Optimal am Wind: Pitchsysteme - GL Group
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Der <strong>GL</strong> <strong>Wind</strong>-Newsletter für Kunden und Geschäftsfreunde Ausgabe 2/2007<br />
EWEC<br />
07.05. – 10.05.2007<br />
Germanischer Lloyd<br />
Stand C041<br />
VORTRÄGE AUF DER EWEC:<br />
„Load Assumptions for the design of<br />
electro mechanic pitch systems“<br />
Andreas Manjock<br />
Technical Track / Session Code: CT4<br />
Mittwoch, 9. Mai 2007<br />
16:00 – 17:30 Uhr<br />
Inhalt<br />
Aufbruch in Amerika 3<br />
USA: langfristiges Wachstum in Sicht 5<br />
Auf den H<strong>am</strong>mer gekommen 7<br />
News 8<br />
„A comparison c<strong>am</strong>paign of the<br />
zephir wind lidar and classical cup<br />
wind speed measurements on- and<br />
offshore“<br />
Detlef Kindler<br />
Technical Track / Session Code: DT2<br />
Donnerstag, 10. Mai 2007<br />
11:00 – 12:30 Uhr<br />
<strong>Wind</strong>power USA 2007<br />
03.06 – 06.06.2007<br />
Los Angeles, USA<br />
Stand 2015<br />
Antriebstechnik<br />
<strong>Optimal</strong> <strong>am</strong> <strong>Wind</strong>: <strong>Pitchsysteme</strong><br />
Auf den idealen Einstellwinkel für Stark- und Schwachwinde kommt es an.<br />
Elektrische<br />
Rotorblattverstellungen Leistungsregelung während des ges<strong>am</strong>ten<br />
sind inzwischen feste Bestandteile Betriebs der <strong>Wind</strong>energieanlagen: Die verstellbaren<br />
Rotorblätter stehen bei schwa-<br />
moderner <strong>Wind</strong>energieanlagen, da sie gegenüber<br />
fest montierten Systemen (Stall- chem <strong>Wind</strong> in voller Breite zur Strömung,<br />
Anlagen) erhebliche Vorteile aufweisen. während sich bei zunehmendem <strong>Wind</strong><br />
So garantieren <strong>Pitchsysteme</strong> eine optimale der Einstellwinkel reduzieren lässt. Dank<br />
dieser Verstellmöglichkeit existiert sowohl<br />
für Stark- als auch für Schwachwinde<br />
ein optimaler Betriebswinkel. Außerdem<br />
dient das Pitchsystem zur Durchführung<br />
von Manövern wie etwa Start- und Stoppvorgängen<br />
und regelt darüber hinaus ▶<br />
beaufort 6 2/2007 1
stromversorgung funktionieren müssen.<br />
Nur so kann das System unabhängig von<br />
der äußeren Stromversorgung im Notfall<br />
die Blätter aus dem <strong>Wind</strong> drehen und den<br />
Rotor abbremsen.<br />
Beschädigte Innenverzahnung eines Pitch-Lagers.<br />
Antriebsmotor<br />
Betriebsführung<br />
Motorregelung<br />
Getriebe<br />
Blattlager<br />
Rotorblatt<br />
Die vier Hauptkomponenten<br />
eines Pitchsystems: Antriebsmotor,<br />
Getriebe, Blattlager<br />
und Motorregelung. Diese<br />
empfängt Signale der Betriebsführung<br />
und regelt den<br />
Antriebsmotor des Systems.<br />
Die mechanische Abtriebsleistung<br />
des Antriebsmotors wird<br />
in Drehmoment und Drehzahl<br />
durch das Getriebe gewandelt<br />
und über eine Verzahnung<br />
auf den drehbaren Ring des<br />
Blattlagers übertragen. Eine<br />
Schraubverbindung wiederum<br />
verknüpft das Blattlager mit<br />
dem Rotorblatt.<br />
Was passieren kann, wenn eine <strong>Wind</strong>energieanlage<br />
im Notfall nicht rechtzeitig abgebremst<br />
werden kann, beschreibt Andreas<br />
Manjock, Experte für Lastannahmen beim<br />
Germanischen Lloyd, so: „Gerät der Rotor<br />
durch Versagen des Systems in Überdrehzahl,<br />
kann es bei einfallender Rotorbremse<br />
zur Überhitzung kommen und dies schnell<br />
zu einem brennenden Maschinenhaus<br />
führen. Oder aber die Rotorblätter werden<br />
durch die hohen Drehzahlen derart<br />
beansprucht, dass sie abbrechen oder abreißen.<br />
All diese Fälle sind in der Vergangenheit<br />
schon eingetreten, ebenso ist es<br />
vorgekommen, dass bei einem Ausfall des<br />
Pitchsystems die Rotorblätter durch die zunehmenden<br />
Kräfte so stark durchgebogen<br />
wurden, dass sie gegen den Turm schlugen<br />
und zerbrachen.“<br />
Durch die rasant wachsende Größe der<br />
<strong>Wind</strong>energieanlagen und den Einsatz immer<br />
komplexerer Regelungssysteme sind<br />
die Anforderungen an die Auslegung und<br />
Dimensionierung von <strong>Pitchsysteme</strong>n in<br />
den letzten Jahren stetig gestiegen. „Es<br />
liegen uns einige Schadensmeldungen<br />
zu den <strong>Pitchsysteme</strong>n vor. Besonders deren<br />
Getriebe und Motor wurden häufiger<br />
in Mitleidenschaft gezogen“, erklärt Jan-<br />
Bernd Franke, Sachverständiger für Maschinenbau<br />
beim Germanischen Lloyd, die<br />
Situation. Freilich bestünden Unklarheiten<br />
darüber, wie und warum diese Schäden<br />
überhaupt entstanden seien.<br />
durch unabhängiges Verdrehen der Rotorblätter<br />
die Bremsfähigkeit der Anlage. Die<br />
Wirkungsweise einer solchen „aerodyn<strong>am</strong>ischen<br />
Bremse“ ist viel effektiver als ein<br />
mechanisches Bremssystem. So entfällt<br />
eine kostenintensive Investition in verschleißanfällige<br />
Rotorbremsen.<br />
Als entscheidendes Leistungsbegrenzungs-<br />
