Schulzeit - interkultureller Dialog am Abendgymnasium (pdf-Datei ...
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Juli 2008<br />
<strong>Schulzeit</strong><br />
Interkultureller <strong>Dialog</strong> <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong><br />
1
Editorial<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Migration und Bildung<br />
Liebe Leserin, liebe Leser!<br />
Die 60-Jahre-Feier des <strong>Abendgymnasium</strong>s<br />
war Anlass für eine Publikation von Texten<br />
Studierender, und nun ist wieder ein Zeitpunkt<br />
gekommen, an dem uns eine weitere<br />
Ausgabe dieser <strong>Schulzeit</strong>ung sinnvoll erschien:<br />
Nach dem Jubiläum wurde ein neuer<br />
Anlauf der Schulentwicklung genommen,<br />
der diesmal etwas für unsere Migranten tun<br />
wollte. Daher passt es gut, dass von den Studierenden,<br />
die diese <strong>Schulzeit</strong> mitplanten,<br />
das Thema Interkultureller <strong>Dialog</strong> als Leitthema<br />
gewählt wurde.<br />
Dazu gibt es in dieser Ausgabe Zahlen und<br />
Fakten, die Ergebnisse einer Umfrage, Gedanken,<br />
Gedichte, Erfolgs-Geschichten und<br />
Lebens-Geschichten auch in zwei Sprachen.<br />
Das alles soll zeigen: Dieses Thema ist von A<br />
für Amsterd<strong>am</strong> bis Z für Zweisprachigkeit<br />
für unsere Schule von größter Bedeutung!<br />
Doch natürlich gibt es auch den „ganz normalen“<br />
Schulalltag <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong>,<br />
gekrönt von außergewöhnliche Highlights,<br />
wie einen Preis im Börsenspiel – Lesen Sie<br />
selbst darüber!<br />
Viel Vergnügen,<br />
die Redaktion!<br />
3<br />
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Einführungsartikel<br />
So bunt ist es <strong>am</strong> Adolfpichlergymnasium:<br />
Migranten <strong>am</strong> Bildungsweg<br />
Manuel Schönhill denkt laut<br />
Multikulturelle Gesellschaft –<br />
Problem oder Bereicherung?<br />
Gedankengut<br />
Essay über das Leben zwischen Kulturen<br />
Schreibprojekt<br />
Bunte Lebensgeschichten aus der 1d<br />
Zweisprachigkeit<br />
„Ausländer“ oder „Inländer“<br />
Christian Landauer denkt laut<br />
Gedanken zur multikulturellen Gesellschaft<br />
Ausbildung <strong>am</strong> Abendgym<br />
Ein Schultag – aus dem Leben eines Abendschülers<br />
Das <strong>Abendgymnasium</strong> bringt Ruhm<br />
„Das Börsenspiel“<br />
Luise stellt uns ihre Heimat vor: Amsterd<strong>am</strong><br />
Interview mit Irmi Bibermann<br />
Was versteht man unter Interkulturellem <strong>Dialog</strong>?<br />
Umfrage zum Jahr des Interkulturellen <strong>Dialog</strong>s<br />
Abschlussklasse – kurz vor dem Ziel<br />
Deryas Erfolgsstrategie<br />
Der Anteil unserer Mitbürger mit Wurzeln außerhalb Österreichs wächst.<br />
Doch wie schaut es mit der Chancengleichheit im Bildungssystem aus?<br />
20 % aller Volksschüler in Österreich sprechen<br />
eine andere Erstsprache als Deutsch, Tendenz<br />
steigend. Im Schuljahr 1999/ 2000 waren<br />
es nur ca. 13 Prozent. Die Zahlen zeigen,<br />
dass der Anteil der Schülerinnen mit Migrationshintergrund<br />
in den höheren Schulen<br />
verhältnismäßig gering ist, in den AHS, den<br />
allgemeinbildenden höheren Schulen, in ganz<br />
Österreich durchschnittlich 11 %.<br />
In Tirol sind schon ca. 14 % aller Volkschüler<br />
„Ausländerkinder“. Doch nach der<br />
Pflichtschule findet man <strong>am</strong> ehesten noch<br />
in den berufsbildenden mittleren Schulen<br />
SchülerInnen mit einer anderen Erstsprache,<br />
nämlich 7,7 % im Jahre 2006/7. Immerhin<br />
stieg der Anteil der AHS-SchülerInnen mit<br />
Migrationshintergrund seit dem Schuljahr<br />
1999/2000 auf 2,9 auf 5,2% im Schuljahr<br />
2006/7. Vielleicht ist dieser „Boom“ auch<br />
ein bisschen auf die Beliebtheit des <strong>Abendgymnasium</strong>s,<br />
das auch zu den AHS zählt,<br />
zurückzuführen:<br />
93 von 607 Studierenden <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong><br />
Innsbruck haben eine andere Erstsprache als<br />
Deutsch, das sind ungefähr 15%. Verglichen<br />
mit anderen Schultypen ist das recht viel,<br />
der Anteil ist höher als in den Volksschulen,<br />
denn zu uns kommt so mancher jugendliche<br />
F<strong>am</strong>iliennachzügler, der die Pflichtschule noch<br />
in der alten Heimat absolviert hat.<br />
Wie viele schaffen es bis zur Matura? In den<br />
heurigen Maturaklassen sitzen immerhin<br />
8 Studierende, deren Muttersprache nicht<br />
Deutsch ist, sondern Albanisch, Kroatisch,<br />
Serbisch, Türkisch, Ungarisch und Philippinisch.<br />
Deutsch ist ihre Zweitsprache, und<br />
sie können es so praktisch so gut wie die<br />
Maturanten mit deutscher Muttersprache.<br />
Beneidenswert, wenn man den Spruch des<br />
Philosophen Wittgensteins bedenkt: Die<br />
Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen<br />
meiner Welt. - Und vorteilhaft in einer Welt,<br />
in der es auf Kommunikation zwischen den<br />
Kulturen ankommt!<br />
Am <strong>Abendgymnasium</strong> gibt es vielerlei Muttersprachen:<br />
Armenisch, Albanisch, Bosnisch,<br />
Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch natürlich,<br />
aber auch Englisch, Georgisch, Italienisch,<br />
Hindi, Kurdisch, Niederländisch, Philippinisch,<br />
Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbokroatisch,<br />
Tschetschenisch, Türkisch, Ungarisch......<br />
Ein bisschen etwas von dieser Vielfalt soll<br />
in der Ausgabe „<strong>Schulzeit</strong>“ widergespiegelt<br />
werden.<br />
19<br />
20<br />
Abschlussklasse - Ilyra erzählt<br />
Gedicht Hilal<br />
Herausgeber: <strong>Abendgymnasium</strong> Innsbruck; Chefredaktion: Köhle Sandra, Eidelpes Margit; Mitarbeiter bei “<strong>Schulzeit</strong>”: Margit Eidelpes,<br />
Sandra Köhle; Sevgi Candan, Nergiz Garayli, Yana Vaselevskaya & Klasse 1D mit Magdalena Ebenbichler; Patrick Kofler 1D; Klasse 4F mit<br />
Claudia Holaus, Josef Kössler, Anna Maier, Marina Muser, Peter Treichl, Roland Wimmer; Irmi Bibermann & Nicola Pichler mit Sophia<br />
Tiefenthaler 4F, Marie-Therese Deli 4F, Hilal Turgut 6B, Christian Landauer 7S; Manuel Schönhill 7S; Luise Trenkwalder 5D, Klasse 9D mit<br />
Hansjörg Manzl; Derya Akbulut 9E, lyra Cela, 9E, Fotos: Magdalena Ebenbichler, Margit Eidelpes, Raiffeisen Landesbank Tirol; Titelblatt &<br />
