Ulysses - "Wandlungen" - MIR @ mirage by matthias thelen
Ulysses - "Wandlungen" - MIR @ mirage by matthias thelen Ulysses - "Wandlungen" - MIR @ mirage by matthias thelen
Matthias Thelen Wandlungen Motiv und Technik in James Joyce „Ulysses“ Ein Vortrag gehalten anlässlich des „Bloomsdays“, 16. Juni 2007 @mir-age.net / web: www.mir-age.net
- Seite 2 und 3: Wandlungen Motiv und Technik in Jam
- Seite 4 und 5: - Da wäre zum einen die Stream of
- Seite 6 und 7: Ihrem Fingerzeig folgend, nahm er e
- Seite 8 und 9: Stephen Dedalus, Leopold und Marion
- Seite 10 und 11: Der Ulysses besteht aus 18 Kapitel
- Seite 12 und 13: Jahrhunderts. Mit den wagen zeitlic
- Seite 14 und 15: eine Frau ist und ich hab auch gewu
- Seite 16 und 17: Bürger. - Irland, sagt Bloom. Ich
- Seite 18 und 19: Eine höchst interessante Diskussio
- Seite 20 und 21: Mit der wie ich finde treffenden Le
- Seite 22 und 23: schwapp, schlopp: gefesselt in Fäs
- Seite 24 und 25: Bibliographie Primärtexte ________
Matthias Thelen<br />
Wandlungen<br />
Motiv und Technik in James Joyce „<strong>Ulysses</strong>“<br />
Ein Vortrag gehalten anlässlich des „Bloomsdays“, 16. Juni 2007<br />
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Wandlungen<br />
Motiv und Technik in James Joyce „<strong>Ulysses</strong>“<br />
Ein Vortrag gehalten anlässlich des „Bloomsdays“, 16. Juni 2007<br />
STATTLICH UND FEIST erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt,<br />
ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein<br />
Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel<br />
bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das<br />
Becken in die Höhe und intonierte:<br />
- Introibo ad altare Dei 1<br />
Innehaltend spähte er die dunkle Wendeltreppe hinunter und<br />
kommandierte grob:<br />
- Komm rauf, Kinch! Komm rauf, du feiger Jesuit!<br />
Feierlich schritt er weiter und erstieg das runde Geschützlager.<br />
Dort machte er kehrt und segnete würdevoll dreimal den Turm, das<br />
umliegende Land und die erwachenden Berge. Dann gewahrte er<br />
Stephen Dedalus, verneigte sich vor ihm und schlug rasche Kreuze in<br />
die Luft, kehlig glucksend dabei und den Kopf schüttelnd. Stephen<br />
Dedalus, mißlaunig und schläfrig, lehnte die Arme auf dem Rand<br />
der Treppenmündung und betrachtete kalt das sich schüttelnde,<br />
glucksende pferdehafte Gesicht, das ihn segnete, und das helle<br />
untonsurierte Haar, das fleckig getönt war wie matte Eiche.<br />
Buck Mulligan lugte kurz unter den Spiegel und deckte dann mit<br />
pfiffiger Miene das Becken zu.<br />
- Huschhusch ins Körbchen, sagte er streng. Und im Ton eines<br />
Predigers fügte er hinzu:<br />
- Denn dies, o geliebte Gemeinde, ist der wahre eucharistische Jakob:<br />
Leib und Seele, potz Blut und Wunden. Getragene Musik, wenn ich<br />
bitten darf. Die Augen zu, Herrschaften. Einen Moment. Kleine Panne<br />
mit den weißen Korpuskeln. Silentium, alle! 2<br />
Es ist Dienstag, der 16. Juni 1904, etwa 8 Uhr morgens. Ort der Handlung ist<br />
der Martello-Turm in Sandycove an der Küste der Dublin Bay. Hier beginnt<br />
die erste Episode des <strong>Ulysses</strong>. Buck Mulligan – ein falscher Prediger – tritt<br />
im gelben, offenen Bademantel – einer Verunglimpfung von liturgischen,<br />
priesterlichen Gewändern – auf die Turmspitze und ruft mit dem Satz<br />
„Intribo ad altare Dei“ die Musen an, auf dass das Werk – hier das Epos<br />
- gelingen möchte. Auf der Hand liegt, dass hier auf die katholische Messe im<br />
allgemeinen und mit dem Seifenbecken – einer mutierten Opferschale - auf<br />
die Eucharistie, die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut<br />
Christi im besonderen angespielt wird. Damit stoßen wir sogleich in ein zentrales<br />
Motiv des <strong>Ulysses</strong> vor: das Motiv der Verwandlung, der Metamorphose und der<br />
Übersetzung. Denn hier wird nicht nur wie angenommen auf das Motiv der<br />
Wandlung angespielt, nein das Motiv wird auch zugleich verulkend gewandelt,<br />
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in einen trivialen Kontext übersetzt und damit transformiert.<br />
Um das Verwandlungsmotiv noch etwas weiter zu verfolgen, springen wir in die<br />
vierte-, die Kalypso-Episode, wo zeitgleich – es ist wieder etwa 8 Uhr morgens<br />
- aber etwa siebzig Seiten weiter der Protagonist des Epos, Leopold Bloom<br />
eingeführt wird. Ort ist hier die Eccles Street Nummer 7, am nord- östlichen<br />
Rand des Zentrums von Dublin.<br />
Mr. Leopold Bloom aß mit Vorliebe die inneren Organe von Vieh und<br />
Geflügel. Er liebte dicke Gänsekleinsuppen, leckere Muskelmägen,<br />
gespicktes Bratherz, panierte kroß geröstete Leberschnitten,<br />
gerösteten Dorschrogen. Am allerliebsten hatte er gegrillte<br />
Hammelnieren, die seinem Gaumen einen feinen Beigeschmack<br />
schwachduftigen Urins vermittelten.<br />
Nieren beschäftigten seine Gedanken, während er sich sacht in der<br />
Küche umherbewegte und ihr das Frühstück richtete auf dem bucklig<br />
verzogenen Tablett. Eiskalt waren Licht und Luft in der Küche, doch<br />
draußen überall linder Sommermorgen. Er bekam richtig etwas<br />
Appetit.<br />
Die Kohlen begannen sich zu röten.<br />
Noch eine Scheibe Brot mit Butter: drei, vier, recht so. Sie mochte<br />
Ihren Teller nicht zu voll. Recht so. Er wandte sich ab von dem<br />
Tablett, hob den Kessel vom Herdeinsatz und stellte ihn seitwärts<br />
aufs Feuer. Da hockte er, plump und vierschrötig, die Tülle<br />
vorgestreckt. Bald eine Tasse Tee. Gut. Trockener Mund. Die Katze<br />
umschritt steif ein Tischbein, den Schwanz in der Höh.<br />
- Mkgnau!<br />
- Ah, da bist du ja, sagte Mr. Bloom, sich vom Feuer wendend.<br />
Die Katze maunzte eine Antwort und stakte wieder steif um ein<br />
Tischbein, maunzend. Just wie sie über meinen Schreibtisch stakt.<br />
Prr. Kraul mir den Kopf. Prr. 3<br />
Und eine Seite weiter.<br />
... Donnerstag: auch für Hammelnieren kein guter Tag bei Buckley.<br />
Geröstet in Butter, ein Schuß Pfeffer. Lieber doch eine Schweinsniere<br />
von Dlugacz. Inzwischen kocht auch das Wasser. Sie lappte<br />
langsamer, schleckte die Untertasse dann rein. Wieso haben die<br />
eigentlich so raue Zungen? Zum besser schlecken, lauter poröse<br />
Löcher. Nichts da was sie fressen kann? Er schaute sich um. Nein. 4<br />
Bevor ich an dieser Stelle auf das Motiv der Wandlung eingehe, möchte ich zwei<br />
Aspekte hervorheben, die uns im Zuge des Vortrags das erste mal, im Falle einer<br />
konsekutiven Lektüre schon viel früher begegnen.<br />
2<br />
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- Da wäre zum einen die Stream of Conciousness Technique, die auch als<br />
innerer Monolog bezeichnet wird. In dieser Textsstelle sind es Blooms Gedanken<br />
zum Frühstück. Etwa: „Noch eine Scheibe Brot mit Butter: drei, vier,<br />
recht so. Sie mochte Ihren Teller nicht zu voll. Recht so“ oder „Bald<br />
eine Tasse Tee. Gut. Trockener Mund“.<br />
Was der Zuhörer nur ahnt aber der Leser selbst sieht: Diese Fetzen des<br />
Bewusstseinsstroms – seien es wie hier Blooms oder an anderer Stelle die<br />
eines anderen – finden sich ohne jeden Hinweis auf die Unterbrechung der<br />
gewöhnlichen Erzählung in den Text gesetzt; kein Anführungszeichen, keine<br />
kursive Schrift, kein Zeilensprung, keine trennende Fügung irgendeiner Art<br />
zeigen eine Veränderung an. Man kann Joyce nur zu gute halten, dass er den<br />
Leser an technische Finessen dieser Art langsam heranführt, auch wenn er dies<br />
durch die kalte Küche tut und es dem Leser möglicher weise erst einmal entgeht.<br />
Ich lese den letzten Absatz der zitierten Stelle noch einmal.<br />
... Donnerstag: auch für Hammelnieren kein guter Tag bei Buckley.<br />
Geröstet in Butter, ein Schuß Pfeffer. Lieber doch eine Schweinsniere<br />
von Dlugacz. Inzwischen kocht auch das Wasser. Sie lappte<br />
langsamer, schleckte die Untertasse dann rein. Wieso haben die<br />
eigentlich so raue Zungen? Zum besser schlecken, lauter poröse<br />
Löcher. Nichts da was sie fressen kann? Er schaute sich um. Nein.<br />
Mit einigem Glück haben Sie wahrgenommen wie stark das Lesen selbst,<br />
das Heben und Senken der Stimme, eine Deutung ist. Im Lesen findet<br />
