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Vortrag - 'Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Kinder ... - BAG

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Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendpsychiatrie –<br />

alles gleich o<strong>der</strong> alles an<strong>der</strong>s?<br />

Renate Schepker<br />

Tagung <strong>der</strong> <strong>BAG</strong> PED Ravensburg 2010<br />

SS 2010<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Erklärung zum Interessenkonflikt<br />

• Ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrief<strong>in</strong>anzierte Forschung, ke<strong>in</strong>e<br />

Boards, ke<strong>in</strong>e Aktien<br />

• Seit 2009 ke<strong>in</strong> Pharmasponsor<strong>in</strong>g von<br />

Veranstaltungen mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weissenau<br />

• <strong>Vortrag</strong>shonorare von Universitäten, M<strong>in</strong>isterien,<br />

Vere<strong>in</strong>en, Kl<strong>in</strong>iken<br />

• Vorsitzende <strong>der</strong> <strong>BAG</strong> Leiten<strong>der</strong> Ärzte KJPP<br />

• Mitglied <strong>der</strong> DTGPP (u.a. Verbände)<br />

• Buchautor<strong>in</strong> u.a. „Transkulturelle KJPP“<br />

• Monokulturelle Nicht-Migrant<strong>in</strong>


Parallelkultur,<br />

Kopftuch …<br />

Alles an<strong>der</strong>s……<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Bildungsferne<br />

Marg<strong>in</strong>alisierung<br />

Benachteiligtes Viertel<br />

Alles gleich…<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Wer ist e<strong>in</strong> Migrant?<br />

• Jemand nach Umzug aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

Kulturkreis (z.B. Nordfriesland o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Schwäbischen Alb)<br />

• Auslän<strong>der</strong><br />

• Jemand <strong>der</strong> im Ausland geboren wurde<br />

• Jemand <strong>mit</strong> im Ausland geborenen Eltern<br />

• Jemand <strong>mit</strong> im Ausland geborenen Großeltern (-<br />

teilen)<br />

• Jemand <strong>mit</strong> nichtdeutscher Muttersprache<br />

• Jemand <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>er Hautfarbe<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Wer ist e<strong>in</strong> Migrant?<br />

• Jemand nach Umzug aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

Kulturkreis (z.B. Nordfriesland o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Schwäbischen Alb)<br />

• Auslän<strong>der</strong><br />

• Jemand <strong>der</strong> im Ausland geboren wurde<br />

• Jemand <strong>mit</strong> im Ausland geborenen Eltern<br />

• Jemand <strong>mit</strong> im Ausland geborenen Großeltern (-<br />

teilen)<br />

• Jemand <strong>mit</strong> nichtdeutscher Muttersprache<br />

• Jemand <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>er Hautfarbe<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Wer ist ke<strong>in</strong> Migrant?<br />

• Baden-Württemberg 2005:<br />

– 29 % <strong>der</strong> Gesamtschülerschaft hat<br />

<strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong><br />

– 12,7 % s<strong>in</strong>d Auslän<strong>der</strong><br />

• BRD: fast e<strong>in</strong> Drittel aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen hat <strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong><br />

– <strong>in</strong> westdeutschen Städten: 40 %<br />

– höchste Anteile <strong>in</strong> NRW<br />

Tendenz: steigend<br />

Bericht <strong>der</strong> Beauftragten <strong>der</strong> Bundesregierung 2005


Aus:<br />

Jahresgutachten 2010,<br />

Sachverständigenrat<br />

deutscher Stiftungen<br />

für Integration und<br />

Migration


Bräuchten Migranten die KJ-<br />

Psychiatrie<br />

• häufiger als e<strong>in</strong>heimische?<br />

• weniger häufig?<br />

• gleich häufig?<br />

Häufiger: wegen mehr Risiken ??<br />

Weniger häufig: wegen mehr Ressourcen ??<br />

(Unabhängig von <strong>der</strong> realen Inanspruchnahme)


Mehr psychoprotektive Faktoren 1….<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong><br />

werden<br />

häufiger<br />

gestillt als<br />

e<strong>in</strong>heimische,<br />

(Borsbach,<br />

Schepker<br />

2006)


