DA Elisabeth Lambrecht.pdf
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Die Raumorientiertheit des Universalismus lasse sich als Produkt des ausgehenden Mittelalters<br />
fassen, das im Übergang zur Aufklärung von einer vertikalen Achse der Weltsicht<br />
zu einer horizontalen Achse überging. Die vormals vertikale Achse, Sachs beschreibt<br />
sie als geschichtete, nach oben gehende Weltordnung, sei im modernen Bewusstsein<br />
durch die horizontale, also raumorientierte und in die Weite gehende Sicht<br />
auf die Dinge der Welt ersetzt worden. Daraus ergaben sich laut Sachs Konsequenzen<br />
gerade bezüglich der Expansionsbestrebungen der europäischen Länder:<br />
„Die Welt erscheint nicht mehr als begrenzt und nach oben strebend, sondern als<br />
grenzenlos in immer weiteren Kreisen sich ausdehnend. [...][D]er europäische Kolonialismus<br />
[hat] nicht aufgehört, die ortsgebundenen Kulturen zu verwüsten und<br />
ihnen seine raumorientierten Werte aufzuzwingen.“ (ebd.: 443 f.)<br />
Doch nicht nur im Kolonialismus fand diese Weltsicht ihre gewaltsame Durchsetzung<br />
sondern auch in der Entwicklungspolitik sei ihr Fortwähren zu verzeichnen. So schreibt<br />
Sachs:<br />
„In der Entwicklungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich diese Geschichte<br />
fort. Dem geübten westlichen Blick bot sich die Erde als gewaltiger einheitlicher<br />
Raum, den es durch Einsatz universeller Programme und Technologien<br />
zu ordnen galt. Zahlreiche Kulturen erschienen aus dieser Perspektive rückständig,<br />
mängelbehaftet und unerheblich. Die Verfechter der Entwicklung zögerten nicht;<br />
sie machten sich daran, das westliche Modell der Gesellschaft auf Länder verschiedenster<br />
Kulturen zu übertragen.“ (ebd.: 444)<br />
Das Übertragen von Gesellschaftsmodellen und Werten aus dem westlichen Kontext auf<br />
Kulturen und Gesellschaften der südlichen Hemisphäre stößt bei Wolfgang Sachs auf<br />
strikte Ablehnung. Für ihn zählt die kulturelle Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Kulturen,<br />
die es gerade in Hinsicht auf gesellschaftliche Problemfelder zu bewahren gelte.<br />
Das Durchdringen anderer Kulturen mit universellen Kategorien, Maßstäben und Entwicklungsvorstellungen<br />
führe auf Grund der von Sachs dargelegten spezifischen Verfasstheit<br />
der universellen Kategorien zu einer Verdrängung, Veränderung oder sogar<br />
zum Verlust von kultureller Vielfalt. Im Spannungsverhältnis zwischen Universalismus<br />
und Lokalismus (Partikularismus) erweist sich Sachs als Anhänger des Partikularismus.<br />
Das von Sachs dargelegte Verweisen auf und das Festhalten an kulturellen Unterschieden<br />
sowie das Ablehnen von universellen Geltungsnormen zur Lösung von gesellschaftlichen<br />
Problemstellungen bieten die Grundlage für den Kulturrelativismus. Denn kulturelle<br />
Werte und Problemlösungsverfahren verhalten sich für den Autor relativ zu einer<br />
jeden Kultur.<br />
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