sowie Bremssystem steht die Rotorblattverstellung<br />
im Fokus aller Überwachungs-<br />
und Sicherheitssysteme einer<br />
<strong>Wind</strong>energieanlage. <strong>Pitchsysteme</strong> sollten<br />
zertifiziert werden, da sie beispielsweise<br />
bei einem Störfall mit einer eigenen Not-<br />
Um die auf eine <strong>Wind</strong>energieanlage einwirkenden<br />
Belastungen zu berechnen,<br />
werden mit Hilfe von Computerprogr<strong>am</strong>men<br />
detaillierte Simulationsberechnungen<br />
durchgeführt. Diese sollen zeigen, wie<br />
sich die wichtigen Komponenten einer<br />
<strong>Wind</strong>energieanlage, also beispielsweise ▶<br />
Das Pitchsystem einer <strong>Wind</strong>energieanlage<br />
setzt sich prinzipiell aus vier Hauptkomponenten<br />
zus<strong>am</strong>men – einem Blattlager, einem<br />
Getriebe, einem Antriebsmotor und<br />
einer Motorregelung. Letztere empfängt<br />
Signale der Betriebsführung und regelt den<br />
Antriebsmotor des Systems. Die mechanische<br />
Abtriebsleistung des Antriebsmotors<br />
wird in Drehmoment und Drehzahl durch<br />
das Getriebe gewandelt und über eine<br />
Verzahnung auf den drehbaren Ring des<br />
Blattlagers übertragen. Verbunden ist das<br />
Rotorblatt mit dem Blattlager über eine<br />
Schraubverbindung.<br />
JUBILÄUM<br />
10 Jahre MEASNET<br />
Auf der diesjährigen EWEC feiert das internationale Netzwerk Measuring Network of <strong>Wind</strong><br />
Energy Institute (MEASNET) sein 10-jähriges Jubiläum. Die Organisation wurde 1997 durch<br />
sieben <strong>Wind</strong>energieforschungsinstitute gegründet. Verbesserte Qualität von Messungen und<br />
einheitliche Auslegung von Normen und Empfehlungen sowie die Austauschfähigkeit von<br />
Ergebnissen im <strong>Wind</strong>energiebereich sind die Ziele des MEASNET. Heute bieten 16 Mitglieder<br />
aus sechs Staaten ihre Dienstleistungspalette für Kunden auf der ganzen Welt an. MEASNET<br />
ist einer der Sponsoren des Ausstellungsempfangs der EWEC und feiert das zehnjährige Jubiläum<br />
<strong>am</strong> Dienstag, dem 8. Mai ,von 17:30 bis 19:00 Uhr im EWEC-Ausstellungsbereich in Halle<br />
5 und Halle B. www.measnet.com ■<br />
2 beaufort 6 2/2007
Rotorblätter und Turm, elastisch verformen<br />
und miteinander interagieren. Eine<br />
wesentliche Schwäche aller bisherigen<br />
Modelle aber ist, dass dabei das Pitchsystem<br />
nicht vollständig abgebildet wird.<br />
Einer Arbeitsgruppe um Franke und Manjock<br />
ist es gelungen, eine verfeinerte Simulation<br />
durchzuführen. Konzentriert hat<br />
man sich dabei besonders auf die Verzahnungen<br />
zwischen dem Pitchsystem und<br />
dem Rotorblatt bzw. dem Antriebssystem<br />
für das Rotorblatt. „Dabei haben wir festgestellt“,<br />
so Manjock, „dass beim Einbeziehen<br />
des Pitchgetriebes und des Elektromotors<br />
in die Simulation die tatsächlichen<br />
Belastungen wesentlich höher sind als<br />
bisher angenommen.“ Außerdem wurde<br />
die im Kugellager und Motor auftretende<br />
mechanische Reibung einer eingehenden<br />
Analyse unterworfen. Da auch diese<br />
Reibung zusätzliche Belastungen verursacht,<br />
galt sie als möglicher Auslöser zusätzlicher<br />
Bauteilschädigung. Aber, so<br />
Manjock, dem sei nicht so: „Wir haben herausgefunden,<br />
dass die Reibung nicht der<br />
maßgebende schädigende Einfluss sein<br />
kann.“<br />
Alles in allem prognostiziert Manjock, dass<br />
Germanischer Lloyd die Ansprüche an die<br />
Berechnungen von <strong>Pitchsysteme</strong>n erhöhen<br />
wird. Nicht sofort, aber eine Revision<br />
der Anforderungen an diese Systeme sei<br />
mittelfristig geplant.<br />
■<br />
Weitere Informationen:<br />
Andreas Manjock<br />
Abteilung Lastannahmen<br />
Telefon: +49 40 36149-188<br />
andreas.manjock@gl-group.com<br />
WEITERFÜHRENDE LITERATUR<br />
• „Richtlinie für die Zertifizierung von<br />
<strong>Wind</strong>energieanlagen“ des Germanischen<br />
Lloyd, Ausgabe 2003 mit<br />
Ergänzung 2004; hier insbesondere<br />
Kapitel 7 über „Maschinenbauliche<br />
Komponenten“.<br />
• „GH Bladed, Version 3.72”,<br />
Garrad Hassan and Partners<br />
• „Lastannahmen für die Auslegung<br />
elektromechanischer <strong>Pitchsysteme</strong><br />
von <strong>Wind</strong>energieanlagen“ von Jan-<br />
Bernd Franke, Andreas Manjock, Herbert<br />
Hemker und Henry G. Osterholz.<br />
Potential<br />
Aufbruch in Amerika<br />
Die Erneuerbaren Energien hatten bislang keine Konjunktur in den USA.<br />
Diese gute Nachricht hat die <strong>Wind</strong>energiewirtschaft<br />
in den USA beflügelt.<br />
Steigende Erdgaspreise, Gesetze über<br />
saubere Luft und Sorgen um die globale<br />
Erwärmung fördern den aktuellen Boom<br />
der <strong>Wind</strong>energie in den Vereinigten Staaten.<br />
Mindestens 22 Staaten wollen die Luftverschmutzung<br />
bekämpfen, die Erderwärmung<br />
eindämmen und Elektrizitätskosten<br />
senken. Sie haben Gesetze über Maßstäbe<br />
