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KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Begriffserklärung „königlich“<br />
Im Deutschen Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache (Forschungsstelle der<br />
Heidelberger Akademie der Wissenschaften), finden wir folgende Erklärung: königlich; Wortklasse:<br />
Adjektiv; Erklärung: einem König zugeordnet.<br />
Im Bertelsmann Universallexikon wird erläutert: König, althochdeutsch kuning, von kunni,<br />
"Geschlecht", der Träger der höchsten monarchischen Würde nächst dem Kaiser, in manchen<br />
Völkerschaften auch der oberste Priester. Wie bei den altgriechischen Stadtstaaten und im römischen<br />
Staat der Frühzeit gab es auch bei den germanischen Völkern Könige.<br />
Im Zusammenhang mit dem Wort "König" fällt häufig der Begriff "Königsweg" als "beste<br />
Möglichkeit", als "bester Weg".<br />
Als Ableitung daraus entstand die „Bestenherrschaft“, die Aristokratie oder der Adel als geistige<br />
Elite gebildeter Personen. In diesem Sinn ist Elite ein Synonym für "die Besten" (griechisch: aristoi)<br />
und bildet daher eine Herrschaft der Besten mit all ihren Schattenseiten. Auch wenn derartige<br />
Eliten als Ziel die eigene Vervollkommnung anstrebten, so ist dieses Endziel ein imaginäres und nie<br />
erreichbar. Vielen ist dies nicht bewusst oder sie wollen es nicht wahrhaben. Wahren Eliten, die<br />
denken wie Sokrates, ich weiß, dass ich nichts weiß, war und ist der Weg das Ziel, denn sie wissen<br />
um ihre eigene Unzulänglichkeit.<br />
Zur Erklärung des Begriffs "König" darf der Bereich der Bibel nicht unberücksichtigt gelassen<br />
werden.<br />
Im Calwer Bibellexikon (sechste Auflage 1989, Spalte 748) finden wir folgende Zuordnung:<br />
Die Vorstellung, daß Gott selbst König sei, scheint in Israel erst seit der Staatenbildung und dem<br />
Aufkommen des israelischen und judäischen Königtums betont worden zu sein 1. Samuel 12,12.<br />
In älterer Zeit hatte man genug andere Ehrennamen für Gott, als daß man diesen schillernden,<br />
kanaanäisch gefärbten und halbmythischen Begriff verwandte. Das älteste prophetische Zeugnis für die<br />
Anwendung des Königstitels auf Gott finden wir Jesaja 6,5.<br />
Die Bezeichnung häuft sich bei Jeremia 46,18; 48,15; 51,57 und in den Psalmen 5,3; 44,5; 84,4; 98,6;<br />
145,1.<br />
Der Königstitel für Gott dürfte demnach besonders im Jerusalemer Tempelkult gebraucht worden sein.<br />
Von der Königsherrschaft Jahwes redet, wie erwähnt, erst die nachexilische Chronik 1. Chronik 17,14;<br />
28,5.<br />
Das Bild vom sakralen König ist dann übertragen worden auf den kommenden König der Heilszeit<br />
Jeremia 30,9; Hesekiel 37,24; Sacharja 9,9. Wie im Alten Testament, so wird im Neuen Testament Gott<br />
und nun Jesus Christus selten als König bezeichnet 1. Timotheus 1, 17; Johannes 18,37. Dagegen wird<br />
häufig auch die neue Gemeinschaft, die durch Jesus entsteht, als Königsherrschaft Gottes bezeichnet.<br />
Begriffserklärung „<strong>Kunst</strong>“<br />
Der Begriff "<strong>Kunst</strong>" bezeichnet im weiteren Sinn die Anwendung angeborener oder erworbener<br />
Fähigkeiten in hochentwickelter, spezialisierter Form als "Können" oder <strong>Kunst</strong>fertigkeit und das<br />
Resultat dieser Betätigung als <strong>Kunst</strong>werk, sofern es durchschnittliche Leistungen übersteigt, was<br />
uns wieder zu den Begriffen Elite und Selbstvervollkommnung führt.<br />
In der Antike wird der Begriff ‚<strong>Kunst</strong>’ etwas anders dargelegt 1 . Man kannte sieben "freie Künste"<br />
(lat. artes liberales), die häufig durch eine siebensprossige Leiter symbolisiert werden. Sie<br />