schon Interpretation statt, wird versucht Teile dem Erzähler oder dem<br />
Bewusstseinsstrom zuzuordnen und diese Zuordnung ist längst nicht immer so<br />
offensichtlich wie an dieser Stelle.<br />
- Auf den zweiten Aspekt soll hier nur ganz kurz eingegangen werden.<br />
Es ist das Maunzen der Katze: „Mkgnau!“. Die Tiere aber auch Dinge<br />
und Gegenstände kommen im <strong>Ulysses</strong> zu ihrer je eigenen Sprache. Dieses<br />
onomatopoetische oder lautmalerische Moment verweist auch schon auf<br />
die lyrische und musikalische Seite des Romans. Der „<strong>Ulysses</strong>“ will Wort für<br />
Wort und vorzüglich Laut für Laut gelesen werden oder der Leser sollte dem<br />
Lauschen der eigenen inneren Stimme doch einigen Raum lassen.<br />
Doch zurück zu Motiv und Technik der Verwandlung. Von inneren<br />
Organen träumt Mr. Leopold Bloom, von „Gänsekleinsuppen, leckere<br />
Muskelmägen, gespicktes Bratherz, panierte kroß geröstete<br />
Leberschnitten, gerösteten Dorschrogen. Am allerliebsten hatte<br />
er gegrillte Hammelnieren, die seinem Gaumen einen feinen<br />
Beigeschmack schwachduftigen Urins vermittelten.“ Es sind diese<br />
alles Organe des Stoffwechsels im weiteren, und die meisten Organe des<br />
Verdauungstraktes im engeren Sinne. Und gerade um das Speisen und damit<br />
um Verdauung geht es Bloom. Hier wird das Motiv der Metamorphose im<br />
prosaischsten aller denkbaren Sinne zitiert und eine Lektüre macht offensichtlich<br />
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in wie weit Joyce die Klaviatur vom Heiligsten bis zum Profansten beherrscht.<br />
Der <strong>Ulysses</strong> erstreckt sich vom betont Geistigen – öfters auch im Anhäufen<br />
von abgedroschenen Bildungsgütern – bis zum gänzlich Körperlichen und<br />
Leiblichen, wobei die Gedanken und der Sprachgebrauch Blooms zum<br />
Pragmatischen und Leiblichen neigen, während Joyces verhindertes Alterego<br />
Stephen Dedalus sich gerne in geistigen Höhenflügen, bis hin zu Ikarus–<br />
Überflügen ergeht. Am Ende dieser Episode, deren Anfang ich zitiert habe, geht<br />
Joyce für seine Zeit zum Äußersten und lässt den Leser Bloom auf das häusliche<br />
Plumpsklo – vorläufiger Endpunkt der Verdauungs-Metamorphose - begleiten,<br />
wobei an Einzelheiten nicht gespart wird.<br />
Den Zuhörern dieses ersparend, will ich in die Mitte der Episode springen, wo<br />
das Verwandlungs- und Transformationsmotiv explizit wird, aber auch zwei<br />
weitere wichtige Figuren des Romans eingeführt werden , womit ich einen<br />
wesentlicher Teil des Romanpersonals vorstellen kann und mich an einer kurzen<br />
Zusammenfassung des Romans versuchen will.<br />
Er stach eine Gabel in die Niere und schlappte sie herum: setzte<br />
dann die Teekanne auf das Tablett: Der Buckel darin knackte, als<br />
er sie aufnahm. Alles drauf ? Brot und Butter, vier, Zucker, Löffel,<br />
ihre Sahne. Ja. Er trug es die Treppe hinauf, den Daumen in den<br />
Teekannenhenkel gehakt.<br />
Die Türe mit dem Knie aufstupsend, trug er das Tablett hinein und<br />
setzte es auf dem Stuhl am Kopfende des Bettes.<br />
- Wie lange du wieder gebraucht hast, sagte sie.<br />
Die Messingringe klingelten, als sie sich energisch aufrichtete, einen<br />
Ellbogen auf dem Kissen. Er blickte ruhig nieder auf ihren massigen<br />
Leib und zwischen ihre großen weichen Peppen, die in ihrem<br />
Nachthemd zur Seite hingen wie ein Ziegeneuter. Die Wärme ihres<br />
hingekuschelten Körpers stieg in die Luft, sich mischend mit dem<br />
feinen Duft des Tees, den sie sich einschenkte.<br />
Ein Streifen zerrissener Umschlag lugte unter dem eingedellten<br />
Kissen hervor. Schon im Begriff zu gehen, hielt er an, um die<br />
Bettdecke glatt zu streichen.<br />
- Von wem war denn der Brief ? fragte er<br />
Kühne Hand. Marion.<br />
- Ach, von Boylan, sagte sie. Er bringt das Programm vorbei.<br />
- Was singst du denn?<br />
- La ci darem mit J. C. Doyle, sagte sie und Love’s Old Sweet Song.<br />
Ihre vollen Lippen, trinkend, lächelten. Ziemlich schaler Geruch, den<br />
Weihrauch hinterläßt am nächsten Tag. Wie fauliges Blumenwasser.<br />
- Möchtest Du vielleicht das Fenster ein bißchen auf haben?<br />
Sie schob eine Doppelscheibe Brot in den Mund und fragte:<br />
- Um wie viel Uhr ist die Beerdigung?<br />
- Um elf, glaube ich antwortete er. Hab noch keine Zeitung gesehen.<br />
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Ihrem Fingerzeig folgend, nahm er ein Bein ihres schmutzigen<br />
Schlüpfers vom Bett auf. Nein? Dann ein verdrehtes graues<br />
Strumpfband, geschlungen um einen Strumpf, zerknitterte glänzende<br />
Sohle.<br />
- Nein: das Buch<br />
Der andere Strumpf. Ihr Unterrock.<br />
- Es muß herunter gefallen sein, sagte sie.<br />
Er tastete herum, hier und dort. Voglio e non vorrei. Möchte wissen,<br />
ob sie das richtig ausspricht: voglio. Also im Bett jedenfalls nicht.<br />
Muß herunter gerutscht sein. Er bückte sich und hob die Bettgardine.<br />
Das Buch herunter gefallen, spreizte sich an der Bauchung des<br />
orangenen Nachttopfs.<br />
- Zeig her, sagte sie: ich hab ein Zeichen reingelegt. Da ist ein Wort,<br />
wo ich dich fragen wollte.<br />
Sie schlürfte einen Schluck Tee aus ihrer Tasse, die sie nichthenkelig<br />
umfaßt hielt, und nachdem sie sich flink die Fingerspitzen an der<br />
Bettdecke abgewischt hatte, begann sie den Text mit der Haarnadel<br />
abzusuchen, bis sie auf das Wort stieß.<br />
- Mit ihm was? fragte er.<br />
- Hier, sagte sie. Was bedeutet das?<br />
Er beugte sich nieder und las neben ihrem polierten Daumennagel.<br />
- Metempsychose<br />
-Ja. Wie sieht der Kerl im Hemd aus?<br />
- Metempsychose, sagte er, die Stirn in Falten. Das ist griechisch: aus<br />
dem griechischen. Es bedeutet die Transmigration der Seelen.<br />
- Ach du dickes Ei! sagte sie. Kannst du das nicht noch etwas<br />
schwieriger erklären?<br />
Er lächelte, ein Seitenblick streifte ihr spöttisches Auge. Dieselben<br />
jungen Augen. Die erste Nacht nach den Scharaden. Dolphin’s Barn.<br />
Er wandte die speckigen Seiten um: Ru<strong>by</strong>: der Stolz der Arena.<br />
Und nach einem längeren Einschub inneren Monologs von Bloom.<br />
- Bist Du durch damit? fragte er.<br />
- Ja, sagte sie: Steht nichts Deftiges drin. Ist sie eigentlich die ganze<br />
Zeit in den ersten Kerl verliebt?<br />
- Habs nie gelesen. Willst du ein anderes?<br />
- Ja. Hol mir wieder eins von Paul de Kock. Der hat so einen hübschen<br />
Namen.<br />
Sie goß sich Tee nach in ihre Tasse, betrachtete den Strahl von der<br />
Seite.<br />
Muß das Buch aus der Capel-Street-Bücherei verlängern lassen,<br />
sonst reklamieren sie bestimmt bei Kearney, meinem Bürgen.<br />
Reinkarnation: das ist das Wort.<br />
- Manche Leute glauben, sagte er, daß wir nach dem Tode in einem<br />
5<br />
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andern Körper weiterleben, daß wir vorher auch schon gelebt haben.<br />
Sie nennen es Reinkarnation. Daß wir alle schon vor tausenden von<br />
Jahren auf der Erde gelebt oder auf einem anderen Planeten. Sie<br />
sagen, wir haben es nur vergessen. Manche behaupten sogar, sie<br />
erinnern sich an ihr frühres Leben.<br />
Die schlierige Sahne wand sich in gerinnenden Spiralen durch ihren<br />
Tee. Sie lieber doch wieder an das Wort erinnern: Metempsychose.<br />
Am besten ein Beispiel. Ein Beispiel.<br />
Aran Islands - Irland<br />
1990<br />
Das Bad der Nymphe über dem Bett.<br />
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der Photo Bits: Herrliches<br />
Meisterwerk in künstlerischen Farben.<br />
Tee bevor man Milch hineintut. Nicht<br />
unähnlich, wenn sie ihr Haar gelöst<br />
hat: schlanker nur. Drei-sechs hat der<br />
Rahmen mich gekostet. Sie fand, es<br />
würde nett aussehen über dem Bett.<br />
Nackte Nymphen: Griechenland: und<br />
zum Beispiel alle Leute, die damals<br />
lebten.<br />
Er blätterte die Seiten weiter.<br />
- Metempsychose, sagte er, ist der<br />
Ausdruck, den die alten Griechen<br />
dafür hatten. Sie glaubten man könnte<br />
zum Beispiel in ein Tier oder einen<br />
Baum verwandelt werden. Was sie<br />
Nymphen nannten zum Beispiel.<br />
Ihr Löffel hörte auf, den Zucker umzurühren. Sie starrte vor sich hin,<br />
