Niederösterreich - Naturhistorisches Museum Wien

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374 Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 105 A Tab. 2: Rind – Mittelwertvergleiche verschiedener Komplexe. Abkürzungen und Anmerkungen: Meßstrecken nach VON DEN DRIESCH 1976; NL = Neolithikum, fBZ = Frühbronzezeit, Oberl. = Oberlauterbacher Gruppe, Monds. = Mondsee-Kultur, Jevisov. = Mödling-Zöbing-Jevisovice- Kultur, Aunjet. = Aunjetitz-Kultur; Brunn. = Brunn 1+3 (PUCHER 1998 u. in Vorber.), Ratzd. = Ratzersdorf (PUCHER in Vorber.), M-Wi. = Melk-Winden (diese Arbeit), Ölkam (SCHMITZBERGER 1999 u. 2001) F-Sch. = Falkenstein-Schanzboden (PUCHER 1986a), Künz. = Künzing-Unternberg (OTT-LUY 1988), Keut. = Keutschacher See (PUCHER in Vorber.), Mond. = Mondsee (PUCHER & ENGL 1997), M-WS = Melk-Wachberg (PUCHER 1997) + Melk-Spielberg (PUCHER in Vorber.), Schlb. = Schleinbach (PUCHER 1996 + unveröff.). Alt-NL Mittel-NL Jung-NL End-NL fBZ Meßwert Linienbandkeramik Lengyel Oberl. Lasinja Monds. Cham Jevišov. Aunjet. Brunn. Ratzd. M-Wi. Ölkam F-Sch. Künz. Keut. Mond. Riek. M-WS Schlb. Länge des M 3 39,5 - 41,0 36,0 37,5 39,9 38,3 36,2 37,8 39,8 38,1 n 2 4 1 1 9 2 38 13 2 9 Scapula-KLC 58,0 - 57,2 50,5 47,8 50,3 57,0 47,0 54,3 53,0 51,9 n 1 5 1 5 6 1 35 5 1 14 Humerus-Bd 88,3 85,0 93,3 90,0 81,0 - 82,7 80,1 93,5 - 85,4 n 2 1 6 1 2 3 15 2 11 Radius-Bp 100,0 - 92,3 83,0 82,5 87,3 72,5 75,0 82,4 86,5 85,0 n 1 2 1 1 2 1 8 4 1 10 Metacarpus-Bp - 60,3 63,7 60,3 68,5 62,4 56,8 55,4 57,6 - 59,3 n 2 3 2 2 9 3 24 8 8 Tibia-Bd 72,5 69,0 70,0 66,3 66,4 66,6 - 55,8 63,8 56,5 64,9 n 2 3 8 2 5 8 15 8 2 18 Talus-GLl 74,2 73,2 71,6 70,8 70,6 71,0 65,0 63,6 72,3 73,5 65,9 n 3 3 7 2 4 12 2 57 8 2 20 Metatarsus - 54,0 51,9 - 44,0 50,3 44,5 44,5 48,0 47,5 49,5 n 2 5 1 10 1 21 3 1 10 Phalanx 1-GLpe 63,5 66,7 65,5 65,0 65,1 63,8 60,0 56,9 63,1 56,3 59,3 n 3 3 11 5 9 25 3 132 25 4 27 Die hier berücksichtigten mittelneolithischen Komplexe ergeben trotz mancher Schwankungen ein relativ einheitliches Bild. Die Rinder der allerdings schwach belegten linienbandkeramischen Komplexe scheinen eher noch etwas größer gewesen zu sein. Die Rinder der endneolithischen Komplexe waren bemerkenswerterweise nicht kleiner als die mittelneolithischen, sondern etwa ebenso groß, wie die altneolithischen. Im großen und ganzen deutet sich damit jedoch im Donauraum eine Kontinuität in der Rinderzucht zwischen Linienbandkeramik und Endneolithikum an, die die Pfahlbaukulturen allerdings größtenteils ausspart. Der frühbronzezeitliche Komplex von Schleinbach in Niederösterreich (PUCHER 1996 und unveröff. Ergänzungen) ergibt zwar noch verhältnismäßig große Meßwerte, fällt aber gegenüber den mittel- und noch mehr den endneolithischen Komplexen bereits deutlich ab. Die inneralpinen Komplexe der Straubinger Kultur (Bachsfall, PUCHER 1994 und unveröff. und Wiesing, PUCHER 1986b) tendieren zu noch etwas niedrigeren Werten, auch wenn ihre Rinder im Rahmen der Bronzezeit keineswegs zu den kleinen zählten. Damit ergibt sich erst in der Frühbronzezeit wieder eine Annäherung an die Rindergröße der zirkumalpinen Pfahlbaukulturen, die im Laufe der Bronzezeit noch weit unterschritten wird.

