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Die gigantische Lüge der Sexindustrie - Christliche Ostmission

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4 BRENNPUNKT<br />

<strong>Die</strong> <strong>gigantische</strong> <strong>Lüge</strong> <strong>der</strong> <strong>Sexindustrie</strong><br />

Menschenhandel Weltweit sind rund 21 Millionen Menschen versklavt. In <strong>der</strong> reichen und liberalen<br />

Schweiz generiert <strong>der</strong> «mo<strong>der</strong>ne Sklavenhandel» 8.8 Millionen Franken Umsatz – täglich. Ein Gespräch<br />

mit Irene Hirzel, Projektleiterin im Bereich Frauen- und Menschenhandel <strong>der</strong> <strong>Christliche</strong>n <strong>Ostmission</strong>.<br />

Irene Hirzel, Sie haben zehn Jahre lang als Streetworkerin im<br />

Basler Rotlichtmilieu gearbeitet und kennen den Menschenhandel<br />

aus dem Alltag. Oft wird Prostitution und Menschenhandel<br />

in einem Zug genannt. Gehören sie untrennbar zusammen?<br />

<strong>Die</strong> Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt die Zahl <strong>der</strong> gehandelten<br />

und versklavten Menschen weltweit auf rund 21 Millionen.<br />

Jährlich kommen 2.5 Millionen dazu. Laut aktuellem UNO-Bericht<br />

über Menschenhandel des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung<br />

(UNODC) ist sexuelle Ausbeutung mit 79 Prozent die häufigste<br />

Form mo<strong>der</strong>nen Menschenhandels, gefolgt von Zwangsarbeit mit 18<br />

Prozent. Somit ist <strong>der</strong> Zusammenhang klar: Von 21 Millionen versklavten<br />

Menschen befinden sich 16.6 Millionen in <strong>der</strong> Zwangsprostitution.<br />

76 Prozent <strong>der</strong> Opfer sind weiblich, wovon 59 Prozent Frauen und 17<br />

Prozent Mädchen sind. <strong>Die</strong> 24 Prozent männliche Opfer teilen sich in<br />

14 Prozent Männer und 10 Prozent Knaben auf. Fast ein Drittel <strong>der</strong><br />

Betroffenen sind Kin<strong>der</strong>, Tendenz stark steigend! <strong>Die</strong>se Zahlen basieren<br />

auf Datenerhebungen aus 132 Län<strong>der</strong>n, und sie sprechen eine deutliche<br />

Sprache! <strong>Die</strong>s ist aber noch nicht alles: Yury Fedotov, <strong>der</strong> Direktor des<br />

UNODC geht davon aus, dass wir nur die Spitze des Eisbergs sehen.<br />

Bei Menschenhandel spricht man von «mo<strong>der</strong>ner Sklaverei». Worin<br />

liegt <strong>der</strong> Unterschied zur Sklaverei im herkömmlichen Sinn?<br />

<strong>Die</strong> meisten Leute kennen Sklaverei aus den Geschichtsbüchern des<br />

Schulunterrichts, etwa im Zusammenhang mit dem antiken Rom, den<br />

Leibeigenen im Mittelalter o<strong>der</strong> den Schwarzafrikanern, die im Zuge <strong>der</strong><br />

Kolonialisierung nach Amerika gebracht wurden. <strong>Die</strong> mo<strong>der</strong>ne Sklaverei<br />

- heute spricht man von Menschenhandel - ist ein globales Problem.<br />

Menschenhandel ist verboten. Trotzdem werden heute mehr Menschen<br />

gehandelt als jemals zuvor. Zu den 14000 bis 25000 legalen Prostituierten<br />

in <strong>der</strong> Schweiz kommen mindestens ebenso viele illegale dazu. <strong>Die</strong><br />

Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel<br />

(KSMM) geht von 1500 bis 3000 Frauen aus, die hierzulande jährlich<br />

gehandelt werden, also Opfer von Menschenhandel sind. <strong>Die</strong>se Zahlen<br />

stammen aus 2003 und dürften heute weitaus höher sein. <strong>Die</strong> Strassenprostituierten<br />

in unseren Städten zeugen davon, dass <strong>der</strong> Menschenhandel<br />

nicht im Verborgenen, son<strong>der</strong>n offen vor unseren Augen stattfindet.<br />