Luft holend durch ihre gewölbten Nüstern.<br />
- Das riecht so verbrannt hier, sagte sie. Hast du was auf dem Feuer<br />
gelassen?<br />
- Die Niere! schrie er jäh 5<br />
Als neue Figuren treten hier zum einen Leopold Blooms Frau Marion<br />
beziehungsweise Molly auf, der Bloom, an früher zitierter Stelle, das Frühstück<br />
bereitet und es ihr nun ans Bett bringt. Boylan, mit vollem Namen Blazes Boylan<br />
wird nur genannt. Von ihm stammt der Brief der uns gleich noch beschäftigen<br />
wird.<br />
Damit sind uns die wichtigsten Figuren des Romans zumindest dem Namen<br />
nach bekannt. Es sind dies zum einen Stephen Dedalus alias Kinch, der im Zitat<br />
der ersten Episode Buck Mulligan auf die Turmspitze folgt; und Leopold Bloom<br />
mit seiner Frau Marion Bloom. Des Weiteren kennen wir Buck Mulligan und<br />
Blazes Boylan.<br />
6<br />
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Stephen Dedalus, Leopold und Marion Bloom sind die Hauptfiguren des<br />
Romans und bilden ein Tryptichon, wobei Leopold Bloom das Zentralgestirn<br />
darstellt. Man hat die drei auch als Analogie zur christlichen Trinität gelesen:<br />
mit Bloom dem Vater, Stephen dem Sohn, und Marion dem heiligen Geist,<br />
wobei sie viel eher als Gaia, die große Urmutter zu lesen wäre. In der<br />
Rezeptionsgeschichte des <strong>Ulysses</strong> wurden zur Gewinnung von Lesarten immer<br />
schon große Strukturen und Texte herangezogen; sei es wie hier die heilige<br />
Schrift, vor allem aber auch Homer’s Odyssee oder Shakespeares Hamlet.<br />
Die allgemeinen und intertextuellen Bezüge sind unüberschaubar. Nach<br />
Fritz Senn „ist der <strong>Ulysses</strong> der Roman mit den meisten denkbaren<br />
Kontexten“ 6 und Franz Xaver Baier äußert sich wie folgt: „Im Bereich<br />
der Weltliteratur ist James Joyce’s <strong>Ulysses</strong> vielleicht das beste<br />
Beispiel für die Gleichzeitigkeit von geographisch-geometrischen,<br />
aktualzeitgenössischen, persönlichen, geschichtlichen, mythischen,<br />
symbolischen, wissenschaftlichen, astronomischen und religiösen<br />
Räumen.... Jedem diese Räume entspricht eine eigene Logik, ein<br />
eigenes Sein und Zeit und eine eigene Dauer.“ 7 Wir treten quasi zitierend<br />
immer in eine Vielzahl von Texträumen mit ein. Mit der Odyssee verortet, wäre<br />
Bloom eine zeitgenössische Verkörperung des heimkehrenden Odysseus höchst<br />
selbst, Stephen dessen Sohn Telemach, der auszieht um den Vater zu suchen<br />
und Marion wechselte die Rollen von der Nymphe Kalypso hin zur wartenden<br />
Gattin Penelope. Buck Mulligan und Blazes Boylan können in dieser Lesart als<br />
Freier verstanden werden und tatsächlich sind sie auch jeweils wie die Unglück<br />
bringenden Schatten von Stephen und Bloom: der Medizinstudent Buck<br />
Mulligan in dem er versucht Stephen das Geld aus der Tasche zu ziehen –<br />
vornehmlich in Kneipen für Getränke -, der Konzertagent Blazes Boylan indem<br />
er sich nicht wegen eines Musikprogramms mit der Sängerin Molly Bloom<br />
verabredet, sondern um eine Liebesaffäre mit ihr zu beginnen. Bloom ahnt das<br />
und im Subtext wird dies im Frühstückszitat verhandelt.<br />
Ein Streifen zerrissener Umschlag lugte unter dem eingedellten<br />
Kissen hervor. Schon im Begriff zu gehen, hielt er an, um die<br />
Bettdecke glatt zu streichen.<br />
- Von wem war denn der Brief ? fragte er<br />
Kühne Hand. Marion.<br />
- Ach, von Boylan, sagte sie. Er bringt das Programm vorbei.<br />
und weiter<br />
- Um wie viel Uhr ist die Beerdigung?<br />
- Um elf, glaube ich antwortete er. Hab noch keine Zeitung gesehen.<br />
Es erschließt sich erst im Verlauf des weiteren Buchs, das Molly hier zwischen<br />
den Zeilen um eine sturmfreie Bude ersucht und Bloom, in dem er längst schon<br />
weiß von wem der Brief kam, schon alles ahnt. Stillschweigendes Einvernehmen<br />
einer erkalteten Liebe also?<br />
7<br />
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Die vielen möglichen und ständig wechselnden Identitäten der Figuren führen<br />
uns zwangsläufig zur Metempsychose. Nichts anderes als Transmigrationen<br />
und Verwandlungen sind letztlich die sich ständig wandelnden Bestimmungen<br />
und Lesarten der Figuren. Neben dem Vater der Trinität und Odysseus<br />
verkörpert Bloom alternativ Moses, den Dante der Göttlichen Komödie oder<br />
den ewig wandernden Juden Ahasver. Letzteres kommt Bloom dem Sprössling<br />
ungarisch jüdischer Eltern vielleicht am nächsten. Doch ist er nicht beschnitten<br />
und zweifach getauft. Und auch auf seinen Namen ist kein Verlass: Sein Vater<br />
hieß noch „Virag“ – ungarisch Blume -, ein Name den dieser mit deutsch,<br />
jiddischer Konnotation in „Bloom“ anglisierte. In einem anonymen Briefwechsel<br />
mit einer Angebeteten – auch er ist kein Unschuldslamm - nennt Leopold<br />
Bloom sich „Henry Flower“. Namen, Identitäten und Begriffe sind im <strong>Ulysses</strong><br />
flotierend.<br />
Selbst der Begriff der „Metempsychose“ unterliegt diesem Motiv der<br />
Wandlung. Erst versteht ihn Bloom falsch und fragt nach: „Mit ihm was?“<br />
Dann im Versuch einer Erklärung sieht er sich zu Übersetzenungen genötigt:<br />
Transmigration der Seelen oder Reinkarnation; um zuletzt in einem<br />
Beispiel seine Rettung zu suchen: Sie glaubten man könnte zum Beispiel<br />
in ein Tier oder einen Baum verwandelt werden. Was sie Nymphen<br />
nannten zum Beispiel.<br />
Mit der Nymphe verbindet sich das Bild über dem Bett, Molly als<br />
Personifizierung der Nymphe Kalypso aus der Odyssee, aber auch auf Kirke<br />
die bei Homer die Gefolgsleute Odysseus in Schweine verwandelt. Die Bezüge<br />
der Motivstrukturen sind mannigfaltigst und bei wiederholter Lektüre ergeben<br />
sich immer neue produktive Kurzschlüsse. In den weiteren Episoden erinnert<br />
sich Bloom immer wieder an das Wort Metempsychose – im englischen<br />
metempsychoses -, jedoch mittels der Laute gewandelt, in das was er aus dem<br />
Mund Mollys erstmals verstanden haben mag: „mit ihm zig Hosen“ 8 oder<br />
englisch „met him pike hoses“ 9 –buchstäblich übersetzt so viel wie traf ihn<br />
Hecht (Pike, Spitze, Schlagbaum) Schläuche-. Weniger auf die Wandlung<br />
verweist mit seiner erotischen Konnotation dieser häufig wiederkehrende<br />
Erinnerungssplitter auf Blooms Wissen um den Seitensprung von Molly mit<br />
Blazes Boylan.<br />
Damit ist einem gewissen Spektrum der Techniken der Transformation,<br />
Metamorphose und Verschiebung von Identitäten, Begriffen und Motiven<br />
innerhalb des Romans und dessen Motivstrukturen nachgespürt. Genannt seinen<br />
die Assoziation, der intertextuelle Bezug oder das Übersetzen mittels des Lauts<br />
von einem Wort oder einer Konnotation zu einem/einer anderen. Verschiedene<br />
Interpreten wiesen – auf Grund der immer neuen Erfahrungen und Einsichten<br />
- darauf hin, dass der „<strong>Ulysses</strong>“ kein Buch zum Lesen, sondern wieder lesen<br />
ist. Abschließende Auslegungen gibt es nicht. Frei nach Heraklit steigen wir mit<br />
jeder Lektüre „in denselben Fluß und doch nicht in denselben“ 10<br />
8<br />
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Der <strong>Ulysses</strong> besteht aus 18 Kapitel oder Episoden, die übergeordnet in drei<br />
Teile gegliedert sind. Alle Teile und Episoden werden traditionell nach Episoden<br />
der Odyssee benannt, Titel die von Joyce so nicht zur Veröffentlichung<br />
gedacht waren, aber mit seinen eigenen Arbeitsunterlagen übereinstimmen.<br />
Der erste Teil - mit drei Episoden - wird Telemachie genannt, in dem beim<br />
homerischen Original Odysseus Sohn Telemach sich auf die Suche nach<br />
seinem Vater macht. Der zweite und mittlere Teil – mit zwölf Episoden -<br />
sind die Irrfahrten die im Odysseus mit den märchenhaften eigentlichen<br />
Abenteuern koinzidieren. Der dritte Teil ist der Nostos, die Heimkehr -<br />
wiederum drei Episoden -, die in der Odyssee die Hälfte des Textes ausmacht<br />
und die Heimkehr des Helden beschreibt. Wieder haben wir es hier wie bei<br />
den Hauptfiguren mit einem Tryptichon zu tun, das sich in drei, zwölf und<br />
drei Episoden untergliedert. Der Aufbau ist damit formal sehr streng – strenger<br />