Layout: Roman Tschirf 7e, Korrektur: Margit Eidelpes, Sandra Köhle Druck: Florian Koch & Partner KEG Badgasse 6 6020 Innsbruck, Telefon<br />
0512 / 890033; Auflage 500 Stück; Kontakt: <strong>Abendgymnasium</strong> Innsbruck, Adolf-Pichler-Platz 1, A-6020 Innsbruck; Tel. 0512 / 58 44 88<br />
Margit Eidelpes<br />
2 3
Gedanken zur<br />
multikulturellen Gesellschaft<br />
Ist die multikulturelle Gesellschaft eine Bereicherung<br />
oder bringt sie Probleme mit sich?<br />
Es gibt keine Antwort darauf, weil beides<br />
zutrifft. Europa liefert ein gutes Beispiel für<br />
die geteilten Meinungen über „muslimische<br />
Einwanderung“. Man lebt zus<strong>am</strong>men, aber<br />
meidet dennoch den näheren Kontakt.<br />
Dieses „Einander-Fernbleiben“ wird sogar<br />
noch weiter auf die Spitze getrieben. Es<br />
werden „Parallelkulturen“ gebildet. Ganze<br />
Stadtteile entstehen, mit eigenständiger<br />
Infrastruktur. Man könnte sogar von<br />
türkischen Städten mitten in Österreich<br />
oder Deutschland sprechen. Eines der<br />
wohl berühmtesten Beispiele ist der<br />
Berliner Stadtteil Kreuzberg, welcher<br />
schon oft zum Gesprächsthema in den<br />
Medien wurde. Er zählt knapp 150 000<br />
Einwohner. Inges<strong>am</strong>t lebt in Berlin mit 200<br />
000 Personen die weltweit größte türkische<br />
Gemeinde außerhalb der Türkei. Mit den<br />
bereits eingebürgerten Personen türkischer<br />
Abst<strong>am</strong>mung dürften es noch weit mehr<br />
sein. Es gibt dort türkische Geschäfte,<br />
Friseure, Kindergärten, Zeitungsläden und<br />
Schulen, in denen Türkisch unterrichtet<br />
wird. Solche Stadtteile bringen soziale<br />
Probleme mit. Große Arbeitslosigkeit,<br />
hohe Kriminalität, geringer Bildungstand<br />
und schlechte Wohnverhältnisse sind<br />
dort an der Tagesordnung.<br />
Viele dieser Einwanderer sind mit der<br />
Hoffnung auf ein besseres Leben nach<br />
Westeuropa ausgewandert. Doch auch<br />
hier holt viele ein Leben in Armut wieder<br />
ein. Die logische Folge dieser Enttäuschung<br />
und Armut ist die Kriminalität,<br />
welche ein schlechtes Licht auf diese<br />
Bevölkerungsgruppen wirft. Doch wer<br />
trägt die Verantwortung dafür, dass<br />
diese Menschen so schlecht integriert<br />
sind? Der „Ausländer“ selbst? Wenn<br />
ein Österreicher wegen Krieg das Land<br />
verlassen und in die Türkei auswandern<br />
müsste, würde er sich mit Sicherheit<br />
Gleichgesinnten anschließen. So entstehen<br />
diese Parallelkulturen.<br />
Die Politik muss Maßnahmen ergreifen,<br />
um dieser Entwicklung langfristig entgegenwirken,<br />
ohne dass die Einwanderer<br />
gezwungen sind, sich zu assimilieren.<br />
Natürlich muss auch die einheimische<br />
Bevölkerung ihren Beitrag dazu leisten.<br />
Man sollte miteinander leben und nicht<br />
nebeneinander, und man könnte voneinander<br />
lernen. Denn nicht immer ist nur<br />
die eigene Sichtweise richtig.<br />
Manuel Schönhill, 7s<br />
Staunende Augen, wässrige<br />
Münder, gierige<br />
Hände, die neugierig<br />
von den Spezialitäten<br />
<strong>am</strong> liebsten alles auf<br />
einmal verkosten möchten:<br />
Österreich steht vor einem interkulturellen<br />
Buffet. Voll gehäufte Teller geben<br />
dem BeobachterInnen zu verstehen:<br />
Österreich liebt die „Multi – Kulinarität“!<br />
Speisen wie Pizza, Kebap, Pide, Basmatireis<br />
oder indische Ente sind mittlerweile für<br />
ÖsterreicherInnen nicht mehr wegdenkbar.<br />
Nichtsdestotrotz, ist es nicht leicht zu<br />
erkennen, dass hinter jeder dieser Köstlichkeiten<br />
nicht nur eine fabelhafte KöochIn<br />
stecken mag, sondern auch eine „fremde“<br />
Kultur. Und bekanntlich machen Kulturen<br />
nicht nur gutes Essen, sondern sie bewegen<br />
auch sonst noch sehr vieles in unserer Gesellschaft.<br />
Bisher konnte man also sehr gut<br />
beobachten, dass Österreich die „Fremd–<br />
Kulinarität“ herzlich empfangen hat. Aber<br />
heißt Österreich auch die „Fremd– Identität“<br />
herzlich willkommen? Grundsätzlich<br />
gehört es sich für den guten Ton „Ja“ zu sagen.<br />
Deshalb pflegt Österreich nach außen<br />
hin ein gutes Verhältnis zu Neo-ÖsterreicherInnen<br />
und sagt „Ja“ zu „Multi – Kulti“,<br />
eigentlich aber meinen sie: „Ja, aber nicht<br />
zu viel, bitte“! Deshalb definiert sich für<br />
so manch einen Wertschätzung gegenüber<br />
einer fremdländischen Kultur auch schon<br />
dadurch, dass man die schwarze Freundin<br />
der Nachbarin freundlich grüßt, sollte<br />
man sich beim Salsatanzen zufällig über<br />
den Weg laufen. Dann noch ein Gespräch<br />
mit der türkischen Verkäuferin und die<br />
tägliche Dosis an Weltoffenheit ist getan.<br />
Und da frage ich mich: „Sind jene Leute<br />
bereits satt, wenn sie nur zusehen, wie der/<br />
die Tischnachbarin sein/ihr saftiges Kebap<br />
verspeist?“ Das bezweifle ich. Setzen sich<br />
noch immer zu viele ÖsterreicherInnen auf<br />
„Kulturen– Diät“? Wie bei einem großen<br />
internationalen Buffet ist hier im Lande<br />
soweit alles an Interkulturalität vorhanden.<br />
AfrikanerInnen versorgen uns mit wunderschönem<br />
Schmuck und bewegender<br />
Ist das Leben<br />
zwischen verschiedenen Kulturen<br />
nicht wie das Essen<br />
von einem großen Buffet?<br />
Trommelmusik, PerserInnen schenken uns<br />
Baklava und einen zweiten Jahresbeginn,<br />
TürkInnen bekochen uns, InderInnen, die<br />
uns ihren grandiosen Kleidungsstil präsentieren,<br />
KroatInnen, SerbInnen und BosnierInnen,<br />
die uns die Wichtigkeit der F<strong>am</strong>ilie<br />
vorleben und ein paar wenige AmerikanerInnen,<br />
die uns mit der „coffee to go - Idee“<br />
inspirieren. Jede Kultur bringt Spezialitäten,<br />
Gewohnheiten, Lebensanschauungen,<br />
Rituale, Traditionen, Wissen sowie einen<br />
eigenen Esprit mit. Es gibt Menschen, mit<br />
denen wir unsere Ideen vom Leben teilen.<br />
Allerdings kommt es sehr wohl auch vor,<br />
dass selbst Menschen gleicher Kultur verschiedenste<br />
Einstellungen, Meinungen und<br />
Handlungsweisen zeigen, denen wir nicht<br />
zustimmen und denen wir nicht folgen<br />
wollen. Treten also Konflikte im Zus<strong>am</strong>menleben<br />
auf, liegt der Grund oft nicht in<br />
der Kultur, sondern im Individuum. Handlungsweisen,<br />
die den TirolerInnen fremd<br />
