Elementare Zahlentheorie und Kryptographie
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Wenn MELDEN überhaupt vorkommt, dann steht es also sicher ganz hinten!<br />
Das Menü zu einem Crib<br />
Nehmen wir an wir haben einen Crib richtig erraten <strong>und</strong> richtig positioniert.<br />
Wir könnten z.B. mit obigen Methoden zu dem Schluß gekommen sein, dass die<br />
Chiffrierung ab einer bekannten Position den Übergang<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
O B E R K O M M A N D O D E R<br />
Z M G E R F E W M L K M T A W<br />
16 17 18 19 20 21 22 23 24<br />
W E H R M A C H T<br />
X T S W V U I N Z<br />
bewirkt hat. Sei Q i die (uns explizit nicht bekannte) Permutation, welche die<br />
Enigma bei der i-ten Position bewirkt hat. Wir erhalten 24 Aussagen über<br />
Q 1 , · · · , Q 24 :<br />
Q 1 (O) = Z, Q 2 (B) = M, Q 3 (E) = G, · · · , Q 24 (T ) = Z.<br />
Da Q i involutorisch ist (d.h. Q −1<br />
i<br />
müssen auch die Aussagen<br />
= Q i ; Verschlüsseln gleich Entschlüsseln!)<br />
Q 1 (Z) = O, Q 2 (M) = B, Q 3 (G) = E, · · · , Q 24 (Z) = T<br />
gelten. Mehr über die Q i wissen wir vorerst nicht; zum Beispiel weiß man für<br />
keinen Buchstaben außer O <strong>und</strong> Z, wie Q 1 auf ihn wirkt. Selbst wenn man für<br />
Q 1 , · · · , Q 24 die Wirkung auf jeden Buchstaben kennen würde, so würde das bei<br />
weitem nicht unmittelbar zu einer Entschlüsselung des ganzen Textes führen;<br />
jeder Buchstabe wird ja anders verschlüsselt <strong>und</strong> vorerst haben wir keine einzige<br />
Aussage über Q 25 , Q 26 ect. Aber immerhin.<br />
Zu einem (positionierten) Crib ist der Übergangsgraph (im Jargon: das Menü)<br />
wie folgt definiert. Ecken sind die Buchstaben die in dem erratenen Geheimtextstück<br />
oder dem entsprechenden Klartextstück vorkommen. Zwei Ecken x<br />
<strong>und</strong> y sind mit einer (ungerichteten Kante) verb<strong>und</strong>en, wenn P i (x) = y für ein<br />
i gilt, <strong>und</strong> dann wird die entsprechende Kante mit i beschriftet. Wir zeichnen<br />
einen relevanten Teil des Übergangsgraphen zu unserem Crib:<br />
K<br />
11<br />
↔ D ↔<br />
13<br />
T<br />
24<br />
↔ Z<br />
↕ 5 ↕ 17<br />
R<br />
4<br />
↔ E ↕ 1<br />
↕ 15, 19 ↕ 7<br />
W<br />
8<br />
↔ M ↔<br />
12<br />
O<br />
Wir sehen z.B.: Es gilt M = Q 7 (E), W = Q 8 (M) = Q 8 Q 7 (E), R = Q 15 (W ) =<br />
Q 15 Q 8 Q 7 (E), E = Q 4 (R) = Q 4 Q 15 Q 8 Q 7 (E), d.h. E ist Fixpunkt von Q 4 Q 15 Q 8 Q 7 .<br />
Wir drücken es nochmal anders aus: Wenn jemand, der den Schlüssel (p, u, r, g, S)<br />
kennt, vier Enigmas mit der richtigen Walzlage, UKW, Ringstellung <strong>und</strong> Steckbrettverbindung<br />
hintereinanderschaltet <strong>und</strong> bei diesen Maschinen die Gr<strong>und</strong>stellungen<br />
g ⊕ r 7, g ⊕ r 8, g ⊕ r 15, g ⊕ r 4 einstellt, so hat die Gesamtschaltung<br />
E als Fixpunkt (obwohl die einzelnen Eingmas keinen Fixpunkt haben).<br />
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