zum Einsatz der erneuerbaren Energie erlassen,<br />
die die Versorgungsunternehmen<br />
verpflichten, Energien wie <strong>Wind</strong>, Sonne,<br />
Wasser oder Biomasse verstärkt zu verwenden.<br />
Auf der Konferenz „<strong>Wind</strong>power 2006“ hat<br />
das US-Energieministerium einen Aktionsplan<br />
angekündigt, der bis zu 20 Prozent<br />
des Bedarfs an Elektrizität durch saubere<br />
und erneuerbare <strong>Wind</strong>energie decken<br />
soll. Dies entspricht den Vorstellungen der<br />
Energieinitiative, die von der Regierung im<br />
Februar 2006 ins Leben gerufen wurde. Die<br />
Initiative koordiniert die Vorschläge von<br />
Umweltgruppen, Versorgungsunternehmen,<br />
Politikern, Investoren, Akademikern,<br />
Gemeinden und anderen Beteiligten. Auf<br />
der Konferenz „<strong>Wind</strong>power 2007“ in Los<br />
Angeles soll im Juni 2007 ein entsprechender<br />
Aktionsplan vorgestellt werden. ▶<br />
Veraltete <strong>Wind</strong>energieanlagen gehören bald der<br />
Vergangenheit an.<br />
beaufort 6 2/2007 3
Foto: © Vesta<br />
Umdenken: USA wollen mehr in die Entwicklung erneuerbarer Energien investieren.<br />
Die <strong>Wind</strong>energie ist dabei, sich als alternative<br />
Energiequelle in den USA zu etablieren.<br />
Laut Informationen des <strong>am</strong>erikanischen<br />
<strong>Wind</strong>energieverbandes hat sich die<br />
<strong>Wind</strong>energiekapazität in den Vereinigten<br />
Staaten 2006 um 27 Prozent vergrößert.<br />
Für 2007 wird eine gleiche Wachstumsrate<br />
prognostiziert. Über vier Milliarden Dollar<br />
wurden 2006 in den <strong>Wind</strong>sektor investiert.<br />
Dies ist die zweitgrößte Investitionsrate<br />
hinter dem Erdgassektor.<br />
Fortschritte bei der Entwicklung der <strong>Wind</strong>energieturbinen<br />
haben die Kosten für<br />
<strong>Wind</strong>energie auf 4 bis 5 Cent pro Kilowattstunde<br />
gesenkt. 1980 kostete die Kilowattstunde<br />
noch 80 Cent. Sollte der Kongress<br />
die Steuervergünstigungen für die <strong>Wind</strong>energie<br />
2007 verlängern, könnte die <strong>Wind</strong>energiewirtschaft<br />
bis 2010 etwa 6.000 Megawatt<br />
pro Jahr erzeugen. Nach Angaben<br />
des <strong>am</strong>erikanischen <strong>Wind</strong>energieverbandes<br />
könnte bald eine Ges<strong>am</strong>tleistung von<br />
über 9.200 Megawatt erzielt werden. Dies<br />
würde ausreichen, um etwa 2,4 Millionen<br />
Haushalte zu versorgen.<br />
Die <strong>Wind</strong>energie hat sich besonders erfolgreich<br />
in Texas entwickelt, wo 2005 fast<br />
2.000 Megawatt produziert wurden. Nach<br />
Kalifornien hat Texas inzwischen die zweitgrößte<br />
<strong>Wind</strong>energiekapazität in den USA.<br />
Texas eignet sich besonders für Offshore-<br />
<strong>Wind</strong>farmen: Im Golf von Mexiko bläst der<br />
<strong>Wind</strong> beständig. Auch hier hat der hohe<br />
Erdgaspreis zum Aufstieg der <strong>Wind</strong>energie<br />
beigetragen, die dafür sorgt, dass neue Arbeitsplätze<br />
auf den ehemaligen Ölfeldern<br />
von Texas entstehen.<br />
Die <strong>Wind</strong>energie steht jedoch auch vor<br />
Herausforderungen: Der <strong>Wind</strong> bläst meist<br />
EXPERTENRUNDE USA<br />
unbeständig und ist besonders dann<br />
schwach, wenn Elektrizität <strong>am</strong> meisten<br />
gebraucht wird. In einem Großteil der<br />
Vereinigten Staaten ist der Energiebedarf<br />
besonders im Sommer sehr hoch, wenn<br />
die Klimaanlagen viel Strom verbrauchen.<br />
Heiße Tage sind jedoch oft auch windstille<br />
Tage. Die Nutzung der <strong>Wind</strong>energie erfordert<br />
obendrein neue Formen der Wettervorhersage,<br />
die minutiöse Voraussagen in<br />
möglichst kleinen Regionen ermöglichen.<br />
Trotz dieser Herausforderungen ist es der<br />
<strong>Wind</strong>energiewirtschaft gelungen, ein unvergleichlich<br />
starkes Wachstum zu erreichen.<br />
■<br />
Trafen sich zum Informationsaustausch in Milwaukee:<br />
Kongressabgeordneter Jim Sensenbrenner (vorn), Hans-Peter Link, Dr. Rainer Mengel und<br />
Bodo Helm (v. l.) sprachen über die <strong>Wind</strong>energienutzung in den USA.<br />
Amerikas <strong>Wind</strong>energiewirtschaft ist im<br />
Aufbruch: Neue Produktionsanlagen zur<br />
Herstellung von <strong>Wind</strong>energieturbinen haben<br />
2006 in Iowa, Minnesota und Pennsylvania<br />
ihre Tore geöffnet. Horizon <strong>Wind</strong> Energy,<br />
ein Unternehmen aus Houston, lässt<br />
Hunderte von Megawatt-<strong>Wind</strong>energieanlagen<br />
im ganzen Land aufstellen. Andere<br />
Hersteller von <strong>Wind</strong>energieturbinen wie<br />
G<strong>am</strong>esa, Suzlon und Clipper <strong>Wind</strong> Power<br />
sind ebenfalls stark auf dem Markt vertreten.<br />
4 beaufort 6 2/2007
Interview<br />
USA: langfristiges Wachstum in Sicht<br />
Der Germanische Lloyd expandiert und eröffnet ein Büro in den USA. Wir sprachen mit dessen<br />