sind, sieht er/sie anfangs skeptisch ins<br />
Auge, so nach dem Motto: „Was der Bauer<br />
nicht kennt, isst er nicht“! Deshalb setzen<br />
sich einige Menschen freiwillig auf „Kultur<br />
- Diät“. Ausgehungert sitzen sie dann mit<br />
ihrem Tirolerhut in ihrem Ttiroler Gasthof,<br />
essen TirolerkKnödl, hören Südtiroler Kastelruther<br />
Spatzen und fahren nach Kärnten<br />
in den Urlaub. Allzu bunt sieht das nicht<br />
aus – eher rotweißrot! Doch wir hier in Tirol<br />
leben in einer Farbpalette, in einem Buffet,<br />
wir müssen nur Farbe bekennen und<br />
zugreifen und auf diesem Wege ein Teil der<br />
Weltbürgerschaft sein.. Nur die Hälfte aller<br />
Feste würden stattfinden – gäbe es nicht<br />
all unsere Kulturen hier in Tirol. Zwischen<br />
Kulturen zu leben ermöglicht es jedem, die<br />
Welt zu bereisen, ohne den Koffer zu packen.<br />
Köhle Sandra Anita, 7l<br />
4 5
Nergiz Garayli<br />
Menim adim Nergizdir .Men Azerbaycandan<br />
gelmisem ve 3 ildirki Avstriyaday<strong>am</strong>. At<strong>am</strong>in<br />
Azerbaycanda yasadigi bezi problemlere göre<br />
Avstriyaya geldik. Ana dilim Azerbaycan dilidir<br />
.Türkce , rusca ve englisce danisa bilirem. Evde<br />
oz dilimde danisir<strong>am</strong> .Mektebde ise esasen<br />
alman <strong>am</strong>a rus , turk dostlarim olduguna gore<br />
türkce ve ruscada danisir<strong>am</strong>. Alman dilini<br />
hem evde hem de mektebde oyrenmisem ve<br />
biliremki bezi meqsedlerime catmaq ücün<br />
daha cox calismaliy<strong>am</strong> ve alman dilini daha<br />
yaxshi öyrenmeliyem. Mötzde orta mektebe<br />
getmisem <strong>am</strong>a almanc<strong>am</strong> cox yaxshi olmadigina<br />
gore mene qiymet verilmedi. Sonra<br />
ise biz Innsbruck seherine geldik ve ele bu<br />
seherde de yeniden orta mektebe getdim ve<br />
tez bir z<strong>am</strong>anda almanca öyrendim. Indi ise<br />
Abendsgymnasiumday<strong>am</strong>. Gelecekde ise<br />
ancaq tehsil almaq barede düsünürem esasen<br />
riyaziyyati cox sevdimiye gore ele riyaziyyatla<br />
bagli tehsil almaq isteyirem. Inanir<strong>am</strong>ki bütün<br />
bu istediklerimi elde edecem.<br />
Ich heiße Nergiz und ich komme aus Aserbaidschan.<br />
Ich bin seit drei Jahren in Österreich.<br />
Wegen meinem Vater sind wir nach Österreich<br />
gekommen. Mein Vater hatte Probleme (politische<br />
Verfolgung) in Aserbaidschan. Meine<br />
Muttersprache ist Aserbaidschanisch, ich spreche<br />
aber auch Türkisch, Russisch und Englisch. Zu<br />
Hause rede ich in meiner Muttersprache, aber<br />
in der Schule rede ich Deutsch, Türkisch und<br />
Russisch. Ich habe zu Hause und in der Schule<br />
Deutsch gelernt. Ich kann Deutsch, jedoch<br />
weiß ich, dass ich mich noch bemühen muss,<br />
um es besser zu können.<br />
Ich habe die Hauptschule in Mötz besucht.<br />
Wegen meinem schlechten Deutsch habe ich<br />
keine Noten bekommen. Danach sind wir<br />
nach Innsbruck gezogen und da habe ich die<br />
Hauptschule Wilten besucht. Dort bek<strong>am</strong><br />
ich einen Schulabschluss. Jetzt bin ich im<br />
<strong>Abendgymnasium</strong>. Ich bin mir sicher, dass ich<br />
im <strong>Abendgymnasium</strong> vieles erreichen kann. In<br />
der Zukunft will ich Mathematik studieren.<br />
Sevgi Candan<br />
Ben Türkiyeden geliyorum ve 5 yildir burdayim.<br />
Anadilim Kürtce. Suanda hayatima Almanca<br />
hakim. Simdiye kadar Ilkögretimokulunu ve<br />
Ortaokulunu bitirdim.Almancayi cok güzel<br />
bilmesemde kendimi anlatabiliyorum. Yani<br />
idare eder. Kendi Anadilimi bilmiyorum <strong>am</strong>a<br />
ailemle veya cevremle hep türkce konusuyorum.<br />
Normal olarak tabikide türkce almancadan daha<br />
kolay benim icin. Iki kültürün arasindaki en<br />
büyük fark din. Simdiye kadar zorunlu egitimi<br />
bitirdim. Bu okula bu yil okul kontenjanlari cok<br />
dolu oldugu icin bir cok ögrenci acikta kaldi<br />
bende dahil. Ve bunun sonucunda dersane<br />
ögretmenim bana bu aks<strong>am</strong> okulunu tavsiye<br />
etti. Ideallerim Maturayi basarmak ve Tip<br />
okumak.<br />
Ich komme aus der Türkei. Ich bin seit fünf<br />
Jahren hier. Meine Muttersprache ist Kurdisch.<br />
Die deutsche Sprache dominiert in meinem<br />
Alltag. Ich habe in der Volksschule Deutsch<br />
gelernt. Ich spreche Deutsch nicht perfekt,<br />
aber ich kann mich gut verständigen. Meine<br />
eigentliche Muttersprache kann ich nicht, aber<br />
ich spreche mit meinen Eltern Türkisch. Mir<br />
ist Türkisch vertrauter als Deutsch. Der größte<br />
Unterschied zwischen den beiden Kulturen<br />
ist die Religion. Ich besuchte bisher alle neun<br />
Pflichtschuljahre. Da ich in anderen höheren<br />
Schulen keinen Platz fand, hat mir meine<br />
Lernhilfe die Abendschule empfohlen. Mein Ziel<br />
ist es, die Matura zu schaffen um anschließend<br />
Humanmedizin zu studieren.<br />
Schreibprojekt 1D<br />
Wo komm ich her? Wo kommst du her?<br />
Yana Vaselevskaya<br />
Меня зовут Яна и я из Украины. Уже 5 лет я живу<br />
в Австрии (Тироль) и за эти 5 лет я достигла<br />
для себя многого. Мне пришлось выучить<br />
соврешенно чужой язык, пришлось привыкнуть<br />
к абсолютно другой культуре, пришлось<br />
научиться общаться с разными людьми из<br />
разных стран и пришлось искать новых друзей.<br />
Сейчас я уже привыкла к Австрии и мне здесь<br />
очень нравится! Хотя раньше мне было очень<br />
трудно, но когда я сейчас вспоминаю, насколько<br />
сложно мне было, то я и в правду горжусь собой,<br />
что смогла преодолеть все эти препятствия.<br />
1,5 год я училась в Handelsschule Иннсбрук<br />
и через год я поняла, что экономика меня<br />
абсолютно не интересует и тогда я решила<br />
поменять школу. Я не сожалею о том, что я<br />
проучилась в той школе 1,5 года, там я научилась<br />
многим вещам которые мне могут пригодиться<br />
в повседневной жизни. А для себя я выбрала<br />
вечерьнюю гимназию, потому-что в будещем я<br />
хочу поступить в университет.<br />
Ich heiße Yana und ich komme aus der Ukraine. Ich<br />
lebe seit fünf Jahren in Österreich (Tirol) und in<br />
diesen fünf Jahren habe ich für mich schon vieles<br />
erreicht. Ich habe eine ganz fremde Sprache lernen<br />
müssen, habe mich an eine andere Kultur gewöhnen<br />
müssen, ich habe gelernt mit verschiedenen<br />
Leuten aus verschiedensten Ländern gut auszukommen,<br />
