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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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Diesen greift Sachs an und vergleicht ihn mit einer ökologischen Katastrophe:<br />

„Was immer man davon halten mag, die Homogenisierung der Welt ist in vollem<br />

Gang, wie ein Ölteppich breitet sich die globale Monokultur aus.“ (ebd.: 430)<br />

Die für alle Länder der Welt normativ werdende Vorstellung von einer geschichtlichen<br />

Entwicklung, die insbesondere für die Länder der Dritten Welt einen Antrieb zur Weiterentwicklung<br />

und Angleichung an das Vorbild der westlichen Industrienationen – allen<br />

voran die Vereinigten Staaten von Amerika – bereitstellte, stamme nach Sachs aus<br />

der europäischen Aufklärung (ebd.: 431). Denn was zum Beispiel in der Charta der<br />

Vereinten Nationen aufscheine, sei die Vorstellung der Angleichung aller Länder aneinander<br />

und das nichtig Werden vorher üblicher kultureller Verschiedenheiten. Sachs<br />

vergleicht diese Vorstellung mit der Säkularisierung des Christentums in der europäischen<br />

Aufklärung:<br />

„Damit war die Vorstellung gestiftet, daß alle Menschen auf einer Stufe stehen; die<br />

Aufklärung säkularisierte diesen Gedanken und formulierte daraus ein humanistisches<br />

Bekenntnis: Wie einst vor Gott, so sollten nun alle Unterschiede angesichts<br />

der einen menschlichen Natur nichts gelten – weder Rasse noch Geschlecht, weder<br />

Stand noch Religion.“ (ebd.)<br />

Die Vorstellung der „einen Welt“, die in diesem Manifest anklingt, basiert auf einem<br />

Begriff der Menschheit, der zum einen zukunftsgeleitet und fortschrittsorientiert angelegt<br />

sei. So stelle sich der Menschheit die Aufgabe des gesellschaftlichen Fortschritts<br />

und ziele auf die Verwirklichung der Vorstellung einer Welt der Individuen, die vernunftgeleitet<br />

ihren Weg bestreiten (ebd.: 431 f.). In diesem Begriff scheint allerdings<br />

nicht die Bedeutung der sozialen Bindungen und Glaubensgemeinschaften auf, die, wie<br />

weiter vorne ausgeführt, gerade den Gesellschaftstypus der Länder der Dritten Welt<br />

prägen. Polemisch hält der Autor dazu fest:<br />

„Soziale Bindungen und Glaubensgemeinschaften galten den Aufklärern wenig.“<br />

(ebd.: 432)<br />

Für Sachs zeige sich hier die kulturelle Eingebundenheit der Aufklärung, die durch eine<br />

Abstraktheit der Begriffe – wie beispielsweise der Terminus „Menschheit“ – vorgebe,<br />

alle und alles zu inkludieren, damit aber das kulturell Spezifische wiederum ausblende<br />

und exkludiere. Realisieren kann sich der Universalismus (der Aufklärung) nur dadurch,<br />

dass von dem jeweiligen kulturellen Hintergrund Abstand genommen werde:<br />

„So besehen konnte die ideale Menschheit nur aus Menschen bestehen, die von ihren<br />

alten Geschichten Abstand genommen haben, aus dem Rahmen ihrer Orte ge-<br />

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