1 Siehe auch Platons Euthydemos<br />
© Manuel Moja manuelmoja@sokraton.at 1
KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
beschrieben Kenntnisse und Fertigkeiten, die zur Unterrichtung eines ‚freien Mannes’, der nicht<br />
auf materiellen Broterwerb angewiesen war, für wichtig angesehen wurden.<br />
Das Tätigkeitsfeld der Sklaven wurde im Gegensatz dazu als „unfreie Künste“ (artes illiberalis)<br />
bezeichnet. Die mit körperlicher Arbeit verbundenen „mechanischen“ bzw. „schmutzigen Künste“<br />
(artes mechanicae, artes sordidae) aber auch als "Handwerkskünste" (griech. technai banausoi),<br />
die auch von Unfreien ausgeübt werden durften. Im Mittelalter zählten zu den artes mechanicae<br />
auch die Bildende <strong>Kunst</strong>, die Baukunst und die Angewandte <strong>Kunst</strong>.<br />
Im Mittelalter wurden die Freien Künste in Klöstern gelehrt.<br />
Man unterschied das Grundstudium (Trivium) und das weiterführende Quadrivium.<br />
1. Zum Trivium gehörten die sprachlichen Fächer: Grammatik (mit Literatur), Dialektik oder<br />
Logik, Rhetorik (mit Recht und Ethik).<br />
2. Zum Quadrivium gehörten die mathematischen Fächer: Arithmetik, Geometrie (mit<br />
Geographie und Naturgeschichte), Astronomie (mit Astrologie), Musik, insbesondere<br />
Kirchenmusik.<br />
Nach Abschluss des Quadriviums erhielt der Schüler an den Universitäten des späteren<br />
Mittelalters den akademischen Grad eines Magisters der Künste.<br />
Alchimie und die königliche <strong>Kunst</strong><br />
Man hat die praktische Alchimie eine königliche <strong>Kunst</strong> genannt. Wobei der Versuch aus unedlem<br />
Metall Gold zu machen nur ein Symbol ist für die Vervollkommnung des eigenen Charakters.<br />
Die Arbeit der Alchimie galt der allgemeinen Umwandlung aller Dinge in eine göttliche und<br />
unvergängliche Substanz. Gemäß ihrem Urgedanken ist die Alchimie nichts weiter, als der<br />
klägliche Versuch, wieder aus dem Männlichen und dem Weiblichen eine Einheit zu bilden,<br />
nämlich eine Gottheit. So symbolisiert ursprünglich Sulfur das Menstruationsblut (das Weibliche)<br />
und Mercurius die Samenflüssigkeit (das Männliche). Zurück zu Gott, zum göttlichen, was man<br />
den Menschen nahm.<br />
Aber die Erinnerung an dieses Göttliche ist geblieben. Je weiter die Jahrhunderte jedoch<br />
verstrichen und sich die Menschen immer mehr dem Gold zuwandten und dies an Gottes statt<br />
erhoben, so wandelte sich der Urgedanke, da sich das Ziel wandelte. Der Mammon verdrängte<br />
Gott.<br />
Die Alchimie ist die geistige Tochter Altägyptens, gegründet durch Hermes.<br />
Alchimie und der „Stein der Weisen“ 2 sind nur eine Allegorie.<br />
So steht es in der „Fama Fraternitatis“: Weg mit dem Gold, wenn es nicht das grenzenlose Gold ist.<br />
Denn der, für den sich die ganze Natur erschließt, freut sich ... darüber, daß er die Himmel sich öffnen<br />
sieht und die Engel Gottes emporsteigen und herabkommen und daß sein Name ins Buch des Lebens<br />
geschrieben ist.<br />
Die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> entspringt aus unwandelbarer Kenntnis des wahrhaft Guten, Schönen und<br />
Gerechten.<br />
Freimaurerei und die königliche <strong>Kunst</strong><br />
Lennhoff/Posner führen im Internationalen Freimaurerlexikon aus: <strong>Kunst</strong>, <strong>Königliche</strong> (engl. Royal<br />
Art, Frz. Art royal). Die Freimaurer nennen ihre <strong>Kunst</strong> die königliche.<br />
2 Der Phönix ist in der Alchimie ein Symbol für den „Stein der Weisen“<br />
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KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Anderson ist 1723 diese Wortverbindung bereits derart geläufig, daß er an mehreren Stellen<br />