ich habe neue Freunde suchen müssen.<br />
Jetzt hab ich mich schon daran gewöhnt und es gefällt<br />
mir hier wirklich sehr gut. Am Anfang war das<br />
alles nicht leicht für mich, aber wenn ich mich jetzt<br />
zurückerinnere, wie schwer alles war, bin ich wirklich<br />
stolz auf mich, dass ich das irgendwie geschafft<br />
habe. Ich bin eineinhalb Jahre in die Handelsschule<br />
Innsbruck gegangen, nach einem Jahr habe ich<br />
verstanden, dass diese wirtschaftlichen Sachen<br />
mich gar nicht interessieren und dann hab ich mich<br />
entschlossen die Schule zu wechseln. Ich bereue<br />
es aber nicht, dass ich eineinhalb Jahre in die HAS<br />
gegangen bin, denn ich habe viele neue Dinge, die<br />
man im täglichen Leben braucht, dazugelernt. Ich<br />
habe mich für das <strong>Abendgymnasium</strong> entschlossen,<br />
weil ich in Zukunft Medizin studieren will.<br />
6 7
“Ausländer” oder “Inländer”<br />
Zähle ich zu den Ausländern,<br />
nur weil ich zweisprachig<br />
aufgewachsen bin und zu Hause<br />
nicht immer nur Deutsch spreche?<br />
Gedanken zur<br />
Multikulturellen Gesellschaft<br />
Ich habe das Privileg genossen, von klein auf<br />
zwei Sprachen zu lernen, und zwar Deutsch<br />
als meine Muttersprache und Ungarisch als<br />
meine „Vatersprache“. Mit meiner Mutter reden<br />
meine Schwestern und ich fast nur Deutsch,<br />
mit meinem Vater fast nur Ungarisch, obwohl<br />
auch meine Eltern jeweils beide Sprachen<br />
beherrschen.<br />
Wie es überall so ist, hat es natürlich auch in<br />
meiner Generation einige schwarze Schafe<br />
gegeben, die es unheimlich lustig fanden, sich<br />
irgendwelche Spitzn<strong>am</strong>en oder Schimpfwörter<br />
für uns einfallen zu lassen, aber das lernt man<br />
recht schnell zu ignorieren. Mein „Glück“ ist<br />
es bis heute noch, dass man „es“ mir weder<br />
ansieht noch hört man „es“. Was ich nicht<br />
verstehe, ist, wie man zwei Sprachen lernen,<br />
aber keine von beiden richtig sprechen kann.<br />
Meine Mutter hat immer darauf bestanden,<br />
dass mit ihr nur Deutsch und mit meinem Vater<br />
nur Ungarisch gesprochen wird, zumindest als<br />
wir noch in der „Lernphase“ waren, d<strong>am</strong>it so<br />
etwas nicht passiert.<br />
Über den Versuch Europa zu vereinen, werden<br />
Debatten sowohl sachlich als auch emotional<br />
geführt. Teilweise erinnern Beiträge zu diesem<br />
Thema an populistische Polemik ohne jeden<br />
objektiven Bezug zu tatsächlichen Verhältnissen.<br />
Maßnahmen mit der Zielsetzung die<br />
regionale Identität zu bewahren, führen häufig<br />
zu einer Abgrenzung anstelle einer Integration<br />
fremder Kulturen. Führt man beispielsweise die<br />
Erhaltung eines örtlichen Dialekts ins Feld, so<br />
muss bedacht werden, dass Außenstehenden<br />
der Zugang zur Gemeinschaft durch die<br />
Sprache erschwert wird. Versucht man jedoch<br />
die Angelegenheit anders anzugehen, nämlich<br />
wie man Menschen unterschiedlichster<br />
Herkunft <strong>am</strong> besten in bestehende Strukturen<br />
integriert, wird unweigerlich mit dem Verlust<br />
von Identität argumentiert. Aber wie könnte<br />
eine Integrationspolitik aussehen, ohne den<br />
Verlust der eigenen Identität zu erzeugen?<br />
Die kulturelle Prägung eines Menschen lässt<br />
sich nicht wie ein Kleidungsstück ablegen,<br />
und dies wäre auch nicht wünschenswert.<br />
Dennoch könnte dies die einzige Möglichkeit<br />
zu sein, Mitmenschen unvoreingenommen zu<br />
begegnen. Es scheint nämlich eine Unvereinbarkeit<br />
zwischen Traditionsbewusstsein und<br />
uneingeschränkter Toleranz vorhanden zu sein.<br />
Das Ziel eine multikulturelle Gesellschaft zu<br />
bilden, deren Bürger sich gegenseitig nicht nur<br />
dulden, sondern auch akzeptieren, ist daher<br />
auf Grund der Sache selbst kaum möglich.<br />
Menschen finden aufgrund von Gemeins<strong>am</strong>keiten,<br />
wie Interessen oder Herkunft, zueinander.<br />
Für die multikulturelle Gesellschaft bedeutet<br />
dies, dass sich Gruppierungen ihrer Bürger<br />
nach kulturellen Ausrichtungen ergeben. Um<br />
diese Einteilung zu durchbrechen, müsste<br />
jeder Mensch innerhalb dieser Gemeinschaft<br />
aufgefordert werden, sich auf das kleinste<br />
Gemeins<strong>am</strong>e zu konzentrieren: Ein Mensch ist<br />
ein Mensch, egal welche kulturelle Erziehung<br />
er genossen hat.<br />
Marie-Therese Deli, 4f<br />
Mittlerweile bin ich in einem Alter, wo ich es als<br />
Vorteil sehe, dass ich noch eine Sprache mehr<br />
kann als viele andere. Das war nicht immer<br />
so, es gab auch Zeiten, wo ich mich geschämt<br />
habe dafür, dass ich nicht sagen konnte, dass<br />
beide meiner Eltern von hier sind, jetzt schäme<br />
ich mich dafür, wie ich so einen Gedanken<br />
überhaupt haben konnte.<br />
Christian Landauer, 7s<br />
8 9
Ein Schultag<br />
Mein Schultag fängt so an, wie mein Arbeitstag aufgehört<br />
hat, nämlich mit einem glücklich strahlenden<br />
Äußeren, das mich hoffentlich den ganzen Abend<br />
motivieren sollte, dem Unterricht möglichst aktiv<br />
beizuwohnen und nicht aus Langeweile Bänke zu<br />
bekritzeln, andere Schüler zu belästigen oder sogar<br />
dem Unterricht fernzubleiben. Denn Schulschwänzer<br />
sind die erklärten Feinde jeder Lehrperson, da sie nach<br />
Fehlen einer Stunde der ohnehin schon ausgelasteten<br />
Lehrkraft sofort Arbeitsblätter, Stoff und noch vieles<br />
mehr abverlangen.<br />
Vor der Stunde holt man sich noch schnell eines<br />
dieser deliziösen und absolut gaumenfreundlichen<br />
Heißgetränke von der etwa zwei Meter großen<br />
Kaffeemaschine im Parterre um somit zu signalisieren,<br />
ich bin diskussionsbereit und freue mich<br />
den Abend mit Schule gestalten zu können, anstelle<br />
eines angenehmen und wohltuenden Bades, auf das<br />
man gerne verzichtet.<br />
Aus dem Leben eines Abendschülers<br />
Das Gebimmel, das<br />
stark an einen Feueralarm<br />
aus diversen<br />
Blockbustern erinnert,<br />
wird in der Schule als<br />
Symbol des Unterrichtsbeginns<br />
missbraucht und<br />
findet großen Anklang<br />
bei der Schülerschaft.<br />
Die Stiegen hochgequält und vor dem Klassenraum<br />
angekommen sollte sich dann erneut herausstellen,<br />
dass man umsonst einige Stockwerke hochgehetzt<br />
