Fukushima Langemarck Rechte Uni ? - TantePaul - für Alle
Fukushima Langemarck Rechte Uni ? - TantePaul - für Alle Fukushima Langemarck Rechte Uni ? - TantePaul - für Alle
April 2011 meint: 1.Mai Naziaufmarsch verhindern - BurschenschaFten Auflösen - Verbindungen Kappen Rechte Uni ? Bremer Uni ein >rechts
- Seite 2 und 3: 02 Editorial TantePaul Inhalt Edito
- Seite 4 und 5: 04 Diktaturen weg kooperieren Tante
- Seite 6 und 7: 06 Zu Rassismus und FZS TantePaul K
- Seite 8 und 9: 08 Fick die Uni TantePaul Geschäft
- Seite 10 und 11: 010 Rechte Uni Strukturen TantePaul
- Seite 12 und 13: 012 "Extremismus"studien TantePaul
- Seite 14 und 15: 014 Do It Yoursel TantePaul cken la
- Seite 16 und 17: 016 Fukushima ist überall TantePau
- Seite 18 und 19: 018 TantePaul Return of the tüdelb
- Seite 20: Termine. April DI 12/04 Ziemlich un
April 2011<br />
meint: 1.Mai Naziaufmarsch verhindern - BurschenschaFten<br />
Auflösen - Verbindungen Kappen<br />
<strong>Rechte</strong> <strong>Uni</strong> ?<br />
Bremer <strong>Uni</strong> ein >rechts
02 Editorial<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
Inhalt<br />
Editorial........................................................................... 2<br />
Kurzgefasst.................................................................... 3<br />
Für mehr Demokratie an der <strong>Uni</strong>................................. 3<br />
Dikaturen weg-kooperieren......................................... 4<br />
GW3: Winterschlaf beendet.......................................... 5<br />
Zu Rassismus und dem FZS ........................................ 6<br />
Interview mit Tante Paul............................................... 7<br />
Fick die <strong>Uni</strong>...................................................................... 8<br />
<strong>Rechte</strong> <strong>Uni</strong> Strukturen................................................... 9<br />
Die Schande von <strong>Langemarck</strong>.................................... 11<br />
"Extremismus"studien................................................ 12<br />
Do It Yourself!.............................................................. 14<br />
Gleichstellung sucks.................................................... 15<br />
<strong>Fukushima</strong> ist überall.................................................. 16<br />
1. Mai in Bremen ......................................................... 19<br />
Termine......................................................................... 20<br />
Eine Zeitung<br />
oder wer ist eigentlich Paul?<br />
Wir sehen Tante Paul als Versuch, das<br />
schreckliche Grau der Bremer <strong>Uni</strong> ein wenig<br />
zu durchbrechen und ein wenig Farbe in den<br />
<strong>Uni</strong>-Alltag zu bringen.<br />
Farbe? Mit einem Schwarz-Weiß-Druck?<br />
Wir möchten mit dieser Zeitung das Farbspektrum<br />
jenseits von Zementgrau und<br />
Perldunkelgrau erreichen, indem wir selbstorganisiert,<br />
unkommerziell, unabhängig<br />
ein Medium ins Leben rufen, indem eine Kritik<br />
an Bestehendem möglich ist. Wir wollen<br />
weder unseren Lebenslauf erweitern, noch<br />
die Position irgendeiner Institution oder<br />
Partei einnehmen. Abgesehen davon haben<br />
wir in dieser Zeitung keinen Platz <strong>für</strong> Sexismus,<br />
Rassismus oder andere Arten der<br />
Diskriminierung.<br />
Mit hoher Wahrscheinlichkeit stellt sich <strong>für</strong><br />
den ein oder anderen Menschen die Frage,<br />
warum denn nun alles so grau ist an dieser<br />
<strong>Uni</strong>. Solange sich die <strong>Uni</strong> zu einer wirtschaftstreuen<br />
Ausbildungsmaschine entwickelt,<br />
in der freie und kritische Bildung nicht einmal<br />
mehr Anspruch sein soll, helfen auch<br />
keine farbigen MZH-Anbauten, Farben in den<br />
<strong>Uni</strong>-Alltag zu bringen. Auch die „liebevoll“<br />
gestalteten Werbebanner der Hochschulwerbung<br />
auf dem Campus machen die <strong>Uni</strong><br />
nicht bunter. Im Gegenteil.<br />
EditorialWir danken<br />
euch, liebe Leute, <strong>für</strong> die<br />
positive Resonanz auf Ausgabe Nummer<br />
eins. Es ist schön zu hören, dass<br />
nicht nur wir das Bedürfnis verspüren<br />
nach selbstgemachten Inhalten auf<br />
dem Campus und jenseits von ätzender<br />
Werbung.<br />
Eins hatten wir leider vergessen: uns<br />
vorzustellen. Dass dies nicht in der ersten<br />
Ausgabe schon geschehen ist, ist<br />
keiner klandestinen Redaktionstruktur<br />
geschuldet, sondern beim Rumwerkeln<br />
an der Zeitung einfach hinten runtergefallen.<br />
Also dann eben erst jetzt: Wir<br />
sind die Liste der StudiengangsAktiven<br />
(LiSA) und einige Personen der anderen<br />
linken Listen.<br />
Das ist also nun <strong>TantePaul</strong> Nummer<br />
zwei. Im Großen und Ganzen hat sich<br />
nicht viel geändert. Manche optischen<br />
Ecken sind ein wenig abgerundet,<br />
inhaltlich natürlich nicht, die Rechtschreibfehler<br />
wurden durch andere ersetzt<br />
und irgendwie die Tante ein bisschen<br />
dicker geworden.<br />
Das liegt nicht primär daran - wie sich<br />
vielleicht vermuten ließe - dass der 1.<br />
Mai samt Fascho-Aufmarsch seinen<br />
Schatten vorauswirft oder dass es besonders<br />
viel zum Thema Atomkraft zu<br />
lesen gäbe. Mit diesen beiden Themen<br />
befassen wir uns eher am Rand.<br />
Nein, diese Ausgabe ist eher hochschulpolitisch<br />
- auch das mehr Zufall<br />
als Kalkül.<br />
Wir wünschen eine anregende Lektüre<br />
und hoffen auf weiteres Feedback!<br />
Herausgeber innen<br />
Liste LiSA und einige<br />
Personen der linken Listen<br />
V.i.S.d.P<br />
Caspar Rei, Karl-Marx-Str. 68,<br />
28279 Bremen<br />
Auflage<br />
circa 1000 Stück<br />
Eigentumsvorbehalt<br />
Nach diesem Eigentumsvorbehalt ist<br />
diese Zeitung solange Eigentum des_<br />
der Absender_in, bis sie den Gefangenen<br />
ausgehändigt worden ist. „Zur-Habe-Nahme“<br />
ist keine Aushändigung im<br />
Sinne des Vorbehalts. Wird die Zeitung<br />
den Gefangenen nicht persönlich ausgehändigt,<br />
ist sie der_dem Absender_in<br />
mit dem Grund der Nichtaushändigung<br />
zurückzuschicken.<br />
Kontakt<br />
tantepaul@alles<strong>für</strong>alle.de<br />
Personen, die...<br />
...diese Zeitung verteilen sind nicht verantwortlich<br />
<strong>für</strong> deren Inhalt.
<strong>TantePaul</strong> Für mehr Demokratie an der <strong>Uni</strong>l 03<br />
Kurzgefasst:<br />
Horizon Bildungsmese<br />
Vom 9. bis 10. April werden die <strong>Uni</strong> Bremen<br />
und die Hochschule Bremen an der<br />
HORIZON, einer Messe <strong>für</strong> „Studium und<br />
Abiturientenausbildung“ teilnehmen. Hier<br />
wird die <strong>Uni</strong> Seite an Seite mit Unternehmen<br />
wie der Bayer AG, dm und Fielmann<br />
und dem deutschen Militär um junge Abiturient_innen<br />
und bereits studierende und<br />
arbeitende Menschen werben. Wie schade,<br />
dass sich dieses Angebot ausschließlich<br />
an Menschen mit einer abgeschlossenen<br />
Hochschulreife richtet. Junge Absolvent_<br />
innen von Haupt-und Realschule scheinen<br />
im Karriere und Elite Streben dieser sogenannten<br />
„Bildungsmesse“ keinen Platz zu<br />
finden und werden wie gewohnt unter den<br />
Teppich gekehrt.<br />
Hinzu kommt, dass der von HORIZON gewählte<br />
Begriff Bildung mehr als unpassend<br />
erscheint, da es auf dieser Messe vielmehr<br />
um eine AUSbildung junger Menschen als<br />
um ihre Bildung geht. In Form von dualen<br />
Studiengängen und Ausbildungen gebunden<br />
an Unternehmen und ihre fragwürdigen<br />
Interessen, wie z.B. der Bayer AG und nicht<br />
zuletzt dem Militär, das junge Menschen zu<br />
obrigkeitshörigen Soldat_innen formt, sollen<br />
junge Menschen <strong>für</strong> ihre späteren Berufe<br />
herangezüchtet werden. Das geht an der<br />
Idee von freier Bildung leider weit vorbei!<br />
Besonders schade ist zu sehen, wie die <strong>Uni</strong><br />
Bremen in diesem Trend freudig mit eifert,<br />
immer auf der Suche nach neuen Drittmitteln<br />
und Kooperationen mit Unternehmen<br />
und zwangsläufig auch deren Interessen.<br />
Exzellenzinitiative<br />
Einen Schritt weiter in der großen Exzellenzinitiative!<br />
Gegen 22 deutsche <strong>Uni</strong>versitäten<br />
konnte sich die Bremer <strong>Uni</strong> mit 7<br />
weiteren Konkurrenten durchsetzten. Finales<br />
Ziel:“ internationale Sichtbarkeit der<br />
<strong>Uni</strong>versität“. Als ob dies das wichtigste an<br />
der <strong>Uni</strong> ist.<br />
Bis zum 1. September 2011 soll die <strong>Uni</strong> einen<br />
Vollantrag <strong>für</strong> die Förderlinie „Zukunftskonzepte<br />
zum projektbezogenem Ausbau<br />
der universitären Spitzenforschung“ bei der<br />
deutschen Forschungsgemeinschaft und<br />
beim Wissenschaftsrat einreichen. Es geht<br />
also wieder mal ums gute Geld. Zu dumm,<br />
dass eine <strong>Uni</strong> im heutigen Haushaltsplan<br />
der BRD nur dann mehr finanzielle Mittel<br />
erhält, wenn sie sich im „Wettkampf“ gegen<br />
andere <strong>Uni</strong>versitäten durchsetzt. Wäre es<br />
nicht viel schöner, wenn alle <strong>Uni</strong>versitäten<br />
ausreichend (finanziell, personell) versorgt<br />
werden, um die Möglichkeit einerseits <strong>für</strong><br />
selbstbestimmte Bildung <strong>für</strong> alle Menschen<br />
zu sichern und anderseits freie Forschung<br />
zu gewährleisten, in dem die Natur<br />
und die Menschen im Mittelpunkt stehen ?<br />
Freie Bildung stirbt an Konkurrenz!<br />
Für mehr Demokratie<br />
an unserer <strong>Uni</strong>!<br />
…das wünschen sich so einige Studierende<br />
an den <strong>Uni</strong>s. Und so wurde, besonders<br />
seit den letzten Studierenden-Protesten<br />
im Herbst 2009, wieder verstärkt der Ruf<br />
nach Drittel-Parität an den <strong>Uni</strong>versitäten<br />
laut. Doch viel ist seitdem nicht passiert.<br />
Nach wie vor sitzen im Akademischen Senat<br />
(AS), immerhin dem höchsten Entscheidungsgremium<br />
der <strong>Uni</strong>, von 22 lediglich 4<br />
studentische Vertreter_innen. Die absolute<br />
Mehrheit bilden Professor_innen und Dekan_innen<br />
mit insgesamt 12 Sitzen. Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter_innen (WiMis)<br />
und Sonstige Mitarbeiter_innen (SoMis)<br />
sind mit 6 Sitzen vertreten. Demzufolge<br />
bleibt der Einfluss studentischer Interessen<br />
weiterhin vernichtend gering. Und das,<br />
wo doch gerade wir Studierenden die größte<br />
Statusgruppe an der <strong>Uni</strong> stellen.<br />
Über den Tellerrand geschaut: auf nach<br />
Bolivien<br />
In Anbetracht der anstehenden Wahlen<br />
an der <strong>Uni</strong> im Mai, fragte sich <strong>TantePaul</strong><br />
wie es wohl mit der studentischen Partizipation<br />
an den <strong>Uni</strong>s in anderen Ländern, ja<br />
auf anderen Kontinenten aussieht. Und so<br />
machte <strong>TantePaul</strong> sich auf die lange Reise<br />
nach Bolivien, einem Land, welches offiziell<br />
zu den Ländern der „Dritten Welt“ - haben<br />
wir nicht eigentlich nur eine Welt? - zugerechnet<br />
wird. An der staatlichen <strong>Uni</strong>versidad<br />
Mayor de San Andres (UMSA) in La Paz<br />
trug <strong>TantePaul</strong> sich als Student_in ein und<br />
suchte das Gespräch mit hochschulpolitisch<br />
Aktiven.<br />
An der UMSA studieren zur Zeit etwa<br />
70.800 Studierende – also fast vier mal zu<br />
viel wie an unserer <strong>Uni</strong>. Studiengebühren<br />
gibt es nicht. Die Studierenden müssen<br />
ungefähr B$ 27 (1€ = B$ 9,5) pro Semester<br />
zahlen, also umgerechnet etwa 3€<br />
und das ist, trotz der armen Verhältnisse,<br />
<strong>für</strong> die Mehrheit auf jeden Fall machbar.<br />
Insgesamt gibt es an der <strong>Uni</strong> 13 verschiedene<br />
Fakultäten und es werden 57 Studiengänge<br />
angeboten.<br />
Demokratische studentische Beteiligung –<br />
nicht nur bei Wahlen<br />
Die generelle Wahlbeteiligung der Studierenden<br />
an Gremienwahlen ist im Vergleich<br />
zur studentischen Wahlbeteiligung an der<br />
<strong>Uni</strong> Bremen, die jährlich unter 10% (!) liegt,<br />
sehr hoch. Zwischen 60% und 85% sagt die<br />
Statistik und dabei finden die Wahlen immer<br />
nur an einem Tag und nicht eine ganze<br />
Woche wie in Bremen, statt. Doch woran<br />
liegt das? Wahrscheinlich vor allem daran,<br />
dass bei allen Wahlen, in denen nicht Studierende,<br />
sondern Dekan_innen und Rektor_innen<br />
gewählt werde, die Studierenden<br />
mit ihren Stimmen zu 50% zum Wahlergebnis<br />
beitragen. Die anderen 50% teilen sich<br />
Professor_innen und Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter_innen.