Nach welchem Schema funktioniert <strong>der</strong> Menschenhandel?<br />

<strong>Die</strong> Armut und Perspektivlosigkeit <strong>der</strong> Frauen aus wirtschaftlich schwachen<br />

Län<strong>der</strong>n wird ausgenutzt: Mit falschen Versprechen gelockt,<br />

kommen sie durch sogenannte «Vermittler» in ein reiches und liberales<br />

Zielland wie die Schweiz, wo mit Prostitution viel Geld verdient werden<br />

kann. Hier werden sie mit körperlicher und sexueller Gewalt und Drohungen<br />

gegen ihre Familie im Herkunftsland gefügig gemacht. Mitunter<br />

werden die Vergewaltigungen gefilmt und als weiteres Drohmittel benutzt.<br />

Viele Frauen werden mit Alkohol und Drogen abhängig gemacht.<br />

Zur Person<br />

Irene Hirzel, Mutter von drei erwachsenen Kin<strong>der</strong>n, ist Projektleiterin<br />

<strong>der</strong> <strong>Christliche</strong>n <strong>Ostmission</strong> (COM) gegen Frauen- und Kin<strong>der</strong>handel in<br />

Osteuropa und Nepal. Sie betreut das Nationale Gebetsnetz <strong>der</strong> COM<br />

gegen Frauen- und Kin<strong>der</strong>handel und ist Mitglied <strong>der</strong> Arbeitsgruppe zur<br />

Bekämpfung des Menschenhandels Schweiz-Rumänien des EJPD. Hirzel<br />

hat viele Jahre als Streetworkerin im Basler Rotlichtmilieu gearbeitet.<br />

Weshalb ist es für die betroffenen Frauen so schwierig, sich aus <strong>der</strong><br />

Zwangsprostitution zu befreien? Das Gesetzt steht doch auf ihrer<br />

Seite. Sie bräuchten nur den nächsten Polizeiposten aufzusuchen...<br />

<strong>Die</strong> Frauen haben we<strong>der</strong> Lohn noch Freizeit, kennen we<strong>der</strong> Ort noch<br />

Sprache. Oft wissen sie nicht einmal, wo und in welchem Land sie sich<br />

befinden. Alle paar Wochen werden sie an ein an<strong>der</strong>es Bordell weiterverkauft<br />

o<strong>der</strong> stehen auf dem Strassenstrich einer an<strong>der</strong>en Stadt. Kontakte<br />

zur Aussenwelt haben sie fast nur über die Freier. Sie haben keine an<strong>der</strong>e<br />

Wahl, als ihren Körper rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen,<br />

um ihre von den Menschenhändlern auferlegten unermesslich hohen<br />

«Schulden» für Flugticket, Formalitäten und Vermittlungsgebühren ins<br />

reiche Zielland abzuzahlen. Da man ihnen den Pass nach <strong>der</strong> Ankunft<br />

im Zielland häufig wegnimmt, leben sie in <strong>der</strong> Illegalität: Sie haben<br />

we<strong>der</strong> ein Aufenthalts- noch ein Ausreiserecht. Viele Frauen meiden die<br />

Polizei, von <strong>der</strong> sie aus ihrem Heimatland wissen, dass sie korrupt ist.<br />

Ein Entrinnen ohne Hilfe von aussen ist kaum möglich.<br />

Wer sind die Freier, die die <strong>Die</strong>nste <strong>der</strong> Prostituierten in Anspruch<br />

nehmen?<br />

Männer mit Kin<strong>der</strong>sitzli im Auto und Ehering am Finger findet man oft<br />

bei Prostituierten. Immer häufiger kommen auch ganze Jugendgruppen,<br />

die gemeinsam eine Prostituierte aufsuchen und ihre von Pornofilmen<br />

beflügelte Fantasie ausleben wollen. Gegen 80 Prozent <strong>der</strong> Freier<br />

sind verheiratet und kommen querbeet aus allen Schichten. Sie suchen<br />

Sex mit blutjungen Frauen und haben aufgrund des Pornokonsums<br />

häufig schon sehr klare Vorstellungen, was sie mit ihnen machen wollen.<br />

Es ist alles, was sich eine Frau nie wünschen würde!<br />

Wen wun<strong>der</strong>t‘s, dass die Schweiz Sextouristen<br />

aus ganz Europa anlockt? Escort-Agenturen<br />

werben mit den jüngsten Callgirls <strong>der</strong> Welt.<br />

Sind sich die Freier <strong>der</strong> misslichen Lage <strong>der</strong> Frauen bewusst?<br />

