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Sigrid Kalde Ernährungsberatung Klinikum Krefeld ... - DGEM

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<strong>Sigrid</strong> <strong>Kalde</strong><br />

<strong>Ernährungsberatung</strong><br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Krefeld</strong><br />

Abteilung Gastroenterologie<br />

Lutherplatz 40<br />

47809 <strong>Krefeld</strong><br />

Welche Sonde ? Welcher Zugang ? Welche Technik ?<br />

Die enterale Ernährungstherapie ist bei vielen onkologischen Patienten, die nicht mehr in der Lage<br />

sind die orale Nähr- und Wirkstoffaufnahme sicherzustellen, indiziert. Häufige Ursachen sind:<br />

‣ Stenosen im oberen Gastrointestinal Trakt<br />

‣ Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme<br />

‣ Nebenwirkungen der Therapiemaßnahmen von Chemo- und Radiatio<br />

‣ Inappetenz<br />

I. Nasoenterale Ernährungssonden<br />

Indikation: kurzfristige Ernährungstherapie (< 4 Wochen)<br />

Vorteile: stets verfügbar, wenig invasiv<br />

Nachteile: ohne innere Fixierung, relativ leichter Verlust möglich bei stark ausgeprägtem Hustenreiz,<br />

Übelkeit oder Erbrechen, Irritationen im Aero-Digestiv-Trakt, Verletzungsgefahr, Drucknekrosen,<br />

Kosmetik, Psyche<br />

Sondenposition: gastral, duodenal oder jejunal<br />

Material: Sofern nasoenterale Ernährungssonden zum Einsatz kommen, sollten diese aus<br />

Polyurethan oder Silikonkautschuk gefertigt sein. Allein diese Materialien sind weich und flexibel und<br />

ermöglichen in der Regel eine rasche Gewöhnung und einen optimalen Tragekomfort. Die Liegezeit<br />

dieser Ernährungssonden kann bei guter Pflege unter Umständen ohne Sondenwechsel bis zu 6<br />

Wochen betragen. PVC-Sonden setzen nach ca. 2-3 Tagen die enthaltenen Weichmacher frei,<br />

welches zur Folge hat, dass diese Sonden sehr starr und hart werden und es so zu Verletzungen und<br />

Drucknekrosen kommen kann. Zusätzlich kommt es zu einem stark ausgeprägtem<br />

Fremdkörpergefühl. Die PVC Sonden müssten alle 3 Tage gewechselt werden und der Einsatz als<br />

Ernährungssonde gilt als obsolet; wenn dann sollten diese nur als Absaugsonden eingesetzt werden.<br />

Der Vollständigkeit halber müssen die mehrlumigen nasoenteralen Ernährungssonden erwähnt<br />

werden. Diese ermöglichen eine duodenal oder jejunale Ernährung bei gleichzeitiger gastraler<br />

Drainage/Dekompression. Mögliche Indikation bei:<br />

‣ Postpylorischer Ernährung bei Magenatonie<br />

‣ Stenosen im Magenausgangsbereich<br />

‣ Anastomosen im Bereich des Magens<br />

Anmerkung: Da es sich im onkologischen Bereich stets um eine längerfristige Ernährungstherapie<br />

handelt ( > 4 Wochen ) hat der Einsatz dieser nasoenteralen Ernährungssonden keine Bedeutung.<br />

II. Perkutane Ernährungssonden ( PEG )<br />

Indikation: längerfristige Ernährungstherapie<br />

Vorteile: sichere Fixierung, Kosmetik, keine Stigmatisierung als Ernährungsfall, Psyche<br />

relative Nachteile: endoskopischer Eingriff ist nötig, Fremdkörpergefühl<br />

1


Sondenposition: gastral, duodenal* oder jejunal*<br />

Material: Polyurethan, Silikonkautschuk<br />

Kontraindikationen: Gerinnungsstörungen, Peritonitis, Ileus, schwere Wundheilungsstörungen,<br />

fehlendes Einverständnis des Patienten<br />

Relative Kontraindikationen: fehlende Diaphanoskopie, Magenulcus, Peritonealcarcinose, Morbus<br />

Crohn, Ascites<br />

Anlagetechnik: Fadendurchzugsmethode<br />

* Eine gastral positionierte Standard PEG Sonde kann bei medizinischer Indikation<br />

(Aspirationsgefahr, Motilitätsstörung, Magenausgangsstenose, Intestinale Gallenrückführung, gastrale<br />

Drainage/Dekompression und gleichzeitige jejunale Ernährung) modifiziert werden durch das Legen<br />

einer zusätzlichen Dünndarmsonde (=duodenaler Schenkel, jejunaler Schenkel) via liegender PEG-<br />