04 Diktaturen weg kooperieren<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
Darüber hinaus sind Studierende in Bolivien<br />
an sämtlichen Gremien mit 50% beteiligt<br />
– auch im cosejo universitario, dem höchsten<br />
Entscheidungsgremium der UMSA. Das<br />
heißt, dass Studierende in Bolivien und<br />
anderen Lateinamerikanischen Ländern<br />
einen viel größeren Einfluss auf das hochschulpolitische<br />
Geschehen haben, denn sie<br />
stellen als Statusgruppe die Hälfte aller<br />
Stimmen in den Gremien. Wenn wir uns<br />
jetzt daran erinnern, dass im AS vier von<br />
22 Vertreter_innen Studierende sind und<br />
wir über eine etwas demokratischere <strong>Uni</strong><br />
schon glücklich wären und wieder ein Drittel<br />
der Sitze stellen könnten, klingt dieses<br />
System wie eine Utopie.<br />
Für mehr studentische Beteiligung an den<br />
<strong>Uni</strong>s<br />
Und trotzdem sind die Studierenden in Bolivien<br />
mit diesem System nicht allzu sehr<br />
Aufbau der studentischen Institutionen in Bolivien<br />
Vergleichbar mit dem StugA (StudiengangsAktiven) in<br />
Bremen besitzt jeder Studiengang ein centro estudiantes,<br />
welches sich vor allem um die Belange und Probleme der<br />
Studierenden in den spezifischen Studiengängen kümmert.<br />
Gewählt wird aller ein bis zwei Jahre und die Wahlbeteiligung<br />
beträgt zwischen 60% und 80%.<br />
Die Vertreter_innen des centro estudiantes facultivos (CEFACS)<br />
werden ebenfalls aller zwei Jahre gewählt und auch da<br />
ist die Wahlbeteiligung ähnlich hoch. Ihr Zuständigkeitsbereich<br />
sind die jeweiligen Fakultäten mit all den dazu<br />
gehörigen Aufgaben und Verantwortungen.<br />
Als nächste Stufe steht die federación universitaria local (FUL).<br />
Nach Aussagen Studiengangs-Aktiver enthält diese Institution<br />
das meiste Geld und ist deshalb leider auch die<br />
korrupteste. Wie in vielen armen Ländern ist auch in Bolivien<br />
Korruption, und zwar trotz der sich als sozialistische<br />
verstehenden indigenen Regierung von Evo Morales, ein<br />
großes Thema. Generell ist die FUL auf dem universitären<br />
Niveau <strong>für</strong> die Interessen der Studierenden tätig und wir<br />
ebenfalls aller zwei Jahre gewählt.<br />
Ganz oben an der Spitze steht die confederación universitaria<br />
Bolivia (CUB), deren studentische Vertreter_innen <strong>für</strong> drei<br />
Jahre im Amt sind. Die CUB der UMSA arbeitet mit anderen<br />
bolivianischen <strong>Uni</strong>s auf nationaler Ebene zusammen und<br />
vertritt die Interessen der Studierenden vor der Regierung.<br />
Daneben gibt es immer wieder Vollversammlungen von und<br />
<strong>für</strong> Studierende oder auch Statusgruppen übergreifend.<br />
Zuletzt erst in den letzten Wochen, als die <strong>Uni</strong>versität <strong>für</strong><br />
den Erhalt ihrer Autonomie protestierte und daher spontan<br />
die UMSA <strong>für</strong> drei Tage geschlossen blieb, um auf die<br />
Straße gehen zu können.<br />
zufrieden. Demokratisch ist das aus ihrer<br />
Sicht noch lange nicht. Schließlich stellen<br />
sie an der <strong>Uni</strong> ebenfalls die größte Statusgruppe<br />
und demnach wäre das Partizipationssystem<br />
erst gerecht, wenn sie verhältnismäßig<br />
einen größeren Anteil der Sitze<br />
zugesprochen bekommen würden.<br />
Nichtsdestotrotz haben Studierende in Bolivien<br />
weitaus mehr Mitspracherecht und<br />
Einfluss als wir an der <strong>Uni</strong> Bremen. Studierende<br />
in Bolivien werden als ernstzunehmende<br />
Partner_innen angesehen und es<br />
ist kaum möglich, über deren Kopf - wie<br />
es die <strong>Uni</strong> in den vergangen Jahren so gern<br />
und oft getan hat – hinweg zu bestimmen.<br />
Ohne die Stimmen der Studierenden geht<br />
es nicht und so ist es <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />
wichtig aufeinander einzugehen und sich<br />
ernst zu nehmen. Und das beste daran, es<br />
funktioniert.<br />
Eine <strong>Uni</strong> ohne Studiengebühren, mit qualitativ<br />
hoher Lehre, mit hoher studentischer<br />
Wahlbeteiligung (weil die Studierenden<br />
wissen, wo<strong>für</strong> sie ihre Stimme abgeben)<br />
und mit einer studentischen Beteiligung<br />
von 50% ist keine hirngespenstige Utopie,<br />
sondern pure Realität. Und es geht immer<br />
noch besser.<br />
Also seien wir realistisch, fordern wir das<br />
Unmögliche!<br />
Kämpfen wir weiter! Für eine demokratische<br />
<strong>Uni</strong> – hier und jetzt!<br />
LiSA – Liste der StudiengangsAktiven<br />
CUB<br />
Wahl <strong>für</strong> 3 Jahre<br />
nationale Ebene<br />
FUL<br />
Wahl <strong>für</strong> 2 Jahre<br />
<strong>Uni</strong>versitätsebene<br />
Centro Estudiantes<br />
Facultaivo<br />
Wahl <strong>für</strong> 2 Jahre<br />
Fachbereichsebene<br />
Centro estudiantes<br />
Wahl <strong>für</strong> 1-2 Jahre<br />
Studiengansebene<br />
Studierende<br />
Wie die Hochschule<br />
eine Diktatur weg-kooperierte.<br />
Als Studierendenvertreter kann man die<br />
merkwürdigsten Sachen erleben. Da wird<br />
versucht einem Kot als Erdbeeren zu verkaufen<br />
und wenn man dann aber darauf<br />
hinweist, dass es immer noch Kot ist, wird<br />
man belächelt und geschnitten während<br />
der Rest sich im Kot wälzt und von Erdbeeren<br />
spricht.<br />
Der vorläufige Höhepunkt eines solchen<br />
unappetitlichen Vorganges gab es in der<br />
Sitzung des Akademischen Senates der<br />
Hochschule vom 26.10.2010. Der Top drehte<br />
sich um den Expo-Stand der Hochschule<br />
in Shanghai und die Konrektorin <strong>für</strong> Internationales<br />
Berninghausen schwärmte<br />
von der positiven Resonanz und den tollen<br />
Kontakten die sich <strong>für</strong> die Hochschule ergaben.<br />
Bei solchen Schwärmereien über<br />
Wirtschaftskontakte bekomme ich immer<br />
ein mulmiges Gefühl.<br />
China gibt ein Dreck auf Menschenrechte<br />
ist aber gleichzeitig ein Wirtschaftspartner,<br />
der von der westlichen Welt nicht ignoriert<br />
werden kann. Der Westen sieht sich ja als<br />
Vorreiter in Sachen Menschenrechte – doch<br />
bei China gibt es ein Paradoxon. Hier muss<br />
sich nämlich der Westen entscheiden:<br />
Menschenrechte oder Wirtschaftskontakte?<br />
Hm, schwer, schwer.... So auch in dieser<br />
Sitzung. Sind Menschenrechte wichtiger<br />
als Kooperationen? Kann eine Einrichtung<br />
wie Hochschule da eigentlich eine Position<br />
beziehen? Sollte sie? Ist es ihre Aufga-
<strong>TantePaul</strong> GW3 WInterschlaf beendet 05<br />
be sich auch zu sozialen Problematiken zu<br />
äußern?<br />
« O-Ton: Diktaturen können<br />
auch durch Kooperationen<br />
überwunden werden<br />
Wer hier sofort mit ja stimmt, kennt die<br />
Hochschule nicht. Natürlich sind Kooperationen<br />
wichtiger als Menschenrechte! Ein<br />
Mensch kann schnell neu gezeugt werden<br />
– aber eine Kooperation? Da hängt Geld<br />
dran!! Wirtschaftskontakte!! Und wenn<br />
es hart auf hart kommt – O-Ton: Diktaturen<br />
können auch durch Kooperationen überwunden<br />
werden – so die Konrektorin <strong>für</strong> Internationales.<br />
Leider konnte die gute Frau<br />
sich nicht erinnern bei welchen dies schon<br />
gelungen ist. Aber egal – Konsequenz aus<br />
der Inkonsequenz: Die Hochschule sollte<br />
sich irgendwann mal Gedanken machen<br />
wie sie mit dem Thema umgeht – aber bitte<br />
nichts überstürzen. Auf Menschen kann<br />
die Hochschule verzichten – aber nicht auf<br />
Kontakte. Und damit zurück zur Tagesordnung<br />
– es muss ja noch bemängelt werden,<br />
dass die Hochschule nicht bei der Einheitsfeier<br />
vertreten war. Dabei war das doch das<br />
Ereignis bei dem eine Diktatur weg-kooperiert<br />
wurde und die Wirtschaft einen Ausverkauf<br />
feierte, der seines gleichen sucht.<br />
Na dann: Guten Appetit!<br />
Winterschlaf beendet.<br />
Es wird wieder gebaut am GW3. Türen und Fenster werden angebracht und der Lehm wartet nur darauf in die Fächer geworfen<br />
zu werden. Ein guter Zeitpunkt um nach vorne zu blicken und sich Gedanken zu machen, womit dieser Freiraum<br />
gefüllt werden kann.<br />
Was bedeutet das überhaupt, Freiraum?<br />
Die Handlungsmöglichkeiten, die uns der<br />
<strong>Uni</strong>-Alltag lässt sind doch relativ begrenzt.<br />
Es gibt Orte <strong>für</strong> Vorlesungen, in der Mensa<br />
wird gegessen und zum Lernen geht<br />
mensch in die Bibliothek. Andere Aktivitäten<br />
sind nebensächlich, die <strong>Uni</strong> ist schließlich<br />
zum Lernen da, nicht zum Leben. Deswegen<br />
brauchen wir Freiräume! Orte, an<br />
denen wir abschalten, durchatmen, nachdenken,<br />
einfach nur Freund_innen treffen<br />
können. Orte <strong>für</strong> selbstorganisierte Veranstaltungen,<br />
Filmabende, Parties, ein selbstorganisiertes<br />
Café...<br />
Doch Freiräume sind mehr als das, sie<br />
haben auch eine gesellschaftliche Perspektive.<br />
Dort können wir versuchen, gesellschaftliche<br />
Konventionen und Zwänge<br />
abzulegen und Ideen eines solidarischen<br />
« Planungs- und Zukunftstreffen<br />
20. April // 18:30<br />
Freiraum an der Hochschule<br />
Miteinanders entwickeln, ausprobieren und<br />
nach außen tragen. Wie können Entscheidungen<br />
getroffen werden ohne Hierarchien<br />
aufzubauen? Wie gehe ich mit Mitmenschen<br />
um, wenn ich nicht nur funktionieren<br />
muss? Diesen Fragen und vielen anderen<br />
können wir in einem Freiraum nachgehen<br />
– wenn wir uns darum bemühen.<br />
Aber jetzt mal konkret! Wie geht es mit<br />
dem GW3 weiter?<br />
Das GW3 ist das was wir alle daraus machen!<br />
Auch wenn durch die langen, zähen<br />
Bauphasen gerade nur eine überschaubare<br />
Gruppe Aktive_r übrig geblieben ist, soll<br />
das kein Privatprojekt von wenigen sein.<br />
Wir wollen dich, wir wollen viele sein, wir<br />
wollen bunt sein! Wenn du nun Lust hast,<br />
dich beim GW3 einzubringen, eine Idee hast<br />
wie du es nutzen möchtest, Fragen hast<br />
oder dir alles erstmal ansehen willst, dann<br />
komm vorbei zum Planungs- und Zukunftstreffen<br />
am 20. April um 18:30 im Freiraum<br />
an der Hochschule Neustadtswall (Eingang<br />
bei der Mensa, der Beschilderung folgen,<br />
Raum WKL107)<br />
Außerdem gibt es noch das regelmäßige<br />
GW3 Plenum, auf dem organisatorische<br />
Dinge besprochen werden und das auch<br />
allen offen steht die sich einbringen möchten.<br />
Hie<strong>für</strong> treffen wir uns jeden Dienstag<br />
um 17:00 im Kurzschluss in der Lahnstraße.<br />
Für das alles und Weiteres:<br />
gw3.alles<strong>für</strong>alle.de<br />
Schaffen wir uns unseren eigenen Raum!<br />
Die GW3-Initiative<br />
Die Geschichte des GW3<br />
Im Wintersemester 03/04 streikten die Bremer Studierenden<br />
auf Grund der Einführung von Verwaltungsgebühren<br />
und der immer schlechter werden Studienbedingungen.<br />
So kam bei den Streikenden die Idee auf, ein<br />
Zeichen gegen Raumknappheit - ein damals noch drängenderes<br />
Thema als heute – zu setzen und gleichzeitig<br />
einen studentischen Freiraum zu schaffen.<br />
Somit wurde innerhalb weniger Tage eine farbenfrohe<br />
Holzhütte zwischen der Glashalle und dem MZH errichtet:<br />
das GW3.<br />
Fast wäre das GW3 Geschichte, denn dem geplanten<br />
Umbau des MZHs inklusive repräsentativer Glasfassade<br />
stand es im Weg. Daher organisierten Studierende<br />
in letzter Minute einen Umzug. In liebevoller<br />
Knochenarbeit erlebte die Hütte erst ihren kompletten<br />
Ab- und dann den erfolgreichen Wiederaufbau am<br />
neuen Standort am Mensasee.<br />
Doch auch dort war das GW3 nicht lange vor fragwürdigen<br />
Baumaßnahmen sicher. Im Zuge der Anlage des<br />
„Campusparks“ im Herbst 2009 sollte die Wiese am<br />
Mensasee ein paar Betonstufen bekommen. Einen erneuten<br />
Umzug hätte die Konstruktion des GW3s nicht<br />
überlebt und so fanden sich eine Menge Leute zusammen<br />
die die Hütte verteidigen wollten. Schlussendlich<br />
mussten erst viele aufgebrachte Menschen dem Kanzler<br />
einen Besuch abstatten damit die <strong>Uni</strong> ernsthaft<br />
Verhandlungen aufnehmen wollte und dann finanzielle<br />
Mittel <strong>für</strong> einen Neubau zur Verfügung stellte.<br />
Nun wird seit dem Sommersemester 2010 am „neuen<br />
GW3“, einem Lehmfachwerkhaus, gebaut und aller<br />
Voraussicht nach wird es im Laufe des Sommers 2011<br />
nutzbar sein.
06 Zu Rassismus und FZS<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
Kein Mensch ist illegal!<br />
Fünf Tage lang AntiRa an der <strong>Uni</strong>?<br />
Eine Auseinandersetzung mit Rassismus und dem fzs Vor einiger Zeit kündigte der AStA an, er plane an der <strong>Uni</strong> das Festival<br />
contre le racisme im Juni zu veranstalten. Dieses Festival wird deutschlandweit vom 06. bis 10. Juni stattfinden und<br />
ist Teil der bundesweiten Kampagne vom fzs – Freier Zusammenschluss von StudentInnenschaften.<br />
Der AStA und der fzs – oder wie mensch<br />
überflüssiges Geld los wird<br />
Dem fzs ist der Juso- und Grünen-AStA<br />
schon lange verfallen. Nachdem der ehemalige<br />
Linke-Listen-AStA über mehrere<br />
Jahre versucht hat, genau aus diesem Verband<br />
herauszukommen, um die Mitgliedsbeiträge<br />
von jeden einzelnem Studierenden<br />
<strong>für</strong> sinnvollere Zwecke zu nutzen, plant<br />
der AStA genau darin wieder einzutreten.<br />
Das bedeutet eine zusätzliche Belastung<br />
von 14.500€ jährlich und bereits im neuen<br />
Haushaltsjahr sind diese Gelder verplant.<br />
Der Haushaltsposten „Mitgliedsbeiträge“<br />
wurde vom amtierenden Mitte-Rechts-<br />
AStA von ca. 3000€ auf 17.600€ erhöht,<br />
sicherheitshalber – so heißt es, damit im<br />
Falle eines Wiedereintritts genügend Geld<br />
zur Verfügung steht. Der Wiedereintritt in<br />
den fzs ist nach wie vor sehr umstritten –<br />
und da<strong>für</strong> bzw. dagegen gibt es zahlreiche<br />
gute und gewichtige Gründe:<br />
Der fzs ist in erster Linie ein Zusammenschluss<br />
von institutionellen ASten, was<br />
nicht zwangsläufig hochschulpolitisch aktive<br />
Studierende miteinschließt. Insgesamt<br />
sind etwa 80 ASten von ca. 300 Hochschulen<br />
in diesem Verband – also weniger als<br />
ein Drittel! - vertreten. Dass nur so wenige<br />
Interesse an der Zusammenarbeit mit dem<br />
fzs haben, liegt zum einen daran, dass dieser<br />
Verband eine sehr antiemanzipatorische<br />
Politik vertritt, dem zudem eine hierarchische<br />
Organisationsstruktur zu Grunde<br />
liegt. Der fzs betreibt vor allem eines: Lobbypolitik.<br />
So sind hauptsächlich Menschen<br />
vertreten, die eine große Karriere in diversen<br />
Parteien, Gewerkschaften oder Ministerien<br />
anstreben. Einen gesamtgesellschaftlichen<br />
Anspruch haben sie zumeist<br />
jedoch nicht. Im Gegenteil, oft verläuft ihre<br />
Politik eher konträr zu progressiven Ideen<br />
wie die Idee von freier Bildung, Basisdemokratie<br />
oder Selbstverwaltung und -organisation.<br />
Darüber hinaus arbeiten in den fzs-<br />
Strukturen Menschen mit, die eine extrem<br />
konservative bis hin zu menschenverachtende<br />
nationalistische Position vertreten.<br />
Aber mit rechten Strukturen hat der amtierenden<br />
AfA/CampusGrün-AStA ja eh keine<br />
Probleme, wie wir bereits erfahren haben.<br />
Was ihre Politik jedoch noch unglaubwürdiger<br />
macht, ist ihre angebliche Ablehnung<br />
von Studiengebühren. Schließlich hat sich<br />
der fzs bis heute nicht gegen die Einführung<br />
von Studiengebühren ausgesprochen.<br />
Und auch an der Umsetzung des Bologna-<br />
Prozesses, dessen katastrophalen Auswirkungen<br />
wir tagtäglich am eigenen Leib zu<br />
spüren bekommen, war der fzs ganz vorn<br />
mit dabei.<br />
Und so stellt sich uns die Frage, worin überhaupt<br />
der Vorteil einer solchen Mitgliedschaft<br />
liegt? Die Antwort lieferte der AStA<br />
bereits auf einer SR-Sitzung im November:<br />
Wenn der AStA Probleme hat, dann hilft<br />
der fzs sofort. Denn dann kommt der fzs-<br />
Vorstand persönlich mit einem Koffer voller<br />
Kampagnenmaterial, Broschüren und<br />
Plakaten nach Bremen gefahren, um an<br />
Ort und Stelle zu helfen... Darauf ist der<br />
amtierende AStA angewiesen? Na herzliches<br />
Beileid.<br />
