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Versicherungsmagazin_Dezember_2011_Interview_FS_BiPRO ...

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i n t e r v i e w<br />

<strong>BiPRO</strong> e. V.<br />

Prozesse normieren,<br />

Kosten senken<br />

Die Geschäftsprozesse in der Branche werden immer<br />

wichtiger. VM fragte daher nach bei Frank Schrills,<br />

geschäftsführender Präsident des <strong>BiPRO</strong> e. V.<br />

VM: Skizzieren Sie bitte kurz<br />

die Ziele und den Zweck des<br />

<strong>BiPRO</strong> e. V.<br />

Frank Schrills: Der <strong>BiPRO</strong> e. V. ist ein<br />

Zusammenschluss von Versicherern,<br />

Vertrieben, Maklerverwaltungssoftwareund<br />

Vergleichsprogramm-Herstellern,<br />

Vergleichern, Pools und Dienstleistern.<br />

Ziel ist die Erarbeitung fachlicher und<br />

technischer Normen zur Optimierung<br />

von unternehmensübergreifenden Geschäftsprozessen.<br />

Darüber hinausgehende<br />

Dienstleistungen oder gar Produkte<br />

werden seitens des Vereins nicht<br />

angeboten. <strong>BiPRO</strong>-Normen werden<br />

von Mitgliedern gemeinschaftlich in<br />

Projekten erarbeitet und in den Vereinsgremien<br />

abgestimmt. Daran beteiligen<br />

sich sowohl Versicherer als auch Vertriebs-<br />

und Prozesspartner. So werden<br />

gemeinschaftliche Interessen aller Prozessbeteiligter<br />

des Marktes gewahrt und<br />

die Entwicklung kostenintensiver proprietärer<br />

Lösungen obsolet. Mitglieder können<br />

diese Normen in der Überprüfungsphase<br />

vor der Veröffentlichung sofort,<br />

Nicht-Mitglieder erst nach der nachgewiesenen<br />

Praxistauglichkeit – erfahrungsgemäß<br />

nach sechs bis zwölf Monate<br />

– anwenden. Das Besondere an Bi-<br />

PRO-Normen: Sie entstehen aus dem<br />

tatsächlichen Bedarf der Mitgliedsunternehmen<br />

heraus, sie sind daher effizient<br />

und nachhaltig.<br />

VM: Wie sieht die Organisationsstruktur<br />

Ihres Vereins aus?<br />

Frank Schrills: Die Mitglieder des <strong>BiPRO</strong><br />

e. V. wählen alle drei Jahre das Präsidium<br />

als oberstes Entscheidungsgremium. Es<br />

trifft alle strategischen Entscheidungen<br />

zur Ausrichtung des Vereins. Das Präsidium<br />

ist paritätisch mit fünf Vertretern<br />

von Versicherungen und fünf Vertretern<br />

von Vertriebs- und Prozesspartnern besetzt.<br />

Weitere wichtige Gremien des Bi-<br />

PRO e.V. sind der Normungsausschuss<br />

(NAUS), der fachliche (FAUS) und der<br />

technische Ausschuss (TAUS) sowie der<br />

Marktausschuss (MAUS). Der NAUS ist<br />

das Organ, das den Normbildungsprozess<br />

überwacht. Es hat unter anderem<br />

die Aufgabe, die vom FAUS und TAUS<br />

vorgeschlagenen Normen und deren<br />

Weiterentwicklung zu prüfen und zu bestätigen.<br />

Der FAUS ist das Gremium, das die<br />

fachlichen Inhalte der Normen prüft und<br />

bewertet, der TAUS ist das Gremium, das<br />

die technischen Umsetzungen der Normen<br />

prüft und bewertet, die in den Projekten<br />

und temporären Arbeitsgruppen<br />

erarbeitet worden sind. Der Marktausschuss<br />

erörtert die wichtigen vert-<br />

riebs- und marktpolitischen Fragestellungen.<br />

VM: Wäre die Prozessoptimierung zwischen<br />

Versicherern, Vermittlern, Kunden,<br />

Rating- und Analysehäusern und<br />

Softwareunternehmen nicht eine ureigene<br />

Aufgabe des Gesamtverbandes der<br />

Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.<br />

(GDV)?<br />

Frank Schrills: Das mag ein Unbedarfter<br />

