Emotionale Entwicklung
Emotionale Entwicklung
Emotionale Entwicklung
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<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Untersuchung über den<br />
Belohnungsaufschub bei<br />
Vorschulkindern (Mischel et al.)<br />
1
<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Drei Strategien<br />
• Kinder lenkten sich ab<br />
• Kinder schauten permanent auf Belohnung<br />
• Kinder schauten permanent auf die Klingel<br />
Ergebnis<br />
• Kinder, die sich ablenken am<br />
erfolgreichsten<br />
• Länge der Zeit, für die Kinder den Wunsch<br />
aufschieben können, als besonders guter<br />
Prädiktor für soziale und kognitive<br />
Kompetenz sowie Fähigkeit zur Bewältigung<br />
von Anforderungen<br />
2
<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>Emotionale</strong> Intelligenz<br />
• umfasst Reihe von Fähigkeiten, die für<br />
Kompetenz im sozialen und emotionalen Bereich<br />
entscheidend sind, wie<br />
sich selbst zu motivieren<br />
hartnäckig zu bleiben, auch bei Frustration,<br />
Kontrollimpulsen und Belohnungsaufschub<br />
eigene Gefühle zu verstehen<br />
Gefühle anderer zu verstehen<br />
eigene Stimmung zu regulieren<br />
Gefühlsausdruck in sozialer Interaktion zu<br />
kontrollieren<br />
sich in Emotionen andere hineinzuversetzen<br />
3
<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Emotionen bestehen aus<br />
verschiedenen Komponenten<br />
• Wunsch etwas zu tun<br />
• physiologische Korrelate<br />
Herz- und Atemfrequenz, Hormonspiegel<br />
etc.<br />
• subjektive Gefühle<br />
• Kognitionen<br />
4
Theorien über Wesen und<br />
Entstehung von Emotionen<br />
Darwin<br />
• Der Ausdruck, der Gemütsbewegungen bei dem<br />
Menschen und den Tieren, 1872<br />
• direkte Verbindung zwischen bestimmten<br />
inneren Zuständen und Gefühlsausdruck<br />
• nicht gelernt<br />
• schon bei Säuglingen vorhanden<br />
• menschliche Gefühlsausdruck basiert auf<br />
beschränkten Satz von Grundemotionen<br />
• zwischen Menschen weitgehend vergleichbar, da<br />
größtenteils angeboren<br />
5
Theorien über Wesen und<br />
Entstehung von Emotionen<br />
Tomkins, Izard<br />
• ähnliche Ansicht wie Darwin<br />
• Theorie der diskreten Emotionen<br />
oder Basis-Emotionen<br />
• Emotionen sind angeboren<br />
• zu jeder Emotion spezifischer Satz an<br />
körperlichen und mimischen Reaktionen<br />
• einzelne Emotionen abgrenzbar seit<br />
frühste Kindheit vorhanden<br />
6
Theorien über Wesen und<br />
Entstehung von Emotionen<br />
Sroufe<br />
• in den ersten Jahren nur positive und negative<br />
Erregung<br />
• später entstehen durch Erfahrung andere<br />
Emotionen<br />
• drei grundlegende Affektsysteme<br />
Freude/Vergnügen<br />
Wut/Frustration<br />
Misstrauen/Angst<br />
• Affektsystem entwickelt sich von primitiver zu<br />
fortgeschrittener Form<br />
7
Theorien über Wesen und<br />
Entstehung von Emotionen<br />
Campos<br />
• funktionalistischer Ansatz<br />
• Rolle der Umwelt betont<br />
• Grundfunktion von Emotionen:<br />
zielgerichtete Handlungen fördern<br />
z.B. Angst veranlasst Menschen zu flüchten<br />
oder bedrohliche Reize zu vermeiden <br />
dient dem Ziel der Selbsterhaltung<br />
8
Entstehung von Emotionen im<br />
<strong>Entwicklung</strong>sverlauf: positive Emotionen<br />
Säuglinge lächeln von Anfang an<br />
• Bedeutung scheint sich zu verändern<br />
erster Lebensmonat: flüchtiges Lächeln, vor<br />
allem während REM-Schlaf<br />
nach erstem Lebensmonat: z.B. Lächeln,<br />
wenn sie gestreichelt werden<br />
