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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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wicklungsidee bewahrt bleiben. Hier deutet sich bei Sachs die Vorstellung an, dass Moralvorstellungen<br />

aus einer Kultur auch nur für diese in Anspruch genommen werden<br />

können. Dieser Zugang, der von John W. Cook als zweite Prämisse einer kulturrelativistischen<br />

Sichtweise ausgemacht wurde, bleibt bei Sachs aber nur implizit angelegt. Damit<br />

trifft die zweite Prämisse, dass Moral über den Prozess der enkulturellen Konditionierung<br />

erworben werde, nicht eindeutig zu. Zwar deuten die Idee eines „Lebensrecht(s)<br />

der Kulturen“ und das Postulat, dass der Universalismus wie die Entwicklungsidee die<br />

kulturelle Vielfalt verdrängen würde, auf eine kulturrelativistische Perspektive hin, welche<br />

die Übertragung und Kritik von anderen Gesellschaftsmodellen und Werten ablehnt.<br />

Sie ist aber gemäß den Cookschen Parametern nicht eindeutig belegbar. So ist anzuführen,<br />

dass Wolfgang Sachs selbst auf ein konstruktivistisches Verständnis von Kultur<br />

hinarbeitet. So formuliert er:<br />

„Natürlich bleiben auch die lokalistischen Vorstellungen nicht, wie sie waren, sie<br />

werden ständig neu formuliert, geändert und neu erfunden, in unablässigem Dialog<br />

und Widerstreit. Und zugleich werden die universalistischen Vorstellungen, die<br />

sich ja weiterhin machtvoll ausbreiten, ständig ausgehöhlt, verkürzt und angepaßt –<br />

zum dauernden Schrecken der westlichen Wohltäter.“ (Sachs 1993: 445)<br />

Zwar erkennt Sachs hier die Veränderungen und Anpassungsfähigkeiten von Kulturen<br />

an und stellt sich somit gegen ein statisches und essentialistisches Verständnis von Kultur.<br />

Doch dieses gilt es im Kontext der zu bewahrenden kulturellen Vielfalt zu betrachten<br />

und zu untersuchen.<br />

Sachs lokalisiert zwei Typen von Kulturen. Die eine bezeichnet er als raumorientiert,<br />

die andere als ortszentriert. Letztere, die er vornehmlich in prämodernen traditionell<br />

verankerten Gemeinschaften ausmacht, zeichneten sich durch soziale Bindungen und<br />

eine Glaubensgemeinschaft aus. Sie seien als ortszentriert zu charakterisieren, da sie<br />

nicht die räumliche Ausdehnung und damit die Durchdringung von anderen Gesellschaften<br />

suchen 39 . Im Dualismus von raumorientierten und ortsorientierten Gemein-<br />

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39 Wolfgang Sachs führt hier leider keinerlei Fallstudien oder Länderbeispiele an und bleibt überaus allgemein.<br />

Es muss allerdings angefügt werden, dass eine so allgemeine Äußerung den Erkenntnissen und<br />

dem Forschungsstand der Globalgeschichte nicht standhält. Viele globalgeschichtliche Ansätze, wie sie<br />

zum Beispiel bei Jürgen Osterhammel oder Christopher A. Bayly zu finden sind, beabsichtigen in kritischer<br />

Auseinandersetzung mit dem Eurozentrismus, aber auch mit postkolonialen und sogenannten „dezentrierten“<br />

Geschichtsschreibungen, gerade die Verflechtungen, Interaktionen und Interdependenzen der<br />

verschiedenen Regionen, Gemeinschaften und Ländern herauszuarbeiten. Dabei wird versucht, weder<br />

Europa und die Vereinigten Staaten als zentraler Ausgangspunkt in der Moderne zu begreifen, noch werden<br />

sogenannte Entwicklungsländer als rein passive Objekte gefasst, die nur durchdrungen wurden. Sebastian<br />

Conrad und Andreas Eckert führen hinsichtlich der einseitigen Kritik des Westens durch beispielsweise<br />

postkoloniale Geschichtsschreibung in ihrem Artikel „Globalgeschichte, Globalisierung,<br />

multiple Modernen“ kritisch an, dass Perspektiven, die dem Universalismus des europäischen Ge-<br />

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