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2010 2011 4. Kammerabend - Staatskapelle Dresden

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<strong>2010</strong> <strong>2011</strong><br />

<br />

<strong>4.</strong> <strong>Kammerabend</strong>


MO 27.12.10 20 Uhr | Semperoper<br />

<strong>4.</strong> <strong>Kammerabend</strong><br />

Mitwirkende Gäste<br />

Silke Rudl, Christiane Neumann<br />

und Masako Furuta Gesang<br />

Markus Henn orgel<br />

Timo Schmeichel, Simon Lauer,<br />

Andre Schieferdecker, Hendrik Gläßer<br />

und Dominic Oelze Schlagzeug<br />

Ausführende<br />

Sabine Kittel Flöte<br />

Jürgen May und<br />

Christian Langer Schlagzeug<br />

André Jolivet<br />

(1905-1974)<br />

»Suite en concert« für Flöte und<br />

4 Schlagzeuger (Flötenkonzert Nr. 2) [1965]<br />

1. Modére – Frémissant<br />

2. Stabile<br />

3. Hardiment<br />

<strong>4.</strong> Calme – Véloce – Apaisé<br />

Sabine Kittel, Timo Schmeichel, Simon Lauer,<br />

Jürgen May und Christian Langer<br />

Pause<br />

Z w i s c h e n d e n e i n z e l n e n S t ü c k e n<br />

e r k l i n g e n ü b e r l e i t e n d e<br />

Schlagzeug-Improvisationen.<br />

Terry Riley<br />

(geboren 1935)<br />

»Tread on the Trail« für Schlagzeugensemble<br />

[1965, 2000]<br />

Claude Debussy<br />

(1862-1918)<br />

»Syrinx« für Flöte solo [1913]<br />

Sabine Kittel<br />

George Crumb<br />

(geboren 1929)<br />

»An Idyll for the Misbegotten«<br />

für elektronisch verstärkte Flöte<br />

und 3 Schlagzeuger [1986]<br />

Sabine Kittel, Timo Schmeichel, Jürgen May<br />

und Christian Langer<br />

Andre Schieferdecker, Timo Schmeichel,<br />

Simon Lauer, Dominic Oelze, Jürgen May<br />

und Christian Langer<br />

Steve Reich<br />

(geboren 1936)<br />

Music for Mallet Instruments,<br />

Voices and Organ [1973]<br />

Andre Schieferdecker, Timo Schmeichel,<br />

Simon Lauer, Hendrik Gläßer, Dominic Oelze,<br />

Jürgen May, Christian Langer, Silke Rudl,<br />

Christiane Neumann, Masako Furuta und<br />

Markus Henn


Claude Debussy<br />

»Syrinx« für Flöte solo<br />

Ihr Umfang ist gering, doch ihre Bedeutung ist<br />

es nicht – diese erhält die Kammermusik Claude<br />

Debussys etwa durch das erste Streichquartett<br />

g-Moll op. 10. Mit seiner kurzen Spieldauer<br />

und fasslichen Form ist das Solostück für Flöte,<br />

das den Titel »Syrinx« trägt, demgegenüber<br />

nur ein Nebenwerk, und doch eine Preziose.<br />

Es entstand ursprünglich als Bestandteil einer<br />

Bühnenmusik, die der französische Komponist<br />

im Jahr 1913 für das Drama »Psyché« des mit<br />

ihm befreundeten Gabriel Mourey schrieb.<br />

Die Soloflöte erklingt hier zur Sterbeszene<br />

des Pan; der Augenblick seines Todes ruft die<br />

Erinnerung an sein Werben um die Nymphe<br />

Syrinx wach, die im antiken Mythos in ein<br />

Schilfrohr verwandelt wird und der Panflöte<br />

im Griechischen ihren Namen gibt. Mit diesem<br />

Figurenkreis ist auch Debussys 1894 uraufgeführtes<br />

»Prélude à l‘après-midi d‘un faune«<br />

verbunden; an den berühmten Beginn dieses<br />

Hauptwerks des musikalischen Impressionismus<br />

erinnert die kurze Flötenkomposition, die<br />

den Hörer mittels einer ambivalenten Tonalität,<br />

orientalisierender Wendungen und innigen,<br />

häufig wiederkehrenden Rufen in exotische,<br />

erotisch aufgeladene Gefilde führt.<br />

George Crumb<br />

»An Idyll for the Misbegotten« für verstärkte Flöte und 3 Schlagzeuger<br />

Der Titel der 1986 in Toronto uraufgeführten<br />

Komposition – »misbegotten« bedeutet scheußlich,<br />

aber auch beladen – bezeichnet das Dilemma,<br />

in dem sich die menschliche Gattung<br />

nach Ansicht des Komponisten George Crumb<br />

befindet. Für ihn ist der Mensch »König einer<br />

sterbenden Welt«, Hoffnung geben allein die<br />

folgenden Generationen und die transzendierende<br />

Kraft der Musik. Crumb greift mit<br />

seiner Musik in kosmische Dimensionen aus.<br />

Hierbei orientiert er sich an mittelalterlichen<br />