spätestens im dritten Lebensmonat:<br />
soziales Lächeln<br />
• verstärkt die Fürsorge der Eltern und anderer<br />
Erwachsener<br />
• erhöht Qualität der Beziehung zu anderen<br />
Menschen<br />
9
Entstehung von Emotionen im<br />
<strong>Entwicklung</strong>sverlauf: positive Emotionen<br />
ab dem zweiten Monat: Säuglinge zeigen<br />
Freude, wenn sie Ereignisse kontrollieren<br />
können<br />
ab ca. sieben Monaten: selektives Lächeln<br />
gegen Ende des ersten Jahres: Vergnügen<br />
an unerwarteten oder ungewöhnlichen<br />
Ereignissen<br />
während des zweiten Lebensjahres:<br />
Freude, wenn sie andere zum Lachen<br />
bringen können<br />
10
Entstehung von Emotionen im<br />
<strong>Entwicklung</strong>sverlauf: negative Emotionen<br />
erste negative Emotion = allgemeines<br />
Missbehagen<br />
ab dem zweiten Monat: Wut und Traurigkeit<br />
können (recht) zuverlässig voneinander und<br />
gegen Unbehagen/Schmerz abgegrenzt<br />
werden<br />
sechster/siebter Monat: differenziert<br />
Ausdruck von Angst<br />
• vor allem Angst vor Fremden<br />
• verstärkt sich bis zum zweiten Lebensjahr<br />
• variiert in Abhängigkeit des kindlichen<br />
Temperaments und des jeweiligen<br />
Kontextes<br />
11
Entstehung von Emotionen im<br />
<strong>Entwicklung</strong>sverlauf: negative Emotionen<br />
achter Monat: Trennungsangst<br />
• variiert in Abhängigkeit vom Kontext<br />
• tritt kulturübergreifend auf<br />
ab dem zweites Lebensjahr: deutliche<br />
Unterscheidung zwischen Wut und anderen<br />
negativen Emotionen<br />
• Kinder zeigen zuhause am meisten Wut während<br />
des zweiten Lebensjahres, danach nehmen<br />
Wutausbrüche stark ab<br />
12
Entstehung von Emotionen im<br />
<strong>Entwicklung</strong>sverlauf: selbst-bewusste<br />
Emotionen<br />
während des zweiten Lebensjahres: Kinder<br />
beginnen selbst-bewusste Emotionen zu<br />
zeigen<br />
• Verlegenheit, Stolz, Schuld, Scham<br />
• Bezug auf Wahrnehmung des Selbst und auf<br />
Bewusstsein, wie andere auf das Kind<br />
reagieren<br />
• starke Variation zwischen Kulturen: große<br />
Unterschiede bzgl. Situationen, die selbstbewusste<br />
Emotionen hervorrufen<br />
• verdeutlicht wachsendes Bewusstsein für<br />
Reaktionen und Erwartungen Erwachsener<br />
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<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong> in der<br />
Kindheit<br />
Ursachen für Emotionen verändern sich im<br />
Laufe der Kindheit<br />
• aufgrund kognitiver <strong>Entwicklung</strong><br />
• aufgrund Erfahrung<br />
Silverman, La Greca & Wasserstein, 1995<br />
ab dem Vorschulalter imaginäre Phänomene<br />
repräsentierbar Furcht vor Monstern oder<br />
Geistern<br />
solche Ängste im Grundschulalter seltener,<br />
besitzen besseres Realitätsverständnis <br />
Ängste beziehen sich auf reale Inhalte<br />
14
<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
in der Kindheit<br />
Häufigkeit, mit der spezifische Emotionen<br />
erlebt werden, verändert sich<br />
Green, 1990; Larson & Lampman-Petraitis, 1989:<br />
bei typischen Jugendlichen nimmt Häufigkeit<br />
und Intensität von negativen Emotionen in<br />
geringem Maße zu oder<br />
positive Emotionen werden in geringem Maße<br />
seltener während früher und mittlerer<br />
Adoleszenz<br />
Collins, 1990:<br />
Minderheit der Jugendlichen erlebt einen<br />
starken Anstieg der Häufigkeit von negativen<br />
Emotionen, vor allem in Beziehung zu Eltern<br />
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<strong>Emotionale</strong> <strong>Entwicklung</strong> in der<br />