vermuten. Tatsächlich existiert jedoch<br />

ein ganz entscheidender Unterschied.<br />

Während der GDV lediglich die Versicherer<br />

unter einem Dach vereint, haben<br />

sich im <strong>BiPRO</strong> e. V. die Marktteilnehmer<br />

der gesamten Branche zusammengeschlossen.<br />

Als Gemeinschaft agieren sie<br />

im Interesse des gesamten Marktes. Versicherer<br />

definieren nicht alleine für andere,<br />

sondern Versicherer, Vertriebs- und<br />

Prozesspartner definieren gemeinsam<br />

Standards! Natürlich sind wir mit dem<br />

GDV im Gespräch, um die Normierung<br />

für die Branche nachhaltig zu gestalten.<br />

VM: Wie viele Mitglieder hat der Verein?<br />

Frank Schrills: Aktuell zählt der in Düsseldorf<br />

ansässige und im März 2006 gegründete<br />

Verein 153 Mitglieder. Allein in<br />

diesem Jahr sind 16 Unternehmen hinzugekommen.<br />

Dazu zählen große Konzerne<br />

wie die Ergo-Versicherungsgruppe,<br />

aber auch kleine Unternehmen wie die<br />

Vittra GmbH – unser jüngster Zugang.<br />

VM: Ihre Mitglieder (wie Allianz, Ergo,<br />

Deutscher Ring oder HDI-Gerling) sind<br />

22 versicherungsmagazin 12|<strong>2011</strong> www.versicherungsmagazin.de


i n t e r v i e w<br />

„Zu den besonders wichtigen<br />

Themen gehören die<br />

Marktprozesse in der geförderten<br />

Altersvorsorge.“<br />

Frank Schrills, Präsident <strong>BiPRO</strong> e. V.<br />

Daten bei der Lieferung schon im Vorfeld<br />

der Nutzung in einer eindeutigen<br />

fachlichen Beschreibung und in einem<br />

einheitlichen technischen Format. So<br />

können die „Störfall“-Informationen<br />

elektronisch und damit automatisiert,<br />

also ohne Zeitverzug, an den Vermittler<br />

weitergeleitet werden.<br />

im Versicherungsalltag in erster Linie<br />

Konkurrenten. Warum sitzen sie bei Ihnen<br />

an einem Tisch und streben gemeinsam<br />

nach Prozessoptimierung?<br />

Frank Schrills: Seine Kräfte bündeln und<br />

mit allen Marktteilnehmern gemeinsam<br />

die optimalen Lösungen erarbeiten, am<br />

tatsächlichen Bedarf orientiert und so,<br />

dass die Lösungen (in dem Fall die Bi-<br />

PRO-Normen) schnell einsetzbar sind –<br />

wie kann das schlecht sein? Eine gemeinsame<br />

Sprache zu sprechen, ist nicht<br />

der Wettbewerb. Wettbewerb spielt sich<br />

doch erst dann ab, wenn die gemeinsame<br />

Sprache gesprochen, die gemeinsam<br />

entwickelten Normen implementiert<br />

werden. Damit meine ich die Nutzung<br />

für unternehmensübergreifende<br />

Prozesse wie für interne Abläufe.<br />

VM: Welche Leistungen kann ein Mitglied<br />

von Ihnen erhalten?<br />

Frank Schrills: Unsere Mitglieder haben<br />

die Möglichkeit, entscheidend an Bi-<br />

PRO-Normen mit- und weiterzuentwickeln.<br />

Sie können ihre eigenen unternehmensspezifischen<br />

Bedürfnisse einbringen<br />

und nicht zuletzt durch ihr Mitwirken<br />

aktiv Einfluss auf Standards nehmen.<br />

Darüber hinaus bieten wir unseren<br />

Mitgliedern als die „Prozess-Community“<br />

vielfältige Services und vor allen Dingen<br />

auch Möglichkeiten zum Austausch<br />

im Bereich der strategischen und operativen<br />

Prozessoptimierung. Im Rahmen<br />

von Workshops, Kongressen oder Arbeitsgruppen<br />

werden auch Trendthemen<br />

diskutiert. Diese Offenheit schätzen unsere<br />

Mitglieder sehr. Daher auch das<br />

große Interesse an unseren <strong>BiPRO</strong>-Tagen.<br />

Der nächste findet am 7. und 8. <strong>Dezember</strong><br />

<strong>2011</strong> in Neuss bei Düsseldorf statt.<br />