Leiter, Dr. Rainer Mengel, über die künftigen Aufgaben seines Te<strong>am</strong>s.<br />
beaufort 6: Welche Erfahrungen hat der Germanische<br />
Lloyd im Bereich <strong>Wind</strong>energie bisher<br />
auf dem nord<strong>am</strong>erikanischen Markt ges<strong>am</strong>melt?<br />
Dr. Mengel: Wir haben bei einer Reihe von<br />
geplanten Standorten für <strong>Wind</strong>parks,<br />
beispielsweise in Texas, die <strong>Wind</strong>potenziale<br />
erfasst. Außerdem wurden an den Anlagen<br />
bestehender Parks Lastmessungen,<br />
Leistungsmessungen oder Geräuschmessungen<br />
durchgeführt. Neben <strong>Wind</strong>parkprojekten<br />
waren wir unter anderem auch in<br />
den Bereichen Inspektion oder Betriebszulassung<br />
tätig. In letzter Zeit traten immer<br />
mehr Kunden mit dem Wunsch an uns heran,<br />
wir mögen doch direkt vor Ort anwesend<br />
sein. Dies lässt sich natürlich gut<br />
nachvollziehen: Durch ein Büro in den USA<br />
erhöhen sich Kundennähe und Erreichbarkeit.<br />
beaufort 6: Und welche konkreten Aufgaben<br />
kommen jetzt auf die Mitarbeiter des neuen<br />
Büros in Wisconsin zu?<br />
Dr. Mengel: Wir können den persönlichen<br />
Kontakt zu unseren Kunden intensivieren<br />
und schneller auf Anfragen reagieren. Das<br />
Büro in New Berlin ist Ansprechpartner für<br />
bestehende und potenzielle Kunden auf<br />
dem <strong>am</strong>erikanischen Markt. Die von uns<br />
angebotenen Services umfassen das komplette<br />
Progr<strong>am</strong>m des Germanischen Lloyd<br />
im Bereich <strong>Wind</strong>energie. Aktuell erwarten<br />
wir Aufträge für diverse Messungen bzw.<br />
deren Begleitung vor Ort.<br />
beaufort 6: In Nord<strong>am</strong>erika boomt die <strong>Wind</strong>energie.<br />
Präsident George W. Bush erklärte<br />
kürzlich, dass die USA „bis zu 20 Prozent ihrer<br />
Elektrizität durch <strong>Wind</strong>energie herstellen“<br />
können. Ist dies realistisch?<br />
Dr. Mengel: Die Amerikaner bekommen<br />
derzeit vermehrt zu spüren, dass Energie<br />
ein wertvolles Gut ist. Auch hier steigen die<br />
Energiepreise, gleichzeitig verbrauchen die<br />
Amerikaner sehr viel Energie. Die <strong>Wind</strong>energie<br />
ist eine der Energieformen, die<br />
im Land verfügbar ist und zur Gewinnung<br />
elektrischer Energie genutzt wird, was<br />
wiederum zu einer verminderten Abhängigkeit<br />
führt. Gefördert wurde die <strong>Wind</strong>energie<br />
auch durch steuerliche Anreize.<br />
Fallen diese Anreize weg, so zeigte die Vergangenheit,<br />
kann auch ein Boom schnell<br />
enden. Wir rechnen aber inzwischen mit<br />
einem längerfristigen Wachstum.<br />
beaufort 6: Das Engagement der einzelnen US-<br />
Bundesstaaten ist ja doch recht unterschiedlich<br />
– auch gerade wegen der unterschiedlichen<br />
bundesstaatlichen Förderungen?<br />
Dr. Mengel: Ja, es existiert eine staatliche<br />
Förderung von Washington ausgehend<br />
und zusätzlich eine, die von den einzelnen<br />
Bundesstaaten individuell bestimmt<br />
wird. Die US-Bundesstaaten verfügen über<br />
sehr unterschiedliche Voraussetzungen<br />
für <strong>Wind</strong>parks: Texas beispielsweise besitzt<br />
große, dünn oder gar nicht besiedelte<br />
Flächen. Das sind natürlich optimale<br />
Bedingungen für die Errichtung großer<br />
<strong>Wind</strong>parks. Mit dichterer Besiedlung gehen<br />
auch all jene Einschränkungen einher, die<br />
wir inzwischen von Europa kennen. Dieser<br />
Umstand macht sich auch bei den bundesstaatlichen<br />
Anforderungen bemerkbar.<br />
beaufort 6: In Deutschland scheint es eine Tendenz<br />
hin zu immer größeren Anlagen zu geben.<br />
Ist dies in den USA ähnlich?<br />
Dr. Mengel: In Europa sind die 1,5- bis 2,5-<br />
MW-Anlagen Standard, in den USA, je<br />
nach Region, liegt man noch unter diesen<br />
Werten. Aber dies wird sich mit der Zeit<br />
ändern. Es sind inzwischen vermehrt Parks<br />
in Planung, die mit großen MW-Anlagen<br />
bestückt werden sollen.<br />
beaufort 6: Welche Besonderheiten weisen in<br />
den USA Zertifizierungsnormen auf? Lassen<br />
sich diese überhaupt mit Deutschland vergleichen?<br />
Dr. Mengel: Die Anlagenzertifizierung hat<br />
in den USA nicht den Stellenwert wie in<br />
Europa oder speziell in Deutschland. Aber<br />
GERMANISCHER LLOYD IN USA<br />
Angeboten wird das komplette<br />
Spektrum an Dienstleistungen:<br />
• Zertifizierung von <strong>Wind</strong>energieprodukten<br />
und -projekten onshore<br />
und offshore<br />
• Messungen von Lasten, Leistung,<br />
Schall und Netzanschlussverhalten<br />
• Standortbegutachtungen<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Rainer Mengel<br />
Germanischer Lloyd<br />
Industrial Services USA LLC<br />
2345 South Commerce Drive<br />
New Berlin, WI 53151 USA<br />
Telefon: +1 262 754 9470<br />
glis-usa@gl-group.com<br />
die internationale Ausrichtung der Hersteller,<br />
wie der Branche mittlerweile allgemein,<br />