Mehr psychoprotektive Faktoren 2<br />

• Höhere Familienkohäsion (Schepker et al 2008)<br />

• Mehr Geschwister (Stat.Jahrbücher)<br />

• Besseres Ansprechen auf ambulante Familientherapie<br />

(Ogden 2010)<br />

• Hohe Leistungsmotivation (Schepker 1997); Gymnasium<br />

besucht: 39,9 % d. Vietnamesen, 28,7 % d. Deutschen)<br />

• Kultureller Schutz vor z.B. Alkoholmissbrauch (bei<br />

Muslimen)<br />

• Bil<strong>in</strong>gualität als Wettbewerbsvorteil (Vuorenkoski et al 2000)<br />

• Kulturelle Diversität als Wettbewerbsvorteil


Kulturelle Diversität + o<strong>der</strong> - ?<br />

• „Zwischen 2 Stühlen“<br />

• Zwischen 2 Kulturen<br />

• Identitätsprobleme<br />

• Aber: Bildungsmigration!


Mehr gesundheitliche Risiken….<br />

• Risiko PTBS o.a. für Migranten: erhöht!<br />

• … für K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten: 100 %<br />

• Anzahl weiblicher, von Beschneidung o<strong>der</strong><br />

genitaler Verstümmelung betroffener<br />

Migrant<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Deutschland:<br />

– 21.000<br />

• davon 5.000 Mädchen<br />

(Terre des Femmes)


.. Aber auch:<br />

• mehr soziale Risiken im Stadtteil – aber <strong>mit</strong> dem<br />

Stadtteil stark identifiziert (m<strong>in</strong>destens ebenso<br />

wichtig wie ethnische Zugehörigkeit)<br />

• Armutsrisiko höher (Hartz IV 2009: 11,9 %<br />

türkischstämmiger vs. 3,4 % e<strong>in</strong>heimischer)<br />

• Ger<strong>in</strong>gere Chancen für Schulabschluss (85 %<br />

<strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>, 93,8 % <strong>der</strong> Deutschen 2009)<br />

• Höhere Chancen auf Arbeitslosigkeit<br />

• Größere Betroffenheit von Kurzarbeit und Krise<br />

(SV-Rat 2010)<br />

- Jeweils kumulierend / <strong>in</strong> Interdependenz<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Aus:<br />

Jahresgutachten 2010,<br />

Sachverständigenrat<br />

deutscher Stiftungen<br />

für Integration und<br />

Migration


Schicht und psych. Risiko<br />

Unterste vs. oberste Sozialschicht:<br />

Risiko für<br />

• Hyperaktivität x 3,2<br />

• Dissozialität x 4,7<br />

• Ängste x 1,7<br />

RKI-Survey, Ravens-Sieberer et al. 2006<br />

„K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong> häufiger von<br />

„K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong> häufiger von<br />

Symptomen betroffen“<br />

www.KIGGS.de


Was wir wissen:<br />

• Epidemiologisch gibt es ke<strong>in</strong>e generell höheren<br />

Risiken für Migranten psychiatrisch zu erkranken<br />

(außer PTBS), wenn die bekannten sozialen<br />

Risiken parallelisiert werden<br />

• an<strong>der</strong>erseits gleichen die Ressourcen die<br />

Risiken nicht 1:1 aus<br />

• So dass wir <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>destens gleich hohen<br />

Anteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> KJPP rechnen müssten


Aber: seltener <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie<br />

• In allen europäischen Staaten s<strong>in</strong>d<br />

Zuwan<strong>der</strong>erk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> KJPP<br />

unterrepräsentiert<br />

• Allerd<strong>in</strong>gs dann nicht wenn es<br />

• Allerd<strong>in</strong>gs dann nicht wenn es<br />

Muttersprachler im Team gibt!


