Leseprobe - Lesewelt

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18.11.2013 Aufrufe

98 Bausteine zum Wortschatz •Er liegt semantisch „daneben“ (semantische Ersetzungen / Paraphasien) und verwendet Oberbegriffe („Anziehsachen“ für „Hose“), nebengeordnete oder untergeordnete Begriffe („Glas“ für „Tasse“). •Er benutzt Umschreibungen und / oder setzt häufig Gesten ein („Brille“: „Das zum Durchschauen, dass man besser sieht“, zusätzlich Nachbilden der Brille mit den Händen). •Die Äußerungen sind häufig unterbrochen durch Pausen, Pausenfüller, Umformulierungen, Selbstkorrekturen („äh“, „also“, Banane: „Der Apfnein Bir-, äh Banane“). •Der Schüler liegt phonologisch „daneben“ (phonologische Paraphasien) und verwendet ähnlich klingende Wörter („Lappwaschen“ für „Waschlappen“, „Biene“ für „Birne“). •Der Schüler macht Bemerkungen über das eigene Wortfindungsverhalten („Wie heißt das gleich wieder?“, „Jetzt fällt es mir nicht ein.“), Störungsbewusstsein (z. B. durch Vermeidungsverhalten: „Hab ich vergessen.“). Kriteriengeleitete Beobachtung zum Wortschatz Wortschatz allgemein Tab. 21: Kriteriengeleitete Beobachtung zum Wortschatz Versteht viele Begriffe richtig Benennt viele Begriffe differenziert Wortfindung Kurze Antwortzeit (auch bei neuen Begriffen) Keine Platzhalter („weißt schon“), keine unspezifischen Begriffe („Dings, tut“) Keine Wortneuschöpfungen (Neologismen: „Blumenmann“ – „Gärtner“) Keine semantischen Ersetzungen (Oberbegriffe: „Tier“ – „Hund“; Neben- / Unterordnung: „Apfel“ – „Tomate“) Keine Umschreibungen, Gesten („Brille“: „Das zum Durchschauen auf der Nase“; Geste für Brille) Keine Unterbrechungen (Pausen, Pausenfüller „äh“, Umformulierungen, Selbstkorrekturen „Die Birn- äh- Banane“) Keine phonologischen Ersetzungen („Biene“ für „Birne“, „Marine“ für „Mandarine“) Keine Metakommentare, kein Vermeidungsverhalten („Wie heißt das gleich wieder?“, Abbruch, keine Antwort, „Hab ich vergessen.“) Auswertung: + (ja: sprachliche Stärke), U (Schüler zeigt Unsicherheiten), – (nein: sprachliche Schwäche) Bitte in den grau unterlegten Feldern die Namen der Schüler eintragen!

Prävention im Unterricht 99 Tabelle 21 kann unter http://www.reinhardt-verlag.de heruntergeladen werden. Noch differenziertere Kriterien finden sich in SemLexKrit (Glück 2002, enthalten auch im Handbuch des WWT, Glück 2007, Tab. 3.1. oder http://www.elsevier.de/sixcms/media.php/795/47480_Glueck_kapitel_3.pdf). Einzelverfahren Bei manchen Schülern kann man durch reine Beobachtung schwer unterscheiden, ob die Schwierigkeiten eher auf Ebene der Wortbedeutung oder der Wortform liegen. Für das Schulalter können ergänzend diagnostische Einzelverfahren wie der Wortschatz- und Wortfindungstest für sechs- bis zehnjährige Kinder (WWT, Glück 2007) angewandt werden. Daneben gibt es Verfahren für jüngere Kinder (z. B. AWST-R, Kiese-Himmel 2005), die vorrangig bei sehr schwachen Schülern qualitativ verwendet werden können. Teilweise eignen sich Untertests wie Wortfindung (WF) und Begriffsklassifikation (BK) aus dem Heidelberger Sprachentwicklungstest (HSET, Grimm / Schöler 1990). Weitere Verfahren sind in Nachschlagewerken (Kap. 2.1) erläutert. Wortschatz- und Wortfindungstest Untertests 7.3 Prävention im Unterricht Die Größe des Wortschatzes und die Leichtigkeit, mit der Kinder ihn normalerweise erweitern, könnte im Hinblick auf Kindergruppen mit sprachlichen Problemen schnell demotivierend wirken: Macht Wortschatzarbeit überhaupt Sinn, angesichts der vernichtend kleinen Menge an Begriffen, die im Unterricht erarbeitet werden können? Die Antwort lautet ja, denn obwohl Kinder bis zur Pubertät zwar die unglaubliche Menge von ca. 60.000 Wörtern erwerben, genügen schon ca. 4.000, um 95 % der Äußerungen verstehen zu können (Glück 2000). Wortschatzarbeit als grundlegendes Unterrichtsprinzip: Um ein möglichst umfangreiches Begriffsrepertoire zu erlernen, sollte Wortschatzarbeit zum grundlegenden Unterrichtsprinzip erhoben werden. Mindestens täglich, möglichst jedoch in jeder Unterrichtsstunde sollte semantisch-lexikalisches Wissen erweitert werden. Für jedes Wort sollten sowohl Lexem- als auch Lemmainformationen thematisiert werden (vgl. Modell des mentalen Lexikons). Dabei Lexem- und Lemmainformationen