seiner historischen Einleitung von der "Royal Art" spricht.<br />
Er berichtet: Am Tigris und Euphrat gab es so viel gelehrte Priester und Mathematiker, die unter dem<br />
Namen Chaldäer und Magier bekannt waren, welche die gute Wissenschaft (good science) Geometrie<br />
bewahrten, ebenso wie Könige und große Männer die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> (K.K.) aufmunterten." Weiter<br />
erzählt er, die K.K. sei durch Mizraim, den zweiten Sohn Hams, nach Ägypten gebracht worden. Später<br />
wird erwähnt, die Heiden hätten sich wohl alle Mühe gegeben, die K. K. zu pflegen, wären aber nicht<br />
weiter gekommen, bis Gott seinem auserwählten Volke den Auftrag gab, sein Haus zu bauen.<br />
Das Wort von der K.K. erscheint dann wieder in der Beschreibung der Fortpflanzung der Freimaurerei<br />
durch Könige, Potentaten und Prinzen, die sogar bis nach Indien die K. K. verpflanzten. Im Laufe des<br />
Textes kommt das Wort noch wiederholt vor, bis schließlich die Geschichte der Andersonschen<br />
Constitutions mit einem Hochgesange auf die K. K. schließt: "The Royal Art duly cultivated and the<br />
Cement of the Brotherhood preserv'd, so that the whole Body resembles a well built Arch.<br />
Die Behauptung, die Bezeichnung sei erst zu Zeiten König Williams III. aufgekommen, der sich als<br />
Bauherr besondere Verdienste erwarb, ist damit hinfällig. Ebenso die Erklärungsversuche, den<br />
Begriff "königlich" mit angeblichen stuartistischen Bestrebungen der alten englischen Freimaurerei<br />
in Zusammenhang zu bringen. Viel wahrscheinlicher ist es, daß die Bezeichnung auf den Bau des<br />
salomonischen Tempels Bezug nehmen will, bei dem Hiram seine Baukunst zum Besten gab.<br />
Die Baumeister und Steinmetze standen bei großen Werken, die im Auftrag der herrschenden<br />
Klasse erfolgten, unter königlichem Schutz und nahmen mit ihren Privilegien eine Sonderstellung<br />
ein.<br />
Zu Recht nahm die Werkmaurerei dieses Anrecht für sich in Anspruch. Die spekulative Maurerei,<br />
die sich geistig betätigte entlieh diese Wortwahl für sich, in Anlehnung an die antike Bedeutung.<br />
In der Loge, die als Lehrstätte für die Anhänger ihrer Lehre diente, wurden maurerische Symbole<br />
zu einem freimaurerischen Lehrgebäude verwendet. Es wurde den Schülern die <strong>Kunst</strong> der Selbsterkenntnis,<br />
der Selbstkritik und der Selbsterziehung nähergebracht, eine Lebenskunst, die<br />
strengste Disziplin erforderte. Als Ziel galt die eigene Seele so zu erbauen, damit sie im<br />
Gemeinschaftsbau der Humanität dem Ewigen eine Wohnstatt böte.<br />
Nach Johann Christian Gädike besteht die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> darin, Menschen zum Guten zu<br />
verleiten und vom Bösen abzuhalten – ohne vor Gericht Zuflucht suchen zu müssen.<br />
Die ‚<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong>’ wird getragen von der Selbstdisziplin, sich auf einem moralisch-ethischen<br />
Weg zur Selbstvervollkommnung zu bewegen und nach eingehender Selbsterkenntnis, von der<br />
freien Einsicht über die Notwendigkeit, diesen Weg einzuschlagen.<br />
Die ‚<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong>’ ist also die <strong>Kunst</strong> die eigene Charakterverfeinerung zielstrebig zu<br />
betreiben. Ohne Frage ist es eine <strong>Kunst</strong> einen derart steinigen und schwierigen Weg standhaft<br />
und ernsthaft zu durchlaufen. Die Vervollkommnung des Selbst umfasst die ‚99 Stufen zur<br />
Harmonie’, die im salomonischen Tempel symbolisiert werden. Deshalb arbeitet der seriöse<br />