KJPP-Ambulanz, RK Essen<br />

Jahr<br />

% Anteil<br />

türkeistämmiger<br />

Patienten an<br />

Erstvorstellungen u.<br />

Konsilen<br />

1979-1984 1,1 -<br />

1985-1989 2,9 Dolmetscher<br />

Kulturkompetenz<br />

1990-1992 4,2 Kultur-/sprachkompetente<br />

pädag. Cotherapeut<strong>in</strong><br />

1993-1996 9,5 Muttersprachlicher Therapeut<br />

7/ 1997- 6/1998 2,0 -<br />

7/1998 - 6/ 1999 8,7 Muttersprachliche Therapeut<strong>in</strong><br />

7/1999 - 6 /2000 7,5 Muttersprachliche Therapeut<strong>in</strong><br />

Konsile durch dt. Oberarzt


Also<br />

e<strong>in</strong> Appell an alle PDLen:<br />

Muttersprachler e<strong>in</strong>stellen!!!<br />

Aus: Hax-<br />

Schoppenhorst /<br />

Jünger 2009<br />

… auch <strong>mit</strong><br />

Kopftuch ??


Kopftuch - Paradigma<br />

Im Koran nicht vorgeschrieben –<br />

aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel (Paulus)<br />

Herrschafts<strong>in</strong>strument, Symbol<br />

<strong>der</strong> Unterdrückung<br />

In <strong>der</strong> Türkei <strong>in</strong> Schulen und<br />

Universitäten verboten<br />

(Atatürk)<br />

E<strong>in</strong>e kopftuchtragende Frau darf<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit nicht die<br />

Stimme heben<br />

Trennung von Staat und Kirche:<br />

Deutschland ist säkular<br />

Schutzfunktionen sollten an<strong>der</strong>s<br />

erfüllt werden<br />

Spricht ausschließlich<br />

konservative Muslime an und<br />

irritiert <strong>in</strong>tegrierte<br />

Schutz vor sexueller Ausbeutung<br />

und Anzüglichkeiten – man<br />

wird <strong>mit</strong> Kopftuch <strong>in</strong> Ruhe<br />

gelassen<br />

Nicht durch Sexualsymbol Haare,<br />

son<strong>der</strong>n durch Leistung<br />

imponieren<br />

Symbol neuer selbstbewusster<br />

Weiblichkeit<br />

Zugehörigkeit und Halt<br />

symbolisierend<br />

Bekenntnis: Religionsfreiheit und<br />

Freiheit <strong>der</strong> Symbole muss<br />

verteidigt werden


Schön wäre<br />

- Wir wären e<strong>in</strong>e plurale Gesellschaft und<br />

bräuchten ke<strong>in</strong>e Kleidungssymbolik um die<br />

selbstverständliche (!) Anwesenheit von<br />

Migranten <strong>in</strong> unseren Stationen zu<br />

unterstreichen und <strong>der</strong>en religiöse und<br />

persönliche Integrität zu schützen<br />

- Je<strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>er hätte die gleichen<br />

Chancen auch z.B. Leitungsfunktionen wie<br />

PDL auszufüllen, wie e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischer


Schön wäre<br />

… Ärzte würden e<strong>in</strong>e professionelle Haltung<br />

zu Sprach- und Kultur<strong>mit</strong>tlern haben<br />

- erst recht wenn sie aus dem PED kommen


Stufen <strong>der</strong> Sprach<strong>mit</strong>tler<br />

n. Toker 1998<br />

• Übersetzungshilfen durch zufällig Anwesende: Mitpatienten o<strong>der</strong><br />

Re<strong>in</strong>igungskräfte<br />

• Übersetzungshilfen durch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Verwandte (Achtung! Nie <strong>in</strong> Therapie o<strong>der</strong> Begutachtung!!)<br />

• semiprofessionelle Dolmetscher: Arzthelfer<strong>in</strong>nen, Sekretär<strong>in</strong>nen,<br />

Stationshilfen o<strong>der</strong> Praktikanten <strong>mit</strong> eigenem <strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund</strong><br />

• „Geschulte Semiprofessionelle“ (EMZ Hannover, Hamburg,<br />

München…) –<br />

• Professionelle Sprach- und Kultur<strong>mit</strong>tler: idealerweise<br />

Akademiker o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie tätige Mitarbeiter <strong>mit</strong> eigener<br />

Migrationserfahrung und bikultureller Kompetenz sowie<br />

<strong>in</strong>terkultureller Identifizierung, die auch abstrakt verfügbares<br />

kulturelles Wissen haben. Nur diese Gruppe ist cotherapeutisch<br />

e<strong>in</strong>setzbar!