Festival contre le racisme und wie einige<br />
davon lernen können<br />
Um sein Image ein wenig aufzupolieren,<br />
veranstaltet der fzs einmal im Jahr das<br />
Festival contre le racisme. Und da steigt<br />
der derzeitige AStA natürlich begeistert<br />
mit ein. Schließlich ist das Thema AntiRa<br />
hip und modern und kann gar nicht oft genug<br />
erwähnt werden.<br />
Doch weil der AStA ungern allein antirassistisch<br />
sein möchte, ruft er die Studierendenschaft<br />
auf, sich ebenfalls fünf Tage lang<br />
dem Thema Antirassismus zu verschreiben.<br />
Beteiligen kann sich jede_r, der_die<br />
eine kreative Idee hat, um sich diesem<br />
Thema zu nähern. Mit Kunst- und Fotoprojekten,<br />
Ausstellungen, einem Zirkus oder<br />
Theatervorstellungen soll sich mit Themen<br />
wie Rassismus, Xenophobie oder Migration<br />
auseinandergesetzt werden. Ob es dabei<br />
auch einen inhaltliche Auseinandersetzung<br />
geben wird, ist bis jetzt ungewiss.<br />
Sicher jedoch ist, dass gerade die Referentin<br />
<strong>für</strong> Gleichstellung, die dieses Festival<br />
organisiert, noch eine ganze Menge<br />
über Rassismus lernen wird. Schließlich<br />
tut gerade sie sich auf ihrem Block durch<br />
rassistische Stereotypen über den_die<br />
„Afrikaner_in“ hervor (http://tricky-ricy.<br />
de/?p=89). So unterstellt sie unter anderem<br />
einem kompletten Kontinent Homophobie<br />
und übergriffiges Verhalten. Und<br />
auch das Studentenwerk, das einen Beitrag<br />
<strong>für</strong> dieses Festival leisten wird, sollte<br />
sich zur nächsten WM überlegen, ob sie,<br />
wenn überhaupt schon Nationalflaggen<br />
an der <strong>Uni</strong> auftauchen -die Mensa wieder<br />
nur mit der schwarz-rot-goldenen Flagge<br />
Flaggen behängen will. Schließlich sollte<br />
ein identitäres Konstrukt wie „Nation“ an<br />
der <strong>Uni</strong> und in der Wissenschaft eigentlich<br />
keine Rolle spielen.<br />
Fünf Tage lang Antirassistisch und danach?<br />
Ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen<br />
finden wir wichtig, doch sollte es dabei<br />
nicht bleiben. Denn Rassismus begegnet<br />
uns nicht nur in diesen speziellen fünf Tagen.<br />
Rassismus ist tagtäglich gegenwärtig<br />
und präsent – sei es in den Medien oder im<br />
ganz normalen Alltag; da bedarf es einer<br />
Vielfalt von Zeichen, Handlungen und Aktionen.<br />
Meist sind wir selbst Teil dieser rassistischen<br />
Strukturen und zwar ohne dass<br />
es uns immer ganz bewusst ist. Der Kampf<br />
gegen Rassismus beinhaltet daher auch<br />
sein eigenes Verhalten und Handeln stets<br />
zu hinterfragen und zu reflektieren, denn<br />
jede_r von uns ist Teil dieser Gesellschaft,<br />
in der wir leben und welche kontinuierliche<br />
rassistische Ausschlüsse praktiziert. Wollen<br />
wir also wirklich ernsthaft den Kampf<br />
gegen Rassismus aufnehmen, dann sollten<br />
wir zuerst bei uns selbst anfangen. Darüber<br />
hinaus sollte uns bewusst sein, dass<br />
die Aufnahme eines solchen Kampfes vor<br />
allem heißt, in unserem Alltag Augen und
<strong>TantePaul</strong> Interview mit Tante Paull 07<br />
Ohren offen zu halten und gegen die ganz<br />
„normalen“ rassistischen Gegebenheiten<br />
anzugehen – und das nicht nur an einem<br />
oder fünf Tagen, sondern ein ganzes Leben<br />
lang!<br />
Was nicht passt, wird passend gemacht –<br />
eine Anmerkung zum Schluss<br />
Zuletzt soll noch darauf hingewiesen werden,<br />
dass der AStA lieber ein antirassistisches<br />
Festival veranstaltet, anstatt finanzielle<br />
Unterstützung antirassistischen<br />
Projekten zukommen zu lassen. Eine Anfrage<br />
der Liste AntiRa diesbezüglich hatten<br />
die Listen AfA und CampusGrün letzten<br />
Sommer aus angeblichen Geldgründen<br />
abgelehnt. 14.500€ <strong>für</strong> einen rückständigen<br />
Verband namens fzs haben sie jedoch<br />
ohne Probleme übrig. Stellen wir uns lieber<br />
erst gar nicht vor, wie viele antirassistische<br />
Projekte mit diesem Geld hätten unterstützt<br />
werden können.<br />
LiSA – Liste der StudiengangsAktiven<br />
Wider dem Schein der<br />
horrenden Realität.<br />
Ein Exklusivinterview von und mit <strong>TantePaul</strong> Ganz im Stil des amtierenden Mitte-Rechts-AStA möchte <strong>TantePaul</strong> heute<br />
selbst einmal die Erfahrung machen, wie es ist sich selbst zu interviewen. Und <strong>TantePaul</strong> hat sich auch schon fleißig viele<br />
Fragen ausgedacht, die er_sie sich gern selbst stellen möchte. Thema soll das angekündigte CampusMagazin, dass Mitte<br />
Mai – übrigens passend vor den anstehenden Gremienwahlen – erscheinen soll, sein.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Liebe_r <strong>TantePaul</strong>, seit geraumer<br />
Zeit ist – wie du sicherlich weißt<br />
– das CampusMagazin namens Scheinwerfer<br />
in Arbeit. Was hältst du davon?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Ja, davon habe ich tatsächlich<br />
schon gehört. Das neue CampusMagazin<br />
soll die Grundlage der studentischen<br />
Öffentlichkeit an der <strong>Uni</strong> bilden und<br />
dazu noch die kulturellen und geistigen<br />
Belange aller Studierender fördern<br />
(vgl. SR-Antrag von AfA und Campus-<br />
Grün vom 13.12.2010). Da haben sie<br />
sich wirklich viel vorgenommen, muss<br />
ich zugeben. Denn ehrlich gesagt, weiß<br />
ich schon mal gar nicht was die geistigen<br />
und kulturellen Belange von 18.000<br />
Studierenden sind und wie sie diese<br />
dann auch noch fördern wollen, das ist<br />
und bleibt mir vorerst ein Rätsel. Überhaupt<br />
frage ich mich, ob solch eine Förderung<br />
überhaupt notwendig ist oder<br />
ob nicht jede_r Studierende selbst in<br />
der Lage ist, ihre bzw. seine kulturellen<br />
und geistigen Belange selbstständig<br />
zu fördern. Denn er_sie muss es ja<br />
am besten wissen, was er_sie will. Und<br />
soweit ich weiß, haben auch alle 18.000<br />
Studis einen eigenen Kopf zum Denken<br />
und Handeln.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Aber die studentische Öffentlichkeit<br />
zu stärken und mehr Licht ins<br />
Dunkle zu bringen, ist doch eigentlich<br />
eine super Idee oder?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Ja, aber selbstverständlich.<br />
Aus diesem Grund heraus gibt es ja auch<br />
mich. Denn auch ich habe das Anliegen,<br />
wieder mehr Licht in dieses große <strong>Uni</strong>-<br />
Wirrwarr zu bringen. Dabei ist es mir<br />
aber wichtig, offen und durchaus auch<br />
kritisch von Geschehnissen rund um<br />
den Kosmus <strong>Uni</strong>versität und auch darüber<br />
hinaus berichten zu können. Dass<br />
heißt auch, dass ich keine Rücksicht auf<br />
irgendwelche Meinungen und Anweisungen<br />
von Institutionen und Parteien<br />
nehmen möchte. Ich will den Mund aufmachen<br />
und laut herausschreien, was<br />
mich alles stört und was ich denke.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Und das ist beim neuen CampusMagazin<br />
nicht möglich?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Naja, dieses CampusMagazin<br />
ist von Anfang an ein Projekt von<br />
„unserem“ derzeitigen SR-Präsidenten,<br />
welcher gleichzeitig der Liste AfA, also<br />
den Jusos, angehört. Dementsprechend<br />
wurde die Idee des Projektes auch vom<br />
amtierenden AStA an den SR herangetragen.<br />
Und da der Mitte-Rechts-AStA<br />
gemeinsam mit dem konservativen<br />
RCDS momentan die Mehrheit im<br />
SR stellt, war es dann auch gar nicht<br />
schwer diese Idee zu realisieren.<br />
Offiziell wird dieses Magazin natürlich<br />
von der Studierendenschaft Bremen herausgegeben,<br />
welche in unseren ach so<br />
demokratischen Strukturen durch den<br />
SR vertreten wird. Im Klartext heißt das<br />
jedoch, dass von den 25 SR-Mitgliedern<br />
– welche offiziell alle 18.000 Studierenden<br />
inklusive deren Meinungen vertreten<br />
sollen – nur 13 davon dieses Projekt<br />
gut finden und zustimmen mussten,<br />
damit es letztendlich heißen kann: Im<br />
Namen der Studierendenschaft, also<br />
von ungefähr 18.000 Studis, wird das<br />
neue CampusMagazin herausgegeben.<br />
Klingt abgefahren, ist aber so.<br />
<strong>Alle</strong>s in allem hat der AStA also auf jeden<br />
Fall seine Finger im Spielchen – sei<br />
es nun direkt oder indirekt. Zwar hieß<br />
es, dass die Bewerber_innen keiner<br />
hochschulpolitischen Gruppe oder Liste<br />
angehören dürfen, aber wer hat denn<br />
letztendlich aus den angeblich über 100<br />
Bewerber_innen die Koordinator_innen<br />
und Ressortsprecher_innen ausgewählt?<br />
<strong>TantePaul</strong> war es nicht. Und<br />
wo treffen sich die Auserwählten <strong>für</strong><br />
die Erarbeitung des CampusMagazin?<br />
Natürlich auf der AStA- Etage. Zudem<br />
kommt das Geld – immerhin 25.000 €<br />
zur Finanzierung des Projekts – aus dem<br />
AStA-Haushaltstopf. Es gibt dementsprechend<br />
eine finanzielle Abhängigkeit<br />
vom AStA und die Koordinator_innen<br />
und Ressortsprecher_innen sind dem<br />
SR gegenüber Rechenschaftspflichtig.<br />
Das heißt auch, dass, wenn es in letzter<br />
Konsequenz der Mehrheit im SR – also<br />
ganzen 13 Personen! – irgendetwas an<br />
diesem CampusMagazin nicht passt,<br />
es dieses dementsprechend dann auch<br />
nicht gibt. So scheint dieses kommende<br />
Magazin zwar nach außen neutral, aber<br />
hinter den Kulissen ist genau dieses<br />
CampusMagazin politisch gefärbt und<br />
alles andere als unabhängig.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Und was ist an <strong>TantePaul</strong> so<br />
anders?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Zuerst einmal ist diese Zeitung<br />
ein komplett selbstorganisiertes<br />
und hierarchiearmes Projekt von und<br />
<strong>für</strong> Studierende. Es gibt keine Hauptkoordinator_innen<br />
und erst recht keine
08 Fick die <strong>Uni</strong><br />
<strong>TantePaul</strong><br />
Geschäftsführer_in wie einst von AfA<br />
und CampusGrün vorgesehen. Wir haben<br />
zwar nicht 25.000€ zur Verfügung,<br />
aber schließlich kann mensch auch mit<br />
wenigen Mitteln großes erreichen. Eine<br />
Anzeigenaquise, wie <strong>für</strong> das Campus-<br />
Magazin eventuell vorgesehen, wird<br />
es zum Beispiel bei <strong>TantePaul</strong> niemals<br />
geben. Auch wollen wir <strong>für</strong> unser Engagement<br />
kein Geld – die Zeitung ist <strong>für</strong><br />
alle kostenlos. Für das CampusMagazin<br />
hat jede_r Studierende in Form des Semesterbeitrags<br />
von 9,50€ <strong>für</strong> den AStA<br />
gezahlt. Die Studierenden und (linken)<br />
Listen, die sich daran beteiligen, haben<br />
<strong>TantePaul</strong> aus eigenem Antrieb heraus<br />
begonnen und mussten nicht erst<br />
groß per AStA-Aufruf gesucht werden.<br />
Zeit und Engagement sind vollkommen<br />
unbezahlt, was auch bedeutet, dass es<br />
den Beteiligten wichtig ist, selbst den<br />
Mund aufzumachen und sich an laufenden<br />
Diskussionen reflektiert zu beteiligen.<br />
<strong>Alle</strong> sind in irgendeiner Form<br />
im Hochschulpolitischen Bereich aktiv,<br />
bringen daher gewisse Erfahrung mit,<br />
kennen die Strukturen der <strong>Uni</strong> und wissen,<br />
wie der Hase läuft.<br />
Vor einem Jahr bezeichneten AfA und<br />
CampusGrün einmal die Personen des<br />
alten LinkenListen-AStAs als Exoten,<br />
die ihren Idealen hinterher hängen und<br />
auf die nächste Revolution warten. Aus<br />
diesem Grund plädierten diese Listen<br />
schon damals <strong>für</strong> mehr bezahltes Engagement.<br />
Mittlerweile mussten sie<br />
jedoch wohl einsehen, dass, wer sich<br />
politisch an der Hochschule engagieren<br />
will, so einiges – meist das Studium –<br />
hintenan stellen muss. Es ist eben eine<br />
Frage der Priorität und was einem_einer<br />
im Leben wichtig ist. Der amtierende<br />
AStA-Vorstand von AfA kann da wohl<br />
jetzt ein Lied von singen, denn viel Zeit<br />
zum Studieren blieb wohl nicht. Den Beteiligten<br />
an <strong>TantePaul</strong> ist es wert, genau<br />
diese Zeit aufzubringen, um Missstände<br />
an der <strong>Uni</strong> aufzudecken und <strong>für</strong> eine<br />
bessere, gerechtere und lebenswerter<br />
Gesellschaft zu kämpfen.<br />
Darüber hinaus haben sich alle Beteiligten<br />
an <strong>TantePaul</strong> eine Art Kodex auferlegt:<br />
so haben menschenverachtende<br />
Statements, sowie sexistische, rassistische,<br />
nationalistische etc. Texte nichts<br />
in <strong>TantePaul</strong> zu suchen.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Du hast also nicht vor mit<br />
dem neuen Scheinwerfer zusammen<br />
zuarbeiten?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Nein, da besteht bis jetzt kein<br />
Interesse. Das Linke Lager hat sich von<br />
Anfang an von diesem Projekt distanziert.<br />
Die linken Listen haben keine Lust<br />
zum Spielball dieses scheinbar so demokratischen<br />
und neutralen Projekts<br />
zu werden. Außerdem ist es ihnen wichtig,<br />
gerade dem RCDS und seinem rechten<br />
konservativen Bla eben nicht noch<br />
mehr Raum zu geben.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Das soll heißen, du magst den<br />
RCDS nicht?<br />
<strong>TantePaul</strong>: Ja, der RCDS und auch die anderen<br />
parteinahen Listen gehören nicht<br />
gerade zu meinen Freund_innen. Nach<br />
wie vor habe ich große Kritik an dem<br />
System der parlamentarischen Demokratie,<br />
an dessen Parteien nun mal Teil<br />
von sind. Ich bin davon überzeugt, dass<br />
wir Menschen mehr können, als aller<br />
vier Jahre einmal unsere Stimme abzugeben,<br />
um uns dann seelenruhig regieren<br />
zu lassen.<br />
Und den RCDS mag ich deshalb ganz<br />
besonders nicht, weil diese Hochschul-<br />
Listen zum einem immer wieder starke<br />
Verknüpfungen zu Burschenschaften<br />
und anderen Verbindungen aufweist.<br />
Außerdem tauchen immer wieder Fälle<br />
auf, indem sich die Listen mit rechten<br />
Parteien und der rechtsradikalen Szene<br />
verstrickt hat. So wurden die Listen<br />
beim letzten Wahlkampf an den <strong>Uni</strong>s<br />
im letzten Jahr bundesweit von der JN<br />
– den Jungen Nationaldemokraten, der<br />
Jugendorganisation der NPD – unterstützt<br />
(siehe auch: httantepaul://www<br />
jn-buvo de/index php/component/content/article/223).<br />
Es ist sogar schon<br />
soweit gekommen, dass sich die Junge<br />
<strong>Uni</strong>on vom RCDS distanziert, da sie die<br />
Aussagen von ihnen manchmal sogar<br />
als zu rechts empfinden. Des Weiteren<br />
ist eines der Hauptziele des RCDS selbstorganisierte<br />
Strukturen der Studierendenschaft<br />
weitergehend abzuschaffen.<br />
Ganz abgesehen von dem immer<br />
wieder wahnsinnig sexistischen Wahlkämpfen<br />
in den letzten Jahren – auch<br />
an unserer <strong>Uni</strong>.<br />
Der RCDS unterstützt im Übrigen nicht<br />
nur das Projekt CampusMagazin mit,<br />
um endlich eine professionelle Berichterstattung<br />
zu realisieren und seine arg<br />
konservativen Standpunkte darüber zu<br />
verbreiten, sondern auch den amtierenden<br />
Minderheiten-AStA von AfA und<br />
CampusGrün. Als Dank da<strong>für</strong> ist einer<br />
von ihnen auch in das SR-Präsidium<br />
von AfA und CampusGrün in der letzten<br />
konstituierenden Sitzung des AStA gewählt<br />
wurden. <strong>TantePaul</strong> hat jedenfalls<br />
keine Lust, dem RCDS noch mehr Raum<br />
als die Liste ohnehin schon durch dem<br />
AStA bekommen hat, zu geben.<br />
<strong>TantePaul</strong>: Vielen Dank, <strong>TantePaul</strong> =)<br />
Fick die <strong>Uni</strong>.<br />
Der folgende Text ist entstanden aus einem tagelangen Ohrwurm des Lieds „Fick die <strong>Uni</strong>“ der Antilopengang feat. Danger<br />
Dan [http://www.youtube.com/watch?v=3ZsK5WTAv_o]. Fetzen des Texts wecken Neugier, mal genauer über unsere<br />
schöne <strong>Uni</strong> nachzudenken. Was ist das eigentlich <strong>für</strong> ein Ort, zu dem wir uns nolens volens immer wieder hinschleppen?<br />
Individuelles Genervtsein vom <strong>Uni</strong>betrieb<br />
ist uns allen vertraut: Klausurenphase, blöder<br />
Stundenplan, langweilige Seminare mit<br />
Anwesenheitspflicht und das Prüfungsamt<br />
machen es echt nicht zum Spaß, zu studieren.<br />