ist, denn als ordentlicher, pflichtbewusster Schüler<br />
wartet man trotzdem solange, bis man den Boden des<br />
Bechers erkennen kann und eine neue Strategie überlegt<br />
werden muss, wie man dem Lehrer signalisieren kann,<br />
ICH BIN DABEI! Da sich das Aufzeigen aufgrund<br />
ständig herausrufender Schüler nicht rentiert, setze<br />
ich einfach ein Zahnpastalächeln auf, das noch den<br />
dunkelsten Winkel ausleuchtet!<br />
Das Klassenzimmer bezogen kann man an dem<br />
Geräusch der Tasche des Lehrers beim Platzieren<br />
schon erahnen, welche Launen in den kommenden<br />
Stunden auf uns zukommen werden. Glück gehabt!<br />
Es waren maximal 150 Dezibel. Scheint ein normaler<br />
Schultag zu werden. Nach vier Stunden sind dann<br />
die Köpfe voll und die Kulis leer, der Becherkaffee<br />
eingetrocknet und zahlreiche Schüler schon auf dem<br />
Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit.<br />
Bis... natürlich, bis es klingelt! Das Symbol, das man<br />
<strong>am</strong> Anfang jedes Schultages hasst und <strong>am</strong> Ende<br />
umso mehr erhofft und lieb gewinnt! Das Ende eines<br />
anstrengenden Tages, der in circa acht Stunden neu<br />
beginnt und in 24 Stunden wieder aufhört!<br />
Patrick Kofler, 1d<br />
Bullen und Bären <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong><br />
Tiroler Landessieger beim größten Börsenspiel Österreichs<br />
Mehr als 7200 Schüler und 475 Klassen aus ganz<br />
Österreich nahmen beim Börsenspiel School Investor<br />
2008 des Raiffeisen-Clubs teil. Die Klasse 9d des<br />
<strong>Abendgymnasium</strong>s Innsbruck wurde Landessieger<br />
in Tirol, in Österreich erreichten die Abendgymnasiasten<br />
den 7. Platz. Die Raiffeisen-Landesbank<br />
Tirol überreichte den erfolgreichen Teilnehmern<br />
den Preis: 1000 Euro für die Klassenkasse.<br />
Jeder angemeldete Schüler startete mit einem fiktiven<br />
Startkapital von 36.000 Euro. Das Ziel war es, dieses<br />
Kapital innerhalb eines halben Jahres vom Oktober<br />
2007 bis März 2008 möglichst gut anzulegen. Und<br />
das gelang den Studierenden des <strong>Abendgymnasium</strong>s<br />
<strong>am</strong> besten in Tirol, zweiter wurde eine Klasse der<br />
HTL Jenbach, dritter die HS Paznaun. Am Schluss<br />
wiesen die Abendgymnasiasten ein Plus von 1,72<br />
Prozent auf. D<strong>am</strong>it schlugen sie den österreichischen<br />
Leitindex ATX im Längen, denn dieser verlor in<br />
diesem Zeitraum fast 20 Prozent.<br />
Nina Markl, als erfolgreichste Teilnehmerin der<br />
Klasse belegte sie in der Einzelwertung Platz 26 in<br />
Österreich: „Aufregend war das ständige Auf – und<br />
Ab an der Börse. Es war wichtig, konsequent <strong>am</strong><br />
Ball zu bleiben.<br />
Der Ökonomielehrer Hansjörg<br />
Manzl betreute die erfolgreichen<br />
Abendgymnasiasten:<br />
„Der School Investor 2008<br />
fand in einer sehr schwierigen<br />
Börsenphase statt. Negative<br />
Folgen der US-Immobilienkrise<br />
und die Unsicherheit<br />
über die weitere weltweite<br />
Konjunkturentwicklung<br />
sorgten immer wieder für<br />
starke Turbulenzen an den<br />
Weltbörsen. Erfolgreich war,<br />
wer sein Depot aktiv managte<br />
und die heftigen Kurseinbrüche<br />
zum Kauf nutzte. “<br />
„Durch die Teilnahme <strong>am</strong><br />
Börsenspiel konnten wir die Informationen aus dem<br />
Ökonomieunterricht realitätsnahe umsetzen und so<br />
ganz viel Erfahrung auf dem Börsenparkett s<strong>am</strong>meln.<br />
Nun wissen wir, dass viel Knowhow nötig ist, um an<br />
der Börse längerfristig erfolgreich zu sein“, ergänzt<br />
Markl. Und dieses Wissen wird <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong><br />
Innsbruck im Fach Ökonomie vermittelt. „Unsere<br />
Studierenden bekommen neben einer fundierten<br />
Allgemeinbildung auch das nötige Spezialwissen über<br />
die Wirtschaft, das viele für ihre weitere Ausbildung<br />
an der Universität oder an der Fachhochschule<br />
brauchen“, meint Ökonomieprofessor Manzl.<br />
10 11
Amsterd<strong>am</strong><br />
die Stadt <strong>am</strong> Meer, auf Pfählen gebaut<br />
Unser Mathematikprofessor, Magister Tobias Hausmann,<br />
hat mich gebeten, für die Schülerzeitung über Amsterd<strong>am</strong> zu<br />
schreiben. Ich möchte gerne diesen Wunsch erfüllen.<br />
Ich habe meine Jugend in Amsterd<strong>am</strong> verbracht. Mein Vater und<br />
mein Großvater st<strong>am</strong>men aus Amsterd<strong>am</strong>. Mein Vater hatte ein<br />
technisches Büro. Er lieferte Berechnungen an kleine Werften<br />
und Fabriken. Sein Vater war Di<strong>am</strong>antschleifer und ein Onkel<br />
hatte eine Schiffstaufabrik in der Harlemmermeerpolder.<br />
Amsterd<strong>am</strong> ist keine alte Stadt. Ein Urkunde über die Niederlassung<br />
auf dem Platz an der Amstel st<strong>am</strong>mt aus dem<br />
Jahr 1275. Es waren Fischer und Handwerker, die sich dort<br />
niederließen.<br />
Amsterd<strong>am</strong> liegt in einem Moorgebiet. Die Stadt ist auf Pfählen<br />
gebaut. Die Baumstämme st<strong>am</strong>men aus dem Schwarzwald,<br />
daher der Ausspruch: „Amsterd<strong>am</strong> ist auf dem Schwarzwald<br />
gebaut“. Vor dem Bauen muss „geheid“ werden. Beim Heien<br />
werden Baumstämme, die mit Betonköpfen versehen werden,<br />
direkt nebeneinander in den Boden ger<strong>am</strong>mt. Früher, als es<br />
keinen Beton gab, wurden die Stämme mit Kuhhäuten bedeckt.<br />
Der Bahnhof, „Centraal Station“, ist auf einer künstlichen<br />
Insel im Isselmeer gebaut. Das Isselmeer ist ein Meeresarm<br />
gewesen. Früher k<strong>am</strong>en Ebbe und Flut direkt in die Stadt. Bei<br />
Flut schloss man die Schleusen. Es roch nach Brackwasser und<br />
Teer. Durch den Bau des Abschlussd<strong>am</strong>mes ist dieser Geruch<br />
verschwunden. Der D<strong>am</strong>m beschützt Amsterd<strong>am</strong> und die Städte<br />
rund um die Zuiderzee. Der N<strong>am</strong>e des Flughafens „Schiphol“<br />
st<strong>am</strong>mt aus dem Wort Schiffshölle, dort sind viele Schiffe<br />
untergegangen. Der Flughafen liegt in der Harlemmermeerpolder.<br />
Das Harlemmermeer musste trockengelegt werden.<br />
Diese See bedrohte Amsterd<strong>am</strong> und Leiden.<br />
Sie werden in Amsterd<strong>am</strong> vergebens nach Barockkirchen,<br />
