19.11.2013 Aufrufe

2. Temperaturerzeugung

2. Temperaturerzeugung

2. Temperaturerzeugung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>2.</strong> <strong>Temperaturerzeugung</strong><br />

<strong>2.</strong>1 Erwärmen<br />

<strong>2.</strong>1.1. Der Zweck des Erwärmens<br />

Viele chemische Reaktionen benötigen zu ihrer Einleitung (Aktivierungsenergie)<br />

oder zu ihrer Aufrechterhaltung eine Energiezufuhr. Je nach den Reaktionsbedingungen<br />

sind Heizquellen mit unterschiedlichen Eigenschaften erforderlich:<br />

- Die Dehydratisierung von Salzen z. B. verlangt schonendes Erwärmen,<br />

während das Glühen eines Niederschlages z. B. ist eine relative konstante<br />

Temperatur notwendig.<br />

- Bei leicht entzündlichen Stoffen darf nicht mit offener Flamme gearbeitet<br />

werden.<br />

- Bei bestimmten Reaktionen ist eine kontinuierliche Temperatureinstellung<br />

erforderlich.<br />

- Meistens ist es günstig, die gewünschte Temperatur schnell zu erreichen.<br />

Um allen diesen Forderungen in etwa gerecht zu werden, gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten der direkten und indirekten Erwärmung.<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong> Gasbrenner (250°- 1500° C)<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>1. Das Prinzip des Gasbrenners<br />

Im Gasbrenner wird ein Gemisch aus Gas und Luft zur Entzündung gebracht.<br />

Die Brenner verfügen über die Möglichkeit der<br />

- Luftregulierung, meist besitzen sie auch eine<br />

- Gasregulierung. Gas und Luft werden in dem<br />

- Kamin durchgemischt. Er übt außerdem noch eine Zugwirkung aus.<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Die Brennertypen<br />

Der Bunsenbrenner 23) (Abb. <strong>2.</strong>1.) besitzt ein gerades<br />

Brennerrohr. Während sich die Luftzufuhr durch Schließen<br />

bzw. Öffnen der seitlichen Bohrungen mit Hilfe eines<br />

Metallringes regulieren lässt, kann die Gaszufuhr nicht<br />

verändert werden.<br />

Der Heintz-Brenner (Abb. <strong>2.</strong><strong>2.</strong>) verfügt über ein drehbares<br />

Brennerrohr, das sich nach unten zur Form eines Zylinders<br />

verbreitet, wodurch eine bessere Durchmischung des Gas-<br />

Luft-Gemisches möglich ist. Durch Drehen des<br />

Kaminrohres verändert man die Gaszufuhr. Dreht man das<br />

Rohr nach unten, so schiebt sich der auf der Gasdüse<br />

festsitzende Kegel immer mehr in die Bohrung des Rohres<br />

(Ventilprinzip) und vermindert die Gaszufuhr. Mit Hilfe der<br />

Rändelmutter, die zum Rohr hin- oder weggedreht wird,<br />

kann der Luftspalt zwischen Scheibe und dem Rohr<br />

verkleinert bzw. vergrößert und somit die Luftzufuhr<br />

reguliert werden.<br />

Der Teclu-Brenner (Abb. <strong>2.</strong>3.) besteht aus einem Kegel<br />

erweiternden festsitzenden Brennerrohr. Wie beim Heintz-<br />

Brenner wird auch hier die Luftzufuhr durch Gegen- bzw.<br />

Wegdrehen einer kreisförmigen Rändelmutter gegen das<br />

Brennerrohr reguliert. Die Gaszufuhr verändert man durch<br />

Hinein- bzw. Herausdrehen des Kegelventils mit der seitlichen<br />

Schraube.<br />

Abb. <strong>2.</strong>1<br />

Abb. <strong>2.</strong>2<br />

Abb. <strong>2.</strong>3<br />

23) Es handelt sich hierbei um den ältesten Brennertypen, der von R. Bunsen (1811-1899)<br />

entwickelt und 1855 erstmalig hergestellt wurde.