Andererseits haben wir ganz schön<br />
Glück, uns überhaupt hier ausbilden lassen<br />
zu dürfen, statt 8-Stunden-Schichten bei<br />
Daimler zu schieben. Wo stehen also Studis<br />
im gesellschaftlichen Kontext und was<br />
heißt studieren überhaupt?<br />
„..<strong>Uni</strong> ist anders als Schule, weil nur Streber<br />
übrig sind....“<br />
Du kannst einen Studierendenausweis<br />
vorzeigen? Herzlichen Glückwunsch! Dann<br />
kann der Spaß ja beginnen: Fit sein – schlau<br />
sein – motiviert sein ist der Beat der <strong>Uni</strong><br />
wie auch aller anderen Lernfabriken, die<br />
wir bisher erfolgreich durchlaufen durften.<br />
Wie in der ganzen Gesellschaft trimmen<br />
sich auch an den Hochschulen in Bremen<br />
die Menschen, um in Konkurrenz, Leistungsdruck<br />
und Verwertbarkeitsmarathon<br />
mithalten zu können. Dass es weder in der<br />
Schule noch an der <strong>Uni</strong> darum geht, unserer<br />
Lust, unseren Interessen & Vorlieben<br />
gerecht zu werden, kriegen vor allem die<br />
zu spüren, die durchs Raster fallen: Die Zuspätkommer_innen,<br />
Langschläfer_innen,
<strong>TantePaul</strong> <strong>Rechte</strong> <strong>Uni</strong> Strukturen 09<br />
Von Studentenverbindungen und Burschenschaften<br />
In anderen <strong>Uni</strong>versitätsstädten gehören<br />
sie ganz normal dazu: Leute in seltsamen<br />
<strong>Uni</strong>formen, mit Mützen, die in großen alten<br />
Häusern wohnen, von denen Fahnen hän-<br />
Hausaufgabenvergesser_innen, Nicht-<br />
Lieblinge der Dozent_innen, Sitzenbleiber_<br />
innen, Aus-dem-Fenster-Gucker_innen...<br />
Der Unterschied zwischen <strong>Uni</strong> und Schule<br />
ist, dass wir nicht nur Angst vorm nächsten<br />
Zeugnis haben müssen, sondern gleich vor<br />
komplett verbauten Jobaussichten beim<br />
nächsten „nicht ausreichend“: Schließlich<br />
müssen ja „sogar“ Akademiker_innen heute<br />
Angst haben, später keine Lohnarbeit<br />
abzubekommen und damit auch in der<br />
riesigen Menge der gesellschaftlich „Überflüssigen“<br />
zu versinken.<br />
„...bei Vorlesungen schreiben sie alle mit<br />
auf ihren Laptops und hören immer zu, obwohl<br />
sie gar nichts verstehen...“<br />
Ein weit verbreitetes Idealbild der <strong>Uni</strong> malt<br />
sie als Ort des Lernens. Ziemlich schnell<br />
zeichnet sich im ersten Semester ein ernüchterndes<br />
Bild: In den Seminaren und<br />
Vorlesungen geht's nicht um Diskussionen,<br />
um individuelle Entwicklung oder Neugierde.<br />
Frontalunterricht soll uns eintrichtern,<br />
was wir <strong>für</strong> die Klausur wissen müssen.<br />
Abgesehen davon, dass die meisten Dozent_innen<br />
und Studis sowieso keinen<br />
Bock auf Debatten haben, wären sie auch<br />
strukturell gar nicht möglich: Falls mensch<br />
das Glück hat, in Veranstaltungen überhaupt<br />
reinzukommen, verhindern die<br />
überfüllten Seminare jede ernsthafte Stellungnahme<br />
und Auseinandersetzung von<br />
Interessierten.<br />
„...denn Kommilitonen ficken Kommilitonen<br />
und heraus kommen Kommilitonen...<br />
und von vorn!“<br />
Was?! Deine Eltern sind keine Akademiker_<br />
innen? Dann bist du 'ne krasse Ausnahme<br />
aufm Campus! Gesellschaftlich gesehen<br />
ist die <strong>Uni</strong> nämlich eine ekelige Eliteinrichtung,<br />
die zum Kotzen ist: <strong>für</strong> manche prinzipiell<br />
unerreichbar, <strong>für</strong> andere biographische<br />
Selbstverständlichkeit. Die Klassenfrage,<br />
die sich hier so signifikant niederschlägt,<br />
wird von zynischen Ansätzen wie dem Nationalen<br />
Stipendienprogramm (siehe <strong>TantePaul</strong>,<br />
Ausgabe 1) parodistisch verarbeitet:<br />
Statt die Tatsache zu bekämpfen, dass<br />
Menschen schon seit dem Kindergarten<br />
sortiert& selektiert werden, lässt sich der<br />
Staat dazu herab, einer Handvoll Benachteiligter<br />
auch eine Chance im erbitterten<br />
Gerangel des <strong>Uni</strong>betriebs zu geben.<br />
Dass die Antilopengang den Studis in ihrem<br />
Song „mehr Studiengebühren“ wünscht,<br />
ist irgendwie süß, weil es Studis heute eh<br />
immer weniger interessieren muss, ob der<br />
Semesterbeitrag die eine oder andere Null<br />
mehr hinten dran gehängt bekommt. Dass<br />
sich an den (andernorts durchaus wirksamen!)<br />
Protesten gegen Studiengebühren<br />
in Bremen so wenig Studis beteiligt haben,<br />
liegt einfach auch daran, dass Mutti& Vati<br />
das Studium ganz locker sponsern. Menschen,<br />
bei denen die Eltern das nicht so<br />
einfach können, kommen von vornherein<br />
immer weniger an die <strong>Uni</strong> – so einfach ist<br />
das.<br />
„...und zu allem Überfluss lest ihr Bücher<br />
über Bücher und schreibt Texte über Texte...“<br />
Gegen's Lesen haben wir nix – was aber<br />
hier und heute passiert, ist eine selbstgefällige<br />
Elfenbein-Wissenschaft, die sich<br />
einen Scheißdreck <strong>für</strong> den Rest der Gesellschaft<br />
interessiert! Belanglose Theorien<br />
und saturiertes Geschwafel verhelfen<br />
* Fortsetzung auf Seite 13<br />
<strong>Rechte</strong> Ideologien und<br />
Strukturen an der <strong>Uni</strong><br />
Dieser Text endstand in der<br />
Ach herje – die NPD!<br />
Die rechtsradikale „NPD-Die Volksunion“<br />
möchte in die Bremische Bürgerschaft. Ihr<br />
Wahlkampf hat längst begonnen: die Eröffnung<br />
des „Bürgerbüros“ in Bremerhaven,<br />
das Flyern und Unterschriftensammeln in<br />
Bremen Walle oder die Mobilisierung zum<br />
„Sozialkongress“ und zum Naziaufmarsch<br />
am 1.Mai sind klägliche Versuche, mit ihrer<br />
rassistischen Politik Anschluss zu finden.<br />
Doch es organisiert sich auch der antifaschistische<br />
Widerstand, wie z.B am Keinen-Meter-Bündniss<br />
zu sehen ist.<br />
Im Februar haben die Rechtradikalen angekündigt,<br />
die bremischen Studierenden<br />
und die <strong>Uni</strong> Bremen besonders in ihren<br />
Wahlkampf einzubeziehen - Stichwort<br />
junge Wähler_innen - und zumindest die<br />
Wohnheime Luisenthal und Vorstaße wurde<br />
schon beflyert. Was noch passieren<br />
wird, ist unklar, aber die NPD hat immerhin<br />
angekündigt, an „öffentlich-zugänglichen<br />
Stellen“ der <strong>Uni</strong> aufzutauchen.<br />
Daraufhin regte sich an der <strong>Uni</strong> der Widerstand:<br />
Seit Anfang der Vorlesungsfreien<br />
Zeit gibt es das „Aktivenplenum gegen<br />
Rechts“ (dienstags um 12:30Uhr unter den<br />
GW2 Haupttreppen) um gemeinsam gegen<br />
rassistische Kackscheiße vorzugehen. Die<br />
Schwerpunkte sind dabei rechte Strukturen<br />
und Ideologien an der <strong>Uni</strong>, Mobilisierung<br />
zur Verunmöglichung des Naziaufmarschs,<br />
sowie die Verhinderung des Wahlkampfes.<br />
Schaut mensch sich an der <strong>Uni</strong> um, trifft<br />
er_sie wohl eher selten auf braune Schlägertrupps.<br />
Das heißt aber nicht, dass hier<br />
keine rechten Positionen zu finden sind, im<br />
Gegenteil. Denn rechte Thesen und Propaganda<br />
in Wissenschaft und Hochschule<br />
stellen eine weitaus größere Gefahr dar.<br />
In vielen Fachrichtungen verbreiten Professoren<br />
in ihren Vorlesungen rechtes Gedankengut.<br />
Nicht nur Ewiggestrige akzeptieren<br />
deren rechte Theorien wie Sozialdarwinismus<br />
in den Naturwissenschaften oder<br />
Geschichtsrevisionismus - bis zur offenen<br />
Verharmlosung des Holocaust.<br />
Doch es sind nicht nur die Profs, Doktor_innen,<br />
WiMis, die <strong>für</strong> jene Ideologien einstehen,<br />
auch Studierende schließen sich in<br />
reaktionären Burschenschaften, Verbindungen<br />
oder Korporationen zusammen<br />
oder treten als Listen zu <strong>Uni</strong>-Gremienwahlen<br />
an. Wollen wir uns doch mal einen näheren<br />
Überblick verschaffen.<br />
<strong>Rechte</strong> Wissenschaft und rechte Profs.<br />
Dieser Punkt erfordert noch ein bisschen<br />
weitere Recherche. Wir hoffen in einen<br />
zweiten Anlauf ausführlich darüber berichten<br />
zu können.
010 <strong>Rechte</strong> <strong>Uni</strong> Strukturen<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
gen, auf denen irgendetwas mit „Gott, Ehre,<br />
Vaterland” steht. Einige treffen sich hin und<br />
wieder, um sich wechselseitig mit Säbeln<br />
zu verhauen. Sehr verbreitet ist auch, dass<br />
diese Leute zusammenkommen, um sehr<br />
viel Alkohol zu trinken - wogegen ja nichts<br />
zu sagen ist - und dies mit „lustigen” Saufspielchen<br />
verbinden. Z.B. zwei Stunden<br />
nicht auf Klo gehen, oder einen Bierstiefel<br />
auf „ex” zu leeren, oder gar die Pflicht zum<br />
„Restetrinken”. Und dergleichen mehr. Es<br />
geht um „Korporierte”, „Verbindungsstudenten”<br />
oder Burschenschaftler.<br />
In Deutschland gibt es ungefähr 1.100 Studentenverbindungen<br />
mit über 22.000 studierenden<br />
Mitgliedern (eine leider seit 2000<br />
steigende Zahl) und ca. 135.000 Alten Herren.<br />
Darunter befinden sich etwa 140 Burschenschaften<br />
mit insgesamt ca. 19000<br />
Mitgliedern.<br />
In Bremen gibt es 2 Burschenschaften und<br />
6 aktive Verbindungen; an der <strong>Uni</strong> Bremen<br />
agieren hauptsächlich der Bremer Wingolf<br />
und der dem rechteren Flügel des Verbindungsspektrums<br />
angehörenden VDSt - die<br />
anderen sind überwiegend an der Hochschule<br />
aktiv.<br />
Es gibt verschiedene Arten von Studentenverbindungen<br />
(SV), z.B. die „Burschenschaften“,<br />
die aufgrund ihrer völkischen<br />
Ideologie am heftigsten kritisiert werden.<br />
Bei der kritischen Betrachtung ist es ratsam,<br />
ein wenig zu differenzieren, denn es<br />
gibt neben vielen Gemeinsamkeiten auch<br />
einige Differenzen.<br />
Gemeinsamkeiten:<br />
<strong>Alle</strong> SV haben gemeinsam, dass sie elitäre<br />
Lebensbünde sind, sie nehmen nicht jeden<br />
Studenten auf (wir wählen die männliche<br />
Form, da es sich überwiegend um männlich<br />
sozialisierte Wesen handelt, die in<br />
Verbindungen agieren, auch wenn es mittlerweile<br />
über 45 aktive „Damenverbindungen“<br />
gibt). Außerdem haben sie eine abgestufte<br />
Mitgliedschaft:. Erfüllt der Neuling<br />
die Zulassungskriterien wird er „zum Fux<br />
gekeilt“. Nach der Fuxenzeit wird er durch<br />
die Burschung zum Vollmitglied, er wird<br />
„Aktiver“. Sobald ein Mitglied ins Berufsleben<br />
einsteigt, wird er zum „Alten Herren“.<br />
Diese schließen sich in Altherrenverbänden<br />
zusammen und sorgen u.a. <strong>für</strong> die Finanzierung<br />
der Verbindungshäuser (dies ermöglicht<br />
es, neue Studenten mit günstigen<br />
Wohnungen zu ködern).<br />
Wer in eine Verbindung eintritt, bleibt lebenslanges<br />
Mitglied. Dahinter steht das<br />
Prinzip des Lebensbundes, das die Seilschaften<br />
ermöglicht: Die Alten Herren<br />
protegieren die jungen Mitglieder und verhelfen<br />
ihnen zu Jobs, . Diese Vetternwirtschaft<br />
bestärkt das Selbstbild der SV, zur<br />
akademischen Elite zu gehören.<br />
Zu den Gemeinsamkeiten, die alle SV teilen,<br />
gehört schließlich die Fixierung auf<br />
überkommene Traditionen. Wer in eine SV<br />
eintritt, muss zunächst ihre tradierten Verhaltensregeln<br />
(Comment) erlernen. Dazu<br />
gehören z.b. obskure Aufnahmepraktiken,<br />
aber auch Feierriten,so genannte „Kneipen“<br />
bei denen nach festgelegten Regeln<br />
gesungen, gelacht und getrunken wird. Die<br />
„Kneipe“ ist Erziehungsmittel und begünstigt<br />
den strukturellen Konservatismus<br />
der Studentenverbindungen. Das Mitglied<br />
lernt, sich in vorgegebenen Strukturen zu<br />
bewegen.<br />
Differenzen:<br />
Die allermeisten SV sind Männerbünde.<br />
Wenige Korporationen (gleichbedeutend zu<br />
SV) haben in den 1970er Jahren begonnen,<br />
auch Frauen aufzunehmen - manchmal<br />
einfach aus Mitgliedermangel und Finanznöten.<br />
Inzwischen gibt es auch einige Studentinnenverbindungen;<br />
sie nehmen nur<br />
Frauen auf, sind aber strukturell am Vorbild<br />
rein männlicher Studentenverbindungen<br />
orientiert.<br />
Der Männerbundcharakter von SV hat<br />
zweifache Wirkung. Erstens: Von den verbindungsstudentischen<br />
Seilschaften profitieren<br />
nur Männer, dies verfestigt die reale<br />
Männerdominanz in den gesellschaftlichen<br />
Eliten. Zweitens wird ein überkommenes<br />
bipolares Geschlechtermodell konserviert,<br />
das ein Aufbrechen von Geschlechterstereotypen<br />
verhindert.<br />
Nicht alle Studentenverbindungen tragen<br />
Farbe (Kappe und Band), nicht alle<br />
tragen Zweikämpfe mit scharfen Waffen<br />
aus (Mensur). „Schlagende Verbindungen“<br />
nennt man diejenigen, deren Mitglieder<br />
Mensuren fechten – schwere Verletzungen<br />
können die Folge sein. Im Gesicht zurückbleibende<br />
Narben heißen Schmiss, sie dienen<br />
Mitgliedern schlagender Verbindungen<br />
als ehrenhaftes Erkennungszeichen. Und<br />
schließlich: Viele Studentenverbindungen<br />
nehmen nur Deutsche auf. Oft zählt dabei<br />
nicht die Staatszugehörigkeit, sondern die<br />
Abstammung. Für manche Studentenverbindungen<br />
gelten Österreicher durchaus<br />
als Deutsche, Deutsche mit dunkler Hautfarbe<br />
jedoch nicht.<br />
Verbindungen in Bremen<br />
Da die Bremer <strong>Uni</strong> erst 1971 gegründet<br />
worden ist, gab es an ihr keine burschenschaftliche<br />
Tradition. An den Bremer Hochschulen,<br />
die schon länger existieren, gab<br />
und gibt es jedoch ein paar SV, die schon<br />
älter sind. Zumeist handelt es sich um relativ<br />
harmlose Ruder- und Wanderverbindungen,<br />
die an der Hochschule tätig sind,<br />
oder um Vereine, die nur noch aus „Alten<br />
Herren“ bestehen. Die beiden Bremer Burschenschaften<br />
„Markomannia Tetschen“<br />
und <strong>Alle</strong>mannia Bremen agieren eher „im<br />
Verborgenen“.<br />
In Bremen gibt es jedoch zur Zeit zwei aktive<br />
SV an der <strong>Uni</strong>. Zum einen der „Verein<br />
Deutscher Studenten”. Der Dachverband<br />
des VDSt ist 1881 als antisemitischer<br />
Scharfmacherverband gegründet worden<br />
und war einer der heftigsten Schrittmacher<br />
der NSDAP an den deutschen Hochschulen.<br />
Der Bremer Verein wurde 1993<br />
gegründet und gibt sich in den letzten Jahren<br />
besonders „liberal”. Freilich sind Zweifel<br />
angebracht: So wurden in Bremen die „akademischen<br />
Blätter” verteilt, die Zeitung des<br />
Bundesverbandes. Darin waren z.B. Artikel<br />
von Jürgen Hatzenbichler, der auch in der<br />
rechtsextremen „Jungen Freiheit” schreibt,<br />
und Texte von mehreren FPÖ-Politikern.<br />
Oder ein Heft über „Südtirol”, in dem deutlich<br />
gemacht wird, dass man <strong>für</strong> das, was<br />
man <strong>für</strong> „deutsche Kultur” hält, auch in dieser<br />
italienischen Provinz kämpft. Nach wie<br />
vor sind die Vereinsfarben scharz-weiß-rot<br />
und die Fahne des Kaiserreichs weht vor<br />
dem Vereinshaus in Horn-Lehe. Als dies<br />
schreckte Rektor Müller nicht davon ab,<br />
2009 dem VDSt als Referent zur Verfügung<br />
zu stehen, und mit ihm über das Studium<br />
samt Jobperspektiven zu philosophieren.<br />
Die andere SV ist der Wingolf. Der Verband<br />
ist als „christlicher” und „deutscher” Verband<br />
1841 gegründet worden. Zu Beginn<br />
wohl eher als Verein der braven evangelischen<br />
Studenten gedacht, mauserte er sich<br />
in der Kaiserzeit zum engen Verbündeten<br />
des VDSt, dem er auch politisch nahestand<br />
und steht. Der Bremer Wingolf wurde 1998<br />
gegründet, und ist vor allem an der Hochschule<br />
Bremen aktiv.<br />
Der Wingolf scheint seine berechtigten<br />
Berührungsängste vor der <strong>Uni</strong> verloren zu<br />
haben und konnte im letzten Semester<br />
wie selbstverständlich eine Veranstaltung<br />
über das SS-Ahnenerbe im SFG abgehalten:<br />
ein scheußliches Bild, farbentragende<br />
Männer mit Kappen und Bändern an der<br />
<strong>Uni</strong> Bremen zu sehen, die ihrem Bundesbruder<br />
Dr. Dirk Mahsarski (FB Geschichte)<br />
lauschten. Dank ihm durften die Studis bei<br />
der letzen Erstsemester_innen -Rallye des<br />
Studiengangs Geschichte auch eine Pau-
<strong>TantePaul</strong> Die Schande von <strong>Langemarck</strong> 011<br />
se im Verbindungshaus Concordia Haus<br />
im Schnoor einlegen und schon mal Burschenluft<br />
riechen.<br />