Palästen, Schlössern, Prunkgräbern und einer Kathedrale suchen.<br />
Der Palast auf dem „D<strong>am</strong>“ ist ein früheres Gemeindehaus<br />
aus dem 14. Jahrhundert. Es ist aus Natursteinen aufgebaut<br />
und das Fund<strong>am</strong>ent ruht auf 13659 Pfählen. Der Bruder<br />
von Napoleon, Louis, hat dort als König gewohnt, nachher<br />
die Oranjes. Eine Woche im Jahr wohnt die Königin dort.<br />
Heute gibt es Stimmen dafür, diese Gebäude der früheren<br />
Bestimmung zurückzugeben.<br />
Amsterd<strong>am</strong> ist die Hauptstadt eines bürgerlichen Landes. Die<br />
Bürger sehen in Dulds<strong>am</strong>keit eine große Aufgabe. Amsterd<strong>am</strong> war<br />
einmal die größte Handelsstadt der Welt. Es ist auch jetzt noch eine<br />
Handelsstadt, wo immer viel fremde Menschen gewohnt haben und<br />
noch immer wohnen.<br />
Wenn Sie Amsterd<strong>am</strong> sehen wollen: Machen Sie an einem frühen<br />
Sonntagsmorgen einen Spaziergang, entlang der Grachten - leider sind<br />
viele zugeschüttet - und bewundern Sie die schönen Treppengiebel.<br />
Ab und zu werden Sie einen der „singenden“ Türme sehen und hören:<br />
Die Niederlande sind das Land der Glockenspiele. Der Westturm hat<br />
eine farbige Krone: Maximilian fügte diese Krone dem Stadtwappen<br />
aus Dankbarkeit hinzu. Er hat eine stürmerische Zuiderzeeüberfahrt<br />
überlebt und ist sicher im Amsterd<strong>am</strong>er Hafen gelandet.<br />
Amsterd<strong>am</strong> hat viele einfache Kirchen. Die Kirche und der Glaube<br />
haben nie eine so vorherrschende Rolle gespielt wie z.B. in Tirol.<br />
Der Calvinismus hat die Mentalität der Niederländer stark geprägt.<br />
Im Unterschied zu Innsbruck sind in Amsterd<strong>am</strong> sehr viele Museen,<br />
z.B. das Rijkmuseum, das Indische Museum und das Historische<br />
Museum. Auf dem „D<strong>am</strong>“ steht ein Kriegerdenkmal. Die Amsterd<strong>am</strong>er<br />
gehen ziemlich freimütig mit dem Monument um. Bei den alten<br />
portugiesisch-jüdischen Synagoge steht das Denkmal der Dockarbeiter.<br />
Es waren Dockarbeiter, die einen Streik anzettelten, aus Protest gegen<br />
die Judendeportationen. Es erfüllt mich mit großer Trauer, dass die<br />
Juden und inhaftierte Dockarbeiter nicht zurückgekehrt sind. Die<br />
Amsterd<strong>am</strong>er sind durchwegs ruhig und vertrags<strong>am</strong>e, tolerante<br />
Menschen, Juden und Fremdenhass ist ihnen fremd. Sie lieben den<br />
Stadtteil, wo sie wohnen, und bleiben auch lange dort wohnen. Diese<br />
Stadtteile haben ihre Vereinigungen, Sänger und Schauspielvereine<br />
geben regelmäßig Konzerte und Theatervorführungen. Wenn man<br />
Nachbarn begegnet, nimmt man sich Zeit für ein kurzes Gespräch.<br />
Streitereien und Probleme werden besprochen und nicht unter den<br />
Teppich gekehrt. An Geburtstagen besuchen die Nachbarn einander. Es<br />
werden keine Geschenke mitgebracht. Man trinkt Tee oder Kaffee,isst<br />
Süßigkeiten und unterhält sich miteinander.<br />
Luise Trenkwalder<br />
12 13
Interview<br />
Irmi Bibermann zum Thema “<strong>interkultureller</strong> <strong>Dialog</strong>”<br />
Wie definierst du den Begriff „<strong>interkultureller</strong> <strong>Dialog</strong>“?<br />
Irmi: <strong>Dialog</strong> heißt für mich Verständigung, Kommunikation, im Sinne von<br />
Austausch von Meinungen, Ideen, Vorstellungen zwischen zwei gleichberechtigten<br />
GesprächspartnerInnen. Für einen gelungenen <strong>Dialog</strong> müssen die<br />
daran Beteiligten zu Wort kommen, müssen sie ausreden können, ohne sofort<br />
unterbrochen zu werden, ohne dass ihnen nach jedem Halbsatz widersprochen<br />
wird. Es braucht also die Fähigkeit und Bereitschaft wirklich hören zu<br />
wollen, was der/die andere sagt. Auch wenn grundsätzliches Interesse an den<br />
Ausführungen der/des Gesprächspartners/in besteht, erfordert es bisweilen<br />
Zuhördisziplin, wenn Gedanken und Meinungen ausgeführt werden, die<br />
konträr zu den eigenen sind, die nicht in die eigene Vorstellungswelt passen.<br />
Ich vergesse da mitunter völlig die Regeln für eine gelungene Gesprächskultur,<br />
verwickle mich in hitzige Streitgespräche, verteidige meinen Standpunkt,<br />
meine Sichtweise mit verbalem Feuer und Schwert und werde taub für die<br />
Argumente des / der anderen.<br />
Voraussetzung für interkulturellen <strong>Dialog</strong>, also Kommunikation und<br />
Verständigung zwischen unterschiedlichen Kulturen, ist für mich, wie für<br />
jeden <strong>Dialog</strong>, Interesse daran, etwas vom anderen zu erfahren und dabei<br />
auch die Begegnung mit Fremdem, Ungewohntem nicht zu scheuen. Wie<br />
diese Begegnung erfolgt, hängt unter anderem davon ab, wie ich gelernt habe<br />
mit Unterschieden umzugehen, wie sehr ich es für die Definition meiner<br />
eigenen Identität brauche, mich abzugrenzen, indem ich andere abwerte.<br />
Interkultureller <strong>Dialog</strong> im Mikrokosmos Alltagsleben heißt für mich, mich<br />
für die Lebensweise und Kultur von Menschen aus anderen Kulturkreisen<br />
zu interessieren, mich z.B. im Gespräch mit ihnen zu informieren. Für den<br />
Unterricht bedeutet es, dass Studierenden mit Migrations-Hintergrund<br />
immer wieder die Gelegenheit zu geben, sich mit Erzählungen und Berichten<br />
über ihre Lebensweise und Kultur, über religiöse Vorstellungen oder über<br />
politische und gesellschaftliche Strukturen in ihren Ursprungsländern in den<br />
Unterricht ein zu bringen.<br />
Warum denkst du, ist ein <strong>interkultureller</strong> <strong>Dialog</strong> wichtig?<br />
In wie weit soll die <strong>Dialog</strong>bereitschaft auf beiden Seiten gehen?<br />
Irmi: Die Erweiterung der Europäischen Union, die Liberalisierung der<br />
Arbeitsmärkte, und die Globalisierung haben in vielen europäischen Ländern<br />
zu einem Zunehmen der kulturellen Vielfalt geführt. Es gibt z.B. heute in<br />
Österreich mehr Sprachen, mehr Glaubensbekenntnisse, sowie ein Mehr an<br />
verschiedenen ethnischen und kulturellen Hintergründen als noch vor 20<br />
Jahren. Daher braucht es von politischer Seite Konzepte für die Förderung<br />
eines friedlichen und konstruktiven Zus<strong>am</strong>menlebens. Seit Anfang der 1990er<br />
Jahren ist an den allgemein bildenden Schulen „Interkulturelles Lernen“ als<br />