Ob eine Frau gehandelt wurde, ist für den Freier in <strong>der</strong> Regel nicht erkennbar.<br />

Viele Frauen arbeiten in Bordellen und Salons, wo es auch legale<br />

Prostituierte gibt. Am Zürcher Sihlquai weiss «Mann» jedoch aus den<br />

Medien sehr wohl, dass er auf Opfer von Menschenhandel trifft. <strong>Die</strong> intensive<br />

Berichterstattung war eher Gratiswerbung, als dass sie den Frauen<br />

genützt hätte: Mittlerweile drehen Wagen aus <strong>der</strong> ganzen Schweiz und<br />

dem Ausland ihre Runden. <strong>Die</strong> Sihlquai-Klientel sucht bewusst nach<br />

dem Kick, Macht und Dominanz über ein wehrloses Opfer mitten in<br />

<strong>der</strong> belebten aber intimen Grossstadtatmosphäre auszuüben. Deshalb<br />

wird es meiner Meinung nach nichts bringen, den Strassenstrich am Sihlquai<br />

diesen Sommer zu schliessen und in videoüberwachte «Sexboxen»<br />

ins Aussenquartier Altstetten zu verlegen. <strong>Die</strong> Massnahme ist lediglich<br />

zur Beruhigung des Quartiers gut. <strong>Die</strong> Sihlquai-Klientel wird sich nicht<br />

nach Altstetten verbannen lassen. Sie findet dort nicht, was sie sucht...<br />

Wie kann Ihrer Meinung nach das Problem denn gelöst werden?<br />

<strong>Die</strong> Schweiz ist mit ihrer liberalen Gesetzgebung für den Menschenhandel<br />

und die Prostitution viel zu attraktiv. Laut Bundesamt für Polizei<br />

(fedpol) generiert die Branche hierzulande - in einem <strong>der</strong> reichsten Staaten<br />

<strong>der</strong> Welt - 8.8 Millionen Franken Umsatz täglich. <strong>Die</strong>ser riesige Sex-<br />

idea Spektrum 00.2013


BRENNPUNKT 5<br />

markt könnte ohne Sexhandel nicht existieren! Bis Ende Jahr ist es nach<br />

wie vor möglich, sich ab 16 Jahren legal zu prostituieren, ohne dass <strong>der</strong><br />

Freier dafür bestraft wird. Wen wun<strong>der</strong>t’s, dass die Schweiz Sextouristen<br />

aus ganz Europa anlockt? Teenie-Escort-Agenturen werben gar mit den<br />

«jüngsten Callgirls <strong>der</strong> Welt».<br />

Reicht das Heraufsetzen des Mindestalters auf 18 Jahre aus, um<br />

dem Menschenhandel in <strong>der</strong> Schweiz die Stirn zu bieten?<br />

Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, <strong>der</strong> sich schon lange<br />

aufdrängt. Obwohl die Schweiz das Europaratsabkommen zum Schutz<br />

von Kin<strong>der</strong>n vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch 2007<br />

unterzeichnet hat, wird das Schutzalter erst per 1. Januar 2014 auf die<br />

gefor<strong>der</strong>ten18 Jahre erhöht. In Schweden ist es seit 1999 gänzlich verboten,<br />

Sex zu kaufen. Das Gesetz entkriminalisiert die Prostituierten und<br />

kriminalisiert die Freier, die für die Sexdienste bezahlen. Seither ist <strong>der</strong><br />

Sexmarkt um 70 Prozent eingebrochen, ohne dass die Vergewaltigungen<br />

zugenommen hätten, wovor im Vorfeld stets gewarnt wurde. Das schwedische<br />

Modell würde ich mir deshalb auch für die Schweiz wünschen.<br />

Sie hatten im Februar eine Audienz bei Bundesrätin Simonetta<br />

Sommaruga. Was haben Sie mit ihr besprochen?<br />

Gemeinsam mit Felix Ceccato, dem Präsident <strong>der</strong> <strong>Christliche</strong>n Polizeivereinigung,<br />