als die homerische Odyssee - was im starken Kontrast zur bisher dargestellten<br />
Offenheit und vermeintlichen Unordnung steht. Nach dem Schema von<br />
Stuart Gilbert 11 – einem Freund und Zeitgenossen Joyces - ist jeder Episode<br />
ein Schauplatz, eine Zeit, ein Organ, eine Kunst, eine Farbe, ein Symbol<br />
und eine literarische Technik zuzuordnen. Hier sei nur angedeutet, dass die<br />
Episoden im Stil höchst unterschiedlich sind und die darstellerischen Techniken<br />
von der einfachen Erzählung, über das Lyrische und das Dramatische bis hin zu<br />
Halluzinationen und Frage–Antwort Spielen gehen. Diese Heterogenität und<br />
damit unzureichende Zuordnung zur literarischen Gattung des Romans macht<br />
eine der Schwierigkeiten des <strong>Ulysses</strong> aus. Hugh Kenner sagte dazu, der <strong>Ulysses</strong><br />
sei „das erste der großen modernen Werke, die effektiv eine Ad-hoc-<br />
Gattung für sich schaffen“ 12<br />
Was die reale Handlung des Romans betrifft so passiert auf den 1100 Seiten<br />
real nichts wirklich Aufsehen erregendes. Das Geschehen ist eher alltäglich und<br />
Bloom gilt als kleinbürgerlicher Annoncenaquisiteur als ein „Jedermann“.<br />
Hermann Broch hat den Begriff des „Weltalltags der Epoche“ 13 geprägt, der<br />
sich hartnäckig hält.<br />
Ich fasse kurz die Handlung zusammen:<br />
Stephen frühstückt mit Buck Mulligan und dem Briten Haines zusammen im<br />
Martello Turm, ihrer Behausung. Anschließend unterrichtet er für etwa eine<br />
Stunde in einer Schule in einem Vorort von Dublin, kassiert sein Wochengehalt<br />
und geht für eine weitere Stunde am Strand von Sanymount in Gedanken<br />
versunken spazieren. Zeitgleich bereitet Bloom für sich und seine Frau das<br />
Frühstück. Er macht sich auf den Weg in die Stadt, holt unter dem Namen<br />
Henry Flower den Brief einer weiblichen Bekanntschaft von der Post und wohnt<br />
Teilen eines Gottesdienstes bei. In einer Drogerie bestellt er seiner Frau ein<br />
Parfum und kauft sich ein Stück Seife um anschließend ein öffentliches Bad zu<br />
besuchen. Um 11 Uhr – Stephen ist auf dem Weg zum Strand - sitzt Bloom mit<br />
dessen Vater Simon in der Kutsche einer Trauerprozession auf dem Weg zur<br />
Beerdigung von Paddy Dignam, der er beiwohnt. Mittags hat Bloom in Sachen<br />
Annoncen im Redaktionsgebäude des Freeman’s Journal zu tun. Er zieht<br />
9<br />
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weiter und Stephen taucht in der Redaktion auf, bringt einen Leserbrief seines<br />
Schuldirektors in der Tagesausgabe unter, diskutiert mit Redaktionsmitgliedern<br />
und macht sich mit einigen von ihnen auf den Weg in den Pub. Etwas später<br />
verzehrt Bloom ein unter Joyce Freunden legendäres Gorgonzola Sandwich<br />
mit einem Glas Rotwein und läuft zurück auf der Strasse fast Blazes Boylan in<br />
die Arme, einer Begegnung der er gerade noch ausweicht. Eine Stunde später<br />
diskutiert Stephen in der Nationalbibliothek Themen zu Shakespeare, zu<br />
Hamlet und zu dessen Vaterschaftsmotiv mit einigen Anwesenden, unter denen<br />
auch Buck Mulligan sich findet. Er verlässt mit Buck die Bibliothek und kreuzt<br />
dabei den Weg von Bloom, der eine Graphik für eine Annonce suchte.<br />
Die folgende Episode – es ist etwa 15 Uhr - besteht aus 19 synchronen<br />
Mikroepisoden, in denen wir in je eigenen Abschnitten einen großen Teil des<br />
Romanpersonals wieder treffen. Um 16 Uhr kehrt Bloom im Speiseraum eines<br />
Hotels ein, während Blazes Boylan sich in der Bar eben dieses Hotel aufhält<br />
und sich dann auf den Weg zu Molly macht. Eine weitere Stunde später ist<br />
Bloom in einem Pub verabredet, wo er mit einem nationalistischen „Bürger“<br />
in eine Auseinandersetzung um Irland und den mosaischen Glauben gerät. Er<br />
entgeht nur knapp einer körperlichen Auseinandersetzung und wir treffen ihn<br />
erst wieder um 20 Uhr am Strand von Sandymount, wo er durch die Reize<br />
der jungen Gerty MacDowell angeregt vor dem Hintergrund eines Feuerwerks<br />
masturbiert.<br />
Um 22 Uhr begegnen sich Stephen – er ist schon reichlich angetrunken - und<br />
Bloom in einem Nebenzimmer einer Frauenklinik. Während der Entbindung<br />
von Mina Purefoy, entspringt unter den weiteren anwesenden Medizinstudenten<br />
eine feucht fröhliche Debatte um Mutterschaft und Empfängnisverhütung. Nur<br />
Bloom bleibt hier und auch im Folgenden nüchtern. Um Mitternacht betreten<br />
Stephen und dessen Freund Lynch mit Bloom im Schlepptau das Bordell der<br />
Bella Cohen, wo Stephen und Bloom beziehungsweise die Buchseiten ausgiebig<br />
halluzinieren. Die folgenden zwei Stunden und Episoden sind Bloom und<br />
Stephen allein. Sie trinken nichtalkoholisches in einer Kutscherkneipe, genießen<br />
eine heiße Schokolade bei Bloom zu Hause und unterhalten sich. Das Angebot<br />
Blooms dauerhaft Quartier im Gästezimmer der Eccles Street zu beziehen, lehnt<br />
Stephen ab und verlässt wenig später das Haus.<br />
Die letzte Episode besteht aus dem berühmten, 70-seitigen, interpunktionslosen<br />
inneren Monolog von Molly vor dem Einschlafen. Sie ergeht sich darin ohne<br />
jede Zensur über das Leben und die Männern im Allgemeinen, über Bloom,<br />
Boylan und Stephen im Besonderen.<br />
Der Roman umfasst damit 18 Stunden Dublins am 16. Juni 1904. Die Einheit<br />
von Ort und Zeit werden nur von den Bewusstseinsströmen der Figuren<br />
gesprengt mit denen wir gedanklich bis weit in die Vergangenheit und an<br />
fernste Orte reisen. Die versprachlichten Gedanken sind insofern die wahre<br />
Handlung des Romans. Auffällig ist aber auf der Erzählerebene in Dublin die<br />
hyperrealistisch anmutende Genauigkeit des Romans. Das Werk ist getaktet<br />
in der fahrplanmäßigen, technischen Stechuhrgenauigkeit des zwanzigsten<br />
10<br />
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Jahrhunderts. Mit den wagen zeitlichen Schilderungen früherer Romane hat<br />
das Werk wenig zu tun. Auch in den Strassen und Ortsbezeichnungen herrscht<br />
äußerste Genauigkeit. Wird zum Beispiel ein Redaktionsgebäude, ein Pub oder<br />
ein Hotel genannt, so ist nachweisbar, dass die Örtlichkeit sich um 1904 auch<br />
genau an dieser Stelle befand. Joyce, der sich zur Zeit des Verfassens des Romans<br />
schon längst im selbst gewählten, kontinentaleuropäischen Exil befand, hat<br />
dazu gesagt: „würde Dublin heute vom Erdboden verschwinden, man<br />
könnte es mit seinem Roman in der Hand exakt wieder aufbauen.“ 14<br />
Selbst die Figuren des <strong>Ulysses</strong>, die teilweise schon aus früheren Werken bekannt<br />
sind, kommen zu großen Teilen aus dem wirklichen Leben. Erreicht hat Joyce<br />
diese Genauigkeit durch zur Hilfenahme von „Thom’s Official Directory“,<br />
einem jährlich erscheinenden Verzeichnis Dublins zu allem und jedem und<br />
in sich selbst sah Joyce eher einen Arbeiter des Gedächtnisses denn der<br />
Phantasie. Eine scheinbar häufige Frage der irischen Zeitgenossen war: „Are<br />
You In??? Gemeint ist ob man auch im Werk auftaucht. „<strong>Ulysses</strong> besorgt<br />
die Verlebendigung einer Stadt Dublin, die so spezifisch festgehalten<br />
scheint, dass wir sie zu kennen glauben“ 15 schrieb Fritz Senn dazu,<br />
und tatsächlich treten uns die Lebens, Trink und Sprachgewohnheiten<br />
Dublins deutlich vor Augen. Wie geht aber diese Genauigkeit mit der schon<br />
postulierten Offenheit und Ungenauigkeit des Werkes zusammen? Die Daten,<br />
Lebensläufe und Informationen treten uns nicht chronologisch geordnet vor<br />
Augen. Sie müssen mühsam aus Inneren Monologen, Gedankenfetzen und<br />
Bewusstseinssplittern über den ganzen Roman hinweg zusammengesammelt<br />
werden. Umberto Eco hat dies mit unter den treffenden Begriff „Der Poetik<br />
des Querschnitts“ 16 gefasst. So ist das Leben immer schon „monströs,<br />
unendlich, unlogisch, unvorhersehbar, und spasmodisch“ das<br />
Kunstwerk aber hingegen „klar, endlich, selfcontained, und flüssig“.<br />
Ein großer Schritt weg<br />
von solcher Kunstauffassung<br />
hin zum Leben ist der<br />
<strong>Ulysses</strong>. Umberto Eco<br />
unterscheidet hier zwei<br />
Verfahren: Das klassische in<br />
dem ein kausal geordneter<br />