Unterrichtsprinzip verankert.<br />
Über das Unterrichtsprinzip „Interkulturelles Lernen“ sollen die Beteiligten<br />
u. a. den Umgang mit Diversität und Pluralismus lernen, also dass Menschen<br />
gleichwertig, aber unterschiedlich sind, dass die Identität eines Menschen<br />
auch, aber nicht ausschließlich, kulturell bedingt ist und dass sie sich im Lauf<br />
eines Lebens verändern und weiterentwickeln können, dass es möglich ist,<br />
mit Unterschieden zu leben, dass man voneinander lernen und trotz unterschiedlicher<br />
Lebensumstände einander achten, helfen und in Freundschaft<br />
leben kann.<br />
Was trägst du aktiv zum interkulturellen <strong>Dialog</strong> bei?<br />
Irmi: Ich bin Mitglied bei Südwind Tirol, der Gesellschaft für bedrohte<br />
Völker und Obfrau von spectACT, dem Verein für politisches und soziales<br />
Theater. In all diesen Vereinen wird der <strong>Dialog</strong> mit Menschen aus anderen<br />
Kulturkreisen gesucht. spectACT macht derzeit in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />
der Migrationsakademie ein Theaterprojekt mit Jugendlichen mit und ohne<br />
Migrationshintergrund und eines mit Asylanten in einem Flüchtlingsheim<br />
in Innsbruck. Ziel der Projekte ist es, den Beteiligten mit den Mitteln des<br />
Theaters eine Stimme zu geben und ihnen Gehör zu verschaffen.<br />
Pichler Nicola und Tiefenthaler Sophia, 4f<br />
14 15
Schauplatz<br />
Adolf-Pichler-Platz<br />
Das Jahr des „Interkulturellen <strong>Dialog</strong>s“<br />
Ergebnisse einer Umfrage<br />
Deryas<br />
Erfolgsstrategie<br />
Abschlussklasse - kurz vor dem Ziel<br />
Das Europäische Jahr des interkulturellen <strong>Dialog</strong>s<br />
2008 soll zur Förderung der interkulturellen Kompetenzen<br />
der Bürger und Bürgerinnen und somit auch<br />
zur Förderung ihrer persönlichen, beruflichen und<br />
sozialen Entwicklung beitragen. Ein wesentliches Ziel<br />
des EJID 2008 liegt darin, eine breite Öffentlichkeit –<br />
insbesondere junge Menschen – für die Bedeutung<br />
des interkulturellen <strong>Dialog</strong>s im Alltag zu sensibilisieren.<br />
Die Aktivitäten während des EJID 2008 sollen dazu<br />
beitragen, kulturelle Vielfalt als wertvolle Ressource<br />
und als Potential erlebbar zu machen.<br />
Ist unsere Bereitschaft<br />
zum Interkulturellen<br />
<strong>Dialog</strong><br />
schon spürbar?<br />
Ist unser Interesse<br />
an der kulturellen<br />
Vielfalt Europas und<br />
unseres Heimatlandes<br />
geweckt? Mittels<br />
einer Fragebogenaktion<br />
wollten wir,<br />
ein Te<strong>am</strong> aus der<br />
Fernstudiumsklasse 4f, erheben, wie unsere Mitschüler<br />
<strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong> an das Thema „Interkultureller<br />
<strong>Dialog</strong>“ herangehen.<br />
In etwa die Hälfte aller Befragten geben an, sich für<br />
fremde Kulturen oder Religionen zu interessieren.<br />
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um<br />
dieselben Schüler handelt, die auch ein Unterrichtsfach<br />
„Kulturen der Welt“ befürworten würden. Mit dem<br />
Ausdruck „Interkultureller <strong>Dialog</strong>“ an und für sich<br />
können von 180 befragten Personen nur 48 wirklich<br />
„etwas anfangen“ und es überrascht auch nicht, dass<br />
nur ca. ein Fünftel überhaupt vom Europäischen Jahr<br />
des Interkulturellen <strong>Dialog</strong> wusste. Alle die geplanten<br />
Aktionen mit ihren klingenden N<strong>am</strong>en, wie zum<br />
Beispiel die <strong>Dialog</strong>-Tour durch ganz Österreich,<br />
scheinen ohne Echo oder überhaupt ungehört<br />
verklungen zu sein.<br />
Geht es um den außerschulischen Kontakt zu Mitschülern<br />
oder generell Personen eines anderen<br />
Kulturkreises, so ist das Verhältnis sehr ausgewogen.<br />
Die Hälfte der Befragten beantwortet die Frage mit<br />
„ja“ oder zumindest mit „ein wenig“. Dabei spielt<br />
es keine Rolle, ob man die Daten der Gruppe der<br />
Migranten oder jene der Schüler mit österreichischen<br />
Wurzeln heranzieht.<br />
Interessant wurde es bei der Beantwortung der<br />
Frage, ob der Unterricht <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong> die<br />
Integration fördere oder nicht. 28 % sind der Meinung<br />
„ja“, gute 40 % immerhin „eher ja“. Die Skeptiker sind<br />
hierbei eindeutig<br />
bei den Migranten<br />
zu suchen. Dennoch<br />
finden sich nahezu<br />
70 % der Schüler,<br />
deren F<strong>am</strong>ilien Migrationshintergrund<br />
haben, aufgrund<br />
ihrer eigenen, fremden<br />
Kultur nicht<br />
benachteiligt. Gut<br />
die Hälfte von ihnen<br />
findet, dass im Unterricht auf die Tatsache, nicht<br />
Deutsch zur Muttersprache zu haben, genügend<br />
Rücksicht genommen werde.<br />
Was sagen uns nun diese Zahlen? Dass es bei der<br />
Hälfte der befragten Schüler <strong>am</strong> <strong>Abendgymnasium</strong><br />
Adolf-Pichler-Platz „noch nicht geklingelt hat“.<br />
Was bedeuten soll, dass Zuwanderf<strong>am</strong>ilien ebenso<br />
wie Tiroler Urgesteine noch eher verschlossen<br />
auf das „Andere“ reagieren. Mögen es mangelnde<br />
Toleranz, fehlende Sprachkenntnisse oder einfach<br />
nur Desinteresse sein.<br />
Liebe Derya, wo bist du geboren?<br />
Ich bin in Bolu - das ist im asiatischen Teil der<br />
Türkei - geboren.<br />
Was ist deine Muttersprache? In welcher Sprache<br />
sprichst du mit deinen Eltern und Geschwistern?<br />
Meine Muttersprache ist Türkisch. Ich spreche mit<br />
meiner F<strong>am</strong>ilie und mit meinen türkischstämmigen<br />
Freunden in meiner Muttersprache.<br />
Wie ist es dir in der Schule, bevor du zu uns k<strong>am</strong>st,<br />
ergangen? Hattest du Probleme?<br />
Ich hatte schon immer Schwierigkeiten in Mathe,<br />
ich hatte sehr viele Schwierigkeiten mit rassistischen<br />
Mitschülern und Lehrpersonen, diese Probleme<br />
hatten natürlich einen negativen Einfluss auf meine<br />
Noten.<br />
Wie ging es dir mit Deutsch?<br />
Ich muss zugeben, dass sich mein Deutsch im <strong>Abendgymnasium</strong><br />
verbessert hat. Mein Wortschatz hat sich<br />
erweitert. Je besser ich mich zu verständigen gelernt<br />
habe, desto selbstbewusster wurde ich.<br />
Wurden deine Bildungspläne von Zuhause unterstützt?<br />
Hatten deine Eltern für deine Zukunftspläne<br />
Verständnis?<br />
