DaMsche Awdien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

72 E. Fabricius.
oder Andere immer auf der Landstraße lagen, Rationen aus
dem Magazin. Auch verlor ich mein bestes Pferd, wofür
mir die Engländer, die in Stralsund lagen und es als Kanonenpferd
gebrauchen wollten, 16 Louisd'or geboten hatten.
Manche Furage, besonders Stroh, wurde zurückgewiesen, ich
hätte es bei mir können abladen lassen und quittiren; allein
ich wollte es lieber den Bauern abkaufen; aber diese, die es
umsonst hätten weggeben müssen, forderten so grob, daß ich
es nicht bezahlen konnte. So war denn dieses Angstjahr,
das bunteste und erfahrungsreichste in meinem ganzen Leben,
hingegangen, und ich dankte Gott, daß er es mir überstehen
geholfen. Ich könnte unzählige Vorfälle ans dieser Zeit anführen,
wie wunderbar Gott mich und die Meinigen vor so
manchen drohenden Gefahren geschützt, und die schweren, bangen
Sorgen, Unruhen, Ausgaben :c. auf so manche Weise,
besonders durch das humane Betragen des Feindes gemil«
dert hat.
1808.
In dem Jahre 1808 dauerten die schrecklichen Bedrückungen
fort. Die Festungswerke von Stralsund wurden
gesprengt, und zu diesen Arbeiten wurde Jedermann gezogen,
selbst die Prediger waren nicht frei und mußten die für sie
Arbeitenden theuer bezahlen. Dazu kam eine Menge Kopfsteuern,
Fuhrenleistungen, Fleisch- und Korulieferung u. s. w.
Am 15. August, als an Napoleons Geburtstage, wurde iu
dem Lager zwischen Lüdershagen nnd Lüssow ein prächtiges
Fest gegeben, wobei 1^,000 Mann paradirten, manche Spiele
als: Rennen, Klettern :c. gefeiert wurden, und das sich mit
einer Illumination und einem großen Feuerwerk schloß. Zu
diesem Zweck wurden auch bei mir ein Rittmeister, zwei Offiziere
und sechs Husaren vom 1. Regiment einquartiert. Wir
nahmen sie mit der gewöhnlichen Freundlichkeit auf und hatten
dafür das Glück einer guten Behandlung, indeß die Husaren,
ein roher Haufe, überall im Kirchspiel vielen Unfug trieben.