führt zu einer höheren Nachfrage bei der<br />
Zertifizierung. Sicherlich werden auch<br />
die Finanzierer und Versicherer immer<br />
größerer und teurerer <strong>Wind</strong>parks vermehrt<br />
sicherere Ertragsprognosen, Messungen<br />
und abgesicherte Aussagen einfordern. So<br />
werden auch unsere Services in den USA<br />
immer mehr nachgefragt. Irgendwann<br />
wird mit Sicherheit die Frage nach einem<br />
allgemeinen technischen Standard gestellt<br />
werden, der von den <strong>am</strong>erikanischen Behörden<br />
wie auch den Finanzierern und<br />
Käufern erfüllt werden muss.<br />
beaufort 6: Was erstaunt einen deutschen Ingenieur<br />
auf den ersten Blick, wenn er mit der<br />
<strong>Wind</strong>energieszene in den USA konfrontiert<br />
wird?<br />
Dr. Mengel: Imposant ist wirklich die Größe<br />
einiger Parks, die bedingt durch die großen,<br />
dünn besiedelten Flächen in diesem weiten<br />
Land entstanden sind. Parklandschaften<br />
mit 100 bis über 300 <strong>Wind</strong>energieanlagen<br />
sind in Deutschland nicht zu finden.<br />
beaufort 6: Im Juni wird die „<strong>Wind</strong>power 2007“<br />
in Los Angeles einen konzentrierten Überblick<br />
über die Situation der nord<strong>am</strong>erikanischen Industrie<br />
abgeben. Ist der Germanische Lloyd auf<br />
dieser Messe vertreten?<br />
Dr. Mengel: Wir werden auf dieser wichtigen<br />
Messe Flagge zeigen. Wir sind dort<br />
mit einem eigenen Stand vertreten, um<br />
das Portofolio des Germanischen Lloyd<br />
in seiner ganzen Bandbreite zu präsentieren.<br />
■<br />
beaufort 6 2/2007 5
Bei den Produkten wie beim Projektmanagement: Auf die Qualität kommt es an.<br />
„Project Mediation plus“<br />
Effektives Projektmanagement<br />
bei <strong>Wind</strong>parks<br />
Multi-Vertragsmanagement im Offshore-Geschäft,<br />
aktuelle Schritte in<br />
Richtung neuer Verträge und die Herausforderungen<br />
des Schnittstellenmanagements<br />
waren die Themen bei der Präsentation<br />
des Mediationskonzepts „Project<br />
Mediation plus“ <strong>am</strong> 1. März. Unter den<br />
Teilnehmern waren Vertreter von Banken,<br />
Investoren, Herstellern, Ingenieurbüros<br />
und Versicherungsgesellschaften wie KfW,<br />
PwC, Dexia Bank, Commerzbank, Hypovereinsbank,<br />
GE, Vestas, BARD, e.on, F+Z,<br />
Marsh und Allianz.<br />
„Project Mediation plus“ ist ein Konzept<br />
für das gemeins<strong>am</strong>e Beziehungs- und<br />
Projektrisikomanagement bei <strong>Wind</strong>parks.<br />
Dieser Service der Germanischer Lloyd Industrial<br />
Services GmbH, Geschäftsbereich<br />
<strong>Wind</strong>energie, und des Centre for Effective<br />
Dispute Resolution (CEDR Solve, London)<br />
bietet einen Weg, projektbedrohende Konflikte<br />
zwischen allen Beteiligten in der<br />
Frühphase zu erkennen und tragbare Lösungen<br />
zu finden.<br />
WINDMESSE.DE SYMPOSIUM<br />
Die Teilnehmer erörterten Nutzen und<br />
Möglichkeiten der Mediation und der Projektmediation<br />
in der industriellen Planung<br />
und Konstruktion. Im Zentrum der Debatte<br />
standen insbesondere Fragen wie Multi-Vertragsmanagement<br />
im Offshore-Geschäft,<br />
aktuelle Schritte in Richtung neuer<br />
Verträge und Absprachen und die Herausforderung,<br />
vor die das Schnittstellenmanagement<br />
die Entwickler stellt. Da die Zeit<br />
einen entscheidenden kritischen Faktor<br />
darstellt, ist ein verbessertes Beziehungsmanagement<br />
hinsichtlich der technischen<br />
Schnittstellen, Konstruktionsabläufe und<br />
Konstruktionsrisiken notwendig.<br />
Im Laufe der Diskussion wurde die Funktion<br />
des Projektmediationskonzepts mit<br />
einem Zustandsüberwachungssystem<br />
(CMS) verglichen – eine Lösung, die wie<br />
geschaffen dafür ist, herauszufinden, wo<br />
etwas schiefgehen kann, bevor es zwischen<br />
den verschiedenen Vertragsparteien<br />
zu einem wirklichen Streit kommt.<br />
Der neutralen Vermittlung zwischen den<br />
Vertragspartnern wurde die rigidere Methode,<br />
alle Seiten durch finanziellen Druck<br />
zur Einhaltung ihrer Verträge zu bewegen,<br />
gegenübergestellt. Die Teilnehmer stimmten<br />
im Allgemeinen darin überein, dass es<br />
beim Vertragsmanagement in den letzten<br />
Jahren wesentliche Fortschritte gab. Es bedarf<br />
jedoch nach wie vor einer klaren und<br />
korrekten Definition der Schnittstellen<br />
zwischen den Partnern und transparenter,<br />
fairer Verträge. Die beste Garantie für stabile<br />
Beziehungen ist immer noch die Erfolgsbilanz<br />
eines erfahrenen Projektmanagementte<strong>am</strong>s<br />
und erfahrener Auftragnehmer.<br />
In dieser Hinsicht wird das Konzept der<br />
Projektmediation in Kombination mit der<br />
technischen Kompetenz einer Zertifizierungsgesellschaft<br />
von Nutzen sein. ■<br />
Weitere Informationen:<br />
Peter Dalhoff<br />
Leiter Abteilung Projekte<br />
Telefon: +49 40 36149-117<br />
peter.dalhoff@gl-group.com<br />