Kindheit<br />
• weiteres Beispiel: jugendliche Depression<br />
im Verlauf der Pubertät steigt Depressionsrate enorm<br />
an (15 – 20%)<br />
Veränderungen in der Emotionalität begründet durch<br />
a) physiologische Veränderungen<br />
b) Anstieg stressreicher Interaktion mit Gleichaltrigen oder<br />
Familie<br />
Mädchen beginnen zwischen 13 und 15 Jahren höhere<br />
Depressionsraten zu zeigen, Unterschied erreicht<br />
Höhepunkt im Alter von 18 Jahren<br />
• in vielen Kulturen<br />
• Mädchen empfinden größeren Stress<br />
• Sorge um eigenen Körper und Aussehen wesentlich<br />
geringere Selbsteinschätzung als Jungen<br />
• frühe oder späte Pubertät Sorge um Akzeptanz<br />
• neigen eher zum Grübeln<br />
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Regulierung von Emotionen<br />
<strong>Emotionale</strong> Selbst-Regulation<br />
• dient der Zielerreichung<br />
• komplexer Prozess, an dem Initiierung,<br />
Hemmung und Modulierung folgender<br />
Komponenten beteiligt sind:<br />
innerer Gefühlszustand<br />
emotionsbezogene physiologische<br />
Prozesse<br />
emotionsbezogene Kognitionen<br />
emotionsbezogenes Verhalten<br />
17
Regulierung von Emotionen<br />
Drei altersbezogene Veränderungsmuster<br />
charakterisieren <strong>Entwicklung</strong> von<br />
Emotionsregulierung<br />
1) sich völlig verlassen auf andere Personen, die<br />
bei der Regulierung helfen, geht über in<br />
wachsende Fähigkeit der Selbst-Regulierung<br />
2) Verwendung von kognitiven Strategien, um<br />
negative Emotionen zu kontrollieren<br />
3) Auswahl von geeigneten Regulierungsstrategien<br />
18
Regulierung von Emotionen<br />
Zu 1)<br />
• erste Lebensmonate: Eltern helfen Kind Emotionen zu<br />
regulieren, durch Ablenken und Beruhigen<br />
• ab dem sechsten Monat: Unbehagen reduzieren,<br />
indem Kinder Blick bei aufregenden oder unsicheren<br />
Situationen abwenden<br />
• ab dem sechsten Monat: selbst beruhigen möglich<br />
• im Laufe der ersten Jahre: lenken sich vermehrt ab,<br />
indem sie sich vermehrt Dinge zu wenden, die kein<br />
Unbehagen auslösen<br />
bedingt durch wachsende Fähigkeit der<br />
Aufmerksamkeits- und Bewegungssteuerung und<br />
durch veränderte Erwartungen der Eltern an Kinder<br />
19
Regulierung von Emotionen<br />
Zu 2)<br />
• zusätzlich zu Verhaltensstrategien werden<br />
kognitive Strategien benutzt<br />
Strategien, um sich mental abzulenken<br />
Strategien, um Dinge in positivem Licht zu<br />
sehen<br />
Zu 3)<br />
• geeignete Strategie wird ausgewählt, abhängig<br />
von spezifischen Bedürfnissen und Zielen des<br />
Kindes<br />
Fähigkeit gesteigert durch zunehmend bessere<br />
Unterscheidung zwischen kontrollierbaren und<br />
nicht kontrollierbaren Stressoren<br />
20
Regulierung von Emotionen<br />
Soziale Kompetenz<br />
• beinhaltet Reihe von Fähigkeiten, die helfen,<br />
Ziele in sozialen Interaktionen zu erreichen und<br />
positive Beziehungen zu anderen<br />
aufrechtzuerhalten (Rubin et al., 1998)<br />
• Kinder sozial kompetenter, wenn es ihnen<br />
gelingt<br />
unangemessenes Verhalten zu unterdrücken<br />
Belohnungen aufzuschieben<br />
kognitive Methoden zur Emotions- und<br />
Verhaltensregulation anzuwenden<br />
konstruktiv mit stressvollen Situationen<br />
umzugehen<br />
21
Individuelle Unterschiede bei<br />
Emotionen und ihrer Regulierung<br />
<br />
<br />
Unterschiede bezüglich<br />
• emotionaler Funktionen der Kinder<br />
sanft<br />
emotional<br />
• ihrer Schüchternheit<br />