PUCHER: Der mittelneolithische Tierknochenkomplex von Melk-Winden (Niederösterreich) 375 Diagr. 1: Rind – Mittelwertvergleich des Maßes Talus-GLl in verschiedenen Komplexen (Chronologie und Literatur wie in Tab. 2) Die Ziege (Capra aegagrus f. hircus) In diesem Kapitel, das die kleinen Hauswiederkäuer behandelt, kann das Schaf mit gutem Gewissen aus der Überschrift weggelassen werden. Es gibt im Material von Melk- Winden nämlich keinerlei Hinweise auf das Vorkommen von Schafen (s. o.). Bekanntlich macht die Trennung der Knochen des Schafes und der Ziege immer wieder Schwierigkeiten. Mit Hilfe der gründlichen osteologischen Studie durch BOESSNECK, MÜLLER &TEICHERT (1964) wurde das Problem jedoch soweit als möglich minimiert. Natürlich bleiben trotz dieser soliden Grundlage noch immer viele Fragmente und einige uncharakteristische Skelettabschnitte nicht näher bestimmbar, so daß praktisch in jeder archäozoologischen Arbeit ein mehr oder weniger großer Restbestand an Knochen unbestimmter kleiner Wiederkäuer ("Caprovinen") zurückbleibt. Dennoch kann aus der Relation zwischen bestimmten Schaf- und Ziegenknochen auf das Gesamtverhältnis zwischen beiden Gattungen geschlossen und wenigstens eine rechnerische Aufteilung der unbestimmten Funde vorgenommen werden. Das vorliegende Material ergab jedoch nur 18 Knochen kleiner Wiederkäuer, die nicht dem Reh zuzuordnen waren, wovon wieder bloß 6 näher bestimmt werden konnten. Es handelt sich ausnahmslos um Ziegenknochen. Das Schaf ist somit nicht nachzuweisen, und fehlte möglicherweise unter den Haustieren der Siedlung vollständig. Diese Situation ist zwar ungewöhnlich, aber nicht einzigartig. Im nächst benachbarten, zeitgleichen Komplex aus der Kreisgrabenanlage von Ölkam bei Linz an der Donau (SCHMITZBERGER 1999) fehlte das Schaf ebenfalls. Auch dort war der Gesamtanteil der kleinen Hauswiederkäuer minimal. Fast allgemein ist der Schafanteil während des Mittelneolithikums im weiteren Umkreis unseres Gebiets an einem Tiefpunkt angelangt. Der rapide Niedergang der Schafhaltung seit der ältesten Linienbandkeramik findet damit seinen Abschluß.

374 Annalen des Naturhistorischen <strong>Museum</strong>s in <strong>Wien</strong> 105 A<br />

Tab. 2: Rind – Mittelwertvergleiche verschiedener Komplexe. Abkürzungen und Anmerkungen:<br />

Meßstrecken nach VON DEN DRIESCH 1976; NL = Neolithikum, fBZ = Frühbronzezeit, Oberl. =<br />

Oberlauterbacher Gruppe, Monds. = Mondsee-Kultur, Jevisov. = Mödling-Zöbing-Jevisovice-<br />

Kultur, Aunjet. = Aunjetitz-Kultur; Brunn. = Brunn 1+3 (PUCHER 1998 u. in Vorber.), Ratzd. =<br />

Ratzersdorf (PUCHER in Vorber.), M-Wi. = Melk-Winden (diese Arbeit), Ölkam (SCHMITZBERGER<br />

1999 u. 2001) F-Sch. = Falkenstein-Schanzboden (PUCHER 1986a), Künz. = Künzing-Unternberg<br />