<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>3. Bedienung der Gasbrenner<br />

Anzünden:<br />

- Luftzufuhr völlig schließen (sonst wird die Flamme ausgeblasen)<br />

- Gaszufuhr nur etwas öffnen (sonst sehr große, gelbe, züngelnde Flamme)<br />

- Gas entzünden<br />

- Luft- und Gaszufuhr nach Bedarf öffnen.<br />

Löschen:<br />

- Luftzufuhr schließen<br />

- Gaszufuhr schließen<br />

- Gashahn schließen<br />

Regulieren der Flammengröße:<br />

- Nach dem Entzünden des Gases Luftzufuhr nur etwas öffnen<br />

- Gaszufuhr vergrößern bzw. verkleinern<br />

- Luftzufuhr nachregulieren.<br />

Regulieren der Flammentemperatur:<br />

Je nach dem Verhältnis des Gas-Luft-Gemisches unterscheidet man zwei<br />

Flammentypen.<br />

- Die leuchtende Flamme<br />

Bei völlig abgedrosselter Luftzufuhr verbrennt ein Teil des Gases nur<br />

unvollständig zu Kohlenstoff. Die kleinen festen Kohlenstoffpartikel (Ruß)<br />

glühen auf und bringen die Flamme zum Leuchten (leuchtende Flamme).<br />

Aufgrund der unvollständigen Verbrennung ist diese Flamme nicht sehr heiß.<br />

- Die entleuchtete Flamme<br />

Erhöht man dagegen die Luftzufuhr bei gleich bleibendem Gasstrom, verbrennt<br />

das Gas vollständig zu Kohlendioxid und Wasser mit nichtleuchtender<br />

(entleuchteter) Flamme. Sie ist an der durchsichtigen Blaufärbung zu erkennen<br />

und hat eine höhere Temperatur als die leuchtende Flamme.<br />

In der entleuchteten Flamme sind verschiedene Zonen zu erkennen (Abb.<br />

<strong>2.</strong>4. a):<br />

-- ein innerer hellblauer Flammenkegel a b a und<br />

-- ein äußerer durchsichtiger Flammenkegel a c a.<br />

Der innere Flammenkegel gehört neben dem äußeren Rand des<br />

Flammenmantels zu den kälteren Zonen der Flamme, da hier keine Verbrennung<br />

stattfindet. Der Hauptanteil des Gases verbrennt im Inneren des<br />

Flammenmantels. Hier liegt auch die heißeste Zone der Flamme, der sog.<br />

Schmelzraum. In Abb. <strong>2.</strong>4. b sind die ungefähren Temperaturverhältnisse<br />

der entleuchteten Flamme angegeben.<br />

Weiter unterscheidet man:<br />

-- Oxidations- und<br />

-- Reduktionsräume<br />

In den Oxidationsräumen herrscht ein Luftüberschuss, der eine oxidierende<br />

Atmosphäre bedingt. Dies ist der Fall in der äußeren Begrenzung des<br />

Flammenmantels und vor allem in der Spitze der Flamme. Im unteren<br />

Reduktionsraum liegt durch Mitreißen des Sauerstoffs mit dem Gasstrom, im<br />

oberen durch vollständige Verbrennung Sauerstoffmangel vor.<br />

Weitere Angaben zur Lage der Oxidations- und Reduktionsräume siehe z. B.<br />

Jander-Blasius, a.a.O.<br />

- Leuchtende Flamme<br />

Infolge der Flammenfärbung kann man hier die Zonen nicht so klar erkennen.<br />

Auch die leuchtende Flamme besteht aus einem inneren sehr kalten<br />

Kegel und einem etwas wärmeren Mantel. Insgesamt ist sie doch wesentlich<br />

kälter als die entleuchtete Flamme. In Abb. <strong>2.</strong>4. d sind die ungefähren<br />

Temperaturverhältnisse der leuchtenden Flamme angegeben.<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>4. Temperaturverhältnisse und Reaktionsbereiche<br />

- Entleuchtete Flamme<br />

Abb. <strong>2.</strong>4.a Abb.<strong>2.</strong>4.b Abb.<strong>2.</strong>4.c Abb.<strong>2.</strong>4.


<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>5. Verwendung der Flammentypen und –zonen<br />

Je nach dem Zweck des Erwärmens werden die entsprechenden Flammentypen<br />

eingestellt, wobei man hauptsächlich die unterschiedlichen Temperaturen ausnutzt.<br />