<strong>Rechte</strong> Listen in <strong>Uni</strong>-Gremien<br />
Eine andere Form wie rechte, völkische,<br />
konservative Kräfte an der <strong>Uni</strong> auftreten,<br />
ist in Form von Hochschullisten, die zu den<br />
Wahlen des Studierendenrats (SR) und/<br />
oder zum Akademischen Senat antreten<br />
(AS).<br />
„Gotterkenntnis (Ludendorff), Volkserhaltung<br />
und Sozialethik"<br />
In den letzten Jahren ist Tilman de Bruin<br />
(Sohn von Walter Soyka) mit der Hochschulliste<br />
„Gotterkenntnis (Ludendorff),<br />
Volkserhaltung und Sozialethik“ angetreten.<br />
Er bezieht sich dabei auf das Werk<br />
der Ludendorffer, die während des Nationalsozialmus<br />
verboten waren, da sie das<br />
Hitler-Regime „rechts überholen“ wollten.<br />
Die Weltanschauung des Bund <strong>für</strong> Gotterkenntnis<br />
ist völkisch-esoterisch und antisemitisch.<br />
Glücklicherweise bekam er bei<br />
den letzten Wahlen nicht genügend Stimmen<br />
<strong>für</strong> einen Sitz im SR.<br />
Ring christlicher demokratischer Studenten<br />
(RCDS)<br />
Die andere aktive Liste ist der RCDS, eine<br />
bundesweite Sonderorganisation der CDU,<br />
sozusagen ihre Hochschulgruppe. Der<br />
RCDS ist ein Dachverband mit knapp 100<br />
Ortsgruppen. In Bremen gibt es gleich<br />
zwei: eine an der <strong>Uni</strong>, die andere an der<br />
Hochschule. Beiderorts kam es in der Vergangenheit<br />
immer wieder zu personellen<br />
Überschneidungen mit dem VDSt.<br />
Kritisch-auffällig wird der RCDS durch<br />
seine starken Verknüpfungen mit Verbindungen<br />
und Burschenschaften, aber auch<br />
durch hin und wieder auftauchende Fälle<br />
von Verstrickungen mit rechten Parteien<br />
und der rechtsradikalen Szene. So ließ z.B.<br />
der NBK/JN (der „Nationale Bildungskreis“<br />
der „Jungen Nationaldemokraten“, ein Kreis<br />
von Hochschulgruppen der Jugendorganisation<br />
der NPD) zu den <strong>Uni</strong>-Gremien im<br />
letzten Jahr folgendes verlauten: „Unseren<br />
Bekannten in und um den RCDS wünschen<br />
wir in diesem Jahr viel Mut und Geradlinigkeit,<br />
so wie wir es ihnen in der Vergangenheit<br />
vorgelebt haben. Unser Weg ist<br />
Euer Weg!“ ein deutlicher Beleg da<strong>für</strong>, dass<br />
RCDSler_innen nicht nur reaktionär und<br />
konservativ, sondern nach rechts mehr als<br />
offen sind. Und sogar die „Junge <strong>Uni</strong>on“ distanziert<br />
sich des öfteren aufgrund solcher<br />
Vorkommnisse vom RCDS, da selbst sie die<br />
Aussagen als zu rechts erachten.<br />
Der RCDS <strong>Uni</strong> Bremen stach in den letzten<br />
Jahren durch seinen sexistischen SR-Wahlkampf<br />
hervor (dazu gibt’s am 12.04 um 16<br />
Uhr unter den GW2-Haupttreppen auch die<br />
Veranstaltung: Ziemlich unsexy – Sexistische<br />
Kackscheiße an der <strong>Uni</strong>). So konnte er<br />
bei der letzten SR-Wahl 2 Sitze erreichen.<br />
Diesen <strong>für</strong> Bremer Verhältnisse „historischen<br />
Wahlerfolg“ <strong>für</strong> die christlichen Studis,<br />
kommentierten sie selbst mit folgenden<br />
Ausruf: „Sexismus zahlt sich aus!“.<br />
Doch als wäre es nicht schlimm genug,<br />
dass solche Ansichten überhaupt existieren<br />
(Denkweisen drücken sich immer auch<br />
in Handlungen aus), gibt es noch Kräfte, die<br />
sie hofieren.<br />
Wir sehen die weitaus größere Gefahr<br />
darin, dass „gemäßigte“ Gruppierungen<br />
sich mit konservativen bis rechtsradikalen<br />
zusammenschließen und sie dadurch<br />
gesellschaftlich anschlussfähig machen.<br />
An der <strong>Uni</strong> ist dies am Beispiel des AstAs<br />
zu sehen: die Listen AfA und CampusGrün<br />
hatten keine Skrupel, mit Hilfe des rechten<br />
RCDS den amtierenden Mitte-Rechts-AStA<br />
zu stellen. Und so können wir seitdem<br />
die Schizophrenie des AStA beobachten,<br />
der sich nach außen bemüht, antirassistisch<br />
zu scheinen, aber nach innen alle Entscheidungen<br />
vom rechten RCDS absegnen<br />
lassen muss, um eine Mehrheit zu bekommen.<br />
„AG <strong>Rechte</strong> Strukturen und Idelogien an<br />
der <strong>Uni</strong>“ des<br />
„Aktivenplenums gegen Rechts“<br />
einige Textteile wurden anderen Texten<br />
entnommen – warum auch das Rad neu<br />
erfinden? <strong>Alle</strong>s <strong>für</strong> alle! Falls ihr mehr zu<br />
dem Thema lesen wollt:<br />
-Burschenschaften in Bremen und anderswo<br />
- Reader und Dokumentation AStA<br />
Bremen (Hrsg.)<br />
-Studentenverbindungen in Deutschland:<br />
Ein kritischer Überblick aus antifaschistischer<br />
Sicht, Felix Krebs / Jörg Kronauer,<br />
Unrast Verlag<br />
-Alte Herren - Neue <strong>Rechte</strong>: <strong>Rechte</strong> Normalität<br />
in Hochschule und Wissenschaft -<br />
Studentischer Sprecherrat der <strong>Uni</strong>versität<br />
München (Hg.) -<br />
- Burschenschaften und Studentenverbindungen<br />
(zu Struktur, Inhalten, Geschichte<br />
und Hintergründen)- Antifaschistisches<br />
Pressearchiv und Bildungszentrums:<br />
Die Schande von <strong>Langemarck</strong><br />
...und wie die Hochschule Bremen ihre Geschichte ignoriert.<br />
Was war „<strong>Langemarck</strong>“?<br />
Die Schlacht bei <strong>Langemarck</strong> war eine<br />
Schlacht des 1. WK. Bei dem Angriff auf die<br />
französisch/britischen Stellungen gab es<br />
viele Opfer. Die über 2000 getöteten Soldaten<br />
des deutschen Kaiserreichs, wurden im<br />
Nachhinein <strong>für</strong> Propagandazwecke zu Helden<br />
erklärt. Es könnte an dieser Stelle gesagt<br />
werden, dass es noch nicht einmal einen<br />
militärischen Nutzen gab – aber Krieg<br />
an sich ist das Dümmste was Mensch machen<br />
kann und so in Gänze unnütz.<br />
Da Militär, Lüge, Dummheit und Heldentum<br />
nah bei einander liegen, wurde auch<br />
in diesem Fall der sinnlose Tod so vieler<br />
Menschen genutzt, um andere zu blenden<br />
und unter patriotischen Getöse <strong>für</strong> das Vaterland<br />
in den Tod zu schicken. Das Militär<br />
sprach von Helden, die mit dem Deutschlandlied<br />
auf den Lippen ihrem Untergang<br />
entgegen rannten.Dieser Mythos wurde<br />
von Kriegstreibern zusammen mit der<br />
„Dolchstoßlegende“ in der Weimarer Republik<br />
weiter verbreitet, um zum Einen der<br />
sinnlosen Vernichtung von Menschenleben<br />
einen Sinn zu geben und zum Anderen eine<br />
neue Generation auf des nächste Gemetzel<br />
vorzubereiten. Eine bedeutende Rolle<br />
bei der Verbreitung des „Mythos von <strong>Langemarck</strong>“<br />
spielten Burschenschaften und<br />
andere Studentenverbindungen. Aus unerfindlichen<br />
Gründen wurden die „freiwilligen“<br />
Toten mit Studierenden in Verbindung gebracht<br />
, sodass diese jetzt eigene „Helden“<br />
hatten <strong>für</strong> die Ehrenmäler und pompöse<br />
Gedenkveranstaltungen abgehalten wur-
012 "Extremismus"studien<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
den.<br />
Während der faschistischen Zeit erlebte<br />
der „Mythos von <strong>Langemarck</strong>“ seinen Höhepunkt.<br />
Durch die Gleichschaltung der<br />
Studentenverbindung wurde der Mythos<br />
vereinheitlicht, Ehrenmäler eingeweiht,<br />
Theaterstücke geschrieben und sogar ein<br />
„<strong>Langemarck</strong>studium“ eingeführt. Wohin<br />
das Ganze führte ist jedem bewusst – 12<br />
Jahre brauner Terror, Millionen Opfer durch<br />
den deutschen Größenwahn und doch<br />
wurden wenig Lehren daraus gezogen. So<br />
gibt es seit 1934 die <strong>Langemarck</strong>strasse in<br />
Bremen und vor der Hochschule Bremen<br />
ein Ehrenmal <strong>für</strong> die „Helden von <strong>Langemarck</strong>“.<br />
Erst im November 83 wurde eine Debatte<br />
um die Namensgebung der <strong>Langemarck</strong>straße<br />
durch den Dozenten der Hochschule<br />
Bremen Franz Josef Krafeld angestoßen.<br />
Krafeld und die Studierendenvertretung<br />
forderten die Umbenennung der Straße.<br />
Argumente <strong>für</strong> die Umbenennung war der<br />
Kampf gegen gefährliche Traditionen und<br />
Mythen und die Distanzierung von Kriegsverherrlichung.<br />
Der damalige Rektor der<br />
Hochschule Mönch sah in der Namensänderung<br />
eine Verdrängung eines geschichtlichen<br />
Abschnittes. Außerdem war <strong>Langemarck</strong><br />
<strong>für</strong> ihn eine Mahnung zum Frieden,<br />
der nicht vergessen werden darf.<br />
Doch hat eine Namensänderung etwas<br />
mit dem Verdrängen von geschichtlichen<br />
Ereignissen zu tun? Wäre es die Horst<br />
Wessel Straße wäre die Straße umgehend<br />
umbenannt worden. Vielmehr ist die nicht<br />
Auseinandersetzung mit dem Thema <strong>Langemarck</strong><br />
ein Hohn <strong>für</strong> die unzähligen Opfer<br />
der Kriege und das Festhalten an Kriegsverherrlichung.<br />
Bis jetzt heißt die Straße<br />
immer noch <strong>Langemarck</strong>, lediglich die Anschrift<br />
der Hochschule hat sich geändert.<br />
<strong>Alle</strong>rdings nicht aufgrund der Debatte<br />
um den Namen. Angeblich hatte die Post<br />
Schwierigkeiten bei der Briefzustellung.<br />
Somit hat die Hochschule bis heute zu diesem<br />
Thema keine ausreichende Position<br />
bezogen. Zwar gibt es einen Geschichtspfad<br />
der sich mit dem Heldenmythos auseinandersetzt,<br />
allerdings geschieht dies<br />
so versteckt, dass man es auch hätte sein<br />
lassen können. Eine wirkliche Aufarbeitung<br />
sieht anders aus.<br />
Der Stein des Anstoßes<br />
Mit dem Anstoß der Namensdebatte rückte<br />
auch das Ehrenmal vor der Hochschule<br />
wieder ins Blicklicht der Öffentlichkeit, zumindest<br />
an der Hochschule. Auch Krafeld<br />
und die Studierendenvertretung waren es<br />
wieder, die dazu eine Menge beitrugen. Diskutiert<br />
wurde die Veränderung des Ehrenmals<br />
aufgrund seiner faschistischen Vergangenheit<br />
und Heldenmythos. Auch die<br />
abartige Inschrift „Unsere Helden...“ trug<br />
einen wichtigen Teil zur Diskussion bei.<br />
Gesagt wurde viel, doch änderte sich<br />
nichts. Bis 1988 in einer Nacht und Nebelaktion<br />
das Ehrenmal von „Rowdys“ umgestoßen<br />
wurde. Es wurde daraufhin Strafanzeige<br />
erstattet und der Kanzler Henckel<br />
rief zu Spenden <strong>für</strong> die Wiedererrichtung<br />
des Ehrenmals auf. Er erntete da<strong>für</strong> einen<br />
bösen Brief von Krafeld und auch im AS<br />
regten sich verschiedene Meinungen dazu.<br />
Unterschiedliche Möglichkeiten zwischen<br />
Aufstellen und Liegenlassen wurden diskutiert.<br />
Vorerst wurde das Ehrenmal daraufhin<br />
entfernt und nur 4 Jahre später in<br />
liegender Form wieder aufgestellt. Die damalige<br />
Inschrift ist nicht mehr zu lesen. Zusätzlich<br />
wurde eine Gedenktafel errichtet.<br />
Wiedermal ein schönes Beispiel, welches<br />
die Notwendigkeit von radikalen Aktionen<br />
zeigt.<br />
Was bei den Vorgängen rund um den Straßennamen<br />
und das Ehrenmal bedenklich<br />
ist, ist das Verhalten von angeblich gebildeten<br />
Menschen wie dem Kanzler Henckel<br />
oder dem Rektor Mönch. Warum muss<br />
man das Entfernen von Naziüberresten<br />
immer wieder begründen? Reicht es nicht,<br />
dass es Nazizeug ist? Diese Vorgänge waren<br />
und sind eine Schande <strong>für</strong> alle Opfer der<br />
Kriege.<br />
GEGEN JEGLICHE VERHERRLICHUNG! NIE<br />
WIEDER KRIEG – NIE WIEDER FASCHIS-<br />
MUS!<br />
Auch heute noch wird regelmäßig zum<br />
Volkstrauertag ein Kranz vor dem umgestürzten<br />
Ehrenmal niedergelegt, und wie<br />
damals sind es auch heute Mitglieder der<br />
Studierendenschaft die diesen Kranz zur<br />
Gedenktafel tragen, damit allen Opfern<br />
gedacht wird. Und jetzt rate mal wer den<br />
Kranz stiftet? Es ist der ewig braune „Ring<br />
technischer Verbindungen“. Burschis –<br />
ohne Worte!<br />
Wer ausführlichere Informationen möchte,<br />
dem sei diese Buch empfohlen:<br />
„Geschichte im öffentlichen Raum. Denkmäler<br />
in Bremen zwischen 1435 und 2001“; Wiltrud<br />
Ulrike Drechsler (Hrsg.); Donat Verlag 2011<br />
Besetzung des Instituts<br />
<strong>für</strong> Soziale Praxis<br />
Hier dokumentieren wir einen Beitrag des Bündnisses "Extremismusstudienstoppen", der am 06. April bei de.Indymedia.<br />
org erschienen ist.<br />
Heute morgen haben ca. 100 Student_innen<br />
das Institut <strong>für</strong> soziale Praxis am Rauhen Haus<br />
in Hamburg besetzt. Sie machten mit der Aktion<br />
auf die seit einem halben Jahr laufende<br />
„Extremismusstudie“ aufmerksam. Im Rahmen<br />
dieser Studie sollen Möglichkeiten der Sozialarbeit<br />
erforscht werden auf „linksextreme<br />
Jugendliche und solche die gefährdet sind“ Einfluss<br />
zu nehmen. Finanziert wird diese Studie<br />
vom Bundesfamilienministerium.<br />
Die Aussage des noch amtierenden Rektors<br />
Lindenberg, er „rechtfertige diese Studie nicht,<br />
er führe sie nur durch“, zeigt mehr als deutlich,<br />
mit welcher Ignoranz hier agiert wird. Das<br />
Statement Lindenbergs vermittelt Forschung<br />
als Werkzeug einer unzweifelhaft objektiven<br />
Wissenschaft. Das ist falsch! Wissenschaft<br />
ist stets eingebettet in die sie umgebenden<br />
gesellschaftlichen Diskurse und ist somit als<br />
ein Spiegelbild der Verhältnisse zu begreifen.<br />
Sie versucht nicht, nur Gesellschaft zu deuten,<br />
sondern ist seit jeher Produkt als auch Produzent_in<br />
eben jenen gesellschaftlichen Realitäten.<br />
Sie ist ein Teil der herrschenden Verhältnisse,<br />
kann somit nicht objektiv sein und ist<br />
gesellschaftlich positioniert.<br />
Die Entlohnung der Studie in Höhe von 43 Tausend<br />
Euro durch die Bundesregierung ist ein<br />
weiterer Umstand, der die Abhängigkeit der
<strong>TantePaul</strong><br />
Kategoriename 013<br />
Hochschule und ihre funktionale Bedeutung<br />
als verlängerter Arm staatlicher Interessen<br />
verdeutlicht. Aus der machtvollen Position der<br />
Institution Wissenschaft vertreten wir als Studierende<br />
einen Begriff von Wissenschaft, der<br />
sich unweigerlich kritisch mit jenen Verhältnissen<br />
und sich selbst auseinandersetzen muss.<br />
Wissenschaft muss Verantwortung übernehmen<br />
und darf sich nicht <strong>für</strong> entsprechende Bezahlung<br />
an den Interessen von Wirtschaft und<br />
Politik ausrichten. Die Realität sieht grundsätzlich<br />
anders aus. Eine Studie mit der Erwartung,<br />
die Wissenschaft fände am Ende die Wahrheit,<br />
mit den Worten Lindenbergs „einfach durchzuführen“,<br />
verkennt schlicht die Tatsache, dass<br />
Wissenschaft einen wesentlichen Teil des Problems<br />
darstellt, einen Bestandteil der Wahrheiten<br />
nicht findet sondern Wahrheiten konstruiert<br />
und sich selbst durch den Glauben an<br />
die eigene unfehlbare Objektivität ihrer selbst<br />
verifiziert. So steht eine Konsequenz dieser<br />
Studie schon jetzt unweigerlich fest: die wissenschaftliche<br />
Manifestation eines politisch<br />
bestimmten Begriffs von Extremismus und<br />
die Anerkennung der staatlichen Inszenierung<br />
einer politisch neutralen gesellschaftlichen<br />
Mitte. Das tatsächliche Ergebnis der Studie ist<br />
dabei weitgehend irrelevant. Der Begriff eines<br />
vermeintlichen Extremismus legitimiert und<br />
konstatiert sich bereits durch seinen Gebrauch.<br />
Das „Rauhe Haus“ dient in diesem Diskurs als<br />
dienliche akademische Referenz <strong>für</strong> staatliche<br />
Repression.<br />
Der wissenschaftliche Unterbau <strong>für</strong> diese Forschung<br />
wird von konservativen Wissenschaftler_innen<br />
durch die sogenannte „Hufeisen Theorie“<br />
geliefert. Diese stellt politische Meinungen<br />
im Bild eines Hufeisens dar. An den Enden<br />
dieses Hufeisens befinden sich Links- und<br />
Rechtsextremismus, dazwischen die politische<br />
vermeintlich objektiv natürliche Mitte. Vertreter_innen<br />
dieser Theorie gehen davon aus, dass<br />
sich „Links- und Rechtsextremisten“ an den<br />
äußeren Enden des Hufeisens fast begegnen.<br />
Es findet somit eine Gleichsetzung statt, Ziele<br />
und Ideale linker Ideen werden vollkommen außer<br />
Acht gelassen und mit faschistischen Ideologien<br />
in einen Topf geworfen.<br />
Die Thesen Thilo Sarrazins, sowie deren breite<br />
positive Rezeption belegen archetypisch, dass<br />
Phänomene wie Rassismus, Nationalismus<br />