Michael Mutzner, dem Verantwortlichen für die Schweizer<br />

Zweigstelle <strong>der</strong> Weltweiten Evangelischen Allianz und Georges Dubi,<br />

dem Missionsleiter <strong>der</strong> <strong>Christliche</strong>n <strong>Ostmission</strong> dankten wir Frau Sommaruga<br />

für ihr grosses Engagement gegen den Menschenhandel und<br />

teilten ihr mit, dass wir den Nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel<br />

begrüssen, den sie im Oktober 2012 lanciert hat. Daneben sprachen<br />

wir offene Punkte an, die wir bereits im Mai 2012 <strong>der</strong> UNO-Menschenrechtskommission<br />

vorgelegt hatten: Um den Menschenhandel in<br />

<strong>der</strong> fö<strong>der</strong>alistischen Schweiz effektiver zu bekämpfen, ist eine bessere<br />

Zusammenarbeit zwischen den Kantonen unumgänglich. In allen Kan-<br />

tonen braucht es runde Tische gegen Menschenhandel. <strong>Die</strong> Täter müssen<br />

härter bestraft werden. <strong>Die</strong> viel zu milden Strafen von maximal fünf<br />

Jahren Freiheitsentzug schrecken nicht ab. In den letzten zehn Jahren<br />

fanden im Durchschnitt übrigens gerade mal 6.6 Verurteilungen statt.<br />

«Es geht den Frauen doch immerhin besser als in ihrem Heimatland,<br />

wenn sie sich in <strong>der</strong> Schweiz prostituieren.» Wie antworten<br />

Sie auf diese gängige Aussage?<br />

Das ist eine typische Schutzbehauptung, mit <strong>der</strong> sich Männer reinwaschen<br />

und aus <strong>der</strong> Verantwortung ziehen. Wer eine solche Aussage<br />

macht, reduziert die Prostitution auf materielle Interessen. Dass jede<br />

Frau eine Seele hat, die verletzt werden kann, wird ausgeblendet.<br />

Dann stellen Sie es also in Abrede, dass es durchaus Frauen gibt,<br />

die sich aus freien Stücken prostituieren?<br />

Tatsache ist, dass ich in meinen zehn Jahren als Streetworkerin nicht eine<br />

reich gewordene und schon gar keine glückliche Frau getroffen habe.<br />

Natürlich wissen legale Prostituierte, worauf sie sich einlassen. Einige behaupten<br />

zumindest zu Beginn, sich freiwillig zu prostituieren. Doch was<br />

heisst schon freiwillig? Laut Strafgesetzbuch ist Prostitution erst dann erzwungen,<br />

wenn Drohungen, Gewalt, Nötigung, Entführung, Täuschung<br />

o<strong>der</strong> Machtmissbrauch im Spiel ist. Was ist aber mit <strong>der</strong> Frau, die schlicht<br />

keine Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeit hat, extrem arm ist und eine<br />

Familie ernähren muss? Für mich geht auch das nicht unter Freiwilligkeit.<br />

Gerade in Osteuropa ist <strong>der</strong> Alkohol- und Drogenmissbrauch weit verbreitet.<br />

In unserem Schutzhaus in Moldawien betreuen wir ein Mädchen, das<br />

von seiner Mutter verkauft wurde, um ihre Alkoholsucht zu finanzieren.<br />

Gibt es noch an<strong>der</strong>e Gründe ausser den finanziellen Nöten, die<br />

Frauen in die scheinbar «freiwillige» Prostitution treiben?<br />

80 bis 90 Prozent <strong>der</strong> «Freiwilligen» wurden im Kindes- und Jugendalter<br />

sexuell missbraucht. <strong>Die</strong>se Frauen haben nie gelernt, dass ihr Körper<br />

idea Spektrum 00.2013<br />

Bild: idea/Eveline Mergaert.


