

Tel.:(05141) 946 160<br />

Stiftung Entschuldungshilfe<br />

E.-Ludwig-Str. 3 • 55116 Mainz<br />

Tel.:(06131) 164 886<br />

Strafvollzugsarchiv an der<br />

Universität Bremen,<br />

Prof. Feest, FB 6<br />

Postfach 330 440 • 28353 Bremen<br />

Tel.:(0421) 218 403 5<br />

Täter-Opfer-Ausgleich (Dialog)<br />

Schönstedtstr. 5 • 13357 Berlin<br />

Weißer Ring<br />

Weberstr. 16 • 55130 Mainz<br />

Nicht alle publizierten Beiträge entsprechen der<br />

Meinung der Redaktion. Für den Inhalt der Artikel ist<br />

der jeweilige Autor verantwortlich<br />

Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Texte und<br />

Lesebriefe zu bearbeiten; sowie sinnwahrend zu<br />

kürzen.<br />

Nachdruck durch andere Gefangenenzeitungen mit<br />

Quellangabe und Zusendung von zwei Belegexemplaren<br />

ist ausdrücklich erlaubt.<br />

Lösungen zu „Wissen ist Macht…“<br />

Multiple Joyce Fragen:<br />

1. d, 2. c 3. d, 4. b, 5. c, 6. c, 7. a, 8. d, 9. a, 10. b, 11. a, 12. b,<br />

13. d, 14. b, 15. b, 16. c, 17. a, 18. c, 19. a, 20. c, 21. a 22. c, 23. d, 24. b, 25. d<br />

72 Tr§tzdem 11/2010 www.jva-oldenburg.de


BITTE<br />

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MACHEN<br />

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© Tr§tzdem 2010<br />

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