Meine Eltern haben mich nicht unterstützt, weil ich<br />
immer schlechte Noten bek<strong>am</strong>, sie glaubten nicht an<br />
mich. Als ich mit dem <strong>Abendgymnasium</strong> begann,<br />
glaubten sie, dass ich spätestens nach 3 Monaten<br />
aufgeben würde. Außerdem wollte mein Vater nicht,<br />
dass ich noch so spät <strong>am</strong> Abend noch in der Stadt<br />
unterwegs bin. Ich habe mich durchgesetzt und ich<br />
wurde erfolgreich.<br />
Warum bist du zu uns an die Abendschule<br />
gekommen?<br />
Ich wollte etwas aus meinem Leben machen, ich wollte<br />
nicht sofort aufgeben. Außerdem wollte ich auch<br />
meiner F<strong>am</strong>ilie und denen, die glaubten Ausländer<br />
können nichts, das Gegenteil beweisen.<br />
Bist du berufstätig? Musst du dir deinen Lebensunterhalt<br />
selbst verdienen oder musst du zum<br />
F<strong>am</strong>ilienunterhalt beitragen?<br />
Ich wohne seit meinem 20. Lebensjahr alleine in<br />
Innsbruck, meine F<strong>am</strong>ilie ist noch im Oberland. Ich<br />
bin seit meinem 16. Lebensjahr berufstätig. Meine<br />
Eltern konnten mich finanziell nicht unterstützen,<br />
aber sie haben auch nichts von mir verlangt.<br />
16 17
Vor der Matura<br />
Hast du an unserer Schule etwas erfahren oder erlebt,<br />
das die besonders wichtig ist?<br />
Am <strong>Abendgymnasium</strong> habe ich gelernt: wenn der Wille vorhanden ist, muss<br />
auch ein Weg dazu vorhanden sein. Ich habe auch meine persönlichen Grenzen<br />
kennen gelernt. Es gab sehr viele Momente, wo ich mich überfordert gefühlt<br />
habe. Nun weiß ich, dass man gerade dann nicht aufgeben soll, wenn man<br />
glaubt, es geht nicht mehr.<br />
Was hat dir bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen<br />
helfen können?<br />
Ich war schon immer ein sehr gläubiger Mensch. Mein Glaube befiehlt mir,<br />
geduldig und stark zu sein. Ich wurde aber auch von einigen Lehrpersonen<br />
positiv unterstützt.<br />
Möchtest du noch irgendetwas Wichtiges sagen?<br />
Ich habe privat und beruflich sehr viel durchgemacht, um das <strong>Abendgymnasium</strong><br />
nicht aufgeben zu müssen. Heute bin ich stolz auf mich, dass ich trotz vieler<br />
Schwierigkeiten den Mut nicht verloren habe. Ich finde es sehr schade, dass<br />
viele junge Menschen, trotz der Unterstützung ihrer Eltern, ihre Ausbildung<br />
vorzeitig beenden. Wenn man sich kein Ziel setzt, so wird man im Leben<br />
auch nichts erreichen können.<br />
Derya Akbulut, 9e<br />
Kennt Ihr das Gefühl,<br />
dass man laut schreien<br />
möchte? Der Kopf dröhnt<br />
vor lauter mathematischen<br />
Rechenschritten, deutschen<br />
Erörterungsthemen oder<br />
englischen Vokabeln. Das<br />
Gefühl wird jeden Tag<br />
stärker, je näher der Tag<br />
der Matura heranrückt. Man verliert den Appetit,<br />
<strong>am</strong> liebsten würde man gar nicht mehr aus dem Bett<br />
steigen. Der Zigarettenkonsum steigt von 20 auf 30<br />
pro Tag und man stellt sich vor, wohin man <strong>am</strong> besten<br />
flüchten könnte.<br />
Man malt sich aus, wie man sich während der ersten<br />
paar Monate durch Kellnern über Wasser halten<br />
würde, bis man erkennt, dass es keine Perspektive<br />
gibt. Man würde sich einfach auf einen menschenüberfüllten<br />
Platz stellen und singen. Neue Karriere:<br />
StraßenmusikerIn, wäre da nicht das Problem mit<br />
der unsagbar unzumutbar krächzenden Stimme, und<br />
Liedertexte muss man ja auch noch kennen. Ich hab<br />
oft daran gedacht, mich in den Zug zu setzen und<br />
ein neues Leben irgendwo in einem unbekannten<br />
Städtchen anzufangen. Vielleicht würde ich mich<br />
auch ab aufraffen und eine Postkarte an meine<br />
lieben Eltern schicken: „Hallo ihr Lieben, mir geht<br />
es gut, das Wetter ist schön. Kommt mich ja nicht<br />
besuchen!“<br />
Man muss sich schließlich eingestehen, dass man das<br />
sowieso nicht macht. Man steigt doch aus dem Bett,<br />
geht ins Bad, putzt sich die Zähne, betrachtet das<br />
verquollene Gesicht mit den trüben Augen darin, schaut<br />
genauer in den Spiegel - kann gar nicht glauben, was<br />
für ein hässlicher Anblick sich einem bietet, entdeckt<br />
eine Falte auf der Stirn und möchte wieder einfach<br />
nur schreien. Was man natürlich nicht macht…zu<br />
viele Fragen….einfallslose Ausreden. Außerdem<br />
möchte man ja nicht für verrückt gehalten werden.<br />
Das würde so ganz und gar nicht den Erwartungen<br />
der Eltern entsprechen. Wenn es nach Eltern gehen<br />
würde, hätte das perfekte Kind Mozarts musikalisches<br />
Genie gepaart mit Einsteins naturwissenschaftlichem<br />
Denkergeist, dazu noch eine Handvoll von Kate<br />
Allens Disziplin und Ausdauer, nicht zu vergessen,<br />
Schwarzeneggers Selbstbewusstsein sowie Marge<br />
Simpsons immerwährendes fröhliches Gemüt und,<br />
um dem Ganzen noch die nötige Würze zu verleihen,<br />
eine Brise von R<strong>am</strong>bos K<strong>am</strong>pfgeist. Während man<br />
panisch und verzweifelt vor dem Spiegel steht und<br />
sich einzureden versucht, dass das Make-up die Falte<br />
schon verdecken wird, kommt dann plötzlich die<br />
Frage, die schon jahrelang hartnäckig an der Tür<br />
unseres Bewusstseins geklopft hat und nun bereit<br />
ist einzutreten…Wofür das alles? Warum muss ich<br />
mein Wissen unter Beweis stellen? Tag für Tag Schule,<br />
bis man es endlich geschafft hat, sich herausgeputzt<br />
und schlaflos vor dem obersten Gerichtshof zu<br />
präsentieren.<br />
Ilyra Cela, 9E<br />
Ilyra Cela, 9e<br />
18 19
Wir sind auch Menschen<br />
Trotz unterschiedlicher Nationalitäten<br />
Trotz unterschiedlicher Sprachen<br />
Trotz unterschiedlicher Kultur<br />
Trotz anderer Meinung<br />
Trotz anderen Charakters<br />
Trotz anderer Art und Weise<br />
Wir sind auch Menschen<br />
Wir haben einander etwas zu sagen<br />
Wir haben auch Rechte<br />
Wir haben auch unsere guten und schlechten Tage<br />
Wir haben auch unsere eigenen Hobbys<br />
Wir haben auch eigene Wünsche<br />
Wir sind Menschen<br />
Wir leben auch auf dieser Erde<br />
Wir sind auch ein Teil davon<br />
Wir haben ein ergänzende Rolle<br />
Wenn einer fehlt, ist das Gleichgewicht nicht mehr da<br />
D<strong>am</strong>it nichts passiert, müssen wir uns gegenseitig unterstützen<br />
Wir sind auch Menschen<br />
Wie jeder andere<br />
Hilal Turgut<br />
20