98 Bausteine zum Wortschatz<br />

•Er liegt semantisch „daneben“ (semantische Ersetzungen / Paraphasien)<br />

und verwendet Oberbegriffe („Anziehsachen“ für „Hose“), nebengeordnete<br />

oder untergeordnete Begriffe („Glas“ für „Tasse“).<br />

•Er benutzt Umschreibungen und / oder setzt häufig Gesten ein („Brille“:<br />

„Das zum Durchschauen, dass man besser sieht“, zusätzlich Nachbilden<br />

der Brille mit den Händen).<br />

•Die Äußerungen sind häufig unterbrochen durch Pausen, Pausenfüller,<br />

Umformulierungen, Selbstkorrekturen („äh“, „also“, Banane: „Der Apfnein<br />

Bir-, äh Banane“).<br />

•Der Schüler liegt phonologisch „daneben“ (phonologische Paraphasien)<br />

und verwendet ähnlich klingende Wörter („Lappwaschen“ für „Waschlappen“,<br />

„Biene“ für „Birne“).<br />

•Der Schüler macht Bemerkungen über das eigene Wortfindungsverhalten<br />

(„Wie heißt das gleich wieder?“, „Jetzt fällt es mir nicht ein.“),<br />

Störungsbewusstsein (z. B. durch Vermeidungsverhalten: „Hab ich<br />

vergessen.“).<br />

Kriteriengeleitete Beobachtung zum Wortschatz<br />

Wortschatz allgemein<br />

Tab. 21: Kriteriengeleitete Beobachtung zum Wortschatz<br />

Versteht viele Begriffe richtig<br />

Benennt viele Begriffe differenziert<br />

Wortfindung<br />

Kurze Antwortzeit (auch bei neuen Begriffen)<br />

Keine Platzhalter („weißt schon“), keine unspezifischen<br />

Begriffe („Dings, tut“)<br />

Keine Wortneuschöpfungen (Neologismen:<br />

„Blumenmann“ – „Gärtner“)<br />

Keine semantischen Ersetzungen<br />

(Oberbegriffe: „Tier“ – „Hund“;<br />

Neben- / Unterordnung: „Apfel“ – „Tomate“)<br />

Keine Umschreibungen, Gesten („Brille“: „Das zum<br />

Durchschauen auf der Nase“; Geste für Brille)<br />

Keine Unterbrechungen (Pausen, Pausenfüller „äh“,<br />

Umformulierungen, Selbstkorrekturen „Die Birn- äh-<br />

Banane“)<br />

Keine phonologischen Ersetzungen („Biene“ für<br />

„Birne“, „Marine“ für „Mandarine“)<br />

Keine Metakommentare, kein Vermeidungsverhalten<br />

(„Wie heißt das gleich wieder?“,<br />

Abbruch, keine Antwort, „Hab ich vergessen.“)<br />

Auswertung: + (ja: sprachliche Stärke), U (Schüler zeigt Unsicherheiten), – (nein: sprachliche Schwäche)<br />

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