Freimaurer fiktiv am Bau des ‚Tempels der Humanität’, deren Steine die Menschen sind, während<br />
Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit Zutaten des bindenden Mörtels sind. Die drei<br />
tragenden Säulen des ‚Tempels’ stehen sinnbildlich für Weisheit, Stärke und Schönheit 3 .<br />
Neunundneunzig Stufen bedeuten neunundneunzig Tugenden, deren letzte die bedingungslose<br />
Liebe ist. Sie dienen als Lehrstufen der geistigen und charakterlichen Vervollkommnung.<br />
3 Hegels Ästhetik sieht in der <strong>Kunst</strong> die Erscheinung des Absoluten in Form der Anschauung, ihre Schönheit stehe dabei zwischen<br />
dem Sinnlichen als solchem und dem reinen Gedanken. Durch eben diese Schönheit werde nach Friedrich Schiller der sinnliche Mensch<br />
zur Form und zum Denken geleitet und der geistige Mensch zur Materie zurückgeführt und der Sinnenwelt wiedergegeben.<br />
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KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Ihre Kriterien lassen sich in etwa in der „Goldenen Regel“ (regula aurea) zusammenfassen, die<br />
ethischer Bestandteil zahlreicher Religionen und Philosophen ist.<br />
Konfuzianismus<br />
Tue anderen nicht, was du nicht möchtest, das sie dir tun. (Analekte 15, 23)<br />
Taoismus<br />
Betrachte den Gewinn deines Nachbarn als deinen Gewinn und seinen Verlust als deinen Verlust. (T'aishang<br />
Kang-ying P'ien)<br />
Buddhismus<br />
Verletze nicht andere auf Wegen, die Dir selbst als verletzend erscheinen. (Udana-Varga 5, 18; Ein<br />
Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch nicht für ihn sein; und ein Zustand,<br />
der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten? (Samyutta<br />
Nikaya V, 353.35 - 354.2)<br />
Wer sich zum Vorbild gemacht hat, soll weder schlagen noch Anlaß zu Schlägen geben. (Dhammapada,<br />
10, 129-130)<br />
Hinduismus und Brahmanismus<br />
Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern<br />
aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde. (Mahabharata, Anusasana Parva 113, 8;<br />
Mencius VII, A, 4)<br />
Dies ist die Summe aller Pflicht: Tue anderen nichts, das dir Schmerz verursachte, würde es dir getan.<br />
(Mahabharata V, 1517)<br />
Man soll sich nicht auf eine Weise gegen andere betragen, die einem selbst zuwider ist. Dies ist der Kern<br />
aller Moral. Alles andere entspringt selbstsüchtiger Begierde. (Mahabharata, 114, 8)<br />
Jainismus<br />
Daher übt er (der Weise) keine Gewalt gegen andere, noch heißt er andere so tun. (Acarangasutra 5,<br />
101-102)<br />
Gleichgültig gegenüber weltlichen Dingen sollte der Mensch wandeln und alle Geschöpfe in der Welt<br />
behandeln, wie er selbst behandelt sein möchte. (Sutrakritanga I. 11.33)<br />
Zoroastrismus<br />
Was alles dir zuwider ist, das tue auch nicht anderen an. (Shayast-na-Shayast 13, 29)<br />
Tut keinem etwas an, was für Euch selbst nicht gut erschienen wäre. (Shayast-na-shayast, XIII, 29)<br />
[...] dass die (menschliche) Natur nur gut ist, wenn sie nicht anderen antut, was ihr nicht selbst bekommt.<br />
(Dadistan-i-Dinik 94, 5)<br />
Judentum<br />
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (Die Bibel, Altes Testament, Buch Levitikus 19, 18)<br />
Was du nicht leiden magst, das tue niemandem an. (Die Bibel, Altes Testament, Buch Tobit 4, 15)<br />
Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist<br />
Kommentar. (Talmud, Shabbat 31a)<br />
Christentum<br />
Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen auch." (Die Bibel, Neues Testament,<br />
Matthäus 7, 12)<br />
Seid zu den Leuten genauso, wie ihr auch von ihnen behandelt werden wollt. (Die Bibel, Neues<br />