Informationsaustausch in H<strong>am</strong>burg<br />
Mehr als 100 Experten trafen sich zum Informationsaustausch beim windmesse.de-Technik-<br />
Symposium in H<strong>am</strong>burg. Die Redner zeigten den Teilnehmern ein weites Wissensspektrum<br />
auf: Neben den neuesten elektrischen Anforderungen an <strong>Wind</strong>energienanlagen wurde auch<br />
die Projektplanung inklusive Gutachten, Kaufverträgen und Sanierung vorgestellt. In weiteren<br />
Vorträgen wurden Ansprüche an Komponenten, insbesondere an Getriebe, erläutert.<br />
Andreas Anders, stellvertretender Leiter Vertrieb und Projekte beim Germanischen Lloyd,<br />
präsentierte Neues zur Standortklassifizierung unter Berücksichtigung der aktuellen Normung<br />
und zeigte, wie wichtig die Aspekte <strong>Wind</strong>-, Netzanschluss und Umweltbedingungen sowie<br />
Bodeneigenschaften bei der Standortklassifizierung sind. Die Klassifizierung findet nach<br />
der „Richtlinie für die Zertifizierung von <strong>Wind</strong>energienanlagen“ des Germanischen Lloyd<br />
statt: Zunächst werden die Standortbedingungen mit den Auslegungsbedingungen verglichen,<br />
dann die standortspezifischen Lasten ermittelt und wenn nötig Restsicherheiten aufgezeigt.<br />
Zusätzlich können für die Standortbedingungen optimierte Komponenten nachgewiesen<br />
werden.<br />
■<br />
Weitere Informationen:<br />
Andreas Anders, stellvertretender Leiter Abteilung Projekte<br />
Telefon: +49 40 36149-118, andreas.anders@gl-group.com<br />
Foto: © Vesta<br />
6 beaufort 6 2/2007
Foto: © IHC Hydroh<strong>am</strong>mer<br />
Offshore<br />
Auf den H<strong>am</strong>mer gekommen<br />
Rund 14.000 technische Anlagen sind weltweit im Meer installiert – die meisten<br />
in der Gas- und Ölförderung. Die Offshore-Industrie verfügt über jahrzehntelange<br />
Erfahrung. Dennoch steht die Offshore-<strong>Wind</strong>energie vor neuen Herausforderungen.<br />
Installation eines Monopiles.<br />
Einen Moment lang herrscht Stille,<br />
nur das Summen diverser Aggregate<br />
und das leise Rauschen des Meeres ist<br />
zu hören. Dann kracht es. Ein 115 Tonnen<br />
schweres Schlaggewicht schlägt auf einem<br />
senkrecht stehenden Stahlrohr auf. Dieser<br />
„Monopile“ genannte Pfahl hat einen<br />
Durchmesser von über fünf Metern und<br />
wiegt mehrere hundert Tonnen.<br />
Die Kraft des H<strong>am</strong>mers ist enorm: Der<br />
Schlag beschleunigt den Monopile auf<br />
das 1.500fache der Erdbeschleunigung<br />
– jedenfalls während der Millisekunden, in<br />
denen die Stoßwelle durch den Stahl läuft.<br />
Zunächst geht alles sehr schnell: Die ersten<br />
Stöße r<strong>am</strong>men den Monopile jeweils mehrere<br />
Meter tief in den weichen Meeresboden<br />
der Nordsee. Mit zunehmender Tiefe<br />
und dichter werdendem Boden verringert<br />
sich der Vortrieb des Monopiles, für eine<br />
R<strong>am</strong>mtiefe von 30 Metern setzt man daher<br />
etwa zwei Stunden an. Dabei erfährt der<br />
Monopile rund 2.000 Schläge.<br />
Dyn<strong>am</strong>ische Kräfte<br />
Bei etwa einem halben Dutzend <strong>Wind</strong>parks<br />
vor der Küste Dänemarks, Irlands<br />
und Großbritanniens wurde diese Technik<br />
bereits eingesetzt. D<strong>am</strong>it ruhen die meisten<br />
bislang gebauten Offshore-<strong>Wind</strong>energieanlagen<br />
auf Monopile-Gründungen.<br />
Das R<strong>am</strong>men solcher Großrohre in den<br />
Meeresboden stellt grundsätzlich keine<br />
Herausforderung dar – fast Routine für<br />
Offshore-Spezialisten. Bei der Installation<br />
einer <strong>Wind</strong>energieanlage helfen ihre Erfahrungen<br />
aber nur bedingt weiter. Eine<br />
<strong>Wind</strong>energieanlage mit Monopile-Gründung<br />
steht nicht wie andere Offshore-Installationen<br />
auf vier oder mehr Beinen,<br />
sondern nur auf einem. Ungünstige Lastverhältnisse<br />
sind die Folge. Der Monopile<br />
muss nach dem R<strong>am</strong>men so fest stehen,<br />
dass er nicht nur die Jahrhundertwelle<br />
ertragen kann, sondern insbesondere<br />
auch den dyn<strong>am</strong>ischen Belastungen von<br />
<strong>Wind</strong> und Wellen jahrzehntelang widersteht.<br />
„Die extremen Lasten sind beim<br />
derzeitigen Stand der Vorschriften selten<br />
dimensionierend“, betonen die Experten<br />
vom Germanischen Lloyd. „Die Lasten<br />
aus <strong>Wind</strong> und Wellen dagegen, die jeden<br />
Tag einwirken, also den Monopile ständig<br />
hin- und herbewegen, können für die Auslegung<br />
der Gründung kritischer sein.“ Es<br />
handele sich zwar um äußerst kleine Amplituden,<br />
aber die Vielzahl der Lastwechsel<br />
– durchschnittlich 100 Millionen über<br />
die Lebensdauer des Monopiles – könne<br />
zu Bodenverformungen führen, die eine<br />
Schiefstellung der ganzen Anlage zur Folge<br />
haben. <strong>Wind</strong>schiefe Türme produzieren<br />
keinen Strom.<br />
BEGEHRTE HÄMMER<br />
Für das R<strong>am</strong>men großvolumiger Stahlrohre<br />