Das Glühen und Schmelzen erfordert die entleuchtete Flamme, die<br />

leuchtende Flamme dient zum vorsichtigen Erwärmen sowie häufig zum Einleiten<br />

einer Reaktion. Um die vollständige Umsetzung zu erreichen, geht man dann<br />

meist zur entleuchteten Flamme über (z. B. Thermolyse). Daneben wird die<br />

entleuchtete Flamme auch eingesetzt, wenn z. B. Etwas unter Sauerstoffmangel<br />

erhitzt werden soll (Verkohlen eines Filterpapiers). Zum Herstellen von Reduktions-<br />

und Oxidationsperlen 24) dienen die entsprechenden Reaktionsräume der<br />

entleuchteten Flamme.<br />

Um zu starke Temperaturwechsel zu vermeiden, sollte bei Verwendung der<br />

entleuchteten Flamme die Substanz in der leuchtenden Flamme zuerst aufgeheizt<br />

bzw. anschließend abgekühlt werden.<br />

Nach Möglichkeit ist ein direktes Erhitzen mit der Flamme zu vermeiden, da<br />

immer die Gefahr der punktuellen Überhitzung besteht. Falls möglich sollte ein<br />

Asbestdrahtnetz unter das Reaktionsgefäß gelegt werden.<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>6. Der durchgeschlagene Brenner<br />

Ist die Luftzufuhr im Verhältnis zur Gaszufuhr zu groß, d. h. bekommt die<br />

Flamme nicht genug Gas als Nahrung, so „wandert“ die Flamme dem Gas entgegen<br />

und brennt im Inneren des Rohres an der Gasaustrittsdüse weiter. Der<br />

Brenner ist durchgeschlagen. Dann:<br />

- Vorsicht, das Brennerrohr ist sehr heiß<br />

- Gashahn zudrehen<br />

- Nach dem Abkühlen des Brenners Luft- und Gaszufuhr schließen<br />

- Gaszufuhr etwas öffnen und Brenner neu entzünden<br />

- Luftzufuhr nachregulieren.<br />

24) Reduktions- (Oxidations-)perlen dienen als Vorproben für die qualitative Analyse. Sie<br />

werden an einem erhitzten Magnesiumstäbchen durchgeführt. Anhand der<br />

charakteristischen Färbung der Perle können die Kationen identifiziert warden. (Näheres s.<br />

Jander-Blasius, a.a. O.)<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>7. Der Gebläsebrenner ( bis ca. 2000° C)<br />

Noch höhere Temperaturen (bis zu ca. 2000° C) kann man erreichen, wenn man<br />

den Brenner anstatt mit Luft mit reinem Sauerstoff oder Pressluft beschickt.<br />

Hierfür wurde der Gebläsebrenner entwickelt (Abb. <strong>2.</strong>5.). Er besteht aus zwei<br />

ineinander geschobenen Rohren, von<br />

denen das äußere zur Gas- und das innere<br />

zur Luft- bzw. Sauerstoffaufnahme<br />

dient. Gas- und Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr<br />

sind durch Hähne zu regulieren.<br />

Abb. <strong>2.</strong>5.<br />

Handhabung des Gebläsebrenners (mit O 2-Bombe)<br />

Bei geschlossener Gas- und Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr wird das Gas- und ggf.<br />

die Sauerstoffbombe angeschlossen. Die Flamme wird bei zunächst noch geschlossener<br />

Luft bzw. Sauerstoffzufuhr (sowohl am Gebläse als auch an der<br />

Sauerstoffbombe) entzündet. Durch Regulieren der Gas- und Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr<br />

wird das gewünschte Verhältnis des Gas- Luft (oder Sauerstoff)-<br />

Gemisches eingestellt. Beim Löschen der Flamme werden zunächst die Luftbzw.<br />

Sauerstoffzufuhr und dann die Gaszufuhr geschlossen. Genauere Angaben<br />

zur Handhabung von Druckgasflaschen finden Sie in Kap. 4.5.1.1.<br />

<strong>2.</strong>1.<strong>2.</strong>8. Vor- und Nachteile des Erhitzens mit direkter Flamme<br />

Das Erhitzen mit dem Gasbrenner ist im Labor sehr verbreitet, da es eine Reihe<br />

von Vorteilen hat, wie z. B.:<br />

- schnelles Erwärmen<br />

- gezieltes Erwärmen<br />

- schneller Übergang von mittleren zu hohen Temperaturen möglich<br />

- punktuelles Erwärmen möglich<br />

- Erwärmen unter Sauerstoffüberschuss bzw. Sauerstoffmangel möglich.<br />

Doch daneben birgt es auch eine Reihe von Nachteilen, wie z. B.<br />

- zu starke punktuelle Erhitzung (Überhitzungsgefahr)<br />

- keine konstante Temperatur einstellbar<br />

- keine gleichmäßige Erwärmung möglich (da unterschiedliche Temperaturzonen)