Vorstellungen – so im Zyklus »Makrokosmos«,<br />

dessen vierter Teil mit »Celestial Mechanics«,<br />

Himmelsmechanik, überschrieben ist, oder in<br />

der großdimensionierten Parabel »Star-Child«<br />

(1977) – und arbeitet mit Zahlensymbolik und<br />

Symmetrien, die sich auch visuell in seinen für<br />

ihren Klangreiz wie für ihre kalligraphische<br />

Schönheit gleichermaßen gerühmten Partituren<br />

niederschlagen. In einer Programmnotiz zu<br />

»An Idyll« schreibt dieser amerikanische Mystiker:<br />

»Flöte und Trommeln sind für mich die<br />

Instrumente, die am stärksten die Stimme der<br />

Natur ausdrücken.« Der Part der (elektronisch<br />

verstärkten) Flöte, in dem sich Anklänge an<br />

Debussys »Syrinx« finden, steht in einem spannungsvollen<br />

Verhältnis zu den archaisch dräuenden<br />

Schlagzeugklängen, die ihn zu bedrohen<br />

scheinen. Der am Ende erklingende Tritonus<br />

verdeutlicht: Das Dilemma ist noch nicht gelöst.<br />

André Jolivet<br />

»Suite en concert« für Flöte und 4 Schlagzeuger<br />

Zweifellos den größten Einfluss auf Jolivets<br />

künstlerische Entwicklung übte Edgar Varèse<br />

aus, den er 1929 anlässlich der Pariser Aufführung<br />

von »Amériques« kennengelernt hatte<br />

und dessen einziger europäischer Schüler er<br />

wurde. Auch Jolivets zahlreiche Auslandsreisen


fanden Eingang in seine Musik, die zuweilen<br />

primitivistisch anmutet, auf einem elaborierten<br />

harmonischen System beruht und das Obertonspektrum<br />

ganz bewusst miteinbezieht. Die<br />

Absage an Strawinskys Neoklassik, an Satie<br />

und die Gruppe »Les Six«, die er 1945 in dem<br />

Artikel »Assez Stravinsky« öffentlichkeitswirksam<br />

formulierte, ist nicht zu trennen von seinem<br />

Bestreben, die ursprüngliche Bedeutung der<br />

Musik wiederzuentdecken, zu ihren primitiven<br />

Wurzeln zurückzukehren. Und so scheint<br />

hinter der differenzierten Faktur seines zweiten<br />

Flötenkonzerts, der am 23. Februar 1966<br />

uraufgeführten viersätzigen »Suite en concert«<br />

für Flöte und vier Schlagzeuger, in der Tat eine<br />

Archaik auf, die sich nicht nur in der Wahl der<br />

Instrumente äußert, die ihrerseits die ältesten<br />

der Menschheit sind, sondern auch in einer<br />

Klangsprache, die nachgerade archetypische<br />

Ausdruckslagen zu erreichen vermag.<br />

Terry Riley<br />

»Tread on the Trail« für Schlagzeugensemble<br />

Die Uraufführung von »In C« 1964 in San Francisco<br />

gilt als die Geburtsstunde der Minimal<br />

Music; Wiederholungen und Überlagerungen,<br />

die zu einer außergewöhnlichen Zeiterfahrung,<br />

wenn nicht gar meditativen Versenkung<br />

führen, kennzeichnen dieses wohl bekannteste<br />

Werk Terry Rileys. Im Anschluss daran machte<br />

sich der in Kalifornien geborene Komponist,<br />

der zumal seit den Achtziger Jahren eine<br />

Synthese von westlicher und indischer Musik<br />

anstrebt, an die Komposition von »Tread on the<br />

Trail«, die vom Spiel des Jazzsaxophonisten<br />

Sonny Rollins inspiriert ist. Eine bestimmte<br />

Besetzung ist nicht vorgeschrieben (die Uraufführung<br />

1965 erfolgte durch die Big Band der<br />

San Francisco State University), doch bevorzugt<br />

Riley Jazz-affine Musiker, die mit der<br />

ternären Metrik, dem Swing der fünf frei kombinierbaren<br />

Melodielinien umzugehen wissen.<br />

Nach einer Aufführung in Moskau 2000 überarbeitete<br />

er das Werk, Varianten hinzufügend,<br />

Zuordnungen strenger vorschreibend.<br />

Steve Reich<br />

Music for Mallet Instruments, Voices and Organ<br />

Eine neue Klangfarbe schaffen wollte der<br />

amerikanische Komponist Steve Reich, neben<br />

Philip Glass, Terry Riley und La Monte Young<br />

ein Hauptvertreter der Minimal Music, in seiner<br />

1973 entstandenen Komposition »Music for<br />

Mallet Instruments, Voices and Organ«. Die beiden<br />

Gesangsstimmen der Frauen verschmelzen<br />

mit den Liegetönen der elektronischen Orgel<br />

zu einem hybriden Klang, der in langen Notenwerten<br />

