Ausgabe 2/06 [pdf] - Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.
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Informationsdienst Humuswirtschaft & KomPost 2/<strong>06</strong><br />
Aktuelles<br />
BAW<br />
„<strong>Kompost</strong>ierbare Flaschen“ in die Biotonne?<br />
Die Drogeriemarktkette „Ihr Platz“ hat damit begonnen, verschiedene<br />
Wellness-Getränke der Marke Vitamore in „voll kompostierbaren Flaschen“<br />
anzubieten. Diese Flaschen, so die Mitteilung vom 04.09.20<strong>06</strong>,<br />
bestehen vollständig aus Polylactid (PLA) und wurden im Auftrag von „Ihr<br />
Platz“ entwickelt.<br />
Die Flaschen sind nicht wie herkömmliche Kunststoffflaschen auf Mineralölbasis<br />
hergestellt, sondern aus so genannten biologisch abbaubaren<br />
Werkstoffen (BAW), in diesem Fall auf Basis von Mais. Auch der Verschluss<br />
sei aus einem auf Mais basierenden Kunststoff gefertigt. Deshalb,<br />
so der Hersteller in seiner bundesweiten Werbung, „könnten die Flaschen<br />
als Biomüll entsorgt werden“.<br />
„Einfach clever und natürlich pfandfrei“ wird geschlussfolgert. Und tatsächlich<br />
gilt für die in den kompostierbaren Flaschen angebotenen Getränke<br />
nicht einmal die Pfandpflicht, wie deutlich herausgestellt wird. Dies hat allerdings<br />
nichts mit der <strong>Kompost</strong>ierbarkeit der Verpackung zu tun, wie der<br />
Kunde annehmen könnte, sondern damit, dass in § 8 Absatz 2 VerpackV<br />
bestimmte (z.B. diätische) Getränke von der Pfandpflicht befreit sind.<br />
Leere Flaschen, so die weiterführende Empfehlung, können sowohl über<br />
die Biotonne und <strong>Kompost</strong>ierung als auch über die Müllverbrennung entsorgt<br />
werden. Zur <strong>Kompost</strong>ierung wird einschränkend angeführt, dass die<br />
Flaschen für den <strong>Kompost</strong>haufen im eigenen Garten nicht geeignet sind,<br />
weil die erforderlichen hohen Temperaturen nicht erreicht werden und eine<br />
zügige <strong>Kompost</strong>ierung deshalb nicht zu erwarten sei.<br />
Bezüglich der Erfassung über die Biotonne wird darauf hingewiesen, dass<br />
sich der Kunde bei seiner Kommune erkundigen soll, ob Verpackungsmaterialien<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen über die Biotonne erfasst werden<br />
können. In den meisten Informationsmaterialien, die von den Kommunen<br />
zum richtigen Umgang mit der Biotonne an die Bürger herausgegeben<br />
werden, sind biologisch abbaubare Kunststoffe nicht angeführt.<br />
Wenn überhaupt, ist von biologisch abbaubaren Kunststofftüten die Rede,<br />
etwa als Einsatz zum Sauberhalten der Biotonne oder von Vorsortiergefäßen<br />
in der Küche.<br />
Der Vorbehalt gegenüber der Erfassung von biologisch abbaubaren<br />
Kunststoffen über die Biotonne ist nicht unbegründet. Dies v. a. dann,<br />
wenn es sich um Produkte handelt, die von herkömmlichen Kunststoff-<br />
Produkten praktisch nicht zu unterscheiden sind. Dass eine Kunststoff-<br />
Flasche in den „Gelben Sack“ und die andere in die Biotonne soll, ist für<br />
den Bürger nicht sinnfällig.<br />
Die Sorge, dass die für die Sortenreinheit von Bioabfällen erforderliche<br />
einfache und klare Sortiervorgabe ausgehöhlt wird, besteht zu Recht.<br />
Kunststoffflaschen sollten, auch wenn sie aus biologisch abbaubarem Material<br />
hergestellt wurden, nicht der Biotonne zugeordnet werden.<br />
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