• ihrem Ausdruck von positiver Emotion<br />
• Art und Weise der Emotionsregulierung<br />
• Geschwindigkeit, mit der Kinder Emotionen<br />
ausdrücken<br />
Unterschiede zurückzuführen auf<br />
• biologische Unterschiede, deutlich im Temperament<br />
der Kinder<br />
• Sozialisation<br />
22
Temperament<br />
veranlagungsbedingte, individuelle<br />
Unterschiede in<br />
• emotionaler,<br />
• motorischer und<br />
• aufmerksamkeitsbezogener<br />
Reagibilität und Selbstregulierung<br />
über Situationen hinweg konsistent<br />
im Zeitverlauf relativ stabil<br />
23
Temperament<br />
New Yorker Langzeitstudie (Thomas, Chess<br />
& Birch, 1963; Thomas & Chess, 1977)<br />
• Eltern beschrieben wiederholt Verhalten ihrer<br />
Kinder<br />
• neun Aspekt identifiziert: Aktivitätsniveau,<br />
Rhythmus, Annäherung/Rückzug,<br />
Anpassungsfähigkeit, Reaktionsniveau,<br />
Reaktionsschwelle, Stimmung, Ablenkbarkeit<br />
und Aufmerksamkeitsspanne<br />
• Einteilung in drei Gruppen<br />
einfache Babys (40%)<br />
schwierige Babys (10%)<br />
langsam auftauende Babys (15%)<br />
24
Temperament<br />
<br />
Ansatz vieler heutigen Wissenschaftler<br />
• positive und negative Emotionen als separate<br />
Komponenten des Temperaments strikt voneinander<br />
zu trennen<br />
• verschiedene Typen negativer Emotionalität zwischen<br />
denen unterschieden werden muss<br />
• verschiedene Typen des Regulierungsvermögens<br />
• Erfassung des Temperaments auf sechs Dimensionen<br />
(Rothbart & Bates, 1998)<br />
О<br />
О<br />
О<br />
О<br />
О<br />
О<br />
Angstvolles Unbehagen<br />
Reizbares Unbehagen<br />
Aufmerksamkeitsspanne und Ausdauer<br />
Aktivitätsniveau<br />
Positiver Affekt<br />
Rhythmus<br />
25
Stabilität des Temperaments im<br />
Zeitverlauf<br />
Stabilitätsmuster<br />
Säuglinge, die bei neuen Reizen Verhaltenshemmungen<br />
oder ängstliches Unbehagen zeigten<br />
• erhöhtes Angstniveau in neuen Situationen im Alter von zwei<br />
Jahren<br />
<br />
• erhöhtes Niveau an sozialer Hemmung im Alter von vier Jahren<br />
Kinder, die mit drei Jahren eher zu negativen Emotionen<br />
neigten<br />
• auch im Alter von sechs oder acht Jahren häufiger negativ<br />
gestimmt<br />
Feten, die in der 20.<br />
Schwangerschaftswoche sehr aktiv waren<br />
• Säuglinge im Alter von drei bis sechs<br />
Monate aktiver, schwieriger,<br />
unvorhersagbarer und weniger<br />
anpassungsfähig<br />
26
Rolle des Temperaments für soziale<br />
Fertigkeiten und Anpassungsfähigkeit<br />
von Kindern<br />
Langzeitstudie von Caspi, Moffitt et al.<br />
• Kinder, die in jungen Jahren negativ, impulsiv<br />
und unreguliert waren<br />
als Jugendliche<br />
• häufiger Anpassungsprobleme<br />
• häufiger illegales Verhalten, eher Konflikte mit dem<br />
Gesetz<br />
im Alter von 21 Jahren<br />
• schlechteres Zurechtkommen mit Mitbewohnern<br />
• häufiger arbeitslos<br />
• teilen mit Freunden weniger Interessen<br />
• häufiger ungleiches Machtverhältnis zwischen<br />
Freunden<br />
• Freundschaften von weniger Intimität und Vertrauen<br />
geprägt<br />
27
Rolle des Temperaments für soziale<br />
Fertigkeiten und Anpassungsfähigkeit<br />
von Kindern<br />
Anpassungsgüte<br />
Ausmaß, in dem das Temperament eines<br />
Individuums mit den Anforderungen und<br />
Erwartungen seiner sozialen Umwelt<br />
übereinstimmt<br />
Folge: Anpassungsfähigkeit und soziale<br />
Kompetenz eines Kindes lassen sich durch<br />
Kombination aus ihrem Temperament und<br />
den elterlichen Erziehungsmethoden<br />
vorhersagen<br />
28