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DA Elisabeth Lambrecht.pdf

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Vor dem Hintergrund der inhaltlichen Gleichgültigkeit müssen überdies auch die Konsequenzen<br />

eines angewandten Kulturrelativismus in Erwägung gezogen werden. Im<br />

Falle der von einer nicht-arabischen Minderheit vor Ehrenmorden geretteten Frauen<br />

würde die Rettungsaktion als ethnozentrisch motivierter Eingriff gelten. Ohne ihn würden<br />

diese Frauen aller Wahrscheinlichkeit nach umgebracht werden. Auch wenn der<br />

Kulturrelativismus und Arturo Escobar diese Praxis aller Wahrscheinlichkeit nach persönlich<br />

nicht mittragen würden, so laufen ihre Postulate in letzter Konsequenz darauf<br />

hinaus.<br />

Hierin zeigt sich auch schon die fünfte paradoxe Implikation des Kulturrelativismus.<br />

Für den Kulturrelativismus muss konstatiert werden, dass jeder Wert einer Kultur<br />

gleichermaßen gültig ist. So macht es keinen Unterschied, welcher Brauch praktiziert<br />

oder abgelehnt wird, Gültigkeit können sie alle nur für die jeweilige Kultur beanspruchen.<br />

Es gilt nach Escobar der Grundsatz der kulturellen Diversität, der bewahrt, zurückerobert,<br />

wiederentdeckt und als Tatsache anerkannt werden soll. Mit dem Vorhaben,<br />

den Ethnozentrismus zu beseitigen, wird von einer transkulturellen Bewertung anderer<br />

Kulturen grundlegend Abstand genommen. Das gilt auch für despotisch ausgerichtete<br />

kulturelle Formationen oder Gesellschaftsmodelle, wie beispielsweise der Nationalsozialismus,<br />

den John W. Cook als Beispiel heranzieht. Doch auch hier muss die<br />

Frage gestellt werden, ob wirklich jeder Wert einer Kultur gleichermaßen gültig ist.<br />

Und ob diese paradoxe Implikation nicht zu einem Überdenken der kulturrelativistischen<br />

Positionierung drängen sollte.<br />

Die Verneinung einer rationalen Basis für die Wahl eines angemessenen Lebens, wie<br />

Cook in seinem sechsten Aspekt der paradoxen Implikationen des Kulturrelativismus in<br />

Bezug auf Frank Hartung festhält, trifft auch auf Arturo Escobar zu. Auch hier führt die<br />

Interpretation einer willkürlich begriffenen Moral beziehungsweise Kultur dazu, dass<br />

kein moralisches Konzept, kein bestimmter Wert einer Kultur (beispielsweise hinsichtlich<br />

seiner Sicht auf gesellschaftliche Entwicklung) gegenüber einem anderen bevorzugt<br />

wird. Die Vorteile einer denkbaren empirischen, logischen oder theoretischen Autorität<br />

zählen für den Kulturrelativismus nicht. Denn nur die aus der eigenen Kultur erworbenen<br />

Werte und Normen erfahren Legitimation. Die Ablehnung der Moderne, die Arturo<br />

Escobar anhand der Kritik an Jürgen Habermas’ Interpretation der Moderne vornimmt,<br />

führt den Autor zu der Forderung nach einer Alternative zur Entwicklung und keiner<br />

alternativen Entwicklung. Diese Alternative solle vollkommen mit Entwicklung bre-<br />

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