18.11.2013 Aufrufe

Optimal am Wind: Pitchsysteme - GL Group

Optimal am Wind: Pitchsysteme - GL Group

Optimal am Wind: Pitchsysteme - GL Group

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Foto: © IHC Hydroh<strong>am</strong>mer<br />

Offshore<br />

Auf den H<strong>am</strong>mer gekommen<br />

Rund 14.000 technische Anlagen sind weltweit im Meer installiert – die meisten<br />

in der Gas- und Ölförderung. Die Offshore-Industrie verfügt über jahrzehntelange<br />

Erfahrung. Dennoch steht die Offshore-<strong>Wind</strong>energie vor neuen Herausforderungen.<br />

Installation eines Monopiles.<br />

Einen Moment lang herrscht Stille,<br />

nur das Summen diverser Aggregate<br />

und das leise Rauschen des Meeres ist<br />

zu hören. Dann kracht es. Ein 115 Tonnen<br />

schweres Schlaggewicht schlägt auf einem<br />

senkrecht stehenden Stahlrohr auf. Dieser<br />

„Monopile“ genannte Pfahl hat einen<br />

Durchmesser von über fünf Metern und<br />

wiegt mehrere hundert Tonnen.<br />

Die Kraft des H<strong>am</strong>mers ist enorm: Der<br />

Schlag beschleunigt den Monopile auf<br />

das 1.500fache der Erdbeschleunigung<br />

– jedenfalls während der Millisekunden, in<br />

denen die Stoßwelle durch den Stahl läuft.<br />

Zunächst geht alles sehr schnell: Die ersten<br />

Stöße r<strong>am</strong>men den Monopile jeweils mehrere<br />

Meter tief in den weichen Meeresboden<br />

der Nordsee. Mit zunehmender Tiefe<br />

und dichter werdendem Boden verringert<br />

sich der Vortrieb des Monopiles, für eine<br />

R<strong>am</strong>mtiefe von 30 Metern setzt man daher<br />

etwa zwei Stunden an. Dabei erfährt der<br />

Monopile rund 2.000 Schläge.<br />

Dyn<strong>am</strong>ische Kräfte<br />

Bei etwa einem halben Dutzend <strong>Wind</strong>parks<br />

vor der Küste Dänemarks, Irlands<br />

und Großbritanniens wurde diese Technik<br />

bereits eingesetzt. D<strong>am</strong>it ruhen die meisten<br />

bislang gebauten Offshore-<strong>Wind</strong>energieanlagen<br />

auf Monopile-Gründungen.<br />

Das R<strong>am</strong>men solcher Großrohre in den<br />

Meeresboden stellt grundsätzlich keine<br />

Herausforderung dar – fast Routine für<br />

Offshore-Spezialisten. Bei der Installation<br />

einer <strong>Wind</strong>energieanlage helfen ihre Erfahrungen<br />

aber nur bedingt weiter. Eine<br />

<strong>Wind</strong>energieanlage mit Monopile-Gründung<br />

steht nicht wie andere Offshore-Installationen<br />

auf vier oder mehr Beinen,<br />

sondern nur auf einem. Ungünstige Lastverhältnisse<br />

sind die Folge. Der Monopile<br />

muss nach dem R<strong>am</strong>men so fest stehen,<br />

dass er nicht nur die Jahrhundertwelle<br />

ertragen kann, sondern insbesondere<br />

auch den dyn<strong>am</strong>ischen Belastungen von<br />

<strong>Wind</strong> und Wellen jahrzehntelang widersteht.<br />

„Die extremen Lasten sind beim<br />

derzeitigen Stand der Vorschriften selten<br />

dimensionierend“, betonen die Experten<br />

vom Germanischen Lloyd. „Die Lasten<br />

aus <strong>Wind</strong> und Wellen dagegen, die jeden<br />

Tag einwirken, also den Monopile ständig<br />

hin- und herbewegen, können für die Auslegung<br />

der Gründung kritischer sein.“ Es<br />

handele sich zwar um äußerst kleine Amplituden,<br />

aber die Vielzahl der Lastwechsel<br />

– durchschnittlich 100 Millionen über<br />

die Lebensdauer des Monopiles – könne<br />

zu Bodenverformungen führen, die eine<br />

Schiefstellung der ganzen Anlage zur Folge<br />

haben. <strong>Wind</strong>schiefe Türme produzieren<br />

keinen Strom.<br />

BEGEHRTE HÄMMER<br />

Für das R<strong>am</strong>men großvolumiger Stahlrohre<br />

verwenden Offshore-Unternehmen doppelt<br />

wirkende Hämmer. Das Prinzip dieser<br />

Hämmer ist einfach: Hydraulik hebt das<br />