Testament, Lukas 6, 31)<br />
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KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Was der Mensch sät, das wird er ernten. (Die Bibel, Neues Testament, Galater, 6,7b)<br />
Islam<br />
Niemand von Euch ist ein Gläubiger, bevor er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst<br />
begehrt. (Yahia bin Sharaful-Deen An-Nawawi: 40 Hadithe (13))<br />
Bahá'í<br />
Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch<br />
selbst nicht wünscht. (Baha'u'llah)<br />
Klassisches Griechenland<br />
Was immer du deinem Nächsten verübelst, das tue ihm nicht selbst. (Pittakos von Mytilene, einer der<br />
griechischen Sieben Weisen)<br />
Antwort auf die Frage, was denn die gerechteste Lebensführung sei: "Wenn wir selbst nicht tun, was wir<br />
anderen übel nehmen." (Thales von Milet)<br />
Tue anderen nicht an, was dich ärgern würde, wenn andere es dir täten." (Sokrates)<br />
Soll ich mich andern gegenüber nicht so verhalten, wie ich möchte, dass sie sich mir gegenüber verhalten?<br />
(Platon)<br />
Was du selbst zu erleiden vermeidest, suche nicht anderen anzutun. (Epiktet)<br />
Die <strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong> spiegelt sich idealer Weise im PHORBUS- Verhaltenskodex wider:<br />
1. Achte deinen Nächsten und respektiere ihn so wie du auch die Natur respektieren<br />
sollst, aber meide die Rattenfänger und falschen Propheten, die dir Versprechungen<br />
machen und dir eine Scheinwelt vorgaukeln, in der Macht und Materialismus das Maß<br />
aller Dinge sind.<br />
2. Meide auch die Heuchler, Hassprediger, Hochmütigen, die Energieräuber, Neider,<br />
Dogmatiker und Fanatiker, die Oberflächlichen, Lauten und Streitsüchtigen. Und hüte<br />
dich davor selbst so zu werden.<br />
3. Suche deine Freunde nur unter tugendhaften Menschen, die sich durch Toleranz,<br />
Gleichheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Vernunft, Treue und Menschenliebe hervortun und<br />
strebe selbst nach diesen Werten. Denk immer daran, dass die wahren Werte im<br />
Inneren des Menschen liegen und nicht in Äußerlichkeiten.<br />
4. Liebe die Friedfertigen, die die Menschenrechte achten. Aber toleriere keine<br />
Intoleranz.<br />
5. Sei in deinen Absichten, Gefühlen und Äußerungen aufrichtig, spiele nicht mit den<br />
Gefühlen und dem Vertrauen anderer und heuchle keine Liebe vor.<br />
6. Wenn du Kritik übst, taste die Würde des anderen nicht an. Kritik soll immer positiv<br />
sein aber niemals verletzend und destruktiv.<br />
7. Das, was du zu sagen hast, sprich ruhig und klar aus und rede nicht im Zorn oder mit<br />
übler Nachrede. Verspotte und beleidige deine Mitmenschen nicht, noch mache dich<br />
über sie lustig. Und hänsele niemanden wegen seiner Gebrechen oder seines<br />
naturgegebenen Aussehens.<br />
© Manuel Moja manuelmoja@sokraton.at 5
KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
.<br />
8. Lerne zuzuhören. Aber gehe behutsam mit dem um, was du hörst und sei kritisch mit<br />
dem Gesagten, denn viele Reden kommen zu den Menschen, gute und schlechte. Höre<br />
auf dein Inneres und nicht auf andere, denn nur du bist für dein Tun verantwortlich.<br />
9. Sei zurückhaltend und höflich, dränge dich niemandem auf. Sei aus freien Stücken<br />
hilfsbereit und tue es nicht, weil du eine Gegenleistung erhoffst.<br />
10. Verkaufe nicht dein Selbst und deine Überzeugung, um etwas zu erreichen. Bleibe Du<br />
selbst. Bestehe vor dir selbst und lass Dich nicht von „Größen“ beraten, deren<br />
Horizont die eigene Stirn ist.<br />
11. Werde Herr über Deine Begierden, halte Maß in allen Dingen und nimm Abstand von<br />