6 BRENNPUNKT<br />

und ihre Sexualität ihnen gehören - sie haben ein völlig an<strong>der</strong>es körperliches<br />

Selbstverständnis. Wenn ihnen nun ein Mann Geld für einen<br />

<strong>Die</strong>nst anbietet, den sie bis anhin völlig selbstverständlich kostenlos<br />

erbringen mussten, tönt das für die Betroffenen verständlicherweise verlockend.<br />

Viele <strong>der</strong> jungen Frauen haben kein Selbstvertrauen. Jede Frau<br />

sehnt sich nach Liebe, Respekt und Geborgenheit. In <strong>der</strong> Prostitution<br />

erfährt sie aber nichts als Entwürdigung durch Männer, die sie als lebendiges<br />

Organ mieten, um sich für ein paar Minuten selbst zu befriedigen.<br />

Was geschieht mit einer Frau, wenn sie schwanger wird?<br />

Im Falle einer Schwangerschaft ist je nach Zuhälter vom «in die Wüste<br />

schicken» <strong>der</strong> Frau über eine aufgezwungene Abtreibung bis hin zum<br />

Verkauf des Neugeborenen an Organhändler o<strong>der</strong> Pädophilenringe alles<br />

möglich. Da es auch Männer gibt, die auf Sex mit Hochschwangeren<br />

stehen, deckt selbst eine Hochschwangere für den Zuhälter einen Markt<br />

ab, für den eine gewisse Nachfrage besteht.<br />

<strong>Die</strong> Zahl gehandelter Kin<strong>der</strong> ist laut UNO-Bericht seit 2006 von<br />

20 Prozent auf 27 Prozent in 2010 angestiegen. Welchen Einfluss<br />

hat die gesellschaftliche Einstellung zu Pornografie und Prostitution<br />

auf den Menschenhandel?<br />

Prostitution und Pornografie werden zunehmend von <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

akzeptiert, normalisiert und legitimiert. Wer Pornokonsum ablehnt, gilt<br />

als prü<strong>der</strong> religiöser Fanatiker und vorgestriger Moralapostel, <strong>der</strong> ein<br />

verkorktes Verhältnis zur Sexualität hat. Täglich werden 2.5 Milliarden<br />

E-Mails mit sexuellem Inhalt verschickt. Seitensprungportale boomen,<br />

Geschlechtskrankheiten ebenso! Rund 350‘000 Männer nehmen hierzulande<br />

wenigstens einmal im Jahr die <strong>Die</strong>nste einer Prostituierten in<br />

Anspruch. Kin<strong>der</strong>pornografie nimmt seit Jahren massiv zu. Täglich wird<br />

weltweit 116‘000 Mal nach kin<strong>der</strong>pornografischen Webseiten gesucht.<br />

Nicht nur die Opfer <strong>der</strong> <strong>Sexindustrie</strong> werden immer jünger, son<strong>der</strong>n<br />

parallel dazu auch auf die Konsumenten: Das Durchschnittsalter beim<br />

ersten Pornokonsum sinkt stetig und liegt mittlerweile bei elf Jahren.<br />

<strong>Die</strong> elf- bis 17- Jährigen gehören zu den grossen Konsumentengruppen.<br />

Welches sind die Folgen dieser gesellschaftlichen Entwicklung?<br />

Es entsteht ein immenser Schaden für die ganze Gesellschaft. Männer<br />

werden beziehungsunfähig, weil Pornografie ihre Denkweise über Sexualität<br />

manipuliert. Ihr Frauenbild wird «verpornisiert». Viele Männer<br />

müssen bereits in jungen Jahren therapiert werden, weil sie impotent<br />

sind. Frauen leiden unter dem steigenden Erwartungsdruck <strong>der</strong> Männer<br />

und sind verunsichert. Sie haben das Gefühl, nicht mehr zu genügen.<br />

In diesem Stress beginnen sie selber Pornos zu schauen, was sie noch<br />

mehr verunsichert: Den verfälschten Frauen in Pornofilmen kann niemand<br />

entsprechen. <strong>Die</strong> heute elf- bis 17-Jährigen werden bereits als «Generation<br />

Porno» bezeichnet: Durch den frühen Konsum noch in <strong>der</strong><br />

Wachstumsphase wird die Struktur ganzer Gehirnregionen verän<strong>der</strong>t.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung einer gesunden Sexualität wird verunmöglicht und<br />