verwenden Offshore-Unternehmen doppelt<br />
wirkende Hämmer. Das Prinzip dieser<br />
Hämmer ist einfach: Hydraulik hebt das<br />
Schlaggewicht bis zur vorprogr<strong>am</strong>mierten<br />
Hubhöhe, dann schalten die Ventile auf<br />
den Schlaghub um. Es gibt zwei Bauarten:<br />
Bei den IHC-Hämmern der S-Serie wirkt<br />
ein Gaspuffer <strong>am</strong> Kopf des H<strong>am</strong>mergehäuses<br />
wie eine Feder und beschleunigt das<br />
Schlaggewicht abwärts zusätzlich zur wirkenden<br />
Schwerkraftbeschleunigung. Beim<br />
MHU-H<strong>am</strong>mer (Menck Hydaulik H<strong>am</strong>mer<br />
Underwater) wird hingegen in der obersten<br />
Hubphase der Kolben des Schlaggewichts<br />
mit hydraulischem Druck beaufschlagt und<br />
dadurch zusätzlich beschleunigt. Erreicht<br />
der Monopile nach den ersten Sedimentschichten<br />
felsigen Grund muss der R<strong>am</strong>mvorgang<br />
unterbrochen werden. Dann muss<br />
eine Bohr-R<strong>am</strong>m-Kombination angewendet<br />
werden: Ein Bohrer arbeitet sich innerhalb<br />
des Stahlrohres weiter vor. Der stehenbleibende<br />
Felsrand außerhalb der Kernbohrung<br />
wird schließlich mit weiteren H<strong>am</strong>merschlägen<br />
auf das Stahlrohr weggesprengt.<br />
Keine triviale Angelegenheit ist die Kontrolle<br />
des R<strong>am</strong>mvorgangs, denn selbstverständlich<br />
muss der Monopile nach dem R<strong>am</strong>men<br />
gerade stehen. Unter einem halben Grad<br />
Abweichung von der Vertikalen. Bei den bisherigen<br />
Monopile-Gründungen haben sich<br />
die Ingenieure deshalb meistens mit einem<br />
„Transitionpiece“ oder Übergangsstück beholfen,<br />
um den Aufwand beim R<strong>am</strong>men so<br />
gering wie möglich zu halten. Das Transitionpiece<br />
wird wie ein umgekehrtes Trinkglas<br />
über das Ende des Monopiles gestülpt, genau<br />
ausgerichtet, dann mit einem Spezialbeton<br />
ausgefüllt und fest mit dem Monopile<br />
verbunden.<br />
■<br />
Wenig Erfahrungen –<br />
schwierige Berechnungen<br />
Das Bemessungskonzept für einen Monopile<br />
verlangt also neben dem Nachweis für<br />
das Extremereignis auch den Nachweis<br />
über das Betriebsverhalten der ges<strong>am</strong>ten<br />
Anlage für die Lebensdauer von 20 Jahren<br />
– inbegriffen ist die beschriebene mögliche<br />
Veränderung der Monopile-Bettung.<br />
Genau darin liegt eine große Herausforderung,<br />
da es an geeigneten Nachweisverfahren<br />
fehlt. Die üblichen Normen helfen<br />
bislang nicht weiter. Sie werden für die üblichen<br />
Fälle des Ingenieurbaus entwickelt,<br />
bauen auf jahrzehntelange Erfahrung auf.<br />
Beanspruchungen wie bei den Monopiles<br />
sind dagegen ganz neu, die Erfahrungen<br />
d<strong>am</strong>it dementsprechend gering, und eine<br />
Theorie ist noch nicht entwickelt. Versuche<br />
im Maßstab 1:1 sind sehr teuer und zeitaufwendig,<br />
schließlich ist eine Prognose<br />
für 20 Jahre gefragt. In Kooperation mit<br />
Hochschulinstituten entwickelt der Germanische<br />
Lloyd derzeit entsprechende<br />
Richtlinien. Dabei dienen Grundbauforschungen<br />
im Zuge der Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
der Deutschen Bahn als<br />
Basis. Bis die Ergebnisse der Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
vorliegen, müssen Abschätzungen auf<br />
empirischer Grundlage, wie etwa der entsprechende<br />
Passus der <strong>GL</strong>-Offshore-Richtlinie<br />
aus dem Jahre 2005, zur Auslegung<br />
herangezogen werden. Diese Regel lässt<br />
die Betriebssicherheit über die ges<strong>am</strong>te<br />
Lebensdauer erwarten. Bisher hat sich<br />
der Einsatz von Monopiles in Offshore-<br />
<strong>Wind</strong>parks auf Wassertiefen von maximal<br />
20 Metern beschränkt. In den flachen<br />
Gewässern vor der skandinavischen ▶<br />
beaufort 6 2/2007 7
Küste ruhen die <strong>Wind</strong>räder beispielsweise<br />
auf Schwerkraftfund<strong>am</strong>enten aus Beton.<br />
Diese wuchtigen Klötze bieten einige Vorteile:<br />
Beton ist sehr viel billiger als Stahl<br />
und teure R<strong>am</strong>marbeiten entfallen. Für<br />
<strong>Wind</strong>energieanlagen der Multimegawattklasse<br />
in tiefen Gewässern würden solche<br />
Schwerkraftfund<strong>am</strong>ente allerdings riesige<br />
Ausmaße annehmen. Schon jetzt sind die<br />
Fund<strong>am</strong>ente für die 2-MW-Anlagen des<br />
dänischen <strong>Wind</strong>parks Middelgrunden fast<br />
2.000 Tonnen schwer – pro <strong>Wind</strong>rad.<br />
Die Diskussion um die wirtschaftliche<br />
Gründung von <strong>Wind</strong>energieanlagen im offenen<br />
Meer hält weiter an. Technisch vorstellbar<br />
sind auch folgende Lösungen: ein<br />
Bucket, dass wie ein umgedrehter Eimer<br />
in den Boden gedrückt wird, ein Tripod<br />
als dreibeiniges Stativ oder eine Jackett genannte<br />
Fachwerkkonstruktion. Als bereits<br />
vielfach erprobte Technik hat die Monopile-Gründung<br />