VM: Wie stehen Sie zur Brancheninitiative<br />

Prometheus, die ebenfalls eine technologische<br />

Plattform für den standardisierten<br />

Datenaustausch entwickeln<br />

möchte? Worin unterscheiden sie sich?<br />

Frank Schrills: Prometheus als Intermediär<br />

hat das Ziel, Versicherer und Vertriebspartner<br />

technisch als Mittler miteinander<br />

zu verbinden. Dagegen schafft<br />

<strong>BiPRO</strong> lediglich Normen für die Verbindungen<br />

der Marktteilnehmer, setzt sie<br />

aber nicht um, bietet keine Produkte<br />

oder Dienstleistungen an. <strong>BiPRO</strong> ist<br />

„nur“ das Normungsinstitut. Überdies<br />

hat sich Prometheus dazu verpflichtet,<br />

<strong>BiPRO</strong>-Normen einzusetzen. Somit ist<br />

Prometheus komplementär und partnerschaftlich<br />

zu sehen.<br />

VM: Können Sie ein konkretes Praxisbeispiel<br />

für Prozessoptimierung nennen?<br />

Frank Schrills: Ein führender Finanzdienstleister<br />

setzt <strong>BiPRO</strong>-Normen ein,<br />

um eine deutlich effektivere Stornoverhütung<br />

durchführen zu können – und<br />

spart damit viel Geld. Bisher bekam dieser<br />

Vertrieb von Versicherern und Banken<br />

zum Beispiel Kündigungen, Rückläufer<br />

und Beitragsfreistellungen in unterschiedlichsten<br />

Formaten (Fax, xls-Liste,<br />

E-Mail, Post) geliefert. Diese Daten<br />

mussten manuell und damit fehleranfällig<br />

in ein einheitliches elektronisches<br />

Format umgewandelt werden. Über die<br />

<strong>BiPRO</strong>-Normen erhält der Vertrieb die<br />

VM: Wo besteht Ihres Erachtens noch<br />

der größte Optimierungsbedarf?<br />

Frank Schrills: Im Grunde steht die<br />

Branche noch am Anfang. Als der <strong>BiPRO</strong><br />

e. V. und seine Mitglieder vor fünf Jahren<br />

mit der Prozessoptimierung begonnen<br />

haben, haben wir gemäß dem<br />

Wunsch der Marktteilnehmer zunächst<br />

die Vertriebsprozesse optimiert. Zurzeit<br />

optimieren wir Bestands- und Änderungsprozesse<br />

sowie Provisionsprozesse.<br />

Zu den aus unserer Sicht besonders<br />

wichtigen Themen der nahen Zukunft<br />

gehören zum einen die Marktprozesse in<br />

der geförderten Altersvorsorge. Handlungsbedarf<br />

besteht hier vor allem bei<br />

den Kommunikationsprozessen zwischen<br />

Anbietern und Vermittlern. Aber auch<br />

bei der Kommunikation zwischen Arbeitgebern,<br />

Versorgungsträgern, Human-Resources-System-Herstellern,<br />

Gutachtern<br />

und Beratern existieren Schwachstellen,<br />

die nicht zuletzt auch zum Nachteil des<br />

Kunden sein können. Ein weiteres, sehr<br />

spannendes und für die Zukunft außerordentlich<br />

wichtiges Thema ist „Mobile<br />

Processing“. Tablet-PCs, Smartphones &<br />

Co. verändern das Kommunikationsverhalten,<br />

auch in der Assekuranz.<br />

VM: Was ist Ihre derzeit größte Herausforderung?<br />

Frank Schrills: Die sehe ich darin, dass<br />

die Wichtigkeit der Prozessoptimierung<br />

im Allgemeinen und die herausragende<br />

Bedeutung eines Marktstandards im Besonderen<br />

immer noch unterschätzt wird<br />

– leider auch in Vorstands- und Geschäftsführeretagen.<br />

Dabei ist dieses<br />

Thema zunehmend von hoher strategischer<br />

Relevanz für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

eines Unternehmens. <br />

<strong>Interview</strong>: Bernhard Rudolf und Meris Neininger<br />

www.versicherungsmagazin.de<br />

versicherungsmagazin 12|<strong>2011</strong> 23

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