- Entzündungsgefahr bei brennbaren Stoffen<br />

- Temperaturen reichen oft nicht aus<br />

- stark rußende Flamme.<br />

Überall dort, wo die Nachteile überwiegen, zieht der Chemiker andere Erwärmungsmöglichkeiten<br />

vor.<br />

<strong>2.</strong>1.3. Wärmebäder (10° - 250° C)<br />

Zum gleichmäßigen, aber schonenden Erwärmen (z. B. zum Ausfällen, Eindämpfen<br />

oder einfach zum konstanten Warmhalten sind Wärmebäder sehr gut<br />

geeignet. Als Wärmeüberträger werden hauptsächlich Flüssigkeiten, Dampf und<br />

Luft verwendet, gelegentlich nimmt man aber auch Sand oder Metall.<br />

<strong>2.</strong>1.3.1. Wärmebäder aus Flüssigkeiten<br />

Handhabung<br />

Die Flüssigkeit sollte mit einer thermostatisch geregelten Heizplatte auf konstante<br />

Temperatur erhitzt werden. Zur Temperaturkontrolle kann zusätzlich ein<br />

Thermometer in das Bad gestellt werden. Durch Rühren erreicht man eine<br />

gleichmäßige Verteilung der Wärme 25) .<br />

Bei großen Apparaturen, in denen Reaktionsgefäße geklammert sind, sollte das<br />

Wärmebad nach unten entfernt werden können, ohne den Aufbau zu stören.<br />

Wahl der Flüssigkeit<br />

Kriterien für die Wahl der geeigneten Flüssigkeit sind:<br />

- erforderliche Temp. ( Tab. <strong>2.</strong>11.) 26)<br />

- hohe spezifische Wärmeleitfähigkeit<br />

- niedrige Viskosität<br />

- niedriger Dampfdruck<br />

- hoher Entzündungspunkt<br />

- leichte und ungefährliche Handhabung ( Tab. <strong>2.</strong>1.); giftige und aggressive<br />

Stoffe sind von vorneherein auszuschließen).<br />

Wahl des Flüssigkeitsbehälters<br />

25) Es bietet sich eine Heizplatte in Verbindung mit einem Magnetrührer an.<br />

26) Dabei ist der Temperaturverlust durch Wärmeübertragung zu berücksichtigen.<br />

Die Wahl des Flüssigkeitsbehälters richtet sich nach Art und Temperatur der<br />

verwendeten Flüssigkeit (z. B. Bechergläser für Wasserbäder, Aluminium-Töpfe<br />

für Ölbäder). Ausführliche Angaben zu Flüssigkeitswärmebäder siehe z. B. Lux,<br />

H., a.a.O. Organikum, a.a.O. oder Anorganikum, a.a.O.<br />

Mögliche Flüssigkeitsbäder (nach Organikum, a.a.O.)<br />

Bezeichnung Verwendungsbereich Gefahren u. Anmerkungen<br />

Wasserbad<br />

0° - 80° C<br />

Nur bis 80° C aufheizen,<br />

denn bei höheren Temperaturen<br />

zu starke Verdampfung<br />

(Wichtig: Bei<br />

elektrischen Geräten kann<br />

das Kondensations-wasser<br />

zu Unfällen führen!)<br />

Entflammungspunkt bei<br />

300° C<br />

– bei höheren Temperaturen<br />

Paraffinbad<br />

20° - 200° C<br />

müssen beide<br />

Flüssigkeiten unter<br />

dem Abzug verwendet<br />

werden, da starke<br />

Rauchbildung<br />

Ölbad (Mineralöl) 20° - 250° C – Beim Eintropfen von<br />

Wasser Verspritzungsgefahr!<br />

– schwer regulierbar.<br />

Glykolbad<br />

20° - 180° C<br />

– Hier besteht keine<br />

Verspritzungsgefahr,<br />

da Glykol wasserlöslich<br />

ist<br />

– Aber sehr starke<br />

Rauchbildung bei hö-


heren Temperaturen<br />

– Sehr teuer<br />

Metallbad 60° - 750° C (je nach Fp.)<br />

– Großes Gewicht<br />

Tab. <strong>2.</strong>1.<br />

<strong>2.</strong>1.3.<strong>2.</strong> Das Luftbad<br />

Bei einigen Arbeitsoperationen muss man nicht nur schonend und gleichmäßig,<br />

sondern auch unter Feuchtigkeitsabschluss erhitzen, wozu sich das Luftbad<br />

besonders eignet. Das Prinzip des Luftbades besteht darin, dass zwischen<br />

Wärmequelle und zu erwärmendem Gut ein Luftpolster als Wärmeübertrager<br />

dient. Ein sehr vereinfachtes Luftbad zum Erhitzen eines Kolbeninhaltes besteht<br />

aus einem Dreifuß, einem Asbestdrahtnetz und einem etwas höher eingespannten<br />