Sonde.<br />

Anmerkung: Bei Stenosen im G.I.T. und bei Patienten mit Zustand nach Magenoperationen kann<br />

direkt eine PEJ gelegt werden.<br />

Gastrotube<br />

Es handelt sich in der Regel um Silikonaustauschsonden mit intragastraler Ballonblockung, die als<br />

Ersatz für eine defekte PEG Sonde zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass der Austausch innerhalb<br />

weniger Stunden erfolgt, da ansonsten das Stoma spontan verschlossen ist.<br />

III.<br />

Button<br />

Das Prinzip eines Buttons (=Knopf) besteht darin, dass kein extrakorporales Sondensegment wie<br />

bei einer üblichen PEG Sonde vorhanden ist.<br />

Indikation: längerfristige Ernährungstherapie bei Kindern und mobilen Patienten<br />

Vorteile: relativ sichere Fixierung durch intragastralen Ballon oder Spreizkörper, Kosmetik, Psyche,<br />

Mobilität<br />

Nachteile: regelmäßige Blockungskontrolle nötig, Kostenpunkt<br />

Bedingung: PEG-Anlage für ca. 4-6 Wochen (Mittlerweile gibt es einen Anbieter, der eine<br />

modifizierbare PEG Sonde im Handel hat, die zum Button umfunktioniert werden kann ohne<br />

endoskopischen Eingriff)<br />

Sondenposition: primär gastral<br />

Material: Silikonkautschuk<br />

IV. Operative Ernährungssonden FKJ (=Feinnadelkatheterjejunostomie)<br />

Indikation: nicht passierbare Stenosen im oberen Gastrointestinal Trakt, längerfristige<br />

Ernährungstherapie<br />

Vorteile: sichere Fixierung, Kosmetik, Psyche, leichtes Entfernen der Sonde nach Therapieende<br />

ohne operativen Eingriff möglich<br />

Relative Nachteile: operativer Eingriff nötig, Fremdkörpergefühl<br />

Sondenposition: jejunal<br />

Material: Polyurethan<br />

Anmerkung: Die Witzel-, Kader- und Janewayfisteln kommen noch zur Anwendung. Als<br />

zeitgemäßes Verfahren sollte die FKJ im Vordergrund stehen.<br />

2


Applikationstechnik<br />

I. Bolusapplikation<br />

Vorteile: wenig Materialbedarf, kurzeVerweildauer der bilanzierten Diät in Behältnissen, realtive<br />

Unabhängigkeit, geringer Materialaufwand, wenig Kosten, einfache Handhabung, diskontinuirliche<br />

Freisetzung von metabolischen Hormonen<br />

Nachteile: Aspirationspneumonie!, gesteigerter ösophagealer Reflux!, häufige Nahrungsgabe nötig,<br />

Zeitaufwand<br />

Anmerkung: Die Bolusapplikationsform ist die Methode, bei der am häufigsten gastrointestinale<br />

Probleme wie Erbrechen, Völlegfühl, Durchfall und/oder Aufstoßen auftreten.<br />

Anwendung: aufrechte Oberkörperhaltung, wache, mobile Patienten<br />

II.<br />

Schwerkraftapplikation<br />

Vorteile: einfache Handhabung, geschlossenes System, Nachfüllen von Flüssigkeit möglich, einfache<br />

Regulation über Rollenklemme<br />

Nachteile: Materialbedarf steigt, stetige Einlaufkontrolle erforderlich, höherer Kosten<br />

Anmerkung: Einsatz bei wachen und mobilen Patienten, aufrechte Oberkörperhaltung<br />

III.<br />

Kontinuirliche Applikation via Ernährungspumpe<br />

Vorteile: exakte Einstellung der Zufuhrgeschwindigkeit möglich, beste Verträglichkeit,<br />

Aspirationsrisiko minimiert, langsamer kontrollierter Kostaufbau möglich, Alarmfunktion,<br />

Ernährungsregime während der Nacht möglich<br />

Nachteile: kontinuirliche Freisetzung der metabolischen Hormone, Abhängigkeitsgefühl möglich,<br />

relativ hohe Kosten für Materialien, Schulung des Patienten nötig<br />

Anmerkung: Die pumpengesteuerte Applikationsform bietet eine bestmögliche Verträglichkeit,<br />

minimiertes Aspirationsrisiko bei geringer kontrollierter Durchflußrate, Refluxprophylaxe<br />

Anwendung: bei bewußtseinsgetrübten Patienten, bei gastrointestinalen Problemen, beim<br />

Kostaufbau, bei nötiger nächtlicher Sondierung, bei jejunaler Sondenposition<br />

Grundregeln:<br />

Je tiefer die Sondenspitzenposition, desto langsamer die Applikation!<br />

Stets auf eine Oberkörperhochlagerung achten!<br />

Überleitsysteme alle 24 Stunden wechseln!<br />

Regelmäßiges Spülen der Ernährungssonden nötig!<br />

Sorgfältiges Arbeiten bei der Medikamentenapplikation!<br />

3

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