Süchten aller Art. Lass dich nicht gehen aber fall nicht gleich ins Gegenteil, indem du<br />
dich in freudlose Enthaltsamkeit ergibst.<br />
12. Gib nicht an noch protze und schau nicht neidvoll auf Geld oder Besitz anderer.<br />
13. Sei nicht nachtragend, sondern lerne zu verzeihen. Hass zerstört dich nur selbst.<br />
14. Sei milde und barmherzig, aber wäge ab gegenüber wem du dich so erweist, denn nicht<br />
jeder hat sich dies verdient.<br />
15. Genieße den Tag und schaffe Balance zwischen ausgelassener Freude und<br />
Ernsthaftigkeit. Sei nicht mürrisch, weil du vielleicht etwas noch nicht erreicht hast. Du<br />
kannst nichts erzwingen.<br />
16. Bemühe dich ständig an deiner Vollkommenheit zu arbeiten und stehe anderen auf<br />
diesem Wege bei. Jeder kann sich ändern, wann immer er nur will.<br />
17. Halte jeden Abend Rückschau und beurteile die Geschehnisse und dein Handeln.<br />
18. Höre freundlich auf den Ratschlag des Alters und verzichte mit Anmut auf Dinge der<br />
Jugend.<br />
19. Versuche immer, mit gutem Beispiel voranzugehen und bemühe dich gerecht zu sein in<br />
Wort und Tat und zeige Verantwortung für dein Handeln. Sei besonnen und vollrichte<br />
dein Werk mit gesundem Menschenverstand.<br />
20. Akzeptiere dein Schicksal aber lerne die Zeichen zu deuten, die dir das tägliche Leben<br />
gibt und handle danach<br />
© Manuel Moja manuelmoja@sokraton.at 6
KK-<strong>Königliche</strong> <strong>Kunst</strong><br />
Die Balance im Zumuten und Erwarten ist also der Kern der in ihr, der Goldenen Regel,<br />
enthaltenen Ethik. Die Goldene Regel steht dabei im Zentrum der Ethik des Naturrechts 4 .<br />
Balance kann daher, rein pragmatisch gesehen, aus reinem Selbstzweck sowie Vernunftdenken<br />
resultieren. Sie kann sich in einem ausgewogenen Geben und Nehmen darstellen, in einer<br />
gleichermaßen Beachtung von Rechten und Pflichten.<br />
Balance gibt also wenig Aufschluss darüber, ob ein Mensch wirklich glücklich ist. Entsteht aber aus<br />
dieser Lebensweise Harmonie, dann wird sie mit dem Herzen geführt und übertrifft die<br />
pragmatische Balance. Voraussetzung zur Durchführung der „Goldenen Regel“ ist, dass jeder sie<br />
beachtet, um eine rein subjektive Auslegung zu vermeiden. Vermieden wird dies durch<br />
gegenseitigen Respekt, Achtung und Anerkennung. Wir sehen also, ohne die neunundneunzig<br />
Lehrstufen kommen wir nicht aus, denn sie lehren uns, die Dinge von zwei Seiten zu sehen und<br />
nicht nur aus der Ich-Perspektive.<br />
Vorbild sein, ist besser als bloße Belehrung (Manuel Moja)<br />
4 Samuel Pufendorf (1632-1694); "De Jure Naturae et Gentium Libri octo" von 1672,<br />
Christian Thomasius (1655-1728); "Institutiones Jurisprudentiae Divinae" von 1688,<br />
Johann Balthasar Wernher (1675-1742); Pufendorf-Kommentar von 1721.<br />
Ab 1749 bezieht sich Gottfried Achenwall (1719-1772) in seinen Vorlesungen zum Naturrecht auf den Pufendorf-Kommentar,<br />
zwischen 1767 und 1788 stützt sich Kant wiederum auf Achenwall in seinen Vorlesungen ab. Kant formulierte "Handle so, daß die<br />
Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne".<br />
Den kategorischen Imperativ als Prinzip der Ethik entwickelte Kant 1785 in der "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten". Im<br />
kategorischen Imperativ ist u. a. als Element der Goldenen Regel das Prinzip der Gleichheit enthalten, denn es soll Grundlage eines<br />
allgemeinen Gesetzes sein, das für alle gilt. Allerdings ist der kategorische Imperativ in seiner Formulierung nicht so eingängig wie<br />
die Goldene Regel.<br />
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