Professioneller E<strong>in</strong>satz<br />

von Sprach- und Kultur<strong>mit</strong>tlern<br />

Trianguläres<br />

Sitzen<br />

Kompetenz des<br />

Mittlers, ke<strong>in</strong><br />

Glaube an<br />

„wörtliche<br />

Übersetzung“<br />

„Taktvolle<br />

Neugier“ und<br />

Bescheidenheit<br />

des Fragenden<br />

Doppelte Zeit<br />

planen<br />

…<br />

Aus: Hax-<br />

Schoppenhorst/Jäger<br />

2009


Übersetzung?<br />

• „kalter W<strong>in</strong>d <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Knochen weht“ =<br />

starke, beißende Schmerzen (TR)<br />

• Leber weh o<strong>der</strong> Lunge weh (<strong>in</strong>teraktiv) =<br />

Herzeleid<br />

• den Kopf gegessen haben =<br />

durchgedreht se<strong>in</strong> (Gün 2007)<br />

• Wo sitzt <strong>in</strong> welcher Kultur / Sprache die Emotionalität<br />

und <strong>der</strong> Verstand, die Seele?


Ratschlag für alle:<br />

richtige Aussprache des Namens


z.B. Was sagt man zu<br />

Oğuzhan<br />

Guillaume<br />

?<br />

Feyza<br />

Javier<br />

(Wieviel Identität hängt an me<strong>in</strong>em „Rufnamen“ ?)


Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Pflegeanamnese, jüngere K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

• Geburtskomplikationen , gestillt<br />

• Viele Bezugspersonen – Fremdeln<br />

• Reihenfolge unter Geschwistern – bedeutsam für<br />

Selbstdef<strong>in</strong>ition<br />

• Sprachbeherrschung Muttersprache ?<br />

• Spracherwerb Deutsch ?<br />

• Toilettentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Beschneidung<br />

• Übergangsobjekt / Kuscheltier<br />

• Impfungen und Vorsorge =<br />

• Fe<strong>in</strong>motorische Geübtheit, Stiftgebrauch, Bauen


Wie erheben Sie<br />

- den Grad des Kontaktes <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Aufnahmegesellschaft und <strong>der</strong><br />

Verwurzelung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Herkunftskultur?


Subkulturelle Netzwerke und<br />

Verschränkungsgrad n. Nauck (2004)<br />

Sowohl Eltern als auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> nennen bis zu 20 Namen<br />

von Personen, <strong>mit</strong> denen alltägliche Beziehungen<br />

unterhalten werden (enge Beziehung, wichtige<br />

persönliche Probleme besprechen, <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Freizeit verbr<strong>in</strong>gen, Hilfe geben und nehmen).<br />

… ist je nach Ethnizität unterschiedlich ausgeprägt:<br />

türkische Familien <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Elterngeneration z.T.<br />

gänzlich <strong>in</strong>tra-ethnische soziale Netzwerke;<br />

Aussiedlerfamilien: Elterngeneration hoher Anteil<br />

<strong>in</strong>tra-ethnischer Netzwerk<strong>mit</strong>glie<strong>der</strong>; ger<strong>in</strong>ger bei<br />

italienischer und griechischer Herkunft.<br />

Aber: Kann bei Traumatisierten ganz an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>!


Alles an<strong>der</strong>s? Wieviel Kontakt zur<br />

Mehrheitsgesellschaft erwarten Sie bei:<br />

• Erben e<strong>in</strong>er berühmten Adelsfamilie<br />

• unbegleitetem m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährigen Flüchtl<strong>in</strong>g<br />

• K<strong>in</strong>d japanischer Touristen<br />

• russlanddeutschem Spätaussiedler<br />

• Dunkelhäutigem K<strong>in</strong>d, Vater US-Soldat<br />

• Bauernmädchen von <strong>der</strong> schwäbischen Alb<br />

• ehemaligem afrikanischem K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten<br />

• „deutschnationalem“ Sk<strong>in</strong><br />

(alle leben eher isoliert….)<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