Längsschnitt durch das Leben<br />
vorgenommen wird und<br />
alles wegfällt was die<br />
Kausalität stört und ein<br />
modernes und joycesches das<br />
Dublin - Irland<br />
2007<br />
11<br />
unzensierte Querschnitte<br />
durchs Leben vornimmt. Eco<br />
zitiert hierzu in seinem<br />
Essay Das Offene Kunstwerk André Gide: „Der große Fehler ... bestand<br />
darin, diese programmatischen Schnitte vom Brote der Realität in<br />
einer stets gleich bleibenden Dimension, nämlich der Zeit nach, der<br />
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Länge nach, schneiden zu wollen. Warum nicht einmal der Breite<br />
nach? Oder der Tiefe nach? Was mich betrifft, ich möchte überhaupt<br />
nicht schneiden! Verstehen sie mich: ich möchte eine Totalität von<br />
Erscheinungen in meinen Roman eintreten lassen; ....“ 17 Isaiah Berlins<br />
beziehungsweise Archilochos Differenz zwischen dem Fuchs und dem Igel<br />
illustriert vorzüglich diese Differenz zwischen einem kausalen Nexus und der<br />
mannigfachen Totalität. „Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß<br />
eine große Sache“ 18 oder paraphrasiert: der Fuchs kennt die mannigfaltigsten<br />
Dinge, der Igel subsumiert sie unter ein vorherrschendes System. Joyce ist hier<br />
eindeutig ein Fuchs.<br />
Um an dieser Stelle wieder näher an den Text zu rücken, will ich die letzten<br />
Passagen aus dem inneren Monolog Mollys, der Penelope Episode und damit<br />
das Ende des Romans vorlesen.<br />
...ich liebe ja Blumen am liebsten hätt ich die ganze Wohnung täte<br />
in Rosen schwimmen Gott im Himmel es geht doch nichts über die<br />
Natur die wilden Berge dann das Meer und die Wellen wie sie am<br />
rauschen sind und das schöne Land mit Hafer und Weizenfeldern<br />
und allen möglichen Sachen und das ganze schöne Vieh am weiden<br />
das täte einem so richtig gut mal wieder Flüsse zu sehen und Seen<br />
und Blumen alle möglichen Formen und Düfte und Farben sogar in<br />
den Gräbern sprießen sie überall Schlüsselblumen und Veilchen das<br />
ist die Natur und wenn sie sagen es gibt keinen Gott dann kann ich<br />
bloß sagen ich pfeif auf ihre ganze Gelehrsamkeit wieso gehen sie<br />
nicht hin und schaffen selber mal was hab ich ihn schon oft gefragt<br />
diese Atheisten oder wie die sich nennen solln doch erstmal vor ihrer<br />
eigenen Haustür kehren aber dann heulen sie nach dem Priester<br />
wenns ans sterben geht und warum ja warum weil sie Angst vor der<br />
Hölle haben wegen ihrem schlechten Gewissen ah ja mir machen<br />
sie nichts vor wer war denn das erste Wesen im Weltenraum bevor<br />
daß sonst jemand da war der alles geschaffen hat wer denn ah das<br />
wissen sie nicht genau so wenig wie ich da sitzen sie da könnten sie<br />
ebenso gut die Sonne am augehn hindern morgen früh die Sonne<br />
die scheint für dich allein hat er damals gesagt an dem Tag wo wir<br />
unter den Rhododendren lagen oben auf dem Howth in dem grauen<br />
Tweedanzug und mit dem Strohhut an dem Tag wo ich ihn so weit<br />
kriegte daß er mir den Heiratsantrag gemacht hat ja zuerst hab ich<br />
ihm ein bißchen von dem Mohnkuchen aus meinem Mund gegeben<br />
und es war Schaltjahr wie jetzt ja vor sechzehn Jahren mein Gott nach<br />
dem langen Kuß ist mir fast die Luft ausgegangen ja er sagte ich wäre<br />
eine Blume des Berges ja das sind wir alle Blumen ein Frauenkörper<br />
ja da hat er wirklich mal was Wahres gesagt in seinem Leben und die<br />
Sonne die scheint für dich allein heute ja deswegen hab ich ihn auch<br />
gemocht weil ich gesehn habe er versteht oder kann nachfühlen was<br />
12<br />
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eine Frau ist und ich hab auch gewußt ich kann ihn immer um den<br />
Finger wickeln und hab ich ihm die ganze Lust gegeben die ich konnte<br />
und hab ihn soweit gebracht daß er mich gebeten hat ja zu sagen und<br />
zuerst hab ich gar keine Antwort gegeben hab bloß so rausgeschaut<br />
aufs Meer und über den Himmel ich mußte an so viele Sachen denken<br />
von denen er gar nichts wußte Mulvey und Mr Stanhope und Hester<br />
und Vater und der alte Captain Groves und die Matrosen ...<br />
Ich überspringe eine halbe Seite<br />
... und der Jasmin und die Geranien und Kaktusse und Gibraltar als<br />
kleines Mädchen wo ich eine Blume des Berges war ja wie ich mir die<br />
Rose ins Haar gesteckt hab wie die andalusischen Mädchen immer<br />
machten oder soll ich eine rote tragen ja und wie er mich geküßt<br />
hat unter der maurischen Mauer und ich hab gedacht na schön er<br />
so gut wie jeder andere und hab ihn mit den Augen gebeten er soll<br />
mich doch nochmal fragen ja und dann hat er mich gefragt ob ich<br />
will ja sag ja meine Bergblume und ich hab ihm zuerst die Arme um<br />
den Hals gelegt und ihn zu mir gezogen daß er meine Brüste fühlen<br />
konnte wie sie dufteten ja und das Herz ging ihm wie verrückt und<br />
ich hab ja gesagt ja ich will Ja. 19<br />
Mit einem Ja endet der <strong>Ulysses</strong>. Ob dieses Ja als ein ja zu Bloom und damit<br />
gegen Boylan gedeutet werden soll, womit der Roman ein Happy End fände<br />
oder Molly einfach nur ein Ja beim erlöschen des Bewusstseins im Einschlafen<br />
seufzt; verschiedene Positionen sind denkbar. Interesse verdient der Stil. Man<br />
könnte die vielen Klischees mit Nabokov „nachgerade als Brocken toter<br />
Prosa und verfaulender Lyrik bezeichnen“ 20 , Denkklischees die eine<br />
traurige Dimension gewinnen. Die nicht seltene Kritik, der Molly Monolog<br />
sei „die Vorstellung eines männlichen Autors wie eine Frau denkt“<br />
lädt ferner ein, sich daran abzuarbeiten. Ich will an dieser Kritik nur die<br />
Verallgemeinerung Molly als „eine Frau“ , als Jedefrau aufgreifen. Bloom<br />
personifiziert ja wie gesehen angeblich einen Jedermann. Das ist aber letztlich<br />
genauso fragwürdig wie das Alltagstheorem. Alltag ist der 16. Juni 1904 für<br />
Bloom schon deshalb nicht, weil er weiß, dass ihn heute seine Frau betrügt.<br />
Immer wieder gibt es im Roman Augenblicke für Bloom, in denen es sich daran<br />
erinnert und in Schock- und Verwirrungszustände verfällt. Darüber hinaus ist<br />
Bloom mit seiner jüdisch ungarischen Abstammung und seinen Manieren kein<br />
Jedermann im katholischen, xenophoben und allemal trinkseeligen Dublin<br />
seiner Zeit. Die zugegebenermaßen sinnliche Molly mit ihrer mütterlicherseits<br />
spanischen Abstammung und ihrem Beruf als Sängerin wäre dann ihrerseits<br />
keine Jedefrau. Aus homerischer Sicht ist sie als Geliebte Blazes Boylans auch<br />
nicht die treu auf ihren Odysseus wartende Penelope. Entgegen dem Trend in<br />
den Figuren bloße Verkörperungen von Typen zu lesen, muss ihnen eine eigene<br />
Individualität zugesprochen werden.<br />
13<br />
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Einige Passagen aus der Zyklop Episode bieten sich hervorragen an um Bloom<br />
entgegen der Jedermann Lesart noch einmal deutlich aus seinem Umfeld<br />
hervor treten zu lassen. Als Verständnishilfe: Bloom besucht auf Grund einer<br />
Verabredung Barney Kiernans Kneipe. Anwesend ist auch ein Nationalistischer<br />
„Bürger“ und andere, von denen einer als Erzähler der Episode auftritt. Am<br />
deutlichsten wird dies durch die Sprache,<br />
- Das sind ja reizende Geschichten, sagt der Bürger, kommen hier<br />
nach Irland rüber und verlausen das Land. Bloom tut so, wie wenn<br />
er nichts gehört hat, und fängt an und redet mit Joe und erzählt ihm,<br />
er braucht sich keine Sorgen zu machen wegen der kleinen Sache bis<br />
zum ersten, aber wenn er bloß ein Wörtchen mit Mr. Crawford reden<br />
würde. Und Joe schwört hoch und heilig bei diesem und jenem, aber<br />
klar macht er das.<br />
- Weil, sehen Sie, sagt Bloom, eine Annonce muß wiederholt werden.<br />
das ist das ganze Geheimnis.<br />
-Verlassen Sie sich auf mich, sagt Joe.<br />
- Bescheißen die Bauern, sagt der Bürger, und die Armen von Irland.<br />
- Oh, ich bin sicher, daß alles klappt, Hynes, sagt Bloom. Es geht ja<br />
nur darum, daß Keyes, verstehen Sie.<br />
- Betrachten Sie das als bereits erledigt, sagt Joe.<br />
- Sehr freundlich von Ihnen, sagt Bloom.<br />
- Die Fremden, sagt der Bürger. Unsere eigene Schuld. Wir haben sie<br />