momentan die Spitzenposition<br />
eingenommen. Bisher sind sie nur<br />
auf Wassertiefen bis zu 20 oder 25 Metern<br />
zu finden. Rein technisch gesehen sind<br />
Monopile-Gründungen auch in viel größeren<br />
Wassertiefen machbar.<br />
■<br />
TERMINE<br />
07.05. – 10.05.2007<br />
EWEC, Mailand, Italien<br />
03.06. – 06.06.2007<br />
<strong>Wind</strong>power 2007, Los Angeles, USA<br />
05.06. – 06.06.2007<br />
Tagung: Produkt- und Systemzertifizierung,<br />
H<strong>am</strong>burg<br />
13.06. – 15.06.2007<br />
OGA 2007, Kuala Lumpur, Malaysia<br />
04.09. – 07.09.2007<br />
Offshore Europe, Aberdeen, Schottland<br />
18.09. – 22.09.2007<br />
Husum <strong>Wind</strong>, Husum<br />
Weitere Informationen:<br />
Torsten Muuß<br />
Abteilung Projekte<br />
Telefon: +49 40 36149-7727<br />
torsten.muuss@gl-group.com<br />
CWPC<br />
Sino-deutscher Wissensaustausch<br />
Bundesverband <strong>Wind</strong>energie e. V.<br />
Neuer Vorsitzender des<br />
Sachverständigenbeirats<br />
v. l. n. r.:<br />
Andreas Dubois (GTZ),<br />
Qin Shiyao (CEPRI),<br />
Roy Rodwald (E.ON<br />
Hanse), Jochen Möller<br />
(WINDTEST), Andreas<br />
Kirsch (Dewetron GmbH),<br />
Li Qing (CEPRI)<br />
Im Rahmen des <strong>Wind</strong> Power Research<br />
& Training Projects @ China <strong>Wind</strong><br />
Power Centre (CWPC), einer sino-deutschen<br />
technischen Kooperation, fand<br />
im Frühjahr 2007 ein zweiwöchiges<br />
Training für die Durchführung von Power-Quality-Messungen<br />
bei WINDTEST<br />
Kaiser-Wilhelm-Koog statt. Li Qing und<br />
Qin Shiyao vom China Electrical Power<br />
Research Institute (CEPRI) informierten<br />
sich bei ihrem Besuch über den Aufbau<br />
von Netzverträglichkeitsmessungen,<br />
Standards wie z. B. IEC und MEASNET,<br />
Fehleranalysen und Sicherheitsregularien.<br />
Auf dem Lehrplan standen zudem<br />
theoretische und praktische Themen wie<br />
Flicker, Schalthandlungen, Oberschwingungen<br />
und Leistungsbestimmung beim<br />
Betrieb von <strong>Wind</strong>energieanlagen. Weiterhin<br />
wurden Netzverträglichkeitsmessungen<br />
an verschiedenen WEA in Kooperation<br />
mit E.ON Hanse AG und dem<br />
<strong>Wind</strong>energiepark Westküste gemeins<strong>am</strong><br />
installiert und betreut, so dass ebenfalls<br />
der praktische Teil von Netzverträglichkeitsmessungen<br />
vermittelt werden<br />
konnte. Das <strong>Wind</strong> Power Research &<br />
Training Project ist von der chinesischen<br />
Regierung ins Leben gerufen worden,<br />
um qualifizierte Fachkräfte im Bereich<br />
der <strong>Wind</strong>energie auszubilden, und wird<br />
bis Januar 2010 vom Bundesministerium<br />
für wirtschaftliche Zus<strong>am</strong>menarbeit und<br />
Entwicklung (BMZ) gefördert. ■<br />
Torsten Muuß vom Geschäftsbereich<br />
<strong>Wind</strong>energie des Germanischen Lloyd<br />
ist zum neuen Vorsitzenden<br />
des Sachverständigenbeirats<br />
des Bundesverbands <strong>Wind</strong>energie<br />
e. V. (BWE) gewählt<br />
worden. Der studierte Maschinenbauingenieur<br />
ist <strong>GL</strong>-<br />
Sachverständiger für <strong>Wind</strong>energieanlagen<br />
und Condition<br />
Moni-toring Systeme. Er und<br />
die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Hubert Gregorius, Ingenieurbüro<br />
Hubert Gregorius – ib24, und Marcus<br />
Wrobel, Wrotech Sachverständigenbüro<br />
für <strong>Wind</strong>energieanlagen, wurden auf der<br />
Sitzung des BWE-Sachverständigenbeirats<br />
<strong>am</strong> 2. März gewählt. Im Sachverständigenbeirat<br />
werden u. a. Richtlinien und Verfahrensanweisungen<br />
für die technischen<br />
Überprüfungen von <strong>Wind</strong>energieanlagen<br />
diskutiert und entwickelt.<br />
■<br />
Weitere Informationen zum BWE unter<br />
www.wind-energie.de<br />
IMPRESSUM<br />
OD700 · 2007-05-04<br />
beaufort 6, Ausgabe Nr. 2/2007, Mai 2007 Erscheinungsweise Vier Ausgaben pro Jahr in deutscher und englischer Sprache von Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft, H<strong>am</strong>burg Chefredaktion<br />
Dr. Olaf Mager, Presse und Information Textchefin Steffi Gößling Autoren Christian Göldenboog, Jörn Iken, Dr. Friederich Mielke, Stefanie Normann Gestaltung und Produktion<br />
grafyx: visuelle kommunikation gmbh, Donnerstraße 20, 22763 H<strong>am</strong>burg Nachdruck © Germanischer Lloyd Aktiengesellschaft 2007. Nachdruck erlaubt – Belegexemplar erbeten. Alle<br />
Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Beiträge externer Autoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Germanischen Lloyd wieder.<br />
Anfragen an: Germanischer Lloyd AG, Presse und Information, Vorsetzen 35, D-20459 H<strong>am</strong>burg, Telefon: +49 403 61 49-7959, Fax: +49 403 61 49-250, E-Mail: pr@gl-group.com<br />
ABONNENTEN-SERVICE beaufort 6 kann unter pr@gl-group.com bestellt oder im Internet heruntergeladen werden: www.gl-group.com > Client Support > Download Center<br />
8 beaufort 6 2/2007