(OTT-LUY 1988), Keut. = Keutschacher See (PUCHER in Vorber.), Mond. = Mondsee (PUCHER &<br />

ENGL 1997), M-WS = Melk-Wachberg (PUCHER 1997) + Melk-Spielberg (PUCHER in Vorber.),<br />

Schlb. = Schleinbach (PUCHER 1996 + unveröff.).<br />

Alt-NL Mittel-NL Jung-NL End-NL fBZ<br />

Meßwert Linienbandkeramik Lengyel Oberl. Lasinja Monds. Cham Jevišov. Aunjet.<br />

Brunn. Ratzd. M-Wi. Ölkam F-Sch. Künz. Keut. Mond. Riek. M-WS Schlb.<br />

Länge des M 3<br />

39,5 - 41,0 36,0 37,5 39,9 38,3 36,2 37,8 39,8 38,1<br />

n 2 4 1 1 9 2 38 13 2 9<br />

Scapula-KLC 58,0 - 57,2 50,5 47,8 50,3 57,0 47,0 54,3 53,0 51,9<br />

n 1 5 1 5 6 1 35 5 1 14<br />

Humerus-Bd 88,3 85,0 93,3 90,0 81,0 - 82,7 80,1 93,5 - 85,4<br />

n 2 1 6 1 2 3 15 2 11<br />

Radius-Bp 100,0 - 92,3 83,0 82,5 87,3 72,5 75,0 82,4 86,5 85,0<br />

n 1 2 1 1 2 1 8 4 1 10<br />

Metacarpus-Bp - 60,3 63,7 60,3 68,5 62,4 56,8 55,4 57,6 - 59,3<br />

n 2 3 2 2 9 3 24 8 8<br />

Tibia-Bd 72,5 69,0 70,0 66,3 66,4 66,6 - 55,8 63,8 56,5 64,9<br />

n 2 3 8 2 5 8 15 8 2 18<br />

Talus-GLl 74,2 73,2 71,6 70,8 70,6 71,0 65,0 63,6 72,3 73,5 65,9<br />

n 3 3 7 2 4 12 2 57 8 2 20<br />

Metatarsus - 54,0 51,9 - 44,0 50,3 44,5 44,5 48,0 47,5 49,5<br />

n 2 5 1 10 1 21 3 1 10<br />

Phalanx 1-GLpe 63,5 66,7 65,5 65,0 65,1 63,8 60,0 56,9 63,1 56,3 59,3<br />

n 3 3 11 5 9 25 3 132 25 4 27<br />

Die hier berücksichtigten mittelneolithischen Komplexe ergeben trotz mancher<br />

Schwankungen ein relativ einheitliches Bild. Die Rinder der allerdings schwach belegten<br />

linienbandkeramischen Komplexe scheinen eher noch etwas größer gewesen zu<br />

sein. Die Rinder der endneolithischen Komplexe waren bemerkenswerterweise nicht<br />

kleiner als die mittelneolithischen, sondern etwa ebenso groß, wie die altneolithischen.<br />

Im großen und ganzen deutet sich damit jedoch im Donauraum eine Kontinuität in der<br />

Rinderzucht zwischen Linienbandkeramik und Endneolithikum an, die die Pfahlbaukulturen<br />

allerdings größtenteils ausspart. Der frühbronzezeitliche Komplex von<br />

Schleinbach in <strong>Niederösterreich</strong> (PUCHER 1996 und unveröff. Ergänzungen) ergibt zwar<br />

noch verhältnismäßig große Meßwerte, fällt aber gegenüber den mittel- und noch mehr<br />

den endneolithischen Komplexen bereits deutlich ab. Die inneralpinen Komplexe der<br />

Straubinger Kultur (Bachsfall, PUCHER 1994 und unveröff. und Wiesing, PUCHER 1986b)<br />

tendieren zu noch etwas niedrigeren Werten, auch wenn ihre Rinder im Rahmen der<br />

Bronzezeit keineswegs zu den kleinen zählten. Damit ergibt sich erst in der Frühbronzezeit<br />

wieder eine Annäherung an die Rindergröße der zirkumalpinen Pfahlbaukulturen,<br />

die im Laufe der Bronzezeit noch weit unterschritten wird.

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