Kolben (Abb. <strong>2.</strong>6 a). Zwischen Kolben und Asbestdrahtnetz entsteht<br />

ein Luftpolster.<br />

Abb. <strong>2.</strong>6. b zeigt eine weitere Art des Luftbades, das im Prinzip genau wie oben<br />

aufgebaut ist. Es wird z. B. zum Trocknen einer Substanz, die sich in einem<br />

Tiegel befindet, verwendet. Hierzu biegt man die Drahtenden eines Tondreieckes<br />

so um, dass ein kleiner Dreifuß entsteht. In diesen hängt man den Tiegel<br />

und stellt beides in eine Porzellanschale.<br />

Auf keinen Fall dürfen bei Verwendung von Sandbädern Glasgeräte benutzt<br />

werden, da Sand Kratzer hinterlassen kann, die beim späteren Evakuieren des<br />

Kolbens zu Implosionen führen können.<br />

<strong>2.</strong>1.3.4. Vor- und Nachteile von Wärmebädern<br />

Zu den Vorteilen zählen:<br />

- gleichmäßiges und schonendes Erwärmen<br />

- Temperaturkonstanz über einen engeren Zeitraum<br />

- geringere Entzündungsgefahr der zu erwärmenden Substanz<br />

Die einzelnen Flüssigkeiten weisen allerdings mehr oder weniger folgende<br />

Nachteile auf:<br />

- schwere Regulierbarkeit<br />

- lange Aufheizzeit<br />

- hoher Dampfdruck<br />

- Gefahr des Verspritzens bei Ölbädern<br />

- leichte Entflammbarkeit<br />

- starke Rauchbildung<br />

- mühevolles Säubern<br />

Abb. <strong>2.</strong>6. a<br />

Abb. <strong>2.</strong>6. b<br />

<strong>2.</strong>1.3.3. Das Sandbad<br />

Eine weitere Alternative von Wärmebädern stellt das Sandbad dar, das allerdings,<br />

da es nicht leicht zu regulieren ist, oft durch andere Bäder ersetzt wird.<br />

<strong>2.</strong>1.4. Elektrische Heizgeräte<br />

Neben des Gasbrennern und Wärmebädern benutzt man auch sehr häufig elektrische<br />

Heizgeräte.<br />

<strong>2.</strong>1.4.1. Elektrische Öfen (1000°- 2800° C)<br />

Sie werden hauptsächlich zum Erreichen höherer Temperaturen eingesetzt. Die<br />

meist röhrenförmig gebauten Öfen bestehen aus einem mit feuerfestem Material<br />

ausgekleideten Arbeitsraum, in das ein Widerstandsdraht (Heizleiter) eingelassen<br />

ist. Einige Ofentypen sind:<br />

Kammerofen bis 1400° C<br />

Muffelofen bis 1000° C<br />

Tiegelofen bis 1300° C<br />

Rohrofen bis 1700° C<br />

Wolframofen bis 2800° C


<strong>2.</strong>1.4.<strong>2.</strong> Trockenschränke (40°- 200° C)<br />

Trockenschränke verwendet man zum Trocknen von Substanzen und gereinigten<br />

Geräten. Brennbare Substanzen können sich leicht an den heißen Innenwänden<br />

entzünden.<br />

<strong>2.</strong>1.4.3. Heizplatten (bis ca. 400° C)<br />

Diese sind besonders in Verbindung mit einer Rührvorrichtung (Magnetrührer)<br />

zur konstanten und gleichmäßigen Erwärmung geeignet.<br />

<strong>2.</strong>1.4.4. Tauchsieder<br />

Sie sind hauptsächlich zum schnellen Erwärmen von Wasser.<br />

<strong>2.</strong>1.4.5. Fön<br />

Dieser eignet sich zum schnellen, aber vorsichtigen Auftauen oder zum Geschmeidigmachen<br />

von Schlauchverbindungen.<br />

<strong>2.</strong>1.4.6. Heizpilze und –schnüre (bis ca. 900° C)<br />

Mit den aus Glasfasergespinsten aufgebauten Heizpilzen und –schnüren erreicht<br />

man eine gleichmäßige Erwärmung von Apparaturteilen (z. B. Reaktionskolben).<br />