und Antisemitismus eben keine Produkte politischer<br />
Extreme sind - sie sind schlicht Indizien<br />
einer Gesellschaft die Ausgrenzung produziert,<br />
deren Logik sich linksradikale Ansätze widersetzen<br />
wollen. Die Theorie des Extremismus<br />
bestimmt, welche Indizien die Mitte der Gesellschaft<br />
bestimmen. Die Totalitarität der Verhältnisse<br />
findet in der verkürzten Idee von politischen<br />
„Extremen“ keine Beachtung. Radikale<br />
linke Kritik wird verteufelt, während sich zeitgleich<br />
die Gewalt der alltäglichen Verwertungslogik<br />
als „normal“, ja sogar natürlich legitimiert.<br />
Der Versuch, Gesellschaft als geometrische<br />
Form zu begreifen, muss letztlich scheitern.<br />
Ob Migrant_innen ohne Papiere, Harz-vier-Bezieher_innen,<br />
Jugendliche, die nicht konsumieren<br />
können oder wollen oder prekär Beschäftigte<br />
– diese Liste ließe sich endlos fortsetzten.<br />
Menschen, die sich den Mitwirkungspflichten<br />
des Alltags zu entziehen versuchen, bekommen<br />
schnell die volle Härte des Staates zu<br />
spüren. Jede Äußerung, die die vermeintliche<br />
Unausweichlichkeit der sozialen Normativität<br />
in Frage stellt, wird dämonisiert. Dies wurde in<br />
den letzten Monaten eindrucksvoll am Beispiel<br />
der Vorsitzenden der Linkspartei Gesine Lötsch<br />
deutlich und der Aufregung darüber, dass sie es<br />
tatsächlich wagt, das böse Wort „Kommunismus“<br />
in den Mund zu nehmen. Aber ihr werdet<br />
das Gespenst nicht los! Die Frage nach Alternativen<br />
zu einer Gesellschaft, die Menschen<br />
allein nach ihrem Nutzen <strong>für</strong> das Diktat der<br />
Verwertung beurteilt, ist aktueller den je! Die<br />
Aufstände der Menschen überall auf der Welt<br />
sind uns Bestätigung da<strong>für</strong>, dass eine andere<br />
Welt nötig und möglich ist!<br />
Der Duft der Barrikaden und der Rauch der<br />
Straßenkämpfe sind seit der französischen<br />
Revolution Bestandteil von Aufklärung und<br />
der in Fragestellung herrschender Verhältnisse.<br />
Sie sind weltweit ein Teil emanzipatorischer<br />
Prozesse. Auch hier befinden wir uns nicht am<br />
Ende der Geschichte - sondern auf dem Weg.<br />
Kritik an den Verhältnissen und Widerstand gegen<br />
staatliche Zwänge und Repression bleiben<br />
ein wichtiger Bestandteil <strong>für</strong> eine Gesellschaft<br />
die nicht stillsteht, sondern Begriffe von Freiheit<br />
und Gleichberechtigung weiterentwickelt.<br />
Wir fordern die sofortige Einstellung der Extemismusstudie<br />
am Institut <strong>für</strong> Soziale Praxis!<br />
Außerdem fordern wir, dass die 43.000 Euro,<br />
die das ISP <strong>für</strong> seine Dienste im Auftrag der<br />
Staatsgewalt erhalten hat wahlweise dem bedrohten<br />
Kulturzentrum „Rote Flora“ oder aber<br />
der Roten Hilfe zugute kommen. So hat auch<br />
das Rauhe Haus die Möglichkeit, einen Beitrag<br />
<strong>für</strong> eine andere Gesellschaft zu leisten.<br />
Eine Gesellschaft jenseits autoritärer Zustände<br />
ist immer nur im Konflikt und ist nur im Handgemenge<br />
mit dem Bestehenden zu haben.<br />
Dazu gehört <strong>für</strong> uns auch, dass wir die Auseinandersetzung<br />
mit dem wieder erstarkenden<br />
Neofaschismus nicht dem Staat überlassen.<br />
Rassismus und Nationalismus sind keine Probleme<br />
extremer Ränder der Gesellschaft. Neofaschismus<br />
ist der gewalttätige Ausdruck einer<br />
Ideologie, die ihre Wurzeln in der breiten Gesellschaft<br />
findet. Am 1. Mai 2011 findet in Bremen<br />
ein Aufmarsch von Faschisten statt. Wir rufen<br />
alle auf sich selbst zum Gegenstand der Extremismusstudie<br />
zu machen, linke Politikansätze<br />
zu entwickeln und den Naziaufmarsch in Bremen<br />
mit allen Mitteln zu verhindern! Denn<br />
Faschismus, Rassismus oder Antisemitismus<br />
sind <strong>für</strong> uns keine Meinung sondern ein Verbrechen!<br />
Linke Utopien sind hingegen unverzichtbar<br />
<strong>für</strong> eine Gesellschaft jenseits totalitärer<br />
Zustände.<br />
Extremismusstudien am Rauhen Haus zu<br />
Konfetti zerhackstückeln!<br />
Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und<br />
Unterdrückung!<br />
Hau weg den Scheiß!<br />
http://www.extremismusstudienstoppen.<br />
blogsport.de/<br />
Fortsezung von Seite 9 "Fick die <strong>Uni</strong>"<br />
... vielleicht der/dem einen oder anderen<br />
zum Doktortitel, sind aber tatsächlich <strong>für</strong><br />
die Menschen, die in dieser Welt leben, total<br />
irrelevant.<br />
Auf der anderen Seite bringt die Forschung,<br />
die diese Gesellschaft doch zur Kenntnis<br />
nimmt, so super nützliche Sachen wie Rüstungstechnologie,<br />
Nanotech, neoliberale<br />
Firmenphilosophie oder Diversity Management<br />
hervor. Dabei Primaten im Hirn rumzustochern,<br />
während sie bei Bewusstsein<br />
und am kompletten Körper fixiert sind, gilt<br />
dann als legitimes Mittel des Erkenntnisgewinns.<br />
Statt die Wissenschaft in den<br />
Dienst der Menschen & aller Lebewesen<br />
stellen, sie zu benutzen, Bedürfnisse besser<br />
erfüllen zu können, ist Wissenschaft in<br />
dieser Gesellschaft ein widerliches Mittel<br />
zur Verwertbarkeitsoptimierung, Profitmaximierung<br />
und restlosen Ausbeutung<br />
aller Individuen. Einzig richtiger Schluss aus<br />
der Kritik der Wissenschaft: Sie einzusetzen<br />
gegen diese Gesellschaft!<br />
„...und sie träumen von der Revolution<br />
während der Arbeit an der nächsten Power<br />
Point Präsentation...“<br />
Selbst die, die es gerne ganz anders hätten<br />
und sich nicht vom Leistungshype anste-
014 Do It Yoursel<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
cken lassen, die, die sich auch noch andere<br />
schöne Sachen vorstellen können jenseits<br />
von unbezahlten Praktika und Lerngruppen,<br />
müssen sich trotzdem mit Prüfungsvorleistungen<br />
& Anwesenheitslisten herumschlagen.<br />
Das aus reinem Interesse<br />
belegte Seminar muss dann halt ausfallen,<br />
wenn wir keine Credit Points da<strong>für</strong> bekommen.<br />
Dass die psychologische Beratungsstelle<br />
ptb ultraviel zu tun hat, ist kein Wunder in<br />
einer Gesellschaft und einer <strong>Uni</strong>struktur,<br />
die es uns allen kacke gehen lässt und dabei<br />
gleichzeitig suggeriert, es wäre unsere<br />
eigene, individuelle Schuld, wenn wir es<br />
nicht aushalten, durch Prüfungen zu rasseln,<br />
„nebenbei“ arbeiten zu müssen oder<br />
bloß keine „nutzlosen“ Studiengänge zu<br />
belegen, mit denen sich später keine Karriere<br />
machen lässt (falls diese Studiengänge<br />
nicht eh schon abgeschafft worden sind,<br />
schönen Dank!).<br />
Fick die <strong>Uni</strong>?<br />
Trotz allem erlaubt die <strong>Uni</strong> noch eine relative<br />
Freiheit: sich zu organisieren, Leute<br />
kennenzulernen, zu diskutieren, sich politisch<br />
zu engagieren. Sogar an der Bremer<br />
<strong>Uni</strong> gibt es noch den einen oder anderen<br />
freieren Raum & Menschen, die Bock haben,<br />
es ganz anders zu machen. Die Linken<br />
Listen, das FemRef, die GW3-Initiative, den<br />
Frauen(T)Raum – sogar der AStA war früher<br />
mal links.<br />
Schön wär's, wenn alle das lernen und lehren<br />
könnten, was sie <strong>für</strong> sinnvoll erachten;<br />
wenn alle ihren Tag so einteilen könnten,<br />
wie es zu ihren Bedürfnissen passt; wenn<br />
Verwertbarkeitsscheiße und Standortpolitik<br />
uns allen den Buckel runterrutschen<br />
könnte und Wissenschaft ein Beitrag zur<br />
radikalen Umwälzung der bestehenden<br />
sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Verhältnisse wäre...<br />
Auf geht's: Etwas besseres als die <strong>Uni</strong> finden<br />
wir überall!<br />
Plakate ausbessern? D.i.Y!<br />
Wer kennt das nicht. Das Stadtteilfest<br />
steht mal wieder vor der Tür und die Plakate<br />
werden aufgehangen. Doch oh Schreck<br />
– das Datum ist falsch und der Mensch<br />
mit der Leiter ist schon weitergezogen.<br />
Weit und Breit niemand in Sicht, der eine<br />
Räuberleiter machen kann und das Ganze<br />
hängt in 3 Meter Höhe.<br />
Was kann Mensch jetzt tun um den kleinen<br />
und doch schwerwiegenden Fehler zu<br />
korrigieren?<br />
Hier ein paar Tipps wie ihr den Fehler korrigieren<br />
könnt:<br />
1. Du kannst dein Fahrrad als Tritthilfe<br />
nutzen und so einiges an Höhe überwinden<br />
– falls du jetzt an das Plakat<br />
kommst, kannst du es durch drehen<br />
und ziehen auf eine Höhe bringen in der<br />
du es korrigieren kannst. Doch Vorsicht<br />
– ein Fahrrad kann leicht wegrutschen<br />
und sollte so entsprechend gesichert<br />
werden.<br />
2. Und <strong>für</strong> den Fall, dass du kein Fahrrad<br />
hast? Kein Problem – ein Besenstiel mit<br />
einer Schraube oder einem Hacken am<br />
Ende kann dir helfen hier die Höhe zu<br />
überwinden.<br />
3. Doch was ist, wenn der Pfahl konisch<br />
ist und das Plakat sich nicht herunter<br />
ziehen lässt? Hier brauchen wir zwei<br />
Besenstiele, eine Gartenschere und<br />
Kabelbinder. Die Schere wird mit den<br />
Kabelbindern an den Besenstielen<br />
befestigt und so die Schenkel<br />
verlängert. Jetzt könnt ihr<br />
die Befestigung durchtrennen<br />
und in aller Ruhe<br />
das Plakat korrigieren.<br />
Wenn ihr damit fertig<br />
seit – das Ganze wieder<br />
mit Kabelbindern<br />
an dem Pfahl befestigen<br />
und hochschieben.<br />
Gilt es mehrere Plakate<br />
zu reparieren lohnt sich vielleicht der<br />
Kauf eines sogenannten Astschneiders.<br />
Das ist das beschrieben Gerät in luxuriöserer<br />
Ausführung.<br />
4. Wenn alles das nicht funktioniert, aber<br />
der Fehler auf jeden Fall nicht so stehen<br />
bleiben kann – etwa bei einem falschen<br />
Datum - kannst du die Plakate auch<br />
einfach mit Hilfe von einer Malerrolle an<br />
einer langen Stange überstreichen. So<br />
werden wenigstens keine falschen Informationen<br />
verbreitet.
<strong>TantePaul</strong> Gleichstellungs sucks 015<br />
Gleichstellung sucks.<br />
Warum wir <strong>für</strong> Gleichstellung nichtmal ein<br />
müdes Lächeln übrig haben...<br />
Feminismus ist in dieser Gesellschaft<br />
ziemlich ausgestorben oder löst Beißreflexe<br />
bei denjenigen aus, die meinen, Patriarchat<br />
und Sexismus wären heutzutage<br />
gar kein Problem mehr. In den offizielleren<br />
Institutionen und Betrieben, also auch den<br />
Hochschulen, gibt es dennoch Projekte und<br />
Initiativen, die sich <strong>für</strong> eine „Gleichstellung<br />
von Männern und Frauen“ einsetzen. Frauenquoten,<br />
flexible Elternzeitregelungen<br />
und Antidiskriminierungsgesetze sollen<br />
dazu führen, dass Frauen weniger den patriarchalen<br />
Gewaltverhältnissen unterworfen<br />
sind als bisher. An sich eine gute Idee<br />
– und trotzdem können wir dem Gleichstellungsgefasel<br />
wenig abgewinnen.<br />
Gender-optimierte Ausbeutung von Männern<br />
und Frauen<br />
Frauen in Führungspositionen kotzen uns<br />
genauso sehr an wie männliche Chefs.<br />
Dass die Familienministerin, halbwegs im<br />
Einklang mit Wirtschaftsvertreter_innen,<br />
im Jahr 2011 plötzlich auf die Idee einer<br />
Frauenquote kommt, ist kein Ausdruck<br />
feministischen Bewusstseins oder von<br />
Menschenfreundlichkeit: Es ist einfach<br />
nur profitabel, auch weiblich sozialisierte<br />
Leute mal ein Meeting leiten zu lassen &<br />
ihre (vermeintliche) Sozialkompetenz zu<br />
nutzen. (Angebliche) Unterschiede zwischen<br />
„Männern“ und „Frauen“ werden als<br />
natürlich angeboren dargestellt, statt sie<br />
als sozial konstruiert zu kritisieren. In der<br />
Idee der Gleichstellung manifestieren sich<br />
die Binaritäten „männlich“ – „weiblich“ einmal<br />
mehr; transidente, intersexuelle oder<br />
queere Menschen werden so weiterhin<br />
marginalisiert. Da, wo „Toleranz“ proklamiert<br />
wird, geht es de facto nur darum, die<br />
(tatsächliche oder konstruierte) Andersheit<br />
von Individuen bestmöglich auszubeuten<br />
und profitabel zu nutzen.<br />
Freiheiten in der Sachzwangwelt: malochen,<br />
shoppen, wählen...<br />
Da, wo sich <strong>für</strong> Gleichstellung eingesetzt<br />
wird, ist vom Erkämpfen von „Freiheiten“<br />
<strong>für</strong> Frauen die Rede. Was wären denn diese<br />
Freiheiten, was wurde denn unter diesem<br />
Schlagwort bisher erstritten? Nicht viel,<br />
wenn der triste Alltag der meisten Männer<br />
das größte Ideal der Forderungen sein sollte:<br />
Malochen gehen dürfen, Geld ausgeben<br />
dürfen und wählen dürfen sind traurige<br />
Höhepunkte der Freiheit, die Männern (und<br />
inzwischen eben auch Frauen) in dieser Gesellschaft<br />
zugestanden werden – auf diese<br />
Jämmerlichkeiten scheißen wir!<br />
… und was das eigentlich bedeutet...<br />
Tatsächlich ist unser ganzes Leben nämlich<br />
bestimmt von einem Zwangsverhältnis:<br />
Zum Kotzen finden wir, dass selbst die<br />
elementarsten Dinge, die wir zum Leben<br />
brauchen, an Geld gekoppelt sind: Essen,<br />
Wohnen, Mobilsein – ganz zu schweigen<br />
von all den schönen Sachen, die wir sonst<br />
noch gerne hätten. Um sie erlangen zu<br />
können, müssen die allermeisten Leute arbeiten<br />
gehen, um Lohn zu verdienen – aus<br />
Nettigkeit bekommt hier niemand irgendwas.<br />
Diese Absurdität lässt sich nur so erklären,<br />
dass die produzierten Waren gar nicht<br />
dazu gedacht sind, die Bedürfnisse von<br />
Menschen zu erfüllen, sondern bloß um<br />
gewinnbringend verkauft werden sollen.<br />
Dass Frauen jetzt auch schuften gehen<br />
dürfen und so in der Lage sind, mit ihrem<br />
eigenen Geld einkaufen zu gehen, ist deshalb<br />
kein wirklicher Fortschritt. Dass es<br />
auch Spaß macht, ins Kino zu gehen, ist nur<br />
ein Nebeneffekt im Erholungsprogramm<br />
von und <strong>für</strong> Lohnarbeit: Mit Freizeit und<br />
Lohn ist in dieser Gesellschaft nicht mehr<br />
anzufangen, als die Zeit bis zum nächsten<br />
Arbeitstag zu überbrücken. Unsere ganze<br />
Nicht-Arbeitszeit brauchen wir, um uns<br />
wieder fit zu machen <strong>für</strong> den nächsten Tag<br />
im Büro, am Schreibtisch, in der Schule.<br />
Vor diesem Hintergrund wird auch klar,<br />
dass das von Feminist_innen erkämpfte<br />
Wahlrecht im demokratischen System<br />
noch weniger als ein Trostpflaster ist: Ob<br />
wir die Grünen, die NPD oder die Linkspartei<br />
wählen, verändert nicht, dass wir jeden<br />
Tag wieder an der Stechuhr stehen müssen.<br />
<strong>Alle</strong> demokratischen Institutionen engagieren<br />
sich <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland – und der Standortlogik müssen<br />
sich dann halt alle unterwerfen. Jede_r<br />
einzelne von uns rackert sich ab <strong>für</strong> ein nationales<br />
Projekt – ob mit nationalistischer<br />
Gesinnung oder nur auf der Suche nach<br />
dem kleinen privaten Glück.<br />
Keinen Finger krumm <strong>für</strong> diese Gesellschaft!<br />
Gleichberechtigung meint also nichts anderes<br />
als Chancengleichheit in einer Gesellschaft,<br />
in der die allermeisten sowieso<br />
verlieren müssen. Im Geschubse um Karriere<br />
mitmachen zu dürfen, durch Rhetoriktrainings,<br />
Zeitmanagement und Business-Fortbildungen<br />
unsere Ellenbogen<br />
anzuspitzen, ist keine Freiheit, sondern<br />
optimierte Ausbeutung und verbissene<br />
Konkurrenz.<br />
Eine wirklich feministische Forderung kann<br />
sich deshalb niemals mit „Gleichstellung“<br />
zufriedengeben. Tatsächlich werden Männer<br />
und Frauen in dieser Gesellschaft sehr<br />
unterschiedlich behandelt, patriarchale<br />
Gewalt ist alltäglich und in jedem Lebensbereich<br />
nur allzu präsent. Dem wollen und<br />
müssen wir uns immer konkret entgegenstellen.<br />
Darüber hinaus aber ist eine Kritik<br />
der Verhältnisse, die stereotype Männlichkeit<br />
und Weiblichkeit erst hervorbringen,<br />
notwendige Basis da<strong>für</strong>, alle Menschen<br />
nach ihren Bedürfnissen zu fragen<br />
und diese miteinander zu verhandeln. Ein<br />
System abzuschaffen, in dem Menschen<br />
wirtschaftlichen Interessen gewaltvoll<br />
unterworfen sind, ist notwendiger Teil feministischer<br />
Interventionen. Die Antwort<br />
auf so eine Gesellschaft kann nicht die<br />
Bitte um Reformen sein – sondern nur der<br />
Kampf <strong>für</strong> Revolution.
