DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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Was sich für Cook mit der sprachanalytischen Untersuchung des Kulturrelativismus<br />
ergibt, ist weder die Parteinahme für den Kulturrelativismus noch für dessen Gegenspieler,<br />
den Universalismus. Beide sind sich in der Bestimmung der Quelle von moralischen<br />
Prinzipien gar nicht so uneinig, wie es oftmals erscheint. Denn beide verstehen Moral<br />
nicht nur als Zusammensetzung von moralischen Regeln und Prinzipien, die die Grundlage<br />
für das Denken bilden, sondern werten die Rolle des Einzelnen stark ab: Sie bestimmen<br />
die Position des Einzelnen als eine, die Regeln und Prinzipien zu befolgen habe<br />
– seien es die partikular und kulturell gegebenen oder die hinter der sozialen und<br />
kulturellen Praxis liegenden universellen Prinzipien (Cook 1999: 125-129). Es komme<br />
nach Cook vielmehr darauf an, die vom Kulturrelativismus und Universalismus geteilte<br />
Grundannahme zu verwerfen und die Auseinandersetzung im einzelnen Menschen, die<br />
oftmals nicht klar als eindeutige Position zu erfassen ist, zu fokussieren. Damit würde<br />
die Priorität auf moralische Abwägungen, Nuancen, Formen der Überwindung beispielsweise<br />
von Vorurteilen sowie Formen der Selbstreflexion gelegt werden. Cook<br />
plädiert für einen moralischen Diskurs, der den Einzelnen in der Reflexion von Moral<br />
stärker berücksichtigt und seine beziehungsweise ihre Fähigkeit, die eigene Position zu<br />
überdenken, stärker in Erwägung zieht. Vor diesem Hintergrund ist die Frage, ob Eingriffe<br />
in eine Kultur legitim und zulässig seien, vor allem eine praktische und moralische<br />
Frage. Sie ist nicht generalisierend und abstrakt zu beantworten, sondern nur einzeln<br />
von Fall zu Fall.<br />
Damit muss auch die kategorische Ablehnung der Entwicklung durch die drei Post-<br />
Development Autoren einer Revision unterzogen werden. Denn ihr essentialistisch und<br />
relativistisch anmutender Kulturbegriff, der auf die Bewahrung traditioneller kultureller<br />
Praktiken zielt, alles Externe ablehnt und dabei den Einzelnen lediglich die Ausführung<br />
einer kulturell induzierten Moral zugesteht, vermag es keineswegs, eine schlüssige Theorie<br />
über das Zusammenleben der Kulturen unter entwicklungspolitischen Vorzeichen<br />
zu formulieren. Mit ihrer kulturrelativistischen Deutung der „Entwicklung“, die sie aus<br />
der radikalen Kritik am universalistischen Entwicklungsbegriff schlussfolgern, manövrieren<br />
sich die Autoren in eine moralische Willkürposition, von der aus sie über Sinn<br />
und Unsinn einer entwicklungspolitischen Intervention und Praxis nicht mehr entscheiden<br />
können.<br />
Da die Entwicklungstheorie und -politik schon vor Jahren in eine Krise geraten ist, laufen<br />
die wissenschaftlichen und politisch gefärbten Attacken gegen sie zunehmend ins<br />
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