Leseprobe - Lesewelt

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100 Bausteine zum Wortschatz eignen sich prozedurale Aspekte besonders für Verben und episodische für Abstrakta wie Gefühle. Für Konkreta (v. a. Nomina) sind Abbildungen oder im Idealfall bei jüngeren Kindern sogar Realgegenstände hinzuzuziehen. Zur Begriffsarbeit bieten sich folgende Übungen an: Übungen zur Begriffsarbeit Kollokationen • Erklären, Definieren und Umschreiben von Begriffen •ähnliche Begriffe finden (Synonyme) •freie Assoziationen zum Begriff sammeln (z. B. Mindmapping) •emotionalen Bezug zum Begriff aufbauen, den Begriff mit allen Sinnen erleben (z. B. Eigenschaften des Begriffes erfühlen, erschmecken) •Kategorisierungen verwenden: Über- (Hyperonyme: Obst) und Unterbegriffe (Hyponyme: Apfel), nebengeordnete Begriffe (Kohyponyme: Apfel und Birne), Teil-Ganzes-Beziehungen (Meronymie: Apfel und Schale) •Funktion klären (Was kann man mit einem Apfel machen?) •eigene Erfahrungen zum Begriff erzählen (Hast du schon einmal einen Apfel geerntet?) •Vorkommen und Ort klären (Woher hast du deinen Apfel?) •Eigenschaften klären (Wie schmeckt er?) •visuelle Vorstellung durch eigene Zeichnungen oder Bilder bzw. Realgegenstände unterstützen •gestisch-motorische Assoziationen: typische Bewegungen und Handlungen pantomimisch darstellen •Schreibweise präsentieren (Wortkarte, Wörterheft etc.) Durch das Unterrichtsgespräch über einen Begriff wird einerseits der Eintrag gesichert und kann somit immer schneller und müheloser abgerufen werden. Andererseits wird dieser automatisch auch mit benachbarten Begriffen verknüpft (Kollokationen, z. B. Apfel mit Birne, Schale, süß). Auf diese Weise kann der Eintrag in ein größeres Gesamtnetzwerk eingebettet werden: Verknüpfen eines Begriffs mit anderen im Unterricht •Lehrer: „Was ist denn eine Birne?“ •Schüler 1: Das ist ein Obst [Hyperonym]. Du kannst es essen [Kollokation]. Meine Mama hat eine im Supermarkt gekauft [Kollokationen]. •Schüler 2: So was wie ein Apfel [Kohyponym]. Sie hat auch einen Stiel [Meronym]. Arbeit mit Wortfeldern Projekt- und themenorientiertes Arbeiten (John 2007): Wortfelder sind Gruppen von Wörtern, die sich semantisch (bedeutungsmäßig) ähnlich sind (z. B. Wortfeld „sagen“: reden, rufen, wispern, schreien etc.). Wenn im Unterricht projekt- bzw. themenorientiert gearbeitet wird, werden einzelne
Prävention im Unterricht 101 Begriffe insgesamt hochfrequenter und zugleich häufiger zusammen mit ähnlichen gebraucht. Auf diese Weise gelingt eine Vernetzung besonders leicht. Geht es im Sachunterricht z. B. um Ernährung, könnte man im Förderunterricht mit den semantisch-lexikalisch schwächeren Schülern im Rahmen eines Kaufladenspiels mit Hilfe von Realgegenständen das Wortfeld „Nahrungsmittel“ vertiefen (Einkaufszettel gestalten, einkaufen, verkaufen, Waren nachbestellen, sortieren etc.). Später könnte dann ein Unterrichtsgang mit der ganzen Klasse allen die Möglichkeit bieten, ihre Kenntnisse zu nutzen. Als thematische Brücken bieten sich in der Regel die im Lehrplan vorgeschlagenen Inhalte aus dem Sachunterricht an. Oft richten Lehrkräfte ihre Trimesterplanung von vornherein an diesem Unterrichtsfach aus: Wenn also z. B. das Sachunterrichtsthema „Wiese“ behandelt wird, werden in Kunst Wiesencollagen aus Naturmaterialien hergestellt, im Rechtschreiben das behandelt, in Englisch das Bilderbuch „The Very Hungry Caterpillar“ (Carle 1972) gelesen etc. In allen Fächern stehen Begriffe wie „Pflanze“, „Wiese“, „blühen“ etc. im Vordergrund. Somit fällt es wortschatzschwachen Schülern leichter, diese ins Langzeitgedächtnis zu überführen und dort zu verknüpfen. Natürlich können auch andere Fächer solche Brückenthemen liefern, z. B. Deutsch (Arbeit an einer Lektüre) oder Mathematik (Geometrie und Orientierung im Raum). Weitere Unterrichtsprinzipien: Idealerweise sollte sich Wortschatzarbeit stets an den kindlichen Interessen orientieren, da der Input bei guter intrinsischer Motivation schneller zum Intake wird (Dannenbauer 2002b). Authentisches Lernen und Erfahrungen mit allen Sinnen fördern zusätzlich eine gute Elaboration auf Lemmaebene. Im Rahmen eines tatsächlichen Bauernhofbesuchs, bei dem die Kinder mit ihren eigenen Händen Obst ernten dürfen, oder beim Zubereiten eines Obstsalats werden Einträge im mentalen Lexikon mit prozeduralen Handlungsroutinen vernetzt. Mehrkanalige Sinneserfahrungen ermöglichen zudem das Anlegen multimodaler Markenmixe (taktil-kinästhetisch, gustatorisch, olfaktorisch etc.). Zusätzlich wirkt eine spielerische Umsetzung gerade für jüngere Kinder anspornend: Statt eines monotonen Übungskontextes (z. B. Wörter wie Vokabeln auswendig lernen) empfiehlt es sich, Begriffe entweder in thematisch passende Rollenspiele (z. B. mit dem Kaufladen zum Thema „Obst und Gemüse“) oder in bekannte Regelspielformate einzubetten (z. B. „Montagsmaler“, „Wer wird Millionär“) (zur Spieltheorie vgl. Oerter 1998). Optimierung der Lehrsprache: In Kapitel 3 wurde bereits ausführlich auf die Lehrersprache als störungsübergreifende Methode eingegangen. Um Themenfindung kindliche Interessen berücksichtigen Lernen mit allen Sinnen spielerische Umsetzung störungsübergreifende Methode Lehrersprache
Seite 1 und 2: 7 Bausteine zum Wortschatz Im Schul
Seite 3 und 4: Diagnostik 97 Valenzinformation auf
Seite 5: Prävention im Unterricht 99 Tabell
Seite 9: Sprachtherapeutische Intervention i

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