ja reingelassen. Haben sie selber reingebracht. 21<br />
Langsam mischt sich Bloom in die Unterhaltung des „Bürgers“ ein.<br />
Bloom redet und redet derweil mit John Wyse, und die Aufregung<br />
ruckt ihm nur so durch die schmoddergaubräunliche Fratze, und<br />
funkelnd rollt er die Pflaumenaugen.<br />
- Verfolgung, sagt er, die ganze Weltgeschichte ist voll davon. Dadurch<br />
verewigt sich der Nationalhaß unter den Nationen.<br />
- Aber wissen denn sie überhaupt, was das ist, eine Nation? sagt John<br />
Wyse.<br />
- Oh ja, sagt Bloom.<br />
- Und was, bitte schön? sagt John Wyse.<br />
- Eine Nation? sagt Bloom. Eine Nation, das sind die Leute, die am<br />
selben Ort wohnen.<br />
- Bei Gott, sagt Ned lachend, wenn das so ist, dann bin ich auch eine<br />
Nation, denn ich wohne seit nun schon fünf Jahren am selben Ort.<br />
Natürlich Schütteln sich alle jetzt aus über Bloom, und er versucht<br />
sich herauszulavieren und sagt:<br />
- Oder auch Leute, die an verschiedenen Orten wohnen.<br />
- Das trifft auf meinen Fall zu, sagt Joe<br />
- Welcher Nation gehören Sie an, wenn ich fragen darf, sagt der<br />
14<br />
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Bürger.<br />
- Irland, sagt Bloom. Ich bin hier geboren. Irland. 22<br />
Eine Seite weiter kommt Bloom mehr und mehr in Fahrt.<br />
- Und dann gehöre ich auch noch einer Rasse an, sagt Bloom, die<br />
gehaßt und verfolgt wird. Heute noch. In eben diesem Augenblick.<br />
Genau in dieser Sekunde.<br />
Bei Gott und vor lauter Aufregung verbrennt er sich fast die Finger am<br />
Stummel seiner ollen Zigarre.<br />
- Beraubt, sagt er. Ausgeplündert. Beschimpft. Verfolgt. Um die Habe<br />
gebracht, die uns nach Recht und Gesetz gehört. In eben diesem<br />
Augenblick, sagt er und hebt die Faust, auf der Versteigerungsbühne<br />
verkauft in Marokko unten wie Sklaven oder Vieh.<br />
- Sprechen Sie vom neuen Jerusalem? sagt der Bürger.<br />
- Ich spreche von der Ungerechtigkeit, sagt Bloom. 23<br />
Zwischendurch verlässt Bloom die Kneipe um anderweitig nach seiner<br />
Verabredung mit Martin Cunningham zu sehen. Bloom wird nun zum Thema<br />
der Anwesenden.<br />
- Aber schließlich und endlich, sagt John Wyse, wieso soll ein Jude<br />
sein Land nicht ebenso lieben können wie der nächst beste andere<br />
auch?<br />
- Ja, wieso eigentlich nicht? sagt J.J., wenn er ganz sicher ist, um<br />
welches Land es sich handelt.<br />
- Also was ist er denn nun eigentlich, Jude oder Heide oder römischer<br />
Kathole oder Protestant oder was zum Teufel sonst? sagt Ned.<br />
Beziehungsweise wer ist er? Nichts für ungut, Crofton.<br />
- Wir erheben keinen Anspruch auf ihn sagt, sagt Crofter der Orangist<br />
beziehungsweise Pres<strong>by</strong>terianer.<br />
- Wer ist Junius? sagt J.J.<br />
-Er ist ein abtrünniger Jude, sagt Martin, aus irgendeinem Kaff in<br />
Ungarn, und er ist es gewesen, der alle Pläne nach dem ungarischen<br />
System entworfen hat. Das wissen wir im Schloß.<br />
- Ist er nicht ein Vetter von diesem Dentisten Bloom? sagt Jack Power.<br />
- Keineswegs, sagt Martin. Bloß Namensvettern, die beiden. Er hieß<br />
früher Virag. Sein Vater hieß so, der sich vergiftet hat. Er hat das<br />
amtlich ändern lassen, der Vater.<br />
- Das also ist der neue Messias für Irland! sagt der Bürger. Insel der<br />
Heiligen und Weisen!<br />
- Na, die warten ja immer noch auf ihren Erlöser, sagt Martin. Was<br />
das betrifft, wir ja auch. 24<br />
und wieder eine Seite weiter<br />
15<br />
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Haut da einfach ab mit seinen fünf Pfund, ohne wie ein richtiger<br />
Mann ne Runde zu schmeißen. Rutscht mir doch alle n Buckel runter.<br />
Nicht mal soviel, um einem Sand in die Augen zu streuen.<br />
- Liebe zum Nächsten, sagt Martin. Aber wo steckt er nun? Wir<br />
können nicht warten.<br />
- Ein Wolf im Schafspelz, sagt der Bürger. Das ist er. Virag aus<br />
Ungarn! Ahasver nenn ich Ihn. Verflucht von Gott. 25<br />
Bloom, zurückgekehrt, gerät in Höchstform<br />
- Mendelssohn war Jude und Karl Marx und Mercadante und Spinoza.<br />
Und der Erlöser war Jude und sein Vater war Jude. Euer Gott<br />
- Er hat gar keinen Vater gehabt, sagt Martin. So, und jetzt reichts. Ab<br />
gehts.<br />
- Wem sein Gott? sagt der Bürger<br />
- Nun, sein Onkel war Jude, sagt er. Ihr Gott war Jude. Christus war<br />
Jude wie ich. 26<br />
Die Episode endet damit, dass Bloom von Martin Cunningham vom Ort des<br />
Geschehens gezerrt wird, während der „Bürger“ - nun mehr wutentbrannt - zu<br />
einer Keksdose greift und sie Bloom hinterher schleudert. Nur Knapp entgeht<br />
Bloom einer Schlägerei. Die Außenseiterrolle Blooms wird deutlich.<br />
Die Episode ist wiederholt mit Parodien auf die irische Mythologie und auf<br />
nationalistische Motive gespickt die gewissermaßen aus dem Off erklingen. Sie<br />
geben dem Text eine zusätzliche ironische Würze und beginnen etwa mit:<br />
In Inisfail aber, dem schönen, da liegt ein Land, das Land des heiligen<br />
Michan. Da erhebt sich ein Wachturm, von Menschen schon fern zu<br />
erblicken. Dort schlafen die mächtigen Toten, als wie im Leben sie<br />
schliefen, Krieger und Fürsten von hohem Ruhm. Ein liebliches Land<br />
ist’s ..... 27<br />
oder<br />
Die Gestalt, welche auf einem großen Felsblock am Fuße<br />
eines Rundturms saß, war die eines breitschultrigen,<br />
derbbrüstigen, starkgliedrigen, freiäugigen, rothaarigen, sattsam<br />
besommersproßten, scheckigbärtigen, breitmäuligen, großnasigen,<br />
langköpfigen, tiefstimmigen, barknieigen, schwielenhändigen,<br />
haarigbeinigen, rotgesichtigen sehnigarmigen Helden.... 28<br />
oder als letztes Beispiel<br />
16<br />
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Eine höchst interessante Diskussion fand unter den Auspizien von<br />
Sluagh na h-Eireann, in der alten Halle von Brian O’Ciarnain’s in<br />
Sraid na Bretaine Bheag statt. Es ging um die Wiederbelebung des<br />
alten gälischen Sports und die Bedeutung der Körperkultur, wie<br />
sie im alten Griechenland und im alten Rom und im alten Irland<br />
verstanden wurden, für die Entwicklung der Rasse.... 29<br />
Wir befinden uns in der Zyklop Episode eindeutig im durch England<br />
kolonisierten Irland, welches erst 1921 beziehungsweise 1937 seine<br />
Unabhängigkeit erlangte. Dieses politische Motiv taucht zwar durch Nennung<br />
von Freiheitskämpfern, Politikern, Parteien und durch Kommentare der Figuren<br />
immer wieder auf und ist eine der möglichen Perspektiven der Lektüre des<br />
Romans. Hier konzentriert sich aber ein ganzes Kapitel darauf und Leopold<br />
Bloom nimmt ausgiebig dazu Stellung. Mit dem<br />
Nationalismus Problem kommt unmittelbar die Identitätsfrage wieder ins<br />
Spiel. Wie schon dargestellt sind eindeutige Individuationen im <strong>Ulysses</strong><br />
hinterfragbar und mit Vorliebe werden stereotype Identitäten, Ideologien und<br />
Traditionen, seien sie nun politisch, religiös oder wie auch immer, im Roman<br />
dekonstruiert. Im Kontext von Kolonialismus mögen einem hier die Studien<br />
des Literaturwissenschaftlers Edward Said zu „Kultur und Imperialismus“<br />
einfallen. Zwar kritisiert dieser in erster Linie die Literaturen der imperialen<br />
Länder, in denen den Kolonialisierten eine eigene Kultur abgesprochen wird.<br />
Er negiert jedoch genauso vehement das erstarken mythologisch begründeter<br />
National-Identitäten zur Abwehr der Kolonialisten. Denn „der Mensch,<br />
dieses dialektische Phänomen, ist gezwungen, ständig in Bewegung<br />
zu sein… Der Mensch kann also nie einen endgültigen Ruheplatz<br />
finden und seine Wohnstatt bei Gott aufschlagen. Wie schändlich sind<br />
also alle festen Maßstäbe. Wer kann je einen Maßstab festsetzen?<br />
Der Mensch ist eine Wahl, ein Kampf, ein ständiges Werden. Er ist<br />
eine unendliche Migration, eine Migration innerhalb seiner selbst,<br />
von Staub und Asche zu Gott; er ist ein Wanderer innerhalb seiner<br />
eigenen Seele,“ 30 zitiert Said Ali Shariati und gibt damit treffend Blooms<br />
Rolle als Odysseus und als Ahasver wieder. Auf einer anderen Ebene spricht er<br />
genauso uns, als den durch den <strong>Ulysses</strong> wandernden Leser an, und unterstützt<br />