Wie nimmt man<br />

Kulturelle Erklärungen für<br />

die Probleme auf ?<br />

i.w.S.<br />

• An<strong>der</strong>e Ernährung, an<strong>der</strong>es Wetter<br />

• schlechter Umgang<br />

• Heimweh<br />

i.e.S.<br />

• Kulturspezifische Syndrome: böser Blick,<br />

Verhextse<strong>in</strong>…<br />

• Leibmetaphern


Nabelfall<br />

• verrutschter Bauchnabel, verrutschte Mitte -<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörung <strong>mit</strong> Missempf<strong>in</strong>dungen<br />

um den Nabel herum –<br />

• ausgelöst durch Stress, Überarbeitung, wenig<br />

Schlaf, Sorgen und Kummer…<br />

• durch roborierende Maßnahmen behandelt;<br />

Anwendungen im Bauchbereich wie Schröpfen,<br />

Vakuumgläser, Massagen, Verbände (<strong>mit</strong><br />

Stockhebel wird versucht, den Bauchnabel<br />

wie<strong>der</strong> an die alte Stelle zurückzudrehen)<br />

(TR: Göbek düşmesi)


Was ist das?<br />

„Blaues Auge“<br />

Mavi boncuk<br />

http://www.kizilaslanbijuteri.tk/urunresim.asp?id=57


Schutz vor dem „Bösen Blick“<br />

(D: böser Blick, Basiliskenblick; ital: malocchio, occhio<br />

cattivo, engl: evil eye, bad eye; TR/arab: Nazar)<br />

• Blicke neidischer und fe<strong>in</strong>dseliger – eher hellhäutiger<br />

und blauäugiger – Menschen) lösen Symptomatik aus:<br />

Krankheiten, Unfälle, geschäftliche Probleme…<br />

• Schutz durch e<strong>in</strong> „blaues Auge“ (TR: Mavi boncuk) <strong>in</strong><br />

Form e<strong>in</strong>es Ste<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schmuckstück sowie Bescheidenheitsformeln nach<br />

Komplimenten.<br />

• E<strong>in</strong> solches Schmuckstück (Gegenstand an Haus,<br />

Auto….) sollte nicht entfernt werden!


Was ist das?<br />

„Muska“ –<br />

Amulett<br />

Talisman<br />

Enthält z.B.<br />

Koran-Spruch<br />

o<strong>der</strong> sonstige<br />

Schrift<br />

und vieles<br />

an<strong>der</strong>e….


Muska gegen Geisterbeschwörung<br />

(D: Geisterbeschwörung, TR: Büyü)<br />

• Verdammtse<strong>in</strong>“, „Verhextse<strong>in</strong>“ (ohne Wissen und <strong>in</strong><br />

Abwesenheit des Betroffenen) – erklärt Krankheit,<br />

geschäftlichen Misserfolg, Unfall, Suizidalität, Tod (je<br />

nach dem erfolgten Zauber)<br />

• Schutz durch Amulette <strong>mit</strong> „Gegen<strong>mit</strong>teln“, die am<br />

Körper getragen werden müssen, um wirksam zu se<strong>in</strong><br />

• Das Entfernen von Amuletten bei stationärer Aufnahme<br />

• Das Entfernen von Amuletten bei stationärer Aufnahme<br />

ist zu unterlassen!


Schamanistische Heiler<br />

• Sehr verbreitet<br />

• WHO-Empfehlung des E<strong>in</strong>bezugs<br />

• Grauer lukrativer Markt <strong>in</strong> Europa<br />

• E<strong>in</strong>bezug gegebenenfalls, abwägen!!