<strong>2.</strong>1.4.7. Vor- und Nachteile von elektrischen Heizgeräten<br />

Vorteile sind:<br />

- gute Regulierbarkeit<br />

- gute Temperaturkonstanz<br />

- Arbeiten in einer bestimmten Atmosphäre (Schutzgas im Muffelofen) ist<br />

möglich<br />

- größere Sauberkeit (z. B. kein Rußen der offenen Flamme)<br />

Nachteile sind:<br />

- relativ lange Aufheizzeit (analog lange Abkühlzeit)<br />

- relativ hoher Wärmeverlust<br />

Nähere Angaben zu elektrischen Heizgeräten siehe z. B. Lux, a.a.O., Brauer,<br />

a.a.O.<br />

<strong>2.</strong>2 Abkühlen<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1. Der Zweck des Kühlens<br />

Neben dem Erzeugen von hohen Temperaturen (Erwärmen) ist es gelegentlich<br />

notwendig, dass man kühlt. Das Abkühlen kann dabei folgenden Zwecken dienen:<br />

- Zur Kondensation von Dämpfen (z. B. bei der Destillation oder zum Auffangen<br />

von Gasen in einer Kühlfalle).<br />

- Um die Reaktionsgeschwindigkeit zu drosseln (wenn eine kleine<br />

Reaktionsgeschwindigkeit erforderlich ist).<br />

- Um zu verhindern, dass leicht flüchtige Substanzen zu stark verdunsten.<br />

- Zur Einhaltung einer bestimmten Reaktionstemperatur, wenn diese nötig ist,<br />

um unerwünschte Nebenreaktionen auszuschalten (z. B. Entzündung oder<br />

Zersetzung von Reaktionsprodukten, Bildung anderer Reaktionsprodukte als<br />

erwünscht, Bildung explosiver Gemische, Verpuffungen).<br />

Je nach dem Zweck des Kühlens und der Art zu kühlenden Substanz werden<br />

verschiedene Kühlmittel eingesetzt.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong><strong>2.</strong> Die Kühlmittel<br />

- Wasser<br />

Wasser ist das wichtigste strömende Kühlmittel. In jedem Labor existiert eine<br />

Einrichtung für Kühlwasser. Seine Temperatur beträgt ca. 12° C 27) . (Wegen<br />

seiner Verfügbarkeit, und da es für die meisten Kühlzwecke ausreicht, ist es<br />

das billigste und am weitesten verbreitete Kühlmittel in der Technik.)<br />

- Eis<br />

Zum besseren Temperaturaustausch wird das Eis fein zerkleinert und ggf.<br />

mit etwas vorgekühltem Wasser vermischt.<br />

- Eis-Salz-Gemisch<br />

Wird ein Eis-Wasser-Gemisch mit Salz versetzt (z. B. NaCl, MgCl 2 ⋅ 6 H 2O,<br />

CaCl 2 ⋅ 6 H 2O), so sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt des<br />

Wassers. Die Temperaturerniedrigung beruht darauf, dass zur Auflösung des<br />

Salzes Wärme verbraucht wird.<br />

27)<br />

Wichtig im Zusammenhang mit Temperaturangaben ist, dass die Werte zwar die<br />

Temperatur des Kühlmittels angeben, die Temperatur des zu kühlenden Gutes aber<br />

aufgrund des Wärmeeinflusses der Umgebung immer etwas höher liegt.


- Trockeneis<br />

Wird festes Kohlendioxid, sog. Trockeneis, gut zerkleinert und mit einer organischen<br />

Flüssigkeit (Aceton oder Methanol) gemischt, so lassen sich<br />

Kühlmitteltemperaturen bis zu -78° C erreichen ( Herstellen eines Kältebades<br />

siehe <strong>2.</strong><strong>2.</strong>4.). Die Zerkleinerung dient dem schnelleren Erreichen der<br />

tiefstmöglichen Kühlbadtemperatur. Die Kühlwirkung des Trockeneises wird<br />

durch die Sublimationsthalpie erreicht. Je mehr Trockeneis in das Methanol<br />

eingebracht wird, umso tiefere Temperaturen lassen sich erreichen. Benötigt<br />

man Kühlmittel mit Temperaturen von ca. -40° C bis -90° C, hat aber kein<br />

Trockeneis zur Verfügung, so kann man sich auch Methanol-Stickstoff-<br />

Gemische herstellen. In diesem Falle ist die kühlende Wirkung auf die Verdampfungswärme<br />

von Stickstoff zurückzuführen. Es ist allerdings darauf zu<br />

achten, dass nur soviel flüssiger Stickstoff zum Methanol gegeben wird, dass<br />

die Temperatur von ca. -90° C nicht überschritten wird, da Methanol bei -98°<br />