damit eine Lektüre die nicht im Widerspruch zum Text, Lesarten versucht<br />
fest zu klopfen wo Verflüssigung eher ihren Platz hätte. Heimatlosigkeit macht<br />
jedoch Angst. Fraglich ist damit auch wie ein Gedanke gerettet werden kann,<br />
den ich dem Dramaturgie-Journal des Schauspielhaus Stuttgart entnehme:<br />
<strong>Ulysses</strong> als chiffrierte Hoffnung für Ernst Blochs „Utopie vom Umbau<br />
der Welt in Heimat“ 31 . Für mein Empfinden hat Umberto Eco das sich<br />
auftuende Spannungsverhältnis zwischen Heimat und Wanderung, zwischen<br />
Identität und Nichtidentischem, zwischen Ordnung und Komplexität bis hin<br />
zum Chaos in seiner Joyceinterpretation vorzüglich darzustellen gewusst. Er<br />
liest den <strong>Ulysses</strong> polarisiert: vom streng formalen scholastischen Denken von<br />
dem Joyce durch den Besuch von Jesuitenschulen stark beeinflusst war bis hin<br />
17<br />
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zum modernen, freiheitlichen und Struktur auflösenden Ansätzen; von der<br />
alles beinhaltenden mittelalterlichen Summe – wir haben „Thom’s Official<br />
Directory“, das Verzeichnis zu Dublin im Hinterkopf - bis zu dadaistischen<br />
und proto-dekonstruktivistischen Elementen. Umberto Eco fasste dies als<br />
Lesehypothese zu Joyce folgendermaßen zusammen: „ Hier geht es um eine<br />
geistige Haltung, um eine implizite Auffassung der Welt als eines<br />
geordneten Kosmos. Die Auffassung des Universums – und füglich<br />
seiner einzelnen Formen, im Leben wie in der Kunst – als eines<br />
Ganzen, für das es eine einzige unumstößliche Definition gibt, in<br />
der alles einen Platz und einen Grund hat, fand ihren höchsten und<br />
vollkommensten Ausdruck in den großen mittelalterlichen Summen.<br />
Die neuzeitliche Kultur ist als Reaktion auf diese hierarchisierte<br />
Weltbild entstanden, hat sich aber auch in dieser Gegensatzstellung<br />
nicht völlig seiner Faszination, der majestätischen Bequemlichkeit<br />
eines Ordnungsmodells, in dem alles gerechtfertigt ist, entziehen<br />
können. Sagen wir, daß die Geschichte der neuzeitlichen Kultur nichts<br />
anderes war, als die ständige Auseinandersetzung zwischen der<br />
Notwendigkeit für eine Ordnung und dem Bedürfnis in der Welt eine<br />
wandelbare, für das Wagnis offene, mit Möglichkeit durchdrungene<br />
Form ausfindig zu machen; jedes Mal aber, wenn man versuchte,<br />
diese neue conditio des Universums, in dem wir uns bewegen, zu<br />
definieren, hatte man schließlich die, wenn auch verkleideteten,<br />
Formeln der klassischen Ordnung in den Händen.“ 32<br />
Mit der Zitierung dieser Pole berühren wir ganz offensichtlich Grundfragen<br />
der Menschheit von Anbeginn, die nicht allein als Hilfestellung für ein<br />
Verständnis des <strong>Ulysses</strong> vorbehalten sind, aber im <strong>Ulysses</strong> offensichtlich<br />
mehr zu Komplexität bis hin zu Unordnung tendieren. Nach Einstein mit<br />
der Relativitätstheorie, Heisenberg mit der Quantenphysik , Gödel der die<br />
Grenzen der Wahrheitsfindung durch Logik aufwies und Picasso, der mit<br />
anderen die bildende Kunst revolutionierte - ein Reigen in den Joyce mit<br />
dem <strong>Ulysses</strong> einzureihen wäre - hat sich dieser Grundwiderspruch insgesamt<br />
verschoben. Begriffe wie Zufall oder Kontingenz erleben seit dem selbst in den<br />
Wissenschaften mehr Konjunktur und insbesondere Kunst und Wissenschaft<br />
rücken näher zusammen. Auch an Städten – und als Architekt habe ich den<br />
<strong>Ulysses</strong> auch immer als Stadtroman gelesen – ist diese Entwicklung im Guten<br />
wie im Schlechten nicht vorbei gegangen. Cedric Price hat mit „The City as<br />
an Egg“ 33 das Fortschreiten von der mittelalterlichen geordneten Stadt, zu den<br />
hypertrophen megacities unserer Zeit in ebenso einfachen wie famosen eiigen<br />
Skizzen dargestellt.<br />
- die mittelalterliche Stadt mit eindeutigem Zentrum und sie umgebender<br />
Stadtmauer als gekochtes Ei.<br />
- die über ihre ehemaligen Grenzen hinauswachsende Stadt des 17. –<br />
19. Jahrhunderts als Spiegelei.<br />
- sowie die polyzentrische und wuchernde moderne oder postmoderne Stadt<br />
als Rührei.<br />
18<br />
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Mit der wie ich finde treffenden Lesart des <strong>Ulysses</strong> als opulentes, wortgewaltiges<br />
Rührei in achtzehn Portionen will ich langsam zum Ende kommen. Ich<br />
hätte den <strong>Ulysses</strong> natürlich auch auf seine Art als Abenteuerroman vorstellen<br />
können oder doch zumindest als in erster Linie großes Leseabenteuer. Einen<br />
Vortrag dieser Art vorzubereiten hieß für mich jedoch auch mich eigener und<br />
zusammengetragener Gedanken zu vergewissern. Man kann den <strong>Ulysses</strong> mit<br />
Fritz Senn vorzüglich als „praktische Anleitung zur Skepsis“ verstehen<br />
als „Übung darin, nichts zu glauben – am allerwenigsten einer<br />
Einführung von der vorliegenden Art – und alles zu prüfen, nichts<br />
anzunehmen und nichts zu verwerfen“ oder besser noch und vielleicht in<br />
erster Linie - wiederum nach Senn - als großes Werk der Komik „( vielleicht<br />
weil allein die Komik die Verzweiflung des Daseins noch erträglich<br />
macht). Der <strong>Ulysses</strong> ist eines der lustigsten Bücher überhaupt.“ 34<br />
Connemara - Irland<br />
1990<br />
19<br />
Ich schließe mit zwei<br />
Passagen von morbider<br />
Schönheit aus der Proteus<br />
Episode. Proteus ist bei<br />
Homer ein Meeresgott<br />
der sich in jedwedes Wesen<br />
verwandeln kann. Bei Joyce<br />
nimmt die Sprache proteische<br />
Züge an und pulst zum<br />
Wellenschlag durch Stephens<br />
Bewusstsein.<br />
UNAUSWEICHLICHE Modalität des Sichtbaren: zum mindesten dies,<br />
wenn nicht mehr, gedacht durch meine Augen. Die Handschrift aller<br />
Dinge bin ich hier zu lesen, Seelaich und Seetang, die nahenden Flut,<br />
den rostigen Stiefel dort. Rotzgrün, Blausilber und Rost: gefärbte<br />
Zeichen. Grenzen des Diaphanen. Doch er fügt hinzu: in Körpern.<br />
Dann ward er ihrer Körperlichkeit gewahr noch vor ihrer Gefärbtheit.<br />
Und wie? Indem er mit der Birne dagegen stieß, gewiß. Also, nicht so<br />
hastig. Ein Kahlkopf war er Millionär, maestro di color che sanno 35<br />
. Grenze des Diaphanen in. Wieso in? Diaphan, adiaphan. Wenn man<br />
seine fünf Finger hindurchstecken kann, ist’s ein Tor, wenn nicht, eine<br />
Tür. Schließ deine Augen und schau!<br />
Stephen schloß seine Augen und hörte seine Stiefel krachen Tang und<br />
Muscheln malmen. Jedenfalls gehst du hindurch irgendwie. Das tue<br />
ich, mit jeweils einem langen Schritt. Einen sehr kurzen Zeitraum<br />
lang durch sehr kurze Raumzeiten. Fünf, sechs: das Nacheinander.<br />
Genau: und das ist die unausweichliche Modalität des Hörbaren.<br />
Öffne deine Augen. Nein. Jesus! Wenn ich von einem Felsen fiele<br />
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unausweichlich durch das Nebeneinander. Ich komme ganz schön<br />
voran in der Dunkelheit. Mein Eschenschwert hängt mir an der Seite.<br />
Tipp an damit: sie tun’s. Meine beiden Füße in seinen Stiefeln sitzen<br />
am Ende seiner Beine, nebeneinander. Klingt sehr solide: gemacht<br />
vom Klöppel von Los Demiurgos. 36 Geh ich denn in die Ewigkeit<br />
hinein, so hin auf dem Sandymount-Strand? Kritsch, krack, krick,<br />
krick. Münzgeld des wilden Meeres. Pauker Deasy kennt sie all’.<br />
Kommst du mit nach Sandymount<br />
Madelin, mein Pferdchen?<br />
Der Rhythmus beginnt, wie du siehst. Ich höre. Ein katalektisches<br />
Tetrameter marschierender Jamben. Nein, gallopierender: delin,<br />
mein Pferdchen.<br />
Öffne die Augen jetzt. Das will ich. Augenblick noch. Ist alles<br />
verschwunden seither? Wenn ich sie nun öffne und bin auf immer im<br />
schwarzen Adiaphanen? Basta! Ich will sehn, ob ich sehen kann.<br />
Sehe jetzt. Allzeit dort außerhalb deiner jetzt und immerdar: Welt<br />
ohne Ende.<br />
Sie kamen bedachtsam die Stufen herunter von Leahy’s Terrace,<br />
Frauenzimmer: und herunter schlapp das abschüssige Ufer, ihre<br />
verbogenen Füße sackten ein im durchsickerten Sand. Wie ich, wie<br />
