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Thomas Kauhow und seine Ponnnerscke Chronik. 291
Aenderung bedürfen, aber in ihren Hauptzügen stand die
Geschichte Pommerns ihm klar vor den Angen: zuerst die
Geschichte der wendischen Ureinwohner, danach die der deutschen
Einkömmlinge. Immer tiefer drang aber der Forscher in die
Geheimnisse der älteren und ältesten Geschichte Deutschlands
ein. Da gelangt er zu der niederschlagenden Kenntniß,
daß einer der beiden Haupttheile seines Werkes — verfehlt
ist: die ältesteu Einwohner Pommerns wareu nicht Wenden,
sondern Stämme germanischen Ursprungs. Rastlos und keine
Mühe scheuend, beginnt er die Arbeit von Neuem: „vom alten
Pomerland" nennt er das Werk, welches den Anfang einer
vierten Bearbeitung der Chronik bilden sollte (abgedruckt von
Böhmer, Kantzows Ndd. Chr., Anh. S. 233-279). Diese
fertigzustellen ist unserem Verfasser nicht-vergönnt gewesen.
Seine oben gegebene Lebensgeschichte giebt uus die Erklärung:
Krankheit uud Tod haben der emsigen Hand die Feder genommen,
ehe er noch sein Werk zum völligeu Abschluß bringen
konnte. So blieb es ein Torso, welcher uns ahnen läßt, wie
die Arbeit würde ausgefallen sein, „wen ihm Godt sein lebenn
nicht verkurtzett hette" (Böhmer, Einl., S. 95).
Ueber Kantzows historiographische Bedeutung sind verschiedeuartige
Stimmen laut gewordeu. Es mag eingeräumt
werden, daß er sich zu einer wahren Objektivität nicht hat
erheben können. Aber es fand eine solche in jener vielbewegten,
streitsüchtigen Zeit nur wenig Raum. Mitten im Kampfe
stehend, der auf religiösem wie auf politischem Gebiete entbrannt
war — zwei Neligionsformen uud zwei Staatsformen,
Fürstenmacht uud Städtemacht, stritteu um die Herrschaft —
war es auch dem historischen Schriftsteller nicht leicht, in
seinen Werken seinen Partei-Standpuukt außer Acht zu lassen.
fehlt auch in der ersten hd. Chr., wo er das VI. Buch bilden sollte (vgl.
oben S. 284); er läßt sich aber aus einem erhaltenen Entwürfe K.s
ergänzen (vgl. Böhmer, K. ndd. Chr. S. 280 ff.). — Auch ist
Ood. ?n1d. am Schlüsse defekt; das Fehlende ist aber aus der Pomerania
zu (ganzen (vl'zl. Koseqarten, Pom. Il, S. 473).