Beziehungsunfähigkeit ist vorprogrammiert.<br />

...was letztendlich zur Zerstörung <strong>der</strong> Familien führt.<br />

<strong>Die</strong>se Konsequenz drängt sich auf, und verwun<strong>der</strong>t kaum: <strong>Die</strong> Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Familie ist das erklärte Ziel unseres Wi<strong>der</strong>sachers! Deshalb ist<br />

es dringend notwendig, dass wir seine Strategie erkennen und unsere<br />

Einstellung än<strong>der</strong>n: Wir dürfen wissen, dass wir Sieger und nicht Besiegte<br />

sind. Wir müssen mit <strong>der</strong> Perspektive leben, dass Gott grösser ist als<br />

alles, was uns in dieser Welt begegnet. <strong>Die</strong>s gilt auch für die Pornografie.<br />

Gemäss einer amerikanischen Studie konsumieren praktizierende<br />

Christen aber genauso viel Pornografie wie an<strong>der</strong>e. Sind sie<br />

sich <strong>der</strong> Pornolüge zu wenig bewusst?<br />

<strong>Die</strong> Pornoindustrie ist eine <strong>gigantische</strong> <strong>Lüge</strong>, auf die auch Christen<br />

hineinfallen! Lei<strong>der</strong> wird Pornografie gerade in christlichen Kreisen oft<br />

tabuisiert. Dadurch löst sich das Problem aber nicht in Luft auf - im Gegenteil!<br />

Es nimmt eher noch zu. Natürlich sind Pornografie und Menschenhandel<br />

kein angenehmes Thema. Ein ehemals pornosüchtiger Pastor<br />

sagte einmal treffend: «Du bist nur so krank wie deine Geheimnisse».<br />

Wie können Christen effizient gegen Menschenhandel und<br />

Pornografie vorgehen?<br />

Zuerst müssen sie selbst davon frei werden, indem sie lernen, darüber<br />

zu reden, Geheimes ans Licht zu bringen und Gottes Vergebung in<br />

Anspruch zu nehmen. Gott vergibt gern! Ein Schlüssel liegt im Gebet.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Christliche</strong> <strong>Ostmission</strong> hat das Nationale Gebetsnetz gegen<br />

Menschenhandel aufgebaut, dessen Newsletter per Post o<strong>der</strong> E-Mail<br />

abonniert werden kann. Auf politischer Ebene ist Unterstützung gefragt.<br />

Wirtschaftsför<strong>der</strong>programme in den Herkunftslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Opfer<br />

können unterstützt werden. Ein Beispiel ist «Romcom», womit in Rumänien<br />

ein Kleingewerbe von mehr als 1000 KMU aufgebaut und über<br />

10‘000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Durch eine Patenschaft kann<br />

die oft Jahre dauernde Rehabilitation und Reintegration eines Opfers<br />

von Menschenhandel finanziert werden, die wir zum Beispiel in unserem<br />

Opferschutzhaus in Moldawien anbieten. Gerne unterstützen wir<br />

Gemeinden, die sich diesen Themen öffnen möchten.<br />

Wie schaffen Sie es, sich im Privatleben vom Elend zu distanzieren,<br />

mit dem Sie in Ihrem Berufsalltag stets konfrontiert sind?<br />

Mich berühren die einzelnen Schicksale nach wie vor und ich stosse<br />

auch manchmal an Grenzen. Wenn ich zum Beispiel am Sihlquai ein<br />

junges, tränenüberströmtes Mädchen erblicke, das gerade einen Kunden<br />

bedient hat, das Geld ihrem Zuhälter abgeben und sogleich beim<br />

nächsten Klienten ins Auto steigen muss, bin ich einfach nur wütend<br />

und verzweifelt. In meiner Freizeit lege ich Wert auf einen gesunden Ausgleich<br />

mit Familie und Freunden. Gott hat mich in diese Berufung gestellt<br />

und so darf ich von ihm erwarten, dass er mir täglich die Kraft gibt,<br />

die ich brauche. Bis jetzt tut er das auch, wofür ich sehr dankbar bin!<br />

Interview: Eveline Mergaert<br />

www.ostmission.ch<br />

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