016 <strong>Fukushima</strong> ist überall<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
<strong>Fukushima</strong> ist überall.<br />
Hier dokumentieren wir eine Rede von SAND (Systemoppositionelle Atomkraft-Nein-Danke-Gruppe), gehalten am 26. März<br />
auf der Anti-Atom Großdemonstration in Hamburg bei der Zwischenkundgebung vor Vattenfall. Für die Rede wurde dieser<br />
Text leicht gekürzt.<br />
Wenn wir jetzt auf Japan schauen, dann<br />
sind wir von tiefer Traurigkeit und Mitgefühl<br />
mit der betroffenen Bevölkerung erfüllt<br />
– wir sind entsetzt und erschüttert.<br />
Aber in uns kocht auch eine ungeheure Wut<br />
und Zorn. Denn die Atomkatastrophe ist<br />
keine Naturkatastrophe, ist kein Schicksal,<br />
ist nicht einem Irrtum, einem Versehen<br />
oder einer Fehleinschätzung geschuldet –<br />
sondern ist von Menschen bewusst in Kauf<br />
genommen.<br />
Wir wussten immer, dass so eine Katastrophe<br />
nicht auszuschließen ist. Und dennoch<br />
haben wir immer gehofft, so eine Katastrophe<br />
möge sich nicht ereignen.<br />
Über 40 Jahre weisen wir – durch unzählige<br />
Analysen, auf Erörterungsterminen, Prozessen,<br />
mit Artikeln, Demonstrationen und<br />
anderen Aktionen – darauf hin, dass diese<br />
Technologie nicht beherrschbar ist, dass<br />
sie ein Verbrechen an Mensch und Umwelt<br />
darstellt, dass die Parolen: „deutsche Atomkraftwerke<br />
sind sicher“, „ohne Atomstrom gehen<br />
die Lichter aus“, und jetzt: „Atomstrom<br />
als Brückentechnologie“ Werbelügen <strong>für</strong> das<br />
große Geschäft sind.<br />
Es stellt sich jetzt uns die Frage: Haben wir<br />
bisher genug getan, haben wie alle unsere<br />
Möglichkeiten ausgeschöpft, um dieser<br />
Atompolitik ein Ende zu bereiten? Diese<br />
Frage müssen wir uns <strong>für</strong> die Gegenwart<br />
und Zukunft neu beantworten!<br />
Selbst die großen Katastrophen mit<br />
100.00den Toten und Verletzten: in Majak<br />
in Rußland 1957, in Windscale in Großbritannien<br />
1957, in Harrisburg in den USA 1979<br />
oder in Tschernobyl in der Ukraine 1986,<br />
oder die Beinah-Katastrophe in Forsmark<br />
in Schweden 2006, haben die Verantwortlichen<br />
<strong>für</strong> das Atomgeschäft nicht dazu bewegt,<br />
ihren Laden zu schließen.<br />
Kritische Stimmen unerwünscht<br />
Als in Forsemark in einem Vattenfall-AKW<br />
nach einem Kurzschluss der Reaktor vom<br />
Netz ging, die Kühlung komplett <strong>für</strong> 23<br />
Minuten ausfiel und dann einer der Chef-<br />
Ingenieure öffentlich sagte: „Wir standen<br />
sieben Minuten vor der Kernschmelze“ - was<br />
geschah dann? Vattenfall feuerte den<br />
Mann und alles läuft wie gehabt.<br />
Noch einen Tag, nachdem die Atomkatastrophe<br />
in Japan bekannt wurde, veröffentlichte<br />
E.on in der Wilsterschen Zeitung<br />
(12.03.2011) einen Artikel als Reaktion auf<br />
die Forderungen der Bremer „Meßstelle <strong>für</strong><br />
Arbeits- und Umweltschutz“, die signifikante<br />
Anhäufung von Krebs in der Nähe des<br />
Atomkraftwerks Brokdorf wissenschaftlich<br />
zu untersuchen, in dem es heißt:<br />
„Mit modernsten, das heißt genauesten Messmethoden<br />
sei wissenschaftlich und unter permanenter<br />
behördlicher Aufsichtspflicht belegt,<br />
dass ein Kernkraftwerk im Leistungsbetrieb<br />
keine direkte Strahlung in seiner Umgebung<br />
sende. [...] So sei der Bremer Verein, mit der<br />
unscheinbaren, vertrauenserweckenden Bezeichnung<br />
‚Meßsstelle <strong>für</strong> Arbeits- und Umweltschutz’<br />
eine eindeutig dem linkspolitischen<br />
Spektrum zuzuordnende Organisation. Für sie<br />
sei nach eigenem Verständnis ‚eine radikal ökologische<br />
Sichtweise nicht zu trennen von der<br />
Kritik an den bestehenden politischen und sozialen<br />
Verhältnissen’. Dieser Ideologie folgend<br />
fordere der Verein an anderer Stelle seines<br />
Onlineauftritts das sofortige Abschalten aller<br />
kerntechnischen Anlagen.“<br />
Dieser Versuch, die Meßstelle und die örtliche<br />
Bevölkerung zu spalten, wird nicht aufgehen<br />
und E.on auf die eigenen Füße fallen.<br />
Kein Auswuchs sondern Prinzip<br />
Das Geschäft mit der Atomtechnologie und<br />
Atomenergie macht deutlich, wie ganz bewusst<br />
mit dem Leben und der Gesundheit<br />
von Mensch und Umwelt spekuliert wird.<br />
Die Gier nach Profit und Macht geht über<br />
Leichen. Wir müssen uns immer wieder<br />
vergegenwärtigen, dass die Atomtechnologie<br />
kein Fehler, kein Irrtum, auch kein<br />
Auswuchs dieser herrschenden Verhältnisse<br />
ist, sondern bewusster, konsequenter<br />
Ausdruck. Deshalb sollte es uns nicht<br />
nur darum gehen, bestimmte Symptome<br />
zu kurieren, sondern in unserem Widerstand<br />
auch immer die Ursachen <strong>für</strong> diese<br />
Symptome – nämlich die kapitalistischen<br />
Verhältnisse – anzugreifen.<br />
Sonst werden wir gegen ein Symptom nach<br />
dem anderen kämpfen – ein Leben lang –<br />
ohne unserer Utopie von Kommunikation,<br />
Solidarität und Befreiung,von Selbstbestimmung<br />
und Kollektivität einen Schritt<br />
näher zu kommen.<br />
Dem Kapitalist Vorwürfe zu machen, empört<br />
über bestimmte sog. „Auswüchse“<br />
zu sein, suggeriert, dass ein humaner Kapitalismus<br />
möglich ist. Aber im Rahmen<br />
der kapitalistischen Logik ist eine humane<br />
Lösung nicht denkbar. Der Kapitalismus<br />
macht keine Fehler – er ist der Fehler. Und<br />
der muss beseitigt werden, damit wir leben<br />
können!<br />
<strong>Fukushima</strong> ist auch in Bremen<br />
Die Welt ist jetzt, nach der Katastrophe in<br />
Japan eine andere als die, die sie vor der<br />
Katastrophe war. Große Teile des Landes<br />
werden auf Jahrzehnte oder Jahrtausende<br />
verstrahlt sein, große Teile der Bevölkerung<br />
werden extremen Gesundheitsbelastungen<br />
ausgesetzt sein. Und wenn Menschen<br />
hier meinen, Japan ist ja so weit entfernt<br />
und das trifft uns hier nicht, dann irren sie<br />
sich. Auch wir werden – zumindest längerfristig<br />
– die Auswirkungen zu spüren bekommen.<br />
Bremen z.B. liegt im Umkreis (150 km) von<br />
6 AKWs. Keine Großstadt In Deutschland<br />
hat eine höhere Dichte von AKWs. Der<br />
Innenminister Ulrich Mäurer räumte vor<br />
Kurzem (15.03.2011) ein: „Auf eine atomare<br />
Katastrophe haben wir keine Antwort!“ Und in<br />
Hamburg sieht es ganz ähnlich aus.<br />
Und von den Gefahren, die auch vom sog.<br />
„Normalbetrieb“ der Atomanlagen oder<br />
vom Uranabbau ausgehen und von den<br />
unlösbaren Problemen bei der Lagerung<br />
von Atomabfällen wird hier gar nicht gesprochen.<br />
Drehscheibe <strong>für</strong> Atomtransporte<br />
Und weiter: Über die Stadtgebiete und<br />
Häfen von Hamburg und von Bremen/<br />
Bremerhaven gehen eine Vielzahl von<br />
Atomtransporten. <strong>Alle</strong> 1,5 Tage ein Atomtransport<br />
durch Hamburg! <strong>Alle</strong> 2 Tage ein<br />
Atomtransport durch Bremen!<br />
Damit ist Norddeutschland eine wichtige<br />
Drehscheibe im internationalen Atomgeschäft.<br />
Uranoxide, das extrem giftige Uranhexafluorid,<br />
unbestrahlte und bestrahlte<br />
Brennelemente oder andere Produkte<br />
im Zusammenhang mit der Nutzung der<br />
Atomtechnologie werden umgeschlagen<br />
und/oder durch das Stadtgebiet transportiert.<br />
Empfänger und Absender des atomaren<br />
Materials sind Orte in der ganzen
<strong>TantePaul</strong> <strong>Fukushima</strong> ist überall 017<br />
Welt, in: Deutschland, Belgien, Schweiz,<br />
Niederlande, Schweden, Großbritannien,<br />
Norwegen, Frankreich, Spanien, Kanada,<br />
USA, Argentinien, Australien, Süd-Korea,<br />
Russland, Kasachstan und Namibia, Brasilien,<br />
Süd-Afrika, Finnland. Ein extrem gut<br />
florierender weltweiter Handel!<br />
Auf den massiven Protest gegen verschiedene<br />
Transporte: sagte der Bürgermeister<br />
aus Bremen Jens Böhrnsen (SPD) in einem<br />
Interview: „...wegen der Sicherheitsprobleme<br />
solcher Transportgüter generell und auch wegen<br />
des zu erwartenden Demonstrationspotentials,<br />
das angesichts der aktuellen Debatte<br />
als sehr hoch eingestuft werden muss. Der<br />
Transport wird einen unverhältnismäßig hohen<br />
Polizeieinsatz nötig machen. Das kostet<br />
uns nicht nur viel Geld, sondern es wird auch die<br />
Funktion unserer Häfen beeinträchtigen.“<br />
Und der ehemalige Bürgermeister von<br />
Hamburg, Alhaus (CDU) hat, nach den letzten<br />
massenhaften Protesten in Gorleben,<br />
Angst vor politischen Unruhen und Blockaden<br />
des Hafens und will die „Belastung<br />
unserer Stadt durch die Transporte nicht akzeptieren“.<br />
Auch andere Städte wie z.B. Emden, Wilhelmshaven,<br />
Lübeck, Cuxhaven, Rostock<br />
haben sich inzwischen zumindest gegen<br />
bestimme Transporte über ihre Häfen ausgesprochen.<br />
Das ist schon mal ein schöner Erfolg des<br />
Anti-AKW-Widerstandes, und da sollten<br />
wir nicht locker lassen.<br />
In die Zukunft geblickt<br />
Wenn deutsche Firmen weiterhin am Bau<br />
von Atomanlagen weltweit beteiligt sind,<br />
oder Materialien <strong>für</strong> den Bau und Betrieb<br />
herstellen und exportieren oder wenn<br />
Atomstrom aus anderen Ländern importiert<br />
wird, stellt das ganze Gerede vom<br />
„Ausstieg aus der Atomenergie“ oder „Atomenergie<br />
als Brückentechnologie“ ad absurdum.<br />
Packen wir's an<br />
Atomtransporte sind von größter strategischer<br />
Bedeutung <strong>für</strong> das Funktionieren der<br />
Atomindustrie. Atomtransporte verhindern<br />
heißt die Atomanlagen stilllegen. Und<br />
genau das ist unser Ziel: Für die sofortige<br />
und bedingungslose und endgültige Stilllegung<br />
aller Atomkraftwerke weltweit.<br />
Aber das werden wir nicht ausschließlich<br />
erreichen durch Argumente und Appelle an<br />
die Politiker_innen, sondern da müssen wir<br />
schon selbst Hand anlegen!<br />
Und vergessen wir dabei nicht: Keinen Frieden<br />
mit den herrschenden Verhältnissen.<br />
Eine Welt erkämpfen, in der der Mensch<br />
im Mittelpunkt von Denken und Handeln<br />
steht - jetzt und überall!<br />
In diesem Sinne ist es unsere moralische<br />
Pflicht, die Verantwortlichen <strong>für</strong> das Atomgeschäft<br />
- und damit auch <strong>für</strong> die vielen Toten<br />
und Verletzten - aus Politik und Wirtschaft<br />
beim Namen zu nennen und zur<br />
Verantwortung zu ziehen:<br />
Das sind in Deutschland u.a. die 4 großen<br />
Stromkonzerne Vattenfall, E.on, EnBW,<br />
RWE und auch die ehemalige Rot-Grüne<br />
Regierung Schröder-Fischer-Trittin mit ihrem<br />
Konsensvertrag zur Bestandssicherung<br />
der deutschen Atomanlagen - der Garantie<br />
von beträchtlichen Laufzeiten und<br />
Profiten, zum Ausbau der Urananreicherungsanlage<br />
Gronau, usw. Und jetzt auch<br />
die Schwarz- Gelbe Regierung mit Merkel-<br />
Westerwelle-Röttgen, die gerade noch die<br />
Laufzeitverlängerung beschlossen haben.<br />
Seminarankündigung<br />
Unsere Erfahrung sagt uns:<br />
Nicht das Beispiel der Anpassung/Unterwerfung<br />
macht den Menschen Mut, sondern<br />
das Beispiel der Rebellion.<br />
Die Großen sind nur groß, weil wir vor ihnen<br />
auf den Knien liegen – erheben wir uns!<br />
Das heißt <strong>für</strong> uns: Vorwärts und nicht vergessen<br />
die Solidarität! Wir sehen uns wieder<br />
auf der Straße, passt gut auf euch auf!<br />
Es gibt sie manchmal, die Seminare zu denen es sich lohnt zu gehen - nicht nur wegen<br />
der Creditpoints. Das folgende ist unserer Meinung nach eins dieser Art:<br />
Neue Technologien, Menschenbild und Ethik vor dem Hintergrund der Liberalisierungs-<br />
und Globalisierungsoffensive<br />
Wir wollen untersuchen, wie weit Neue Technologien und Forschungsgebiete wie<br />
z.B. Computertechnologie, Nanotechnologie, Gen- und Reproduktionstechnologie,<br />
Gehirnforschung, artificial life/künstliche Intelligenz, Robotik, usw. in einem dialektischen<br />
Verhältnis stehen zur Ethik und zum Menschenbild, z.B. des Utilitarismus<br />
(leistungsfähig, effektiv, nützlich), der „Neuen Euthanasie“ (lebenswert/nicht lebenswert),<br />
der „Neuen Eugenik“ (Menschenkonstruktion, Körperdesign) und wie weit<br />
die zur Zeit stattfindende Liberalisierungs- und Globalisierungsoffensive dieser Entwicklung<br />
den Boden bereitet – und umgekehrt.<br />
U.a. wollen wir auch auf folgende Fragen eingehen:<br />
* Bedingen sich z.B. gesellschaftliche Kategorisierung, Normierung<br />
und Selektion und die marktorientierte Umstrukturierung aller Lebensbereiche<br />
– die ausschließlich die ökonomische Rationalität in<br />
den Mittelpunkt von Denken und Handeln stellt – gegenseitig?<br />
Werden so auch Begriffe wie „Solidarität“, „Kommunikation“, „Autonomie (Selbstbestimmung/Kollektivität)“,<br />
„Herrschaftsfreiheit“ im Interesse der Neuen<br />
Weltordnung vereinnahmt oder zum Verschwinden gebracht und werden somit<br />
auch Fragen nach „Emanzipation“ gar nicht mehr gestellt oder neu definiert?<br />
* Ersetzt die Ideologie von „Sachzwang und Expert_innentum“ (there is no alternative<br />
(TINA)) und der damit verbundene Pragmatismus das „Politische“ („Tod<br />
des Politischen!“)Wie weit wird Macht dadurch anonymisiert und somit jeder<br />
Kritik entzogen, was geschieht mit dem Begriff „Verantwortung“?<br />
* Wie weit und wie führen Überwachung, Kontrolle, Steuerung und Vereinzelung<br />