C fest wird.<br />

- Flüssiger Sauerstoff<br />

Der Siedepunkt des flüssigen Sauerstoffes beträgt -183° C. Nach Möglichkeit<br />

sollte die bläuliche Flüssigkeit nicht zum Kühlen von brennbaren Substanzen<br />

benutzt werden, da sich sonst bei Gefäßbruch explosive Gemische bilden<br />

können. Auf alle Fälle ist der direkte Kontakt zwischen brennbaren Substanzen<br />

und flüssigem Sauerstoff zu vermeiden<br />

- Flüssiger Stickstoff<br />

Wesentlich ungefährlicher ist das Kühlen mit flüssigem Stickstoff, dessen<br />

Siedepunkt bei -196° C liegt. Flüssiger Stickstoff ist farblos. Bei ihm besteht<br />

allerdings immer die Gefahr, dass beim längeren Stehen lassen auf seiner<br />

Oberfläche Sauerstoff auskondensiert. Von daher ist zur Kühlung von brennbaren<br />

Substanzen stets frischer Stickstoff zu verwenden.<br />

- Flüssige Luft<br />

Die beiden Hauptbestandteile der flüssigen Luft sind Stickstoff und Sauerstoff.<br />

Da der Siedepunkt des Stickstoffs um ca. 13° C tiefer liegt, verdampft<br />

zunächst der Stickstoff, und die flüssige Luft wird immer reicher an<br />

Sauerstoff. Daher wird die im frischen Zustand nahezu farblose flüssige Luft<br />

allmählich bläulich, und der Siedepunkt der Luft verschiebt sich von -196° C<br />

(Siedepunkt des Stickstoffs) nach maximal -183° C (Siedepunkt des<br />

Sauerstoffs). Infolge dieser Sauerstoffanreicherung darf flüssige Luft<br />

ebenfalls nicht zur Kühlung von brennbaren Substanzen benutzt werden.<br />

Tabelle der gebräuchlichsten Kühlmittel und ihrer Temperaturen siehe z. B.<br />

Jander-Blasius, a.a.O., Brauer, a.a.O., Umland, a.a.O.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>3. Gefäße für die Kühlmittel<br />

Alle Kühlmittel (auch flüssige Luft, Sauerstoff, Stickstoff) können in Bechergläser<br />

gegeben werden, ohne dass diese zerspringen. Der Nachteil ist, dass sich<br />

sofort eine Eiskruste bildet und keinerlei Wärmeisolierung besteht. Aus diesem<br />

Grund verwendet man meistens spezielle Gefäße wie:<br />

- Styroporbecher<br />

Styroporbecher sind zwar relativ preiswert (oft reicht die Verpackung von<br />

Chemikalienflaschen); für flüssige Luft, flüssigen Sauerstoff und nicht ganz<br />

frischen flüssigen Stickstoff sind sie allerdings ungeeignet (Styropor ist<br />

brennbar).<br />

- Doppelmantelgefäße<br />

28)<br />

Diese Gefäße besitzen Doppelwände aus Glas. der Raum zwischen den<br />

Wandungen ist entweder mit Glaswolle oder Styropor isoliert, oder aber, was<br />

meistens der Fall ist, auf einen Druck von ca. 10 -18 bar evakuiert. Die<br />

evakuierten Gefäße sind zur Herabsetzung der Wärmebestrahlung innen<br />

verspiegelt. Die Doppelmantelgefäße mit Vakuum als Isolierschicht, auch<br />

Dewar-Gefäße genannt, sind aufgrund ihrer Bauweise implosionsgefährdet.<br />

Deshalb sind folgende Maßnahmen zu treffen:<br />

-- Auf jeden Fall Schutzbrille tragen beim Umgang mit Dewars!<br />

-- Dewarsgefäße ohne Metallmantel müssen zum Schutz vor Glassplittern<br />

bei Implosion mit PVC-Lack bestrichen oder mit Hansaplast umwickelt<br />

werden.<br />

-- Dewars sollten nur im trockenen Zustand gefüllt werden, da es sonst zur<br />

Aufhebung des Leidenfrostschen Phänomens 28) kommt, und das sich<br />

bildende Eis zur Implosion führen kann.<br />

Leidenfrostsches Phänomen: Zwischen Kühlmittel und den Wandungen des<br />

Isoliergefäßes bildet sich eine schützende Gasschicht aus, da das Kühlmittel an den<br />

zunächst wärmeren Wandungen sofort verdampft.