(und ohne Worte) über dem fließenden<br />

Spiel von vier Marimbas und zwei Glockenspielen<br />

zu schweben scheint (»mallet« bezeichnet<br />

die Schlegel, mit welchen diese Instrumente<br />

gespielt werden). Diese ordnet Reich, der die<br />

westafrikanische und balinesische Musik, die<br />

isorhythmische Motette des 13. Jahrhunderts<br />

und den Jazz gleichermaßen zu seinen Einflüssen<br />

zählt, paarweise an. Sie präsentieren zwei<br />

unterschiedliche rhythmische Schichten, deren<br />

raffinierte Wechselwirkung zu Verschiebungsund<br />

Überlagerungseffekten führt; hinzu kommen<br />

noch eine dritte Gesangsstimme und ein<br />

Metallophon. Das metrisch komplexe Ergebnis<br />

ist von oszillierender Schönheit.<br />

Dennis Rot h


Mitwirkende Gäste<br />

Silke Rudl Sopran<br />

Die gebürtige Meißnerin studierte in <strong>Dresden</strong> und ist seit 1990 Mitglied im Sächsischen Staatsopernchor.<br />

Daneben singt sie in verschiedenen Ensembles wie Caro Canto und Vocal modern.<br />

Christiane Neumann Mezzosopran<br />

Geboren in <strong>Dresden</strong>, studierte Christiane Neumann an der Musikhochschule Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy in Leipzig. Nach einem ersten Engagement an der Oper Chemnitz ist sie seit 2009<br />

Mitglied im Sächsischen Staatsopernchor <strong>Dresden</strong>.<br />

Masako Furuta Mezzosopran<br />

Die Japanerin Masako Furuta studierte in ihrer Heimat Kobe, in Zürich und Biel. Seit 2001 ist<br />

sie Mitglied im Sächsischen Staatsopernchor <strong>Dresden</strong>.<br />

Markus Henn Orgel<br />

Markus Henn studierte in Freiburg und London. Nach Engagements an den Opernhäusern in<br />

Wiesbaden, Frankfurt und Hamburg ist er seit 2002 Solorepetitor und Leiter der Bühnenmusik<br />

an der Semperoper <strong>Dresden</strong>.<br />

Timo Schmeichel Schlagzeug<br />

Timo Schmeichel studierte in Leipzig bei Karl Mehlig und Andreas Haase. Er ist Mitglied der<br />

<strong>Staatskapelle</strong> Weimar.<br />

Simon Lauer Schlagzeug<br />

Simon Lauer studierte in Leipzig bei Stefan Stopora sowie in <strong>Dresden</strong> bei Dominic Oelze und<br />

Christian Langer. Ab Januar <strong>2011</strong> ist er Mitglied der <strong>Staatskapelle</strong> Weimar.<br />

Andre Schieferdecker Schlagzeug<br />

Andre Schieferdecker studierte in Weimar bei Werner Zühlke und Hans Joachim Naumann und<br />

ist Mitglied der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz.<br />

Hendrik Gläßer Schlagzeug<br />

Hendrik Gläßer studierte in Weimar bei David Punto und Gerhard Gläßer sowie in München<br />

bei Peter Sadlo. Er ist Solopauker der Landesbühnen Sachsen und hat einen Lehrauftrag an der<br />

Dresdner Musikhochschule inne.<br />

Dominic Oelze Schlagzeug<br />

Dominic Oelze studierte in Leipzig bei Stefan Stopora und Karl Mehlig sowie in Salzburg bei<br />

Peter Sadlo. Seit 1998 ist er Mitglied der <strong>Staatskapelle</strong> Berlin, mit Christian Langer bildet er das<br />

Schlagzeug-Duo Perkussive Spielvereinigung.


Vorschau<br />

5. <strong>Kammerabend</strong><br />

Do 03.02.<strong>2011</strong> 20 Uhr<br />

Semperoper<br />

Programm und Mitwirkende<br />

werden noch bekannt gegeben.<br />

W i r w ü nsc h e n I h n e n e i n gu t e s u n d<br />

Gesundes neues Jahr <strong>2011</strong>!<br />

I m pr e ssu m<br />

Textnachweis<br />

Der Einführungstext von Dennis Roth ist ein<br />

Originalbeitrag für dieses Programmheft.<br />

Sächsische Staatsoper <strong>Dresden</strong><br />

Intendantin Dr. Ulrike Hessler<br />

Spielzeit <strong>2010</strong>|<strong>2011</strong><br />

Herausgegeben von der Intendanz<br />

© Dezember <strong>2010</strong><br />

Private Bild- und Tonaufnahmen<br />

sind aus urheberrechtlichen Gründen<br />

nicht gestattet.<br />

www.staatskapelle-dresden.de<br />

Redaktion<br />

Tobias Niederschlag<br />

Gestaltung und Layout<br />

schech.net<br />

Strategie. Kommunikation. Design.<br />

Druck<br />

Union Druckerei <strong>Dresden</strong> GmbH

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