Algy, niederkommend zu unserer mächtigen Mutter. Die eine schwang<br />
plumpig ihre Hebammentasche, der anderen Regenschirm pokelte<br />
im Sand. Aus den Liberties, für einen Tagesausflug. Mrs. Florence<br />
MacCabe, Hinterbliebene des verewigten Patk. MacCabe, des tief<br />
betrauerten, aus der Bride Street. Eine aus ihrer Schwesternschaft<br />
hat auch mich ins Leben gezerrt, ein quäkendes Etwas. Schöpfung aus<br />
dem Nichts. Was hat sie wohl da in der Tasche? Eine Fehlgeburt mit<br />
nachschlurender Nabelschnur, verstummt in rotfrischer Wolle. Aller<br />
Schnüre laufen rückwärts zusammen, duchtenverflechtendes Kabel<br />
allen Fleisches. Darum die mönchischen Mystiker mit ihrer. Wollt<br />
ihr sein wie Götter? Beschaut euren Omphalos. Hallo. Hier Kinch.<br />
Verbinden Sie mich mit Edenhausen. Aleph, alpha: null, null, eins. 37<br />
und zu letzt wegen der Wellenmusik gegen Ende des Kapitels<br />
In langen Lassos floß aus dem Cock Lake satt das Wasser, grüngolden<br />
deckend Lagunen von Sand, steigend, fließend. Mein Eschenstock<br />
treibt mir noch weg. Ich werde warten. Nein sie werden weiterfluten,<br />
im Weiterfluten aufschäumend gegen die niedrigen Felsen, strudelnd,<br />
weiterflutend. Lieber das Geschäft schnell hinter sich bringen. Horch:<br />
eine vierwortige Wellensprache: ssissuu, hrsss, rssiiiss, uuuss.<br />
Heftiger Atem der Wasser inmitten von Seeschlangen, sich<br />
bäumenden Rossen, Felsen. In felsigen Näpfen schwappt er: flapp,<br />
20<br />
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schwapp, schlopp: gefesselt in Fässern. Und versprüht erlischt<br />
seine Sprache. Rieselnd noch fleußt er, weit ausfließend, flutender<br />
Schaumpfuhl, Blume, sich entfaltend. 38<br />
Aran Islands - Irland<br />
1990<br />
Fußnoten<br />
1<br />
„Ich werde zum Altar Gottes treten“ Kommentar nach: James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“.<br />
Übersetzt von Hans Wollschläger, ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004.<br />
2<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004,<br />
Ausgabe mit Kommentar, zitiert wird im Text nach der im Text auch angegebenen<br />
Seitenzählung der Suhrkamp Taschenbuchausgabe. S. 7.<br />
3<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.73.<br />
4<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.74.<br />
5<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 84 - 87.<br />
6<br />
Fritz Senn: „Nichts gegen Joyce. Joyce Versus Nothing. Aufsätze 1959 – 1983“,<br />
ed. Franz Cavigelli, Zürich 1983, S. 39.<br />
7<br />
Franz Xaver Baier: „Der Raum -<br />
Prolegomena zu einer Architektur des gelebten Raumes“, Köln 2000, S.60.<br />
8<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.208 u.a..<br />
9<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>. The Corrected Text“, ed. Walter Gabler u.a.,<br />
London 1986. S.126 u.a..<br />
10<br />
Heraklit/Herakleitos: in „Die Vorsokratiker“. Übersetzt von Wilhelm Capelle,<br />
Stuttgart 1968, S. 132.<br />
11<br />
Stuart Gilbert: „Das Rätsel <strong>Ulysses</strong>. Eine Studie“, Zürich 1960, S. 26.<br />
12<br />
Hugh Kenner: „<strong>Ulysses</strong>“. Frankfurt a. M. 1982, S.14.<br />
13<br />
Klaus Reichert: „Welt-Alltag der Epoche. Essays zum werk von James Joyce“,<br />
Frankfurt a. M. 2004, S. 54.<br />
14<br />
Joyce in: Klaus Reichert: „Welt-Alltag der Epoche. Essays zum werk von James Joyce“,<br />
Frankfurt a. M. 2004, S.122.<br />
21<br />
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15<br />
Fritz Senn: „Nichts gegen Joyce. Joyce Versus Nothing. Aufsätze 1959 – 1983“,<br />
ed. Franz Cavigelli, Zürich 1983, S. 38.<br />
16<br />
Umberto Eco: „Die Poetiken von Joyce“,<br />
in ders.: „Das offene Kunstwerk“, Frankfurt a. M. 1977, S. 352.<br />
17<br />
André Gide in: Umberto Eco: „Die Poetiken von Joyce“,<br />
in ders.: „Das offene Kunstwerk“, Frankfurt a. M. 1977, S. 355.<br />
18<br />
Collin Rowe und Fritz Koetter: „Collage City“, Basel; Boston; Paris 1997, S. 132.<br />
19<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 986 – 988.<br />
20<br />
Vladimir Nabokov: „James Joyce. <strong>Ulysses</strong>“,<br />
in ders.: „Die Kunst des Lesens. Meisterwerke der europäischen Literatur“,<br />
Frankfurt a. M. 1982, S.421.<br />
21<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 438.<br />
22<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S 448 -449.<br />
23<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 450.<br />
24<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.457.<br />
25<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 458.<br />
26<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.463.<br />
27<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.396.<br />
28<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.399.<br />
29<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S.429.<br />
30<br />
Ali Shariati in: Edward Said: „Kultur und Imperialismus -<br />
Einbildungskraft und Politik im Zeitalter der Macht“, Frankfurt 1994, S. 439.<br />
31<br />
„Schauspiel Stuttgart. Dramaturgie Journal“, Stuttgart 2006/2007, Ausgabe 08.<br />
32<br />
Umberto Eco: „Die Poetiken von Joyce“,<br />
in ders.: „Das offene Kunstwerk“, Frankfurt a. M. 1977, S.307.<br />
33<br />
Cedric Price: „The City as an Egg“, in „Arch+“ 109/110, Berlin 1991, S. 52.<br />
34<br />
Fritz Senn: „Nichts gegen Joyce. Joyce Versus Nothing. Aufsätze 1959 – 1983“,<br />
ed. Franz Cavigelli, Zürich 1983, S.46.<br />
35<br />
Anspielung auf Aristoteles. Kommentar nach: James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“.<br />
Übersetzt von Hans Wollschläger, ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004.<br />
36<br />
„Los“: Schöpfer in der Mythologie William Blakes.<br />
Kommentar nach: James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“ Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004.<br />
37<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 451 – 52.<br />
38<br />
James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004, S. 68 – 69.<br />
22<br />
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Bibliographie<br />
Primärtexte _____________________<br />
- Homer: „Odysse“, Übersetzt von Anton Weiher,<br />
mit Urtext, Anhang und Registern, München 1955.<br />
- James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>“. Übersetzt von Hans Wollschläger,<br />
ed. Dirk Vanderbecke u.a., Frankfurt a. M. 2004 (Ausgabe mit Kommentar),<br />
zitiert wird im Text nach der im Text auch angegebenen Seitenzählung der<br />
Suhrkamp Taschenbuchausgabe.<br />
- James Joyce: „<strong>Ulysses</strong>. The Corrected Text“, ed. Walter Gabler u.a.,<br />
London 1986.<br />
Weiterführende Literatur __________<br />
- Franz Xaver Baier:<br />
„Der Raum. Prolegomena zu einer Architektur des gelebten Raumes“,<br />
Köln 2000.<br />
- Stuart Gilbert: „Das Rätsel <strong>Ulysses</strong>. Eine Studie“, Zürich 1960.<br />
- Umberto Eco: „Die Poetiken von Joyce“,<br />
in ders.: „Das offene Kunstwerk“, Frankfurt a. M. 1977.<br />
- Heraklit/Herakleitos: in „Die Vorsokratiker“. Übersetzt von Wilhelm Capelle<br />
Stuttgart 1968, S. 126 – 157.<br />
- Hugh Kenner: „<strong>Ulysses</strong>“. Frankfurt a. M. 1982.<br />
- Vladimir Nabokov: „James Joyce. <strong>Ulysses</strong>“, in ders.: „Die Kunst des Lesens.<br />
Meisterwerke der europäischen Literatur“, Frankfurt a. M. 1982, S. 353<br />
– 452.<br />
- Cedric Price: „The City as an Egg“, in „Arch+“ 109/110, Berlin 1991, S. 52.<br />
- Klaus Reichert: „Welt-Alltag der Epoche. Essays zum Werk von James Joyce“,<br />
Frankfurt a. M. 2004.<br />
- Collin Rowe und Fritz Koetter: „Collage City“, Basel; Boston; Paris 1997.<br />
- Fritz Senn: „Nichts gegen Joyce. Joyce Versus Nothing. Aufsätze 1959 – 1983“,<br />
ed. Franz Cavigelli, Zürich 1983.<br />
23<br />
@mir-age.net / web: www.mir-age.net
- Edward Said: „Kultur und Imperialismus -<br />
Einbildungskraft und Politik im Zeitalter der Macht“, Frankfurt 1994.<br />
- „Schauspiel Stuttgart. Dramaturgie Journal“, diverse Ausgaben,<br />
Stuttgart 2006/2007.<br />
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Juni 2007<br />
Text und Photo: Matthias Thelen ©<br />
24<br />
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