Um eine gute Wärmeübertragung zu erzielen, muss das zu kühlende Gefäß<br />

vollen Kontakt mit dem Kühlmittel haben, daher immer Gefäße passender<br />

Größe wählen.<br />

- Kühler<br />

Die bislang erwähnten Gefäße eignen sich alle nur zum Kühlen mit einem<br />

ruhenden Kühlmittel. Soll allerdings, wie z. B. bei der Destillation, mit einer<br />

strömenden Kühlflüssigkeit gearbeitet werden, so verwendet man so genannte<br />

Kühler, von denen der Liebig-Kühler der wichtigste Vertreter ist (Abb.<br />

<strong>2.</strong>7.) Er besteht aus einem langen Glasrohr, in das<br />

die zu kühlende Substanz geleitet wird. Das Rohr<br />

wird von einem Kühlmantel umgeben, durch den<br />

das Kühlmittel (meist Wasser) strömt. Zur<br />

besseren Kühlung lässt man das Kühlwasser<br />

entgegen dem Gasstrom laufen. (Gegenstromprinzip).<br />

Weitere Kühlertypen sind im<br />

Organikum, a.a.O. beschrieben. Abb. <strong>2.</strong>7.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>4. Herstellen eines Kältebades aus Methanol und Trockeneis<br />

Festes Kohlendioxid ist im Handel in größeren Blöcken zu beziehen. Zum<br />

Gebrauch für die Kältemischung wickelt man es in ein Leinentuch und zerschlägt<br />

es mit einem Hammer. Nachdem man das Dewargefäß etwa zu einem Viertel<br />

mit Aceton (Methanol) gefüllt hat, gibt man zunächst wenige, kleine Stücke Trockeneis<br />

hinein (Vorsicht, das Lösungsmittel braust zunächst durch CO 2-<br />

Entwicklung heftig auf. Daher unbedingt eine Schutzbrille tragen!). Erst, wenn<br />

selbst nach längerem Umrühren die Flüssigkeit nicht mehr so stark schäumt,<br />

gibt man mehr Trockeneis hinzu. Hierbei ist darauf zu achten, dass sich das<br />

Trockeneis nicht am Boden fest zusammenlagert, und so das spätere Einsetzen<br />

des Gefäßes erschwert. Je nach der Menge des zugesetzten Kohlendioxides<br />

kann man Temperaturen bis zu ca. -78° C erreichen. Beim Einbau des<br />

Kältebades in eine Apparatur ist darauf zu achten, dass man die Kühlung<br />

jederzeit nach unten entfernen kann, ohne den Apparaturaufbau zu stören.<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>5. Kriterien für die Wahl des geeigneten Kühlmittels<br />

Die Wahl des geeigneten Kühlmittels richtet sich hauptsächlich nach den<br />

physikalischen und chemischen Eigenschaften der zu kühlenden Substanz.<br />

- Je nach dem Zweck der Kühlung (Kondensation als Flüssigkeit oder<br />

Festkörper, Verhinderung unerwünschter Nebenreaktionen) muss das<br />

Kühlmittel die entscheidende Temperatur bzw. das Temperatur-Intervall<br />

unterschreiten. Die Größe der Differenz, mit der diese Temperatur<br />

unterschritten werden muss, richtet sich<br />

-- nach dem Zweck der Kühlung und/oder<br />

-- nach der Art der Kühlung.<br />

Soll beispielsweise eine unerwünschte Reaktion vermieden werden (z. B.<br />

Entzündung einer Substanz), so reichen häufig schon einige Grad Differenz<br />

aus. Will man dagegen ein Gas kondensieren, so bedarf es schon einer<br />

größeren Differenz (ca. 20-30 Grad). Diese Differenz hängt auch davon ab,<br />

ob sowohl Kühlmittel als auch zu kühlendes Gut ruhen oder eine oder beide<br />

strömen. So benötigt man z. B. zur Kondensation eines strömenden Gases<br />

eine größere Temperaturdifferenz als bei einem stehendem.<br />

- Bei Berücksichtigung der chemischen Eigenschaften von Kühlmittel und zu<br />

kühlender Substanz ist zu beachten, dass weder das Material des<br />

Kühlmittelgefäßes noch bei Bruch die zu kühlende Substanz mit dem<br />

Kühlmittel gefährlich reagieren kann (z. B. dürfen flüssige Luft und flüssiger<br />

Sauerstoff nicht zur Kühlung von brennbaren Stoffen verwandt und nicht in<br />

Styroporbehälter gefüllt werden).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!