Schlaggewicht bis zur vorprogr<strong>am</strong>mierten<br />

Hubhöhe, dann schalten die Ventile auf<br />

den Schlaghub um. Es gibt zwei Bauarten:<br />

Bei den IHC-Hämmern der S-Serie wirkt<br />

ein Gaspuffer <strong>am</strong> Kopf des H<strong>am</strong>mergehäuses<br />

wie eine Feder und beschleunigt das<br />

Schlaggewicht abwärts zusätzlich zur wirkenden<br />

Schwerkraftbeschleunigung. Beim<br />

MHU-H<strong>am</strong>mer (Menck Hydaulik H<strong>am</strong>mer<br />

Underwater) wird hingegen in der obersten<br />

Hubphase der Kolben des Schlaggewichts<br />

mit hydraulischem Druck beaufschlagt und<br />

dadurch zusätzlich beschleunigt. Erreicht<br />

der Monopile nach den ersten Sedimentschichten<br />

felsigen Grund muss der R<strong>am</strong>mvorgang<br />

unterbrochen werden. Dann muss<br />

eine Bohr-R<strong>am</strong>m-Kombination angewendet<br />

werden: Ein Bohrer arbeitet sich innerhalb<br />

des Stahlrohres weiter vor. Der stehenbleibende<br />

Felsrand außerhalb der Kernbohrung<br />

wird schließlich mit weiteren H<strong>am</strong>merschlägen<br />

auf das Stahlrohr weggesprengt.<br />

Keine triviale Angelegenheit ist die Kontrolle<br />

des R<strong>am</strong>mvorgangs, denn selbstverständlich<br />

muss der Monopile nach dem R<strong>am</strong>men<br />

gerade stehen. Unter einem halben Grad<br />

Abweichung von der Vertikalen. Bei den bisherigen<br />

Monopile-Gründungen haben sich<br />

die Ingenieure deshalb meistens mit einem<br />

„Transitionpiece“ oder Übergangsstück beholfen,<br />

um den Aufwand beim R<strong>am</strong>men so<br />

gering wie möglich zu halten. Das Transitionpiece<br />

wird wie ein umgekehrtes Trinkglas<br />

über das Ende des Monopiles gestülpt, genau<br />

ausgerichtet, dann mit einem Spezialbeton<br />

ausgefüllt und fest mit dem Monopile<br />

verbunden.<br />

■<br />

Wenig Erfahrungen –<br />

schwierige Berechnungen<br />

Das Bemessungskonzept für einen Monopile<br />

verlangt also neben dem Nachweis für<br />

das Extremereignis auch den Nachweis<br />

über das Betriebsverhalten der ges<strong>am</strong>ten<br />

Anlage für die Lebensdauer von 20 Jahren<br />

– inbegriffen ist die beschriebene mögliche<br />

Veränderung der Monopile-Bettung.<br />

Genau darin liegt eine große Herausforderung,<br />

da es an geeigneten Nachweisverfahren<br />

fehlt. Die üblichen Normen helfen<br />

bislang nicht weiter. Sie werden für die üblichen<br />

Fälle des Ingenieurbaus entwickelt,<br />

bauen auf jahrzehntelange Erfahrung auf.<br />

Beanspruchungen wie bei den Monopiles<br />

sind dagegen ganz neu, die Erfahrungen<br />

d<strong>am</strong>it dementsprechend gering, und eine<br />

Theorie ist noch nicht entwickelt. Versuche<br />

im Maßstab 1:1 sind sehr teuer und zeitaufwendig,<br />

schließlich ist eine Prognose<br />

für 20 Jahre gefragt. In Kooperation mit<br />

Hochschulinstituten entwickelt der Germanische<br />

Lloyd derzeit entsprechende<br />

Richtlinien. Dabei dienen Grundbauforschungen<br />

im Zuge der Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

der Deutschen Bahn als<br />

Basis. Bis die Ergebnisse der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

vorliegen, müssen Abschätzungen auf<br />

empirischer Grundlage, wie etwa der entsprechende<br />

Passus der <strong>GL</strong>-Offshore-Richtlinie<br />

aus dem Jahre 2005, zur Auslegung<br />

herangezogen werden. Diese Regel lässt<br />

die Betriebssicherheit über die ges<strong>am</strong>te<br />

Lebensdauer erwarten. Bisher hat sich<br />

der Einsatz von Monopiles in Offshore-<br />

<strong>Wind</strong>parks auf Wassertiefen von maximal<br />

20 Metern beschränkt. In den flachen<br />

Gewässern vor der skandinavischen ▶<br />

beaufort 6 2/2007 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!