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Bericht aus dem Gemeinderat Unsere Gemeinde

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Mitten drin …<br />

24-Stunden-Service, rund um die Uhr<br />

Ein <strong>Bericht</strong> von Norbert Führer<br />

Wir kennen es alle: Hunger quält den<br />

Magen, ein kurzer Abstecher zum<br />

„Drive-In-Schalter“ eines Schnellrestaurants<br />

und schon kann die Fahrt<br />

weiter gehen. Ein wenig erinnert<br />

diese Szene auch an den Ablauf im<br />

Stall von Jürgen Schmid in der<br />

Amberger Straße. Der Drive-In-Schalter<br />

ist ein hoch moderner Melkroboter<br />

der Firma DeLaval und ist 24<br />

Stunden, rund um die Uhr im Einsatz.<br />

Einerseits versorgt er die ca. 70<br />

Kühe in Jürgen Schmids Stall mit<br />

Kraftfutter und andererseits führt der<br />

Melkroboter vollautomatisiert die<br />

jeweiligen Melkvorgänge durch. Insofern<br />

herrscht hier also ein Geben und<br />

Nehmen.<br />

Ich habe mir den Vorgang vor einigen<br />

Wochen einmal genauer angeschaut.<br />

Als ich den Stall betrete,<br />

sehe ich eine Kuh, ich nenne sie jetzt<br />

einfach mal Nr. 106, da sie ein<br />

Halsband mit einem Transponder<br />

mit der Nummer 106 um den Hals<br />

trägt. Sie steht geduldig in der Warteschlange,<br />

um den „Drive-In-Schalter“<br />

zu betreten. Der Melkroboter ist<br />

exakt auf die einzelnen Milchkühe<br />

abgestimmt und weiß genau, was er<br />

zu tun hat, wenn Nr. 106 das Melkgatter<br />

passiert. Gesteuert wird der<br />

Roboter von einem Computer <strong>aus</strong>,<br />

der in Jürgen Schmids Büro steht.<br />

Dort ist genau gespeichert, wie viel<br />

Kraftfutter eine Kuh benötigt, wann<br />

sie das letzte Mal trächtig war, welche<br />

Milchmenge sie in den vergangenen<br />

Wochen oder Monaten im<br />

Durchschnitt gegeben hat und vieles<br />

mehr.<br />

schlecht, eine Rangordnung unter<br />

Kühen! Ähnlich, wie z.B. bei uns im<br />

Berufsalltag, gibt es auch im Stall<br />

von Jürgen Schmid eine Hierarchie,<br />

in der jede Kuh ihre „Position“ hat.<br />

Aber Nr. 73 nützt ihr Überholmanöver<br />

wenig, denn sie hat beim Passieren<br />

des Melkroboters Pech. Dieser<br />

nämlich erhält vom Computer die<br />

Meldung, dass Nr. 73 außerhalb<br />

ihres Zyklus den Melkstand betreten<br />

hat; kurz gesagt, sie ist noch nicht<br />

an der Reihe. Für solche Zwecke ist<br />

der Computer so programmiert,<br />

dass er einen Befehl an den Roboter<br />

sendet und dieser gibt der Kuh in<br />

kurzen Abständen einen sanften<br />

Wasserstrahl „aufs Hinterteil“, was<br />

gleichbedeutend mit <strong>dem</strong> Hinweis<br />

ist, „du hast zum jetzigen Zeitpunkt<br />

hier noch nichts verloren.“ Das Ausgangsgatter<br />

öffnet sich und die Kuh<br />

trabt unverrichteter Dinge wieder<br />

von dannen.<br />

Interessiert haben mich natürlich bei<br />

meinem Besuch auch die Beweggründe<br />

unseres Landwirts Jürgen<br />

Schmid, eine derartige Investition,<br />

die immerhin im sechsstelligen Euro-<br />

Bereich liegt, zu wagen. „Zwei Jahre<br />

ist es inzwischen her“, so Jürgen<br />

Schmid, „als ich vor der Entscheidung<br />

stand, meine inzwischen in die<br />

Jahre gekommene Melktechnik zu<br />

erneuern. Es gab für mich hier mehrere<br />

Alternativen: Entweder ich investiere<br />

in einen Doppel-8-er Melkstand,<br />

den ich für meine 70 Kühe unbedingt<br />

benötigt hätte, um die täglichen<br />

Melkvorgänge in einer angemessenen<br />

Zeit durchzuführen oder ich<br />

gehe einen ganz anderen Weg und<br />

investiere in einen Melkroboter.“ Das<br />

Investitionsvolumen für einen<br />

Melkstand in der vorgenannten<br />

Größe hätte seinerzeit bei ca. 80.000<br />

Euro gelegen, die Kosten für den<br />

Melkroboter liegen bei ca. 130.000<br />

Euro. Trotz der deutlich höheren<br />

Kosten für den Melkroboter war<br />

nicht zuletzt auch die bessere Planbarkeit<br />

der Tagesabläufe mit <strong>aus</strong>schlaggebend<br />

für diese Investition.<br />

So muss Jürgen Schmid z.B. im<br />

Sommer seine Feldarbeit nicht mehr<br />

unterbrechen, um seine Kühe im<br />

Stall zu versorgen. Das spart erheblich<br />

Zeit ein, die er anderweitig sinnvoll<br />

einsetzen kann. Gleicher<br />

Auffassung ist auch Rita Schmid-<br />

Buhmann, die Ehefrau des Landwirts.<br />

„Es ist für unsere ganze Familie<br />

schön, wenn man mal nicht mehr<br />

Es vergeht nur kurze Zeit und da<br />

bemerke ich, dass eine andere Kuh<br />

sich von hinten an der geduldig<br />

wartenden Nr. 106 vorbeimogelt, ihr<br />

einen kurzen Stupser mit <strong>dem</strong> Kopf<br />

gibt, nach <strong>dem</strong> Motto geh weg da,<br />

jetzt komme ich. Es ist die Nr. 73,<br />

die, wie mir Jürgen Schmid sagte, in<br />

der sogenannten Rangordnung vor<br />

der Nr. 106 kommt. Ich staune nicht<br />

Landwirt Jürgen Schmid mit seinem Schwiegervater Franz Buhmann<br />

am Kontrollbildschirm des Melkroboters.<br />

14 ■ Wiedergeltingen - <strong>Unsere</strong> <strong>Gemeinde</strong> ■ Ausgabe März 2013

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