Genese und Genealogie - Einsnull

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18.11.2013 Aufrufe

einem kosmogonischen Vorbild. Wie Protogonos – der »Erstgeborene« der orphischen Kosmogonie – ein urgöttliches Wesen, das in sich die Keime aller Seienden enthält, ist das Ursprungsparadigma ein Vorgänger, der die Zukunft weist und vorbestimmt. Am Ursprung durch die Genealogie verankert schufen die Menschen ihre ersten Gemeinschaften, die sich im Laufe der Geschichte zu den modernen Nationalstaaten entwickelten, wobei die Blutsverwandtschaften eine zweitrangige Rolle zu spielen scheinen, aber auch in der Zeit der Moderne ist die Menschheit nicht nur einmal in die »ursprungsmythische Geisteslage« vom »Blut und Boden« verfallen. 1933 schrieb Paul Tillich: »Der Ursprung enthält in sich das Gesetz des Kreislaufs: Was von ihm kommt, muss zu ihm zurück. Wo der Ursprung herrscht, kann es das Neue nicht geben. Die Herrschaft des Woher macht die Ernsthaftigkeit des Wozu unmöglich.« 2 Dieses Buch ist als meine Doktorarbeit entstanden, die im Sommersemester 2009 von der philosophischen Fakultät III der Humboldt Universität zu Berlin als Dissertation angenommen wurde. Einige Jahre zuvor habe ich eine Abhandlung meines künftigen Doktorvaters – Prof. Dr. Thomas Macho – »So viele Menschen. Jenseits des genealogischen Prinzips« 3 gelesen, die mich noch vor der persönlichen Begegnung mit ihm für die Beschäftigung mit der Genealogie inspirierte. Meine Interessen für den Ursprungsgedanke verdanke ich meinen georgischen Lehrer Prof. Dr. Zurab Kiknadze, der mich – wie dies in dem ersten Satz seiner georgischen Übersetzung des Gilgamesch-Epos heisst, – in »die Tiefe« des Mythos hineinschauen ließ. Dafür und für die Ermutigung während des Studiums als sein Doktorand und für die wertvollen Ratschläge möchte ich mich hier ganz herzlich bei ihm bedanken. Das Manuskript wurde zur Buchfassung revidiert und überarbeitet, als ich am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin arbeitete. Einen besonderen Dank möchte ich der Direktorin des ZfL – Prof. Dr. Dr. h. c. Sigrid Weigel für ihre Unterstützung aussprechen. Auch im ZfL hatte ich die Gelegenheit gehabt den Honorary Member des ZfL Professor 2 Paul Tillich, Die sozialistische Entscheidung, Berlin 1980, S. 26. 3 Thomas H. Macho, So viele Menschen. Jenseits des genealogischen Prinzips, in: Vor der Jahrtausendwende. Berichte zur Lage der Zukunft, hrsg. von Peter Sloterdijk, Frankfurt am M. 1990, S. 29−64. 9

Carlo Ginzburg kennen zu lernen, die Gespräche mit ihm haben mir bei der Gestaltung dieses Buches weiterhin geholfen, weswegen ich ihm sehr dankbar bin. Mein herzlicher Dank gilt Johanna Kaptein, Katrin Lechat und Katharina Voß für ihre Mühe, diesen Text in ein vernünftiges Deutsch zu bringen. Großen Dank Herrn Wolfram Burckhardt – dem Verleger dieses Buches – und dem Kulturverlag Kadmos für meine Aufnahme in ihrer Autorenreihe. Zuletzt möchte ich allen meinen Kollegen und Freunden, insbesondere Dr. Zaal Andronikashvili, Dr. Franziska Thun-Hohenstein, Dr. Dirk Naguschewski, Dr. Daniel Weidner, Luka Nakhutsrishvili, Jens Reinke und Thomas Weise für ihre Hilfsbereitschaft und ihren Beistand danken. Giorgi Maisuradze Berlin den 18. März 2013 10

einem kosmogonischen Vorbild. Wie Protogonos – der »Erstgeborene«<br />

der orphischen Kosmogonie – ein urgöttliches Wesen, das in<br />

sich die Keime aller Seienden enthält, ist das Ursprungsparadigma<br />

ein Vorgänger, der die Zukunft weist <strong>und</strong> vorbestimmt. Am Ursprung<br />

durch die <strong>Genealogie</strong> verankert schufen die Menschen ihre ersten<br />

Gemeinschaften, die sich im Laufe der Geschichte zu den modernen<br />

Nationalstaaten entwickelten, wobei die Blutsverwandtschaften eine<br />

zweitrangige Rolle zu spielen scheinen, aber auch in der Zeit der<br />

Moderne ist die Menschheit nicht nur einmal in die »ursprungsmythische<br />

Geisteslage« vom »Blut <strong>und</strong> Boden« verfallen. 1933 schrieb Paul<br />

Tillich: »Der Ursprung enthält in sich das Gesetz des Kreislaufs: Was<br />

von ihm kommt, muss zu ihm zurück. Wo der Ursprung herrscht,<br />

kann es das Neue nicht geben. Die Herrschaft des Woher macht die<br />

Ernsthaftigkeit des Wozu unmöglich.« 2<br />

Dieses Buch ist als meine Doktorarbeit entstanden, die im Sommersemester<br />

2009 von der philosophischen Fakultät III der Humboldt<br />

Universität zu Berlin als Dissertation angenommen wurde.<br />

Einige Jahre zuvor habe ich eine Abhandlung meines künftigen<br />

Doktorvaters – Prof. Dr. Thomas Macho – »So viele Menschen.<br />

Jenseits des genealogischen Prinzips« 3 gelesen, die mich noch vor<br />

der persönlichen Begegnung mit ihm für die Beschäftigung mit der<br />

<strong>Genealogie</strong> inspirierte. Meine Interessen für den Ursprungsgedanke<br />

verdanke ich meinen georgischen Lehrer Prof. Dr. Zurab Kiknadze,<br />

der mich – wie dies in dem ersten Satz seiner georgischen Übersetzung<br />

des Gilgamesch-Epos heisst, – in »die Tiefe« des Mythos hineinschauen<br />

ließ. Dafür <strong>und</strong> für die Ermutigung während des Studiums<br />

als sein Doktorand <strong>und</strong> für die wertvollen Ratschläge möchte ich<br />

mich hier ganz herzlich bei ihm bedanken. Das Manuskript wurde<br />

zur Buchfassung revidiert <strong>und</strong> überarbeitet, als ich am Zentrum für<br />

Literatur- <strong>und</strong> Kulturforschung Berlin arbeitete. Einen besonderen<br />

Dank möchte ich der Direktorin des ZfL – Prof. Dr. Dr. h. c. Sigrid<br />

Weigel für ihre Unterstützung aussprechen. Auch im ZfL hatte ich<br />

die Gelegenheit gehabt den Honorary Member des ZfL Professor<br />

2 Paul Tillich, Die sozialistische Entscheidung, Berlin 1980, S. 26.<br />

3 Thomas H. Macho, So viele Menschen. Jenseits des genealogischen Prinzips,<br />

in: Vor der Jahrtausendwende. Berichte zur Lage der Zukunft, hrsg. von<br />

Peter Sloterdijk, Frankfurt am M. 1990, S. 29−64.<br />

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