und Zerstörung von „Kommunikation“ zu einer neuen Konzeption von Verhalten,<br />
die den potentiellen Blick der Überwacher_innen mit einbezieht? (Verhältnis<br />
von „Sicherheit“, „Angst“, und „Freiheit“.)<br />
Donnerstags, 16:00 - 18:00<br />
Kontakt: Fritz.Storim@<strong>Uni</strong>-Bremen.de<br />
VAK 08-26-GS-2, 2 SWS: (FB 03) Informatik (Dipl./B.Sc./M.Sc.), (FB 03) Digitale Medien<br />
(B.Sc./M.Sc.), (FB 08) Politikwissenschaft (B.A./LA), (FB 09) Philosophie (B.A./Mag.),<br />
(FB 12) Erziehungswissenschaft (Diplom), (FB 12) Behindertenpädagogik / Sonderpäd.<br />
Fachrichtung (LA), (FB 12) Interdisziplinäre Sachbildung/Sachunterricht (B.A.<br />
Fabiwi/NF), (FB 12) Primarstufe, wissenschaftliche. Weiterbildung <strong>für</strong> Erwachsene
018<br />
<strong>TantePaul</strong><br />
Return of the tüdelband<br />
Jens Huckeriede (2003), 82 min.<br />
In den Zwanziger Jahren kannte sie<br />
So 17. jeder, zumindest in Hamburg: die Ge<br />
brüder Wolf. Sie traten in den The<br />
April atern rund um die Reeperbahn auf.<br />
Ihre Songs waren frech und ihre Kos<br />
15h tümwechsel waren rasant. Ihre Lie<br />
der, wie das des Jungen mit dem<br />
Tüdelband, wurden zu populären Schlagern. Ab 1933<br />
wurden die Gebrüder Wolf als Juden verfolgt: Sie<br />
flohen, überlebten in Deutschland oder starben im KZ.<br />
Dan Wolf lebt in San Francisco und macht Hip Hop.<br />
Zusammen mit dem Hamburger Dokumentarfilmer Jens<br />
Huckeriede kehrte der Hip Hop Musiker Wolf an die<br />
Lebens und Wirkstätten seiner Vorfahren zurück. So ist<br />
‚RETURN OF THE TÜDELBAND‘ gleichzeitig eine Reise in<br />
die Vergangenheit und eine Brücke in die Gegenwart.<br />
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher<br />
Jens Huckeriede.<br />
In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Initiative<br />
Bremen.<br />
Die Freiheit des Erzählens.<br />
Das Leben des Gad Beck.<br />
Carsten Does und Robin Cackett (2006), 100 min.<br />
So 24.<br />
April<br />
15h<br />
Gad Beck war zehn Jahre alt, als die<br />
Nationalsozialisten an die Macht ka<br />
men. Mit neunzehn wurde seine große<br />
Liebe Manfred Lewin nach Auschwitz<br />
deportiert. Als „jüdischer Mischling“<br />
wurde Gad Beck 1943 in dem Berliner<br />
Sammellager Rosenstraße interniert<br />
und nach Protesten nichtjüdischer Angehöriger wieder<br />
freigelassen. Während der letzten Kriegsjahre organi<br />
sierte er als Leiter des „Chug Chaluzi“ das Überleben<br />
zahlreicher im Untergrund lebender Juden.<br />
Wie wird Geschichte erinnert und erzählt? Ein Film über<br />
die bisweilen fließenden Grenzen zwischen Wahrheit<br />
und Legende, über die Auseinandersetzung zwischen<br />
den Generationen, alltäglichen Heldenmut und schwule<br />
Liebeslust in einer mörderischen Zeit.<br />
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher<br />
Carsten Does.<br />
In Kooperation mit dem Antifaschistischen<br />
Komitee Bremen.<br />
Wir müssen das erzählen!<br />
Daniel und Pascal Cling (2004), 57 min.<br />
Die Filmemacher Daniel und Pascal<br />
So 8. Cling haben Überlebende national<br />
sozialistischer Konzentrationsla<br />
Mai ger begleitet, die unter anderem in<br />
Schulen einer jüngeren Generation<br />
15h von ihren Erlebnissen und Erfahrun<br />
gen berichten, um dem Vergessen<br />
der begangenen Verbrechen vorzubeugen.<br />
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher<br />
Pascal Cling.<br />
In Kooperation mit dem AK Angreifbare Traditionspflege<br />
Bremen und der Antifaschistischen<br />
Kulturinitiative Bremen.<br />
Schulvorstellungen<br />
<strong>Alle</strong> Filme können bei vorheriger Anmeldung <strong>für</strong> Schul<br />
klassen an den Vormittagen gezeigt werden. Bitte um<br />
frühzeitige Anmeldung im Cinema Ostertor unter:<br />
0179/59 35 473<br />
Kartenvorbestellungen / Reservierungen<br />
Täglich unter der Telefonnummer 0421/700 914.<br />
Kontakt: kino.in.bewegung@gmx.de<br />
web: http://kinoinbewegung.blogsport.eu
<strong>TantePaul</strong> 1. Mai in Bremen 019<br />
1. Mai in Bremen<br />
Dass zum 1. Mai Nazis in Bremen marschieren wollen ist wohl <strong>für</strong> niemanden was Neues. Die Termine im Vorfeld vielleicht<br />
aber schon...<br />
DI 12/04 Deutschlands Neue <strong>Rechte</strong>. Angriff der Eliten von<br />
Spengler bis Sarrazin<br />
Infoladen Bremen, 20:00<br />
Die Forderung nach »Elite« hat Konjunktur. Dabei<br />
wohnt der Debatte die Tendenz inne, vom Bestehen<br />
gesellschaftlicher Funktionseliten auf die Existenz<br />
einer generell höher begabten Menschengruppe zu<br />
schließen...<br />
MI 13/04 Lokale NPD- und Neonazistrukturen aufgedeckt!<br />
BSV-Vereinsheim Vegesackerstraße 84A, 19:30<br />
Die NPD versucht auch in Bremen Fuß zu fassen.<br />
Über deren rechte Strukturen und Köpfe im Bremer<br />
Westen wird die langjährig und gut informierte recherche-nord<br />
informieren und dabei die Bedeutung<br />
des kürzlichen Zusammenschlusses der DVU und<br />
NPD <strong>für</strong> die rechten Strukturen kommentieren.<br />
DO 14/04<br />
FR 15/04<br />
SA 16/04<br />
SO 17/04<br />
Wie man die Neonazis kritisieren sollte<br />
Bürgerhaus Weserterassen, 19:00<br />
Die Nationaldemokraten und ihr Anhang sind die<br />
bestgehasste politische Richtung im Land.Nicht<br />
so klar ist, warum. Denn die von der Politik vielbeschworene<br />
geistige Auseinandersetzung mit alten<br />
und neuen Nazis findet so gut wie nicht statt. Sie<br />
werden von Behörden behindert und bespitzelt –<br />
aber eigentlich nicht kritisiert.<br />
Remembering means fighting<br />
Infoladen Bremen, 20:00<br />
Antiziganismus, Antisemitismus, Rassismus, Homophobie,<br />
in Gestalt von Übergriffen, Pogromen<br />
und verbalen Diffamierungen sind nicht nur seit den<br />
90er Jahren zunehmend in Deutschland virulent, sie<br />
werden zunehmend europaweit gemeinschaftlich<br />
praktiziert. Die rechtsradikalen Bewegungen in Europa<br />
vertreten den „Rassen- bzw. Kulturkrieg“ und<br />
vernetzen sich dabei zunehmend in ihrem gemeinschaftlichen<br />
Projekt.Dieser Entwicklung sieht die<br />
antifaschistische Linke als Anlass sich auszutauschen,<br />
zu vernetzen – lokal, regional und über alle<br />
Grenzen hinweg.<br />
Einführung in Faschismunstheorien, Wochenendseminar<br />
Infoladen Bremen<br />
Mit dem Wochenendseminar möchte eine Einführung<br />
in die historischen Theorien über Faschismus<br />
und Nationalsozialismus gegeben werden. Antifaschistische<br />
Kritik und Praxis ist immer wieder mit der<br />
Verherrlichung, Verklärung oder Verharmlosung des<br />
historischen Faschismus und Nationalsozialismus<br />
konfrontiert. Kenntnisse über den Nationalsozialismus<br />
und seine historische Interpretation durch linke<br />
Faschismustheorien sind daher aus verschiedenen<br />
Gründen von Nutzen: sowohl um antifaschistische<br />
Positionen im Kampf um Erinnerung und Deutung<br />
der deutschen Geschichte zu formulieren als auch<br />
um postnazistische Traditionen zu kritisieren.<br />
Anmeldung bitte unter talpe@gmx.net<br />
MO 18/04 Was bleibt vom Hype? – „Autonome Nationalisten”<br />
in Deutschland<br />
Infoladen, 19:00<br />
Dem Phänomen »Autonome Natonalisten«, ihren<br />
Inhalten und Styles soll nachgegangen werden<br />
und die Frage gestellt werden, in wie fern dies alles<br />
»Neues« darstellt und was das alles über das<br />
Faschismusverständnis der Mehrheitsgesellschaft<br />
aussagt.<br />
MI<br />
20/04 Peggy Parnass -Rebellin und Legende<br />
Villa Ichon, Goetheplatz 4, 20:00<br />
DO 21/04<br />
Geld gegen Gesinnung: Mit Extremismus-Doktrin,<br />
Verfassungsschutz und Hilfswissenschaft gegen<br />
die „Zivilgesellschaft“<br />
Bremer Presse-Club, Schnoor 27/28, 19:00<br />
Mit dem Amtsantritt der zweiten Regierung Merkel<br />
steht erneut die umstrittene Extremismus-Doktrin<br />
zur Debatte: Das Bild von einer demokratischen<br />
Mitte der Gesellschaft, die sich – als Lehre aus der<br />
Weimarer Republik – gegen Extremismus von rechts<br />
und links (sowie von Ausländern) zu erwehren habe.<br />
Vortrag und Diskussion mit Friedrich Burschel<br />
FR 29/04 Öffentliche Informations- und Vorbereitungsveranstaltung<br />
zum antifaschistischen 1. Mai 2011<br />
Ort bald unter keinen-meter.org, zu erfahren 19:00<br />
SA<br />
30/04 Workshop: „Arbeit <strong>für</strong> Deutschland!” Oder: Von der<br />
Verlegenheit des DGB, dem faschistischen Lob der<br />
Arbeit etwas entgegenzusetzen<br />
Ort bald unter keinen-meter.org, zu erfahren 13:00<br />
SO 01/05<br />
Naziaufmarsch verhindern!<br />
Mehr Infos unter keinen-meter.org<br />
FR 06/05 Der Holocaust und die Linke<br />
Paradox, Bernhardstr. 10-12, 20:00<br />
Welche Relevanz hat die Auseinandersetzung mit<br />
dem Holocaust <strong>für</strong> antifaschistische und emanzipatorische<br />
Politik?<br />
MI 11/05 Was ist Rassismus?<br />
Bremer Presse Culb, Schnoor 27/28, 19:00<br />
Geschichte und Diskussion um ein Herrschaftsphänomen,<br />
mit Rosa Fava<br />
DO 12/05<br />
FR 13/05<br />
Benefizkonzert <strong>für</strong> die antifaschistische Kampagne<br />
„Keinen Meter!”<br />
Schlachthof Kesselhalle, 20:00<br />
mit Irie Revoles Sound System (Reggae/Hiphop/<br />
Ska/Beats aus Berlin) + Slime(Oldschool/Punkrock<br />
aus Hamburg) + Sookee (Hiphop aus Berlin) sowie<br />
weiteren Acts<br />
Piraterie in Somalia<br />
Villa Ichon, Goetheplatz 4, 19:30<br />
Betrachtet werden soll die generelle Situation in Somalia,<br />
und die der Piraten.
Termine.<br />
April<br />
DI 12/04 Ziemlich unsexy: Sexistische Kackscheiße an der<br />
<strong>Uni</strong><br />
unter den GW2-Haupttreppen,16:00<br />
Info & Diskussion über Geschlechterstereotype am<br />
Beispiel der Plakatkampagnen des RCDS<br />
Action-Samba Einsteiger_innen Workshop<br />
Boulevard, 17:30<br />
MI 13/04 Info- und Mobiveranstaltung zum G8/G20 in<br />
Frankreich<br />
Infoladen, St. Pauli-Str. 10-12, 20:00<br />
Am 25/26. Mai findet das G8 Treffen in der Normandie<br />
und Mitte November das G20 Treffen<br />
in Cannes statt Zwei Aktivistinnen des Pariser<br />
Dissent netzwerkes kommen nach Bremen und<br />
berichten über den Stand der Mobili sierung zu den<br />
G8/20 Protesten und zum Camp. Und zum Schluss<br />
die Frage: Da dezentral … was geht zum G8 in Bremen?<br />
Do 14/04<br />
"Wahrheit - gibt's nicht!" Dieser und andere Fehler<br />
der bürgerlichen Wissenschaft<br />
<strong>Uni</strong> Bremen, SFG 2080, 19:00<br />
Fünfteiliger Arbeitskreis mit Freerk Huisken:<br />
11/05: Die sogenannte Wahrheitsfrage<br />
25/05: Der Fehler des radikalen Konstruktivismus<br />
08/06: Erkenntnis - wie geht das?<br />
22/06: Exemplarische Fehler der<br />
bürgerlichen Wissenschaft<br />
06/07: Wozu braucht es und wozu taugen Geistes-<br />
und Gesellschaftswissenschaften ?<br />
Dokumentarfilm: „Les Glaneurs et la Glaneuse“<br />
Hochschule Bremen, Eingang Mensa, Freiraum<br />
WKL,20:00<br />
In ihrem Dokumentarfilm porträtiert Agnes Varda<br />
junge und alte Menschen, die in der Wegwerfgesellschaft<br />
Frankreichs und Belgiens auf das Aufsammeln<br />
von Lebensmitteln angewiesen sind. Sie stellt<br />
dem kapitalistischen Zynismus, nicht EU-normgerechte<br />
Kartoffeln bergeweise auszukippen,die Kreativität<br />
der Armen gegenüber.<br />
Infoladen Bremen, St. Plauli-Str. 10-12, 20:00<br />
Betrachtung des rassistischen Normalzustands in<br />
der BRD aus feministischer Perspektive.<br />
Flüchtlingslager isoliert auf dem Land, zermürbende<br />
Residenzpflicht, langwierige Asylanträge und<br />
die immer wieder drohende Abschiebung.Mit dieser<br />
Veranstaltung möchten wir ausschnittsweise über<br />
die Lebensrealität von Menschen ohne deutschen<br />
Pass und gesicherten Aufenthaltsstatus in der BRD<br />
am Beispiel Niedersachsen berichten.<br />
SA 16/04 Filmabend: Plan B<br />
Kurzschluss, 20:00<br />
Argentinien 2009. Schöne Bilder von Räumen, Orten,<br />
Körpern, Annäherung – von irritierter Heterosexualität,<br />
Vertrautsein und Begehren. Eine Liebesgeschichte<br />
SO 17/04<br />
UmSonnsttagsTee<br />
Kurzschluss, Lahnstr. 16, 16:00<br />
Zur Krise der technologischen Gewalt<br />
DI 19/04 Kurzschluss-Projektrat<br />
Kurzschluss, Lahnstr. 16, 19:00<br />
Für alle, die gerne beim Kurzschluss mitorganisieren<br />
und/oder eigene Veranstaltungen durchführen<br />
wollen.<br />
MI<br />
20/04 GW3 Planungs- und Zukunftstreffen<br />
Hochschule Bremen, Eingang Mensa, Freiraum<br />
WKL,20:00<br />
DO 21/04<br />
Balkan Cinema: Belgrad Radio Taxi<br />
Cinema Ostertor, 18:00<br />
Balkan Cinema zeigt zum zweiten Mal nach 2010<br />
internationale Filmproduktionen aus und über Südosteuropa.<br />
Mehr unter www.balkancinema.de<br />
Die Platzkküche<br />
Wagenplatz Querlenker innen,19:00<br />
Erste Aufführung des Jahres - Mit Pizza aus dem<br />
Lehmofen, 80er Serienmukke und TV Quiz. Brint die<br />
Musik eurer Lieblingsserien mit! Mehr auf wagendorf.de<br />
Residenzpflicht und Einkaufsgutscheine<br />
Aktivenverteiler<br />
Der Aktiven-Verteiler ist eine über die <strong>Uni</strong>versität hinausgehende politische E-Mail Plattform,<br />
die einen Versuch der Vernetzung und des Austausches darstellt. Wenn ihr wissen<br />
wollt „Was geht” oder eure Veranstaltungen ankündigen möchtet, könnt ihr eure Emailadresse<br />
hier eintragen:<br />
http://mail.c-peper.de/mailman/listinfo/aktive<br />
http://gw3.alles<strong>für</strong>alle.de/?page id=135