Aber:<br />

• Schamanismus ist nicht rückständig, man<br />

denke an<br />

– Christopherusplaketten<br />

– Wallfahrten nach Lourdes<br />

– Maskottchen<br />

– Cheerlea<strong>der</strong>


Interkulturelle Kompetenz<br />

• Streben nach erfolgreicher Kommunikation<br />

• Wertschätzung an<strong>der</strong>er Kulturen<br />

• Neugier und Offenheit<br />

• Umfel<strong>der</strong>kundung<br />

• Empf<strong>in</strong>dsamkeit<br />

• Wissen<br />

• Lebenslanges Lernen


Checkliste Interkulturalität von Institutionen<br />

nach H<strong>in</strong>z-Rommel und Ünal<br />

erweitert nach Gün (2007)<br />

Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Institution für alle. Wir versorgen jährlich xx Patienten,<br />

davon xx % aus xx Kulturen.<br />

Wir sprechen <strong>in</strong> xx Sprachen unsere Klienten an.<br />

Wir beschäftigen dafür xx % Mitarbeiter nichtdeutscher Herkunft<br />

<strong>in</strong> xx % <strong>der</strong> Berufsgruppen,<br />

davon xx % <strong>in</strong> Leitungsfunktionen.<br />

Wir berücksichtigen das Merkmal von Sprach- und Kulturkompetenz als<br />

Wettbewerbsvorteil bei Bewerbungen und weisen <strong>in</strong> unseren Ausschreibungen<br />

darauf h<strong>in</strong>.<br />

An xx Stellen <strong>in</strong> unserer Institution ist erkennbar, dass wir Zuwan<strong>der</strong>er versorgen.<br />

Die Versorgung von Zuwan<strong>der</strong>ern nimmt entsprechend<br />

xx % <strong>der</strong> Ressorcen für Fortbildung, Supervision, Literatur etc. e<strong>in</strong>.<br />

Im Leitbild / Konzept / Arbeitsprogramm <strong>der</strong> Institution s<strong>in</strong>d die Bedürfnisse von<br />

Zuwan<strong>der</strong>ern an xx Stellen explizit berücksichtigt.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> Institution berücksichtigt dies <strong>in</strong> xx % <strong>der</strong> Verlautbarungen.<br />

Die Institution unterhält Kooperationsbeziehungen zu xx Migrantenvere<strong>in</strong>en, zum<br />

Auslän<strong>der</strong>beirat und weiteren, entsprechenden Organisationen.<br />

Die Mitarbeiterzufriedenheit hat sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Achtens auf Interkulturalität<br />

um xx % positiv entwickelt.<br />

Die Kundenzufriedenheit durch e<strong>in</strong>heimische / durch zugewan<strong>der</strong>te Kunden hat sich <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Achtens auf Interkulturalität um xx % positiv entwickelt.


Das letzte:<br />

Falsch angewandte Diagnostik<br />

Lesen/Verstehen aus K-ABC<br />

Antworte auf e<strong>in</strong>e Anfrage bestätigend, <strong>in</strong>dem<br />

Du De<strong>in</strong>en Kopf als Surrogat De<strong>in</strong>er Zunge<br />

verwendest.


Vergleich <strong>der</strong> britischen, deutschen, amerikanischen und<br />

türkischen Normen <strong>der</strong> SPM<br />

Altersgruppe 13;6 Jahre (Rohwerte transformiert <strong>in</strong> Prozentränge)<br />

PR GB USA TR Sekundarstufe<br />

Gesamtschule<br />

Bayern NRW<br />

95 54 53 53 57 49<br />

90 53 51 51 55 48<br />

75 49 48 49 53 45<br />

50 44 42 42 50 43<br />

25 41 36 34 47 38<br />

10 35 31 24 42 32<br />

5 29 26 13 39 21


Selbst nach viel Kontakt zu<br />

„an<strong>der</strong>en“ Patienten…<br />

Man kann ewig im Fluss liegen<br />

– man wird nie e<strong>in</strong> Krokodil<br />

(Sprichwort aus Gu<strong>in</strong>ea)


Zum Nachlesen und zur<br />

Vertiefung:<br />

renate.schepker@zfp-weissenau.de


DANKE fürs Zuhören<br />

Teşekkür e<strong>der</strong>iz – thank you – merci –<br />

gracias - grazie - Спасибо ……


enate.schepker@zfp-weissenau.de


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)<br />

/Title<br />

()<br />

/Subject<br />

(D:20101125214445)<br />

/ModDate<br />

()<br />

/Keywords<br />

(PDFCreator Version 0.8.0)<br />

/Creator<br />

(D:20101125214445)<br />

/CreationDate<br />

(Familie Rose)<br />

/Author<br />

-mark-

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